01|Überuns scinexx.de Wissensmagazin - Das scinexx® - sprich ['saineks], eine Kombination aus “science” und “next generation” - bietet als Onlinemagazin seit 1998 einen umfassenden Einblick in die Welt des Wissens und der Wissenschaft. Mit einem breiten Mix aus News, Trends, Ergebnissen und Entwicklungen präsentiert scinexx.de anschaulich Informationen aus Forschung und Wissenschaft. Die Schwerpunktthemen liegen in den Bereichen Geowissenschaften, Biologie und Biotechnologie, Medizin, Astronomie, Physik, Technik sowie Energie- und Umweltforschung. Das Internetmagazin spricht alle wissbegierigenUseran-obinBeruf,StudiumoderFreizeit. scinexxwurde1998alsGemeinschaftsprojektderMMCDNEWMEDIA GmbHinDüsseldorfunddesHeidelbergerSpringerVerlagsgegründet und ist heute Teil der Konradin Mediengruppe mit dem bekannten Magazin Bild der Wissenschaft sowie den Wissensangeboten: wissen.de, wissenschaft.de, scienceblogs.de, natur.deunddamals.de. 02|Inhalt 01 02 ÜBERUNS INHALT 03 STREITUMSKLIMA KlimawandelunterBeschuss? 04 IMPRESSUM 03|StreitumsKlima Klimawandelunter Beschuss? VONNADJAPODBREGAR Gletscherschmelzen,derMeeresspiegelsteigtundeswirdimmer wärmeraufderErde-dieAnzeichenfüreinenKlimawandelkönnten kaumdeutlichersein.FastalleKlimaforschersindsichdarineinig,dass derMenschundseineEmissionenbeidieserEntwickl HEISSERKAMPFUMHEISSELUFT D er Klimawandel und seine Skeptiker Noch in den 1960er Jahren erwarteten die Klimaforscher einen Wandel hin zu einer neuen Eiszeit. Später warnten sie vor einem nuklearen Winter nach einem Atomkrieg. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Erde eine Gefahr nicht von einer Abkühlung sondern von einer Erwärmung droht - einer menschengemachten oder zumindestens vom Menschen mit verursachten. Doch obgleich auch die neuesten Klimamodelle und -berichte noch immer beharrlich in Richtung eines steigenden globalen Thermometers tendieren, gibt es Menschen und Gruppierungen, die diesen Erkenntnissen nicht glauben wollen und lautstark und meist sehr medienwirksam ihre Zweifel artikulieren. Das Spektrum ihrer alternativ vorgetragenen Ansichten ist allerdings ebenso bunt und unterschiedlich wie die jeweilige wissenschaftliche Expertise der Akteure: Die Spannbreite der Meinungen reicht dabei von der absoluten Leugnung einer messbaren Erwärmung und der Anzweiflung sämtlicher Messergebnisse über die Negierung eines Zusammenhangs zwischen anthropogenen Treibhausgasen und einer Erwärmung bis hin zur Ansicht, der Klimawandel sei nicht nur naturgemäß sondern auch ein Segen. Ähnlich disparat sieht es aus, wenn man den Hintergrund der tatsächlichen und selbsternannten Experten betrachtet: Die wissenschaftlichen Qualifikationen reichen von Physikern über Ingenieure, Biochemiker und Raketentechniker bis hin zu ehemaligen Offizieren der britischen Handelsmarine. Zu den Kritikern gehören sowohl Angehörige oder ehemaligen EisausdemAll©NASA Angehörige etablierter Forschungseinrichtungen oder angeblich unabhängig agierende Einzelkämpfer als auch eindeutig der Industrie nahestehende Gruppierungen. So verschieden die Herkunft und Ansichten dieser “Klimaskeptiker” in Einzelnen auch sind, zumindestenseineshabensieoffenbargemeinsam:IhreTheorienund Aktionen scheinen allesamt darauf abzuzielen, die Glaubwürdigkeit der Klimaprognosen und Handlungsempfehlungen der Mehrheit der Klimaforscher und des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zu untergraben. Doch warum? Welches sind die Beweggründe für diesen teilweise verbitterten Kampf gegen die vermeintliche “Klimalüge”? Wer sind die Akteure? Und nicht zuletzt: Was sind ihre Argumente? VERGIFTETESKLIMA F ruchtbare Diskussion oder polemische Schlammschlacht? Was treibt die Skeptiker des Klimawandels? Ist es wissenschaftliche Ethik, ein echtes Interesse an der Wahrheit oder einfach nur die Freude an PolemikundProvokation?DieArtundWeise,inderdieDebattegeführt wird, scheint manchmal eher auf das Letztere hinzudeuten. Und dies, obwohl viele Vertreter der “Pro-Klimawandel”-Fraktion durchaus einräumen, dass ihre Modelle und Kalkulationen noch Raum für Verbesserungenbieten. Auch James Hansen, Leiter des NASA Goddard Institute for Space Studies und einer der wichtigsten und renommiertesten Klimaforscher weltweit,siehteinebegründeteKritikalseinennatürlichenunddurchaus begrüßenswerten Bestandteil des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses: “Wissenschaft gedeiht erst durch wiederholte Herausforderung jeder Interpretation.” Doch die Klimaskeptiker tragen trotz dieser fast schon einladenden Aussprüche ihre Argumente interessanterweise nur selten in wissenschaftlichen Diskursen, PublikationenoderaufTagungenvor.Stattdessennutzensiemeistdie MassenmedienoderdasInternetalsPlattform,umihreAnsichtenkund zu tun. Dabei zeichnen sich ihre Stellungnahmen und Kommentare - nicht immer, aber doch sehr häufig - durch eifernde Rhetorik, öffentlichkeitswirksame Polemik und teilweise fast schon verleumderische Anwürfe aus. So spricht beispielsweise Al Caruba, ein amerikanischer Klimaskeptiker und bekanntermaßen industrienaher PR-Mann vom Klimawandel als dem “größten ErdeausdemAll©NASA SchwindeldesJahrzehnts”undJohnDaly, einerderprominentestenVertreterder“Greenhousesceptics”,unterstellt dem IPCC Panikmache und wirft ihnen “schlechte Wissenschaft” vor. Der im deutschsprachigen Raum sehr umtriebige Peter Dietze bezeichnetdievoreinemKlimawandelwarnendenKlimaforscherabfällig als “IPCC-gläubige Gutmenschen und Planetenretter”. Diese Art der Rhetorik wird vielerorts gerade von den Massenmedien mit Vorliebe aufgegriffen. Besonders in den ohnehin nicht sehr klimaschutzbegeisterten USA schwenkten viele Zeitungen auf die Linie der Skeptiker ein: In der Washington Post sah Michelle Malkin in den Appellen der Klimaforscher an die Bush-Administration ein “junk science”-Erbe der Clinton-Gore-Ära und das eigentlich seriöse Wall StreetJournalkommentierte1997anläßlichderEntscheidungüberdas Kyoto-Protokoll:“DieKlimaschutzbefürworterscheinengeradzuvorWut zu platzen, wenn jemand es wagt anzudeuten, dass die globale Erwärmung nur Theorie und nicht bewiesene Tatsache sein könnte.” Viele der solchermaßen angegriffenen Klimaforscher reagieren jedoch weniger mit Wut als vielmehr mit Bedauern auf die Eskalation der Klimadebatte. Ihrer Ansicht nach leidet vor allem die Sache darunter. Hansen: “Die ganze Aufregung mag dazu beigetragen haben, der Debatte um die globale Erwärmung öffentliche Aufmerksamkeit zu sichern, sie hat aber nicht vermittelt, wo die tatsächlichen wissenschaftlichenArgumenteundProblemeliegen.” MASSESTATTKLASSE… D ie Oregon Petition Seit April 1998 zirkuliert ein Papier in denUSA,dasinwissenschaftlichenKreisenfürerheblichen Aufstand sorgte. Grundsatzartikel und Unterschriftensammlung zugleich, erklärte die “Oregon Petition” nicht nur die Unschuld des Menschen am Klimawandel, sondern schien gleichzeitig zu beweisen, dass die steigende Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre sogar positive AuswirkungenunteranderemaufdasPflanzenwachstumweltweithaben würde.DiesemscheinbaroffiziellvonderamerikanischenAkademieder Wissenschaften veröffentlichten Artikel war ein Brief von Frederick Seitz,einemehemaligenPräsidentenebenjenerInstitutionvorangestellt, in dem er Forscher aus dem ganzen Land aufforderte, sich mit ihrer UnterschriftgegendiefalscheTheorievomanthropogenenKlimawandel und die daraus resultierenden erheblichen negativen Folgen für Wirtschaft und Technologie einzusetzen. Kleiner Schönheitsfehler der Petition: Sie stammte keineswegs von der Akademie der Wissenschaften, sondern vom Oregon Institute für Science and Medicine (OISM), einer von Paul Robinson, einem Chemiker und aktivenKlimaskeptikergegründetenprivatenForschungseinrichtung.Von ihmstammteauchderbeigelegteGrundsatzartikel.UndauchFrederick SeitzdrückteinseinemBegleitbriefkeineswegseinevonderAkademie geteilteAnsichtaus,wiediesesichbeeilteklarzustellen.Dennochhatten bisJuni2000,zumindestensnachAngabendesOISM,immerhin19.000 Wissenschaftler unterschrieben. Für Fred Singer, einen prominenten Klimaskeptiker, stellt dies “die größte Opposition von renommierten Wissenschaftlern gegen den Versuch dar, Wissenschaft zu Gunsten einer politischen Agenda umzustürzen.” Die schiere Menge der Unterzeichner sorgte dafür, dass die Petition und ihr Ergebnis in allen wichtigen Zeitungen und Zeitschriften der USA ausführlich besprochen wurde und auch die im Artikel dargelegten “Fakten” als aus glaubwürdiger Quelle stammend zitiert wurden. Doch was war wirklich dranandieserangeblichsobreitenOpposition?Nichtviel,wiesichnur allzuschnellherausstellensollte:Recherchenergaben,dassnurwenige derangeblichsoqualifiziertenUnterzeichnerüberhauptWissenschaftler waren und von diesen wiederum nur die allerwenigsten Physiker, Klimatologen oder Meteorologen. Und auch die Verfasser des scheinbar so wissenschaftlichen Artikels waren weder von Fach, noch war der Artikel durch die allgemein übliche Praxis der Begutachtung durch Fachkollegen gegangen - auch wenn beides durch Aufmachung und Stil impliziert wurde. Raymond Pierrehumbert, Atmosphärenchemiker der Universität Chicago kommentiert empört: “Die Petition ist wissentlich irreführend gestaltet, um den Eindruck zu erwecken, der Artikel, der voller Halbwahrheiten ist, sei ein Nachdruck einer geprüften wissenschaftlichen Veröffentlichung.” Ein Einzelfall? Leidernicht.Esfälltauf,dassviele-wennauchnichtalle-dereifrigsten Klimaskeptiker ihre angebliche Qualifikation betonen und Wert darauf legen, als rein wissenschaftliche Gegenstimme anerkannt zu werden. Gleichzeitig erscheinen ihre Artikel so gut wie nie in den wissenschaftlichen Fachmagazinen und entziehen sich damit einer echtenwissenschaftlichenPrüfung… MITALLERMACHT? D ie Global Climate Coalition Während die Motive für die InitiatorenderOregonPetitioneherunklarbleiben,gabund gibteseinigeGruppierungenunterdenKlimaskeptikern,die eindeutig - und auch mehr oder weniger offen - politisch- wirtschaftliche Ziele verfolgen. Eine der bekanntesten ist die Global ClimateCoalition(GCC). Diese1989vonVertreternderwichtigstengroßenIndustrieunternehmen und Ölkonzerne unterstützte Vereinigung lancierte 1997, kurz vor der VerabschiedungdesKyoto-Protokolls,einemassiveKampagnegegen die weltweiten Klimaschutzbemühungen. In ihren Reden vor dem Kongress oder “beratenden” Gesprächen mit dem damaligen Präsidenten und zahlreichen Medienauftritten fuhren die Vertreter der GCC dabei eine Doppelstrategie: Zum einen versuchten sie, die offizielle Klimaforschung, wie beispielsweise von der IPCC vertreten, wissenschaftlich zu diskreditieren und die Glaubwürdigkeit der Klimaprognosen und -modelle zu erschüttern. Zum anderen aber schürten sie bewusst Ängste der amerikanischen Bevölkerung vor einem wirtschaftlichen Einbruch. In LogoderGCC©GCC Kommentaren und auf Pressekonferenzen beschworen sie düstere Bilder von tausenden von Arbeitslosen,einerzusammenbrechendenAuto-undErdölindustrieund einer durch die Verschwörung der Umweltfanatiker zu Grunde gerichteten USA herauf. Ihre Kampagne zeigte Wirkung: Bis heute stehendieUSAdemKlimaschutzablehnendoderbestenfalls“lauwarm” gegenüber,dasKyoto-Protokollhabensienachwievornichtratifiziert. Und selbst heute, nachdem angesichts der sich mehrenden Hinweise aufeineKlimaerwärmungsichauchindenUSAdieöffentlicheMeinung allmählich zu wandeln beginnt, erfolgen Zugeständnisse an den Klimaschutz eher zögerlich. Der Trend geht hin zu alrternativen AntriebenImmerhinreagiertenvieledergroßenÖlkonzernewieBPund Shell und Automobilunternehmen wie Daimler Chrysler und General Motors auf den Meinungsumschwung in der Öffentlichkeit: Schon im Jahr 2000 waren fast alle von ihnen aus der Global Climate Coalition ausgestiegen - aus Angst um ihr Image. Im Frühjahr 2002 schließlich verkündetedieGCCoffiziellihreAuflösung-mangelsUnterstützung.Ihr abschließender Kommentar: “Die GCC hat ihrer Bestimmung gedient und zu einer neuen Herangehensweise an das Problem der Klimaerwärmung geführt.” - In der Tat: George W. Bush kündigte im Februar 2002 Klimaschutzziele an, die nicht nur weit hinter denen des Kyoto-Protokolls zurückbleiben, sondern sogar in den nächsten Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen führen könnten.StattwieursprünglichvorgesehendieEmissionenbis2010um sieben Prozent des Bezugswerts von 1990 zu senken, will Bush Emissionen und Bruttoinlandsprodukt verknüpfen. “Im Endeffekt würde das bedeuten, dass die USA 2010 mindestens 35 Prozent mehr Treibhausgase produziert, als im Kyoto-Protokoll erlaubt”, erklärt Chris Flavon, Präsident des Worldwatch Instituts gegenüber dem New Scientist. NICHTNURSCHARLATANERIE D ie seriöse Seite der Kritik Doch natürlich wäre es zu einfach, in allen Klimaskeptikern automatisch Scharlatane, blindwütigeEifereroderIndustrielobbyistenzusehen-auch wenn es in dieser “Nische” verdächtig viele von ihnen zu geben scheint. Immerhin gibt es auch seriöse Klimaforscher, die Kritik andenModellen,InterpretationenundPrognosendesIPCCäußern. EinervonihnenistDouglasHoyt,AtmosphärenphysikerundAutorvon immerhin80wissenschaftlichenVeröffentlichungenzusolarerStrahlung undihrenKlimawirkungen.ErsiehtseineKritikinersterLiniealsAnstoß und Regulativ, als integralen Bestandteil der normalen wissenschaftlichen Diskussion: “Jede neue Hypothese braucht ihre Kritiker,umdieDingeehrlichzuhalten,unddasistgenaudas,wasich hier tue” , erklärt er. Im Gegensatz zu vielen anderen Klimaskeptikern streitet er weder den Klimawandel als solchen ab, noch die Tatsache, dass auch anthropogene Einflüsse eine Rolle spielen könnten. Hoyts Ansicht nach sind jedoch weder die heutigen Modelle noch die Messungen,aufdenensiebasieren,genaugenug,umdastatsächliche Ausmaß des Klimawandels eindeutig festzustellen. Mit dieser Ansicht steht Hoyt nicht allein da, räumen doch immerhin auch die Mitglieder desIPCCein,dassModelle,diedastatsächlicheKlimageschehender Erde in all seiner Komplexität simulieren können, erst in den nächsten Jahrzehnten zu erwarten sind. Bestätigt wird dies auch durch Klimaforscher wie Michael Schlesinger von der Universität von Illinois, der im März 2001 in der Zeitschrift Journal of Geophysical Research eine Studie veröffentlichte,nachderdievonderIPCC vorhergesagte Temperaturspanne von 1,4 bis 5,8°C Erwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von 54 Prozent überoder unterschritten werden kann. Schlesinger: “Wenn das Klima sensibler reagiert, als die Obergrenze der IPCC es voraussieht, könnte der Klimawandel zu einem der gravierendsten Probleme des SolareAktivitätalsAuslöser?© 21. Jahrhunderts werden. Liegen die IPCC Werte jedoch unterhalb der IPCCGrenzen,wäreeskeinegroßeSache.”UnabhängigvonderDiskussion um das Ausmaß des Klimawandels weicht Douglas Hoyt auch in der Zuordnung der Ursachen von der IPCC Linie ab: Er sieht sie eher in natürlichen als in anthropogenen Faktoren: “Die solaren Einflüsse können den größten Teil der Klimaerwärmung im 20. Jahrhundert erklären, aber es bleibt noch immer eine unerklärbare Resterwärmung von etwa 0,16°C, die den anthropogenen Treihausgasen zugeordnet werdenkann.”SchlesingerdagegenmahntbeiallerSkepsis:“Eskönnte den guten Teil des Jahrhunderts dauern, bis wir genügend Beobachtungsdaten haben, um den Grad der Unsicherheit deutlich absenkenzukönnen.Bisdahinallerdingskönnteeslängstzuspätsein, um noch etwas dagegen zu tun.” Die Auseinandersetzung Hoyts und andererseriösererWissenschaftlermitderIPCCfindetimUnterschied zu vielen anderen klimaskeptischen Stimmen nicht nur in den Massenmedien sondern auch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen stattundentziehtsichdamitnichtderBewertungundDiskussiondurch Fachkollegen. Damit bieten ihre Argumente und Daten immerhin die Möglichkeit zu einer fruchtbaren Auseinandersetzung und können vielleicht sogar dazu beitragen, das komplexe Klimageschehen immer besserzuverstehen. TRENDBAROMETERDERKLIMAFORSCHUNG D asIntergovernmentalPanelonClimateChange(IPCC)Als imSommer2001dasIntergovernmentalPanelonClimate Change (IPCC) seinen dritten Bericht zur Lage des Weltklimasabgab,warihmdieAufmerksamkeitderMedien - und der Skeptiker - sicher. Das internationale Gremium gilt als der Expertenrat in Klimafragen schlechthin. Seine Berichte und Studien geben die entscheidenden Impulse und Empfehlungen für die internationaleundnationaleKlimapolitik. UnddiesegehenindenletztenJahreninderRegelalleineineRichtung: Siekonstatieren,dasseswärmerwirdaufderErde,dassderMensch durchseineEmissionenvonTreibhausgasenhöchstwahrscheinlicheine entscheidende Rolle dabei spielt und dass Klimaschutzmaßnhamen dringend nötig sind, um eine weitere Erwärmung zu verhindern. Und genau dieses reicht bereits, um sie in den Augen vieler Klimaskeptiker zu“Panikmachern”und“Klimaverschwörern”zumachen.Fürdiemeisten Klimaforscher dagegen sind sie nicht nur eine anerkannte und qualifizierte Instanz, sondern auch ein wichtiges Bindeglied zwischen Forschung und Politik. Doch was genau ist dieses Gremium? Wer gehört ihm an und was tut es? Das IPCC wurde 1989 von der MeteorologischenWeltorganisation(WMO)unddemUmweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) ins Leben gerufen. AusgehendvonderErkenntnis, dass ein potentieller Klimawandel erhebliche globale wirtschaftliche und politische Folgen nach sich ziehen könnte, sollte dieses Gremium alle wissenschaftliche, technische und sozio-ökonomische Information sammeln und auswerten, die für die Einschätzung des Risikos nötig sei. Aktiv für das IPCC tätig sind mehrere hundert bis 2.500 renommierte Klimaforscher weltweit. Sie führen dabei im Auftrag des KlimaberichtderIPCC©IPCC IPCC keine zusätzlichen Forschungen durch oder überwachen klimatische Parameter, sondern werten in erster Linie die in der wissenschaftlichen Fachpresse erscheinenden Veröffentlichungen aus. Die im Abstand von einigen Jahren veröffentlichten “Assessment Reports” des IPCC fassen die neuesten Erkenntnisse und Prognosen zum Klimawandel zusammen und diskutieren dabei durchaus auch abweichende Modelle und Studien. Sie geben nicht nur den jeweils aktuellenStandderWissenschaftwieder,sondernsindgleichzeitigauch eine Art Trendbarometer in Sachen Klimaforschung. Doch trotz aller geballten Sachkompetenz sind sich die IPCC-Vertreter ihrer Grenzen durchausbewusst:ImjüngstenIPCC-BerichtisteinganzesKapitelnur der Diskussion der Unsicherheiten und möglichen Fehlerquellen in den KlimamodellengewidmetundPassagendazufindensichimgesamten rund tausendseitigen Werk. Ungeachtet solcher Einschränkungen kommen die “Klimaweisen” letztendlich jedoch zu einem eindeutigen Fazit: “Es gibt neue und stärkere Belege, dass die beobachtete Erwärmungderletzten50JahrezumGroßteilaufmenschlicheAktivität zurückzuführenist.” VERLORENIMDICKICHTDERARGUMENTE? D ie Debatte und die Öffentlichkeit Klimaskeptiker machen nicht nur als Organisationen oder durch öffentlichkeitswirksameAuftritteaufsichaufmerksam,auch imBereichderpopulärwissenschaftlichenLiteraturflorieren ihreThesenundTheorien.Bücherwie“HotTalkColdScience”vonFred Singer oder “Klimalüge?” von Manfred Müller verkaufen sich bestens und erfahren durchaus starke Beachtung seitens der Medien. Und geradehierzeigtsichsehrdeutlicheinesdergrundsätzlichenProbleme der Debatte: Wenn über einen bloßen Austausch von Polemik hinaus tatsächlich sachliche Argumente und konkrete wissenschaftliche Fakten diskutiert werden, ist deren Plausibilität oder Richtigkeit für den Laien kaum mehr festzustellen. Zu komplex und speziell sind die physikalischen, mathematischen oder statistischen Grundlagen der Prozesse und Modelle. Um der Verständlichkeit willen werden die komplexen Hintergründe daher oft vereinfacht - mit der Gefahr einer willkürlichen oder unwillkürlichen Verzerrung oder Simplifizierung. Oder aber sie werden in voller Pracht und Komplexität präsentiert - um den Preis der Verständlichkeit. Noch häufiger aber bilden beide MöglichkeiteneinewildeMischung,gewürztmitmeistmehralsnureiner Prise Polemik. Selbst vorgebildeten Laien oder teilweise sogar Forschern “vom Fach” fällt es unter Umständen schwer, diesen Wust ausFakten,FehlschlüssenundBehauptungenauseinanderzusortierenkein Wunder, dass ein “nicht vorbelasteter” Leser hier kaum Chancen hat, durchzublicken. Der Klimaforscher und Atmosphärenphysiker CharlesKellervomLosAlamosNationalLaboratoryderUSAhattesich 1998 bereit erklärt, zu dem vom Klimaskeptiker Fred Singer veröffentlichten Buch “Hot Talk Cold Science” in einer öffentlichen Diskussion Stellung zu nehmen. “Ich war auf den enormen Arbeitsaufwand nicht vorbereitet, der nötig war, um erst zum eigentlichenKernvonSingersEinwändenvorzudringenunddanndarauf zu entgegnen”, erklärt er hinterher und fährt fort: “Diese Auseinandersetzung gab mir einen Eindruck, wie nahezu unmöglich es für den interessierten Laien sein muss, zu erkennen, wie falsch oder irreführenddieArgumentesind.” KRITIKAUFALLENEBENEN D ie Ansatzstellen der Klimaskeptiker Betrachtet man die Argumente der “Klimaskeptiker”, fällt auf, dass ihre Kritik auf ganz unterschiedlichen Ebenen ansetzt: Die einen bezweifeln schon die Korrektheit der Temperaturmessungen und damit auch meist die Existenz einer wie auch immer gearteten Klimaerwärmung. Zu ihnen gehören auch der Klimatologe Douglas Hoyt oder der vor allem im Internet sehr umtriebigeJohnDaly. Andere, wie die Global Climate Coalition und andere vor allem wirtschaftlich motivierte Gruppierungen, halten zwar die Messungen im Großen und Ganzen für korrekt, bemängeln aber die Unsicherheit der darauf basierenden Modelle und Prognosen und halten sie für zu ungenau, um eindeutige Schlussfolgerungen ziehen zu können. Wieder andere halten eine globale Erwärmung durchaus für wahrscheinlich, kritisieren aber die Interpretation der Daten: Im Gegensatz zum IPCC sehen sie keinen Zusammenhang zwischen steigender KohlendioxidkonzentrationderAtmosphäreundTemperaturanstieg.Sie favorisierenehernatürlicheUrsachenundsehendieErwärmungalsTeil eines normalen Klimazyklus. Dazu gehören der amerikanische BuchautorFredSingerundderdeutscheGeologeundehemaligeLeiter des Geologischen Landesamtes von NRW, Peter Neumann-Mahlkau. Und zu guter Letzt gibt es tatsächlich auch einzelne Gruppierungen, darunter die Greening Earth Society, die sowohl den Klimawandelalsauchseineanthropogene Ursache mehr oder weniger akzeptieren, darin aber nur Positives entdecken können. Das zusätzliche CO2 in der Atmosphäre ist, so behaupten sie, nicht Fluch sondern sogar Segen, da es das Atmosphärische Wechselwirkungen©MMCD Pflanzenwachstum anregt und so höhere Erträge garantiert. Und auch für die Tierwelt sei das dann ja nur von Vorteil - kurzum, der Klimawandel könnte geradezu paradiesische Zuständebescheren-wennmanihmnurfreienLauflassenwürde… ZAHLENSPIELE… D ieKritikanMessungenundMessstationenDieersteStufe derKritikderKlimaskeptikersetztschonanderBasisder Modelle und Prognosen an: den Temperaturmessungen. Hier eine kurze Gegenüberstellung der wichtigsten Positionen.Dieunter“Einwand”zusammengefasstenAnsichtensindvor allemausVeröffentlichungenvonDouglasHoyt,VincentGrayundFred Singer entnommen, die unter “Entgegnung” subsummierten Entgegnungen stammen in erster Linie von James Hansen (GISS), Charles Keller (LANL), dem Global Hydrology & Climate Center (GHCC)derNASAundausdemBerichtderIPCCvon2001. VerteilungundQualitätderMessstationen Einwand: Die so genannten “globalen” Messungen sind in Wirklichkeit keineswegs global. Sie haben, wenn es hoch kommt, in den 1960er Jahren40ProzentdesGlobuserfasst,ihreDichteistaberaufnurnoch rund20ProzentindenletztenJahrengesunken.BesondersinGebieten der ehemaligen Sowjetunion und in ländlichen Bereichen wurden aus Geldmangel zahlreiche Stationen geschlossen, die Messdaten verschieben sich so global zu Gunsten der Stationen in “reichen” Ländern und urbanen Gebieten. Besonders in Ländern der dritten Welt oder der ehemaligen Sowjetunion erfüllen die Klimamessstationen außerdem oft nicht die Qualitätskriterien. Ungenügende Wartung oder mangelnde Sorgfalt bei der Ablesung können die Werte höher erscheinenlassenalssietatsächlichsind.AucheinesichimLaufeder JahreveränderndeVegetationnahederStationkannbeispielsweisezu stärkerer Abschirmung vor Wind oder Kälte führen und so eine langsameErwärmungsuggerieren.Entgegnung:UmUnterschiedeinder Verteilung der Messstationen auszugleichen, nutzen die Modelle nicht einfachnurdieDatenallervorhandenenStationen,sondernderGlobus wird in ein virtuelles Gitter mit einer jeweiligen Kantenlänge von 5°x5° eingeteilt.FürjededieserBoxenwirdproZeitpunktnureinWertgenutzt, der sich wiederum aus den Durchschnitten der innerhalb dieser Fläche befindlichenStationenzusammensetzt.DasDatennetzdesNASAGISS umfasst damit immerhin 8.000 Einzelregionen, das des Climate Research Unit in Großbritannien immerhin noch 2592. In die von der IPCC diskutierten Modelle flossen alle Ergebnisse der verschiedenen Netzemitein.EinedirekteEntgegnungaufdieKritikanderSorgfaltund Qualität der Messungen findet sich bei der IPCC oder bei der NASA allerdingsnicht. HITZEINSELNUNDSATELLITENDATEN W eitere Kritik an Messungen und Messstationen “Heat Island”-Effekt,Urbanität Einwand: Städtische Gebiete wirken als Wärmeinseln. Die Steinoberflächen von Straßen oder Gebäuden heizen sich tagsüber stärker auf als beispielsweise Vegetation und geben die gespeicherte Wärme nachts an die Umgebung ab. Da viele Messstationen in urbanen Gebieten stehen, weil sie dort leichter erreichbar sind und ihr Unterhalt damit billiger ist, werden ihre MessungendurchdieStadtwärmekünstlicherhöht.EinIndizfürdiesen Effekt ist auch die geringer gewordene Spanne zwischen Tages- und Nachttemperaturen.Entgegnung: Eine neuere Studie, die die Werte von 7.280 Stationen auf Urbanitätseffektehinkontrollierte,belegt,dassdieserEffektaufglobaler Ebene relativ vernachlässigbar ist. In der Regel liegt die globale TemperaturerhöhungdurchdieWärmeinselnderStädteumeineganze Größenordnung niedriger als die beobachteten Temperatureffekte. Die verringerte Spanne zwischen Tages- und Nachttemperaturen führt das IPCC nicht auf urbane Effekte sondern vor allem auf der Nordhalbkugel auf einen seit 1950 zunehmenden Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre und damit verbunden eine stärkere Bewölkungzurück. Diskrepanz Satelliten- Bodenmesssdaten zwischen und Urbanheat-Effekt©MMCD Einwand: Die seit 1979 ergänzend durchgeführten Temperaturmessungen aus dem Orbit durch die Satelliten des “Microwave Sounding Unit” (MSU) sind verlässlicher als die von Messstationen am Boden ermittelten Daten. Im Gegensatz zu den Bodenmessungen zeigen sie jedoch keine Temperaturerhöhung für die untere Troposphäre (0.7 km) sondern sogar einen leichten (0,05°) Abwärtstrend.WeilaberTreibhausgasevornehmlichinderAtmosphäre wirken,müsstederKlimawandelgeradedortamstärkstennachweisbar sein.Entgegnung: SatelllitenmessungIn der Tat zeigen die Satellitenmessungen für die untere Troposphäre keine eindeutige Erwärmung und widersprechen damit den Klimamodellen, nach denen geradedortdiestärksteErwärmungzuerwartenseinmüsste.DieIPCC gehtzurZeitdavonaus,dassdiesesErgebnisaberkeinenWiderspruch zurglobalenErwärmungdarstellenmuss.EineStudievon1999zeigte, dass sich der Schwund der Ozonschicht und die durch einige große VulkanausbrücheindieAtmosphäregeschleudertenAerosoleabkühlend auf die Temperaturen in der unteren Stratosphäre und sogar der mittleren Troposphäre auswirken können. In jedem Fall waren die ExpertenvonNASAundIPCCallerdingsgezwungenfestzustellen,dass die atmosphärische Schichtung wohl doch komplexer ist, als zuvor angenommenunddasnocheinigerForschungsbedarfherrscht. NATÜRLICHODERMENSCHENGEMACHT? U rsachen und Interpretationen Neben den Messungen konzentriertsichdieKritikderKlimaskeptikervorallemauf die Interpretation der Daten und Modelle. Fragen nach Ursachen und Zusammenhängen der Klimaentwicklung stehen hier im Mittelpunkt. Hier eine kleine Auswahl der am häufigsten gebrachtenArgumenteundEinwände: NatürlicheSchwankungen Einwand: Das Klima der Erde hat im Laufe der Erdgeschichte immer wieder starke Temperaturschwankungen durchlebt. Auch der heutige TemperaturanstiegistnichtsweiteralseinwinzigerAusschnittauseiner langenKettevonnatürlichenAufundAbs.EinZusammenhangzwischen Klima und menschlichen Einflüssen ist daher weder nachweisbar noch nötig, um die Veränderungen zu erklären.Entgegnung: Es herrscht weitestgehend Einigkeit darüber, dass die gegenwärtige Erwärmung wahrscheinlich sowohl natürliche als auch anthropogene Ursachen hat. Während jedoch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts natürliche Einflüsse wie beispielsweise die Schwankungen der solaren Einstrahlungüberwogenzuhabenscheinen,deutetinderzweitenHälfte allesaufeinenstärkerwerdendenanthropogenenEinflusshin.Vergleicht man die für das letzte Jahrhundert modellierten mit den tatsächlich beobachteten Werten, passt das Szenario mit sowohl natürlichen als auchanthropogenenFaktorenambestenaufdieRealität. SolarerZyklusalsUrsache Einwand: Sonnenaktivitäten©SOHO Nicht die Treibhausgase, sondern vor allem die Schwankungen in der Sonneneinstrahlung durch Veränderungen der Sonnenaktivität sind für Klimaschwankungen verantwortlich. Vor allem der 11-jährige Zyklus der Aktivität und der Sonnenflecken wirkt sich dabei aus. Perioden wie die “kleine Eiszeit” zwischen1500und1800,alsinEuropadie Temperaturen deutlich absanken belegen dies.Entgegnung: Neue Studien unter anderem der NASA deuten darauf hin, dass die Auswirkungen von Schwankungen der solaren Aktivität auf das globale Klima nur gering sind. Nach Angaben der IPCC lässt sich der Anteil der 1750 bis 2000 durch solare Einflüsse hervorgerufenen Erwärmung auf rund 0,3 Watt pro Quadratmeter festlegen - weniger als ein Zehntel der wahrscheinlichen CO2-bedingten Erwärmung. Allerdings liegt der Unsicherheitsfaktor für die Einschätzung der Sonneneinwirkungen auch immerhinbei67Prozent.DieStudienzeigenaberauch,dassdersolare Zyklus größeren Einfluss auf die Energieflüsse und -Verteilung in der Atmosphäre hat und damit zwar nicht global, wohl aber regional deutliche Klimawirkungen auslösen kann. Dies könnte auch die “kleine Eiszeit” erklären, denn sowohl diese als auch die mittelalterliche Wärmeperiode, die ihr vorausging, lassen sich über Eisbohrkerne aus Gletschern und Eiskappen nur als regionale, nicht als globale Phänomene nachweisen. Das IPCC merkt in seiner Diskussion der solaren Faktoren an, dass das Verständnis der solaren Prozesse und ihrer Klimaeinflüsse noch “sehr gering” sei. So weichen die in unterschiedlichen Studien ermittelten Schwankungen in der Sonneneinstrahlung während der letzten vierhundert Jahre stark voneinander ab, unter anderem, weil sich diese nur schwer im Nachhineinbestimmenlassen. TREIBHAUSWIRKUNGUNDEISZEITEN W eitere Einwände gegen InterpretationenEiszeiten,CO2undKlima gängige Einwand: Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre und dem Anstieg der globalen Temperaturen ist nicht nachweisbar. In der letztenEiszeitlagderCO2-GehaltderLuftnachAngabendesGeologen Peter Neumann-Mahlkau beispielsweise bei 1,5 Prozent, war also erheblichhöheralsheute-dennochwareskälter.Entgegnung: NachAngabenderIPCCistdiegegenwärtigeCO2-Konzentrationhöher als jemals innerhalb der letzten 400.000 Jahre und mit 66- bis 90prozentiger Wahrscheinlichkeit auch innerhalb der letzten 20 Millionen Jahre.DieRatedesCO2-Anstiegs-31Prozentseit1750-istinnerhalb derletzten20.000Jahreunerreicht.DassdieEiszeitendurchnatürliche Faktoren, darunter vor allem die Schwankung der Sonneneinstrahlung durch Sonnenaktivität und Veränderungen der Erdachse und umlaufbahn ausgelöst werden, ist unstrittig. Ebenso, dass diese Faktoren, wenn sie in diesem Maße wie in der Eiszeit wirken, den Treibhauseffekt gleichsam “übertönen” können. Dies bedeutet aber keineswegs,dassCO2deshalbkeinTreibhausgasseinkann. TreibhauswirkungdesCO2 Einwand: Der Treibhauseffekt von CO2 ist viel zu gering: Selbst bei einer Verdoppelung würde er allein gerade einmal zu einem Temperaturanstieg von 0,25 °C führen. Die Differenzzudenimmerwieder zitierten2,5°CbeiVerdopplung beruht auf der Annahme von positiven Rückkopplungsprozessen, die jedoch nicht nachgewiesen IPCC-PrognosedesCO2-Anstiegs©IPCC sind.Entgegnung: Die neusten Berechnungen deuten darauf hin, dass eine Verdopplung des CO2 die Strahlungsbilanz der Erde um immerhin 3,4 bis 4,1 Watt pro Quadratmeter (Wm-2) verschieben kann - in Richtung einer stärkeren Wärmeaufnahme und geringeren Wärmeabgabe. Eine Temperaturerhöhung von 1,2 Grad wäre die Folge - ohne Feedbackmechanismen.Computermodelleprognostiziereneinen60bis 100 prozentigen zusätzlichen Temperaturanstieg durch positive Feedbackmachanismen. Darunter fällt vor allem die bei steigender Temperatur stärkere Verdunstung, die größere Mengen des ebenfalls treibhauswirksamen Wasserdampf in die Atmosphäre gelangen lässt. ForscherwieCharlesKelleroderdasIPCCräumenaberein,dassdie positiven und negativen Rückkopplungen des Klimasystems noch zu denamwenigstenverstandenenPhänomenengehören. GlobaleVerteilungderErwärmungnichtkonsistentmitTreibhaustheorie Einwand: Die Erwärmung ist am stärksten auf der Nordhalbkugel und dort in den mittleren Breiten. Dies widerspricht den TreibhausgasModellen,nachdenendiegrößteErwärmungindenpolarenBreitenzu erwarten wäre.Entgegnung: Obwohl es Gebiete gibt wie den Nordatlantik oder den außertropischen Pazifik, in denen die beobachtete Erwärmung von der im Treibhaus-Modell simulierten abweicht, lassen sich die Entwicklungen dennoch plausibel mit einem Treibhausgas-Szenario erklären. Es gibt Simulationen, wie die von Delworth und Knutson aus dem Jahr 2000, die eine verstärkte Erwärmungvorallemindenmittleren-hohenBreitenwährendderersten Hälfte des letzten Jahrhunderts zeigen - eine ähnliche Temperaturentwicklung,wiesienunbeobachtetwurde. WASBLEIBT? K eineeinfachenAntworten,wohlabereinMotto…Wasbleibt nach der Betrachtung der Debatte, der Akteure und ihrer Argumente?InjedemFalledieErkenntnis,dasseseinfache Antworten, ein klares “Gut und Böse” in dieser Frage wohl nicht gibt. Denn bei aller Polemik, mit der die Debatte häufig geführt wird, sind doch nicht alle Argumente der Klimaskeptiker deshalb automatischUnsinnoderkönnenaufAnhiebentkräftetwerden.Gerade die Kritik an Zustand und Verteilung der Messstationen beispielsweise scheint plausibel. Andererseits lassen sich wieder Punkte, wie beispielsweise die totale Leugnung jeden Zusammenhangs zwischen CO2undKlimaerwärmungsichernichtaufrechterhalten. Doch auch wenn viele Argumente ins Leere gehen: Solange die Kritik sich nicht auf Diffamierungen beschränkt, sondern sachlich dazu beiträgt,echteSchwachstellenderModelleundPrognosenaufzuzeigen, ist sie wichtiger und notwendiger Bestandteil des wissenschaftlichen Fortschritts - und dies sehen auch die Klimaforscher ausdrücklich ein. VorsichtundMisstrauensindallerdingsdortangebracht,wodieAkteure -egalwelcherSeite-nichtbereitsind,sich und ihre Argumente einer kritischen Bewertung und sachlichen Auseinandersetzung zu stellen. Im Moment scheint dies vor allem für eine ganze Reihe der Skeptiker zu gelten. Das IPCC und viele Klimaforscher des “ProLagers”dagegensetzensichdurchausmit Kritik an ihnen und ihren Modellen auseinanderundgehendabeimeistrelativ WolkenundSonne©IMSI gewissenhaft und gründlich auf die MasterClips vorgebrachten Argumente der Skeptiker ein-wenndieKritiksachlichundseriösist.IstdiesnichtderFall,handelt derKritikernachAnsichtdesNASA-KlimatologenJamesHansennicht wieeinWissenschaftler,sonderneherwie“einAnwalt,derdiePosition seines Klienten um jeden Preis verteidigen will.” Hansen fährt jedoch einschränkendfort:“Esistabernurfair,zusagen,dassbeiderDebatte um die globale Erwärmung umweltpolische, politische und religiöse Perspektiven von beiden Seiten aus in die Wissenschaft eingebracht wurden.” Eben weil es sich beim Klimawandel nicht um ein rein abstraktes wissenschaftliches Gedankengebäude handelt sondern um ein Ereignis, das potentiell die gesamte Menschheit trifft, sind ÜberschneidungenmitPolitik,WirtschaftundEthikinderDebattekaum zuvermeiden.JamesHansen:“DerGedanke,dassunsereModelledie AuswirkungenderSonnenstrahlung,vonVulkanenoderTreibhausgasen einfangenundprognostizierenkönnen,istwirklichEhrfurchteinflößend. AberdieBegeisterungwirdgedämpftdurchdasBewusstsein,dassdas “Labor”, um das es geht, die Heimat von Milliarden Menschen und Tieren ist.” Angesichts dieser Tatsache sollte das Motto im Falle des Klimawandelssicherlichlauten:“ImZweifelsfallefürdenAngeklagten.” 04|Impressum scinexx.de-DasWissensmagazin MMCDNEWMEDIAGmbH Elisabethstraße42 40217Düsseldorf Tel.0211-94217222 Fax03212-1262505 www.mmcd.de [email protected] Geschäftsführer:HaraldFrater,[email protected] Chefredakteurin:NadjaPodbregar,[email protected] Handelsregister: Düsseldorf,HRB56568;USt.-ID.:DE254927844; FinanzamtDüsseldorf-Mitte Konzeption/Programmierung YOUPUBLISHGmbH Werastrasse84 70190Stuttgart M:info(at)you-publish.com Geschäftsführer:AndreasDollmayer ©2016byKonradinMedienGmbH,Leinfelden-Echterdingen