Bedeutung von Psychotherapie in der Versorgung von Menschen

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Übersichten
Nervenarzt 2006 · 77:1301–1309
DOI 10.1007/s00115-006-2102-2
Online publiziert: 11. Juli 2006
© Springer Medizin Verlag 2006
B. Puschner1 · R. Vauth2· F. Jacobi3 · T. Becker1
1 Abteilung Psychiatrie II, Universität Ulm, Günzburg
2 Psychiatrische Poliklinik, Universitätsspital Basel
3 Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden
Bedeutung von Psychotherapie
in der Versorgung von
Menschen mit schizophrenen
Störungen in Deutschland
Wie evidenzbasiert ist die Praxis?
Psychotherapeutische Interventionen in
der Behandlung schizophrener Störungen
können zwei Funktionen haben, die sich
aus dem therapeutischen Konzept und
der Beziehung von Psychotherapie und
pharmakologischer Behandlung ableiten:
1. „Adjuvant“: Psychotherapie wird angewandt, um die Bereitschaft zu
schaffen oder zu verbessern, sich auf
die pharmakologische Behandlung
einzulassen. Im weiteren Verlauf der
Erkrankung wird die Aufgabe von
Psychotherapie primär in der Unterstützung der pharmakologischen Behandlung gesehen, z. B. in der Vermittlung von Einsicht in deren Notwendigkeit und Aufrechterhaltung/
Förderung von Compliance [25].
Dies meint in der Praxis v. a. die Psychoedukation, die allerdings nur bedingt als eigenständiges Psychotherapieverfahren gelten kann, sondern in
der Regel in komplexere Interventionen aus den Bereichen Rückfallprävention, Symptommanagement und
Fertigkeitstraining eingebettet ist.
2. „Integrativ“: Es wird davon ausgegangen, dass Pharmakotherapie alleine nicht ausreicht, um die vielfältigen
krankheitsbedingten Beeinträchtigungen in den Griff zu bekommen,
und darüber hinaus zu neuen Defiziten führen kann (unerwünschte Wirkungen). Psychotherapeutische Interventionen haben einen eigenen Stel-
lenwert (und Ansatzpunkt) im Gesamtbehandlungsplan [6]. Als Beispiele hierfür können der Aufbau sozialer Fertigkeiten zur Verbesserung
der sozialen und beruflichen Integration oder die Verbesserung des Umgangs mit Restsymptomen durch
Symptommanagementansätze gelten.1
In den letzten Jahren wurde in randomisierten kontrollierten Studien gezeigt,
dass störungs- und problemspezifische
psychotherapeutische Interventionen auf
verschiedenen Ebenen den Verlauf schizophrener Erkrankungen zusätzlich zur
neuroleptischen und unspezifisch supportiven Behandlung verbessern können
[16, 44]. Es stellt sich allerdings die Frage,
inwieweit diese Ergebnisse in der Behandlungspraxis zur Kenntnis genommen und
umgesetzt wurden.
Daher werden in dieser Arbeit zwei
Schwerpunkte vertieft:
F Die Evidenzbasis psychotherapeutischer Verfahren bei schizophrenen
Störungen wird zusammengefasst.
F Die Versorgungsepidemiologie: Mittels einer Literaturrecherche und der
1
Die Auffassung von Psychotherapie als alleinige Behandlungsmethode der Wahl („standalone“) für schizophrene Erkrankungen entspricht nicht mehr dem Evaluationsstand evidenzbasierter Therapie schizophrener Störungen, wird aber nichtsdestotrotz noch vereinzelt und vehement propagiert [31]
Analyse mehrerer Datensätze wird
ein Überblick über den gegenwärtigen Verbreitungsgrad psychotherapeutischer Interventionen in der Routinebehandlung von Menschen mit
schizophrenen Störungen – auch im
Vergleich zu anderen psychischen
Störungen – in Deutschland gegeben.
Evidenzbasis psychotherapeutischer Verfahren bei
schizophrenen Störungen
Eine Vielzahl von problemspezifischen
Interventionspaketen wurde in den vergangenen 20 Jahren und insbesondere in den letzten 3–5 Jahren entwickelt.
. Tab. 1 enthält eine Zusammenstellung
von Übersichtsarbeiten, die den Stand der
empirischen Wirksamkeitsabsicherung
referieren. Einige Ansätze seien in ihrer
prinzipiellen Vorgehensweise und Evidenzbasis skizziert.
Verhaltenstherapeutische Ansätze
zur Reduktion familiärer Belastung
Verfahren zur Verringerung maladaptiver
Kommunikations- und Interaktionsstile
in der Familie gehören zu den wohl am
besten evaluierten Interventionsansätzen.
Durch vielfältige Untersuchungen ließ sich
immer wieder replizieren, dass „high expressed emotions“ (HEE), also abwertende Kritik, Feindseligkeit und „ÜbergriffigDer Nervenarzt 11 · 2006
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Übersichten
Tab. 1 Evidenzbasierte psychotherapeutische Behandlungsstrategien
bei schizophrenen Störungen
Therapeutischer Zielbereich
Reduktion von familiärer Belastung und
HEE-Mustern
Soziales Kompetenztraining
Persistierende Positivsymptomatik
Interventionen bei dualen Diagnosen
Förderung von Compliance und
Behandlungsbereitschaft
Krisenintervention und Risikomanagement
(Suizid-Fremdaggressions-Prophylaxe;
Rückfallprophylaxe)
Primär- und Sekundärprävention
(„prodromal and early psychosis intervention“)
Kognitive Funktionsstörungen
Aufbau von Anreizen zur Verhaltensänderung
HEE high expressed emotions.
keit“ („over-involvement“), die Rückfallraten verdoppeln. Andererseits war die
Belastung der Angehörigen durch Symptompersistenz und Rollenfunktionseinschränkung des Patienten sowie durch die
alltäglichen Konflikte in der Familie lange Zeit unterschätzt und als Auslöser für
solche Interaktionsmuster verkannt worden. Therapeutische Elemente entsprechender verhaltenstherapeutischer Behandlungsansätze sind Psychoedukation,
Problemlösetrainings, Auseinandersetzung mit affektiven Aspekten und Stressmanagement, die meist im Gruppensetting durchgeführt werden.
Zusammenfassend zeigt die Evaluation, dass sich ungünstige HEE-Kommunikationsmuster reduzieren lassen und
dass das krankheits- und behandlungsbezogene Wissen deutlich verbessert werden kann. Weiterhin können auch Rückfallraten verringert und die Zufriedenheit
in der Familie verbessert werden, aber nur
dann, wenn die handlungsorientierten
Anteile in der Intervention, wie etwa Problemlösen oder Fertigkeitstraining in den
oben beschriebene Bereichen, systematisch fokussiert werden.
Training sozialer Kompetenz
Die Ursachen von Defiziten hinsichtlich
sozialer Kompetenz sind vielfältig, beginnend mit der Beeinträchtigung sozialer
Wahrnehmung, über eine Störung der kognitiven Verarbeitung sozialer Information, mangelndes Wissen über Interakti-
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Reviews und Metaanalysen
Verhaltenstherapeutische Angehörigenarbeit:
[19, 39]
[3, 46]
CBT: [13, 50, 53, 55, 58]
[18, 21, 54]
[24, 42, 60]
KI: [30]
Suizid: [47]
Rückfallprophylaxe: [4, 35]
[10, 12, 14, 20, 45]
CR: [33, 34, 46, 56]
„Token economy“: [17]
onsregeln, Wechselwirkung der Rollenfunktionsfähigkeit mit Negativ- oder Positivsymptomatik (Antriebs- und Initiativemangel bzw. interferierende Halluzinationen), Medikamentennebenwirkungen
(z. B. mangelnde mimische Rückmeldung
im Kommunikationsprozess durch Hypomimie bei klassischen Neuroleptika), bis
hin zu Fertigkeitsdefiziten. Soziale Kompetenzdefizite bestimmen häufig schizophrene Erkrankungen und begründen
teilweise die mangelnde Integration in
den Arbeitsprozess (z. B. [11]) sowie die
mangelnde soziale Integration.
Soziale Kompetenztrainings wurden
in den letzten 25 Jahren systematisch weiterentwickelt und evaluiert. Eine Vielzahl
von Studien [3, 46] zeigte, dass auch bei
schwerer beeinträchtigten Patienten Behandlungserfolge erzielt werden können. Die empirische Evidenz der diesbezüglichen Gruppentrainings ist so gut gesichert, dass in den aktuellen Leitlinien
zur Versorgung schizophrener Störung
(z. B. [36]) Soziale Kompetenztrainings
als Standard im Behandlungsplan gefordert werden. Allerdings gibt es Hinweise, dass der Alltagstransfer v. a. kurzzeitiger Trainings häufig nicht gelingt. Erfolgreich sind soziale Kompetenztrainings
in der Regel nur dann, wenn sie mindestens ein bis 2 Jahre durchgeführt werden,
wenn sie mit einer kontinuierlichen Verlaufsbeobachtung der Psychopathologie kombiniert werden, wenn bei beginnenden Rückfällen eine rechtzeitige Dosisanpassung der Antipsychotika erfolgt,
wenn Case Manager einbezogen sind und
wenn nach dem Prinzip des „shared decision making“ kooperativ gemeinsam subjektiv bedeutsame Therapieziele identifiziert wurden. Eine weitere Voraussetzung
für einen Erfolg ist die konkrete Anleitung
bei der Umsetzung gelernter Fertigkeiten
in wechselnden Situationen. Hierzu werden häufig Personen des natürlichen sozialen Umfeldes als Kotherapeuten einbezogen, welche die Anwendung der gelernten
sozialen Fertigkeiten beim Patienten verstärken [37].
Kognitiv-verhaltenstherapeutische
Ansätze zur persistierenden
Positivsymptomatik
Diese neueren Ansätze zeigten bislang in
20 kontrollierten Studien mit insgesamt
739 Patienten günstige und in Follow-upUntersuchungen stabile Effekte bei 15–
20 Therapiesitzungen über ca. 6 Monate
hinsichtlich der Verminderung von Symptomschwere und -häufigkeit sowie subjektiver Symptombelastung. Die Effektstärken lagen hierbei mit 0,37 (SD 0,39) im
mittleren Bereich. Unklar ist allerdings gegenwärtig die Befundlage bez. der Effekte
der Interventionen auf Rückfallraten und
Funktionsniveau [13]. Die Wirksamkeit ist
insofern bemerkenswert, als das Persistieren produktiver Symptome und die hierdurch beim Therapeuten ausgelöste Hilflosigkeit in der Vergangenheit wesentlich
dazu beigetragen hatte, dass psychotherapeutische Ansätze in der Versorgung schizophrener Störungen als nicht „machbar“
oder praxisrelevant galten.
Interventionen bei
„dualen“ Diagnosen
Komorbide Suchterkrankungen sind häufig bei schizophrenen Erkrankungen und
beeinflussen den Erkrankungsverlauf ungünstig [59]. Pharmakologische Beeinflussungsmöglichkeiten der Sucht sind
oft wegen der Wechselwirkung mit der
neuroleptischen Behandlung komplex
(z. B. Acamprosat oder Naltrexon bei Alkoholabhängigkeit, Methadon-Substitution bei Opiatabhängigkeit) bzw. sind hinsichtlich ihrer Wirksamkeit in der spezifischen Verwendung bei schizophrenen
Störungen sehr begrenzt erforscht. Güns-
Übersichten
peutischen Strategien der Förderung von
Compliance bieten zusammenfassend
folgendes Bild: Wissensvermittlung alleine ist eine notwendige, aber keineswegs
hinreichende Voraussetzung für den Aufbau von Behandlungsbereitschaft. Auf der
Verhaltensebene bedarf Psychoedukation einer Ergänzung im Bereich sozialer
Fertigkeiten zur offenen Kommunikation über die schizophrene Erkrankung gegenüber dem engen sozialen Umfeld (was
die Erkrankung ist und was sie nicht ist),
einschließlich der Kommunikation von
erkrankungsbedingten Einschränkungen
und Anpassungsnotwendigkeit von Lebenszielen und Lebensführung.
Patienten, die sich nicht trauen, Nebenwirkungen anzusprechen, ermöglichen dem Arzt keine Verbesserung seiner Differenzialtherapie durch besseres
Nebenwirkungsmanagement, ziehen sich
häufig zurück und setzen die Medikamente ohne Absprache ab.
Krisenintervention und
Risikomanagement
Abb. 1 8 Behandlungsraten aus dem Bundesgesundheitssurvey im Vergleich für verschiedene Diagnosegruppen
tig erscheint vor allem der Einfluss von
Clozapin auf komorbide Substanzmittelabhängigkeit, ebenso wie Clozapin impulsives Verhalten und Suizidalität im Verlauf
reduzieren kann [7, 18]. Die vorhandenen
psychotherapeutischen Ansätze sind meist
Mehrkomponentenprogramme, d. h. sie
kombinieren Aspekte des „motivational
interviewing“ (Erarbeitung individueller
Vor- vs. Nachteile von Abstinenz), kognitive Verhaltenstherapie für persistierende
Positivsymptomatik zur Verbesserung der
Symptomkontrolle und familientherapeutische Ansätze zur Konfliktreduktion und
zum Aufbau familiärer Unterstützung von
Compliance. Strategien zur Rückfallprävention und zur systematischen Kontaktaufnahme mit den ambulanten Behandlern und Pharmakotherapie werden oft
ebenfalls integriert.
Auf diese Gruppe zugeschnittene psychotherapeutische Interventionen sind
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bisher noch nicht hinreichend evaluiert.
Es gibt eine einzige Studie, die mit hinreichender methodischer Güte die Wirksamkeit von kognitiven Ansätzen belegt,
welche nach dem Prinzip des „motivational interviewing“ realisiert wurden [1].
Es konnte gezeigt werden, dass das allgemeine Funktionsniveau in der Interventionsgruppe über 12 Monate deutlich anstieg und die Rückfallrate von 56% auf
28% sank.
Förderung von Compliance und
Behandlungsbereitschaft
Hohe Non-Compliance-Raten von ca.
50% im ersten und von bis zu 75% im
zweiten Jahr nach der Entlassung aus stationärer Behandlung sind nach wie vor
ein zentrales Thema in der Behandlung
schizophrener Störungen. Aktuelle Übersichtsarbeiten [49, 60] zu psychothera-
Psychotherapeutische Ansätze wurden
auch im Bereich der Suizid- und Fremdaggressions- sowie in der Rückfallprophylaxe eingesetzt [5, 22, 26, 30, 57]. Hauptansatzpunkt ist das Muster der Rückfälle in der Vergangenheit: Auf welche Stressoren entwickeln sich bei diesem Patienten i. d. R. in welchem Zeitfenster welche Zeichen eines beginnenden Rückfalls?
Was bemerkt der Patient selbst, was bemerken Angehörige? Wer macht schon
was, und was könnte noch getan werden?
Auch depressive Verarbeitungsformen der
Erkrankung und Hilfe beim Umgang mit
Restsymptomen nehmen hier einen zentralen Stellenwert ein.
Einige psychotherapeutische Interventionen kombinieren verschiedene Ansätze, z. B. das „Integrierte psychologische
Therapieprogramm“, dessen Wirksamkeit auf unmittelbare Ergebniskriterien
(soziale und kognitive Defizite) gut nachgewiesen ist [41]. Die Bedeutung dieser
Verbesserungen für den Alltag ist jedoch
unklar.
Zusammenfassung · Summary
Verbreitungsgrad psychotherapeutischer Verfahren
in der Routineversorgung
Versorgungsepidemiologie
I: Literaturrecherche
Es wurde eine Literatursuche durchgeführt zur Frage von Bedarf und Angebot
von Psychotherapie für Menschen mit
Schizophrenie in Deutschland.
Zielkriterium. Daten über die Anzahl
von Menschen mit einer schizophrenen
Erkrankung, die Psychotherapie benötigen, angeboten bekommen und/oder erhalten.
Ein-/Ausschlusskriterien. Es gab keine
weiteren Einschränkungen z. B. hinsichtlich der Beurteilung der Behandlungsbedürftigkeit (durch Patient oder Experten),
Größe des Einzugsgebiets (deutschlandweit oder regional), Behandlungssetting
(stationär oder ambulant) oder Art der
Einrichtung (psychiatrische oder psychosomatische Klinik).
Suchstrategie. Es wurden in den Datenbanken Psyndex (deutsch) sowie PsycInfo
und Medline (beide englischsprachig) relevante Arbeiten seit 1990 gesucht. Suchbegriffe: Bedarf, Angebot, Inanspruchnahme in Kombination mit Schizophrenie
oder Psychose(n) und Psychotherapie.
Ergebnisse. Insgesamt erbrachte die Recherche 160 Treffer aus allen drei Quellen.
Bei 25 (15,6%) dieser Arbeiten konnte allein aufgrund von Titel und Abstract nicht
ausgeschlossen werden, dass sie relevante
Informationen enthalten. Der hauptsächliche Ausschlussgrund war, dass „Psychotherapie“ lediglich in der Institutsbezeichnung des/der Autoren vorkam.
Nach Ausschluss von Dubletten verblieben 19 Treffer (Literaturverzeichnis
und detaillierte Übersicht beim Erstautor
erhältlich). Diese Arbeiten wurden auf
relevanten Inhalt hin gesichtet, d. h. hinsichtlich irgendwelcher Angaben (Zahlen)
dazu, wie viele Menschen mit Schizophrenie in Deutschland Psychotherapie bedürfen, angeboten bekommen und/oder erhalten. Es ergaben sich im Hinblick auf
diese Fragestellung keinerlei Ergebnisse,
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B. Puschner · R. Vauth · F. Jacobi · T. Becker
Bedeutung von Psychotherapie in der Versorgung
von Menschen mit schizophrenen Störungen in
Deutschland. Wie evidenzbasiert ist die Praxis?
Zusammenfassung
Fragestellung. Es ist wenig darüber bekannt, in welchem Ausmaß evidenzbasierte
Psychotherapie in der Routineversorgung zur
Behandlung von Menschen mit Schizophrenie in Deutschland angewandt wird.
Methode. Es wird zunächst ein Literaturüberblick zur Wirksamkeit verschiedener psychotherapeutischer Verfahren im Rahmen
der Behandlung schizophrener Erkrankungen
gegeben. Dann wird anhand einer systematischen Literaturrecherche und der Analyse
mehrerer Datensätze eine Bestandsaufnahme des Implementierungsgrades von Psychotherapie in der Behandlungspraxis schizophrener Störungen vorgenommen.
Ergebnisse. Die „Efficacy“ kognitiver Verhaltenstherapie in der Behandlung schizophrener Störungen kann als gut belegt gelten. Die wenigen vorliegenden Daten zum
Implementierungsgrad lassen auf eine erhebliche Evidenzlücke in der Behandlungspraxis schließen.
Diskussion. Implementierungshemmnisse
werden benannt und diskutiert. Forschungsbedarf besteht v. a. hinsichtlich versorgungsepidemiologischer Daten und langfristig angelegter „Effectiveness-Studien“.
Schlüsselwörter
Psychotherapie · Schizophrenie ·
Wirksamkeit · Versorgungsepidemiologie
Evidence basis of psychotherapy for
schizophrenia patients in Germany
Summary
Background. Little is known about the degree of implementation of evidence-based
psychotherapy in routine care of people with
schizophrenia in Germany.
Method. First, results of studies on the efficacy of psychotherapy in the treatment of
schizophrenia are summarised. Second, the
degree of implementation of psychotherapeutic practices in the routine care of schizophrenics is assessed through a systematic
literature search and analyses of several
data sets.
Results. There is substantial evidence for
the efficacy of cognitive-behavioural inter-
ventions in the treatment of schizophrenia.
The paucity of data on the degree of implementation suggests a wide gap between evidence and practice.
Conclusions. Barriers to implementation are
outlined and discussed. There is a need for
more studies on epidemiological and longterm effectiveness of health care.
Keywords
Psychotherapy · Schizophrenia · Efficacy ·
Health care epidemiology
Der Nervenarzt 11 · 2006
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Übersichten
Tab. 2 BADO-Daten der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des
Bezirkskrankenhauses Günzburg
Art der Psychotherapie
Anzahl
Keine spezielle Psychotherapie
484
Gesprächspsychotherapie
204
Psychoedukative Gruppen
163
Supportive Psychotherapie
86
Kognitive Therapie
79
Entspannungstherapie
56
Verhaltenstherapie
56
Andere
32
Integriertes psychotherapeutisches Programm
30
Spezifische Suchttherapie
24
Nicht (noch nicht) ausgefüllt
22
Tiefenpsychologisch fundierte Therapie
5
Unbekannt/unklar
5
Gesamt
1262
N=854, alle mit F2x.xx als Hauptdiagnose, Mehrfachnennungen möglich.
d. h. es wurden keine in wissenschaftlichen Fachzeitschriften und/oder Büchern veröffentlichten versorgungsepidemiologischen Angaben zu Psychotherapie
bei Schizophrenie gefunden.
Versorgungsepidemiologie
II: Datensätze
Als Ergänzung zu der Literaturrecherche
wurden drei vorliegende Datensätze hinsichtlich der Fragestellung analysiert.
Bundesgesundheitssurvey
Der 1998/99 im Rahmen des Bundesgesundheitssurvey (BGS) an einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe erhobene
Zusatzsurvey „Psychische Störungen“ [27]
enthält Angaben, die es erlauben, die Inanspruchnahme von Psychotherapie zu
ermitteln. Den Teilnehmern wurde eine Liste stationärer und ambulanter Leistungserbringer vorgelegt, darunter psychiatrische und psychosomatische Kliniken,
Beratungsstellen und ambulante Psychiater und Psychotherapeuten. Weiterhin
wurden spezielle Informationen zur Inanspruchnahme von Psychotherapie erfragt.
Bei 189 (4,5% von 4181) Teilnehmern
wurde eine mögliche psychotische Störung diagnostiziert (Lebenszeitprävalenz)
[29]. Diese Kategorie geht im Sinne eines
Screenings über die reine Schizophreniediagnose hinaus und umfasst z. B. auch
„unterschwellige“ wahnhafte Störungen
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Der Nervenarzt 11 · 2006
[%]
38,35
16,16
12,92
6,81
6,26
5,71
4,44
2,54
2,38
1,90
1,74
0,40
0,40
100
oder psychotische Symptome und Syndrome im Rahmen anderer Störungen
(z. B. bipolarer oder Substanzstörungen).
. Abb. 1 zeigt die Behandlungsraten derjenigen Teilnehmer mit einer Lebenszeitdiagnose „mögliche psychotische Störung“ im Vergleich zu jenen der Diagnosegruppen „depressive DSM-IV-Diagnose“
(unipolare Major-Depression oder Dysthymie ohne Vorliegen einer möglichen
psychotischen Störung) und „irgendeine
DSM-IV-Diagnose“. Die Prävalenzraten
sind in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter, Region und Designfaktoren gewichtet
und können für Deutschland als repräsentativ gelten (vgl. [28]). Es zeigt sich,
dass die Teilnehmer mit einer möglichen
psychotischen Störung häufiger als die in
den anderen beiden Gruppen berichten,
irgendwann einmal irgendeine professionelle Hilfe wegen psychischer Probleme
in Anspruch genommen zu haben (55%
gegenüber 43% bei unipolaren Depressionen und 36% bei psychischen Störungen
insgesamt; p<0,01). Weiterhin zeigt sich,
dass Verhaltenstherapie im Vergleich zu
anderen Behandlungsmöglichkeiten einschließlich anderer Psychotherapien bei
allen drei Gruppen sehr selten angegeben
wird (<4%), wobei sich hier keine signifikanten Unterschiede nach Diagnosegruppe ergaben.
Den Teilnehmern mit einer möglichen
psychotischen Störung wurde im Vergleich von ihren Ärzten wesentlich häufiger eine Psychotherapie angeraten (36%
gegenüber 21% bei unipolaren Depressionen und 19% bei psychischen Störungen
insgesamt; p<0,01) oder eine psychiatrische Behandlung nahe gelegt (17% gegenüber 7% bei unipolaren Depressionen
und 6% bei psychischen Störungen insgesamt; p<0,01).
TRANS-OP-Studie
Zwischen 1999 und 2002 wurden deutschlandweit Versicherte der „Deutschen
Krankenversicherung“ (DKV), die eine
ambulante Psychotherapie beantragt hatten, um Teilnahme an der von der Forschungsstelle für Psychotherapie Stuttgart
(jetzt Heidelberg) durchgeführten Studie „Mit Transparenz und Ergebnisorientierung zur Optimierung der psychotherapeutischen Versorgung“ [48] gebeten. Eine Gesamtzahl von 939 Versicherten gaben ihr Einverständnis zur Studienteilnahme, und für 722 Teilnehmer liegen
Angaben der behandelnden Psychotherapeuten zur Diagnose vor. Es nahmen lediglich 4 Patienten (0,55%) mit einer F2Hauptdiagnose an der Studie teil.
„BADO“ der Klinik für
Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatik Günzburg
Die im Rahmen der Basisdokumentation
(BADO) an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (Bezirkskrankenhaus Günzburg) erhobenen Daten (Untersuchungszeitraum 01.01.2005–
31.01.2006) wurden genutzt, um die Inanspruchnahme von Psychotherapie bei Patienten mit der Diagnose Schizophrenie,
schizotype oder wahnhafte Störungen zu
ermitteln (. Tab. 2).
Es zeigte sich, dass bei der Mehrzahl
der Patienten mit einer ICD-10-Diagnose
F2x.xx während ihres stationären psychiatrischen Aufenthalts keine psychotherapeutischen Verfahren angewendet wurden. Lediglich ca. 13% der Patienten erhielten Verfahren mit nachgewiesen guter
Evidenz (Verhaltenstherapie, kognitive
Therapie, IPT).
Diskussion
Die Wirksamkeit einer Vielzahl kognitiv-verhaltenstherapeutischer Interventionen in der Behandlung schizophrener
Störungen wurde in den letzten Jahren
gut belegt [16, 40, 44]. Nichtsdestotrotz
sind die Wirksamkeitsnachweise für einige Verfahren und Patientengruppen nicht
hinreichend (z. B. duale Diagnosen) bzw.
inkonsistent (z. B. Förderung der Compliance).
Eine systematische Literaturrecherche
erbrachte keine Angaben zum Implementierungsgrad psychotherapeutischer Verfahren in der Versorgung von Menschen
mit schizophrenen Störungen in Deutschland. Dieses Ergebnis ist einerseits ernüchternd, andererseits wäre eine Interpretation dahingehend, dass diese Verfahren so
gut wie nicht angewandt werden nicht angemessen, da lediglich der in Fachpublikationen berichtete Anwendungsgrad erfasst wurde, der vermutlich hinter den tatsächlichen zurückfällt.
Als Ergänzung dienten Analysen von
drei Datensätzen. Es zeigte sich an einer
repräsentativen Bevölkerungsstichprobe,
dass Personen, bei denen die Lebenszeitdiagnose einer „möglichen psychotischen
Störung“ gestellt wurde, insgesamt mehr
Behandlungen angaben als solche mit anderen diagnostizierten psychischen Störungen; dabei wurde allerdings Psychotherapie nur tendenziell und nicht signifikant häufiger in Anspruch genommen.
Allerdings wurde bei ersteren von den
Behandlern ein im Vergleich wesentlich
höherer Behandlungsbedarf angegeben,
was darauf schließen lässt, dass bei dieser Patientengruppe der Psychotherapiebedarf und die entsprechende Beeinträchtigungsschwere als erhöht angesehen werden können. Im Zusammenhang mit derartigen „Behandlungsquoten“ muss jedoch betont werden, dass alleine das Vorliegen einer Diagnose nicht automatisch
mit „Behandlungsbedarf “ gleichgesetzt
werden darf. Behandlungsbedarf ist, obwohl jeder eine intuitive Vorstellung davon haben mag, ein relativ unscharfer Begriff. Als behandlungsbedürftig werden
Zustände angesehen, die beim Betroffenen zu Funktionseinschränkungen führen und die auf eine (behandelbare) Ursache zurückgeführt werden können sowie auch eine subjektive Komponente
(„wahrgenommene Behandlungsbedürftigkeit“) enthalten. Behandlungsbedarf ist
nicht einfach nur „gegeben“ vs. „nicht gegeben“, sondern Teil einer komplexen Indikationsentscheidung (Erst- und wie-
derholte Behandlung, zeitliche Dringlichkeit, Dauer und Qualität der Behandlung
etc.; [2, 23]). So gibt es etwa diagnosenspezifisch unterschiedlich häufig – und
übrigens analog zu körperlichen Erkrankungen – einerseits Fälle mit für eine Behandlung hinreichenden Belastungen und
Beeinträchtigungen, die aktuell nicht die
vollen Kriterien für eine Diagnose erfüllen, andererseits aber auch Fälle mit Diagnosen, die keinerlei Behandlungsbedarf äußern oder deren noch vorhandenes Funktionsniveau auch nicht unbedingt eine Behandlung nahe legt. Zudem
gilt es bei einigen Diagnosen zu beachten,
dass krankheitstypisch keine Krankheitseinsicht vorliegt (z. B. gerade bei manchen
Formen psychotischer Störungen sowie
Suchterkrankungen) und dass speziell bei
psychotherapeutischen Interventionen
bestimmte Behandlungsvoraussetzungen
zu beachten sind (z. B. Motivation).
Weiterhin ergab sich, dass Menschen
mit einer diagnostizierten schizophrenen
Störung nur einen sehr geringen Anteil
derjenigen Versicherten einer großen
deutschen Krankenversicherung (DKV)
ausmachten, die einen Antrag auf ambulante Psychotherapie stellten. Allerdings
handelt es sich hier um eine sehr selegierte Stichprobe mit hohem Bildungsniveau. Vergleichsdaten von gesetzlichen
Krankenversicherungen liegen den Autoren leider nicht vor. Es lässt sich allerdings
vermuten, dass Therapeuten in der Erwartung, dass die Gutachter Psychotherapie bei schizophrenen Störungen nicht akzeptieren, entsprechende Diagnosen gar
nicht oder sehr selten nennen. Schließlich zeigte sich anhand der BADO-Daten
einer Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (BKH Günzburg),
dass selbst während ihres stationären Aufenthalts lediglich ca. 13% der Patienten mit
einer schizophrenen Störung verhaltenstherapeutisch orientierte psychotherapeutische Verfahren erhalten.
Den Autoren sind keine darüber hinausgehenden Daten zur Frage der psychotherapeutischen Versorgung schizophren Erkrankter bekannt. Zusammenfassend spricht diese versorgungsepidemiologische Bestandsaufnahme für eine
eklatante Lücke zwischen Evidenzbasis
und Anwendungspraxis.
Implementierungshemmnisse
Wenn von psychotherapeutischen Ansätzen bei schizophrenen Erkrankungen
die Rede ist, sind vielfältige Missverständnisse möglich: Zunächst könnte widersprüchlich erscheinen, eine unzweifelhaft
neurobiologisch determinierte Störung
wie Schizophrenie mit psychotherapeutischen Methoden zu „behandeln“. Hinzu kommt, dass dem initialen Versuch,
schizophrene Erkrankungen kausal psychoanalytisch oder tiefenpsychologisch
zu behandeln, bereits in den 1980er Jahren durch Metaanalysen Unwirksamkeit
oder sogar schädliche Auswirkungen bescheinigt wurden [38].
Die Anwendung psychotherapeutischer Methoden in der Routinebehandlung von Menschen mit schizophrenen
Störungen könnte auch durch die „Siegeszüge“ zunächst konventioneller Neuroleptika (1950er/60er Jahre) und später atypischer Antipsychotika (seit den
1990er Jahren) erschwert worden sein.
Diese Fortschritte bei der pharmakologischen Therapie konnten psychotherapeutische Behandlungsansätze zunächst
und oberflächlich betrachtet obsolet erscheinen lassen. Zwar relativiert sich die
Nebenwirkungsarmut der atypischen Antipsychotika bei näherem Hinsehen, doch
ist unbestreitbar, dass hinsichtlich der
pharmakogenen Behinderung und Funktionseinschränkung in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erreicht werden
konnten, etwa bei extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen oder auch sekundären kognitiven Defiziten [15]. Dennoch sind wir weit davon entfernt, selbst
mit optimierter neuroleptischer Medikation, schizophrene Störungen und die
mit ihnen verbundenen Funktionsbeeinträchtigungen i. S. einer „restitutio ad integrum“ quasi „heilend“ behandeln zu
können: Der Prozentsatz Betroffener mit
schizophrenen und schizoaffektiven Störungen, die im 5-Jahres-Verlauf nach einer
ersten Erkrankungsphase die „RecoveryKriterien“ i. S. einer vollständigen Symptomsuppression (über 2 Jahre) sowie einer vollständigen Integration am ersten
Arbeitsmarkt (über 2 Jahre) erfüllen, liegt
bis heute bei ca. 14% [51].
Diese Grenzen der therapeutischen
Möglichkeiten gegenwärtiger RoutinepraDer Nervenarzt 11 · 2006
| 1307
Übersichten
xis machen deutlich, dass weder eine optimierte neurobiologische Behandlung
noch die in Praxis und Ambulanz angewandten supportiven [43] und eher unspezifischen Interventionen zu einem befriedigenden Behandlungsergebnis führen. Eine solche Form klinischer Grundversorgung ist mit ihrer Betonung der Bedeutung antipsychotischer Basistherapie,
der therapeutischen Beziehung und allgemeiner Ermutigung eine notwendige,
aber keineswegs hinreichende Bedingung
für „recovery“. Aus diesem Grund wurden
in den letzten beiden Jahrzehnten psychotherapeutische Ansätze kognitiver Verhaltenstherapie für schizophrene Störungen
entwickelt. Diese Verfahren wurden mit
sehr wenigen Ausnahmen (z. B. [58]) im
angloamerikanischen Bereich entwickelt,
evaluiert und angewendet, im deutschsprachigen Bereich hingegen wenig umgesetzt und kaum evaluiert. Hierfür mag
es verschiedene Ursachen geben [58]: Der
Änderungspessimismus des wenig optimistischen „Durchschnitts-Behandlers“
ist meist durch den Eindruck extremer
Hilfebedürftigkeit und geringen Funktionierens in der akuten Erkrankungsphase geprägt. Auch die zunehmenden
Sparzwänge (z. B. Budgetdeckelung oder
Bonus-Malus-Regelung, Honorierungssystem, Fallpauschalen in Institutsambulanzen), die auf unserem Gesundheitssystem lasten und in jeder Ausweitung des
Angebotes eine potenzielle Bedrohung
der Finanzierbarkeit des Gesamtgesundheitssystem sehen, dürften die Übernahme kognitiv-verhaltenstherapeutischer
Behandlungsansätze in die Routineversorgung erschweren.
Weiterhin ist der Nutzen von Ergebnissen aus randomisierten kontrollierten
Studien für die Behandlungspraxis gering. Denn es liegen zu wenige Befunde
vor [32, 52], die Behandler bei differenziellen Indikationsentscheidungen unterstützen könnten.
Fazit für die Praxis
Es gibt viele Hinweise darauf, dass sich
Efficacy-Daten aus randomisierten kontrollierten Studien nicht ohne weiteres
in die Routineversorgung übersetzen
lassen. Beispiele in der Versorgungsforschung sind Debatten in Großbritannien
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Der Nervenarzt 11 · 2006
über die Umsetzung von „Assertive Community Treatment“ oder „Case Management“ [9]. Auch die Arbeiten der „Patient-Outcomes-Research-Team- (PORT) Gruppe“ um Lehman [36] weisen auf die
Bedeutung einer praxisorientierten Forschung hin. Neben der Fortführung der
Ermittlung der Wirksamkeit spezifischer
psychotherapeutischer Verfahren sind
langfristig angelegte Effectiveness-Studien gefragt, anhand derer die Anwendbarkeit von Psychotherapie bei Schizophrenie unter Praxisbedingungen untersucht und Antworten auf klinisch relevante Fragen (z. B. differenzielle Indikationsentscheidungen) gefunden werden können.
Ohne Zweifel wird in der Wahrnehmung
des Faches Psychiatrie und Psychotherapie der psychotherapeutischen Kompetenz eine zentrale Stellung eingeräumt
[8]. Insofern das Fach sich in der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens behaupten will, wird es diese Herausforderung annehmen müssen. So könnten
möglicherweise aktuelle wissenschaftliche, Public-health-orientierte, berufsund gesundheitspolitische Debatten in
der Zielstellung konvergieren, die Verfügbarkeit psychotherapeutischer Interventionen in der Psychiatrie insgesamt,
aber auch für Menschen mit Schizophrenie sicherzustellen und zu erhöhen.
Korrespondierender Autor
Dr. B. Puschner
Abteilung Psychiatrie II, Universität Ulm
Ludwig-Heilmeyer-Straße 2, 89312 Günzburg
[email protected]
Danksagung. Wir danken Dr. Hans Kordy,
Forschungsstelle für Psychotherapie, Universität
Heidelberg, für die Erlaubnis, Daten aus der
RANS-OP-Studie für diese Arbeit zu nutzen.
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Der Nervenarzt 11 · 2006
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