Einführung in die Ökologie

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Einführung in die Ökologie
Einführung
Grundlegende Definitionen
Die abiotischen Faktoren
Autökologie
Populationsökologie
Synökologie
Verhaltensökologie
Energieflüsse
Stoffkreisläufe
Biomtypen
Räumliche Variabilität
Zeitliche Variabilität
Freilanddatenaufnahme
Experimente
Umgang mit Daten
Angewandte Ökologie
Lesestoff Grundlagenwissen
1. Bick, H. (1999): Grundzüge der Ökologie
2. Munk, K. (2000): Grundstudium Biologie: Biochemie,
Zellbiologie, Ökologie, Evolution
3. Schaefer, M. (1992): Wörterbuch der Ökologie
Alle erschienen beim Spektrum-Verlag
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Wozu Ökologie?
§ Produktion (Nahrung, Rohstoffe)
§ Erhaltung bzw. Verbesserung (Qualität,
Nutzungseffizienz) der lebensnotwendigen
Ressourcen (Trinkwasser, Energie)
§ Naturschutz: In erster Linie ethisch bzw. ästhetisch
orientiert
§ Umweltschutz: anthropozentrisch
§ Beurteilung anthropogener Eingriffe
§ Reparatur von Schäden (Stichwort: Sanierung)
§ Abschätzung von Risiken bei der Einführung
neuartiger Veränderungen (Stichwort: GMO)
Berufliche Aspekte
§ Behörden (Naturschutz, Land-, Forst-,
Fischereiwirtschaft)
§ Industrie ("Nachhaltiges Produktdesign" u.ä.)
§ Selbständige Tätigkeit (Gutachten,
Umweltverträglichkeitsprüfungen, Ökotoxikologie)
§ Forschung (Universitäten, Großforschung, MPI,
FHG, Drittmittel, Ausland.......)
§ Biologische Beobachtungsstationen
§ Medien
§ ...zahlreiche weitere in Abhängigkeit von
methodischen Kenntnissen und Flexibilität
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Was ist Ökologie?
Ökologie ist die komplexeste aller Biowissenschaften.
Aufgabe ökologischer Forschung ist es, Ordnung in das
Chaos zu bringen, grundlegende Zusammenhänge zu
verstehen.
⇒Beobachten und beschreiben allein genügt nicht
⇒Klare Abgrenzungen und Zielsetzungen von
Beobachtungen
⇒Zielgerichtete, einfach strukturierte Experimente
⇒Einbindung in generalisierende theoretische Konzepte
Präzise Beobachtungen und scharfe
Formulierungen sind das A und O der Ökologie
Bisher gelernt:
Biochemie
Zellbiologie
Mikrobiologie
Botanik
Zoologie
Chemie, Physik, Mathematik (?)
Morphologie
Systematik
Physiologie
Genetik
Was ist neu an der Ökologie?
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Vergessen Sie starre Kategorien wie
Mikrobiologie - Botanik - Zoologie !!!
Ökologie beinhaltet von allem etwas
Ökologie fragt nicht: was?
Ökologie fragt: warum?
Ø Beschränken Sie sich nicht auf das
Allernotwendigste Ø informieren Sie sich umfassend und
vielseitig, aber
Ø Büffeln Sie nicht stur auswendig!
Ø Hinterfragen Sie kritisch!
Ø Wenden Sie Ihr Wissen in neuem
Kontext an
Ø Versuchen Sie Zusammenhänge zu
verstehen
Ø Seien Sie kreativ!!!
Einführung in die Ökologie 16.07.01
à
Definitionen von "Ökologie"
Oikos (griech.) = Haus
• Lehre von den Bedingungen des Kampfes ums
Dasein, vom Haushalt der Natur (Haeckel 1866)
• Wissenschaftliche Naturgeschichte (Elton 1927)
• Studium der Struktur und Funktion der Natur (Odum
1963)
• Wissenschaftliches Studium der Verteilung und
Häufigkeit von Organismen (Andrewartha 1961)
• Wissenschaftliches Studium der Interaktionen, die
die Verteilung und Häufigkeit der Organismen
bestimmen (Krebs 1994)
Berührungsgebiete der Ökologie
(verändert nach Krebs 1994)
Physiologie
Genetik
Ökologie
Evolution
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Verhalten
Wichtige Definitionen
Organismen-bezogen
Art
Gesamtheit der Individuen, die miteinander fruchtbare
Nachkommen erzeugen können
Population
Gesamtheit der Individuen einer Art, die einen
zusammenhängenden Raum bewohnen und durch mehrere
Generationen genetische Kontinuität zeigen
Gemeinschaft, Zönose zusammen vorkommende, mindestens teilweise im
Abhängigkeitsgefüge stehende Gruppe verschiedener Arten
Produzenten
Organismen, die anorganische Stoffe in organische Materie
verwandeln können
Konsumenten
Organismen, die sich von lebenden Organismen ernähren
Destruenten
Organismen, die sich von abgestorbener organischer
Substanz ernähren und so direkt oder indirekt zur
Remineralisierung beitragen
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Wichtige Definitionen
System-bezogen
Habitat
charakteristischer Wohn- und Standort einer Art *
* wird heute z.T. synonym mit Biotop gebraucht
Biotop
Lebensraum einer Gemeinschaft von bestimmter Mindestgröße
und ± gleichmäßiger, von seiner Umgebung abgrenzbarer
Beschaffenheit
Ökosystem
Beziehungsgefüge der Lebewesen untereinander und mit ihrem
Lebensraum, das im Prinzip offen ist und mehr oder weniger
autark Energiefluss und Stoffkreisläufe unterhält
Biomtyp
Lebensgemeinschaft eines einheitlichen Großklimabereichs,
z.B. "Wüste"
Biom
Konkreter Biomtyp, z.B. "europäischer sommergrüner Laubwald"
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Abiotische Faktoren
1
Physik
1.1 Zustandsform (Luft, Wasser, Eis, Fels,
Sand...)
1.3.1 Strahlung
1.3.2 Temperatur
1.3.3 Energiegehalt- und umsatz
1.2 Druck (Luft- und Wasserdruck!)
1.3 Raumstruktur: Größe, Relief (Grundstruktur –
z.B. Seenplatte – und
Oberflächenmorphologie; Form – z.B. Mulde,
Schlucht, Düne, Klippe...), Orographie (Höhe,
Exposition, Inklination)
1.4 Bewegung (mechanische Kräfte: Wind,
Wasser, Erosion, Kontinentaldrift,
Anziehungskräfte...)
2
Klimatologie
(Jahres,- Tages- etc. -mittel, Minima, Maxima)
1.5
1.6
1.7
1.8
1.9
Strahlung (Brutto und Albedo)
Temperatur
Luftdruck
Wind
Niederschlag
Einführung in die Ökologie 16.07.01
3
Chemie
(der Kompartimente: Luft, Wasser, Boden)
3.1 Chemische Zusammensetzung
3.1.1 Geologie / Mineralogie
3.1.2 pH-Wert
3.1.3 Salzgehalt
3.1.4 Nährstoffe
3.1.5 organische Stoffe
3.1.6 Giftstoffe
3.2 Stoffumsetzungen (z.B. Dissoziation, Abbau)
3.3 Stoffflüsse (Einträge, Austräge)
4
4.1
4.2
4.3
4.4
Zeit
Tageszeiten
Jahreszeiten
Langzeitentwicklung (? Kontinentaldrift!)
Irregulär auftretende Ereignisse (Erdbeben,
Lawine, Feuer...)
Definitionen Abiotik
orographische
Faktoren
Albedo
Höhe, Exposition, Inklination
Verhältnis der von einer nicht
leuchtenden oder spiegelnden
Fläche reflektierten zur
auftreffenden Strahlung
Kompartimente Grundbestandteile eines Systems,
die als "funktionelle Einheiten" in
Wechselbeziehung zueinander
stehen
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Wichtige Definitionen Autökologie - Abiotik
ökologische Potenz
Organismen sind....
stenoeuryoligomesopolyhomoiopoikilo-phob
-phil
Reaktionsbreite einer Art
gegenüber einem
bestimmten
Umweltfaktor
eng
weit
wenig
mittel
viel
gleich
wechselnd
meidend
suchend
...bezüglich der Systeme
-top
biotopbezogen
-ök
ökosystembezogen
...bezüglich der Faktoren.
-halin
auf den Salzgehalt
bezogen
thermowärmekryokältehygrofeuchtehydrowasserphotolicht-
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Autökologie
Definition
Autökologie untersucht die Beziehungen des
Einzelorganismus zu seinen Umweltfaktoren
(insbesondere: Ansprüche des Organismus an die
Bedingungen, unter denen er gedeihen kann)
- abiotische Faktoren: physiologische Ökologie
- biotische Faktoren: direkte Interaktionen mit
anderen Organismen
(nicht immer sinnvoll von abiotischen Faktoren zu
trennen, da sie sich gegenseitig beeinflussen)
- Autökologie befasst sich üblicherweise
vorwiegend mit abiotischen Faktoren, da
- innerartliche Interaktionen in der
Populationsökologie,
- zwischenartliche in der Synökologie
abgehandelt werden)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Anpassung an verschiedene Winterbedingungen:
Raunkiaer'sche Lebensformtypen
Typ
Oberirdische Wuchshöhe Knospen
Triebe
PhaneroAusdauernd hoch
an
phyten
Triebspitzen
ChamaeAusdauernd bis 25 cm
an
phyten
Triebspitzen
Hemikrypto- Absterbend variabel
an Erdphyten
oberfläche
Speicherorgane
keine
Beispiel
keine
Heidekraut
Kryptophyten
Rhizome,
Krokus
Stengel-,
Wurzelknollen,
Zwiebeln
Samen
Mohn
Absterbend
variabel
im Boden
oder im
Wasser
Terophyten Absterbend
variabel
keine
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Birke
Wurzelsystem Gänseblümchen
Limitierende Faktoren
...bestimmen das Gedeihen von Organismen
Liebigs Gesetz des Minimums
"Die relative Wirkung eines Faktors ist um so
größer, je mehr sich dieser den anderen Faktoren
gegenüber im Minimum befindet"
Erweiterungen des Konzepts
Shelfords Toleranzgesetz
"Nicht nur ein Zuwenig, sondern auch ein Zuviel
eines Faktors hat die gleiche, entscheidende
[lebensbegrenzende] Wirkung"
Thienemanns Wirkungsgesetz der Umweltfaktoren
"Die Zusammensetzung einer Lebensgemeinschaft
nach Art und Zahl wird durch denjenigen
Umweltfaktor bestimmt, der sich am meisten dem
Pessimum nähert"
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Ökologische Strategien
MacArthur & Wilson (1967): dichteabhängige natürliche Selektion
r-Selektion: maximales Wachstum
K-Selektion: Leben an der Kapazitätsgrenze, hierzu:
♦ a-Selektion (Gill 1974): Evolution von Wettbewerbsfähigkeit (z.B. Territorialismus,
Allelopathien; Problem: oft auch Auswirkungen auf eigene Art!)
♦ A-Selektion: Evolution von Widerstandsfähigkeit, Toleranz
Dichte Charakteristika
Konkurrenz- Ressourcen Wachsstärke
tumsrate
r niedrig Besiedlung und Wachstum
niedrig
unbegrenzt hoch
K
effiziente Ressourcennutzung
hoch
a hoch Interferenzmechanismen verhin- sehr hoch
begrenzt
niedrig
dern Ressourcenkonkurrenz
A
Anpassung an ungünstige
mittel bis
abiotische Umweltbedingun-gen hoch
("adversity")
Strategien sind relativ anzusehen - Arten sind in einem r-K-Kontinuum positioniert !
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Die ökologische Nische
...ist ein vielgestaltiger, aber sehr wichtiger Begriff
1. Habitatnische ("Adresse einer Art")
ist am wörtlichsten zu verstehen, bezieht sich also auf
den konkreten Raumausschnitt, den eine Art besiedeln
kann (z.B. Felsküste)
2. Trophische Nische ("Beruf einer Art" nach Elton)
ist die Stellung einer Art im Ökosystem (z.B.
blattsaugende Phytophage)
3. Minimalumwelt
Minimalbedingungen, unter denen eine Art existieren
und sich fortpflanzen kann
Ressourcen sind die (Kombinationen der) Stoffe und
Umweltgegebenheiten, die ein Organismus braucht, um
existieren, wachsen und sich reproduzieren zu können.
4. Fundamentalnische nach Hutchinson
ist der Teil eines Nischenraums, in dem eine Art
leben kann. Der Nischenraum ist ein ndimensionales Gebilde aus verschiedenen
Umweltfaktoren (z.B. Temperatur, Nahrung, Raum,
Zeit)
5. Realisierte Nische
ist der Teil der Fundamentalnische, der unter
Berücksichtigung der biotischen Faktoren und
Interaktionen (z.B. Räuber, Parasiten) tatsächlich
übrig bleibt
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Ökologische Nischen unterscheiden sich sowohl
qualitativ als auch quantitativ (Nischenbreite stenöke und euryöke Arten)
Nischenvielfalt ist in erster Linie durch
Heterogenität bedingt, z.B.:
• Raum (Habitatstruktur)
• Zeit
- jahreszeitliche und tägliche Klimaschwankungen
- unvorhersehbare Ereignisse (z.B. Feuer)
• Ressourcenverfügbarkeit
• Biotische Komponenten
- Funktionelle Gruppen
- Morphologie
- Aktivitätsmuster
- Verhaltensweisen
Nischenüberlappung führt zu erhöhter Ressourcenkonkurrenz und zur Nischeneinengung der
beteiligten
Arten
(verminderte
Konkurrenz:
Nischenausweitung). Zunehmende Ressourcenkonkurrenz führt schrittweise zur Nischenentleerung (keine weitere Art kann den
vorhandenen Ressourcenraum mehr nutzen)
Insbesondere interspezifische Konkurrenz ist die
wichtigste
treibende
Kraft
zur
Nischenverschiebung
(Änderung
der
Nische).
Intraspezifische
Konkurrenz
führt
zur
Nischenaufteilung. Zunehmend konsequentere
Nischenaufteilung führt dauerhaft zu Nischentrennung und ökologischer Isolation - damit zur
Ausbildung von unterschiedlichen Populationen,
Rassen und letztendlich Arten (z.B. Darwinfinken).
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Fitness
Maß für die Fähigkeit einer Art, sich in einer
gegebenen Umweltsituation zu behaupten
? "Survival of the fittest"
Relative Fitness: Fitness im Vergleich zu
einer anderen Art
Populationsökologie
Eine Population ist die Gesamtheit der Individuen
einer Art, die einen zusammenhängenden Raum
bewohnen und durch mehrere Generationen
genetische Kontinuität zeigen.
Strukturelle Populationseigenschaften
•
•
•
•
•
•
•
Dichte (Individuenzahl/Biomasse pro Fläche)
Altersstruktur
Geschlechterverhältnis
morphologische Variabilität
Konstitution
? Momentaufnahme
Dispersion
Genpool
Dynamische Populationseigenschaften
• Geburten- und Sterberate ? Wachstumsrate
• Plastizität
a) phänotypisch (Morphologie, Physiologie,
Verhalten)
b) genetisch
? Zeitreihe
• Migration
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Populationswachstum und Kapazität
1. Exponentielles Wachstum
(dichteunabhängig, konstante Zuwachsrate)
Wachstumsrate r = b - d
(Geburtenrate minus Sterberate)
2. Logistisches Wachstum
K
Kapazität (saturation density)
Fassungsvermögen der Umwelt für eine bestimmte
Population
Intrinsische Einflussgrößen (innerhalb der P.)*:
z.B. Entwicklungszeit, Zahl der Nachkommen
Extrinsisch*: Abiotik, Räuber, Beute etc.
* Kann sich auch auf Individuum, Gemeinschaft, Biotop
etc. beziehen
Wachstumslimitierende Faktoren
♦ Dichteunabhängige Faktoren: z.B. Abiotik
♦ Dichteabhängige Faktoren: z.B. Konkurrenz,
Prädation
? In größeren Populationen sinkt b und steigt d
(i.d.R. - beachte aber Allee!)
3. Allee-Wachstum
Nicht linear dichteabhängig, sowohl Unter- als auch
Überbevölkerung wirken wachstumsbegrenzend,
größtes Wachstum bei mittlerer Populationsgröße (Bsp.:
Wahrscheinlichkeit, Kopulationspartner zu begegnen,
Schutz in Brutkolonien u.ä.)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Populationsökologie
Grenzen und Anwendungen
1. Erfassung der Populationsgrenzen
Häufig nicht möglich, letztendlich Definition der
Population willkürlich
2. Erfassbarkeit der Individuen
In der Regel problematisch, da quantitativ oft
nicht oder nur mit sehr hohem Aufwand möglich
? Hilfsmittel (Teilpopulationen, Fallen usw.)
3. Abgrenzung und Individualität der Individuen
Wo liegen die Grenzen modularer Organismen?
(z.B. Ausläuferpflanzen, Pilzmycele)
Wie sind verschiedene Kasten u.ä. bei sozialen
Tieren (Ameisen, Korallen usw.) einzustufen?
Wie geht man mit Klonen um?
(Zellteilung, Vegetative Vermehrung,
Parthenogenese)
Anwendungsbereiche
1. Nachhaltige Ressourcennutzung vitaler
Populationen (Unterschied zur Landwirtschaft:
Vollständiges Abernten der Gesamtpopulation!)
Fischfang
Jagd
Forstwirtschaft
2. Schädlingsbekämpfung
Naturschutz
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Synökologie
Wissenschaft von den Biozönosen und den
Ökosystemen
• Beziehungen zwischen den verschiedenen
Populationen einer Lebensgemeinschaft
• Beziehungen zwischen Lebensgemeinschaften und
ihrer Umwelt
Bisysteme (Zwei-Arten-Systeme)
Verknüpfungstypen
1. Trophisch (Nahrungsbeziehung)
2. Topisch (Beeinflussung der Standortbedingungen)
3. Fabrisch (Nutzung von Produkten einer Art als
Baumaterialien oder Schutz)
4. Phorisch (Transport durch andere Arten)
Formen von Bisystemen
Antibiosen
negativer Effekt für mindestens einen Reaktionspartner
⇒ Konkurrenz (-/-)
⇒ Amensalismus (-/0)
⇒ Feind-Beute-Beziehungen (-/+)
Probiosen
positiver Effekt für mindestens einen Reaktionspartner
⇒ Parabiose, Kommensalismus (+/0)
⇒ Symbiose (+/+)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Wichtige Nahrungsbeziehungen
Großgruppen (Endung -phag(i)e bzw. - vor(i)e
Phytophagie Pflanzenfresser (Adj.: phytophag,
Herbivorie
herbivor)
Zoophagie Fleischfresser
Carnivorie
Mikrophagie, Mikroorganismen (oft auch Einzeller,
Mikrobivorie Plankton und kleine Meerzeller), hierzu
auch z.B. mikrophyto-, mikrozoophag
Detailbezeichnungen (Endung -phagie)
MycoPilze
KoproKot (Faeces)
Saproabgestorbene Substanz
NekroAas
HumiHumus
Detailbezeichnungen (Endung -vor)
insektivor
insektenfressend
granivor
körnerfressend
Spezialisierungsgrad
oligolektisch, Nutzung des Nektars (ggf. auch der
monotrop
Pollen) nur eines Blütentaxons
polylektisch, Nutzung verschiedener Blütentaxa
polytrop
Monophage, fressen nur eine Beuteart
Spezialisten
Polyphage, fressen mehrere Beutearten einer
Generalisten Trophiestufe
Omnivore,
Konsumption mehrerer Trophiestufen
Allesfresser
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Antibiosen II: Feind-Beute-Systeme
Eine Art nutzt eine andere als Nahrung
Phytophagie Fressen lebender Pflanzenteile
Prädation, Die zumeist kleinere Beute wird i.d.R.
Episitismus getötet, vollständig verzehrt und in einer
Vielzahl von Individuen zum Überleben
benötigt. Die Interaktionszeit ist kurz.
ParaDie zumeist größere Beute überlebt in der
sitismus,
Regel, wird nur z.T. verzehrt, aber mit
Schmarot- zunehmen-der Parasitierung geschwächt.
zertum
Meist wird nur ein Beutetier benötigt, die
Interaktionszeit ist relativ lang (Parasit lebt
auf oder in der Beute, oft mit speziellen
Organen ausgestattet)
Formen der Phytophagie (Auswahl)
Filtrierer (Algen)
Weidegänger (Nahrung in Rasenform, auch Algen)
Blattfresser (Loch-, Fenster-, Randfraß...)
Blattminierer (Fressen von Gängen im Mesophyll)
Pflanzensaftsauger
Nektar- und Pollensammler
Holzfresser
Rindenfresser
Wurzel-, Knollenfresser
Samenfresser (Totalfraß, Lochfraß)
Anmerkung: Eine Trennung in Räuber und Parasiten ist hier
nur bedingt sinnvoll, wird aber z.T. gemacht. So spricht man
z.B. von "Samenprädatoren" oder blattfressenden Raupen als
"Parasiten"
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Räubertypen
Eigenschaften
Phytophage Zahlreiche Typen
Beispiele
Kühe, Raupen, Läuse,
Thripse, Feuerwanzen,
Drahtwürmer
Jäger
hohe Beweglichkeit, gutes Geruchs- Raubfliegen, Wolf,
vermögen, scharfe Zähne, Klauen etc. Schlangen
Rudeljäger können größere Beute erlegen
Löwen, Ameisen
Giftjäger
größere Beute, Injektionsorgane
Hundertfüßer, Wespen
Lauerer
Ausgeprägtes Sehvermögen und/oder Katze, Hecht,
Erschütterungssinn, Tarnung
Krabbenspinnen
PartikelNahrung in Partikelform, frei oder
fresser
suspendiert - hierzu
Sammler Mundwerkzeuge oft pinzettenartig:
Fink
Filtrierer Filterkämme, Barten u.ä.:
Muscheln, Bartenwale
Abweider
von Kolonien, z.B. Pilze, Korallen...
Springschwänze
Fallensteller Netze, Gruben
Netzspinnen, Ameisenlöwe
Fänger
Käscherartiges Maul
Fliegenschnäpper,
Schwalben, div. Fische
Angler
Köder, Klebzungen, Klebfäden
Anglerfische, Chamäleon,
Speispinnen
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Formen und Typen des Parasitismus (Auswahl)
Ekto-,
Endoparasitismus
Zoo-, Phytoparasitismus
Ei-, Larven-, Puppen-, ImaginalParasitismus
Brutparasitismus
Kleptoparasitismus
Leben auf / an bzw. im Wirt
Schmarotzertum an Tieren bzw.
Pflanzen
Wirtsstadium, in dem Parasit sich
entwickelt
Kuckuck
Ernährung von Beute oder
Brutvorräten einer anderen Art (z.B.
Skorpionsfliege Panorpa
sparasitismus frisst Beutetiere von
Netzspinnen)
Nur 1 Parasiten-Individuum
entwickelt sich pro Wirt
Mehrere Ind. pro Wirt , à
Solitärparasitismus
GregärKommensalismus der Parasiten
parasitismus
SuperMehr Ind. pro Wirt, als dieser
parasitismus
ernähren kann à Konkurrenz der P.
Multiparasitismus Mehrere Parasitenarten im selben
Wirt
PrimärWirt ist nicht parasitisch
parasitismus
HyperWirt ist selbst Parasit
parasitismus
Parasitoidismus Wirt wird im Lauf der Entwicklung
(Rauballmählich getötet: Schlupfwespen
parasitismus)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Beispiele für Anpassungs- und Reaktionsmöglichkeiten
der Benachteiligten in Antibiosen
Konkurrenz
-
Prädation
-
-
Diverse
-
-
Territorialismus
Resistenzen (Antibiotika!)
Flucht (Gazelle)
Tarntrachten
Mimikry: Warntrachten
Abgabe von Wehrsekreten (auch viele Pflanzen!)
Morphologische Veränderungen (Stacheln, z.T. induzierbar:
Daphnien!)
Autotomie: Abwerfen von Körperteilen (Eidechsen, Weberknechte)
Regeneration verlorener Teile (Regenwürmer)
Verhaltensänderungen bei Räuberkontakt (Ducken, Reglosigkeit,
Nachtfalter - Fledermaus...)
Emigration (auch: Sporen, Samen etc.)
Erhöhung der Nachkommenzahl bzw. Produktion (Notblüten,
zweites Austreiben nach Kahlfraß)
Brutfürsorge (Wolfsspinnen, Skorpione)
Sozialverhalten (Fischschwärme*, Ameisen, Wehrpolypen...)
* Schutz durch a) Verteilung, b) Ablenkung/Irritation (isolierte Individuen am Rand werden vermehrt angegriffen, c) ungestörtes Fressen innerhalb des Schwarms)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Beispiele für Probiosen
2.1 Parabiose (+/o)
2.1.1 Parökie: Schneehühner nutzen freigekratzte
Vegetation bei Rentierherden
2.1.2 Synökie:
diverse
Nestbewohner,
u.a.
Myrmekophile
2.1.3 Epökie: Moose, Algen auf Schneckenhäusern.
Epiphyten und Epizoen: auf Pflanzen bzw. Tieren
lebend. Bei Epiphyten i.d.R. Aufnahme von Wasser
und Nährstoffen aus der Atmosphäre (Tillandsien)
oder durch besondere Organe (Luftwurzeln der
Orchideen). Epizoen: Cirripedia, Bryozoa, Polychaeta;
Platypsyllus castoris (Coleoptera) auf Biber.
2.1.4 Phoresie: Pseudoskorpione (Vögel), Käfermilben,
Nematoden an Aas- u. Mistkäfern, Kletten
2.1.5 Fabrische Bisysteme: Einsiedlerkrebse, Osmia
aurulenta: Nest in Schneckenhäusern
2.2 Symbiose (+/+)
2.2.1 Allianz: Stare auf Schafen
2.2.2 Mutualismus: Verbreitung von Beerensamen
durch Vögel, von Pflanzensamen durch Ameisen,
Bestäubung, Ameisenbläulinge
2.2.3 obligate Symbiose, Eusymbiose:
Ektosymbiose: nicht ständiger Kontakt zwischen
Partnern (Ameisen, Holzwespen usw. - Pilze: Sporen
der lebensnotwendigen Nahrung werden auf
geeignetes Substrat transportiert)
Endosymbiose: ständiger Kontakt: Mykorrhiza,
Flechten, Gregarinen in Termiten, Bakterien und
Ciliaten im Pansen
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Kommunikation in Bisystemen
Akustisch
Reviermarkierung: Vogel- und
Heuschreckengesänge
Abwehr: Knurren, Bellen
Warnung: Pfeifen, Stridulations- u.a. Warnlaute
Optisch
Tarntrachten, Mimikry
Drohung: Aufstellen von Nackenhaaren
Schutz oder Ablenkung: v.a. durch Elterntiere
Warnhaltungen, -verhalten
Attraktivitätsreduzierung: Totstellen, Abwerfen von
Blättern...
Chemisch
Semiochemische (Geruchs- oder Geschmacks-)
Stoffe können anziehend, abschreckend,
stimulierend oder fraßhemmend wirken
Pheromone: intraspezifisch, z.B. Markierung von
Ameisenstraßen; Schreck-, Warnstoffe;: Sexuallockstoffe, Reviermarkierung durch Urin oder Kot
Kairomone: Signalstoffe mit Nutzen für den
Empfänger, z.B. Stoffe, die Räuber anlocken
Synonome: Vorteil für Sender und Empfänger, z.B.
Signalstoffe zwischen Mutualisten
Allomone mit Schaden für den Empfänger:
Antibiotika, Repellentien, Toxine, Deterrentien:
fraßhemmende Geschmacksstoffe bei Pflanzen, z.B.
Senfölglykoside
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Einflussgrößen für Bisysteme
Zwei-Arten-Interaktionen dürfen niemals
für sich allein betrachtet werden!
Ihre Intensität hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab:
1. Variabilität von Klima und Tageszeit
Beispiele: Die Prädationsraten poikilothermer Tiere steigen
mit der Temperatur. Stechmücken sind bei feucht-warmen
Witterungsbedingungen besonders aktiv.
2. Habitateigenschaften
Habitatheterogenität schafft
größere Nischenvielfalt.
Verstecke,
Zufluchtsorte,
3. Populationseigenschaften
Phänotypische (und genetische) Variabilität verringert für
die Gesamtpopulation (nicht für die Individuen!) die
Effektivität von Interaktionspartnern durch geringere bzw.
erhöhte
Schmackhaftigkeit,
Sichtbarkeit,
Widerstandsfähigkeit, Nachkommenzahl usw.
4. Variabilität im Entwicklungszyklus bzw. Verhalten
Andere
Ernährungsweisen
Larve
Verhaltensänderung während des Larvalstadiums.
Imago,
5. Biotische Interaktionen mit anderen Arten
Jeder weitere Reaktionspartner eines Bisystems kann die
Intensität der Interaktionen der beiden Arten verändern
(z.B. apparent competition: Ein Feind von B hat im
Konkurrenzsystem A-B positive Auswirkungen auf A.
Achtung: dies gilt nicht, wenn der Feind polyphag ist, also B
im gleichen Maß angreift!)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Nahrungskette
Stark vereinfachend, jedoch zur Veranschaulichung hilfreich.
Geht von einer kettenartigen Verknüpfung der trophischen
Gruppen aus, beginnend bei basalen, autotrophen Arten
(primäre Nahrungsquelle) bis hin zu Top-Prädatoren
("Gipfelräuber") - z.B.
Produzent
Primärkonsument
Sekundärkonsument
Tertiärkonsument
Top-Prädator
Pflanze
Blattlaus
Florfliege
Singvogel
Raubvogel
An diese phytotrophe Nahrungskette schließt sich die
abbauende, saprotrophe Nahrungskette an.
Nahrungsnetz
Isolierte Nahrungsketten existieren praktisch nicht, die
einzelnen Ketten (z.B. Produzenten- und
Zersetzerkette) verlaufen selbst nicht linear und sind
untereinander zu sehr komplexen Nahrungsnetzen
verknüpft.
seals
cod
everything else
"Another food web for the Northwest Atlantic"
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Gängige Klassifikationskonzepte in der Gemeinschaftsökologie
Klassifikation
Ernährungsstufen
(ELTON 1927)
Morphologie,
Stressresistenz
Systematik
Nische / Autökologie
(vgl. Pflanzensoziologie,
z.B. ELLENBERG 1974)
Nische / Synökologie
(vgl. ELTON 1927)
Gilde (ROOT 1967)
→ "arena of competition"
(PIANKA 1980)
keystone species
(ursprünglich "keystone
predators, PAINE 1966)
ecosystem engineers
(JONES und LAWTON
1994, 1997)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Definitionen oder Beispiele
Produzent, Konsument
z.B. Lebensform nach RAUNKIAER 1934,
CSR-Theorie (GRIME 1977)
Schmetterlingsblütler, Insekt
bestimmt durch Physiologie, Verhalten und
Umgebungseinflüsse, z.B. Trockenresistenz, Osmotoleranz
bestimmt durch Nahrungsangebot, inter- und intrapezifische
Konkurrenz, Prädation usw.
Gruppe von Arten, die gleiche Ressourcen in ähnlicher Weise
nutzen; ungeachtet ihrer phylogenetischen Beziehungen
→ hohe Konkurrenz innerhalb einer Gilde
Arten (auf beliebiger Trophieebene), deren Aktivitäten die
Struktur einer Gemeinschaft bestimmen
Arten, die physikalische Zustände eines Ökosystems verändern,
z.B. Biber, Termiten, Korallen, Bäume
Schlüsselarten (keystone species)
Schlüsselrollen von trophisch definierten Schlüsselarten (z.B. Top-Prädatoren) sind für
Ökosysteme nur selten nachweisbar. Brauchbarer erscheinen daher Konzepte wie
Holling's Extended Keystone Hypothesis (1992)
"Alle terrestrischen Ökosysteme werden von einem kleinen Satz von
Schlüsselpflanzen, -tieren und abiotischen Prozessen kontrolliert, die die
Landschaft auf verschiedenen Skalen strukturieren"
Ökosystem-Konstrukteure (Ecosystem Engineers) (Jones & Lawton 1994)
Ökosystem-Konstrukteure sind Organismen, die direkt oder indirekt die
Verfügbarkeit von Ressourcen (außer ihnen selbst) für andere Arten verändern,
indem sie physikalische Zustandsveränderungen von biotischen oder abiotischen
Materialien bewirken.
Autogene Konstrukteure beeinflussen die Umgebung durch ihre eigenen physikalischen
Strukturen, d.h. ihre lebenden und toten Gewebe (z.B. Bäume)
Allogene Konstrukteure verändern die Umgebung, indem sie lebende oder tote Materialien
von einem physikalischen Zustand in einen anderen transformieren (z.B. Biber)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Bongers' Reifeindex (Maturity Index, 1990)
Basiert auf dem r-K-Konzept (hier: colonizer-persister). Jedem Taxon wird ein
bestimmter cp-Wert (zwischen 1 und 5) zugeordnet. Je niedriger dieser ist, desto
mehr r-Merkmale, he höher, desto mehr K-Merkmale hat das Taxon. Aus den
einzelnen cp-Werten einer Beprobung errechnet sich der Reifeindex wie folgt:
n
MI = S v(i) * f(i)
i=1
v(i) = cp-Wert des Taxons i
p(i) = Häufigkeit des Taxons i
Grime's C-R-S-Klassifikation (1974)
Ausgangshypothese: Selektion von Pflanzen wird beeinflusst durch interspezifische
Konkurrenz, Unbeständigkeit des Habitats und Stress
C
R
S
Merkmal des Lebensraums
competitive strategy starke Konkurrenz
ruderal strategy
häufige Störung
stress-tolerance
Extremstandort
Einführung in die Ökologie 16.07.01
entspricht
a-Selektion
r-Selektion
A-Selektion
Funktionelle Klassifikation von Pflanzen (nach Lavorel et al. 1997)
Klassifikationstyp
Emergente
Gruppen
Beschreibung
reflektieren natürliche
Korrelationen
biologischer
Eigenschaften
Strategien
ähnliche
Eigenschaften
bezüglich der
Ressourcennutzung
Funktionelle ähnliche Rollen in
Typen
Ökosystemprozessen
(ähnliche Reaktionen
auf multiple
Umweltfaktoren)
Spezifische antworten ähnlich auf
Reaktionsty spezifische
pen
Umweltfaktoren
Beispiele
Bemerkungen
Kalkmagerrasen- hervorgegangen aus evolutionären
Gesellschaften
Prozessen, ökosystemare
Funktionen i.d.R. nicht berücksichtigt
r- und KStrategen
ggf. Modifikationen bzw.
Spezifikationen für bestimmte
Fragestellungen erforderlich
Wuchsformen
(Bäume,
Sträucher,
Gräser...)
Bezogen entweder auf Funktion (z.B.
im Stoffkreislauf) oder auf Reaktion
(z.B. auf Hitze). Klassifikationen
i.d.R. nicht universell und
überarbeitungsbedürftig
Bei Verletzung
Bezogen auf jegliche Störungen, die
Gift absondernde Biomasse zerstören
Pflanzen
Hierarchischer Vorgehensvorschlag für Pflanzen :
1. Zuordnung zu Wuchsformen
Innerhalb jeder Wuchsform unabhängige Analyse verschiedener Merkmalsgruppen
(Lebensdaten, Morphologie, Reaktion auf Herbivorie, Regeneration)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Energieflüsse
standing crop
(Energie-)Produktion
(Brutto-)Primärproduktion
a) Photosynthese (photolithotrophe Produktion)
b) Chemolithotrophe
Produktion
Gesamtmenge lebender Biomasse in einem Ökosystem
Änderung der Biomasse bei einem Organismus
(oder Population, Ökosystem etc.) pro Zeiteinheit
Bindung von Energie als chemische Energie in Form
lebender Biomasse
Umwandlung von elektromagnetischer Energie in BiomasseEnergie
Umwandlung von anorganischer chemischer Energie in
Biomasse-Energie
Assimilation
Umwandlung aufgenommener Nährstoffe in
körpereigene Substanz
Respiration
Abgabe von Energie als Wärme und CO2
Nettoprimärproduktion (NPP) Bruttoprimärproduktion - Respiration
Achtung: Nur ein Teil der NPP wird vom phytotrophen System konsumiert!
Sekundärproduktion
Produktion eines / der Konsumenten 1. - n. Ordnung
Ingestion (Konsumption)
Teil der Produktion, die vom Konsumenten aufgenommen
wird
Abgabe von Exkretionsprodukten und Faeces
Egestion (Defäkation)
ökologische Effizienz
Verhältnis von Komponenten der Energiebilanz
(z.B. Produktion / Assimilation = Assimilationseff.)
Achtung: standing crop und Produktivität eines Ökosystems sind unabhängig voneinander!
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Auswirkungen von Organismen auf Energie- und Stoffflüsse
Organismen beeinflussen Energieflüsse und Stoffkreisläufe. Dabei zählt nicht nur
die Menge der produzierten, konsumierten und ausgeschiedenen Stoffe, sondern
vor allem auch deren Qualität sowie Art und Zeitpunkt der Aktion.
a)Stoffe: Die Produkte von Primärproduzenten (und Konsumenten) unterscheiden
sich qualitativ erheblich (z.B. Holz - Erdbeeren - Nüsse) à Qualität bestimmt Art
der Konsumenten, konsumierte Mengen und Produktion der Konsumenten
b)Art und Zeitpunkt der Aktion: z.B. schälende Rehe, Keimlingsfresser, Bestäuber
Organismen agieren in Kreisläufen keineswegs wie Zwischenlager und Ventile, die
nur die Menge des Stoffes bestimmen, die das System durchlaufen: Sie wirken
gleichzeitig als Filter und Transformatoren, können also Stoffe umwandeln, an- oder
abreichern.
Metabolismus
Bioakkumulation
Biomagnifikation
Biokonzentration
Abreicherung
Diskriminierung
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Assimilation: Aufbau, Dissimilation: Abbau organischer Verbindungen
Anreicherung von Substanzen in Organismen
Bioakkumulation in der Nahrungskette
Anreicherung über Körperoberfläche, v.a. aquatische Organismen)
Dissimilation, aktive Ausscheidung oder selektive Aufnahme bestimmter
Stoffe
"Unterscheidung" schwerer Isotope (z.B. Anreicherung von 15N
gegenüber 14N in der Nahrungskette)
Wichtige Messgrößen in Biozönosen
Grundlegende Parameter:
• Individuenzahlen
• Artenzahlen
N
S
• Probenumfang
• Flächenbezug
n
Daraus leiten sich einige einfache Größen ab:
Dominanz oder relative
pi = Ni / N
Häufigkeit einer Art i
Frequenz oder
Relativer Anteil der Proben an der Gesamtprobenzahl n
Stetigkeit
eines Standorts, in denen eine Art i vorgefunden wurde: ni /
n
Konstanz oder Präsenz Anteil der getrennten Standorte eines Biotoptyps, an dem
eine Art i vorgefunden wurde
Diversität
Vielfalt, Mannigfaltigkeit. Zumeist gebraucht im Sinn von Artenvielfalt,
jedoch auch strukturelle, biochemische, genetische Vielfalt
a-Diversität
ß-Diversität
bezieht sich auf eine bestimmte Lebensgemeinschaft
Änderung der Artenzusammensetzung entlang eines Umweltgradienten von
einem Lebensraum in den nächsten
Änderung der Artenzusammensetzung über mehrere Lebensräume innerhalb
einer Landschaft
?-Diversität
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Wichtige Definitionen Synökologie
Lebensgemeinschaft von direkt (z.B. trophisch) oder indirekt (z.B. über die
Modifikation von Umweltfaktoren) miteinander in Beziehung stehenden Arten
Durch Charakter- und Differentialarten definierte Einheit der Vegetations- oder
Faunengliederung, z.B. Luzulo-Fagetum
a) Floristisch definierte Einheit der Vegetationsgliederung
b) Vorübergehende Vergesellschaftung von Individuen gleicher oder verschiedener
Arten, die eine bestimmte Funktion hat, z.B. Fraßgesellschaft an Aas.
? Beachte Unterschied zu Biozönose / Gemeinschaft!
Lebensf Organisationstypen von Organismen, die an bestimmte Bedingungen ihrer
Umgebung durch gleiche Struktur-, Entwicklungs-, Lebensweise oder
orm
Verhaltenseigenarten angepasst sind
Synusie a) Arten gleicher oder ähnlicher Lebensform eines Lebensraums
b) Lebensverein mit charakteristischem Artbestand in einem Syntop
Syntop Teil-Lebensraum eines Biotops oder Ökosystems, der von einer darauf
spezialisierten Lebensgemeinschaft bewohnt wird (z.B. Kronenraum)
Stratozö Lebensgemeinschaft eines bestimmten Stratums (z.B. Bewohner des Epilimnion
oder der Streu)
nose
Ökoton Lebensraum im Grenzbereich zwischen verschiedenen Biotopen (z.B. Waldränder,
Ufer, diese auch: Saumbiotop) oder Landschaften
Biozöno
se
Assoziati
on
Gesellsc
haft
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Dominanzklassen
eudominant
dominant subdominant rezedent
subrezedent
pi * 1 - 0.32
0.32 - 0.1 0.1 - 0.032
0.032 - 0.01
< 0.01
Frequenzgrade
sehr dicht
dicht
wenig dicht
zerstreut
vereinzelt
Konstanzgrade
eukonstant
konstant wenig konstant akzessorisch
akzidentiell
K * 1 - 0.8
0.8 - 0.6 0.6 - 0.4
0.4 - 0.2
< 0.2
Präsenzgrade
sehr häufig
häufig
verbreitet
wenig verbreitet selten
* Beipiele für mögliche Klasseneinteilungen (wird variabel angewandt)
Achtung!
Die Wahrscheinlichkeit, seltenere und oder rezedente Arten zu finden steigt mit
•
•
•
•
•
der Gesamtindividuenzahl
der Größe der Einzelproben
der Anzahl der Einzelproben
der Anzahl beprobter Standorte
der Anzahl der Aufnahmetermine
Einführung in die Ökologie 16.07.01
• der Anzahl der verschiedenen
klimatischen Bedingungen, unter denen
die Probenahmen durchgeführt werden
• bei vielen Organismen mit der Anzahl der
verwendeten Methoden
• der Erfahrung des/r Bearbeiters/in
Zeitliche Variabilität
1. Klimatische Schwankungen (jahreszeitlich und
zwischen mehreren Jahren)
2. Diurnale (Tag-/Nacht) Rhythmen
3. Interaktionen (z.B. Räuber-Beute-Systeme)
4. Phänologie
5. Sukzession
6. Störungen: Stabilität, Elastizität, Resilienz
Räumliche Variabilität
Bedeutet in erster Linie Variabilität der
Umgebungsbedingungen
1. Großräumige Variabilität in Ökosystemen:
Inseln, Biotope
2. Kleinräumige Variabilität in Biotopen:
2.1 Zonation (Nebeneinander versch. [Teil]Lebensräume): Habitate und
Mikrohabitate
2.2 Vertikale Zonierung
3. Art der Verteilung: Inseln, Patchiness,
Gradienten
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Einige Begriffe zur zeitlichen Variabilität
Individualentwicklung vom Keim zum Adulten. Ökologische Bedeutung:
Verschiedene Entwicklungsstadien können ganz unterschiedliche Ansprüche
an bzw. Effekte auf Umweltbedingungen haben (vgl. Raupe-Schmetterling!).
Wissenschaft vom jährlich wiederkehrenden Auftreten pflanzlichen und
Phänologie
tierischen Lebens, z.B. Zeiten für Keimung, Paarung, Winterschlaf. Auslöser:
Witterung, endogene Steuerung)
Beständigkeit eines Systems gegenüber äußeren Einwirkungen. Umstrittener
Stabilität
Begriff, vielfältige Konzepte
lokale St.
bezieht sich auf geringfügige Störungen
globale St.
bezieht sich auf massive Störungen
? Beachte, dass lokale und globale St. unterschiedlich sein können!
Widerstandsfähigkeit [eines Systems] gegen Störungen
Resistenz
Rückkehrzeit, Zeit, die ein System benötigt, um nach einer Störung wieder den
Ausgangszustand zu erreichen. Elastizität und Resilienz werden eher abstrakt
Elastizität,
benutzt, Rückkehrzeit konkret.
Resilienz
Ontogenie
Fragilität und beziehen sich auf die Umweltfaktoren und biotische Spezialisierung eines
Systems: hoch dynamische Umweltfaktoren und hoch spezialisierte
Robustheit
Gemeinschaften bedingen fragile Ökosysteme, andere robuste Syteme
Fließgleichge Quasi-stationärer Zustand eines offenen Systems, das mit seiner Umgebung
Energie und Stoffe austauscht und seinen Zustand durch Rückkoppelung
wicht,
erhält.
steady state
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Sukzession
Nicht jahreszeitliche, gerichtete Abfolge von Ökosystemzuständen auf einem
Standort, bedingt durch Muster der Kolonisation und Extinktion von Populationen
•
•
•
•
Änderung der abiotischen Bedingungen und der Ressourcenverfügbarkeit
Änderung der Artenzusammensetzung und Dominanzstruktur
Initialphase: r-Strategen, starker Biomassezuwachs, geringe Diversität
Folgephase: Zunahme von K-Strategen, mittlerer BM-Zuwachs, steigende
Diversität, hohe Fluktuationen
• Reifephase/Klimax: K-Strategen, Biomasse und Diversität im Fließgleichgewicht.
Verhältnismäßig dauerhafter und stabiler Endzustand der autotrophen Sukzession, einschl. Zerfallsphase: lokaler Zusammenbruch der Biozönose, gefolgt von
Sekundär-S.: Resultat ist Mosaik aus verschiedenen Sukzessionsstadien
Diasporen
Primäre S.
Erstmalige Besiedlung neuer Flächen (z.B. Vulkangestein) nein
Sekundäre S. Wiederbesiedlung nach stärkeren Eingriffen (z.B. Lawinenabgang) ja
Autotrophe S. Gestaltungssukzession - i.w. Aufbau von Biomasse. Beginnt auf
unbelebter Fläche oder Bestandeslücke, "endet" mit neuer Biozönose
Heterotrophe Verbrauchssukzession - i.w. Abbau von Biomasse, z.B. auf Dung,
S.
endet mit Mineralisierung, ohne Biozönose
Autogene S. Bestimmt durch biotische Aktivität, z.B. Nitrosomonas - Nitrobacter
Allogene S. Bestimmt durch abiotische Faktoren, z.B. Verlandung
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Biozönotische Grundprinzipien (Thienemannsche Regeln
...sind mit Vorsicht zu genießen, sprich: nicht ohne weiteres allgemein gültig !!!
1. Vielseitige Lebensbedingungen ermöglichen artenreiche, je Art relativ
individuenarme Lebensgemeinschaften
2. Einseitige und extreme Lebensbedingungen führen zu artenarmen
Gemeinschaften mit hohen Populationsdichten
• Prinzip von Franz: Je kontinuierlicher sich ein Lebensraum entwickelt hat und je
länger er gleichartige Umweltbedingungen aufgewiesen hat, umso artenreicher,
ausgeglichener und stabiler kann seine Lebensgemeinschaft sein
• Krogerus-Regel: In extremen Lebensräumen dominieren stenöke Arten
Biozönotischer Konnex
Dynamisches Beziehungsgefüge zwischen den Organismen eines Ökosystems,
Lebensraums, Stratums, (Mikro-)Habitats o.ä., bedingt durch sowohl trophische als
auch nicht trophische direkte und indirekte Interaktionen
Biozönotisches Gleichgewicht
Aufrechterhaltung der Eigenschaften eines Systems mit seinem biozönotischen
Konnex trotz Populationsschwankungen, Störungen ? vgl. Klimax!
Einführung in die Ökologie 16.07.01
Datenaggregation
Aggregation über
Raum
Zeit
Verlust von
räumlicher Heterogenität, Nischenvielfalt
Populationsdynamik, Phänologie, Ontogenie, Zyklen...
(abhängig von jeweiliger Skala)
Funktionelle Gruppen usw. Art-Charakteristika, Spezialisten, Nischenbesetzung...
Informationsbeschränkung auf ausgewählte Aspekte
Beschränkung auf
Abundanzpeaks
Verlust von
weiteren Peaks, PhänologieVerschiebungen
bestimmte Mikrohabitate
Flächeninformation (!!!)
bestimmte Taxa
übrige Taxa / Gemeinschaftsstruktur
Schlüsselarten, -gruppen; Dominante Diversität
Hauptprobleme der Modellierung
• Unvorhersagbarkeit (wurden alle Mess- und Einflussgrößen berücksichtigt?)
• Unschärfe (wie zuverlässig ist die Datengrundlage?)
• Unsicherheit (wie gut ist das Modell?)
Einführung in die Ökologie 16.07.01
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