Aus dem Institut für Neuropathologie

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3. ERGEBNISSE
3.1 LOH bei astrozytären Tumoren
Es wurden insgesamt 153 astrozytäre Tumoren untersucht. Dabei handelte es sich um 52
Astrozytome WHO Grad II (A II), 70 anaplastische Astrozytome WHO Grad III (AIII), und 31
Glioblastome WHO Grad IV (GBM).
Mit 11 Mikrosatellitenmarkern konnte bei 49 von 153 untersuchten astrozytären Gliomen (32%)
ein LOH auf dem chromosomalen Arm 22q festgestellt werden. Davon hatten 32 der 49 LOHFälle eine interstitielle Deletion (65%) und 17 Fälle (35%) zeigten einen Verlust des gesamten
chromosomalen Arms (siehe Tabelle 5). Bei den A II zeigte nur einer von 52 untersuchten
Tumoren den kompletten Verlust eines chromosomalen Arms, 13 dagegen wiesen einen
interstitiellen Verlust auf. Bei den A III erhöhte sich die Anzahl der Verluste des ganzen Arms.
Hier waren 9 von 70 (13%) Tumoren betroffen. Bei den GBM zeigte sich jedoch die höchste
Anzahl an Verlusten des gesamten Arms mit 7 von 31 Tumoren (23%). Bei den höhergradigen A
III und den GBM kamen dagegen weniger interstitielle Deletionen vor: 14 von 70 (20%) bei den
A III und 5 von 31 (16%) bei den GBM.
Tab. 5) Ergebnis der Allelverluststudie 22q aufgeschlüsselt nach Tumorgrad.
Tumor
LOH
LOH partiell
27%
(14/52)
LOH alle
Marker
2%
(1/52)
A II
A III
33%
(23/70)
13%
(9/70)
20%
(14/70)
GBM
39%
(12/31)
23%
(7/31)
16%
(5/31)
Total
32%
(49/153)
35%
(17/49)
65%
(32/49)
25%
(13/52)
Bei der Analyse (siehe Abbildungen 6 und 7) konnten zwei unterschiedliche Regionen
identifiziert werden. Einerseits eine centromere Deletionsregion (C-Region) zwischen den
46
Markern D22S533 und D22S689 mit einer Größe von etwa 3 Mb. Bei 18 Fällen, die eine
interstitielle Deletion aufwiesen, kam es zu Allelverlust im Bereich der C-Region. Andererseits
fand sich eine telomere Region (T Region), in der 17 der Fälle mit einer interstitiellen Deletion
einen LOH aufwiesen. Sie befindet sich zwischen den Markern D22S530 und D22S417 mit einer
Größe von etwa 2,7 Mb. Bei insgesamt 7 Tumoren konnte ein kombinierter Verlust beider
Deletionszonen nachgewiesen werden. Drei davon (A II 25646, A III 4882, A III 25618) hatten
sowohl einen Verlust in der C-Region als auch in der T-Region. Dazwischen waren beide Allele
vorhanden. Zusätzlich zeigten drei Gliome (A III 25474, GBM 21601, GBM 20990) Deletionen,
die oberhalb der C-Region lagen. Ein astrozytärer Tumor (A II 3166) verlor den chromosomalen
16
6
I3
AI
56
82
56
36
I2
AI
57
06
II 2
II 2
AI
AI
64
45
84
II 2
AI
2
218
GB
M
6
40 6
53 4
41 2
AI
I2
AI
I2
AI
I3
14
2
36
4
24
0
M
AI
I2
GB
38
6
31
84
II 2
AI
39
48
IIr
2
AI
44
92
II 2
AI
56
18
II 2
I2
AI
AI
88
2
56
46
II 4
I2
AI
AI
56
78
50
24
I2
AI
AI
II 2
23
6
24
92
II 2
I2
AI
AI
44
44
85
2
II 2
I3
AI
AI
56
62
20
97 2
M
II 2
GB
AI
22
66
32
40
I2
AI
98
4
II 2
I4
AI
AI
02
90
20
9
GB
M
21
6
II 2
AI
GB
M
547
4
Arm telomer zur T-Region (siehe Abbildung 6).
D22S446
D22S686
D22S536
D22S533
C
D22S689
D22S685
D22S683
D22S530
T
D22S534
D22S417
D22S532
Abb. 6) Minimale Verlustzonen auf 22q bei Astrozytomen. Insgesamt 32 Tumoren zeigten eine
interstitielle Deletion und wurden in die Analyse einbezogen. C bezeichnet die centromere
Region und T die telomere Region. Die schwarzen Kreise symbolisieren, dass kein Allelverlust
vorliegt. Graue Kreise stehen für einen nicht informativen Marker. Die weißen Kreise stehen für
einen Allelverlust. Die gestreift unterlegte Region kennzeichnet Tumoren, welche in beiden
Regionen Allelverluste aufweisen.
47
GBM 20972 A III 23948
B T
B T
(ni)
(ni)
22p11.1
D22S446
22q11.1
11
D22S686
(ni)
(1,2)
22q11.21
D22S536
(ni)
22q11.22
9
10
C
(ni)
hSNF5/INI1
D22S533
22q11.23
8
22q12.1
hCHK2
NF2
(LOH)
(1,2)
D22S689
(ni)
(1,2)
22q12.2
14
1
D22S685
(1,2)
22q12.3
(ni)
3
D22S683
8
T
22q13.1
(LOH)
6
(1,2)
12
13
2
22q13.2
(1,2)
11
1
D22S530
(ni)
D22S534
22q13.31
(ni)
4+5
7
8
22q13.32
(ni)
D22S417
(ni)
(1,2)
22q13.33
D22S532
(ni)
(1,2)
Abb. 7) Übersichtsabbildung mit den bereits identifizierten Zonen bei verschiedenen
Tumorentitäten (siehe Abbildung 4 zum Vergleich) und den neu identifizierten minimalen
Verlustzonen, welche mit C für die centromere Region und T für die telomere Region bezeichnet
sind. Auf der rechten Seite der Abbildung sind exemplarisch zwei Tumoren mit interstitiellen
Deletionen dargestellt. B steht für Blut (aus Leukozyten isolierte DNS des Patienten) und T für
Tumor-DNS, 1,2 bedeutet, dass beide Allele vorhanden sind, ni steht für nicht informativ und
LOH für den Verlust der Heterozygotie.
48
3.2 Resultat der Genidentifizierung in den Deletionsregionen auf Chromosom 22
und computerbasierte Analyse
In der C-Region, die 3 Mb umfasst, konnten 11 RefSeq-Gene und 11 mRNS identifiziert werden
(siehe Abbildung 9A). Zwei zusätzliche mRNS wurden ausgeschlossen, da sie als „single exon
genes“ erschienen und keine korrespondierenden hEST zu finden waren. Die T-Region umfasst
2,7 Mb und beinhaltet 39 RefSeq-Gene und 10 mRNS basierte Gene (siehe Abbildung 9B). Hier
wurden 4 mRNS von der Kandidatenanalyse aus den genannten Gründen ausgeschlossen. Um
die Kandidatengene weiter einzugrenzen, wurden diese Gene einer computerbasierten Analyse
mittels BLAST auf Ähnlichkeiten mit bekannten Tumorsuppressorgenen unterzogen. Zusätzlich
wurde mit Hilfe der PubMed-Datenbank versucht, mehr über die Funktion der Gene und eine
mögliche Involvierung in bekannte Tumorregelkreise zu erfahren. In der C-Region erschien von
den charakterisierten Genen MYO18B am interessantesten, da Mutationen dieses Gens bei
Lungenkrebs gefunden werden konnten [67]. Dagegen konnten 9 von 22 Genen nicht weiter
charakterisiert werden. In der T-Region fanden sich drei Gene, die als TumorsuppressorgenKandidaten in Frage kamen. Zum einen das Gen DJ1042K10.2 aufgrund der in der BLASTAnalyse identifizierten RUN-Domäne, die hauptsächlich in Rab und Rap GTPasen vorkommt
(Abbildung 8). Zusätzlich MKL1, das für ein Protein kodiert, welches eine Rolle bei der
megakaryozytischen Leukämie spielt und EP300, ein in den p53 Regelkreis involviertes
Tumorsuppressorgen. In der T-Region konnten 14 Gene nicht weiter charakterisiert werden.
Abb.8) Identifizierte Protein Domänen nach Translation der Sequenz für das DJ1042K10.2-Gen
mittels BLAST Programm. Die RUN-Domäne wird vor allem in Proteinen gefunden, die in den
Ras-Regelkreis involviert sind. Die TBC-Domäne ist weit verbreitet und gibt den Hinweis, dass
es sich um eine GTP-ase aktivierende Domäne handelt. Die SH3-Domäne bindet an Zielproteine
durch Sequenzen, die Prolin oder hydrophobe Aminosäuren enthalten.
Zusätzlich wurde der gesamte chromosomale Arm 22q einer Analyse mittels BLAST und
PubMed unterzogen, um Gene zu identifizieren, die aufgrund ihrer Funktion als
Tumorsuppressorgen-Kandidaten in Frage kommen. Diese Gene wurden dann mit in die
Mikroarray-Analyse eingeschlossen. Eine Übersicht über die zusätzlich identifizierten
Kandidaten bieten Tabellen 6 und 7.
49
D22S284
IMAGE:3542716
Centromer
100
200
300
100
ADRBK2
FLJ31125
400
500
GRAP2
D22S530
MYO18B
600
Centromer
D22S533
D22S299
300
400
*
700
500
KIAA1093
ADSL
DJ1042K10.2
600
MKL1
KIAA1659
700
D22S534
800
900
1000
1100
1200
SEZ6L
ASPH
HPS4
TFIP11
FLJ32881
TPST2
T-Region
FLJ31418
1600
1000
LOC63929
RBX1
1300
1400
1500
1700
1800
1900
1900
2000
2000
2100
2100
2200
2200
MN1
2300
PITPNB
2400
KIAA1043
2700
Telomer
SLC25A17
ST13
HSC3
1800
2600
2800
2500
2600
2700
D22S417
2800
2900
2900
3000
3000
*
EP300
L3MBTL2
IMAGE:4153436
RANGAP1
RoXaN
KIAA1655
TEF
DKFZp434F0217
TOB2
PHF5A
ACO2
FLJ22871
PIPPin
PMM1
clone 23674
G22P1
NHP2L1
FLJ23584
IMAGE:4827116
FLJ22349
FLJ30141
SREBF2
TNFRSF13C
MGC861
SEPT3
IMAGE:4815849
NAGA
LOC91689
NDUFA6
CYP2D
TCF20
NFAM1
Al365513
CGI-96
SERHL
CGI-96
KIAA1649
DIA1
A4GALT
ARFGAP1
PACSIN2
TTLL1
BIK
*
BZRP
3100
3100
A)
900
1600
DKFZp686K1629
IMAGE:3885734
2500
D22S689
GPR24
1200
Telomer
C-Region
1500
2400
FLJ21503
1100
CRYBB1
CRYBA4
DKFZp564O163
FLJ22849
1400
2300
*
*
D22S279
1300
1700
LOC113828
B)
Abb. 9) Die Abbildung zeigt eine Übersicht der Gene, die in der centromeren (A) und telomeren
(B) minimalen Verlustzone liegen. Die mit einem Stern gekennzeichneten Gene wurden einer
Mutationsanalyse unterzogen. Die Nummern auf der linken Seite korrespondieren mit der KbDNS-Sequenz.
50
Tab.6) Übersicht über die Gene auf dem chromosomalen Arm 22q, die mittels BLAST-Analyse
als potentielle Kandidatengene identifiziert wurden.
Nr. Gen
Name
1
2
3
4
5
6
7
BID
GSCL
HIRA
CDC45L
PNUTL1
RANBP1
CRKL
BH3 interacting domain death agonist
Goosecoid-like
Histone cell cycle regulation defective
CDC45-like
Septin 5
RAN binding protein 1
V-crk sarcoma virus CT10 oncogene
8
9
10
LZTR1
MAPK1
KIAA0015
Leucine-zipper-like transcription regulator
Mitogen-activated protein kinase
KIAA0015
11
12
13
14
15
16
GANZ
RTDR1
RAB36
BCR
MMP11
SEC14L2
Guanine nucleotide binding protein
Rhabdoid tumor deletion region protein
RAB36, member RAS oncogene family
Breakpoint cluster region
Matrix metalloproteinase 11
SEC14-like 2
17
18
19
20
PES1
SMTN
ZNF278
YWHAH
Pescadillo homolog
Smoothelin
Zinc finger protein 278
Tyrosine 3/tryptophan 5 -monooxygenase
21
22
23
RAYL
RAC2
CARD10
Member of RAS oncogene family-like 4
Ras-related C3 botulinum toxin substrate 2
Caspase recruitment domain protein 10
24
25
MAFF
ATF4
transcription factor MAFF
activating transcription factor 4
vermutete Funktion aufgrund der BLASTAnalyse
Proapoptotisches Protein
Transkriptionelle Regulation
Zellzyklusregulation
Zellzyklusregulation
Zellzyklusregulation
GTPase aktivierndes Protein
Ähnlichkeiten mit dem epidermal growth factorreceptor-binding protein GRB-3
Transkriptionelle Regulation
Familie der Protein Kinasen
Calcium/Calmodulin abhängige Proteikinase,
Apoptose
Ras Homolog
Rab Familie
Ras Familie
Rho/Rac/Cdc42-like GTPases
Metalloprotease
Ähnlichkeit mit dem S. cerevisiae
phosphatidylinositol transfer protein (Sec14p) und
mit den RhoGAPs, RhoGEFs und RasGEF
Ähnlichkeit mit der BRCA1 c-terminalen Domäne
p53 Target Ähnlichkeit
Transkriptionsfaktor
Domäne die in die Growth factor Regeglkreis
involviert ist
Ras Familie
Ras Familie
CARD Familie, die Apotose reguliert und den NFkappaB Regelkreis reguliert
Homologie zum Fibrosarkoma Onkogen
Transkriptionsfaktor
Tab. 7) Übersicht über die Gene auf dem chromosomalen Arm 22q, die durch die
Literaturrecherche als potentielle Kandidatengene identifiziert wurden.
Nr.
1
Gen
Name
SMARCB1 SWI/SNF related, matrix associated
2
EWSR1
Ewing sarcoma breakpoint region 1
3
4
RRP22
NF2
RAS-related on chromosome 22
Neurofibromin 2
5
6
7
DRG1
MCM5
PDGFB
Developmentally regulated GTP binding protein 1
Minichromosome maintenance deficient protein 5
platelet-derived growth factor beta
Literaturrecherche
Tumorsuppressorgen in Sarkomen
Translokationspartner bei verschiedenen Sarkomen
Potentielles Tumorsuppressorgen aus der RAS
Familie
Tumorsuppressorgen
spielt eine Rolle bei der Gehirnentwicklung bei
Mäusen
DNS Replikationsfaktor
Mitogen
51
3.3 Mutationsanalyse mittels SSCP
Insgesamt wurden fünf Gene mit unterschiedlichen Funktionen aufgrund der oben genannten
Kriterien mittels SSC- Analyse auf Mutationen untersucht. Eine schematische Übersicht über die
untersuchten Gene und Exone gibt Abbildung 10.
3.3.1 DJ1042K10.2
Das Gen DJ1042K10.2 besteht aus 20 Exonen und es waren 25 Primerpaare notwendig, um die
gesamte genomische Sequenz des Gens zu untersuchen. Es wurden 35 Tumoren untersucht,
davon waren 9 A II, 10 A III, 12 GBM, 2 pleomorphe Xantroastrozytome WHO Grad II (PXA
II) und 2 Oligoastrozytome WHO Grad II (OA II). In 8 Fällen waren beide Allele des
Chromosom 22q vorhanden und in 27 Fällen lag ein LOH 22q vor.
Es wurden keine Mutationen, aber Polymorphismen gefunden. Bei folgenden Tumoren wurde
ein Polymorphismus gefunden: ID 22088 (OA II) zeigte einen Polymorphismus im Exon 2, ID
2386 (A III) in Exon 8, ID 20892 (A III) in Exon 10 und die Tumoren ID 2392 und 4882 (beide
A III) in Exon 11.
3.3.2 MKL1
Insgesamt wurden 35 Tumoren auf Mutationen untersucht. Dabei handelte es sich um: 8 A II, 12
A III, 11 GBM, 2 PXA II und 2 OA II. Ein LOH 22q lag bei 29 Tumoren vor, bei 6 Tumoren
waren beide Allele des Chromosom 22q vorhanden. Die 15 Exone des Gens wurden mit 31
Primerpaaren untersucht. Es wurden keine Mutationen, aber wiederum Polymorphismen
gefunden. Das Exon 12 zeigte sich sehr polymorph und auch im Exon 10 zeigten sich viele
Polymorphismen: ID 20980 (PXA II), ID 20990 (GBM), ID 21804 (GBM), 22266 (A III), ID
22912 (A III), ID 24004 (GBM). Im Exon 11 dagegen zeigte nur ein einzelner Tumor ID 4948
(A II) einen Polymorphismus.
3.3.3 EP300
Das gesamte Gen besteht aus 32 Exonen. Aufgrund der großen Zahl an Exonen wurden nur
Exone untersucht, in denen bereits Mutationen beschrieben wurden [66]. Folgende Exone
wurden untersucht: 8, 14, 16, 17, 18, 25, 26, 30 und 31. Dabei ist das Exon 31 so groß ist, dass es
mit 14 Primerpaaren untersucht werden musste, um das gesamte Exon abzudecken. Insgesamt
wurden 27 Primerpaare verwendet. Es wurden wieder 35 Tumoren untersucht: 11 A II, 10 A III,
11 GBM, 2 PXA II und 1 OA II. Von den 35 Tumoren hatten 7 keinen Allelverlust des
52
Chromosom 22q und bei 28 Fällen lag ein LOH 22q vor. Das Exon 17 zeigte sich polymorph
und abgesehen davon hatten zwei Tumoren, ID 20990 (GBM) und 22176 (A II), einen
Polymorphismus in Exon 31. Es konnten in den untersuchten Exonen keine Mutationen
festgestellt werden.
A.) DJ1042K10.2
9.5 kb
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12 13 14
15 16 17 18 19
20
B.) MKL1
25 kb
1
2
3
4
5
6 7
8
9 10
11
C.) MYO18B
289 kb
1
20
4
31
43
D.) EP300
88 kb
8
14 16
17 18
25 26
30
E.) BIK
0,9 kb
2
3
4
5
Abb. 10) Schematische Abbildung der mittels SSCP untersuchten Gene DJ1042K10.2, MKL1,
MYO18B, EP300 und BIK. Die senkrechten schwarzen Kästen symbolisieren die einzelnen
Exone. Nur die Exone, die untersucht wurden, sind mit einer Zahl versehen. Die genomischen
Distanzen sind in den einzelnen Bildteilen nicht maßstabsgerecht eingezeichnet.
3.3.4 MYO18B
Bei dem Gen MYO18B wurden auch wieder nur selektiv ausgesuchte Exone untersucht, da das
Gen mit 289 kb sehr groß ist. Folgende Exone, in denen Mutationen beschrieben sind [67],
wurden mit 15 Primerpaaren auf Mutationen untersucht: 4, 8, 20 und 43. Es wurden 36
astrozytäre Tumoren untersucht: 2 A II, 18 A III und 16 GBM, davon hatten die Hälfte ein Allel
auf 22q verloren und die andere Hälfte hatte beide Allele 22q vorhanden. Erneut wurden in den
untersuchten Exonen keine Mutationen, sondern nur Polymorphismen gefunden. In Exon 4 fand
sich bei 4 Tumoren ein Polymorphismus: ID 21864 (GBM), 23120 (GBM), welcher auch im
Exon 8 polymoph war, ID 23158 (GBM) und ID 23252 (GBM). Auch in Exon 43 zeigten 4
53
Tumore einen Polymorphismus: ID 21820 (GBM), ID 25618 (A III), ID 25626 (AIII) und ID
25632 (A III).
3.3.5 BIK
Da Mutationen des BIK Gens bei B-Zell Lymphomen gezeigt werden konnten, wurde es in der
vorliegenden Arbeit analysiert [52]. Eine Mutationsanalyse von Exon 2 bis 5 mit 4 Primerpaaren
in Astrozytomen ergab keine Mutation. Es wurden insgesamt 35 Tumoren mit LOH 22q
untersucht: 13 GBM, 8 A II, 14 A III. Es fanden sich lediglich Polymorphismen in den Exonen 2
und 3 in dem Tumor mit der ID 24004 (GBM). Das Exon 4 zeigte sich hochpolymorph.
Eine Auswahl der gefundenen Polymorphismen in den Genen DJ1042K10.2, MKL, MYO18B,
Ep300 und BIK, zeigt Abbildung 11.
a.) DJ1042K10.2 Exon 2
K
K
B
b.) MKL1 Exon 10
T
K
K
B
c.) MYO18B Exon 43
T
K
K
K
B
B
T
e.) BIK Exon 2
d.) EP300 Exon 31
K
K
T
B
T
K
K
K
Abb. 11) Typische Polymorphismen der untersuchten Gene. Dabei steht K für Kontrolle
(Leukozyten-DNS aus einer Vergleichspopulation) B für Blut (aus Leukozyten isolierte DNS des
Patienten) und T für Tumor-DNS. Die aberranten Banden sind mit einem Pfeil gekennzeichnet.
Nur wenn Leukozyten-DNS und Tumor-DNS ein unterschiedliches Laufverhalten zeigen, liegt
eine Mutation im Tumor vor (hier nicht abgebildet).
54
3.4 Mikroarray
3.4.1 RNS-Qualität und Markierungseffizienz
Die Qualitätskontrolle der einzelnen RNS-Proben, die aus den verschiedenen Tumoren extrahiert
wurden, erfolgte durch die Analyse eines Aliquots mittels eines Agilent Bioanalyzer. Die RNSProben zeigten größtenteils Profile, die auf eine gute RNS-Qualität schließen lassen. In der
Abbildung 12 sind exemplarisch ein Gelbild und zwei Elekropherogramme abgebildet. RNS
Proben,
bei
denen
die
Qualität
nicht
ausreichend
war,
wurden
von
dem
Hybridisierungsexperiment ausgeschlossen.
18 S rRNS
28 S
rRNS
28 S rRNS
18 S rRNS
18 S rRNS
28 S
rRNS
A.) Gelbild der RNS-Analyse.
B) Elektropherogramme einzelner
RNS-Proben
Abb.12) Überprüfung der RNS-Qualität mittels Agilent Bioanalyzer. Die Abbildung 12.A) zeigt
ein Gelbild der RNS-Analyse. Die isolierte RNS sollte im Gel distinkte ribosomale Banden der
18 und 28 S RNS aufweisen. Die obere Bande ist die 28 S rRNS-Bande, die ungefähr doppelt so
dick, wie die darunter gelegene 18 S rRNS-Bande sein sollte. Die Abbildung 12.B) zeigt das
Elektropherogramm der Proben 25668 und 25686. Das Intensitätenverhältniss 28:18 S rRNS
sollte nahe 2:1 liegen.
55
Ausgehend von den RNS-Proben ließen sich in allen Fällen durch die Aminoallylmodifikation
und die anschließende Markierung cDNS-Targets von sehr guter Qualität generieren. Sämtliche
fluoreszenz-markierte cDNS-Targets zeigten nach der gelelekrophoretischen Analyse durchweg
eine sehr gute Größenverteilung über den gesamten Trennbereich und eine hohe
Markierungseffizienz.
3.4.2 Auswertung der gescannten Bilder
Durch die Hybridisierung konnten starke Signalintensitäten erzeugt werden, die den zur
Verfügung stehenden dynamischen Bereich völlig ausschöpften. In Abbildung 13 ist
exemplarisch ein Mikroarray als Falschfarbendarstellung abgebildet.
Abb. 13) Mikroarray nach der Hybridisierung als Falschfarbendarstellung. Das hybridisierte
cDNS-Target 22528 wurde mit Cy5 markiert und ist rot dargestellt, die Referenz ist grün (Cy3).
Spots, die mit beiden cDNS gleichermaßen hybridisieren, erscheinen gelb.
3.4.3 Normalisierung
In der vorliegenden Arbeit wurden nur wenige Gene mittels Mikroarrays untersucht. Daher kann
davon ausgegangen werden, dass nur wenige Gene unter den gewählten experimentellen
Konditionen verändert sind. Dadurch ist die Normalisierung gegen den Mittelwert eine einfache
Methode der Wahl. Um zuvor aber abzuklären, ob die Daten aus einer normalverteilten
Population stammen, kann man die so genannte graphische „Scatter-Plot“-Darstellung
verwenden. Von der Annahme ausgehend, dass die meisten Gene keine großen Fluktuationen
56
aufweisen, sollten die meisten Punkte auf einer Geraden liegen. Idealerweise ist diese Gerade als
Winkelhalbierende in Form des „Scatter-Plots“ dargestellt. Die Linearität kann dann als ein Indiz
für die Normalverteilung verwendet werden [112]. Exemplarisch ist ein solcher Scatter-Plot für
die Tumorprobe 22528 in Abbildung 14 dargestellt. Auch die Daten für die anderen
hybridisierten Proben zeigten weitgehend eine Normalverteilung der Werte, weshalb die
Normalisierung gegen den Mittelwert durchgeführt werden konnte.
Signal bei 532 nm-Hintergrund bei 532nm
100000
10000
1000
100
10
1
1
10
100
1000
10000
100000
Signal bei 635nm-Hintergrund bei 635nm
Abb. 14) Graphische Darstellung mittels „Scatter-Plot“. Ohne Anwendung der in Text
beschriebenen Normalisierungsmethode. Der Datensatz wurde anhand der gescannten und
analysiereten Hybridisierungsbilder erzeugt. Die Probe 22528 wurde mit Cy5 markiert, im 635
nm Kanal detektiert und auf der Abszisse dargestellt. Die Referenz, welche mit Cy3 (532 nm)
markiert wurde, ist auf der Ordinate aufgetragen. Es sind jeweils die hintergrundkorrigierten
Signalintensitäten in einer doppeltlogarithmischen Darstellung aufgeführt.
3.4.1 Cluster-Analyse
Eine nicht-hierarchische Cluster-Analyse zeigte verschiedene Gruppenbildung (Abbildung 15).
Es konnte keine Korrelation zwischen LOH Status 22q und der Gruppenbildung gefunden
werden.
57
3.4.2 Statistische Auswertung
Eine erste Auswertung mit den gängigen Computerprogrammen ANOVA und SAM ergab keine
differentielle Genexpression zwischen den beiden Gruppen. Es ergaben sich keine statistisch
signifikanten Unterschiede, wenn man die Gliome mit Allelverlusten 22q mit der Gruppe ohne
Allelverluste 22q verglich.
5.0
4.0
3.0
2.5
2.0
1.5
Expression
1.2
1.0
0.9
0.8
0.7
0.6
0.5
0.4
0.3
21754
25696
24584
25636
22528
25962
23642
25646
25660
22522
24492
25690
23982
25668
25666
25686
22266
23184
22912
0.2
0.1
0.0
Abb. 15) Cluster-Analyse mit „ Heat-Map“ zur Darstellung relativer Expressionsstärken. Hierbei
werden relative Transkriptionsmengen in verschiedenen Farben dargestellt (rot: sehr hohe
Expression; dunkelblaue Farbe: sehr geringe Expression).
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