G. CLEFFMANN 1624 Wachstumsparameter in normalen und durch Actinomycin verlängerten Zellzyklen von Tetrahymena * Growth Parameters in Normal and Actinomycin-induced prolonged Cell Cycles of Tetrahymena Gü n t er Cleffm ann Zoologisches Institut der Universität Marburg (Z. Naturforschg. 24 b, 1624— 1629 [1969] ; eingegangen am 1. J u li 1969) Actinomycin in low concentration (0,2 /fg/m l—0,5 //g/ml) prolongs the average duration of the cell cycle of Tetrahymena considerably, but does not inhibit cell division completely. Some para­ meters of the growing cell have been tested in cell cycles extended in this way and compared to those of normally growing cells. The R N A synthesis of treated cells is reduced to such an extent that the RN A content per cell decreases during the prolonged cell cycle. Nevertheless cell growth, protein synthesis and D N A replication proceed at almost the same rate as in untreated cells. These findings indicate that the presence of actinomycin does not interfere with R N A fractions necessary for growth but reduce the synthesis of R N A fractions which are essential for cell division. There­ fore a longer period is needed for their accumulation. Actinomycin hemmt die Zellteilung 1-5. In gerin­ gen Konzentrationen jedoch ist bei Tetrahymena die Teilungshemmung von Actinomycin nicht vollstän­ dig 3, sondern besteht vielmehr in den Konzentra­ tionen von 0,4 jag/ml bis 1,0 jug/m\ ( = 0,31 /«Mol bis 0,8 //Mol) in einer starken Verzögerung der Teilung5. Jede einzelne Zelle bleibt trotz der an­ dauernden Actinomycin-Wirkung teilungsfähig. Dieser Sachverhalt bietet Gelegenheit Zellteilungs­ zyklen, die auf Grund eines definierten Eingriffs unterschiedlich lang sind, zu untersuchen. Wegen der weitgehenden Spezifität der Wirkung von Actino­ mycin ist zu erwarten, daß nicht alle Prozesse des Teilungs- und Wachstumszyklus proportional ver­ längert werden. Da nämlich Actinomycin — insbe­ sondere in den hier verwendeten geringen Konzen­ trationen — selektiv auf die RNS-Synthese hem­ mend einwirkt1’ 4, erhebt sich die Frage, wie eine Zelle sich bei gehemmter RNS-Synthese zu einem teilungsbereiten Zustand entwickelt. Ein Vergleich des Wachstums normaler und verzögerter Zellen sowie der Vergleich des Status dieser beiden Zellen zu Beginn der Teilung sollte Aufschluß über solche Größen geben, die für die Teilungsbereitschaft der Zelle charakteristisch sind. * Die Untersuchungen wmrden durch Sachbeihilfen der Deut­ schen Forschungsgemeinschaft gefördert. Fräulein M o n i k a S ip p e l bin ich für sachkundige Mitarbeit dankbar. 1 E. R . R e i c h , M . F r a n k l i n , A. J. S h a t k i n , and E. L. T a t u m . Proc. nat. Acad. Sei. USA 48. 1238 [1962]. 2 P. S . N a c h t w a y and W. J. D i c k i n s o n , Exp. Cell Res. 47. 581 [1967]. In der vorliegenden Untersuchung wurden fol­ gende Parameter bei normalen und Actinomycingehemmten Zellen gemessen und miteinander ver­ glichen: Generationsdauer, RNS-Gehalt, RNS-Syntheseintensität, Größenzunahme, Zunahme der Pro­ teinmenge. Alle Bestimmungen wurden cytophotometrisch oder autoradiographisch an Einzelzellen, die sich im unbeeinflußten Wachstum der logarithmischen Phase befanden, durchgeführt. Material und Methoden a) Objekt: Tetrahymena pyrijormis HSM wurde nach den früher geschilderten Methoden6’ 4 in einem synthetischen Medium bei 29 cC in logarithmischer Wachstumsphase ohne besondere Belüftung gehalten. Die Zeitbestimmung der Zellen innerhalb des Zell­ zyklus erfolgte dadurch, daß Teilungsstadien aus einer Zufallskultur ausgesucht wurden 6. b) Actinomycinbehandlung: Die während der Tei­ lung aufgesammelten Zellen wurden unmittelbar in das actinomycinhaltige Medium überführt, das sich in der Vertiefung einer Tüpfelplatte befand, von dort wieder aufgesammelt und in eine Kulturkapillare überführt. Dabei beträgt der Verdünnungsfehler weniger als 5 Prozent. Die unbehandelten Kontrollzellen wrurden in der gleichen Weise durch reines Medium geführt. Das 3 B. S a t i r , E x p . Cell Res. 48. 253 [1967]. 4 G. C l e f f m a n n . Z. Zellforsch. 67, 343 [1965]. 5 F . J a u k e r , Z. Cytobiologie (im Druck). 6 G. E. S t o n e and I. L. C a m e r o n , Methods for using Tetra­ hymena in studies of the normal cell cycle, in: D. M. P r e s c o t t , Methods in Cell Physiology, p. 127, Academic Press, New York 1964. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:05 PM 1625 DURCH ACTINOMYCIN VERLÄNGERTE ZELLZYKLEN gewünschte Actinomycin-Medium wurde vor jedem Ver­ such durch Verdünnen einer Stammlösung hergestellt. Die Stammlösung (40 //g/ml Medium) wurde dunkel und bei + 5°C aufbewahrt und war nicht älter als 10 Tage. c) Größenbestimmung: Die Größe der Zellen wurde auf zwei Weisen nach dem Auftrocknen auf den Ob­ jektträger und Nachfixierung mit Alkohol-Eisessig be­ stimmt. Entweder wurden nach Färbung mit Toluidinblau Fotos planimetriert oder die Länge der mäander­ förmigen Cytophotometer-Aufzeichnung nach Gallocyaninfärbung (s. u.) ermittelt. d) Proteinbestimmung: Nach B o n h a g 7 sowie M a z i a und Mitarbb. 8 ist die Farbintensität nach Fär­ bung mit Bromphenolblauquecksilberchlorid der Pro­ teinmenge proportional. Mit dieser Methode in der Vor­ schrift von B o n h a g (1955) gefärbte Zellen wurden im Zeiss Cytophotometer UMSPI bei 600 nm ausge­ wertet. Die Zellen wurden mit 1 ju Meßfeldblende und je 1 /X Zwischenraum mäanderförmig abgesucht. Die integrierte Extinktion (/ E) ergibt das Maß für den Proteingehalt der Zelle. e) RNS Bestimmung: Zur Bestimmung der RNSMenge pro Zelle wurde die von S a n d r i t t e r und Mit­ arbb. 9 und K i e f f e r und S a n d r i t t e r 10 beschriebene Methode der Färbung mit Gallocyanin und photometri­ scher Auswertung verwendet. Durch Trocknen getötete Zellen wurden mit Carnoy nachfixiert und 48 Stdn. mit Gallocyanin gefärbt. Die Intensität der Färbung wurde wie oben beschrieben mit dem UMSP bei 500 nm ge­ messen. Zur Auswertung dieser Messungen und ihrer Bedeutung wird auf S. 1626 Stellung genommen. f) RNS Syntheserate: Nach Pulsmarkierung (10 min) mit 3H-Uridin und autoradiographischer Auswer­ tung wurde die RNS-Synthese-Intensität als Anzahl der Silberkörner über dem Cytoplama pro Zelle bestimmt. den. Nach 14 Stdn. sind etwa 50% und nach 18 Stdn. alle Zellen geteilt. Diese Werte gelten für den Stamm HSM und die hier geschilderten Kulturbedingungen. Unter ande­ ren Bedingungen (andere Stämme, Hitzeschock-Synchronisation, andere Ernährungsbedingungen) wur­ den andere Schwellenkonzentrationen gefunden 2’ 3. In unseren Versuchen wurde immer die jeweils ver­ wendete Actinomycin-Konzentration auf ihre tei­ lungshemmende Wirksamkeit getestet und außerdem in Einzelzellkulturen sichergestellt, daß jede einzelne Zelle teilungsfähig ist. Wodurch unterscheidet sich ein Zellteilungs- und Wachstumszyklus mit einer normalen Generations­ dauer von etwa 3 Stdn. von dem unter Actinomycineinfluß mit einer Generationsdauer von über 6 Stun­ den? Die Entwicklung der Zellen und einige wichtige Syntheseleistungen wurden untersucht und mitein­ ander verglichen. Dabei ergab sich, wie früher schon berichtet, daß die DNS-Synthese von der Behand­ lung mit Actinomycin unbeeinflußt bleibt4. In dem verlängerten Zellzyklus wird die DNS des Makronucleus mehr als verdoppelt. Messungen des DNSGehalts pro Makronucleus ergaben folgende Durch­ schnittswerte des feulgenfärbbaren Materials: Alter der Zellen nach der Teilung 2,5 Stdn. 7 Stdn. 20 m in ohne A c ti­ nomycin 0,6 //g/ml Actinom ycin 32 ± 4,6 (n = 11 ) 33 ± 6 (n = 16) 58 ± 4,2 (n = 15) 64 ± 8,8 (» = 15) 130 ± 16.2 (n = 17) Ergebnisse Die Wirkung von Actinomycin auf die Teilungs­ tätigkeit ist bei Tetrahymena pyriformis für schwel­ lennahe Konzentrationen abhängig von der Konzen­ tration. Während 0,1 //g/ml und geringere Konzen­ trationen keinen Einfluß auf die Teilungstätigkeit haben, ist bei 0,2 ,wg/ml die mittlere Generations­ dauer um etwa 20 min verlängert. Die Synchronie (Zeitdauer in der sich alle Zellen einer Kultur geteilt haben) ist unverändert. Bei höheren Konzentratio­ nen ist der Beginn der Teilungen weiter verzögert und die Synchronie geht schrittweise verloren (Abb. 3). Unter dem Einfluß von 0 ,5 /<g/ml verzögerten sich die Teilungen stark. Sie beginnen nach 6 Stun­ 7 P. F. B o n h a g , J. Morphology 96, 381 [1955]. 8 D. M a z ia , 57 [1953]. P. B r e w e r , and M . A l f e r t , B io l. B u ll. Die durch Actinomycin verzögerten Zellen durch­ laufen also zwei Replikationsphasen bis zum Ablauf von 7 Stunden. Der zeitliche Ablauf dieser zwei Re­ plikationsrunden zeigt, daß die DNS-Synthese weder verzögert noch im Ergebnis gehemmt ist. Obgleich insoweit keine Hinderung in der Vorbereitung der Zellteilung besteht, findet Teilung nicht statt. Das beruht, wie die folgenden Daten beweisen, darauf, daß auch die neu im Überschuß gebildete DNS nicht in der Lage ist, die durch Actinomycin gehemmte RNS-Synthese auf einen ausreichenden Wert zu kompensieren. Durch die oben genannten Actinomycingaben wird die RNS-Produktion eingeschränkt. Die Ab9 W. 104, 10 S a n d r it t e r , 315 [1963]. G. K i e f e r , R. K 45, 247 [1967]. G. K ie f e r ie f e r u. W. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:05 PM R ic k , Histochemie 3, S a n d r it t e r , Exp. Cell Res. u. W. 1626 G. CLEFFMANN hängigkeit von der Konzentration gibt die Abb. 1 wieder. Sie zeigt, daß auch bei Konzentrationen, die keinen wesentlichen Einfluß auf die Teilungstätigkeit haben, die RNS-Synthese meßbar verringert ist. Mit steigender Konzentration wird die Reduzierung des ,3H-Uridin-Einbaus größer. In allen Fällen ist die unbehandelten Zellen etwa 50% der maximalen Mar­ kierungsintensität abgebaut, während es in Actinomycin-Zellen nur etwa 20% sind. Eine mehrfache Wiederholung des Versuchs brachte grundsätzlich gleiche Ergebnisse. Abb. 2. Stabilität der mit und ohne Actinomycin gebildeten RNS. Anzahl der Silberkörner über dem Cytoplasma der Zelle nach 15 min Markierung mit 3H-Uridin zum Zeitpunkt 0. Nicht synchrone Zellen. Nach der Markierung zweimal mit der 100-fachen Menge nicht radioaktiven Uridins gewaschen. Abb. 1. Hemmung der RNS-Synthese durch verschiedene Actinomycin-Konzentrationen. 20 — 30 synchrone Zellen wur­ den während der Teilung in die angegebenen Konzentratio­ nen Actinomycin überführt und dann jeweils zu den durch die Meßpunkte bezeidineten Zeiten für 15 min mit 2 /uc 3HUridin/ml (spez. Aktivität 20 mC/mMol) inkubiert und da­ nach fixiert. Die Anzahl der Silberkörner über dem Cyto­ plasma der Zelle wurde zum Zeitpunkt 0 gleich 1 gesetzt und die anderen Werte darauf bezogen. Actinomycinwirkung bereits einige Min. nach Be­ handlungsbeginn deutlich. Nach Ablauf von etwa 2 Stdn. erreicht die Hemmung ihr Maximum. Etwa 20% der RNS-Synthese-Intensität bleiben dann bei Verwendung von 0,5 //g/ml erhalten. Diese RestSynthese ist wie auch die gesamte 3H-Uridin-Inkorporation RNase-sensitiv. Da die geschilderten Experimente nur die Intensi­ tät der gesamten RNS-Synthese erfassen, wurde ge­ prüft, ob die Hemmung der RNS-Synthese mehr auf der Ebene der Transscription oder der Translation erfolgt. Es ergab sich, daß die unter dem Einfluß von Actinomycin gebildete RNS im Durchschnitt stabiler ist als die in unbehandelten Zellen gebildete. Es wurden Tetrahymena-Zellen für 15 min puls­ markiert, die Zellen zweimal in einem Medium, das die 100-fache Menge nicht markierten Uridins ent­ hält (Chase-Experiment) gewaschen und dann in Abständen die Menge der Radioaktivität des säure­ löslichen Materials untersucht. Die nicht behandelten Zellen bauen das während der Markierungszeit syn­ thetisierte Material viel schneller ab als behandelte (Abb. 2) : In einem Zeitraum von 5 Stdn. wird in Die Behandlung von Tetrahymena mit Actino­ mycin führt zu einer Verarmung der Zelle an RNS, wie man sie mit der Gallocyaninmethode photo­ metrisch messen kann. Diese Methode erfaßt alle Nucleinsäuren. Da in dem Beobachtungszeitraum die DNS-Menge nicht konstant blieb, wurden die Meß­ werte in dieser Richtung korrigiert. RNase und DNase-Behandlungen zeigen, daß sich bei Tetra­ hymena pyriformis RNS zu DNS etwa wie 10:1 ver­ halten. Darum wurden von den Messungen in Gx ( 0— 1 Stde.) 10% des Wertes, in G2 (2 —4 Stdn.) das Doppelte dieses Betrages und für die verzöger­ ten Zellen in der Zeit über 4 Stdn. das Vierfache dieses Betrages subtrahiert. Die Gallocyaninmethode färbt in geringem Maß auch andere Substanzen, wie z. B. saure Mucopoly­ saccharide 10. Die dadurch entstehende unspezifische Färbung ist in den Werten der Abb. 3 nicht berück­ sichtigt. Wegen des fortgesetzten Wachstums würde eine Korrektur bezüglich unspezifischer Färbung höchstens eine geringere Anstiegsrate der Kurven in Abb. 3 bewirken. Als Ergebnis zeigt sich, daß durch die Hemmung der RNS-Synthese durch Actinomycin-Konzentratio­ nen, die gleich oder kleiner sind als 0,2 //g/ml, die RNS-Menge pro Zelle nicht wesentlich verringert wird (Abb. 3). 0,4 /^g/ml vermindert die Synthese von RNS so weit, daß der RNS-Gehalt pro Zelle über längere Zeit gleich bleibt. Hier entsprechen sich also die Intensitäten von Synthese und Abbau. Durch 0,5 /<g/ml und größere Konzentrationen schließlich Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:05 PM DURCH ACTINOMYCIN VERLÄNGERTE ZELLZYKLEN wird die Synthese so weit gedrosselt, daß der Abbau stärker ist, was zu einem Absinken der Gesamt-RNSMenge in der Zelle führt. Trotz der geschilderten Reduzierung der RNSSynthese und der damit verbundenen Verarmung der Zellen an RNS wachsen diese Zellen weiter. Der Proteingehalt unbehandelter Zellen, gemessen an der Intensität der Bromphenolblaufärbung, nimmt linear zu. Einen linearen Verlauf des Wachstums von Tetrahymena fanden auch andere Autoren Unter Actinomycin-Einfluß steigt der Proteingehalt zunächst mit gleicher Progression an, um dann nach Ablauf von etwa 2 Stdn. etwas langsamer zu ver­ laufen. In jedem Fall geht die Substanzzunahme der Zellen mit verzögertem Zellzyklus über die der un­ behandelten Zellen hinaus (Abb. 3). Den gleichen 1627 Synthese ist Tetrahymena also in der Lage, die zum Wachstum notwendige Protein-Synthese in annä­ hernd normaler Intensität fortzuführen. 0.0i----1 Teilungen 0,2 1----- 1 0.4 i----------------- 1 °'5 1 ------ RNS Protein 2000 1500 1000 5 00 0 5 6 Stunden - Abb. 3. Entwicklung von RNS-Gehalt pro Zelle und Protein­ gehalt pro Zelle unter dem Einfluß unterschiedlicher Konzen­ trationen Actinomycin. Die Actinomycin-Konzentrationen in Mg/ml sind in der Abbildung angegeben. Die Ordinaten geben RNS-Gehalt nach Gallocyaninfärbung und Proteingehalt nach Bromphenolblaufärbung jeweils in Extinktionseinheiten an. Die Zeit 0 ist der Zeitpunkt der Teilung und gleichzeitig Be­ handlungsbeginn. Beginn und Ende der nächsten Teilung sind oben in der Abbildung angegeben. Abb. 4. Zellgröße von Zellen a) zu Behandlungsbeginn (un­ mittelbar nach Teilung), b) ohne Actinomycin im teilungs­ bereiten Zustand (3 Stdn. nach der Teilung), c) in Gegenwart von 0,5 /ng Actinomycin/ml Medium im teilungsbereiten Z u­ stand (7 Stdn. nach der Teilung). Fixiert durch Osmium­ dämpfe, Flüssigkeitspräparat. Verlauf wie die Zunahme der Proteinmenge pro Zelle zeigt die Zunahme der Zellgröße, gemessen an der Fläche im mikroskopischen Bild: Die Zellgröße steigt in behandelten und unbehandelten Zellen etwa mit gleicher Geschwindigkeit an und führt in be­ handelten Zellen weit über die Größe der Kontrollen hinaus (Abb. 4). Auch bei stark reduzierter RNS- Das fortgesetzte Wachstum der behandelten Zellen führt dazu, daß der Effekt der Verarmung an RNS in der Zelle noch durch „Verdünnung“ verstärkt wird. Der Quotient RNS/Protein ist in der durch Actinomycin verzögerten, teilungsbereiten Zelle be­ deutend geringer als in der teilungsbereiten Kontrollzelle. Das Wachstum ist aber nicht nur in bezug auf das Verhältnis RNS/Protein unbalanciert, son­ dern nach der auf S. 1625 geschilderten Zunahme der DNS ist auch die Relation RNS/DNS in unbe­ handelten Zellen vor der Teilung bedeutend größer 11 I. L. 13 O. H. 12 C a m e r o n and D. M. P r e s c o t t , Exp. C e ll R es. 23. 354 [1961]. L. G. S u m m e r s , J. P rotozool. 10, 288 [1963]. S c h e r b a u m and G. R a s c h , Acta pathol. microbiol. scand. 41,161 [1957], Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:05 PM 1628 G. CLEFFMANN als in Zellen unter Actinomycineinfluß. Die Tei­ lungsbereitschaft ist also unabhängig von einem be­ stimmten RNS/Protein-Verhältnis und unabhängig von der Relation RNS/DNS. Diskussion Das Ordnungsgefüge zellphysiologischer Prozesse, das die Zellteilung vorbereitet, auslöst und durch­ führt, ist unbekannt. Deshalb sind alle Informatio­ nen, die man über Vorgänge erhalten kann, deren Ausfall oder quantitative Veränderung die Zelltei­ lung unmöglich macht, von Bedeutung. Bei solchen Untersuchungen sollte mit spezifischen Mitteln in den Zellstoffwechsel eingegriffen werden, die Aus­ wirkung auf den Ablauf des Zellzyklus geprüft wer­ den und eine möglichst genaue Beschreibung des Status der teilungsbereiten Zelle erfolgen. Die vorliegenden Untersuchungen geben Auskunft darüber, daß die Teilungsfähigkeit der Zelle auch bei unbalanciertem Wachstum erhalten ist. Dies fanden auch B e r n s t e i n und Z e u t h e n für hitzesyn­ chronisierte Zellen 14. Unbalanciertes Wachstum mit erhaltener Teilungsfähigkeit zeigen auch Kulturen von Tetrahymena zu Beginn der logarithmischen Wachstumsphase15 sowie Kulturen unter Actino­ mycineinfluß 3. Die Befunde dieser Autoren wurden hier am Zellzyklus individueller Zellen bestätigt: Unter dem Einfluß der hier verwendeten Konzentra­ tionen von Actinomycin geht das Wachstum von Tetrahymena, gemessen an der Größenzunahme und der Proteinzunahme, weiter. Die Wachstumsrate ist gegenüber unbehandelten Zellen nur wenig redu­ ziert. Sie führt wegen der verzögerten Zellteilung zu bedeutend größeren Zellen. Wegen der Überein­ stimmung der Zunahme von Größe und Protein­ gehalt dürfen wir annehmen, daß das Wachstum in bezug auf Zellgröße und Massenzunahme ebenso balanciert ist wie in bezug auf das Verhältnis DNS/ Zellgröße. Das Wachstum von Tetrahymena unter den ge­ schilderten Bedingungen ist jedoch unbalanciert in bezug auf das Verhältnis von RNS zu den übrigen Parametern. Trotz fortgesetzten Wachstums bleibt B e r n s t e in u . E. Z e u t h e n , C. R. Trav. Lab. Carls­ berg 35,501 [1966]. K. H a m b u r g e r and E. Z e u t h e n , C. R. Trav. Lab. Carls­ berg 32, 1 [I960]. die RNS-Menge in den Zellen bei bestimmten Actinomycindosen konstant, bei höheren Dosen nimmt sie sogar ab. In jedem Fall wird die relative RNSMenge geringer. Das ist insofern nicht verwunder­ lich, als die RNS-Synthese der primäre Angriffs­ punkt von Actinomycin ist und als die Spezifität der Actinomycinwirkung hinlänglich oft beschrieben worden ist. Es ist jedoch bemerkenswert, daß die Reduktion der RNS-Synthese um bis zu 70% keinen weitreichenden Einfluß auf das Größenwachstum, auf die Proteinsynthese und auf die DNS-Synthese hat. Das bedeutet, daß entweder die Synthese von messenger RNS für die hier betrachteten Prozesse von geringen Actinomycin-Konzentrationen über­ haupt nicht affiziert ist oder daß der messenger hin­ reichend stabil ist, um die Prozesse über den be­ trachteten Zeitraum in Gang zu halten. Das bedeutet ferner, daß entweder r-RNS „im Überschuß“ vor­ handen ist oder so stabil ist, daß das Wachstum gewährleistet ist. Über die Natur der gehemmten und der verblei­ benden RNS kann man auf Grund der geschilderten Versuche sagen, daß die unter dem andauernden Einfluß von Actinomycin gebildete RNS eine höhere durchschnittliche Lebensdauer hat. Die Frage, ob durch Actinomycin in geringeren Konzentrationen vorwiegend r-RNS oder m-RNS gehemmt wird, wird in der Literatur unterschiedlich beantwortet. W äh­ rend einerseits eine vorwiegende Hemmung der in­ formatorischen RNS nachgewiesen werden kann1, zeigen andere Arbeiten, daß insbesondere bei Ver­ wendung geringer Konzentrationen die r-RNS bzw. nucleolare RNS-Synthese unterdrückt w ird 16_18. Dieses Problem muß offenbar für jedes System ge­ sondert untersucht werden. Die hier geschilderten Versuche sprechen für die Hemmung kurzlebiger, also vermutlich messenger RNS. Zu der gleichen Schlußfolgerung kommen H a n s o n und K a n e d a 19, die bei Paramaecium aurelia durch Kurzzeit-Behandlung mit Actinomycin eine Verlängerung des Zell­ zyklus um eine volle Generationsdauer fanden. Ob darüberhinaus aus r-RNS inhibiert wird, kann nicht entschieden werden. Die für Wachstum, Proteinsynthese und DNSSynthese angestellten Überlegungen gelten teilweise P . P e r r y , Exp. Cell Res. 29, 400 [1963]. 17 D a n n e l l y , M. G r a c e , a n d J. E. S i s k e n , Exp. Cell Res. 14 E. 16 A. 15 46, 93 [1967], 18 E. V. G a f f n e y 410 [1968]. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:05 PM a n d R. M. N a r d o n n e , Exp. Cell Res. 53, 1629 NATURE, COMPOSITION OF THE OUTER LAYERS OF THE CUTICLE auch für diejenigen Leistungen der Zelle, die für die Vorbereitung oder Einleitung der Zellteilung erforderlich sind. Audi diese Prozesse können ab­ laufen, obgleich ein beträchtlicher Teil der RNSProduktion gehemmt ist. Allerdings sind diese Pro­ zesse erheblich verzögert. Die Reduzierung der RNSSynthese verursacht, daß mehr Zeit bis zur Teilung verstreicht. Diese Zeit ermöglicht die Ansammlung von Synthese-Produktion, die für die Teilung essen­ tiell sind. Es erhebt sich die Frage, ob die geschilderten Experimente Hinweise auf Parameter oder Relatio­ nen geben, die einen bestimmten Wert annehmen müssen, wenn die Zelle in die Teilung geht. Es ist eindeutig, daß die Zellgröße nicht charakteristisch für die Teilungsbereitschaft der Zelle ist20. Auch die Verhältnisse RNS/Protein, RNS/DNS sind bei ver­ längertem und normalem Teilungszyklus vor der Teilung offensichtlich verschieden 21. Diese Parameter können ebensowenig wie die Gesamt-RNS-Menge oder RNS-Konzentration einen für den Zeitpunkt der Teilung charakteristischen Wert annehmen. Viel­ mehr ist diese entscheidende Stelle in einer Protein­ fraktion zu vermuten, die eine Schlüsselstellung im Teilungsgeschehen einnimmt. Die zur Bildung dieser Proteinfraktion notwendige RNS wird durch Actino­ mycin soweit gehemmt, daß eine längere Zeit ver­ streichen muß, um eine hinreichende Konzentration (oder Enzymaktivität) anzureichern, die die Teilung von Tetrahymena ermöglicht oder auslöst. Um die Natur dieses anzureichernden Faktors aufzuklären, sind weitere Untersuchungen erforderlich. 19 E. D. H a n s o n and M. K a n e d a , Genetics 60, 793 [1968]. 20 T.W. J a m e s and C. P. R e a d , Exp. C e ll R es. 13, 510 [1957]. 21 V. L e ic k , C. R. Trav. Lab. Carlsberg 36,113 [1967]. The nature and composition of the outer layers of the cuticle of Acanthosentis oligospinus n. sp. (Acanthocephala) from the fish Macrones gulio Sit a A n a n t a r a m a n Zoology Department, University of Madras, India University of Madras, India (Z. Naturforschg. 24 b, 1629— 1632 [1969] ; eingegangen am 28. J u li 1969) The nature and composition of the outer layer of the cuticle of A canthosentis oligospinus n.sp., were investigated. The outermost layer is formed of lipids and the one internal to it is constituted of lipoprotein. In staining reactions, in possession of resistant properties, and in the absence of chitin, these two layers recall the outer and inner epicuticle of arthropods. It has been suggested that in the Acanthocephala, which occur as endoparasites in the gut of verte­ brate hosts, the integument may have an important role in the physiology of nutrition and excretion ( C r o m p t o n 1) . The work of C r o m p t o n and L e e 2 suggests that the pores in the integument of Poly­ morphous minutus may facilitate passage of materials in the parasite. A similar suggestion has been made by L e e 3 who considered that the lacunar canals present in the radial layer of the body wall may be functional in the passage of nutrient materials. Apart from such suggestions, very little attention has so far been directed to a study of the structure and 1 D. W. T. 2 D. W. T. Crom pton, Crom pton Parasitology 53, 663 [1963]. and D. L . L e e , Parasitology 55, 357 chemical features of the cuticle of this group related to the functional role of the integument. However, from studies on the cuticle of two species of Acanthocephala, Polymorphus botulus and P. boschadis M o n n e 4 reported the presence of an outer layer of the cuticle hardened by phenolic tanning, but no information is available regarding the nature of the substrate and the material involved in tanning. In Polymorphus minutus, CROM PTON 1 reported the presence of a thin outer layer of the cuticle corresponding to the epicuticle of arthropods. Acid mucopolysaccharides have been identified in this 3 D. L . L e e , Advances Parasitol. 4, 187 [1966]. 4 L. M o n n e , Ark. Zool. 12, 343 [1959]. [1965], Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:05 PM