VL Nucleinsäure 2

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Nukleinsäure II
Restriktionsverdau
Ligation
Transformation
Dr. Sandra Scheiblhofer
Nukleasen
• Enzyme, die Nukleinsäuren abbauen
• Phosphidoesterasen – hydrolytische Spaltung der Bindung zwischen
Nukleotiden
• Pankreas-Nukleasen: Rolle bei Verdauung von Nukleinsäuren in
Nahrungsmitteln
• Intrazellulär: Prozessierung verschiedener RNA-Spezies, DNAAbbau bei der Apoptose
Nukleasen
Angriffspunkt am Ende oder innerhalb der
Nukleotidkette: Exo- oder Endonukleasen
Spezifität für RNA oder DNA:
Ribonukleasen oder Desoxyribonukleasen
Proximale oder distale Spaltung zu dem
Nukleotid, das an der 3‘-Position der
attackierten Bindung liegt: p- bzw. d-Typ;
dabei entsteht 5‘ oder 3‘ Phosphatende!
© Löffler/Petrides: Biochemie und Pathobiochemie
Restriktionsenzyme
• Endonukleasen bakteriellen Ursprungs
• fast 4000 verschiedene Restriktionsenzyme gereinigt + charakterisiert
• > 330 Sequenzspezifitäten bekannt
• besondere Rolle in der Gentechnologie (Klonierung, Mutagenese, PCR)
• biologische Funktion: Schutz vor Infektion durch Viren oder
Bakteriophagen
• eingedrungene Fremd-DNA wird zerkleinert und inaktiviert
• eigene DNA durch Modifikation (meist Methylierung) geschützt
Restriktionsenzyme
• Restriktions-/Modifikationssystem: spezifisch für Ursprungsorganismus
– mikrobielles „Immunsystem“
• Besteht aus Restriktionsenzym in Kombination mit 1-2 modifizierenden
Enzymen (DNA-Methyltransferasen)
• Können separate Proteine oder Untereinheiten/Domänen eines
Enzyms sein
• Modifizierende Enzyme erkennen dieselbe DNA Sequenz wie das
dazugehörige Restriktionsenzym, methylieren 1 Base in jedem der
beiden DNA Stränge
• Methylgruppen ragen an der Bindungsstelle in die Hauptkluft der DNA
hinein und verhindern die Spaltung
Restriktionsenzyme - Typen
© Lottspeich: Bioanalytik
Typ I: Restriktions- und Methylierungsaktivität; beide Stränge methyliert: keine
Spaltung; ein Strang methyliert: Stelle wird erkannt und der zweite Strang
methyliert; kein Strang methyliert: Stelle wird erkannt und DNA etwa 1000 bp
entfernt gespalten
Typ II: nur Restriktionsaktivität, produzieren Fragmente definierter Länge und
mit definierten Enden; Einsatz in der Gentechnologie
Typ III: Restriktions- und Methylierungsaktivität, spalten außerhalb der
Erkennungssequenz an einer Stelle, die durch Abstand zur Erkennungsstelle
definiert ist
Typ IV: erkennen modifizierte (methylierte) DNA
Restriktionsenzyme - Nomenklatur
Typ II Restriktionsenzyme (= Restriktionsendonucleasen)
Nomenklatur basiert auf Herkunftsorganismen
Beispiele:
EcoRI wurde aus Resistenzfaktor (R) des E.coli Stammes RY 13 isoliert; „I“,
weil es das erste aus diesem Stamm isolierte Restriktionsenzym war
BamHI als erstes Enzym aus B. amyloliquefaciens, Stamm H isoliert
Restriktionsenzyme - Schnittstellen
• Hohe Spezifität
• Spaltung dsDNA in oder nahe der
Erkennungssequenz
• es entstehen 5‘-Phosphate und
3‘-OH-Enden
• Schnittstelle aus mindestens 4
Basen
• Meist palindromische Struktur –
Sequenz der Einzelstränge vom
5‘-Ende her gelesen identisch
(© Löffler/Petrides: Biochemie und Pathobiochemie)
Restriktionsenzyme - Schnittstellen
kohäsive Enden - sticky ends
blunt ends
kohäsive Enden - sticky ends
© Lottspeich: Bioanalytik
Restriktionsenzyme - Schnittstellen
Isoschizomere = Restriktionsenzyme mit gleicher Erkennungssequenz, aber
aus verschiedenen Organismen; Schnittstelle identisch oder verschieden
© Lottspeich: Bioanalytik
Restriktionsenzyme – spezifischer Komplex
EcoRV mit passender und nicht-passender DNA
© Stryer: Biochemie
Praktischer Teil

A. Restriktionsverdau des Plasmid-Vektors pTNT-Bet v 1

B. Agarosegel zur Trennung von Vektor und Insert

C. Reinigung der DNA aus dem Agarosegel

D. Ligation

E. Transformation des Ligationsansatzes in kompetente Bakterien
A. Restriktionsverdau
1 Unit (U) eines Restriktionsenzyms entspricht der Menge, die benötigt
wird, um bei optimalen Reaktionsbedingungen 1µg der DNA des
Bakteriophagen l in einem Reaktionsansatz von 50µL innerhalb einer
Stunde zu spalten.
Enzyme benötigen für Aktivität divalentes Kation (meist Mg2+), optimalen
pH (meist 7,5-8), optimale Temperatur (meist 37°C)
Restriktionspuffer enthält: Tris-Puffer
MgCl2, NaCl oder KCl
Sulfhydrylreagens (DTT, DTE, oder 2-ME)
zum Schutz vor Oxidation
Triton X-100 (reduziert Oberflächenspannung)
Enzymlösung enthält DTT, Triton X-100, BSA, EDTA, 50% Glycerin
A. Restriktionsverdau - Probleme
Unvollständiger Restriktionsverdau
• suboptimale Reaktionsbedingungen (zu wenig Enzym, zu kurze
Inkubationszeit, falsche Pufferzusammensetzung (z.B. zu wenig MgCl2))
• Zu hohe Salzkonzentration in der DNA Probe (manche Enzyme sind
sensitiv gegenüber Ionen wie Na+ oder K+): DNA sollte nicht mehr als
25% des Reaktionsansatzes ausmachen
• Enzym ist durch Methylierung der DNA inhibiert
Star Aktivität: das Enzym spaltet an einer anderen Stelle als der
Standardsequenz
•
•
•
•
Zu viel Enzym
Zu hohe Glycerinkonzentration (>5% v/v)
Zu lange Inkubationszeit
Falscher Verdaupuffer
A. Restriktionsverdau
Eco RI (75)
Bet v 1 (495 bp)
SalI (570)
pTNT-Bet v 1
3342 bp
Beta-lactamase (Ampr) coding region
B. Agarosegel
• Nukleinsäuren sind innerhalb eines weiten pH Bereiches negativ
geladen (Ladungsträger: negativ geladene Phosphatgruppen)
• Im Gegensatz zu Proteinen ist bei Nukleinsäuren das Verhältnis von
Molekulargewicht zu Ladung konstant
• Unterschiedliche Wanderungsgeschwindigkeiten in der Gelmatrix durch
Größenunterschiede der Moleküle
• Zusätzliche Faktoren: Agarosekonzentration, Spannung, Laufpuffer,
interkalierende Farbstoffe
• Tris-Acetat-EDTA-Puffer: Vorteile: Fragmente können leichter aus Gel
gereinigt werden, schärfere DNA-Banden, Nachteil: geringe
Pufferkapazität
• Tris-Borat-EDTA-Puffer: für lange Elektrophoresen oder bei hohen
Feldstärken, bessere Auftrennung kleiner Fragmente (<2kb)
B. Agarosegel
•
•
•
•
DNA wird auf das Gel mit Hilfe von Auftragspuffern aufgetragen
Erhöhen durch Glycerin, Ficoll, oder Saccharose die Dichte der Lösung
Lassen dadurch die Lösung in die Geltaschen absinken
Enthalten Farbstoffe (Bromphenolblau, Xylencyanol) – Anhaltspunkt für
Wanderung der DNA
• Bromphenolblau wandert ungefähr so schnell wie DNA-Fragment mit
300bp
• Längenstandards zur Bestimmung der Fragmentgrößen – durch gezielte
Spaltung bestimmter Plasmid- oder Phagen-DNA mit Restriktionsenzymen
© Thermofisher Scientific
B. Agarosegel - Färbemethoden
• Ethidiumbromid: organischer Fluoreszenzfarbstoff, interkaliert (starkes
Mutagen!) bevorzugt in dsDNA, schwächer in ssDNA oder RNA
• Reduziert Mobilität der DNA um ca. 15%
• Durch UV-Licht (254-366nm) anregbar, emittiert bei 590nm (orange-rot)
• Bindung an DNA verstärkt Fluoreszenz, Färbung trotz freiem
Ethidiumbromid im Gel gut sichtbar
• Kann direkt dem Gel und dem Laufpuffer zugesetzt werden
• Alternativ: Färbung des Gels nach dem Lauf
• Ermöglicht Nachweis von bis zu 10ng dsDNA
• Alternativen: Fluoreszenzfarbstoffe auf Basis unsymmetrischer Cyanine
• SYBR-Green, TOTO, YOYO, JOJO,…
• Weniger mutagen, teilweise sensitiver, mitunter Anregung durch Laser
erforderlich
C. Reinigung der DNA über Silica-Membran
• hohe Konzentration des chaotropen Salzes
Guanidin Isothiocyanat denaturiert Proteine
(Nukleasen) und zerstört die Hydrathülle der
DNA
• Negativ geladene DNA bindet mit hoher
Affinität über OH-Brücken an positiv
geladene Silica Partikel
• Verunreinigungen werden weggewaschen
• Elution erfolgt in H2O oder Puffer mit
niedrigem Salzgehalt
© Promega Corp.
D. Ligation
•
DNA Ligase ist ein Enzym, das Einzelstrangbrüche in der DNA repariert
•
In einer ATP-abhängigen Reaktion wird eine Phosphodiesterbrücke
zwischen einer 3‘-Hydroxyl und einer 5‘-Phosphorylgruppe gebildet
picture from MIT OpenCourseWare
picture from UVM Genetics & Genomics Wiki
D. Ligation
•
In der Molekularbiologie wird die T4 DNA Ligase z.B. verwendet, um ein
Insert aus einem Vektor in einen anderen Vektor einzufügen (= klonieren)
picture from www.addgene.org
YGOI = your gene of interest
D. Ligation
•
Im Praktikum werden wir das Insert Bet v 1 (cDNA, die für das HauptBirkenpollenallergen kodiert) aus dem Vektor pTNT-Bet v 1
herausschneiden und wieder in den gleichen Vektor zurückligieren.
•
Als Kontrolle setzen wir einen Ligationsansatz an, der nur den geöffneten
Vektor enthält. Wenn der Restriktionsverdau vollständig war, sollte der
Vektor nicht religieren.
E. Transformation
• Transformation: Veränderung der genetischen Eigenschaften einer
Zelle durch Aufnahme von genetischem Material (in unserem Fall
einer Plasmid DNA)
• E.coli Stamm XL1-blue:
1. Derivat des E.coli Stammes K12 („Sicherheitsstamm“ – für die
Pathogenität verantwortliche Gene für Adhäsionsfaktoren,
Invasionsfaktoren, Toxine, Oberflächenstrukturen fehlen)
2. rekombinationsdefizient (recA-): keine unerwünschten
Rekombinationen innerhalb der DNA
• Kompetente Bakterien: Chemisch modifizierte Zellen, die leichter DNA
über die Zellmembran aufnehmen können
E. Transformation
•
Kompetenz kann durch zweiwertige Kationen (Ca, Mg, Mn, Rb) erzeugt
werden
•
Negativ geladene DNA wird von negativ geladenen Molekülen in der
Zellmembran abgestoßen – diese Ladungen werden durch die Zugabe der
Kationen ausgeglichen
•
DNA kann an die Zellmembran binden
E. Transformation
•
Durch Kühlung auf 4°C wird die Interaktion zwischen den zweiwertigen
Kationen und der Zellmembran verstärkt und die Lipidmembran stabilisiert.
•
Durch einen anschließenden Hitzeschock (90 Sekunden bei 42°C) entsteht
ein Temperaturgradient zwischen Umgebungsmedium und Innerem der
Zelle, wodurch ein Flüssigkeitsstrom durch die sogenannten
Adhäsionszonen ins Innere der Zelle entsteht.
E. Transformation
from http://pharmaxchange.info
E. Transformation
•
Wir verwenden ein Protokoll von Inoue (Gene 96:23-28):
•
Zellen wachsen bis in die logarithmische Phase (viele Adhäsionszonen) und
werden dann in Transformationspuffer gewaschen, gelöst und eingefroren
•
Enthält MnCl2 und CaCl2
•
Zellen werden auf Eis aufgetaut und mit DNA auf Eis für 10min inkubiert
•
90 Sekunden Heat Shock
•
Zugabe von LB Medium OHNE Antibiotikum
•
Inkubation für 20min, 37°C, 200rpm (Antibiotikaresistenz wird ausgebildet)
•
Ausplattieren auf Agaroseplatten mit Antibiotikum
Ergebnis
Geschnittener Vektor alleine
Es erfolgt keine Ligation, da
EcoRI und SalI keine kompatiblen
Enden erzeugen
Vektor + Insert
Erfolgreiche Ligation
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