HIV-Epidemiologie Schweiz Die Laboratorien meldeten 2013 insgesamt 575 bestätigte HIV-Diagnosen, rund acht Prozent weniger als im Vorjahr. Der überraschende Anstieg im 2012 bedeutete also keine Trendwende. Vielmehr weisen die Zahlen 2013 auf eine weitere allmähliche Abnahme hin, wie sie seit 2009 festzustellen ist. In den Jahren von 2003 bis 2008 war die Zahl der neuen Diagnosen mehr oder weniger stabil auf einem im westeuropäischen Vergleich hohen Niveau verharrt. Hinter dieser relativ stabilen Gesamtzahl verbargen sich zwei ganz unterschiedliche Trends: eine Abnahme bei heterosexuellen Menschen und eine Zunahme bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Wie in den meisten Industriestaaten begann sich HIV in der Schweiz wahrscheinlich bereits in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auszubreiten. Infolge der sich ausbreitenden Epidemie stieg die Zahl der positiven HIV-Tests nach 1985, als der Test zum ersten Mal breit eingesetzt wurde, zunächst rapide an. Die 1990er-Jahre waren geprägt von einem stetigen Rückgang der jährlichen HIV-Diagnosen von über 2000 auf weniger als 600 im Jahr 1999. In den Jahren 2001 und 2002 erfolgte eine relativ starke Zunahme auf fast 800 Fälle, wobei vor allem Schweizer MSM betroffen waren, sowie heterosexuelle Personen vorwiegend aus Ländern mit hoher HIV-Prävalenz. Die Gesamtzahl neuer HIV-Diagnosen war dann bis 2008 relativ konstant zwischen 700 und 800 Fällen. Dahinter verbarg sich ein starker Anstieg bei den MSM (fast eine Verdoppelung der jährlichen Zahl zwischen 2004 und 2008), die weit gehend durch Abnahmen in den anderen Gruppen (vor allem bei Fällen mit heterosexuellem Ansteckungsweg) ausgeglichen wurde. Von 2009 bis 2013 sank die Fallzahl auf 575 Der überraschende Anstieg im 2012 auf bedeutete also keine Trendwende. Bei den MSM war der Anteil mit frischer Infektion, d.h. Fälle, bei denen der Infektionszeitpunkt gemäss einem Labor-Assay wahrscheinlich weniger als ein Jahr vor der HIV-Diagnose war im Vergleich zu anderen Gruppen besonders hoch. Dasselbe gilt für den Anteil der Fälle in dieser Gruppe mit der Diagnose einer akuten HIVInfektion (Primoinfektion), oder bei denen in den zwei Jahren vor der HIV-Diagnose noch eine andere Geschlechtskrankheit diagnostiziert worden war. Dies sind Hinweise auf eine hohe Risikobereitschaft bei MSM, ähnlich wie es auch in anderen westeuropäischen Ländern berichtet wird. Seit dem Jahr 2009 waren bei MSM vor allem die frischen Infektionen rückläufig. Unter der Voraussetzung, dass sich in diesem Zeitraum die Testrate nicht stark verändert hat, könnte dies bedeuten, dass sich das Ansteckungsrisiko bei MSM verringerte. Die Beschreibung der HIV-Epidemie hing mindestens während der ersten Dekade wesentlich von der Erfassung von Aids-Erkrankungen ab. Der erste Aidsfall (retrospektiv diagnostiziert) trat in der Schweiz 1980 auf. Danach stieg die Zahl der Aids-Diagnosen schnell bis auf über 700 Fälle pro Jahr an, wobei zunächst vor allem MSM und Drogen injizierende Personen (IDU) betroffen waren, während die Fälle mit heterosexueller Übertragung erst Mitte der 1980er Jahre deutlich zunahmen. Bei den Aidsfällen setzte Mitte der 1990er Jahre eine Trendwende ein. Nach 1995 ermöglichten es antiretrovirale Kombinationstherapien, bei einer wachsenden Zahl HIV-infizierter Personen das Fortschreiten der Krankheit stark zu verlangsamen. In der Folge sank die Zahl der neuen Aids-Erkrankungen und der Todesfälle bis ungefähr ins Jahr 2000 deutlich. Die Zahl neuer Aidsfälle bewegte sich seit dem Jahr 2000 zwischen 160 und 220 Fällen. Die Gesamtzahl der Todesfälle bei Personen mit HIV-Infektion nimmt weiterhin von Jahr zu Jahr ab (Gesamtzahl seit 2011 deutlich unter 100 Fällen), wobei der Anteil mit anderer Todesursache als Aids stetig steigt.