Veränderte Genaktivität signalisiert Lungenkrebs im Frühstadium

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Veränderte Genaktivität
signalisiert Lungenkrebs im Frühstadium
Unklare Krankheitssymptome der Lunge und der Atemwege müssen durch
Computertomographie abgeklärt werden. Wie bösartig sind die Knoten,
die dabei entdeckt werden? Wissenschaftler aus dem Deutschen
Krebsforschungszentrum, der Thoraxklinik am Universitätsklinikum
Heidelberg und dem NCT Heidelberg suchen nach Biomarkern, um solche
Befunde besser beurteilen zu können. Sie prüften Zellen aus der
Umgebung der verdächtigen Knoten auf krebstypische Genveränderungen.
Dabei fiel das Gen Tenascin-C auf, das in Zellen in der Umgebung
bösartiger Knoten deutlich aktiver ist als in unauffälligen Proben.
Die Forscher prüfen nun, ob anhand der gesteigerten Genaktivität
Lungenkrebs besser diagnostiziert werden kann.
Patienten mit unklaren Lungen- und Atemwegsymptomen werden heute
zunehmend zur Spiral-Computertomographie überwiesen. Dabei entdecken
die Ärzte oft verdächtige einzelne Knoten in der Lunge.
Erfreulicherweise verbirgt sich hinter diesen so genannten
„Rundherden“ meist keine bösartige Veränderung. Jedoch ist es bei
Verdacht auf eine so schwere Erkrankung wie Lungenkrebs unbedingt
nötig, den Befund sicher abzuklären.
Forscher um Ruprecht Kuner und Holger Sültmann aus dem Deutschen
Krebsforschungszentrum, dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen
Heidelberg sowie der Heidelberger Thoraxklinik suchten nach
Biomarkern, die Ärzten Hinweise auf die Natur solcher
Gewebeveränderungen geben können. Ihre Hypothese war, in der direkten
Umgebung des verdächtigen Knotens Zellen zu finden, deren veränderte
© 2012 - Detlef Höwing als Projekt der Selbsthilfe Harnblasenkrebs
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Genaktivität auf einen bösartigen Tumor hinweisen könnte.
Die Forscher untersuchten Bronchialabstriche von insgesamt 71
Patienten mit verdächtigen Knoten. Die Abstriche – Zellen und
Bronchialflüssigkeit aus der unmittelbaren Nähe des verdächtigen
Herdes – entnahmen sie während der aus medizinischen Gründen
notwendigen Bronchoskopie. Ein solcher Abstrich mit einem winzigen
runden Bürstchen ist für den Patienten weniger belastend als eine
operative Gewebeentnahme. Als Kontrolle dienten Abstriche aus dem
Lungenflügel ohne Befund.
Insgesamt vier Gene, die in vielen Krebserkrankungen eine Rolle
spielen, wiesen in Proben aus der Umgebung von Lungenkrebs eine
signifikant höhere Aktivität auf als in Abstrichen aus der Nähe von
Rundherden, die sich als harmlos herausstellten. Die deutlichste
Assoziation mit Lungenkrebs beobachteten die Forscher beim Gen für das
Glykoprotein Tenascin-C. Im gesunden Organismus erscheint Tenascin-C
hauptsächlich während der Embryonalentwicklung, wird aber bei manchen
Krebserkrankungen auch in der Umgebung des Tumors gefunden. „In den
Abstrichen des befundfreien Lungenflügels unterschied sich die
Aktivität des Tenascin-C-Gens zwischen Studienteilnehmern mit gut- und
bösartigen Knoten dagegen kaum“, erklärt Ruprecht Kuner. „Daher kann
eine starke Aktivierung von Tenascin-C ein deutlicher Hinweis darauf
sein, dass eine bösartige Veränderung vorliegt.“ Die Vorhersagekraft
der Tenascin-Genaktivität ließ sich durch die Kombination mit
klinischen Parametern wie etwa der Größe des Knotens weiter steigern.
Die Forscher planen nun, die Zuverlässigkeit des Biomarkers an einer
größeren Gruppe von Patienten abzusichern.
Nicolas Kahn, Michael Meister, Ralf Eberhardt, Thomas Muley, Philipp
A. Schnabel, Christian Bender, Marc Johannes, Denise Keitel, Holger
Sültmann, Felix JF. Herth und Ruprecht Kuner: Early Detection of Lung
Cancer by Molecular Markers in Endobronchial Epithelial Lining Fluid.
Journal of Thoracic Oncology, 2012, DOI: 10.1097/JTO.0b013e31824fe921
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische
Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen
Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern,
dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Ansätze, mit
denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher
behandelt werden können. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum
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Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen
(NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus
der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID)
klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die
Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land
Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der
Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
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