Brückenkurs Mathematik Freitag 29.09. - Freitag 13.10.2017 Vorlesung 5 Dreiecke und Vektorrechnung Kai Rothe Technische Universität Hamburg-Harburg Freitag 6.10.2017 0 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Geometrie des Dreiecks . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Rechtwinklige Dreiecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Trigonometrische Formeln . . . . . . . . . . . . . . . 4 Satz des Pythagoras . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Vektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Rechnen mit Vektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Euklidische Norm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Skalarprodukt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Kreuzprodukt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 1 Geometrie des Dreiecks HH γ b α H HH H HH h r H HH H HH H a HH H HH H HH HH HH β H H c (= g) h = Höhe α, β, γ: a, b, c: Winkel im Dreieck gegenüberliegende Seitenlängen zu α, β, γ, g = Grundseitenlänge 2 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Was ist über ein beliebiges Dreieck bekannt? • Flächeninhalt F = 1 ·g·h 2 • Winkelsumme ◦ α + β + γ = 180 • Sinussatz b c a = = sin α sin β sin γ • Kosinussatz c2 = a2 + b2 − 2ab cos γ Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 3 Rechtwinklige Dreiecke Hypotenuse = c =r b = r sin α Gegenkathete α r a = r cos α Ankathete Die Ankathete ist diejenige Seite, die an dem betrachteten Winkel α liegt. Die Gegenkathete ist diejenige Seite, die gegenüber dem betrachteten Winkel α liegt. Die Hypotenuse ist diejenige Seite, die gegenüber dem rechten Winkel liegt. 4 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Trigonometrische Formeln Gegenkathete sin (Winkel) = Hypotenuse Ankathete cos (Winkel) = Hypotenuse tan (Winkel) = Gegenkathete Ankathete In Formeln: b sin α = c ⇔ b = c sin α a c ⇔ a = c cos α cos α = tan α = b sin α = a cos α Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 5 Satz des Pythagoras a2 + b2 = c2 AA A A A A c A A A AA A A A A A c2 A A A A A A A A A c A A a A A A a a2 b b b2 p 6 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Zerlegungsbeweis ab (a + b) = c + 4 · 2 2 2 a A A A A A A A A A A A A A A A A A b A A A c2 A A A b a2 + b2 = c2 ⇔ A A A A A A A A A A A A A A A c A A A A A A a b ab 2 A A a q Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 7 Vektorrechnung Warum Vektoren? Manche Größen wie Temperatur oder Masse - skalare Größen sind allein durch eine Zahl bestimmbar. Andere Größen wie Geschwindigkeit oder Kraft benötigen neben einer Zahl die Angabe der Richtung: Sie können durch einen Pfeil dargestellt werden, der durch Länge und Richtung eindeutig bestimmt ist. Solche Größen nennt man vektorielle Größen. 8 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Was ist ein Vektor? Ein Vektor ist anschaulich ein Pfeil in der Ebene R2 oder im Raum R3 mit einer Richtung und einer Länge. Mathematisch korrekt versteht man unter einem Vektor einen geordneten 2-Tupel (bzw. einen 3-Tupel) x1 x2 ∈ R2 bzw. x1 x2 ∈ R 3 . x3 y-Achse 6 x2 r x1 - x-Achse Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 9 Rechnen mit Vektoren Mit Vektoren kann man wie folgt rechnen: Addition: Seien x, y ∈ R3 zwei beliebige Vektoren: x1 y1 x1 + y 1 x + y = x2 + y 2 = x2 + y 2 . y3 x3 + y 3 x3 Skalare Multiplikation: Sei x ∈ R3 ein beliebiger Vektor und λ ∈ R eine beliebige Zahl (=Skalar): x1 λx1 λx = λ x2 = λx2 . x3 λx3 Bemerkung: Bei Addition und skalarer Multiplikation im R2 fehlt entsprechend die dritte Komponente. 10 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Beispiel Addition: 2 6 2+6 8 + = = 8 −2 8−2 6 | {z } | {z } | {z } ~x ~y ~x+~y y-Achse 6 8 6 ~y P PPP PP PP PP PP PP PP P q > ~x ~x + ~y 2 8 - x-Achse Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 11 Differenz zweier Vektoren y-Achse 6 ~b − ~a P PPP PP PP PP PP PP PP P q > ~a ~b - x-Achse 12 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Beispiel Skalare Multiplikation: 4 2·4 8 2· = = 3 2·3 6 | {z } | {z } ~x 2~x y-Achse 6 2~x 6 > ~x> 3 - 4 8 x-Achse Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 13 Länge eines Vektors im R2 Durch den Satz von Pythagoras erhält man die Länge eines Vektors in der Ebene: x1 Sei x := ∈ R2, dann ist die Länge des Vektors x2 x, also der Abstand vom Nullpunkt, gegeben durch q kxk := x21 + x22. y-Achse 6 x2 > p x21 + x22 r - x1 x-Achse 14 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Länge eines Vektors im R3 Diese Längenberechnung kann man analog im dreidimensionalen Raum ausführen. x1 Sei x := x2 ∈ R3, x3 dann ist die Länge des Vektors x gegeben durch: kxk := q x21 + x22 + x23. z-Achse 6 y-Achse > x2 x3 r p x21 + x22 + x23 - x1 x-Achse Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 15 Euklidische Norm Die Abbildung k·k : R2 → R+ 0 x 7→ kxk , die jedem Vektor eine Länge zuordnet, wird euklidische Norm genannt. Sie besitzt für x, y ∈ IR2 und λ ∈ IR folgende Eigenschaften: 1. ||x|| ≥ 0 , 2. ||x|| = 0 ⇒ x = 0 , 3. ||λ · x|| = |λ| · ||x|| , 4. ||x+y|| ≤ ||x||+||y|| Dreiecksungleichung . y-Achse 6 ||~x|| HH H ||~y || HH H HH H HH j H 1 ||~x + ~y || - x-Achse Dreiecksungleichung für Vektoren ~x, ~y 16 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Durch die Norm kann auch ein Abstand zwischen zwei Punkten definiert werden, indem man die Länge der Differenz der beiden Vektoren bestimmt: Gegeben seien zwei Vektoren x1 y1 x := ∈ R2, y := ∈ R2 , x2 y2 dann ist der Abstand zwischen x und y definiert durch kx − yk = p (x1 − y1)2 + (x2 − y2)2. Auf Grund der Eigenschaften des Betrages gilt für den Abstand und x, y, z ∈ IR2: 1. kx − yk ≥ 0 , 2. kx − yk = 0 ⇒ x = y , 3. kx − yk = ky − xk , 4. Dreiecksungleichung kx − yk ≤ kx − zk + kz − yk . Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 17 Skalarprodukt Die Länge eines Vektors können wir nun berechnen. Wie sieht es mit der Richtung aus, d.h. mit dem Winkel des Vektors zur (bspw.) x-Achse? Den Winkel zwischen zwei Vektoren kann man mit Hilfe des Skalarprodukts messen: Das Skalarprodukt zwischen zwei Vektoren x, y ∈ R2 ist wie folgt definiert: h·, ·i : R2 × R2 → R, (x, y) 7→ hx, yi , und hx, yi := x1y1 + x2y2 = 2 X k=1 xk y k . 18 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Skalarprodukt: anschaulich Das Skalarprodukt ordnet zwei Vektoren x, y ∈ R2 eine skalare Größe hx, yi ∈ R zu. Anschaulich entspricht dies der Multiplikation der Länge kxk des Vektors x mit der Länge kyk cos(x, y) des auf x projizierten Vektors y: hx, yi = kxk kyk cos ∠(x, y) mit ∠(x, y) ∈ [0, π], Winkel zwischen x und y. Daraus ergeben sich bereits wichtige Eigenschaften des Skalarprodukts: Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 19 Eigenschaften des Skalarproduktes π hx, yi = 0 ⇔ ∠(x, y) = , 2 π hx, yi < 0 ⇔ < ∠(x, y) < π, 2 π hx, yi > 0 ⇔ 0 < ∠(x, y) < . 2 Der Winkel φ =: ∠(x, y) ∈ [0, π) zwischen zwei Vektoren x, y ∈ R2 berechnet sich dann durch: cos(φ) = hx, yi . kxk kyk Dasselbe gilt ganz analog im R3 (und allgemein im Rn). 20 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Skalarprodukt und euklidische Norm Die euklidische Norm kann mit Hilfe des Skalarproduktes wie folgt definiert werden: p kxk = hx, xi. Es gelten folgende Rechenregeln für das Skalarprodukt: Weitere Eigenschaften des Skalarproduktes Seien x, y, z ∈ R2 und λ, µ ∈ R beliebig: Symmetrie: Linearität: hx, yi = hy, xi . hλx + µy, zi = λ hx, zi + µ hy, zi . Positive Definitheit: hx, xi ≥ 0 und hx, xi = 0 ⇔ x = 0. Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 21 ha, bi cos(φ) = = kak kbk a b , kak kbk Beispiel 1 a = (1, 0) , b = √ (1, 1) 2 ⇒ ⇒ ⇒ kak = 1 = kbk 1 1 1 cos(φ) = ha, bi = 1 · √ + 0 · √ = √ 2 2 2 π φ= 4 y-Achse 6 1 ~b/ ~b ~a/ k~ak φ r - cos(φ) - 1 - x-Achse 22 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Kreuzprodukt im R3 Benötigt man einen dritten Vektor, der zu zwei gegebenen Vektoren senkrecht steht, kann man diesen mit Hilfe des Kreuzproduktes berechnen. Seien also zwei Vektoren x, y ∈ R3 gegeben. Gesucht ist z ∈ R3, so dass z = (z1, z2, z3) auf x = (x1, x2, x3) und auf y = (y1, y2, y3) senkrecht steht, d.h. hx, zi = 0 ⇔ ∧ hy, zi = 0 ∧ x1z1 + x2z2 + x3z3 = 0 y1z1 + y2z2 + y3z3 = 0 ∧ z1 = −(x2z2 + x3z3)/x1 −y1(x2z2 + x3z3)/x1 + y2z2 + y3z3 = 0 ⇒ Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 ⇒ ∧ ⇒ ∧ 23 z = −x2z2/x1 − x3z3/x1 1 x3 y 1 y 1 x2 z2 + y3 − z3 = 0, y2 − x1 x1 z1 = −x2z2/x1 − x3z3/x1 (x1y2 − x2y1) z2 + (x1y3 − x3y1) z3 = 0 . {z } | {z } | Wählt man z2 = −(x1y3 − x3y1) ∧ z3 = x1y2 − x2y1 , so ist die letzte Gleichung erfüllt und man erhält: z1 = −x2z2/x1 − x3z3/x1 = x2(x1y3 − x3y1)/x1 − x3(x1y2 − x2y1)/x1 = x2x1y3/x1 − x2x3y1/x1 − x3x1y2/x1 + x3x2y1/x1, ⇒ z1 = x2y3 − x3y2 . 24 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Durch obige Rechnung ist also ein Vektor z senkrecht auf x und y bestimmt: Man schreibt z = x × y und bezeichnet z als das Kreuzprodukt von x und y. Definition des Kreuzproduktes × : R3 × R3 → R3 (x, y) 7→ x × y, wobei x1 y1 x2 y 3 − x3 y 2 x × y = x2 × y 2 = x3 y 1 − x1 y 3 . x3 y3 x1 y 2 − x2 y 1 Bemerkung: Im Unterschied zu allen obigen Definitionen, die sich ganz analog in den n-dimensionalen Raum Rn übertragen lassen, ist das Kreuzprodukt hier nur im R3 definiert. Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 25 Beispiel 1 4 2·6−3·5 −3 2×5=3·4−1·6= 6 3 6 1·5−2·4 −3 Probe * 1 −3 + 2 , 6 = 1 · (−3) + 2 · 6 + 3 · (−3) = 0 −3 3 * 4 −3 + 5 , 6 = 4 · (−3) + 5 · 6 + 6 · (−3) = 0 6 −3 26 Brückenkurs Mathematik, K.Rothe, Vorlesung 5 Eigenschaften des Kreuzproduktes x × y = −y × x, x × x = 0, x, y ∈ R3 schiefsymmetrisch x ∈ R3 , (λx) × y = λ(x × y), λ ∈ R, x, y ∈ R3. Sind zwei Vektoren x, y ∈ R3 linear abhängig, d.h. gibt es ein λ ∈ R \ {0} , so dass x = λy gilt, dann ist das Kreuzprodukt null: x × y = 0.