Allgemeine Psychologie II Zusammenfassung der Vorlesung von

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Allgemeine Psychologie II
Zusammenfassung der Vorlesung von Prof. Andreas Eder
Von Helge Hasselmann
Teil I: Motivation
Motivation wird aufgefasst als Ergebnis einer Wechselwirkung zwischen Person und Situation
Die acht Grundprobleme der
Motivationspsychologie
Allgemein keine einheitliche Definition von Motivation:
-
-
Heckhausen: Motivation ist ein Prozeß, der zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten
auswählt, das Handeln steuert, auf die Erreichung motiv-spezifischer Zustände richtet und auf
dem Weg dahin in Gang hält
Mook: Diejenigen Prozeße, die zielgerichtetes Verhalten auslösen und aufrechterhalten
Motivationspsychologie soll ergebnisorientiertes, zielgerichtetes Verhalten (=Handeln) erklären. Dabei
existieren 4 Dimensionen der Handlung:
1. Richtung (Wahl)
2. Intensität (Anstrengung)
3. Beginn und Ende (Latenz)
4. Dauer (Persistenz)
 Von besonderem Interesse ist dabei normabweichendes Verhalten
Dabei gibt es zwei Vorgehensweisen:
1. Im Alltag: Verstehen => Gründe und Überzeugungen
Beschreibt Zielgerichtetheit von Verhalten (Person X ist böse), hat allerdings keinen hohen
Erklärungswert und ist in der Definition zirkulär
2. Wissenschaft: Erklären => Ursache und Effekt => Ziel ist Vorhersage
- Motivation als hypothetisches Konstrukt
- Beschränkung auf wenige grundlegende Motive (Äquivalenzhypothese) => die besagt, dass der
beobachtete Werte dem wahren Wert entspricht
- Unabhängige Erfassung von Motiven und zu erklärendem Verhalten
- Empirische Überprüfung in experimenteller Form, z.B.
o UV: Direkte Manipulation der Vermittlungsprozeße
o AV: kognitive und affektive Begleitprozeße
Rahmenmodell der Motivation
Grundlegende Begriffe:
1. Motiv: - sehr subjektives Bedeutungsmuster der Umwelt
o Zeitlich stabile Bewertungsdisposition (z.B. Streben nach Erfolg)
o Inhaltsklasse von Handlungszielen: Macht, Anschluss, Leistung
o Anregung durch passende situative Hinweise (Anreiz)
2. Bedürfnis
o Mangelzustände und Wachstumsorientierung
o Physiologische (Hunger), psychologische (Autonomie) und soziale Bedürfnisse
(Macht/Anschluss)
3. Trieb: veraltetes Konzept, meint: unspezifische Anspannung, dessen Reduktion als befriedigend und
lustvoll erlebt wird
4. Ziel: Anstreben einer positiv bewerteten Umweltveränderung (Endzustand) durch einen
Verhaltensakt (Mittel)
Ziele sind hierarchisch gegliedert
5. Anreiz: subjektiver Wert eines Objektes oder einer Situation, bestimmt durch Bedürfnisse
o Affektive Reaktion auf bedürfnisrelevante Reize (Brot ist für Hungrige wichtiger als für
Satte)
o Tätigkeitsanreize (intrinsisch) und Ergebnisanreize (extrinsisch)
Vergleich Ziel und Motiv:
-
Motive sind nur handlungsleitend, wenn sie aktiviert werden (also ist die Motivation
handlungsleitend); Ziele sind immer handlungsleitend
Motive können bewußt/ unbewußt sein; Ziele sind immer bewußt
Motive sind abstrakt und spezifizieren kein Verhalten; Ziele schon („x tun“)
Konzeptuelle Probleme:
1.
2.
3.
4.
Terminologische Verwirrung: Abgrenzung von Trieben etc.
Motivklassifikation: Anzahl von Motiven?
Richtiger Abstraktionsgrad: Welche Hierarchiestufe?
Zirkularität: Motive werden aus Verhalten erschlossen. Motive erklären verhalten
Allgemeine Verhaltensprinzipien:
1. Hedonismus: Streben nach Lust und Vermeiden von Unlust => pos. Affektbilanz/ Selbstregulation
möglich (z.B. Zahnarzt)
2. Homöostase: Gleichgewicht soll aufrechterhalten werden
Druck: Mensch ist passiv Bedürfnissen
unterworfen, die ihn von innen her
antreiben
Zug: Verhalten wird nicht nur durch
inneren Druck ausgelöst, sondern Mensch
entscheidet selber aktiv
Motivmessung
1. Explizite Motive: Selbsteinschätzung, bewußtes Wissen über Motive
=> Selbstbericht, Fragebogen (z.B. PRF = Personality Research Form)
2. Implizite Motive: Projektive Tests (Rorschach, TAT) => Motivabhängige Deutung von mehrdeutigen
Reizen
Einschub: der TAT
Pbn sollen Geschichten zu mehreren Bildtafeln erzählen. Am Ende wird dann anhand der Geschichte (z.B.
des Protagonisten) auf die Psyche des Pb geschlossen. Problem: Geringe Auswertungsobjektivität,
Reliabilität und Validität
Das Multi-Motiv-Gitter: ist ein semiprojektives Verfahren, bei dem mehrdeutige Bilder durch vorgegebene
Statements bewertet werden müssen
Vorteil:
-
hohe Retestreliabilität
Keine Verfälschung durch soziale Erwünschtheit
Ergebnisse zu den verschiedenen Messungen:
-
Kaum Korrelation zwischen PRF und MMG => Beide messen also unterschiedliche Motivanteile
PFR korreliert mit realem und idealem Selbstbild, verzerrt also die Selbstanalyse (MMG
zuverlässiger)
Neuroanatomie
-
Dopamin: appetitive Motivation
Serotonin: aversive Motivation
Noradrenalin: Aktivation und Wachheit
Endorphin: Glücksgefühl, Schmerzunempfindlichkeit
-
3 annäherungsbezogene Strukturen
o Hypothalamus
o Mediales Vorderhirnbüdel
o Orbitofrontaler Cortex
2 vermeidungsbezogene Strukturen
-
Erregung kommt von der Formatio
reticularis
o
o
Amygdala
Hippocampus
Das Belohnungssystem: mesolimbisches, dopaminerges System
 Aufsuchende Motivation und Belohnung
 Experiment von Milner & Olds: gibt man Ratten die Möglichkeit, sich per Hebeldruck im
Belohnungssystem elektrisch zu stimulieren, tun sie das bis zur Erschöpfung ( > 6000 pro Stunde)
=> nicht nur Triebreduktion verantwortlich für Verhalten
 Drogenkonsum erhöht, Abstinenz senkt Dopaminkonzentration
 Dopmainausschüttung am höchsten bei: Antizipation einer Belohnung, unerwarteter Belohnung
und wenn Belohnung besser/höher als erwartet
Testosteron höher wenn: Singe, Fremdgeher, Wettbewerb mit Männern, Dominanzstreben, Risikosuche
Teil II: Triebtheorien, Motivation als Kraft
1. Triebe: angeboren, universell, evolutionär
2. Instinkte bzw. instinktives Verhalten: bspw. Das Stichling-Männchen
- Automatisch (reflexhaft), unkontrollierbar und durch Schlüsselreize ausgelöst
- Angeboren, nicht modifizierbar und biologisch gereift
- Schlüsselreize => AAM (angeborener Auslösemechanismus) => Instinkthandlung
Probleme:
1. schier unendlich viele Instinkte können genannt werden (Bernard: 14.000!) => z.B. „Trieb, am Tag
keinen Apfel zu essen“ => keinen Erklärungswert
2. Fast jedes menschliche Verhalten ist modifizierbar, z.B. Hunger durch Anorexia oder Sexualität
durchs Zölibat
3. Selbst einfache Verhaltensweisen wie Aufsuchen von Essen und Trinken sind lernabhängig
Exp von Changizi, McGehee und Hall (2002) zeigte:: Appetenzverhalten bei Dehydration und
Nahrungsdeprivation ist gelernt! Rattenbabies müssen erst lernen, zu trinken, wenn sie durstig
sind. In dem Versuch haben die also ganz junge Ratten genommen, diese durch Injektion dehydriert. Dann
haben sie den Ratten die im Versuch als "experienced" bezeichnet sind, Wasser in den Mund gespritzt. Die
wissen also, das Wasser die Dehydratation wieder ausgleicht. Die unerfahrenen Ratten werden nur
dehydriert, machen aber die Lernerfahrung nicht. In der Testphase zeigt sich somit, das die dehydrierten
"erfahrenen" Ratten sich signifikant länger in der Box mit Wasser aufhalten als die nicht-dehydrierten
"erfahrenen". Bei der "unerfahrenen" Gruppe halten sich die Ratten gleich lang in der Wasserbox auf, egal
ob dehydriert oder nicht - die Box ist also nichts besonders für wenn sie dehydriert sind (also sie erkennen
den Zweck nicht). Also nur wenn die Ratte weiß, das Trinken ihren Durst löscht, dann wird sie auch trinken.
Triebe: allgemeine, unspezifische Quelle der Verhaltensenergetisierung
 Motivation als Energie, kein Verhalten ohne Aktivierung
 Druckvariable, die Verhalten von Innen „anschiebt“
 Zustand der unangenehmen Anspannung: Reduktionshypothese
Freuds Dampfkesselmodell: unangenehme Triebenergie staut sich mit der Zeit an und verlangt nach
Entladung. Dazu gibt es vier Möglichkeiten
1. Primärprozeß: direkte Befriedigungsorientierung von Verhalten und Denken
2. Sekundärprozeß: Aufschub, Planen, Ersatzhandlung (Realitätsprinzip, vermittelt durch Ich)
3. Abwehrmechanismen
4. Katharsishypothese
Empirie zu Freud:
-
Hauptsächlich anekdotische Evidenz (Anna O., Fehlleistungen, Traumdeutungen)
Verdrängung bzw. Wahrnehmungsabwehr
Aggressionsabbau nach der Katharishypothese
Wahrnehmungsabwehr (z.B. McGinnies 1949): Latenzzeit, die Pbn zur Erkennung von Tabu- vs.
Alltagswörtern brauchen, höher
Kritik an der Theorie der Wahrnehmungsabwehr hat diese widerlegt:
- Antwortschwelle: eher Antwort als Wahrnehmung wird verzögert (vielleicht aus Scham)
- Worthäufigkeit: Tabuwörter seltener und deswegen höhere Latenz?
- Wahrnehmungsparadox: Wie kann man etwas abwehren, bevor man es wahrgenommen hat?
- Methodik: Zweifel an Zuverlässigkeit der Befunden, z.B. wg. Hypnose
 Befunde deuten eher in die entgegengesetzte Richtung
1. Negativitätsbias: bedrohliche Reize werden stärker beachtet (vgl. Phobiker)
2. Relevanzbias: erhöhte Sensitivität für bedürfnisrelevante Reize
Katharsishypothese: widerlegt bzw. gegenteilige Auswirkung auf Verhalten
Bushman, Baumeister & Stack: Personen lesen Artikel pro oder contra Katharsis. Dann wird Ärger induziert
und die Pbn gebeten zu schätzen, wie attraktiv sie das Einschlagen auf einen Sandsack finden. (erhöht bei
den Pro-Katharsis). In einer zweiten Studie wird dann diese Aggression entweder ausgelebt oder nicht und
danach die Aggression gegenüber einer dritten Person gemessen: Erhöht beim Ausleben!!
Hulls Motivationstheorie: Verbindung von Lerntheorie und Motivation
-
-
Trieb: unspezifische Antriebsquelle von Verhalten, Konzept von mehreren Trieben abgeschafft
o Defizitmotivation: unbefriedigte Bedürfnisse, ohne Defizitmotivation kein Verhalten
o Trieb: motivationale Komponente physiologischer Bedürfnisse , ohne Trieb kein Verhalten
o Sekundäre Triebe: erlernt, z.B. konditionierte Furcht
Triebreduktion verstärkt Verhalten => ohne Verstärkung kein Lernen!
Richtung des Verhaltens wird durch gelernte Verhaltensweisen/Verhaltensgewohnheit (habits)
festgelegt (das dominante Verhalten wird gezeigt) => Trieb gibt nur Energie
Habit: hierarchische Verstärkungsgeschichte eines Verhaltens in einer Situation
Gezeigt wird immer nur das Verhalten, das in der Vergangenheit am häufigsten verstärkt wurde
Verhalten wird durch ein multiplikatives Modell erklärt
Hulls 1. Konzeption
Empirisch geprüfte Ableitungen:
-
Verhaltensstärke steigt monoton mit D bzw. H (Perin & Williams, Columbia Obstruciton Box)
Wenn H=0 und D=0, dann kein Reaktionspotenzial (Columbia Obstruction Box)
Evidenz für Hulls 1. Konzeption
Columbia Obstruction Box (Warden, Jenkins & Warner): Ratte ist in Käfig, wobei ihr gegenüber
Futterboxen sind. Um zu diesen Boxen zu gelangen, muss die Ratte allerdings ein Elektrogitter überqueren,
das ihr jedes Mal einen unangenehmen Elektroschock verpasst. Mit zunehmender Nahrungsdeprivation
steigt die Anzahl der Überquerungen, ergo: Trieb nimmt zu => Anzahl der Gitterüberquerungen steigt mit
Entzugsdauer (methodisches Problem: Anreiz nicht kontrolliert)
Anreiz beispielweise manipulierbar durch
Variation der Futtermenge/ -qualität
Spences Modell: E= (d+k)*h
Triebenergie unspezifisch?
 Triebe nicht mehr notwendig
Allerdings: Verhaltensaktivierung stärker
bei passender Triebquelle
Versuch ist von Merryman (1952)
Einwände:
-
-
Nichtlinearer Zusammenhang zwischen Erregung und Leistung!
Braucht man das Triebkonzept überhaupt noch? Erklärung über bedürfnissensitive Anreizwerte
Woher wissen Tiere, wo sich welche Belohnungen befinden?
o Kognitive Erklärung: Erwartung
o Lerntheorie: fragementarische antizipatorische Zielreaktionen
Spontaner Reaktionswechsel: Tier wählt zuvor nicht verstärkte Reaktion
Einwände gegen belohnende Trieberregungsabfuhr
o Spontanes Explorationsverhalten und Risikosuche (Neugier)
o Aversion gegen zu geringe Stimulation (Reizentzug)
o Intrakranielle Selbststimulation
o Experimentelle Befunde, s.u.
o AKtivationstheorie: optimales Erregungsniveau statt Triebreduktion (Berlyne)
Sheffield, Wulff & Baker (1951): Männliche Ratten (die bisher noch nicht kopuliert hatten) lernten eine
instrumentelle Reaktion, um mit einem läufigen Weibchen zu kopulieren (Laufen zur Kammer), obwohl der
Kopulationsvorgang vor dem Orgasmus unterbrochen wurde. AV: Laufgeschwindigkeit zurück zur Kammer
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass nicht
die Triebreduktion, sondern
Triebsteigerung belohnend wirkt =>
Ratten aus der Exp.-Gruppe lernen
schneller
Teil III Motivation als Ergebnis von Verstärkung
1. Klassisches Konditionieren (S-R-Lernen) : Stimulus -> Blackbox -> Response
US -> UR; CS + US -> UR; CS -> CR
Basiert auf dem sogenannten „Law of Effect“:
-
2. Operantes Konditionieren: z.B. Skinners Rate
-
Lernen am Erfolg: wie in der Katzenbox
1. Versuch und Irrtum, zufälliges
Verhalten führt zu positiver
Konsequenz
2. Zufälliger Erfolg führt zu einer
Verstärkung des ausgeführten
Verhaltens
Gradueller Aufbau einer Assoziation zw.
Ausgangssituation (S) und Aktion
Assoziation zwischen Aktion (R) und
Effekt (Outcome)
Verhalten mit positiven Folgen tritt
häufiger, jenes mit negativen Folgen
seltener auf
Praktische Anwendung: Die Skinner-Box
Die Ratte bekommt über Hinweisreiz
angezeigt, ob sie einen Hebel drücken soll,
oder nicht. Bei korrekter Verhaltensweise
gibt’s Futter, sonst Elektroschock. Durch
operante Konditionierung kann die
Auftretenswahscheinlichkeit von positivem
Verhalten erhöht und die von neg.
Verhalten gesenkt werden
Strafe und Belohnung:
-
Verstärkung: jedes Ereignis, das die Auftretenswahrscheinlichkeit erhöht
Bestrafung: jedes Ereignis, das die Auftretenswahrscheinlichkeit senkt
Verstärker können entweder angeboren bzw. primär (z.B. Futter, Wasser) oder konditioniert bzw.
sekundär (Geld, Lob…) sein
Verstärker können unterschiedlich effektiv sein, je nach Bedürfnis. Allgemein gilt: Eine sofortige Belohnung
ist wirksamer als eine aufgeschobene!
Einschub: Kontingenz und Kontiguität
1. Kontiguität: gemeinsames Auftreten von Reaktion und Ereignis, räumliche und zeitliche Nähe
P(Ereignis| Reaktion) > 0 // also wenn Reaktion, dann Ereignis
2. Kontingenz: regelhaftes Auftreten (wenn-dann und nur-dann Beziehung)
P(Ereignis| Reaktion) ungleich P(Ereignis | keine Reaktion)
 Wenn Reaktion, dann Ereignis und wenn keine Reaktion, dann auch kein Ereignis!
 Kontingenz ist notwendig für operantes Lernen, Kontiguität alleine nicht hinreichend
Token-Systeme: Künstliche Währung für Eintausch gegen Belohnung
-
-
Vorteile: - Eintausch gegen individuell wirksame Verstärker
 Leiche und kontrollierte Verabreichung
 Keine Unterbrechung durch Konsum
 Keine Sättigung
Nachteile: - Stereotypes Verhalten
 Geringe Generalisierung (Knast vs. Realität)
 Ethische Probleme
 Korrumpierungseffekte
Premack-Prinzip: Tritt eine Verhaltensweise spontan häufiger auf als eine andere, kann durch kontingenten
Einsatz das häufigere Verhalten als Verstärker für das andere dienen. So ist z.B. das Verhalten "Auf den
Spielplatz gehen" (hohe Präferenz zum Zeitpunkt X) als Verstärker geeignet für "Hausaufgaben machen"
(niedrige Präferenz zum Zeitpunkt X)
Korrumpierungseffekt: auch Effekt der übermäßigen Rechtfertigung. Durch externe Belohnung erlischt
intrinsische Motivation. Wenn z.B. ein Kind gerne Matheaufgaben löst, man ihm dafür aber immer
Süßigkeiten gibt, wird es irgendwann denken, dass es die Aufgaben nur wegen Schoki löst.
Tritt nur auf, wenn:
- Intrinsische Tätigkeitsmotivation hoch ist
- Eine Belohnung erwartet wird
- Die Belohnung greifbar ist (z.B. Geld)
 Keine Korrumpierung bei abstrakten Belohnungen, wie z.B. Aufmerksamkeit, und die Belohnung
in einem losen Zusammenhang mit der Leistung steht
- Also: Belohnung alleine unterminiert nicht intrinsische Motivation, vielmehr kommt es auf die
Rahmenbedingungen an!
Löschung: wird Verhalten nicht mehr verstärkt, sinkt die Reaktionsrate bzw. Auftretenswahrscheinlichkeit
 Ignorierte man bspw. weinende Kinder, hören diese nach einiger Zeit auf damit (weil
Aufmerksamkeit hier als Verstärker gewirkt hat, der nun wegfällt)
 Allerdings wird das Verhalten nach einmaliger Verstärkung wieder hergestellt (reinstatement)
o Löschung bedeutet also nicht, dass sich die Assoziation auflöst!
Bestrafung: von körperlicher Bestrafung sollte allgemein abgesehen werden. Wichtige Faktoren sind
Intensität (je höher, desto wirksamer) und zeitliche Nähe (je kontingenter, desto wirksamer)
Erlernte Hilflosigkeit
Experiment: In der Vorphase des klassischen Experiments erhielten Hunde, die sich in einer Art
Aufhängung befanden, Stromstöße an die Pfoten. Diesen Stromstößen konnten die Hunde nicht
ausweichen („yoked design“). Kontrollhunde hingegen konnte per Schnauzendruck auf eine Platte vor
ihnen die Elektroschocks abstellen. Anschließend wurden die Tiere in eine Box gesetzt, die in zwei Teile
aufgeteilt war und durch eine kleine Barriere getrennt waren (sogenannte “shuttle box”). In der einen
Hälfte erhielten die Hunde wieder Stromstöße, in der anderen jedoch nicht. Die Tiere konnten den
Stromstößen also entkommen, wenn sie von einem Teil ins andere wechselten. Es zeigte sich aber, daß
viele Hunde diese Fluchtmöglichkeit nicht nutzten, sondern sich stattdessen in dem Teil, in dem sie
Stromschläge erhielten, niederkauerten und winselten. Tiere, die in der Vorphase keine Stromstöße an die
Pfoten erhalten hatten, wechselten dagegen von einem Teil ins andere. Den Zustand derjenigen Tiere, die
nicht flüchteten, bezeichnete Seligman als gelernte Hilflosigkeit.
 Die Unkontrollierbarkeit von negativen Ereignissen untergräbt die Motivation für die Ausführung
einer Reaktion. Erklärungsmodell für reaktive Depressionen
Erklärungsversuche:
1. Lerntheorie
- Hund lernt, dass sein Verhalten keinen Einfluss auf den Schock hat
P (Schock| Reaktion) = P(Schock| keine Reaktion)
- Generalisierung dieser Lernerfahrung auf ähnliche und neue Situationen
- Die Lernerfahrung, dass Reaktion und Ereignis voneinander unabhängig sind, ist wichtig!
2. Kognitive Erklärung: pessimistischer Attributionsstil, Kausalattribution & Kontrollüberzeugung
- Jemand nimmt scheinbar unkontrollierbare Situationen wahr
- Er entwickelt die Überzeugung, dass solche Situationen nicht kontrollierbar sind
- Er führt die mangelnde Kontrollierbarkeit auf zeitliche stabile Eigenschaften der eigenen
Person zurück und verallgemeinert seine Überzeugung auf alle Situationen (internale, stabile
und globale Attribution)
 Glaubt nicht, irgendwelche positiven Veränderung verursachen zu können
Teil IV: Motivation als Spannungszustand und die Feldtheorie
Allgemeine Definitionen

-
Feldtheorie ist eine dynamische Theorie: Verhalten und Erleben als Resultate der verschiedenen
zu einem Zeitpunkt wirksamen Umwelt- und Personenkräfte
Verhalten (V) als Funktion von Merkmalen der Person (P) und der subjektiven, psychologisch
erlebten Umwelt (U) => V = f(P,U)
Motivation ist eine Wechselwirkung aus Bedürfnis (Person) und Anreiz (Umwelt)
Lebensraum: aktuelle, subjektive Wahrnehmung der inneren und äußeren Situation einer
Person (psychologische Realität)
Feld: Gesamtheit der inneren und äußeren Kräfte, die aktuell auf die Person einwirken
Personenmodell (P): innere Spannungen und Energien
Umweltmodell (U): Kräfte und zielgerichtetes Verhalten (Lokomotion)
Fremde Hülle: Objektive Gegebenheiten, die momentan psychisch nicht repräsentiert sind
Das Personenmodell: Strukturelle Komponenten
1. Bereiche einer Person entsprechen Bedürfnissen bzw. Motiven (=biologisch) und Quasibedürfnisse
(Ziele und Intentionen)
2. Lage von Bereichen: Je zentraler, desto bedeutsamer (innerpersonal: zentral und peripher)
3. Nachbarschaft von Bereichen: je näher, desto ähnlicher das Bedürfnis
4. Grenzwände sind durchlässig: Substitution und Ersatzhandlungen (z.B. Brief schreiben wenn
Bedürfnis nach Kontakt)
5. Aktivierung eines Bedürfnisses erzeugt Spannung
Das Personenmodell: Dynamische Komponente = die Spannung
1. Spannung: Gespannte Systeme innerhalb einer Person, die auf Spannungsausgleich drängen
a. Ausgleich über Zugang zur sensumotorischen Zone: Handeln
b. Ausgleich über Diffusion zu Nachbarbereichen: Ersatzhandlungen
2. Spannung besteht so lange, bis das Bedürfnis befriedigt bzw. das Ziel erfüllt ist
3. Einfluss auf Handeln: Aktivierung zielbezogener Verhaltensweisen
4. Einfluss auf Wahrnehmung: Aufforderungscharakter von Dingen, die zur Bedürfnisbefriedigung
taugen
5. Einfluss auf Gedächtnis: erhöhte Zugänglichkeit für zielbezogene Inhalte
Empirische Untersuchungen
1. Wiederaufnahme unterbrochener Handlungen (im Versuch 79 – 100%)
Ovsiankina: deutliche Tendenz, eine unterbrochene Handlung wieder aufzunehmen, wenn das
Handlungsziel vorher noch nicht erreicht wurde (Wiederaufnahmeeffekt)
1) Unterbrechung durch andere Aufgabe: WAT 79%
2) Unterbrechung durch Zufall: WAT 100%
3) Wiederaufnahme selbst wenn: betont wurde, dass Aufgabe unwichtig; die Wiederaufnahme
explizit untersagt wurde; die Aufgabe außer Sichtweite gerückt wurde
 Lewin: Unterbrochene Aufgabe = Zustand eines gespannten Systems
 unterbrochene Aufgabe löst auch ohne Anreizwert ein "Quasi-Bedürfnis" aus, die Aufgabe
wieder aufzunehmen. Abhängig von: Unterbrechungsdauer (je länger, desto geringer),
Unterbrechungszeitpunkt (je näher am Ziel, desto höher), Aufgabenart (je klarer, desto höher)
und innerer Einstellung (je ehrgeiziger, desto höher) => auch bei negativ valenten Aufgaben
2. reduzierte Wiederaufnahme nach Ersatzhandlung: Wiederaufnahmerate sinkt, wenn die
Störhandlung das Bedürfnis stellvertretend befriedigt (Kriterien: Schwierigkeit, Valenz,
Realitätsgrad und Ähnlichkeit)
3. Erinnern unerledigter Aufgaben: Zeigarnik-Effekt
= Unerledigte Handlungen bleiben besser im Gedächtnis haften als erledigte Handlungen! (wobei
die subjektiv wahrgenommene Aufgabenerledigung entscheidend ist, Marrow 1938)
 Marrow 1938: sagte Pbn, dass Unterbrechung gute Leistung bedeute, während Erlaubnis
weiterzuarbeiten auf schlechte Leistung hindeute: umgekehrter Zeigarnik-Effekt!
 Zeigarnik-Quotient bei 2:1
 Wird mit der Zeit kleiner!
 Häufiger Einsatz bei Film (Cliffhanger-Effekt) oder Werbung
 Genauso „Rumination“ (Martin & Tesser): erhöhtes Nachgrübeln nach traumatischen Ereignissen,
weil immer noch eine Restspannung vorhanden
4. Erhöhte Aufmerksamkeit auf bedürfnisrelevante Reize = Wahrnehmungsstrukturierung
Umweltmodell: Strukturelle Komponente
= Bereiche: psychologische bzw. kognitive Gliederung der Umwelt in Handlungsmöglichkeiten
(Wege zu einem Ziel, Mittel-Zweck-Relationen, Konsummation)
- Grenzen zwischen Bereichen entsprechen (unterschiedlich starken) Hindernissen auf dem Weg
zum Ziel (Teilziele müssen erreicht werden)
- Umwelt als hodologischer Raum (hodos = Pfad)
Die verschiedenen Bereiche dieses
Konstrukts stellen Aktivitäten bzw.
Teilhandlungen dar, die vom Ausgangszum Zielzustand führen. Grenzwände
entsprechen zu überwindenden
Hindernissen
Umweltmodell: Dynamische Elemente
1. Valenz
- Zielbereiche der Umwelt erhalten durch Spannung korrespondierender Personenbereiche
positive oder negative Valenz
- Stärke der Valenz Funktion aus Bedürfnisspannung (s) und intrinsischer Eigenschaft des
Zielobjektes Z => Va= f(s,Z); Je mehr Hunger und je geeigneter Das Merkmal des Zielobjektes
(Pizza), desto höher seine Valenz (korrespondierende Objekte bekommen pos. Valenz ebenfs.)
- Je intensiver das Bedürfnis und je zweckdienlicher die Eigenschaften für die
Bedürfnisbefriedigung, desto stärker die Valenz
- Valenz (Zielbereich) wird zum Zentrum eines Kräftefeldes
2. Kraft
- Kraft zieht bei Objekten mit pos. Valenz und bei Objekten mit neg. Valenz stößt sie ab
- Entspricht dem Quotienten von Valenz (Va) und Distanz zum Ziel (d)
- Je näher an einem positiven Objekt, desto stärker Anziehungskraft. Und je näher an einem neg.
Objekt, desto stärker die abstoßende Kraft (Annäherungs- und Vermeidungsgradient)
- Kraft bestimmt Stärke (Betrag) und Richtung (Vorzeichen) der psychologischen Lokomotion
einer Person
Konflikte treten auf bei Gleichgewicht zw. anziehenden und abstoßenden Kräften
 Immobilität bzw. schnell wechselndes, widersprüchliches Verhalten; mögliche Lösung: „Aus dem
Feld gehen“
Wein oder Bier?
Pest oder Cholera?
Columbia Obstruction Box
Einschub: 1944 veröffentlichte Miller eine Arbeit, in der er erste Überlegungen zu dem sogenannten
Gradientenmodell des Konfliktes beschrieb. Dieses Modell geht davon aus, daß psychische Konflikte bei
einem Individuum durch sich widersprechende Verhaltenstendenzen zustande kommen. Miller geht davon
aus, daß die Tendenz zur Annäherung an ein appetitives Objekt umso größer ist, je näher sich das
Individuum bei ihm befindet. Genauso sei die Tendenz zur Entfernung von einem aversiven Objekt umso
größer, je näher ihm das Individuum ist. Beide Tendenzen sollen durch sogenannte Annäherungs- bzw.
Vermeidungsgradienten darstellbar sein. Die Stärke der Gradienten sei vom Triebniveau (siehe die mittlere
Phase der systematischen Verhaltenstheorie von Hull) abhängig. Entscheidend für Millers Modell ist, daß
der Vermeidungsgradient eine größere Steigung als der Annäherungsgradient habe, so daß bei größerer
Entfernung von einem ambivalenten Objekt das Individuum auf dieses Objekt zustrebe, um dann an dem
Punkt stehen zu bleiben, der durch die gleiche Stärke beider Gradienten gekennzeichnet ist. Dies
kennzeichne einen Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt.
Zielgradienten (Brown, 1948): Untersuchung der Stärke der Aufsuchen - Meiden - Tendenz in Abhängigkeit
von der Nähe zum Ziel
Versuchsaufbau: Vier Gruppen von N=74 Ratten wurden mit Futter als Verstärker darauf trainiert, in einem
Laufgang (hier konnte man an verschiedenen Punkten die Zugstärke der angeschirrten Ratten mittels Feder
registrieren) rasch zum Ziel durchzulaufen. Darauf:



Gruppe1 - stark Futter-depriviert (46 h) --> starke Aufsuchen-Tendenz
Gruppe 3 - starker elektrischer Schlag am Ziel --> starke Meiden-Tendenz
Gruppe 2 = geringe Futterdeprivation, Gruppe 4 = schwacher elektr. Schlag
Die Zugstärke der Ratten wurde hin bzw. weg vom Ziel in 30 und 170 cm Entfernung gemessen.

Ergebnisse: der Gruppen 1 und 3
1. Mit zunehmender Annäherung an das Ziel stieg die Zugstärke in beiden Gruppen
2. Der Meiden-Gradient (Anstieg) der Gruppe 3 war steiler als der Aufsuchen-Gradient der Gruppe 1
3. in den Gruppen 2 und 4 fielen die Zugstärken geringer aus
Entfernung und Motivation:
-
Time discouting: Anreiz weniger wert, wenn verzögert eintritt
Versuchsaufgabe: Konkurrenz zw. sofortiger geringer (SS: smaller, sooner) Belohnung und
späterer höherer Belohnung (LL: later, larger) => „delay of gratification“ (Mischel)
- Preference Reversal: Bevorzugung von LL, solange beide Reize noch relativ weit entfernt sind,
aber Bevorzugung von SS, sobald dieser in kritische Nähe gerückt ist
 Erklärung: hyperbolic Discounting
Rachlin & Green: 1972
Choice X: grün ( 2 Futterpillen nach 2 Sekunden) vs rot (4 Futterpillen nach 4 Sekunden)
 Tauben präferieren grün
2. Experiment: Selber Aufbau, aber Entscheidung muss eher getroffen werden (Choice Y),
blau = 1 Sekunde später sind Tauben am Punkt Choice X vs. gelb = Später nur Option der
roten Taste
=> Tauben wählen gelbe Taste, weil Versuchung nicht da!
Teil V : Motivation als Ergebnis rationaler Kalkulation
Latentes Lernen: zeigt die Probleme des Konditionierens gut auf und trennt zwischen Motivation und
Lernen
Weil hier Lernen ohne Bekräftigung
stattgefunden hat, kann Bekräftigung also
kein hinreichender Faktor für Lernen sein!
Es kann also latent bleiben, sich nicht
direkt im Verhalten niederschlagen. Das
Verhalten erklärt sich aus der Interaktion
von zwei kognitiven intervenierenden
Variablen: Erwartung und Wert!
Erwartungs-Mal-Wert-Modell
- Erwartung: subjektive Eintretenswahrscheinlichkeit
- Wert: subjektiver Anreiz
 Erwartungs-Mal-Wert-Theorie: Handlungsmotivation ergibt sich aus dem Produkt von Wert der
Handlungsfolgen und der subjektiven Erwartung, mit dem Verhalten die erwünschten Folgen zu
erzielen ( M = W * E ); einmalig, weil hier kognitive Faktoren (Vorwegnahme der Belohnung) eine
Rolle spielen
o Kein Verhalten ohne Erwartung von Folgen
o Kein Verhalten ohne Anreiz
Homo Oeconomicus = Moderne Nutzentheorie von Neumann & Morgenstern
-
Nutzen: subjektive Bewertung von Situationen und Handlungsergebnissen
Nutzenfunktion (u): Zuordnung von Nutzwerten zu Ergebnissen, z.B. Geld
Präferenz = hoher Nutzen
Handlungsentscheidungen: Nutzenmaximierung (Wahl der Option mit höchstem Nutzen) und
Konsistenzpostulat (z.B. Rationalitätsaxiom)
Nutzentheorie: Wahrscheinlichkeiten spielen auch eine Rolle
Kritik am Modell:
-
Subjektivität von Einschätzungen: Abweichungen des geschätzten Nutzen vom tatsächlichen
usw. (subjektiver Nutzen nicht proportional zum objektiven Nutzen)
- Einschätzung von Wert und Erwartung nicht unabhängig von einander
 Seltenheit extremisiert Wert, Häufigkeit positiver Folgen häufig überschätzt)
- Einflussfaktoren nicht vollständig: Motive, Normen?
- Irrationales Verhalten kommt zu kurz (z.B. Rauchen)
- Empirisch geringe Gültigkeit
Prospect Theory (Kahneman & Tversky)
= Theorie des Risikoverhaltens, also der Wahrscheinlichkeit von Verhaltensweisen bei
Wahrscheinlichkeiten, nicht Sicherheiten. Berücksichtigt irrationales Verhalten und kognitive
Verzerrungen
Asymptotischer Verlauf der Nutzenfunktion:
-
Risikovermeidung bei Gewinn
Risikosuche bei Verlust
Verletzung von Rationalitätsaxiomen (z.B. Framing-Effekt)
Verlustaversion: mögliche Verluste wiegen stärker als ebenbürtige Gewinne (Spiel, bei dem Kopf = 10 €
und Zahl = -10€ ?)
Nichtlinearer Einfluss von Wahrscheinlichkeiten auf Entscheidungen (z.B. certainty effect)
 Qualitative Sprünge zwischen Unmöglichkeit vs. geringer Wahrscheinlichkeit und zwischen hoher
Wahrscheinlichkeit vs. Gewissheit
Verlustaversion: Der Verlust von 100 €
reduziert den subjektiven Wert mehr als
ein Gewinn von 100 € ihn erhöhen würde
Konkav: negativ (=nach innen gekrümmt)
Konvex: positiv (= nach außen gekrümmt)
Mittlere Linie: Theorie der
rationalen Kalkulation
Rechteck oben und unten:
Certainty effect
Grafik zeigt, dass
unwahrscheinliche Ergebnisse über, mittel- und hochwahrscheinliche
Ereignisse jedoch unterschätzt
werden
Sicherheitseffekt: Als Sicherheitseffekt wird das Phänomen bezeichnet, dass Entscheider den
Unterschied zwischen zwei Wahrscheinlichkeiten dann besonders stark bei ihrer Entscheidung
berücksichtigen, wenn es sich um einen Übergang von „fast sicher" auf „sicher" handelt. So ist
beispielsweise eine Erhöhung der Gewinnwahrscheinlichkeit um 1% dann besonders erstrebenswert, wenn
dadurch der Gewinn nicht mehr mit 99%, sondern stattdessen mit 100% Wahrscheinlichkeit eintritt, oder
von 0% auf 1% steigt. Ein Übergang von 30% auf 31% wird dagegen als wesentlich weniger bedeutsam
empfunden
Zusammenfassung des
deskriptiven Modells!
Framing-Effekte: Es kommt auf die Fragestellung an! Siehe Mexiko-Dilemma
1. Entscheidung zwischen a) Sicherem Gewinn von 80 € und b) 85% Chance auf Gewinn von
100 €
 EU = 0.85* 100 = 85€ // allerdings wählt Mehrheit a) => Risikovermeidung wg. Gewinnframes
2. Entscheidung zwischen a) sicherem Verlust von 80€ und b) 85% Chance auf Verlust von 100€
 EU = 0.85*(-100) = -85€ // allerdings wählt Mehrheit b) => Risikosuche wg. Verlustframes
Teil VI: Inhaltstheorie der Motivation und Leistungsmotivation
Motive: zeitlich stabile und bereichsübergreifende Wahrnehmungs- und Bewertungsdisposition
 Beispielsweise: Wie wird eine Situation interpretiert? Was fällt auf?
 Aktuell Konzentration auf wenige, zentrale Motive: Macht, Leistung, Anschluss/Bindung/Intimität
Funktion von Motiven
-
1. Erhöhung der „evolutionären Fitness“ von Individuen und Gemeinschaften, kurz Weitergabe
des Erbgutes (ultimates Ziel)
2. Affektveränderung als Anreiz motivierenden Verhaltens (proximales Ziel) Motive gliedern sich
auf in appetitive und
Leistung: Stolz, Hoffnung (auf Erfolg); Scham, Angst (vor Mißerfolg)
aversive
Anschluss: Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen, Unsicherheit …
Komponenten
Macht: Überlegenheit, Demütigung
Motive als kognitiv-affektive Module mit physiologischer Basis
Motivanteile: können sowohl explizit als auch implizit sein
- Explizit: bewußte, verbalisierbare Vorlieben und Handlungspräferenzen
 Messung über direkte Verfahren: z.B. Fragebogen
- Implizit: unbewußte affektive Vorlieben und Reaktionsformen, die der reflektierten
Selbstbeobachtung nicht zugänglich sind
 Zeigen sich in Situationen mit Freiraum für unüberlegte, spontane Handlungen; Messung über
indirekte, projektive Verfahren
Motivanregung: Motive werden nur handlungsleitend, wenn sie durch Anreize aktiviert werden
1) Situative Anreize: Gelegenheiten und Chancen, Gefahren und Risiken
a. Alpha-press: Anregung durch objektive Situationsmerkmale
Erfolgs- und Mißerfolgsrückmeldung => Leistungsmotiv
Einsamkeit, neu/fremd in Gruppe => Anschlussmotiv
Einnehmen einer Führungsposition in einer Gruppe => Machtmotiv
b. Beta-press: subjektiv interpretierte Situation (wichtiger)
2) Motivation: Ergebnis des Zusammenwirkens von Motiv und passender Situation („angeregtes
Motiv“)
Bedürfniskatalog von Murray:
-
Auflistung von universellen Person-Umwelt-Bezügen ( = Verhaltenspräferenzen)
Primäre (physiol.) Bedürfnisse: Hunger, Sex, Durst …
Sekundäre (höhere) Bedürfnisse: Macht, Leistung, Anschluss ..
Kritik: ähnliche Probleme wie Instinktkatalog (z.B. beliebige, unvollständige Auswahl)
-
Hierarchische Organisation: je
basaler das Bedürfnis, desto
einflussreicher und desto früher
tritt es in der Ontogenese auf
Sequentielle
Bedürfnisbefriedigung von unten
nach oben => Stufen bauen
aufeinander auf
Kritik: geringe empirische
Gültigkeit, 5-Ebenen-Hierarchie
nicht gültig
 Besser: Zusammenfassung in
Defizit- und Wachstumsbedürfnisse
Leistungsmotivation: „Das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeiten zu steigern oder
möglichst hoch zu halten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält und deren Ausführung
deshalb gelingen oder misslingen kann.“ (Heckhausen)
 Unabhängig von der mit Tüchtigkeit verbundenen Folgen (Anerkennung …), entscheidend für LM
ist Tüchtigkeit selbst
 Zentrale Emotionen: Hoffnung auf Erfolg bzw. Stolz und Furcht vor Misserfolg bzw. Scham
 Voraussetzung: Ergebnisse bzw. Leistungen müssen erkennbar und das Resultat eigener
Anstrengung sein
 LM zentral für Leistungsgesellschaft (Schule), nationale Motivindizes (z.B. Auswertung von
Kinderbüchern o.ä.) sagen nachfolgende (aber nicht vorherige) Steigerung der ökon. Leistung
korrelativ vorher!
Bsp.: Anzahl der Leistungsmotive in Kinderbüchern korreliert mit der Anzahl an angemeldeten
Patenten (de Charms & Moeller)
 LM ist nicht vollständig angeboren, sondern wird zu einem guten durch Erziehung bestimmt
Bsp.: spätere hohe LM, wenn bereits Forderungen nach Autonomie und Tüchtigkeit an das Kind
gestellt werden (Winterbottom)
Das Risikowahl-Modell (Atinkson, 1957) => beruht auf Feldtheorie
= Erwartungs-Mal-Wert-Modell, das die individuelle Leistungsmotivation als Motiv (Me) berücksichtigt
Resultierende Tendenz (RT) als Summe
von aufsuchenden (Te) und meidenden
( Tm) Tendenzen:
RT = Te + Tm
Leistungssituation: AnnäherungsVermeidungs-Konflikt
Me = disp. Motiv, Erfolg zu erzielen
Mm = disp. Motiv, Misserfolg zu
vermeiden
TAT mit leistungsbezogenen Bildern
Leistungssituation wird aufgesucht bei Te
> Tm
Leistungssituation wird vermieden bei Te <
Tm
Je schwieriger (je geringer die
Erfolgswahrs.), desto höher der
Erfolgsanreiz
Je leichter eine Aufgabe, desto höher
Misserfolgsanreiz
Motivationale Orientierung
Vorhersagen des Anspruchsniveaus
1. Erfolgsmotivierte (Me > Mm)
präferieren mittelschwere
Aufgaben und strengen sich hier
maximal an und zeigen max.
Ausdauer
2. Misserfolgsmotivierte (Me < Mm)
Meiden generell
Leistungssituationen
Sind bei mittelschweren Aufgaben
am meisten gehemmt und zeigen
hier geringste Ausdauer und
Anstrengung
Präferieren sehr leichte (hoher
Misserfolgsanreiz) oder sehr
schwierige Aufgaben (hohe
Misserfolgswahrsch.) => leichter
extern zu attribuieren
RT = entweder Annäherungstendenz (wenn positiv) oder
Vermeidungstendenz (wenn negativ)
Empirische Lage
z.B. Atkinson & Litwin, 1960: Pbn können selber entscheiden, aus welcher Entfernung sie Ringe auf ein Ziel
werfen
Risiko-Wahl-Modell würde sagen:
Erfolgsmotivierte nehmen mittlere Distanzen,
Misserfolgsmotivierte meiden mittelschwere
Aufgaben
 Das tun sie aber nicht!
Misserfolgsmotivierte weichen nicht auf
extreme Schwierigkeitsbereiche aus Das
Risiko-Wahl-Modell ist also widerlegt
Die Widerlegung des Risiko-Wahl-Modells führte zur kognitiven Wende
 Streben nach Informationen über die eigene Fähigkeit statt antizipierter Affekt (Stolz bzw.
Scham) bei Erfolg/Misserfolg im Vordergrund (steuert Leistungsverhalten)
 Dieses Streben nach Informationsgewinnung ist dabei unabhängig von der
Aufgabenschwierigkeit, allerdings Präferenz für mittelschwere Aufgaben, weil man dort am
meisten über seine Leistungsfähigkeit erfährt (Dissoziation von Diagnostizität und
Aufgabenschwierigkeit)
 Diagnostizierbarkeit stärker bei Erfolgs- als bei Misserfolgsorientierten (aus Angst vor neg.
Feedback?)
1. Aufgaben mit hoher Diagnostizität
generell bevorzugt, Dissoziation
von Diagnostizität und
Aufgabenschwierigkeit!
 Tendenz, realistische Infos
über die eigenen Fähigkeiten
bekomme zu wollen, bestätigt
2. Erfolgsmotivierte haben dabei ein
noch höheres Verlangen nach
Informationen
3. Hohe Diagnostizität z.B. : 90% mit
hoher und 60% mit niedriger lösen
Aufgabe => 30% Differenz
Kausalattributionen: Schlüssel zum Verständnis leistungsmotivierten Verhalten
= höhere Motivation, wenn Erfolg/Misserfolg auf die eigene Person attribuiert wird
 Zwei Dimensionen der naiven Ursachenerklärung (Haider) reichen zur Erklärung von Ereignissen
1. Lokation: Person (internal) vs. Situation (external)
2. Stabilität: stabil vs. variable
Stabilität beeinflußt
Erfolgserwartung, Lokation
beeinflußt Wert
Selbstverstärkerzyklen als dynamischer
Prozeß der Leistungsmotivation
Motive (HE vs. FM) bedingen
Anspruchsniveausetzung und
Aufgabenwahl
 HE: Erfolgsaffekte max. bei
mittlerer Schwierigkeit
 FM: Misserfolgsaffekte min. bei
extremer Schwierigkeit
Aufgabenschwierigkeit bedingt:
-
-
Attributionsasymmetrien bedingen
untersch. Selbstbewertungen (selbst
bei identischer Leistung)!!
Teil VII : Ziele und Selbstregulation
Erfahrung: Einsicht in die
Anstrengungs- bzw.
Fähigkeitsabhängigkeiten von
Erfolg bzw. Misserfolg
Attribution: Asymmetrien in der
Erklärung von Erfolg/ Misserfolg
Ziele als proximale Determinanten des Handelns
-
Bestimmen erwünschte Ergebnisse des Handelns
Basis von Handlungsplänen und Strategien
Steuern Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Bewertung und Denken
Ziele und Motive im Vergleich
1. Unterschiede
- Ziele: spezifisch, bewußt repräsentiert, handlungsleitend
- Motive: abstrakt, unbewußt, nicht handlungsleitend
2. Gemeinsamkeiten: Einflussnahme auf basale kognitive und affektive Prozeße (Wahrnehmung,
Denken, Fühlen)
Handlungsregulation durch Ziele: z.B. kybernetische Modelle bzw. psychologische Regelkreismodelle der
Handlungsregulation durch Ziele (= durch Reduktion von Diskrepanzen)
 Moderatoren der Handlungsregulation (Carver & Scheier) :Selbstaufmerksamkeit,
Kontrollüberzeugung und Optimismus
Kontrollprozeße
 Disengagement: Zielablösung, Aufgabe von Zielen
(Modell von Carver und
 Zielverfolgung und Affekt: pos./neg. Affekt als Resultat von Diskrepanzerwartungen Scheier, 1986)
und der Rate der Zielnäherung
o Positiver Affekt: positive Diskrepanz bei höherer Geschwindigkeit als normal Menschen haben
internes
o Negativer Affekt: neg. Diskrepanz (Ziel nicht erreicht) und zu langsam
Steuerungssystem, das
o Kein Affekt: keine Diskrepanz und normale Annäherungsgeschwindigkeit
aktuelles Verhalten mit
Ziel vergleicht und
immer Diskrepanzen
feststellt, die wirken
motivierend!
Behav. Rückzug: z.B:
Prüfungsabmeldung
Mentaler Rückzug: z.B.
Abwertung
Experiment Carver et al:
Vpn sitzen vor Spiegel oder nicht (UV) und sollen Anagramme lösen. Der einen Gruppe wurden
leichte Anagramme mit einigen unlösbaren, den anderen schwere mit unlösbaren gegeben.
Personen mit erhöhter Selbstaufmerksamkeit (Spiegel) und leichten Aufgaben (= hoher
Erfolgserwartung) sind dabei hartnäckiger, arbeiten also länger daran und haben eine höhere
Erfolgserwartung, als Personen mit niedriger Selbstaufmerksamkeit und niedrigem Optimismus
 Zeigt die Bedeutung von Selbstaufmerksamkeit und Optimismus als Moderatoren der
Handlungsregulation und Zielverfolgung
Noch frühere Aufgabe bei hoher
Selbstaufmerksamkeit und niedrigem
Optimismus!
Zielsetzung
1. Zielschwierigkeit (Anspruchsniveau): Anspruchsvolle Ziele => hohe Leistung
2. Zielspezifizität: Hohe Spezifizität ist Voraussetzung für Feedback (essentiell für
Handlungsregulation), z.B. guter Student sein vs. gute Klausur schreiben
3. Zielbindung (Commitment): Zielbindung als Moderator des Zusammenhangs zwischen Zielen und
Ergebnissen, vermittelt durch Motivation, beeinflusst durch folgende Faktoren
 Ziele sollen SMARTER sein (spezifisch, messbar, anspruchsvoll, realistisch, termingebunden;
außerdem eigeninitiativ erreichbar und rückmeldungsgebunden)
Zielsetzung und akademischer Erfolg
(Morisano et al): Studenten mit
Leistungsproblemen, die ein
computergestüztes Zielsetzungstraining
durchlaufen haben, erbringen im
folgenden Semester bessere Leistungen
als eine vergleichbare Kontrollgruppe
ohne Training
 SMARTe Ziele fördern Leistung
Intentionale Selbstgestaltung
Das Selbst als Gegenstand des Handelns: Selbstdefinition und persönliche Identitätsziele als spezifisch
menschliche Motivationsquelle
 Identitätsziele: Wer und wie wir sein und werden wollen (Persönlichkeit, Lebenslauf und
Erfolgssymbole)
Daraus abgeleitet: Realselbst, Idealselbst und mögliches Selbst
 „possible selves“: Die Selbste, die wir gerne wären, vor denen wir Angst haben, die wir sein
müssen etc. (das dünne Selbst, das schlaue Selbst, das gewissenhafte Selbst); wirken motivierend
 Erwünschte und erwünschte Selbste wirkend motivierend, z.B. „Ideal self“ (Ideale) vs. „Ought
Self“ (Pflichten)vs „actual self“
 Unterschiedliche Selbstdiskrepanzen (Angst, wenn Realselbst ungleich Sollselbst und Traurigkeit
wenn Realselbst ungleich Idealselbst); ergo unterschiedliche affektive Konsequenzen nach Tory
Higgins Selbstdiskrepanztheorie
 Promotion focus (Nutzen von Chancen) oder Prevention focus (Vermeidung von Fehlern)
Sicherung der personalen Identität
-
Selbstaufwertung durch defensive Prozeße: z.B. self-handicapping, attributional bias und
excuse-making
- „self-verification“: Aufsuchen von selbstbestätigenden Umgebungen: Suche von positivem
Feedback bei positivem Selbst, aber: umgekehrte Tendenz bei negativem Selbstbild
- Symbolische Selbstergänzung: Ausgleich von Unvollständigkeitserfahrungen (selbstrelevanter
Misserfolg, Mangel an Symbolen) durch Zuschaustellen anderen Symbole
 Gewünschte soziale Identität wird durch Symbole geschaffen
Von Rosenfield & Stephan (1979)
UV1: Den Pbn wurde gesagt, die Aufgabe
werde entweder „von Frauen besser als
Männern“ oder „von Männern besser als
Frauen“ gelöst.
UV2: Erfolgs- oder Misserfolgsfeedback
-
-
Allgemeine Tendenz: Erfolg
internal und Misserfolg external
attribuiert (=> stützt Theorie)
Bei Männern günstiger Bias
In der Bedigung failure ist Bias
umgedreht, also abhängig von
Rückmeldung und
Identitätsrelevanz der Aufgabe
Personen mit einem negativen Selbstbild
bevorzugen Zimmergenossen, die ihnen
negatives Feedback geben. Bei Personen
mit einem positiven Feedback verhält es
sich umkehrt
 Verhalten gelenkt durch die Suche
nach realistischen Informationen
UV1: Männern bekommen eine ideale bzw.
nicht ideale Rückmeldung über ihr
Persönlichkeitsprofil für ihnen wichtige
Aufgaben
UV2: Gespräch mit einer attraktiven Frau, die
entweder bescheidene oder
durchsetzungsfähige Männer bevorzugt
AV: positive Selbsteinschätzung
Männer, die vorher diskrepantes Feedback
bekommen haben, ignorieren den Wusch der
Frau nach Bescheidenheit und schätzen sich
signifikanter positiver ein. Männern mit
idealem Feedback passen sich hingegen den
Wünschen an
Teil VIII: Motivation und Volition
1. Wahl von Handlungszielen = Motivation bzw. Selektion
 Übergang vom Wünschen zum Wählen
2. Realisierung dieser Ziele = Volition bzw. Realisierung
 Übergang vom Wählen zum Wollen
Problem: Das bloße Haben von Zielen ist kein Garant für deren Erreichung! Nur weil ich etwas will, tue ich
es noch lange nicht („Handlungsloch“)
 Unzufriedenstellende Vorhersage von Verhalten durch Motive und Ziele und hohe Varianz in der
Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung
Das Rubikonmodell der Handlung (Heckhausen): Versucht zu erklären, warum das Haben von Zielen noch
kein Garant für ihre Erreichung ist und unterscheidet Motivation und Volition
 Sequentielles Phasenmodell, das Motivation und Volition verbindet:
0. Ein Wunsch bzw. Bedürfnis (z.B. Abnehmen)
1. Abwägen / Wählen = motivational (z.B. Fußballspielen oder Segeln? Wir entscheiden uns für
Fußball => Rubikon wird überschritten, Handlung gebildet)
2. Planen = volitional (Wo und wann werde ich Fußball spielen)
3. Handeln = volitional (Ich bin fit!)
4. Bewerten = motivational (Nachbewertung: besser Rudern?)
 Außerdem existieren drei Phasenübergänge:
1. Fazit-Tendenz = Intentionsbildung => aus dem allgemeinen Wunsch (Abnehmen) ist eine
konkrete Handlungsabsicht (Fußballspielen) geworden => Rubikon, wenn überschritten…
2. Fiat-Tendenz = Intentionsinitiierung
3. Handlungsabschluss = Intentionsdesaktivierung
Motivationale Phasen: auf die Zielauswahl gerichtet
Volitionale Phasen: auf die Zielrealisierung gerichtet
Bewußtseinslagen: Die verschiedenen Phasen zeichnen sich durch verschiedene Bewußtseinslagen ( = psy.
Konfigurationen) aus
1. Abwägenden bzw. motivationale Bewußtseinslage: prädezisionale und postaktionale Phase
 Fazit-Tendenz oder offene, unvoreingenommene Infoverarbeitung (=Realismus)
2. Planende oder volitionale Bewußtseinslage: präaktionale und aktionale Phase
 Fiat-Tendenz oder (auf konkrete Absicht und deren Erreichung) fokussierte, parteiische
Infoverarbeitung (=Optimismus)
Evidenz
1. Bevorzugte Aufnahme, Erinnerung und Generierung phasenspezifischer Inhalte (Gollwitzer und
Heckhausen) => „cognitive tuning“
2. Kontrollillusion (Gollwitzer und Kinney)
Pbn sollen einschätzen, inwiefern sie durch das Drücken eines Knopfes Einfluss auf das Erscheinen
eines (tatsächlich unabhängigen) Lichtblitzes haben.
75 – 75 – Problem: Ereignis tritt häufiger
auf, nämlich in 75% der Fälle beim
Drücken und 75% beim Nicht-Drücken =>
25-25-Problem ist analog
Ergebnis: Personen mit einer abwägenden
Bewußtseinslage schätzen ihre
Kontrollmöglichkeit geringer (sprich:
realistischer) ein als Personen mit einen
planenden Bewußtseinslage
Vergleich Realisierungs- und Zielintention (Vorsatz vs. Absicht)
1. Zielintention: abstrakt, orientiert an ihrer Wünschbarkeit („Was will ich tun? Öfters joggen!“)
2. Realisierungsintentionen: konkret, spezifizieren zusätzlich Zeitdauer, Ort und Ausführung eines
best. Verhaltens („Was will ich, wann und wo?“)
 Sind förderlich für eine effiziente Umsetzung zielbezogenen Verhaltens (Wenn-Dann-Pläne)
Exp.: Studenten sollten einen Bericht über die Weihnachtsferien schreiben. Dabei wurden ihnen entweder
nur gesagt, dass sie einen Bericht schreiben sollen (Zielintention) oder alles genau spezifiziert
(Realisierungsintention). Pbn mit einer Realisierungsintention schnitt dabei besser ab, brauchten also
weniger Zeit und waren zuverlässiger (Gollwitzer & Brandstätter)
Volitionale Prozeße: Prozeße der Vorsatzwirkung
1. Chronische Aktivierung der im Vorsatz spezifizierten Situation (z.B. erhöhte Aufmerksamkeit,
besseres Gedächtnis)
2. Automatische Initiierung der im Vorsatz vorgenommenen Handlung (unverzüglich, effizient und
ohne bewußtes Wollen)
3. Automatisierung der Realisierung zielfördernden Verhaltens (z.B. verringerter Verbrauch kogn.
Ressourcen)
Es gibt mehrere Go-Signale. Alle Pbn
erhalten die Anweisung „Bei 3
besonders schnell zu drücken“ (=
critical vs. Non-critical: andere GoSignale ohne diese spezielle
Instruktion). Die Hälfte der Pbn übt
ZUSÄTZLICH zu der Instruktion
selbst, diese noch mental ein (tun alles
dafür sich mental auf die Reaktionen
auf die 3er vorzubereiten =
implementation), während sich andere
nur mit der 3 vertraut machen (3er
schreiben = familiarization;
Kontrolliert dafür, dass die 3 als eine
besondere Zahl gesehen wird, die
möglicherweise besonders viele Punkte
gibt).
Moderatoren
1. Zielschwierigkeit: je schwieriger es ist,
zielförderndes Verhalten zu initiieren,
desto größer ist die Vorsatzwirkung
2. Zielbindung (Commitment):
Vorsatzwirkung setzt hohe Zielbindung
voraus
3. Aktivierung der Zielintention:
Übergeordnetes Ziel muss aktiv sein
In den Ergebnissen werden jetzt
einerseits gesunde implentation
Menschen mit gesunden familiarization
Menschen verglichen und es zeigt sich,
dass die implementation einen größeren
Vorteil bringt als die familiarization
(Verbesserung ggüber anderen GoSignalen und 80 vs. 60 ms).
Dieser Effekt zeigt sich auch für die
Läsionspatienten (Verbesserung der RT
um 100 vs. 60ms)
Teil IX: Emotionen
Begriffsklärung:
1. Affekt: allgemeiner Oberbegriff, im Deutschen: starke Emotion (vgl. Rechtsprechung – „im Affekt“
=> mildernde Umstände)
2. Emotion (Furcht, Angst, Hass…): objekt- bzw. ereignisbezogen, klar bestimmbare Dauer (Anfang
und Ende), spezifischer als Affekt
3. Stimmung: Diffus, nicht objektbezogen (Ursachen häufig unbekannt), längerer Verlauf ohne klaren
Anfangs- und Endpunkt, weniger intensiv als eine Emotion
4. Gefühl: subjektives Erleben von Emotionen, Messung über Selbstbericht etc.
 Probleme: Qualia, retrospektiver Selbstbericht
Wegen der begrifflichen Schwierigkeit folgende Arbeitsdefinition: Emotionen sind objektgerichtete,
unwillkürlich ausgelöste affektive Reaktionen, die mit zeitlich befristeten Veränderungen des Erlebens und
Verhaltens einhergehen
Zentrale Dimensionen von Emotionen:
-
Affektivität (Gefühlscharakter)
Objektgerichtetheit (Intentionalität)
Unwillkürlichkeit (Automatizität)
Zeitliche Befristung (emotionale Episode)
Abgrenzbar zu Motivation durch:
-
Motivation: Bezugsobjekt liegt immer in der Zukunft (Ziel)
Emotion: Bezugsobjekt kann auch in der Vergangenheit liegen
Emotion lässt sich nicht
sinnvoll von Motivation
abgrenzen, wenn das
Bezugsobjekt in der Zukunft
liegt
Die Struktur von Emotionen
1. Diskret: verschiedene Grundemotionen, die klar abgrenzbar sind (Ekel, Freude, Trauer, etc.)
 Strukturbestimmung durch: Aufzeigen von Homologien (ähnliches Erscheinungsbild) und
Analogien (ähnliche Ursache) im emotionalen Verhalten
Beispiel: Die Basisemotionen, die angeboren und universell sind sowie einen unverwechselbaren Ausdruck
im Verhalten (z.B. Gesichtsausdruck) und distinkte physiologische Muster haben
 Was die Anzahl an Basisemotionen angeht, existieren Schwankungen von 2 bis 10, allerdings
werden übereinstimmend genannt: Freude, Trauer, Angst/Furcht und Ärger
Probleme an den Basisemotionen:
a. Uneinheitliche Kriterien und Unklarheit über die Anzahl
b. Keine Falsifikationsmöglichkeiten
c. Keine sinnvolle Abgrenzung von durch Physiologie
d. Keine sinnvolle Abgrenzung primärer Basisemotionen von sekundären Mischemotionen
2. Dimensional: Basisdimension emotionalen Verhaltens (z.B. Valenz und Arousal), emotionales
Erleben kontinuierlich
 Strukturbestimmung durch: Begrifflichkeiten (sprachliche Bezeichnungen), Ähnlichkeitsurteile,
semantisches Differential , Kovariation im Erleben, Faktoren/Clusteranalyse
Beispiel: Das Circumplexmodell von Russell (1980)
Emotionen sind in einem Kreis um den Nullpunkt angeordnet
Beispiel 2: Positiver / negativer Affekt (Watson & Tellegen, 1985)
 Positiver und negativer Affekt (später Aktivierung) als orthogonale Faktoren
Probleme des dimensionalen Modells:
-
Abhängig von den verwendeten
sprachlichen Ausdrücken
Empirische Zusammenhänge oder
Sprachverständnis?
Dimensionen kulturabhängig
Arousal ist mehrdeutig und kann
positive wie negativ sein
Spezifität der diskreten Emotionen
nur bedingt abgebildet
Diskussion:
-
 Alle Modelle übereinstimmend in zwei Faktoren
Struktur
-
Valenz: bipolar (eine Achse von
gut bis schlecht) oder bivariat
(eine Achse für gut und eine für
schlecht)?
Was ist
Erregung/Aktivierung/Energie?
Die Kognitive Komponente von Emotionen umfasst: Aufmerksamkeit, Ursachenzuschreiben,
Überzeugungen, Bewertungen etc.
 Appraisal-Theorien bspw. sehen Emotionen als Ergebnis einer Sequenz von kognitiven
Einschätzungen, als da wären:
1. Zielrelevanz (Ist Objekt persönlich bedeutsam?)
2. Zielkongruenz (Ist das Ereignis positiv oder negativ für mich?)
3. Kontrollierbarkeit …
 Messung über: Selbstbericht, Verhaltensbeobachtung, kognitionspsych. Paradigmen
 Beispiel kontrafaktisches Denken: Medvec et al konnten zeigen, dass Drittplatziere signifikant
glücklicher aussehen als Zweitplazierte und weniger häufig sich in kontrafaktischem Denken
ergehen. Die Attribution entscheidet also über die Emotion!
Die motivationale Komponente löst spezifische Verhaltensimpulse aus, z.B. Furcht => Flucht, Liebe =>
Fürsorge, Ärger => Kampf
 hat sich wohl evolutionär deswegen durchgesetzt, weil sie adaptive Verhaltensmuster aktiviert:
z.B. Furcht => Flucht => Schutz
 Emotionen können aber auch Verhalten hemmen (z.B. „interrupt effect“). Lerne ich zum Beispiel
gerade für Allg2 und kriege dann gesagt, daß meine Mutter gestorben ist, empfinde ich
(hoffentlich) starke Trauer, die meiner Arbeit unterbricht!! „Interrupt effect“: Emotion gibt eine
Art Stopp-Signal der Verhaltensweise
Frijda et al fanden heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen Emotionen und abstrakten
Handlungsbereitschaften gibt (diese sind Teil, nicht Folge einer Emotion)
 Allerdings spricht neuere Evidenz eher für einen schwachen Zusammenhang zwischen Emotionen
und spezifischen Verhaltensweisen
 Logisch: wenn ich sauer bin, kann ich a) auf den Tisch hauen, b) etwas kaputt machen oder c)
mich sonst wie abreagieren
Die Ausdruckskomponente findet sich in Mimik, Gestik, Stimme und Haltung
 Charakteristische Mimik bei Basisemotionen (Ekman)
 Emotionale Gesichtsausdruck bei Primanten und taub- und blindgeborenen Kindern
 Universelles Erkennen von Gesichtsausdrücken in kulturübergreifenden Studien (von den 6
Ekman-Basisemotionen)
 Jedoch existiert ein Eigengruppen-Vorteil
 Kulturelle Variabilität geprägt durch Darstellungsregeln usw.
 Emotionsausdrücke haben auch eine sozialkommunikative Funktion: drücken Befindlichkeit,
Verhaltensabsicht und Verhaltensaufforderung aus
Facial Feedback Theory betont dein Einfluss der Mimik auf emotionales Verhalten (vgl. Stracks
Stiftexperiment) und kommt in zwei Varianten daher:
1. Starke Variante: Mimik induziert Emotionen (von Empirie gestützt)
2. Schwache Variante: Mimik moduliert emotionales Erleben (inkonsistente Befunde)
Erklärungsansätze:
-
Aktivierung von Emotionsprogrammen
Erwartungseffekte (durch Strackis Experiment ausgeschlossen)
Vaskuläre Veränderung des zerebralen Blutflusses
Kognitive Inferenzen vom Ausdruck auf das Erleben (Selbstwahrnehmungstheorie)
Physiologische Komponente von Emotionen stellt die notwendige Energie bereit, Forschung konzentriert
sich auf vegetative Muster der abgrenzbaren Emotionen (insb. autonomes Nervensystem)
James-Lange-Theorie: „Wir sind traurig, weil wir weinen“
Stimulus (Bär) => Interpretation (Gefahr) => viszerale Veränderung (Herzrasen) => Emotion (Angst)
 Emotion besteht aus der Wahrnehmung der Veränderung von körperlichen Zuständen, die
emotionsspezifisch sind
Kritik von Cannon:
-
-
Trennung der Eingeweide vom ZNS bewirkt keine Emotionslosigkeit
Emotionen haben größtenteils ähnliche physiologische Komponenten (Angst und Wut führen
beiden zu Herzrasen etc.) => kognitive Attribution nötig
Einschub: Eine Metaanalyse von Cacioppo et al fand heraus, dass diskrete Emotionen (wie Ärger
und Freude) nicht zuverlässig anhand physiologischer Parameter unterschieden werden kann.
Allerdings kann man zuverlässig die Valenz von Emotionen diskriminieren!
Eingeweide relativ unempfindliche Organe (stimmt nicht!)
Viszerale Veränderungen zu langsam (kritischer Punkt)
Künstliche Veränderung der Viszera führt nicht zu Emotionsinduktion (allerdings erhöht bspw.
die Injektion von Adrenalin Wut) => stimmt aus heutiger Sicht
Ist physiologische Erregung überhaupt notwendig? Hohmann et al (1966) führten Untersuchungen an
Querschnittsgelähmten durch und fanden reduzierte sexuelle Erregbarkeit und Ärger- wie Furchtgefühle,
aber auch eine Zunahme „sentimentaler“ Gefühle (Problem: die Männer wurden direkt nach ihrem Unfall
untersucht!)
 Bei aktiven Querschnittsgelähmten (die also div. Therapien) machen, kommt es dabei zu keiner
Abnahme
 Betablocker reduzieren die physiologischen, aber nicht die emotionalen Konsequenzen von
Angst (Erdmann 1986)
Das limbische System gilt häufig als „emotionales Gehirn“ des Menschen. Allerdings seine zentrale
Bedeutung zunehmend in Frage gestellt, weil das System weder histologisch noch in den Funktionen
einheitlich ist (z.B. Amygdala => Furchtreaktion, Hippocampus => u.a. Gedächtnis, Gyrus cinguli => Antrieb
und Motivation)
 Stattdessen ist heute das Ziel, emotionsspezifische Netzwerke zu identifizieren, die i.d.R. übers
gesamte Gehirn verteilt sind
Sind Emotionen Reaktionssyndrome und vor allen Dingen in ihrer Reaktion kohärent?
 Die Größen der emotionalen Reaktion auf den verschiedenen Ebenen (physiologisch,
subjektivbehavorial) sollten korrelieren
o Allerdings wurde nur ein mäßiger Zusammenhang bestätigt
 Eher loser Zusammenhang zwischen den einzelnen Reaktionssystem, So belegt schon die
Untersuchung von Riccio & Silvestri (1973), dass systematische Desensibilisierung zwar das
phobische Meidungsverhalten eliminiert, nicht aber das (berichtete) subjektive Angsterleben
Teil X: Funktion von Emotionen
Allgemeine Funktionen von Emotionen: Handlungsleitung, Information und sozialkommunikative
Evolutionsthese: Emotionen als instinktähnliche Reaktionsmuster auf typische, für das Überleben und die
Reproduktion wichtige Situationen
McDougall bezeichnet Emotionen als ererbte psychophysische Disposition, welche … befähigt, bestimmte
Gegenstände wahrzunehmen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken (Perzeption & Kognition), dadurch
eine emotionale Erregung von ganz bestimmter Qualität zu erleben (Affekt) und daraufhin in einer
bestimmten Weise zu handeln oder wenigstens den Impuls zu solchen Handlungen zu erleben.
(Motivation)
Emotionen können außerdem – nach Frijda- keine spezifischen Handlungsbereitschaften auslösen (s.o.),
sondern entsprechen motivationalen Zuständen, die ausgerichtet auf die Erreichung, Erhaltung oder
Abwendung bestimmter Person-Umwelt-Relationen (z.B. Nähe, Distanz…) sind
 Emotionen sind vielmehr Handlungsschemata (also keine festen „Reaktionssets“) mit Equifinalität
(meint, dass die Handlungen verschiedene Ziele befriedigen können), wie z.B. Drohen oder
Attackieren
 Emotionen entsprechen abstrakten Neigungen, wobei die Realisierung dieser variable ist: bloße
Handlungsbereitschaft bzw. Schemata wird aktiviert
 Emotionales Handeln kann auch durch impulsive Handlungstendenzen gekennzeichnet sein:
direkte, automatische Schemaaktivierung und ohne Kosten-Nutzen-Abwägung (=unbewußt); eine
hohe Dringlichkeit
Aus diesen Gründen wird vorgeschlagen, emotionales Handeln eher aufzufassen als Aktivierung von
Verhaltensdispositionen der Annäherung und Vermeidung durch emotionale Reize (z.B. bei aversivem Reiz
=> Furcht => Vermeidung (= negative Emotion); oder appetitiver Reiz => Freude => Annäherung (positive
Emotion)
Empirische Evidenz zu dieser Idee
1. Lernpsychologie: appetitiv-aversive Interaktion
a) konditionierte Furcht (Vorfreude) interferiert mit instrumentellem appetitiven
(aversivem) Verhalten
 Die Konkurrenz zweier inkongruenter motivationaler Systeme führt zur Verhaltensinhibition




b) Emotionale Reflexpotenzierung: Stärke des defensiven Lidschlusses (Startle) als Teil
einer Schreckreaktion während der Betrachtung von negativen, neutralen und
positiven Bildern (Lang, Bradley, Cuthbert)
Bei der Darbietung von negativen Bildern verstärkter, bei positiven Bildern schwächerer Startle
(entspricht also bei positiven Emotionen einer Interferenz von positiv und Startle)
c) Aktivierung von distanzregulierenden Bewegung
Beispiel 1: affektive Mappingeffekte = Zuweisung (Mapping) von armbeugenden (hin) und
armstreckenden (weg) Bewegungen zu den affektiven Reizen am Computer
Dabei gefunden: die Latenz bei kongruentem Mapping (weg bei negativen und hin bei positiven
Stimuli) konsequent niedriger als bei inkongruentem
Beispiel 2: distanzregulatorische Bewegungsziele von Markman & Brendl 2005 konnten allerdings
zeigen, dass es bei diesem Effekt nicht die Bewegung, sondern die Valenz des Ziels entscheidend
ist
Informative Funktionen von Emotionen:
1. Relevanzdetektoren: Aufmerksamkeitslenkung auf Chance und Risiken in der Umwelt
Beispiel: erhöhte Aufmerksamkeit für emotional bedeutsame Reize, gezeigt durch folgende
kognitionspsychologische Paradigmen
a. Visuelle Suchaufgaben: z.B. Schlange unter Pilzen finden (s.u.)
Bsp: Öhmans Furchtmodul: Pbn sollen unter verschiedenen neutralen Distraktoren (z.B.
Pilzen) das Target (z.B. Spinne) finden. Ergebnis: Das Finden von gefürchteten Bilder geht
insgesamt schneller, wobei Phobiker auf ihren spezifischen Phobiereiz noch schneller
reagieren. Die Entdeckung von angstrelevanten Reizen (z.B. Schlange bei SPinnenphobiker)
kommt als nächstes. Hier sind die Nicht-Phobiker schneller! Die Erkennung von neutralen
Bilder dauert allgemein am längsten
b. Emotionale Stroop-Aufgabe: Pbn brauchen mehr Zeit um die Farbe von negativ valenten
Wörtern (wie Angst) zu sagen
c. Dot-Probe-Paradigma: Simultane Darbietung zweier Wörter in obere und untere
Bildschirmhälfte, wobei in den kritischen Trials eines dieser Wörter bedrohlich ist. Ein Punkt
oder Punktemuster ersetzen in manchen Trials eines der beiden Wörter unmittelbar nach
deren Präsentation. Gemessen wird die Zeit, die zur Detektion des Dot-Probes gebraucht
wird. Annahme: Detektionszeiten sind kürzer in dem Bildschirmbereich, auf den die
Aufmerksamkeit durch die bedrohlichen Wörter gelenkt wurde
d. Attentional-Blink-Paradigma
 Schnellere Aufmerksamkeitszuwendung auf emotionale Reize und langsamere Ablösung der
Aufmerksamkeit, gilt auch für positive Reize, also kein exklusiver Negativitätsbias!
2. Überwachungssysteme: Überwachung von Fortschritten und Rückschlägen in der Zielverfolgung
und Bedürfnisbefriedigung
 Positive Emotionen (z.B. Freude, Stolz) signalisieren Erfolge („mach“ weiter) und negative
Emotionen (Furcht, Ärger) signalisieren Misserfolge; zielbezogene Emotionen wie Frustration
(blockiertes Ziel), Enttäuschung (verpasstes Ziel) oder Stolz (erfülltes Ziel) melden den Stand der
Handlungsregulation; moralische Emotionen (Schuld, Scham…) signalisieren Normüberschreitung
und Verletzung der sozialen Regeln
Beispiel: Schuld (Ketelaar & Au, 2003): Schuldgefühle dienen als Information über eine
Regelverletzung und sind Motivation für Wiedergutmachung (social repair; wenn unmöglich, dann
Selbstbetrafung)
Exp: Pbn spielen ein Ultimatum game. Dabei wird einen Teilnehmer ein gewisser Betrag geben, den
er mit einem zweiten Teilnehmer teilen muss, wobei nicht gesagt wird, wie (das heißt er könnte
auch alles behalten). Über 90% der Teilnehmer, die sich schuldig fühlten (also eine unfairen
Handeln durchgeführt haben = nicht 50 – 50) drehten ihr Verhalten eine Woche später um und
gaben dem anderen mehr. Auf der anderen Seite gaben machten nur 25% der Pbn, die sich nicht
schuldig fühlten, eine Woche später ein großzügiges Angebot.
3. Feedbacksysteme: Emotionale Bewertungen der Konsequenzen von Entscheidungen und
Verhaltensweisen, z.B. Belohnung und Bestrafung (operantes Lernen), Antizipatorische Emotionen
(Vorwegnahme von emotionalen Konsequenzen wie Schuld oder Vorfreude leitet Verhalten, vlg.
Somatic Marker)
 Emotionsvorhersage: Intensität und Dauer von zukünftigen Emotionen wird überschätzt
(„affective forecasting“)
Die Theorie der somatischen Marker (Damasio)
 Integration von emotionalen und somatischen Handlungskonsequenzen in kognitive
Handlungsrepräsentation (im präfrontalen Kortex)
 Antizipation von Handlungsergebnissen reaktiviert assoziierte (= klassisch konditionierte)
emotionale und somatische Reaktion (weil sie somatisch markiert sind) => führen zu As-if body
loops: Das heißt, wir erleben im Geiste (genauer gesagt: im somatosensorischen Kortex) wieder,




wie es sich anfühlt würde, eine bestimmte Handlung – die wir in der Vergangenheit bereits
ausgeführt haben und deren Konsequenzen wir kennen – erneut auszuführen
Diese somatischen Marker leiten Entscheidungsverhalten (Intuition, Entscheidung fühlt sich „gut“
vs. „schlecht“ an), sind antizipierte Emotionen!
Erklärt mangelnden Effekt von Beta-Blockern
Emotionen scheinen zudem eher das Ziel von Verhalten zu sein (vgl. „mood freezing“-Experiment
von Manucia, 1984)
Evidenz für James-Lange-Theorie: Körperliche Veränderung Grundlage für emotionales Erleben
Exp. Iowa Gambling Task: Pbn sollen Karten von jeweils einem von 4 Stapeln ziehen und zwar mit dem Ziel,
ihr Startguthaben zu maximieren. Dabei führte jede Karte entweder zu Gewinn, oder Verlust. Der Clue an
der Sache: Karten aus den Stapeln A + B hatten sowohl hohe Gewinne als auch Verlust, also einen NettoVerlust. Karten aus dem Stapel C + D hingegen waren konservativ, d.h. mit kleinem Gewinn, aber auch
kleinen Verlusten, sprich einem Netto-Gewinn. Während gesunde Pbn. Langfristig den sicheren Stapel
bevorzugen, ziehen Patienten mit Läsion im präfrontalen Kortex (also die keine somatischen Marker
ausbilden) langfristig Karten vom risikoreichen Stapel und verlieren also Geld.
Gesunde Pbn haben eine erhöhte SRR,
wenn sie von den Risikostapeln ziehen,
kranke nicht. Ergo: Gesunde können die
affektive Konsequenzen antizipieren,
kranke nicht. Deswegen macht ihnen das
Risiko nichts aus.
Sozialkommunikative Funktion von Emotionen
 Emotionen regulieren soziale Interaktionen (soziale Emotionen sind z.B. Eifersucht, Neid, Liebe,
Dominanz, Hass…) vgl. Empathie und emotionale Ansteckung
 Emotionen erlauben einen Vergleich mit sozialen Normen und Standards (siehe moralische
Emotionen)
 Kommunikative Funktion von Emotionen: Befindlichkeit, Verhaltensabsicht und
Verhaltensaufforderung
Bsp: soziale Interaktionen (Kraut & Johnson) => Menschen lächeln häufiger in sozialen Interaktionen als
anderen Situationen. Es wurden überrascht wenig lachenden Gesichter von Bowlern und Ice-Hockey-Fans
in positiven Situationen gefunden, es sei denn, diese interagierten mit anderen. Selbiges gilt für Fußgänger.
Sozialer Kontext ist wichtig für den Emotionsausdrück. Lachen kommt häufiger vor in sozialen Situationen,
unabhängig vom Ergebnis des Wurfes. Lächeln ist also nicht primär Ausdruck von Freude (eine Emotion),
sondern von sozialer Interaktion!
Emotionale Ansteckung (Bush et al): Pbn werden Comedyfilme entweder mit eingespieltem Lachen oder
ohne gezeigt. Zusätzlich sollen die Pbn entweder ihren Gesichtsausdruck zeigen (also Mimikry erlaubt) oder
unterdrücken. AV: EMG von orbicularis oculi und zygomaticus + Witzigkeitsrating. Ergebnis: Haupteffekt für
Bedingung mit Publikumslachen bei spotantem Gesichtsausdruck. Erklärung: Faziale Mimikry
Teil XI Emotionstheorien
Emotionstheorien unterscheiden sich wesentlich in der Antwort auf zwei Grundfragen: 1. Wodurch werden
Emotionen verursacht und 2) wie entstehen unterschiedliche Emotionen
1. Biologische Ansätze: biologischer Ursprung von Emotionen in funktional spezialisierten
Emotionsmodulen
2. Kognitive Ansätze: kognitive Einschätzung in Bezug auf das eigene Wohlergehen und Wohlbefinden
3. Konstruktivistische Ansätze: sozio-kulturell vereinbarte Kategorisierung von unspezifischen
affektiven Zuständen (Emotionen sind kulturell akzeptierte Konstrukte)
Biologische Ansätze: folgen einer evolutionspsychologischen Annahme
 Emotionen und ihr Ausdruck im Verhalten sind angeborene Merkmale, die durch natürliche
Selektion entstanden sind (dienen der Bewältigung von fundamentalen, immer wiederkehrenden
Aufgaben, z.B. Bedrohung)
 Erster Vertreter: Charles Darwin mit „The expression of the Emotions in Man an Animals), heute:
Ekman, Panksepp
Emotionsmodule zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
-
-
Separate informationsverarbeitenden Systeme (Affektprogramme)
o Funktionale Spezialisierung, nicht ein System für alle Emotionen (z.B. Flucht)
o Domänenspezifität, z.B. Bedrohung, Untreue
o Automatizität
o Genetisch festgelegte Schaltkreise („affect circuits“)
o Enkapsulation: einzelne Module sind relativ unzugänglich für andere Prozeße (z.B.
kognitiver Art) => z.B. helfen bei Angst vor Spinnen kognitive Infos nicht
Direkte Emotionsauslösung durch Situationsmerkmale (Schlüsselreize) oder konditionierte
Reize: angeborene Wahrnehmungsschemata? (Schlangen, Spinnen …)
Lernen von emotionalen Reaktionen auf neue Hinweisreize und Situationen
o Furchtkonditionierung: Little Albert (Watson & Rayner, 1920)
o Biologisch vorbereitetes Lernen (Seligman, 1970): Leichter Angst Schlafen als vor Blumen
zu konditionieren (= Preparedness)
 Mischtheorien (wie z.B. von Plutchik – allerdings empirisch kaum gestützt) beschreiben
Sekundäremotionen als eine Vermischung verschiedener Primäremotionen (z.B. Liebe = Freude +
Vertrauen)
 8 Basisemotionen: Optimismus, Aggressivität, Verachtung, Reue, Missbilligung, Ehrfurcht,
Unterwerfung, Liebe
Angeborene Wahrnehmungsschemata? Rakinson & Derringer (2008) zeigten Säuglinge im Alter von ca. 5
Monaten (die also wahrscheinlich noch keinen Kontakt zu Spinnen hatten) unterschiedlich spinnenähnliche
Reize und maßen die Fixationsdauer der Kinder. Ergebnis: Die Kinder betrachten den spinnenähnlichen
Reiz signifikant länger als diejenigen, die nicht mehr als Spinne zu erkennen sind.
Vorbereitetes Lernen (Cook & Mineka, 1989): Affen sehen Videos, in denen andere Affen entweder Angst
vor einem Spielzeugkrokodil oder einem Spielzeughasen haben. Anschließend werden ihnen einen ein
Spielzeugkrokodil und ein Spielzeughase dargeboten und es wird geguckt, wovor die Tiere mehr Angst
haben. In beiden Fällen reagieren die Tiere stärker auf das Spielzeugkrokodil!
Kognitive Ansätze: folgen weitgehen sogenannten Appraisaltheorien
 Emotionen sind abhängig von der subjektiven Einschätzung (Appraisal) einer Situation bzw.
Ereignisses (Einschätzung in Hinblick auf Werte, Ziele und Normen der Person)
 Spezifische Emotionen ergeben sich als Kombination verschiedener Einschätzungen, also:
- Unterschiedliche Emotionen in ähnlichen (aber unterschiedlich bewerteten) Situationen
- Ähnliche Emotionen in unterschiedlichen (aber ähnlich bewerteten) Situationen
- Soziokulturelle Beeinflussung von Einschätzungsdimensionen
- Emotion = Reaktionsprofil aus expressiven, physiologischen und motivationalen Komponenten
Das Komponenten-Prozeß-Modell (Scherer, 2001): 4 Stimulus Evaluation Checks (Einschätzungen, die
sequentiell vorgenommen werden und rekursiv wirken)
1. Relevanz: Neuigkeitsbewertung, intrinsische Angenehmheit, Relevanz für Ziele und Bedürfnisse
2. Implikation: kausale Attribution (wer, was, warum?), Ergebniswahrscheinlichkeit, Diskrepanz zur
Erwartung, Dringlichkeit, Zuträglichkeit oder Abträglichkeit zu eigenen Zielen und Bedürfnissen
3. Bewältigungspotential: Kontrolle, Macht, Anpassungspotential
4. Normative Signifikanz: interne und externe Standards
Attributionsstile (Neumann, 2000): Pbn wurden prozedural geprimt, indem sie entweder Sätze in der
ersten Person („Ich nehme…“) oder in der dritten Person („Er nimmt…“) schreiben sollten. (= internales
oder externales Priming).Im Anschluss erfahren sie eine harsche Reaktion und es wird untersucht, wie die
Pbn darauf reagieren.
Liegt der Fokus also auf dem Selbst, dann zeigen wir eher
Schuldgefühle, weil wir glauben, soziale Normen verletzt
zu haben. Liegt er allerdings auf jemand anderem (durch
Priming), dann empfinden wir eher Ärger! Rechnet man
die Attribution aus dem Zusammenhang von
Prozeduralem Priming und der Emotion heraus, dann
wird der Zusammenhang nicht mehr signifikant.
Attribution ist also entscheidend
Konstruktivistischer Ansatz: Emotionen werden auf Basis von unspezifischen affektiven Zuständen
kognitiv „konstruiert“
Die Zwei-Faktoren-Theorie von Schachter und Singer
 Unspezifischer Arousal und kognitive Erklärung der Erregung durch emotionale Ursache
Coverstory: Den Pbn wird gesagt, sie testeten ein Vitamin
und dessen Auswirkung auf ihre Sehfähigkeit
Wird den Pbn gesagt, das Mittel habe keine bzw. andere
Nebenwirkungen, wissen sie nicht, woher das Arousal
kommt. Also suchen sie nach möglichen Ursachen in der
Umgebung, in diesem Falle dem Mitteilnehmer. Ist der
also ärgerlich, denken die Pbn, ihre Erregung käme daher
und halten sich auch für ärgerlich. Genauso verhält es
sich mit Freude!
 Arousal bestimmt Intensität und Kognition die
Qualität von Emotionen
 Aber: Notwendigkeit von Arousal fragwürdig –
z.B. in Placebo-Bedingung selbe Euphorie bzw.
Ärger wie bei Adrenalin!
 Kritik: Bedingung Adrenalin*FN*Ärger nicht
miterhoben, nicht reproduzierbar, Erregung
durch Adrenalin vielleicht selbst schon negative
Valenz
Ist Arousal notwendig? Valins (1966): bloße Glaube der Person, erregt zu sein, reicht aus, um emotionale
Einschätzung zu verändern. Männern wurde falsches Feedback über ihre Herzrate gegeben, während man
ihnen Bilder von halbnackten Frauen zeigte. Die Männer sollten im Anschluss die Attraktivität der Frauen
raten. Die Frauen, bei denen sich angeblich der Herzschlag der Männer (der in Wirklichkeit fingiert war)
erhöhte, wurden signifikant attraktiver eingeschätzt. In der Kontrollgruppe wurde akustische Töne gezeigt.
Probleme: Attraktivitätsrating ist keine Emotion, wahrgenommene Erregung nicht notwendig für Emotion,
falsches Feedback könnte zu physiologischen Veränderungen führen
Erregungstransfer (Zillmann, 1983): Fehlattribution einer körperlichen Resterregung aus Situation A auf
eine emotionale Erregung in Situation B, z.B. Resterregung nach körperlicher Ertüchtigung wird als sexuelle
Erregung durch Videoclip ausgelegt (Cantor et al) / Brückenexperiment (Dutton & Aron). Funktioniert nur,
wenn Situation A nicht als Quelle der Erregung wahrgenommen wird!
Moderne konstruktivistische Ansätze (durch Valins Experiment ausgelöst)
-
Emotionen entstehen durch Kategorisierungen von unspezifischen affektiven Zuständen mit
Emotionskonzepten (Barret & Russel)
Modifizierte Grundannahmen:
1. Emotionsunspezifischer Basisaffekt (anstelle Erregung)
- Kognitiv-physiologische Reaktion auf Ereignisse
- Mix aus Valenz und Erregung (dimensionales Modell) (Erregung hat also auch Valenz,
widerspricht alter Annahme!!)
- Objektungerichtet
2. Emotionale Kategorisierung (anstelle Attribution)
- Emotionskonzepte (Angst, Ärger …) als interpretative Schemata
- Kategorisierung über Ähnlichkeitsbestimmungen
- Objektgerichteter emotionaler Zustand
Diskrete Reaktionsmuster entsprechen der Frage nach Reaktionskohärenz, die die Empirie mit einem
deutliche Nein beantwortet. Das ist eine große Stärke der Konstruktivistischen Theorien.
Teil XII Emotionsregulation
= alle Wege über die Person Einfluss darauf nehmen, welche Emotionen sie haben, wann sie Emotionen
haben und wie sie Emotionen erleben und ausdrücken
Erklärungsansätze:
-
Hedonistische Motivation: Lust anstreben, Unlust vermeiden
Funktionale Motivation: aufgabenbedingte Anforderungen (optimales Niveau), z.B. nett zu
Gästen, böse zu Feinden
Prosoziale Motivation: Mitleid, Aggressionskontrolle usw.
Selbstschutz (z.B. Verdrängung)
Selbstdarstellung (Eindrucksmanagement)
Vor bzw. nach emotionaler
Reaktion!
Aufmerksamkeitskontrolle: z.B. durch Beachtung nicht-emotionaler Aspekte eines Reizes bzw. der
Beachtung irrelevanter Reize
Leventhal, Brown et al (1979: Cold-Pressor Test (Eiswanne)
Pbn sollen Hand in eine Wanne mit eiskaltem Wasser halten
UV: Aufmerksamkeit auf sensorische (Gefühl in der Hand) vs. ganzheitliche Empfindungen
(Körpergefühl) vs. keine Instruktion (Kontrolle)
AV: Schmerzempfinden
Ergebnis: Reduzierter Schmerz bei Handfokus (1) und Fokus aus sensorische Reizeigenschaften
verringert Schmerz (2)
Kognitive Änderungen: Neubewertungen und Uminterpretationen von emotionsauslösenden Ereignissen,
z.B. Umdeutung (Reappraisal), Leugnung, Intellektualisierung, Rationalisierung, Distanzierung,
Verdrängung
Lazarus et al (1965): neutrale vs. Leugnende vs. Intellektualisierende Begleitkommentare zu einem
furchtauslösenden Film (Arbeitsunfälle)
Hautleitfähigkeit
geringer bei
kognitiven
Änderungen als bei
KG. Am effizientesten
bei
Intellektualisierung
Reaktionskontrolle: z.B. Emotionsunterdrückung(Expression suppression) – aber auch Drogen, Sport
-
Reduziert Intensität des emotionalen Erlebens
Aber1: erhöht kardiovaskuläre Aktivität (= mehr Erregung)
Gross 1998: Vpn sehen einen ekelerregenden Film (Armamputation)
UV: Suppression vs. Reappraisal vs. keine spezifische Instruktion
AV: Emotionsrating, physiologische Maße
 In der Unterdrückungsbedingung ist die Fingerpulsamplitude am höchsten, damit auch die
sympathische Aktivität
 Bei chronischer Angstunterdrückung („repressors“) erhöhte Anfälligkeit für Herz-, Asthma- und
Krebserkrankungen
Aber2: verbraucht kognitive Ressourcen („ego depletion“)
Aber3: vermindert die Qualität von sozialen Interaktionen
Butler et al (2003): Konversation von zwei Frauen über einen schlimmen Kriegsfilm
UV: Instruktion für Akteure (neutral vs. suppression vs. reappraisal)
AV: 1. Expressivität, Reaktivität, Ablenkung (Akteure)
2.Erregung, Nähe, Kontaktaufnahme (Partner)
Soziales Teilen von Emotionen: Ist geteiltes Leid halbes Leid? Austausch über emotionale Erlebnisse
(positive wie negative) ist generell sehr häufig und nimmt mit der Intensität des Erlebnisses zu (Rimé 1998)
 Überwältigende Mehrheit glaubt, dass die bloße Aussprache von belastenden Erlebnissen zu
einer emotionalen Verarbeitung beiträgt
Zech & Rimé (2005): Erinnerung an das negativste Ereignis des Lebens, das sie noch immer
bewegt
UV: Fokus während des Gesprächs: Emotionen
- Messzeitpunkt 1: Baseline
vs. Fakten vs. triviale Dinge
- 20-Minuten-Gespräch über das Ereignis
- Messzeitpunkt 2: eine Woche Später
AV: eingeschätzter Nutzen des Gesprächs
- Messzeitpunkt 3: 2 Monate später
(subjektiv), emotionale Erholung (objektiv)
Zeigt den subjektiven Nutzen des
Gesprächs. Ein Gespräch über emotionale
Dinge scheint dabei am ehesten zu helfen
Weiterhin zeigen Menschen einen starken Glauben an den objektiven Nutzen solcher Gespräche
 Allerdings zeigt dieses Experiment keine Verbesserung durch emotionale Aussprache, denn die
emotionale Erholung ist gleich stark, egal über was geredet wurde (Erklärung: Placebo und/oder
Habituation und/oder Interaktion?)
Let’s talk about it
-
Art der Gesprächsführung entscheidet über Wirkung, gilt auch für Aufschreibetechnik
Therapeutische Gespräche
o Klärung der kognitiven Grundlagen und (latenten) motivationalen Antriebe von Gefühlen
und Emotionen
o Sensibilisierung für Unterschiede, alternative Sichtweisen, ungeprüfte Voraussetzungen,
Einstellungen, Attributionsfehler …
o Empathisches Verstehen, Authentizität, positive Wertschätzung, aktives Zuhören
o Psychologische Gesprächsführung muss gelernt werden
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