BMBF Verbund-Projekt mit China 02 WT 0704 Entwicklung neuer Verfahren zur simultanen Elimination von organischen Schadstoffen (Pestizide) und Nitrat aus Trinkwasser unter Verwendung biologisch abbaubarer Festsubstrate Abschlussbericht des Teilziels 1.2.2 KIT Campus Nord Koordinative Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang H. Höll Wissenschaftliche Projektleitung: Prof. Dr. Ursula Obst, Dr. Thomas Schwartz Administrative Projektleitung: Dr. Rainer Schuhmann (KIT Campus Süd) Projektbearbeitung: Dipl.-Biol. Anja Karolewiez Berichterstattung: Dr. Thomas Schwartz 1 Inhaltsverzeichnis Seite Zusammenfassung der Ergebnisse 3 1. Einleitung 4 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.5.1 1.5.2 Zielsetzung des Teilvorhabens 1.2.2 Konzeption und Zielsetzung des gesamten Forschungsvorhabens Biologische Nitratelimination Molekulare Grundlagen der Denitrifikation bei Bakterien Molekularbiologische / mikrobiologische Untersuchungen des Teilprojekt Populationsanalysen Genexpressionsanalysen 4 4 5 7 7 7 9 2. Material und Methoden 10 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 2.11 Isolierung von genomischer DNA aus Bakterienlösungen für die PCR Vermessung von RNA/DNA mit dem Nanodrop-Photometer Polymerase Ketten Reaktion (PCR) Agarose-Gelelektrophorese Isolierung von RNA aus Bakterien TaqMan PCR zum quantitativen Nachweis von funktionellen Genen Nachweis spezifischer mRNA mittels Reverser Transkriptase TaqMan PCR DNA-Sequenzierung von PCR-Produkten mittels ABI 310 Denaturierende Gradienten Gelelektrophorese (DGGE) Kultivierung von Bakterien Nachweis der Gesamtzellzahl und Anzahl aktiver Bakterien 10 10 11 13 14 15 16 17 19 22 23 3 Ergebnisse 25 3.1 3.2 3.3 3.4 3.4.1 3.4.2 3.5 3.6 Kultivierung von Bakterien unter denitrifizierenden Bedingungen Molekularbiologische Untersuchung des nitrathaltigen Grundwassers Populationsanalyse eines Nitrat belasteten Grundwassers Mikroskopische Untersuchungen der PCL Materialien Untersuchungen mit dem Lichtmikroskop Untersuchungen mit dem ESEM Wachstum von Biofilmen auf den PCL-Aufwuchsmaterialien Populationsanalysen der Biofilme aus den verschiedenen Reaktoren aus Stuttgart, Rotherst sowie der Laborreaktoren Karlsruhe 3.7 Populationdynamiken in Biofilmen auf PCL Materialien des Stuttgarter Rotobioreaktors und Dyna-Sand Reaktors 3.8 Kultivierung und Identifizierung von Biofilmbakterien des Rotobioreaktors und des Dynasandreaktors in Stuttgart 3.9 Nachweis von Pilzen auf PCL der Stuttgarter Reaktoren 3.10 Populationsanalysen von PHB-Compounds aus einem heterogenen Reaktor für Abwasser der Universität Halle-Wittenberg 3.11 Identifizierung von kultivierten Bakterien aus Biofilme von Gelatine Compounds aus der Universität Halle-Wittenberg 3.12 Expression von funktionellen Genen der Denitrifikation in Referenzbakterien und Biofilmen 3.12.1 PCR Primer für Gene für die Denitrifikation und Primerdesign 3.12.2 Expressionsanalyse der Nitratreduktase 3.12.3 Expressionsanalysen für die Nitritreduktase 25 25 27 29 29 30 31 34 38 41 42 43 44 45 47 50 52 4 Diskussion 54 5 Literatur 59 6 Anhang 64 2 Zusammenfassung der Ergebnisse Verschiedene biologisch abbaubare Polymere auf der Basis von ε-Polycaprolacton (PCL) wurden zunächst im Batch-Verfahren eingesetzt, um ein Biofilmwachstum unter denitrifizierenden Bedingungen nachzuweisen. Ein Biofilmwachstum konnte auf den Polymeren mit molekularbiologischen und mikrobiologischen Methoden nachgewiesen werden. Diese Biofilme zeigten auf allen eingesetzten Polymeren einen Nitratabbau, wobei sowohl die Biofilmbildung als auch das denitrifizierende Potential beim Gebrauch von porösem Aufwuchsmaterial am höchsten nachgewiesen wurde. Die Biofilme entwickelten sich bei diesen Batch-Versuchen mit frischem, unbewachsenem PCL innerhalb von ca.1-2 Wochen. Als Maß der Biomassenentwicklung diente der DNA-Gehalt der Biofilmbakterien auf den Polymeren. Der DNA-Gehalt bei Biofilmen aus Batch-Versuchen betrug durchschnittlich 25 µg/g PCL nach 10 Monaten Inkubation; dies entsprach einer Bakterienzahl von c. 8.0 x 109 Bakterien. In technischen Reaktoren in Stuttgart und Rotherst waren die Biofilme auf PCL etwas stärker entwickelt und zeigten einen durchschnittlichen DNA-Gehalt von 40-65 µg/g PCL, was einer Bakteriendichte von 1.2-2.0x1010 Zellen entsprach. Der prozentuale Anteil metabolisch aktiver Bakterien betrug 7-10% der Gesamtzellzahl. Für Trinkwasser hygienisch relevante, kultivierbare Bakterien wurden in den Biofilmen und im Wasser der Reaktoren nicht nachgewiesen. Populationsanalysen der Biofilme auf PCL belegten die Anwesenheit von denitrifizierenden Mikroorganismen. Denitrifizierende Mikroorganismen der gleichen taxonomischen Zuordnung konnten auch in den Nitrat belasteten Grundwässern nachgewiesen werden. Die Sublasse der β-Proteobakterien war in den Biofilmen aller Reaktoren als dominante Bakteriengruppe vorzufinden. Vertreter der α- und γ- Proteobakterien waren weniger häufig nachgewiesen worden. Weiterhin konnte über molekularbiologische Fingerprintanalysen gezeigt werden, dass die Biofilmpopulationen in ihrer Zusammensetzung über Monate in dem Rotobioreaktor und Dynasandreaktor Stuttgart stabil vorlagen. Periodische Schwankungen im DNA-Gehalt dieser Biofilme konnten gemessen werden, sind aber somit nicht auf Veränderungen in der Population zurückzuführen. Neben Bakterien konnten auch denitrifizierende Pilze (Hefen, Schimmelpilze, etc.) in den Biofilmen nachgewiesen werden, deren Anteil am Nitratabbau nur schwer abzuschätzen ist. Auf Transkriptionsebene konnten Nachweissystem für die Expression der Gene der Nitratund Nitritreduktasen etabliert werden, die an Referenzbakterien und realen Biofilmen erfolgreich getestet wurden. Limitierend bei diesen Genexpressionsanalysen zeigten sich der geringe RNA-Gehalt der Reaktorbiofilme und die komplexe Mischkultur der Biofilme für die Entwicklung eines Spezies-übergreifendes Nachweissystems. Dennoch konnte die Genexpression der Nitratreduktasen NarG und NapA und der Nitritreduktasen NirK und NirS in den Biofilmen sichtbar gemacht werden. 3 1 Einleitung 1.1 Zielsetzung des Teilvorhabens 1.2.2 In diesem Teilvorhaben soll eine Nitratelimination durch Bakterien auf Polymeroberflächen (Biofilmen) untersucht werden, Bei diesem Abbauprozess dient das biologisch abbaubare Polymer ε-Polycaprolacton als Aufwuchsträger für Bakterien und gleichzeitig als Substrat (Kohlenstoffquelle). Dazu sind mikrobiologische und molekularbiologische Untersuchungen der auftretenden Mikroorganismen nötig, um diese zu charakterisieren und den Denitrifikationsprozess auf molekularer Ebene zu überwachen. Das Ziel der molekularbiologischen/mikrobiologischen Untersuchungen ist die Identifizierung und Charakterisierung von Biofilmen und deren Aktivitäten im Nitratabbau auf den polymeren Festsubstraten. 1.2 Konzeption und Zielsetzung des gesamten Forschungsvorhabens Allgemeines Ziel des Vorhabens ist es, ein Verfahren zur gekoppelten Entfernung von Nitrat und organischen Schadstoffen (POPs, Persistant Organic Pollutants) insbesondere von Pestiziden zu entwickeln, das auf der Anwendung von biologisch abbaubaren Polymeren (BAP) beruht. Dabei wirken diese Polymere sowohl als Substrat für die Mikroorganismen, die unter anoxischen Bedingungen anaerob Nitrat als terminalen Elektronenakzeptor veratmen, als auch als Sorbens für gelöste Pestizide. Das Verfahren soll einen Beitrag zur Trinkwasserversorgung in landwirtschaftlich genutzten Gegenden liefern, in denen die Grundwässer sowohl Nitrat als auch mit organischen Substanzen belastet sind. Der Grundwasserstrom ist Teil des natürlichen Wasserkreislaufs. Schadstoffe können auf zwei Wegen in Grundwässer gelangen: zum einen durch die Mobilisierung und Auswaschung von geogenen Substanzen, wie etwa Metallspezies, und zum zweiten durch Verfrachtung mit dem in den Untergrund einströmenden oder einsickernden Wasser. Auf die letztere Weise greift der Mensch in den natürlichen Kreislauf des Wassers ein. Grundwasser besitzt gegenüber Oberflächenwässern den Vorteil, dass es durch die natürliche Bodendecke relativ gut vor anthropogenen Einflüssen geschützt ist. Durch eine intensive landwirtschaftliche Bodennutzung besteht jedoch die Gefahr, anthropogene Verunreinigungen in den Grundwasserkörper einzubringen. Direkte Einflüsse durch Stoffzufuhr resultieren z.B. aus der Ablagerung oder Entsorgung von festen und flüssigen Abfallstoffen und Bewirtschaftungsmitteln, durch Nährstoffzufuhr, durch Klärschlammausbringung und durch den Einsatz von Pflanzenbehandlungs- und Schädlings- bekämpfungsmitteln. Indirekte Einflüsse kommen aus Bodenbearbeitung, Bewässerungsmaßnahmen und Nutzungswandel. Die Qualität des aus Grundwasser gewonnenen Trinkwassers wird bestimmt durch die Aufbereitung und den Belastungsgrad des jeweiligen Rohwassers. Aufgrund der 4 aufwendigen Aufbereitungsmethoden für ihre Entfernung bei der Trinkwassergewinnung, sind als vornehmlich kritische Parameter neben Nitrat besonders die persistenten polaren organischen Schadstoffe (POPs: persistent organic pollutants) zu nennen (Deutsche Forschungsgemeinschaft 1995, Frimmel 1995, Umweltbundesamt 1997, Knepper et al. 1999). Diese so genannten grund- bzw. trinkwassergängigen Stoffe, zu deren Gruppe auch die Pestizide und Pestizidmetaboliten zählen, haben eine hochgradige Mobilität im Untergrund und werden biologisch nur langsam abgebaut. Dem Forschungsvorhaben liegt die Idee zugrunde, die in anoxischem Milieu ablaufende biologische Nitratreduktion und den Abbau von PBSM in einer Prozessstufe zu vereinigen. Dabei wird ausgenutzt, dass die eingesetzten Substrate für die Nitratelimination PBSM adsorbieren und sich damit anreichern können. Als Substrate / Adsorbentien sollen insbesondere solche synthetischen Polymersubstanzen verwendet werden, die im strikt anaerobem Zustand nicht abbaubar sind. Hierzu zählen Stoffe wie Poly-β-Caprolacton (PCL). Die Leistungsfähigkeit der synthetischen Substrate kann durch Einbau von Spurennährstoffen gezielt gesteigert werden, ohne dass diese in flüssiger Form zu dosieren sind. In ihrer Konsistenz sollten diese Festsubstrate bevorzugt eine offenporige Struktur aufweisen. Infolge der Adsorption an dem Festsubstrat findet ein zumindest teilweiser co-metabolischer Abbau der organischen Schadstoffe in dem die Substratpartikel umschließenden Biofilm statt. Wie Voruntersuchungen gezeigt haben, führt eine PBSM-Sorption im Substrat bei einem Festbett über lange Zeit nicht zu einer Beeinträchtigung der Nitratelimination. Mit zunehmender Beladung durch Schadstoffe kann der biologische Abbau allerdings weitgehend zum Stillstand kommen, was auch und vor allem durch die Abbauprodukte der PBSM hervorgerufen wird (Muller 2000). In mehreren Regionen in Deutschland werden Kontaminationen sowohl mit Nitrat als auch mit PBSM im Grundwasser angetroffen, die Nitratgehalte von zu 80 mg/L und gleichzeitig Belastungen mit Atrazin, Desethylatrazin, Diuron und Ethidemuron aufweisen (Rutten 2004, Huber 2004). 1.3 Biologische Nitratelimination Nitrationen gehören zu den anorganischen Wasserinhaltsstoffen, die sich durch mikrobiologische Umsetzungen entfernen lassen. Grundlage der biologischen Nitratreduktion sind biochemische Redoxreaktionen in anaerobem und anoxischem Milieu, bei denen Nitrat als Oxidationsmittel fungiert. Bei der so genannten heterotrophen Denitrifikation benötigen die Bakterien hierzu eine organische Kohlenstoffquelle. In der Regel handelt es sich dabei um gelöste Stoffe. 5 Die nitratreduzierenden Mikroorganismen bei den in der Trinkwasseraufbereitung eingesetzten Verfahren sind in der Regel sessile Bakterien, die auf Oberflächen einen Biofilm bilden, dessen Dicke im Verlauf des Prozesses anwächst. Biofilme kommen ubiquitär in allen wässrigen Systemen vor und stellen die dominante Lebensform der Bakterien dar. Biofilme entstehen, wenn Mikroorganismen sich an Grenzflächen zwischen Gas- und Flüssigphasen (z. B. bei freiem Wasserspiegel), Flüssigund Festphasen (z. B. Kies an der Gewässersohle) oder an Flüssig-/Flüssigphasen (z. B. Öltröpfchen im Wasser) ansiedeln. Die weitaus überwiegende Zahl an Mikroorganismen lebt in der Natur in Form von Biofilmen. Untersuchungen zeigten, dass ungefähr 95% der Bakterien, die im Trinkwasserverteilungssystem vorkommen, im Biofilm leben, nur 5% sind als planktonisch lebend nachgewiesen (Flemming und Wingender, 2001). Als vorteilhaft bei Biofilmen gilt deren Eigenschaft zur Selbstreinigung von Gewässern oder zur Wasseraufbereitung für Trinkwasser. Diese Eigenschaft wurde bereits in der Wasserindustrie erkannt und soll auch in diesem Forschungsvorhaben zum Abbau von unerwünschten Wasserinhaltsstoffen wie Nitrat genutzt werden. In der bisher praktizierten technischen Verwirklichung der Denitrifikation werden als Trägermaterialien benutzt: Sand, Blähton, Bims, Kugeln aus Polymeren, gekörnte Aktivkohle, u.ä.. Das im Vorhaben entwickelte neue Verfahren weist gegenüber herkömmlichen Verfahren der Denitrifikation mit gelösten Substraten erhebliche Vorteile auf. Während bei der konventionellen Denitrifikation für die Zudosierung der löslichen Kohlenstoffquelle ein erheblicher regelungstechnischer Aufwand getrieben werden muss, um eine Überdosierung zu vermeiden, ist dies bei dem neuen Verfahren nicht erforderlich, da es sich hier um ein selbst-regulierendes System handelt. Es soll sich ein Gleichgewicht zwischen Enzymproduktion und Substratfreisetzung einstellen. Auf molekularer Ebene sind die beteiligten Prozesse der biologischen Nitrateliminierung für spezielle Mikroorganismen weitgehend verstanden. Die beteiligten Enzyme sind: (1) die Nitratreduktasen, die entweder Membran gebunden (Nar), periplasmatisch (Nap) oder cytoplasmatische vorliegen können; (2) die Nitritreduktase (Nir); (3) die Nitritoxireduktase (Nor); (4) Lachgasreduktase (Nos). NO3- 1 NO2- 2 NO 3 N2O 4 N2 6 1.4 Molekulare Grundlagen der Denitrifikation bei Bakterien Unter Denitrifikation versteht man die Umwandlung des im Nitrat (NO3−) gebundenen Stickstoffs zu molekularem Stickstoff (N2) durch bestimmte heterotrophe und einige autotrophe Bakterien, die danach als Denitrifizierer bezeichnet werden. Bei diesem Vorgang, der den Bakterien zur Energiegewinnung dient, werden bei Mangel an molekularem Sauerstoff (O2) verschiedene oxidierbare Stoffe (Elektronendonatoren), wie organische Stoffe, Schwefelwasserstoff (H2S) und molekularer Wasserstoff (H2), mit Nitrat als Oxidans oxidiert. Der Vorgang ist eine Möglichkeit des Energiestoffwechsels. Der Prozess der Denitrifikation ist an Membranen der Bakterien gebunden. In seinem Verlauf wird Energie in Form eines Protonen-Konzentrationsunterschieds zwischen den durch die Membran getrennten Räumen gespeichert. Es handelt sich daher um eine Form der anaeroben Atmung, die auch als Nitratatmung bezeichnet wird. Da die Redoxpotentiale aller Einzelschritte der Denitrifikation positiv sind, können diese Bakterien Nitrat als Elektronenakzeptor (Oxidationsmittel) für ihren oxidativen Energiestoffwechsel (oxidative Phosphorylierung) nutzen, wenn kein oder nur begrenzt gelöster molekularer Sauerstoff (O2) verfügbar ist (anoxische beziehungsweise hypoxische Verhältnisse). Die verwendeten Reduktionsäquivalente (e−), die aus der Oxidation der organischen oder anorganischen Stoffe stammen, unterscheiden sich zwischen den unterschiedlichen Enzymen und Bakterien; in der Regel dienen Chinone und Cytochrome als Elektronenüberträger. Durch die chemiosmotische Kopplung des Elektronentransports mit der ATP-Synthese führt die Denitrifikation schließlich zur Energiekonservierung (Zumft; 1997). 1.5 Molekularbiologische / mikrobiologische Untersuchungen des Teilprojekts 1.5.1 Populationsanalysen Durch die Entwicklung von Gensonden für eine Vielzahl von Umweltbakterien ist es möglich, eine bakterielle Population umfassend zu beschreiben oder Bakterien mit kennzeichnenden funktionellen Eigenschaften zu identifizieren, ohne eine kulturelle Voranreicherung durchführen zu müssen. Mittels Gradienten Gelelektrophorese Polymerase-Ketten Reaktion (PCR) und der Dichte (DGGE) können Populationsshifts der bakteriellen Populationen aufgezeigt, sowie das Auftreten von spezifischen Bakterien untersucht werden. Die Zusammensetzung der natürlichen Bakterienpopulationen lassen sich anhand unterschiedlicher DGGE-Muster darstellen und vergleichen. Die Amplifikation der relevanten 16S rRNA-Abschnitte erfolgt mittels Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR). Als Ausgangsmaterial können entweder Bakterien direkt aus dem natürlichen Habitat oder aus zuvor isolierter DNA zur PCR eingesetzt werden. Dabei werden verschiedene 7 Oligonukleotide ausgehend von der 16S rRNA als Primer verwendet, die sich für eine taxonomische Charakterisierung der Bakterienpopulation aus aquatichen Kompartimenten eignen. Durch die Zugabe von eubakteriellen Primern in den PCR-Ansätzen erfolgte die Vervielfältigung der DNA-Fragmente. Die PCR-Produkte werden anschließend auf einem 1% Agarosegel mit einer Elektrophorese zur Größenbestimmung der Gesamtamplifikate aufgetrennt und mit Ethidiumbromid angefärbt. Die amplifizierte 16S rDNA wird mit einer weiteren speziellen Elektrophoresetechnik, der DGGE, nach DNA-Sequenz aufgetrennt. Das Prinzip der DGGE basiert auf einer unterschiedlichen Laufgeschwindigkeit während der Elektrophorese aufgrund des unterschiedlichen Schmelzverhaltens von DNA-Fragmenten mit gleichen Längen aber verschiedener Sequenzen. Dazu verwendet man ein Polyacrylamidgel mit einem denaturierenden Gradienten, in dem die DNA-Stränge chemisch getrennt werden. Als chemisches Denaturierungsmittel wird Harnstoff eingesetzt. Voraussetzung für eine Separation von DNA-Strängen mit Hilfe der DGGE ist die Verwendung einer G(uanin)-C(ytosin)-Klammer am 5´-Ende eines verwendeten Primers, um ausreichende thermische Stabilität der PCR-Produkte zu gewährleisten. Nach der Elektrophorese werden die DNA-Banden in den Gelen mit SYBR Green gefärbt. Das Resultat der DGGE ist ein Bandenmuster, wobei jede Bande einer Bakterienart entspricht. Zur genaueren Identifizierung der einzelnen Spezies werden DGGE-Banden aus dem Gel ausgeschnitten, die DNA extrahiert, mittels PCR reamplifiziert und aufgereinigt. Die Reinheit der PCR Produkte wird nochmals mittels DGGE überprüft und schließlich sequenziert. Über einen Vergleich mit zugänglichen DNA-Datenbanken wird eine präzise Zuordnung der sequenzierten DNA-Bande ermöglicht. In der nachfolgenden Abbildung ist die gewählte Strategie zur Charakterisierung von Populationen und Bakterienspezies aus unterschiedlichen Habitaten dargestellt. Belastetes Rohwasser: natürliche Population Amplifikation der Gesamt-DNA PCR Reaktoren: Selektion auf Denitrifikanten Gesamt-DNA PCR DNA PCR Charakterisierung von Bakterien mit molekularbiologischen Methoden DGGE und Sequenzierung Bakterien (allgemein) Speziell für Denitrifikation Abbildung 1: Prinzip der molekularbiologischen Populationsanalyse 8 1.5.2 Genexpressionsanalysen Eine Genexpressionsanalyse bezeichnet eine Untersuchung der Umsetzung der genetischen Information (Genexpression) mit molekularbiologischen Methoden. Die Genexpressionsanalyse ermöglicht qualititive/quantitative Aussagen über die Aktivität verschiedener Gene. Die DNA für die Proteine steuert die Proteinsynthese nicht selbst, sondern nutzt RNA als molekulare Zwischenstufe. Sobald die Zelle ein bestimmtes Protein braucht, wird die Nukleotidsequenz abgeschrieben des entsprechenden (Transkription). Diese Bereichs des RNA-Abschnitte Genoms dienen zunächst als Matrize in für RNA die Proteinsynthese. Je mehr Protein benötigt wird, desto mehr Matrizen werden hergestellt. Daher dient die Anzahl der Matrizen als Indikator für die Anzahl der hergestellten Proteine. Zuerst wird die Gesamt-RNA der Bakterien isoliert und wieder in DNA umgeschrieben (cDNA). Dann wird eine Real-Time-PCR oder Acylamidgelelektrophorese mit dieser cDNA für das Zielgen mit spezifischen Primern durchgeführt. Die Real-Time-PCR ist eine Variante der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Durch die dem Reaktionsgemisch zugesetzten Farbstoffe wird die Konzentration des Produktes während der PCR verfolgt. Durch die Auswahl bzw. Design von neuen Primersequenzen für Gene, die in der Denitrifikation eine wichtige Rolle spielen, wird die Genaktivität spezifisch in einer RealTime-PCR quantifiziert und damit Potentiale der Nitratelimination sichtbar gemacht. Das Prinzip der Genexpressionsanalyses ist in nachfolgender Abbildung sichtbar gemacht. Gesamt-RNA cDNA RealTime-PCR Abbildung 2: Prinzip der Genexpressionsanalyse 9 2. Material und Methoden 2.1 Isolierung von genomischer DNA aus Bakterien für die PCR Qiagen Genomic-Mini tip 20/G oder Midi tip 100/G (25) Nr. 10243, 242,- (Qiagen) Genomic DNA Buffer Set Nr. 19060, 102,- (Qiagen) RNase A Nr. 19101, 199,- (Qiagen) Konz. 100mg/mL Proteinase K, Nr. 19133, 299,- (Qiagen) gebrauchsfertig Lysozym Nr. L7651 (Sigma) Stocklösung 100mg/mL Ethanol (70%) kalt Isopropanol Nr. I-9516 (Sigma) Î Dieser Test wird benutzt, wenn in der Lösung viel DNA zu erwarten ist Î Der Test besteht aus folgenden Schritten: Ö Aufbrechen der Zellen in Puffer 1mit Lysozym und Proteinase K unter Anwesenheit von RNase bei 37°C in Ö Denaturierung von DNA-bindenden Proteinen bei 50°C mit Puffer 2 Ö Aufbringen der Lösung auf die Harzsäule (Genomic-tip) und dabei Bindung der DNA durch Gravitationskräfte an das Harz Ö Waschen der Säule mit Puffer QC Ö Elution der DNA durch Puffer QF Ö Auffangen der Lösung mit isolierter DNA Ö Fällung der DNA durch Isopropanol; zentrifugieren und waschen der gefällten DNA mit kaltem 70%-igem Ethanol Ö Lufttrocknen des Pellets und aufnehmen in dest. Wasser (Achtung: Zu lange Trocknungszeiten machen das Auflösen des Pellets schwieriger) Î siehe Vorschrift im Handbuch (Seite 40) von Qiagen, Bemerkungen dazu: Ö Wasserbäder auf 37°C und auf 50°C erwärmen Ö Bei verschmutzten Proben kommt es schnell zur Verstopfung der Säule; eventuell Probe vorher von Schwebstoffen durch Faltenfilter reinigen Ö Der Punkt 5B. wird angewendet 2.2 Vermessung von RNA/DNA mit dem Nanodrop-Photometer Die Konzentration von DNA bzw. RNA in Lösung kann photometrisch bestimmt werden. Nukleinsäuren adsorbieren Licht der Wellenlänge 260nm und Proteine von 280nm. Dabei gilt der folgende Zusammenhang: Î Extinktion bei 260nm von 1 OD entspricht: 50µg/mL ds DNA 37µg/mL ssDNA 40µg/mL RNA Î hohe Reinheit, wenn Extinktion bei 280nm (=Proteine) gering Î hohe Reinheit, wenn Extinktion bei 260nm (=DNA) hoch Î liegt Verhältnis der Extinktion 260 nm und 280 nm bei etwa 1,8 und 2,2 ist die Nukleinsäure ausreichend rein 10 Î liegt das Verhältnis zwischen Extinktion 260 nm und 280 nm bei unter 1,6 wird eine erneute Aufreinigung der Nukleinsäure empfohlen Î 30 ng DNA entspricht 5pmol DNA Î Das „DNA-Photometer“ NanoDrop von Peqlab benötgt 2µl Probenvolumen Ö Zeigt die Extinktion in einem Wellenlängebereich von 220nm bis 350nm. Ö Errechnet die Konzentration der DNA bzw RNA ng/µL und pmol/µL Ö Der Messbereich liegt zwischen 2 und 3000 ng/µl, so dass eine Verdünnung selten notwendig ist. Ö Für RNA Messunng Linse vorher in 0,5% SDS inkubieren, dazu 5µl auftragen und Detektorarm herunterdrücken Ö Nach dem Start der Software unter eigenem Account anmelden und zu vermessende Lösungsklasse (z.B. Nucleic Acid) wählen. Ö Für die Initialisierung des Gerätes 2µL H2O auf Linse auftragen und „OK“ drücken. Ö Blind/Blank-Wert mit jeweiligem Lösungsmittel der Nukleinsäure setzen, dazu dieses auf Linse auftragen und „Blank“ drücken Ö Messwerte mit 2 µl Nukleinsäurelösung messen, dazu dieses auf Linse auftragen, Detektorarm herunterdrücken und „Measurement“ drücken Ö Nach der Messung Dektektorarm wieder hochdrücken, Reste der Nukleinsäurelösung mit einem staubfreien Kimwipe von Detektorarm und Linse abwischen, Gerät ist nun bereit für die nächste Messung Ö Für wiederholte Messungen erneut 2µl auftragen, nicht gleiche Lösung zweimal messen, ist wegen Verdunstung ungenau Ö Daten werden als Excel kompatibles Dokument automatisch im jeweiligen User Account gespeichert. 2.3 Polymerase Ketten Reaktion (PCR) HotStarTaq DNA Polymerase benötigt zum Starten ihrer Aktivität einen Hitzeschritt von 15 Minuten bei 95°C. Dies ermöglicht einen unkomplizierten PCR-Ansatz bei Raumtemperatur. Thermocycler MicroAmp 96-WellTray MicroAmp96-WellBase sterile PCR-Reaktionsgefäße 0,2 mL, DNA frei HotStarTaq DNA Polymerase (Qiagen Nr. 203203:Kit enthält PCR-Puffer 10x konz., incl. MgCl2) dNTP Set, 100 mM Solutions ( dATP, dGTP, dTTP, dCTP) (Pharmacia): Stammlösung 10 µL je dNTP, ad 100µL mit aqua dest. (Endkonz.: 10mM) Primer 1 (x pmol/µL) Primer 2 (x pmol/µL) steriles aqua dest.oder gekauftes PCR-Wasser Î Der erste Schritt beim Ansatz der PCR ist das Zählen der Ansätze und damit verbunden die Berechnung des PCR-Mastermix Ö Herstellen eines PCR-Mastermix: • • • • Anzahl der Proben + Anzahl der Positiv-Kontrollen + Anzahl der Negativ-Kontrolle 11 • • = Anzahl der Ansätze insgesamt( n) wegen Pipettenungenauigkeiten wird für den Mastermix⇒n+1 angesetzt ein PCR-Ansatz erfolgt im 50µL oder 100µL-Volumen, die unten aufgeführte Tabelle bezieht sich auf 100µL (entspricht der Hälfte der Komponenten beim 50µL-Ansatz) Komponenten Volumen PCR-Puffer 10x konz. incl. MgCl2 dNTP-Lösung primer 1 primer 2 HotStarTaq DNA Polymerase Aqua dest. 10µL 2µL xµL xµL 0,5µL xµL Konzentration der Stammlösungen Tris-Cl, KCl, (NH4)2SO4, 15mM MgCl2; pH 8.7 (20°C) 10mM je dNTP 100mpol/µL 100pmol/µL 5U/µL Gesamtvolumen incl. Target soll 100µL betragen ! Endkonzentration im Ansatz Tris-Cl, KCl, (NH4)2SO4, 1.5mM MgCl2; pH 8.7 (20°C) 200 µM je dNTP x pmol (meist 30 – 50 pmol) x pmol (meist 30 – 50 pmol) 2,5 U Î MicroAmp 96-WellTray auf MicroAmp96-WellBase legen, Anzahl der benötigten Reaktionsgefäße einstecken Î Target-DNS (als Negativkontrolle entspechendes Volumen aqua dest. aus der verwendeten Charge) im Reaktionsgefäß vorlegen (bei Bakterienlösungen 10µL im 100µL Ansatz) und gut gemischten PCR-Reaktionsmix zugeben (Target-DNA und PCR-Reaktionsmix insgesamt 100µL Volumen) Î 96WellTray mit Reaktionsgefäßen in Thermocycler einsetzen, Deckel schließen und PCR-Programm starten. PCR-Protokolle zum Nachweis der von Genen der Denitrifikation Nitratreduktasen NarG mit Primer NarG1F und NarG1r und NapA mit Primer PAE NapA2f und PAE NapA2r: Thermocyclerprofil für NarG: das Amplicon besitzt eine Größe von 500 bp 95°C 95°C 50°C 72°C 72°C 15 min 30 sec 30 sec 1 min 10 min 30X Thermocyclerprofil für NapA: das Amplico besitzt eine Größe von 66 bp 95°C 95°C 48°C 72°C 72°C 15 min 30 sec 30 sec 1 min 10 min 30X Nitritreduktasen: NirK mit den Primern F1aCu undR3Cu und nirS mit den Primern Cd3aF und R3Cd: Thermocyclerprofil für NirK: das Amplicon besitzt eine Größe von 437-450 bp 95°C 95°C 57°C 72°C 72°C 15 min 30 sec 1 min 1 min 10 min 28X 12 Thermocyclerprofil für NirS: das Amplicon besitzt eine Größe von 425 bp 95°C 95°C 52°C 72°C 72°C 2.4 15 min 30 sec 1 min 1 min 10 min 28X Agarose-Gelelektrophorese Elektrophorese-Kammer (Renner) Netzgerät (Biometra) Transilluminator (Vilber-Lourmat,) Kunststoffwanne, Größe entsprechend dem Gel Dispensier-Pipette (Eppendorf Comforpette mit Vorsatz für 10µL Spitze) Handschuhe Erlenmeyerkolben ca. 500 mL Multipurpose-Agarose (Appligene) Ethidiumbromid (Sigma): Stammlösung 10 mg/mL in aqua dest. TAE-Puffer: Tris (Lauf-Puffer) Na-Acetat EDTA Eisessig Längenstandard 100 bp DNA Ladder (Roche) Probenpuffer (“blauer Gelauftragspuffer”: EDTA 50 mM pH 8,0, 20 % Ficoll, 0,25 % Bromphenolblau, 0,25 % Xylen-Cyanol-> 0,4g Ficoll, 5mg Bromphenolblau, 5mg Xylen-Cyanol+ 2mL EDTA ) 0,4 N NaOH (16 g NaOH in 1 L aqua dest.) Herstellen des TAE-Puffers (100x, 1 Liter) • 484,4 g (4M) Tris Base (Sigma 7-9) • 82,0 g (1M) Natriumacetat • 37,2 g (0,1M) EDTA • Î einwiegen, 500mL aqua dest. zugeben, ca. 100mL Eisessig zufügen, etwa 5 Minuten im Ultraschallbad bestrahlen, zwischendurch umrühren, ca. pH 8 mit ca. 40mL Eisessig einstellen; rühren lassen, um • 1) die noch kristallinen Stoffe in Lösung zu bringen • 2) die auf ca. 40°C erwärmte Lösung abzukühlen, Î pH-Wert mit Eisessig exakt auf 8,0 einstellen, auf 1Liter mit aqua dest. auffüllen. Î Zur Herstellung des 1 x TAE-Gebrauchspuffers 25 mL TAE-Puffer (100x) und 2475 mL aqua dest. mischen Herstellen eines 1%igen Agarose-Gels • 2 g Agarose • 200 mL TAE Gebrauchspuffer • 0,4 gAgarose • 40mL TAE Gebrauchspuffer • Î im Erlenmeyerkolben mischen → für den ”großen ”Schlitten → für den ”kleinen” Schlitten Î in Mikrowelle (höchste Stufe, ca. 3 min) kurz aufkochen, es sollten beim Umschwenken der Lösung keine Schlieren mehr zu sehen sein Î auf ca. 55 °C abkühlen lassen (entweder im Wasserbad oder unter fließend Wasser) und 20 µL (”großer” Schlitten) bzw. 4µL (”kleiner” Schlitten) einer 1 % Ethidiumbromid 13 Stammlösung (Endkonzentration im Gel: 1µg/mL) zugeben. Vorsichtig durch leichtes Schwenken des Kolbens mischen Î Elektrophoresetank in der Horizontalen justieren, so dass das Gel eben gegossen werden kann Î Gelschlitten mit Kämmen und Begrenzungsleisten bestücken, eventuell mit Klebestreifen abdichten und auf den Deckel der Elektrophorese-Apparatur stellen Î Gel langsam und luftblasenfrei in die Mitte des Gelschlittens gießen, eventuell enstandene Luftblasen z. B. mit Eppendorfpipettenspitze entfernen Î mind. 20 Minuten bis zum Erstarren abwarten (im Kühlschrank zu beschleunigen), Klebeband entfernen und Kämme durch leichte Zitterbewegung (Vorsicht, sonst Risse am Gelboden) herausnehmen Elektrophoreselauf Î Elektrophorese-Tank mit ca. 2 L 1x TAE-Puffer füllen und Schlitten mit Gel einsetzen (kleines Gel eventuell mit Klebeband am Rand fixieren) Î für jedes Amplifikat in gekennzeichneten PCR-Caps mit Comforpette 1 µL (oder 2µL) Probenpuffer vorlegen Î je 10 µL (oder 20µL) Amplifikat zugeben (Praktisch: verwendete Spitze im tube für späteres Pippetieren in die Geltasche belassen) Î pro Geltasche 11 µL (oder 22µL) Amplifikat-Puffer-Gemisch pipettieren, Reihenfolge dokumentieren Î Längenstandard (Konzentration laut Beschreibung) nicht vergessen, günstige Position wählen Î Kammer schließen und Elektrophorese starten (50 - 100 Volt) Î nach geeigneter Zeit (30Minuten- 4Stunden) Gerät abschalten, Gel auf Gelträger vorsichtig aus der Kammer nehmen und auf Transilluminator ”rutschen” lassen, entweder Î Banden auf Transilluminator auswerten, eventuell Polaroidfoto anfertigen Î Bedienung der Kamera: Ö Film einlegen (für 10 Aufnahmen) Ö Blende (z.B. 8) und Belichtungszeit(z.B. 4) einstellen Ö Tubus über Gel stülpen, Kamera auf Tubus stecken Ö Auslöser betätigen, Papierstreifen erscheint, diesen herausziehen, zweiter Papierstreifen erscheint, an diesem befindet sich das Foto, ebenfalls herausziehen Ö Foto 30 Sekunden entwickeln lassen, Folie abziehen Î oder Gel mit dem Lumi-Imager von Roche Diagnostics auswerten 2.5 Isolierung von RNA aus Bakterien RNeasy® Mini Kit Nr.74104(50 Spin Columns),350DM, Fa. Qiagen TE-Puffer (10mM Tris-Cl, 1mM EDTA, pH= 8,0) 14,5 M ß-Mercaptoehtanol Ethanol abs.. Lysozym RNase-freie Eppendorfspitzen (blau, gelb, kristall) 14 Lysozym-Stammlösung (gelöst in Wasser): Für Bakterien: 50 mg/mL Lysozym TE-Puffer mit Lysozym: Für Bakterien: 6µL Lysozym-Stammlösung (s.o.) pro 100 µL TE-Puffer Anzüchten der Bakterien Die Bakterien in einer Flüssigkeitskultur anzüchten (z.B.: BHI) und in der exponentiellen Phase ernten: 3-5 min bei 8000 rpm zentrifugieren . Überstand verwerfen. Ca. 5 x 108 Zellen in 100 µL Lysozym / TE-Puffer resuspensieren, gut vortexen. • Lyse mit Hilfe von Puffer RLT 350µL Puffer RLT (enthält ß-ME) zugeben, Probe gut vortexen!! (evtl. 2 min bei max. Drehzahl zentrifugieren, nur Überstand weiterverwenden). • • Herstellung der Bindungsbedingungen Zugabe von 250 µL Ethanol abs., mit der Pipette gut mischen, nicht zentrifugieren. Auftragen auf die Säule Probe (ca 700 µL) auf den Spin Column auftragen (evtl. entstandene Präzipitate auch auf die Säule laden), Spin Column muß in einem „Collection tube“ sitzen. Für 15 sec bei >10.000 rpm zentrifugieren. • Waschen 700 µL Puffer RW1 auf die Säule geben und für 15sec bei mehr als 10.000 rpm waschen. Säule in einen neuen „Collection tube“ überführen und 500 µL Puffer RPE auftragen, für 15 sec bei mehr als 10.000 rpm waschen, Durchlauf verwerfen. Erneut 500 µL Puffer RPE auftragen und 2 min bei maximaler Geschwindigkeit die Säule trocknen (wenn nötig Säule durch nochmaliges zentrifugieren für 1min bei max. Geschwindigkeit trocknen, zur Vermeidung einer evt. Puffer RPE-Kontamination). • Elution Säule in ein 1,5 mL Eppendorf-cap geben (wird mitgeliefert) und 30-50 µL RNase-freies Wasser direkt auf die Membran geben. Zur Elution für 1min bei mehr als 10.000 rpm zentrifugieren. • Lagerung Die so gewonnene RNA kann bei –20°C/-70°C bis zu 1 Jahr gelagert werden. 2.6 TaqMan PCR zum quantitativen Nachweis von funktionellen Genen Für die quantitative PCR wurde ein Reaktionsvolumen von 50 µl verwendet. pro Ansatz 2 x uMM Buffer Vorwärts-Primer 5µM Rückwärts-Primer 5µM Sonde 5µM Template Wasser 25 µl 3 µl 3 µl 2 µl 10 µl 7 µl 15 Thermocycler-Bedingungen 40 x 50°C 95°C 95°C 60°C 4°C 2:00 10:00 0:15 1:00 ∞ 2.7 Nachweis spezifischer mRNA mittels Reverser Transkriptase TaqMan PCR Durch Verknüpfung von Reverser Transkriptase-Reaktionen mit einer quantitativen TaqManPCR bietet sich eine weitere sensitive Möglichkeit zur Quantifizierung der Genexpression. Im ersten Schritt erstellte die reverse Transkritase nach Hybridisierung eines Primers mit der Zielsequenz der mRNA eine cDNA-Kopie. Im zweiten Schritt wurde diese cDNA in einem TaqMan-Ansatz amplifiziert und quantifiziert. Da die mRNA dem codogenen Strang der DNA entspricht und in 5´-3´-Richtung synthetisiert wird, kann die Transkription nur mit einem Primer durchgeführt werden, der in der Sequenz einem Abschnitt des komplementären Stranges entspricht (Rückwärtsprimer). In der reversen Transkription werden somit komplementäre mRNA Kopien des Gens transkribiert. Die gebildete cDNA dient als Template für die nachfolgende TaqMan-PCR. Als Polymerase zur Ausführung der Reversen Transkription wurde die Multiscribe Reverse Transcriptase (Applied Biosystems) eingesetzt. Pipettierschema für einen 50 µl Ansatz: 10x TaqMan RT Puffer (Applied Biosystems) 25 mM MgCl2 deoxyNTPs Mixture (Applied Biosystems) Primer (2,5 µM) 5 µl 11 µl 10 µl 2,5 µl RNase Inhibitor 1,0 µl MultiScribe (Applied Biosystems) 1,25 µl ad 40 µl RNA 10 µl Thermocycler-Bedingungen für die Reverse Transkriptase-Reaktion (Inkubation nur bei random hexamers) (25°C 10 min) Reverse Transkription Inaktivierung der Polymerase 48°C 30 min 95°C 5 min 4°C ∞ Zur Quantifizierung der gebildeten cDNA wurden 10 µl Lösung aus der Reversen Transkriptase-Reaktion zur TaqMan-PCR unter Standard-Bedingungen entnommen. 16 2.8 DNA-Sequenzierung von PCR-Produkten mittels ABI 310 Die DNA-Sequenzierung von PCR-Produkten erfolgt nach dem Sanger Prinzip. In einem PCR-ähnlichen Ansatz sind in einer Pufferlösung neben einem Primer, einer Polymerase und dNTPs auch ddNTPs beigefügt. Die verschiedenen ddNTPs sind mit unterschiedlichen Fluoreszenzfarbstoffen markiert. Als Target für den Primer dient meist ein PCR-Produkt. Bei der Extension werden zufällig ddNTPs eingebaut und die Polymerase-Reaktion bricht ab. Beim Einsatz eines Primers der vorherigen PCR-Reaktion entstehen dadurch DNAFragmente mit 3´-terminaler Fluoreszenzmarkierung der Längen Primer+1 Nukleotide bis zur Größe des PCR-Produktes. In einer Kapillarelektrophorese am ABI 310 werden die Produkte nach Größen getrennt. An Hand der Abfolge der Fluoreszenzfarben kann dann die Nukleotidsequenz gelesen werden. Die Leseweite kann bis zu 500 bp betragen. DNA-Vorbereitung Herstellen der Templates für die Sequenzierung durch PCR Aufreinigen der Amplifikate durch “ExoSAP-IT® For PCR Product Clean-Up” (Best-Nr: 78200 (100rxn),Fa. Usb) o ExoSAP-IT aus Kühlschrank nehmen, auf Eis lagern o Zu 5 µL PCR-Produkt 2µL ExoSAP-IT geben (im PCR-tube) o Inkubation: 37°C fur 15 min (Enzymreaktion) o Dann Inkubation: 80°C für 15 min (Inaktivierung der Enzyme) o Aufgereinigtes PCR-Produkt kann direkt in die Sequenzierung eingesetzt werden. durch Auftragen der DNA auf ein Agarosegel o o (auch bei Fragmenten unter 70bpmöglich) Banden ausschneiden mit 50-100µL dH2O über Nacht inkubieren oder für 2h auf dem Schüttler (die DNA diffundiert ins dH2O) Messung des DNA-Gehaltes (Angabe in ng/ µL) Menge an doppelsträngiger DNA = A260 * 50ng/µL Sequenzierreaktion Sequenzier-Kit (incl. Premix): BigDye® Terminator v1.1 Cycle Sequencing Kit, Best-NR. 4336774, Fa. Applied Biosystems Rezept für einen 10µL-Ansatz: Komponenten Premix DNA-template Primer (Achtung: nur 1 Primer!!) dH2O Total Menge [µL] 2µL x y 10-(x+y)-4 10 Endkonzentration * 5 pmol 10-200bp: 0,5-1,5 ng 200-500bp: 1,5-5 ng 500-1000bp: 2,5 -10 ng Thermocycling (ca. 1h) (Reaktionsvolumen auf 20µL einstellen!!) 96°C 96°C Primerabhängig 60°C 5min 10sec 5sec 1min 25X 17 4°C Target 16s ∞ Bezeichnung 517R Annealing 55°C Aufreinigung:(um überschüssige Dye Terminator zu entfernen) DyeEx2.0 Spin Kit (250), Best-NR. 63206, Fa. Qiagen/ Hilden Fällungs- Protokoll für Dye Ex Ersatz: - Probenvorbereitung wie gehabt mit SAP- Verdau und Sequenzierreaktion - dann folgendes Protokoll mit der Sequenzierprobe: - in 1,5ml Eppi: - 10µl Sequenzierprobe,10µl PCR- H2O, 2µl 3M NaAc (pH= 4,6), 50µl EtOH (96%) zusammen geben und vortexen für 15min bei Zimmertemperatur inkubieren (geht auch länger, z.B. über Nacht bei 4°C) - Bei 13.000rpm für 15- 20min bei Zimmertemperatur zentrifugieren - Überstand komplett abnehmen und verwerfen - Mit 250µl EtOH (70%) waschen und vortexen - Bei 13.000rpm für 5min bei Zimmertemperatur zentrifugieren - Überstand komplett abnehmen und verwerfen - Sediment trocknen (z.B 1min bei 90°C auf Heizblock) Wichtig: es darf sich kein Ethanol mehr im Reaktionsgefäß befinden Æ Eppi- Deckel offen lassen - Aufnehmen in 10µl PCR- H2O oder TE- Puffer (pH= 8 ) Zur Sequenzierung einsetzen (3µl Probe, 12µl HiDi) Elektrophorese im ABI Prism 310 Genetic Analyser (Sequenzierung) Die Sequenzierung kann mit 47cm Kapillaren (und POP4) oder mit 61cm Kapillaren (und POP6) durchgeführt werden. Allerdings sind Sequenzierungen mit der 47cm Kapillare (mit POP4) wesentlich schneller als die Sequenzierungen mit 61cm Kapillare (mit POP6). Je langsamer die Elektrophorese (abhängig vom Polymer und der Elektrophoresespannung) und je länger die Auftrennstrecke, umso höher ist die erreichbare Leseweite (von ca 300 bis max 600 bp). Buffer 10x with EDTA 25mL: Applied Biosystems Best.Nr. 402824 Hi-Di formamide, 25mL : Applied Biosystems Best.Nr. 4311320 POP4 Polymer5mL : Applied Biosystems Best.Nr. 402838 47cmx50µm Capillaries: Applied Biosystems Best. Nr. 402839 LiChroSolvWasser 1L : VWR Best.Nr. 1.15333.1000 Polymer und Puffer bereitstellen zum temperieren (ca. 30min) Sequenzer einschalten Computer einschalten Kapillare einsetzen (Kapillare länger als Elektrode) Autosampler kalibrieren (Probentray vorher rausnehmen) Spritze mit Polymer äquilibrieren, mit Polymer füllen (luftblasenfrei!) 10x Puffer verdünnen (→1x Puffer) und einsetzen (Anode und Katode) Spritzenstempel auf Position bringen (zuerst Syringe home, dann: Syringe down 600: bis der Spritzenstempel die Spritze erreicht; dann Syringe up 5) 18 Block mit Polymer füllen System Start Sample Sheet erstellen und speichern: ABI Prism Collection Software: File/ New/ Sequence Sample Sheet (48 tubes) • 4 Dyes • Dye Set /Primer: DT310 POP4{BD}v1.mob • Matrix File:Matrix_Seq_E • File Save as… • Injection List erstellen • Sample Sheet: • Injection 1: Seq. Fill Capillary (ohne Matrix) (“edit/ insert”) • Injection 2: Test CCD 4 Color (ohne Matrix) (“edit/ insert”) Module für Proben: Modul: Injection time Electrophorese voltage Collection time EP voltage Heat plate temperature Syringe pumping time P4rapidSeqSilke(1mL)E.md4 10 sec 15 KV 20 min 15 KV 50 °C 240 sec P4StdSeq(1mL)E.md4 30 sec 1 KV 32 min 11,3 KV 50 °C 240 sec • Letzte Injection: Seq Fill Capillary (ohne Matrix) (“edit/ add”) Sample in Tray einsetzen Start Auswertung: 2.9 Denaturierende Gradienten Gelelektrophorese (DGGE) Acrylamide/ bis- Acrylamide 40% Solution, Sigma, A 7168 Formamide, AppliChem,A 0871,0500 Urea, Sigma, U- 5378 TEMED ultra pure grade, amresco, 0761 Tris- Base, Sigma7-9, Sigma, T 1378 Acetic acid glacial, A 6283 EDTA, Riedel-de-Haën, 27285 Ammonium persulfate ACS grade,APS, amresco 0486 SYBR Gold, Molecular Probes; S-11494 Bromphenolblau, Sigma, B-8026 Xylene Cyanole, Sigma, X-4126 Verwendete Oligonukleotide als Primer in PCR Oligonukleotide Organismus Sequenz nach E. coli ( 5´ Î 3´) Zielsequenz GC 27 F Eubacteria (GC-Clamp)AGAGTTTGATCCTGGCTCAG 8-27 517 R Eubacteria ATTACCGCGGCTGCTGG 534-517 GC-Clamp: 5´-CGC CCG CCG CGC CCC GCG CCC GTC CCG CCG CCG CCC CCG CCC C-3´ 19 Verwendete Lösungen für die DGGE 10 x / 50 x TAE Puffer (1 Liter) Chemikalien Tris-Base Essigsäure 0,5 M EDTA-Lösung 10 x TAE Puffer 11,42 ml 20 ml 50 x TAE-Puffer 242,0 57,1 ml 100 ml auf < 1 Liter mit bidest Wasser auffüllen • pH auf 8,5 einstellen und dann auf 1 Liter mit bidest. auffüllen autoklavieren 0,5 M EDTA-Lösung (100 ml) • 18,612 g EDTA einwiegen • in < 100 bidest. lösen • pH auf 8,0 einstellen und auf 100 ml auffüllen 1 x TAE Running Buffer (7 L), pH= 8,5 • 140 ml 50 x TAE Puffer mit 6,860 Liter bidest. mischen 10% APS-Solution (1 ml) • 0,1 g Ammoniumpersulfate-APS • in 1 ml bidest lösen, bei -20°C lagern Dye Solution (10 ml • 0,05 g Bromphenol Blau, Sigma • 0,05 g Xylene Cyanole, Sigma • in 10 ml 1 x TAE-Puffer lösen, bei RT lagern 20 0%, 40% und 70% Acrylamid Lösungen (100 ml) Chemikalien 40% Acrylamide/Bis 37,5:1 50 x TAE-Puffer Formamide,deionized Urea, Bidest. H2O 0% 18,8 ml 2,0 ml ------------auf 100 ml 40% 18,8 ml 2,0 ml 16 ml 16,8 g auf 100 ml 70% 18,8 ml 2,0 ml 28 ml 29,4 g auf 100 ml Durchführung der PCR Die Proben werden entweder direkt in die PCR eingesetzt oder die DNA wird aus den Biofilmproben extrahiert (QIAamp® DNA MiniKit-50, Qiagen). Mit Hilfe der PCR wird ein definierter Abschnitt eubakterieller 16S rDNA vervielfältigt. Die Zugabe der Primerkombination GC27F / 517R ergibt 527bp- Fragmente. PCR-Reaktionsansatz: Gesamtvolumen: 100 µl 2,5 U of HotStar Taq-DNA polymerase (Qiagen, Germany) 30 pmol Primer 1 x PCR buffer 200 µM dNTP 5 und/oder10 µl Probe-DNA von den Biofilmsuspensionen. Tempraturprogramm des Thermocyclers: 1. 95°C PCR; Annealing bei 55°C: 15min 94°C 55°C 72°C 30 sec 30sec 1:00min 72°C 10:00min 35x Durchführung der DGGE Für die Primerkombination GC27F/517R wird ein denaturierender Gradient von 40 bis 70% Harnstoff verwendet. Je nach Intensität des PCR-Produkts werden 5-15 µl DNA mit 2-3µl Ladepuffer gemischt und in die Tasche des Gels eingefügt. DGGE Gel gießen ¾ Glasplatten mit Isopropanol reinigen, 0,2mmSpacer zwischen kleine und große Glasplatte legen, mit weißer Plastikkarte ausrichten und mit Schraubleisten fixieren (Unterkanten müssen absolut plan sein, sonst Auslaufmodell!)„Sandwich“ in den Gießstand stellen, Kammhöhe mit Filzstift markieren. ¾ Je 20 ml HDL (z.B. 70% Acrylamide-Lösung) und LDL (z.B. 40%Acrylamide-Lösung) in zwei Bechergläser blasenfrei pipettieren ¾ HDL mit 300 µl Dye- solution (blauer Puffer) versetzen ¾ je 180 µl APS (10%) und 18 µl TEMED zu den HDL- und LDL- Lösungen zugeben und blasenfrei mischen ¾ beide Spritzen mit jeweils 15ml HDL und LDL füllen ¾ HDL- Spritze hinten und LDL- Spritze vorne am Gradient Former festschrauben ¾ Schläuche an beiden Spritzen fest schrauben, Kanüle mittig am Glasplattensandwich mit Klebeband befestigen und Lösungen über Bewegen des Mischrades einfüllen ¾ Trenn- Gel bis zur markierten Füllhöhe gießen, evtl. Luftblasen „rausklopfen“ 21 ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ überschüssiges Acrylamide in ein Becherglas, Schlauch und Spritzen mit Wasser spülen nach dem Gießen ca. 300µl Isopropanol aufs Gel geben (verhindert die Austrocknung des Gels), mind. 30 min. auspolymerisieren lassen Isopropanol dekantieren mit dest. Wasser nachspülen und mit Kimwipes trocknen Zugabe des Sammelgels ( pro Gel 5ml 0% Acrylamaid-Lösung mit 45µl APS und 4,5µl TEMED), Kamm einsetzen, polymerisieren lassen mindestens 4h bis zum Lauf warten oder das Gel in feuchtes Papier (Filterpapier, Zellstoff )und Folie einwickeln und über Nacht in den Kühlschrank stellen Gel beladen: ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ ¾ vorheizen von 1x TAE-Running-Puffer (7 L) auf 56 °C im Elektrophorese- Tank vor dem Beladen vorsichtig den Kamm ziehen Gele in Halter („gascet“) einsetzen und in den Tank hängen Taschen mit Puffer spülen Taschen mit Hamiltonspritze beladen (Gesamtvolumen max.25µl) Gesamte DGGE-Einheit in Isolierbox stellen Pumpe anstellen und bei 70 Volt stellen und 16h (über Nacht) bei 56°C laufen lassen Färben der Gele mit SYBR Gold ¾ Färbelösung: 300ml 1xTAE- Puffer ph 8,0 (Agarosegel- Elektrophoresepuffer) mit 30µl SYBR Gold in abgedunkelter Plastikflasche mischen ¾ Glasplatten lösen, Orientierung des Gels markieren (Ecke abtrennen) ¾ Gel in Färbeschale 10 min. mit Färbelösung abgedunkelt färben (Wanne auf Schwenktisch bei geringer Bewegung ) ¾ Gel mit Klarsichthülle aus der Färbelösung fischen und auf Acrylplatte gleiten lassen ¾ Auswertung im LumiImager, SYBR520nm einstellen, 2-3 sec. Belichten ¾ benutzte Färbelösung durch Faltenfilter mit Aktivkohle abfiltrieren, entsorgen Identifizierung der Banden ¾ Gel mit Acrylplatte auf den UV- Tisch legen, max. 70%UV einstellen. ¾ Banden mit sauberen Skalpell ausschneiden, in steriles Reaktionsgefäß transferieren und mit 20- 50 µl PCR-H2O bedecken, mindestens 4h kühl stellen. (DNA diffundiert ins Wasser) ¾ Aus dem Überstand neue PCR mit GC-Primern ansetzen, PCR- Produkt auf Agarosegel überprüfen, zweites DGGE- Gel starten ¾ Im Idealfall ist jetzt nur noch eine Bande pro Spur sichtbar, ansonsten die deutlichste Bande ausschneiden und reamplifizieren. ¾ Diesen PCR- Ansatz quantitativ auf Agarosegel abschätzen (5µl auftragen, Foto) ¾ DNA- Gehalt im Gene-Quant messen und am ABI 310 sequenzieren. 2.10 Kultivierung von Bakterien Für die mikrobiologischen Untersuchungen wurden jeweils 100 ml Grundwasser und Wasser aus den Kammern des RBR Rotherst filtriert. Der Filter wurde je nach Nachweis auf einen geeigneten Agar (Nährboden) überführt. Für Koloniezahl wurde jeweils 10ml, 1ml, 100µl und 10µl auf 100ml mit sterilem Wasser verdünnt und dann filtriert. Die verwendeten Filter (Satorius, Whatmann) und Nährböden (Merck, Sifin) können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. Ebenso sind die Bebrütungstemperaturen angegeben. Alle Filter wurden nach 24 und 48h ausgewertet (Zählen der KBE = Kolonien-bildende Einheiten). Nicht eindeutige Kolonien wurden gepickt, in jeweils 100 µL steriles Wasser überführt und für die spätere Identifizierung mittels PCR, DGGE und Sequenzierung bei -20°C gelagert. 22 Tabelle 1: Angaben zum kulturellen Nachweis von Bakterien im Wasser: Nachweis für Agar Filter / Porengröße Temp. Salmonella Selektiv Cellulose-Mischester / 0,2µm 37°C McConkey Cellulose-Mischester / 0,2µm 37°C Lactose-TCC Cellulose-Nitrat / 0,45µm 36°C Cetrimide Cellulose-Mischester / 0,2µm 37°C Slanetz-Bartley Cellulose-Mischester / 0,45µm 37°C Chromocult Cellulose-Mischester / 0,45µm 37°C McConkey Cellulose-Mischester / 0,2µm 37°C Salmonellen Salmonella Selektiv Cellulose-Mischester / 0,2µm 37°C Clostridien TSC Cellulose-Nitrat / 0,2µm 37°C Kolonienzahl R2A Cellulose-Mischester / 0,2µm 20°C E. coli / Coliforme Pseudomonaden Enterokokken 2.11 Nachweis der Gesamtzellzahl und Anzahl aktiver Bakterien Zum Nachweis der Gesamtzellzahl und der metabolischen Aktivität im Wasser wurde das Wasser über einen Polycarbonatfilter (0,2 µm, 25 mm Durchmesser, Whatman) abfiltriert. Der Filter wurde anschließend mit CTC-Lösung (5-Cyano-2,3-ditolylchlorid, Polyscience, Inc.) überschichtet und für 4h im Dunkeln bei Raumtemperatur inkubiert. CTC ist ein Tetrazoliumsalz, das durch Dehydrogenaseaktivität der Bakterien zu einem wasserunlöslichen, rot fluoreszierenden Formazan reduziert wird. Für die CTC-Lösung wurden für jede Probenahme 20 mL einer 50 mM Stocklösung frisch angesetzt (303 g CTC wurden in 20 mL sterilem dH2O gelöst). Anschließend wurde der Filter mit 1 mL DAPI-Lösung (4',6-Diamidino-2-phenylindol, Applichem) in der Konzentration 1 µg/mL überschichtet. DAPI ist ein Fluoreszenz-Farbstoff, der in die doppelsträngige DNA interkaliert und bei Anregung mit ultraviolettem Licht im sichtbaren Bereich mit blauer bis cyaner Farbe fluoresziert. Nach 5 min Inkubation im Dunkeln wurde die DAPI-Lösung abfiltriert und der Filter auf einem Glasobjektträger mit Klebestreifen fixiert. Für die Floureszenzmikroskopie wurde der Filter mit einem Tropfen Citiflour (anti fading) benetzt, mit einem Deckglas versehen und am Mikroskop mit 1000facher Vergrößerung und entsprechenden Filtern ausgewertet. 10 Gesichtsfelder CTC und DAPI wurden ausgezählt. Tabelle 5 gibt Informationen zu den Filtern und zur Auswertung. 23 Tabelle 2: Informationen zum Mikroskop und Auswertung für die DAPI-/ CTC-Versuche. Filter im Mikroskop DAPI: Filter BP365/FT395/LP397 (blau) Daten Gezählter Ausschnitt: 0,0156 mm2 Æ gezählte Keime CTC: Filter BP546/FT580/LP590 (rot) Gesamter Filter (Filtrationsfläche): 300 mm2 Auswertung 300 mm2 / 0,0156 mm2 x Mittelwert der gezählten Keime = Keime / g PCL 24 3 Ergebnisse 3.1 Kultivierung von Bakterien unter denitrifizierenden Bedingungen Für den Denitrifikationsprozess im kleinen Maßstab wurde eine Anlage eingerichtet, in welcher Bakterien unter Zugabe von Nitrat, Mineralien, Spurenelementen und Ethanol als CQuelle das Nitrat vollständig zu Stickstoff verstoffwechselten. Dabei vermehrten sie sich und bildeten auf Siporax®, einem keramischen Substrat, welches speziell für die Denitrifikation im aquatischen Bereich eingesetzt wird, einen Biofilm. Das Gefäß faste 1 Liter Suspension, welche durch eine Kreiselpumpe in Bewegung gehalten wurde. Beimpft wurde die Anlage zuerst zu Testzwecken mit Bakterien aus Bodenkompartimenten, indem etwas Erde mit Leitungswasser vermischt wurde und nach dem Absetzten der groben Partikel 3 mL davon in 30mL LB-Medium + 10mM KNO3 2 Tage bei 22°C inkubiert wurde. Um den Ansatz anaerob zu halten wurde er mit Paraffin überschichtet. Ein Volumen von 1 mL dieser Lösung wurde in den befüllten Reaktor gegeben. Nach 2 Tagen wurde der Nitratgehalt mit einem kommerziellen Schnelltest überprüft. Abbildung 3: Behälter mit Bakteriensuspension, Siporax-Füllung und Kreiselpumpe 3.2 Molekularbiologische Untersuchung des nitrathaltigen Grundwassers Für die Analyse natürlicher Bakterienzusammensetzung wurde in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW) nitrathaltiges Grundwasser aus der Meßstelle F3 WSG Bruchsal entnommen. Die Nitratkonzentration dieses belasteten Grundwassers betrug 50-70 mg/L. Der Laborreaktor wurde mit 1 Liter Grundwasser befüllt. Die Sauerstoffkonzentration lag bei 13,5%. In den nächsten 3 Tagen änderten sich die Parameter nicht, daher wurden 100 mL Mineralmedium 10x konzentriert, 10 mL Spurenelement Lösung 100x konzentriert und 10 mL 25 EtOH 99,8% als C-Quelle zugegeben (siehe Tabelle 3). Nach 4 Stunden konnte Nitrit nachgewiesen werden. Nach 24 Stunden war eine deutlich Trübung zu sehen, der Sauerstoffgehalt lag nur noch bei 2,7% und es konnten weder Nitrat noch Nitrit gemessen werden. Dieser Vorgang wurde mehrfach wiederholt, indem jedes mal 10 mL Nitratlösung 10x konzentriert zugegeben wurde. Tabelle 3: Zusammensetzung der verwendeten Lösungen zur Einstellung denitrifizierender Bedingungen im Laborreaktor Nitratlösung 10x Mineralmedium 10x Spurenelemente 100x 36 g/L KNO3 468 mg/L NaH2PO4 x 2H2O 30 mg/L FeCl2 x 4H2O 300 mg/L MgSO4 10 mg/L ZnSO4 x 7H2O 11 mg/L MnCl2 x 4H2O 6 mg/L H3BO3 2.25 mg/L Co(NO3)2 x 6H2O 0.4 mg/L CuSO4 x 6H2O 2.8 mg/L NiSO4 x 6H2O 50 mg/L Na2MoO4 x 2H2O Für eine Populationsanalyse wurde dem Reaktor für die DNA-Extraktion eine Probe entnommen. Parallel dazu wurden 10 Liter des Grundwassers über Polykarbonat-Filter filtriert und die DNA aus den natürlicherweise vorhandenen Bakterien für eine Populationsanalyse extrahiert. Um die DNA Menge für die molekularbiologischen Untersuchungen zu erhöhen wurde eine enzymatische Vervielfältigung der ganzen bakteriellen Genoms der vorhandenen Bakterien durch Repli G-Mini-Kit (Qiagen, Hilden, Deutschland) nach Vorschrift durchgeführt. Aufgrund der Ergebnisse wurden weitere Experimente mit verschiedenen PCR-Bedingungen durchgeführt, wie z.B. Touch-Down-PCR, Gradienten-PCR, Auffüllreaktion. Auf diese Weise können Umweltproben auch unangereichert und ohne ein Hochamplifizieren der GesamtDNA mittels einer DGGE untersucht werden. Da die PCR die Grundlage für die nachfolgenden molekularbiologischen Populationsanalyse ist, wurde überprüft, ob die extrahierte DNA-Menge und –Qualität für die PCR ausreichend ist. Mit einem Primerset für das ribosomale 16S Gen (27F/517R) konnte aus verschiedenen Aufbereitungsansätzen das spezifische ca. 500 bp große Fragment vervielfätigt werden. In Abbildung 4 sind die PCR-Produkte aus Nitrat belasteten Grundwasserproben nach anaerober Anreicherung gezeigt. 26 500 bp Abbildung 4: 1% Agarosegel nach Optimierung der PCR durch Zugabe von 6 % DMSO als denaturierenden Zusatz Die Ergebnisse der PCR-Analysen lassen wie folgt zusammenfassen: • Die Primer 27F/517R und das zugehörige PCR-Programm können verwendet werden. • Eine PCR direkt aus Nitrat belasteten Grundwasserproben war aufgrund der geringen Biomasse bzw. Inhibitoren der PCR nicht möglich. Durch eine vorgeschaltete enzymatische Genomvervielfältigung konnte dieses Problem gelöst werden. 3.3 Populationsanalyse eines Nitrat belasteten Grundwassers Für die molekularbiologische Populationsanalyse mittels Denaturierender Gradienten Gelelektrophorese (DGGE) wurden PCR Produkte der verschiedene Proben untersucht (amplifizierte Genome aus Bakterien des Grundwasser, DNA aus kultivierten Keimen des Grundwassers (Referenzbakterien) und DNA aus Anreicherungskulturen des Grundwassers unter denitrifizierenden Bedingungen). Abbildung 5 gibt einen Überblick über die Vorgehensweise der molekularbiologische Populationsanalyse bestehend aus DNA Extraktion, PCR, DGGE, Sequenzierung Datenbank-Vergleich. 27 DNA PCR Identifikation per Datenbank DGGE Sequenzierung Abbildung 5: Prinzip der molekularbiologischen Populationsanalyse zur Charakterisierung von Bakterien bzw. bakteriellen Gemeinschaften amp.Genome Referenzbakterien Reaktor Abbildung 6: DNA-Bandendiversitäten von Proben aus angereicherten Kulturen (Reaktor), kultivierten Bakterien aus originalem Grundwasser und amplifizierten bakteriellen Genomen aus dem originalen Grundwasser ohne Anreicherung. Die Abbildung 6 zeigt das Polyacrylamidgel einer DGGE-Analyse mit den oben genannten Proben. Folgende Ergebnisse lassen sich aus dieser DGGE Populationsanalyse ableiten: Aus nitrathaltigem Grundwasser kultivierte Bakterien wurden in Reaktoren unter denitrifizierenden Bedingungen wieder gefunden. Das bedeutet, dass das System für die Identifikation denitrifizierende Bakterien geeignet ist. 28 Die Bandenmuster der Referenzbakterien und ihrer amplifizierten Genome unterscheiden sich nur minimal, was bedeutet, dass die Güte der hochamplifiziertern DNA für eine Populationsanalyse sehr gut ist. Somit können auch Umweltproben mit geringer Biomasse untersucht werden. Die dominanten DNA Banden konnte aus dem DGGE-Acrylamidgel ausgeschnitten und für die Sequenzierung vorbereitete werden. Nach Sequenzierung wurden die ribosomalen Sequenzen mit Datenbanken der NCBI zur taxonomischen Zuordnung der Bakterien verglichen. Im nitrathaltigen Grundwasser wurden Rhodobacter (Stickstofffixierung) und Cytophaga gefunden. Ein Großteil der natürlich vorkommenden Bakterien war den Proteobakterien zugeordnet, ohne eine genauere Identifizierung zu erreichen, d.h. es handelt sich um bisher noch nicht bekannte Mikroorganismen. Durch die Populationsanalyse des angereicherten Grundwassers konnten verschiedene Bakterien wie z.B. auch Nitratreduzierer identifiziert werden. Zudem zeigt sich hier in der DGGE die höchste Bandendiversität. Die angezüchteten Bakterien aus dem Grundwasser bestanden aus Azospira, Acidovorax (Nitratabbau), Aeromonas, Bacillus und Enterobacter. 3.4 Mikroskopische Untersuchungen der PCL Materialien 3.4.1 Untersuchungen mit dem Lichtmikroskop Um einen ersten Eindruck von der Morphologie der Biofilme auf bewachsenem PCL zu bekommen, wurde bewachsenes PHBCAPA 3070-1 aus Halle und bewachsenes CAPA 787 aus Stuttgart, sowie unbewachsenes PCL 6500 mit dem Mikrotom in dünne Scheiben geschnitten und unter dem Lichtmikroskop angeschaut. Schon beim Schneiden fiel auf, dass der Kunststoff zu klebrig und zu weich ist, um einen ausreichend dünnen Schnitt für das Mikroskop herzustellen. Um den Bewuchs besser sichtbar zu machen, wurde das bewachsene PCL mit 2 verschiedenen Fluoreszenzfarbstoffen gefärbt: zum einen mit CTC für die metabolische Aktivität und zum anderen mit DAPI, welche die Gesamt-DNA in Bakterien färbt. Da PCL im entsprechenden UV-Bereich der verwendeten Fluorochrome eine Eigenfluoreszenz zeigte, konnte der Biofilm mir dieser Methode nicht untersucht werden. 29 3.4.2 Untersuchungen mit dem ESEM Um die Struktur der Aufwuchsträger zu untersuchen, wurde bewachsenes und unbewachsenes PCL mit dem ESEM (Environmental Scanning Electron Microscope) untersucht. Das ESEM hat den Vorteil, dass die Proben nicht im Hochvakuum vorliegen müssen und die Biofilme dafür nicht extra vorbehandelt werden müssen. Im linken Bild (untern) ist ein keramisches Material (Siporax) zu sehen, welches im aquatischen Bereich als Aufwuchsträger für denitrifizierende Bakterien verwendet wird. Rechts daneben ist dieses Material mit 50-facher Vergrößerung zu sehen. Es fallen die zahlreichen großen Poren auf, welche die Oberfläche vergrößern und es zahlreichen Bakterien ermöglichten, sich anzusiedeln. Im linken Bild (unten) ist CAPA 6500 zu sehen, ein Material mit recht glatter Oberfläche. In der Mitte ist dieses Material in 50-facher Vergrößerung zu sehen. Man kann hier die glatte Oberfläche durchzogen von einzelnen Rissen sehen. Bakterien werden hier weniger dichte Biofilme bilden können. Und tatsächlich zeigt sich im Experiment, dass sich Biofilme auf diesem Material nur sehr langsam bildeten. Im rechten Bild ist bewachsenes CAPA 787, ein von der Struktur her ähnliches Material, in einer Vergrößerung von 50–fach zu sehen. Man kann Dellen erkennen, die durch den Abbau der Bakterien oder aber durch Abrieb im Reaktor entstanden sein können. Im linken Bild (unten) ist das Polymer PHBCAPA 3070-1 zu sehen. Dies ist ein relativ poröses Material, was auch im Bild rechts daneben bei einer Vergrößerung von 50-fach erkennbar ist. Es zeigten sich viele kleine Poren, die ähnlich dem keramischen Material den 30 Bakterien genug Oberfläche bieten können. Beobachtungen zeigten, dass sich Biofilme im Vergleich zu CAPA 6500 auf diesem Material schneller bildeten. 3.5 Wachstum von Biofilmen auf den PCL-Aufwuchsmaterialien Um das Wachstum von Biofilmen auf den verschiedenen Aufwuchsträgern zu untersuchen, wurden PCL 6500, BC 30_70 ES (1), PCL1_8/2_6506SW und PHBCp1_8/1SW jeweils in einem Laborreaktor mit einer Spurenelement- und Nitratlösung versetzt und mit bereits bewachsenem keramischen Material beimpft. Nach mehrmonatiger Inkubation mit regelmäßigen Mediumwechsel und Nitratzugabe wurde die Denitrifikation beobachtet. Diese konnte mit kommerziellen Teststäbchen nur grob bestimmt werden. Das Biofilmwachstum wurde über die DNA-Menge bestimmt, die aus den Biofilmbakterien der Aufwuchsmaterialien isoliert werden konnte. Je höher die DNA-Konzentration desto mehr Bakterien waren auf der Oberfläche angesiedelt. Zusätzlich wurden Proben des Rotobioreaktors in Rotherst und Proben der Reaktoren aus Stuttgart untersucht. Die Ergebnisse gibt die nachfolgende Tabelle wieder. Das poröse Material BC 30_70 ES (1) wie im Labormaßstab eine sehr gute Denitrifikationsrate bei einer relativ geringen DNA-Menge auf, wohingegen die Probe aus dem Rotobioreaktor Rotherst eine mäßige Denitrifikation bei einer erhöhten DNA-Menge hat. Demzufolge korrlierte ein verstärktes Biofilmwachstum nicht unbedingt mit einer guten Denitrifikationsleistung der vorliegenden Bakterien. 31 Tabelle 4: Biofilmwachstum auf PCL Materialien im Labormaßstab und in den Reaktoren der Standorte Rotherst und Stuttgart Bezeichnung Alter der DNA-Menge Denitrifikation Biofilme PCL 6500 1 Jahr 1.8 μg/g wenig BC 30_70 ES (1) 1 Jahr 4 μg/g Sehr gut PCL1_8/2_6506SW 7 Monate 1,2 μg/g kaum PHBCp1_8/1SW 7 Monate 1,3 μg/g kaum RBR Rotherst 3-7 Monate Kammer 1: 10 μg/g mäßig RBR Rotherst 5-9 Monate Kammer 1: 13 μg/g Kammer 2: 8 μg/g mäßig Kammer 1: 16 μg/g RBR Stuttgart unbekannt Kammer 2: 13 μg/g nicht getestet Kammer 3: 8 μg/g Zusätzlich zu den Biofilmuntersuchungen wurden bei einer Probennahme des RBR Rotherst im November 08 und Januar 09 die Anzahl der Koloniebildenden Einheiten (KBE: kultivierbare Bakterien) und der Anteil physiologisch aktiver Bakterien im Wasser der Kammer bestimmt. Die Kultivierung erfolgte auf R2A-Agar und der Nachweis der metabolischen Aktivität im Epifluoreszenz-Mikroskop. Dazu wurde die Gesamtzellzahl mittels DAPI, einem DNA bindenden Fluorochrom, bestimmt. Die Anzahl der aktiven Bakterien wurde mittels CTC Verfahren ausgezählt. Dieses Tetrazolium-Salz wird von aktiven Bakterien aufgenommen und enzymatisch in ein rot fluoreszierenden Formazan-Molekül umgesetzt. Der prozentuale Anteil aktiver Bakterien wird über die Gesamtzellzahl DAPI gefärbter Bakterien ermittelt. 32 Tabelle 5: Nachweis kultivierbarer und metabolische aktiver Bakterien an verschiedenen Probenahmestellen des RBR Rotherst. Zeitpunkt der Stelle KBE Anteil physiologisch aktiver Bakterien Nov. 08 Kammer 3 108/100ml 10% Jan. 09 Kammer 3 107/100ml 8% Jan. 09 Kammer 2 8x106/100ml 6% Jan. 09 Kammer 1 8x106/100ml 6% Jan. 09 Grundwasser 102/100ml nicht nachweisbar Probennahme Es wurde deutlich, dass das Kammerwasser eine um mehrere Log-Stufen höhere Bakterienanzahl aufwies als das entsprechende Grundwasser, mit dem die Kammern befüllte wurde. Ebenso waren 6-10% der Bakterien physiologisch aktiv, wobei davon auszugehen ist, dass der prozentuale Anteil aufgrund der Nachweisgrenze des CTCVerfahrens deutlich höher liegt. Im Grundwasser selbst lag die enzymatische Aktivität offensichtlich unterhalb der Nachweisgrenze. Diese Ergebnisse zeigten, dass es zu einer signifikanten Anreicherung von Bakterien im Reaktorprozess kam. Eine unerwünschte Anreicherung von hygienisch relevanten Bakterien sollte dabei vermieden werden, um in nachfolgenden Aufbereitungs- und Verteilungssytemen Kontamination zu vermeiden. Um ein mögliches Kontaminationpotential mit hygienisch relevanten Keimen abzuschätzen, wurde das Kammerwasser mit spezifischen mikrobiologischen standardisierten Anreicherungsverfahren für insgesamt 8 trinkwassergängige Pathogene untersucht. In keiner Wasserprobe wurden die in Tabelle 7 aufgelisteten Mikroorganismen nachgewiesen, lediglich auf PCL-Material konnte mittels molekularbiologischem PCR-Ansatz ein Signal für Enterokokken und Pseudomonas aeruginosa nachgewiesen werden. 33 Tabelle 7: Nachweis hygienisch relevanter Bakterien im Reaktor Rotherst Mikrooganismen Mikrobiologischer PCR-Nachweis Nachweis Escherischia coli negativ n.n. Coliforme Bakterien negativ n.n. Enterokokken negativ nur auf PCL P. aeruginosa negativ nur auf PCL Campylobacter negativ n.n. Shigellen negativ n.n. Salmonellen negativ n.n. Clostridien negativ n.n. n.n.: nicht nachgewiesen 3.6 Populationsanalysen der Biofilme aus den verschiedenen Reaktoren aus Stuttgart, Rotherst sowie der Laborreaktoren Karlsruhe Identifizierte Bakterien der Biofilme und des umgebenden Wassers in den Versuchsreaktoren der ISWA Stuttgart, des Rotobioreaktors Rotherst und in den Laborreaktoren im IFG wurde in der nachfolgenden Tabelle 8 zusammengestellt. Grundlage dieser Ergebnisse sind Untersuchungen mittels DGGE und Sequenzierung von DNA-Banden aus den DGGE Auftrennungen der PCR-Produkte. Es wurden verschiedene Denitrifikanten, aber auch Eisen- und Manganreduzierer aus der Gruppe der Proteobakterien gefunden. Auffallend ist, dass in allen Reaktoren mit PCL als Kohlenstoffquelle die β-Proteobakterien überwogen. Außerdem trat die Gattung Acidovorax gehäuft auf. Viele der sequenzierten DNA-Banden aus der DGGE von Biofilmproben konnten im Datenbank-Vergleich nicht eindeutig zugeordnet werden, da es sich um bisher unbekannte Bakterienspezies handelte. Diese werden in nachfolgenden Tabellen als „Uncultured“ bezeichnet. Eindeutig Bakterienspezies zuordenbare Sequenzdaten sind nachfolgend aufgelistet. Diese Ergebnisse waren für die Auswahl der Testorganismen ausschlaggebend, mit welchen molekularbiologisch auf Denitrifikationsleistung untersucht wurde. 34 Tabelle 8: Auflistung und Zuordnung der identifizierten Bakterien aus Biofilmen der Reaktoren Laborreaktor Acidovorax temperans Karlsruhe (ohne PCL mit Ethanol) β-Proteobacteria Dentrifikanten Acidovorax sp. Acidovorax sp. Aquaspirillum sp. Zoogloea sp. Denitrifikanten Oxalobaceriaceae RBR Stuttgart β-Proteobacteria Dechloromonas sp. CAPA 787 Leptothrix sp. Mangan- und Eisen- Oxidierer Ferribacterium limneticum Eisen(III)-Reduzierer Uncultured bacteria Reaktor Karlsruhe CAPA 6500 Klebsiella sp. Enterobakterium Acidovorax sp. Denitrifikanten γ-Proteobacteria β-Proteobacteria Uncultured bacteria Pseudoxanthomonas sp. γ-Proteobacteria Nitratreduzierer Acidovorax delafieldii Acidovorax sp. Denitrifikanten Aquaspirillum sp. RBR Achern Hydrogenophaga sp. Leptothrix sp. β-Proteobacteria H2-Oxidierer Mangan- und Eisen- Oxidierer Uncultured bacteria Uncultured bacteria γ-Proteobacteria 35 Nach diesem Überblick über die biologische Zusammensetzung war nun eine genauere Analyse notwendig. Vor allem sollte untersucht werden, wie sich die Population im Biofilm einer Reaktorkammer zur Population des Wassers der Kammer verhält und ob es Unterschiede zwischen den Kammern gibt. Dazu wurden Proben aus dem Rotobioreaktor Rotherst, dem Rotobioreaktor Stuttgart und dem Dynasandreaktor Stuttgart untersucht. Es wurde jeweils das PCL, sowie das Wasser der einzelnen Kammern beprobt. Die Ergebnisse sind in den folgenden beiden Tabellen dargestellt: Rotobioreaktor Rotherst Es fiel auf, dass im Reaktor Rotherst in allen Kammern wiederum die β-Proteobakterien auf PCL Material überwogen. Es gibt jedoch Unterschiede in der bakteriellen Zusammensetzung zwischen PCL und Wasser der jeweiligen Kammern. Die α-Proteobakterien kamen überwiegend im Wasser vor, während einige der β-Proteobakterien nur auf PCL anwuchsen. Dies deutete auf eine selektive Ansiedelung von Bakterienspezies auf dem PCL-Material im Reaktor hin. Tabelle 9: Untersuchungen der jeweiligen Kammern des Rotobioreaktors Rotherst PCL Uncultured 1 Uncultured 2 Burkholderiales Comamonadaceae 1 Comamonadaceae 2 Comamonadaceae 3 β-Proteo Comamonadaceae 4 Comamonadaceae 5 Aquaspirillum sp. 1 Aquaspirillum sp. 2 Uncultured ε-Proteo Uncultured α-Proteo Wasser K1 K2 K1 K2 K3 + + + +++ +++ ++ + ++ + + + + + + + + + + + + + ++ ++ ++ ++ ++ + + + ++ +++ ++ ++ Die Kürzel K1 bis K3 bezeichnen die einzelnen Kammern des Reaktors. Die Anzahl der „+“ gibt die Bandenstärke im Bild der jeweiligen DGGE (nicht gezeigt) wieder. Die Bandenstärke steht in Abhängigkeit von der Häufigkeit des Bakteriums in der untersuchten Probe und kann so als indirekter Indikator für die Menge des Bakteriums im untersuchten Medium gewertet werden. 36 Populationsanalyse des Rotobioreaktors und Dynasandreaktors Stuttgart Auch hier überwogen wiederum die β-Proteobakterien. Allerdings zeigten sich hier keine so deutlichen Unterschiede in der Population wie im Vergleich von Biofilm- und Wasseranalysen des Reaktor Rotherst. Die einzelnen Kammern unterschieden sich nur gering voneinander und auch zwischen PCL und Wasser war kein deutlicher Unterschied erkennbar. Tabelle 10: Untersuchungen der jeweiligen Kammern und Reaktoren der ISWA Stuttgart. Die Kürzel K1 bis K3 bezeichnen die einzelnen Kammern des Reaktors, die Abkürzung Dyna steht für den Dynasandreaktor. βProteo γProteo δProteo εProteo Acidovorax sp. 1 Acidovorax sp. 2 Uncultured 1 Uncultured 2 Uncultured 3 Uncultured 4 Uncultured 5 Uncultured 6 Uncultured 7 Uncultured 8 Uncultured Xanthomonas sp. Pseudomonas sp. Uncultured Uncultured PCL K1 K2 K3 ++ ++ + + + + +++ +++ +++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ + + + + + + + + + + + + ++ ++ ++ Dyna K1 +++ + ++ ++ +++ +++ ++ + ++ ++ ++ + +++ ++ +++ ++ + + + + + + + ++ ++ ++ Wasser K2 Dyna + +++ ++ ++ +++ +++ + + ++ ++ + + ++ +++ ++ +++ + + + + + + ++ + ++ ++ + + + + ++ + + + + + + + + + 37 Populationdynamiken in Biofilmen auf PCL Materialien des Stuttgarter Rotobioreaktors und Dyna-Sand Reaktors K2 K1 D K3 K2 K1 D K3 K2 K1 D K3 K2 K1 6.3.-18.3. 1 2 K1 K2 K3 K1 K2 K3 K1 K2 K3 K1 K2 K3 K1 K2 K3 27.3.-21.4. K1 K2 K3 K1 K2 K3 K1 K2 K3 K1 K2 K3 K1 K2 K3 30.4.-28.5. K1 K2 K3 K1 K2 K3 4.6.-12.6. Abbildung 7: PCR-DGGE Analysen der Biofilme auf PCL des Rotobioreaktors Stuttgart in mehrmonatiger wöchentlicher Beprobung. K1-K3 bezeichnet die Kammern des Reaktors; D steht für den Stutgarter Dynasandreaktor. Die Zahlen in der Abbildung zeigen die DNA-Banden, die sequenziert wurden: (1) β-Proteobacteria, (2) Acidovorax spp. (Denitrifikant) (3) Pseudomonas spp. (Denitrifikant), (4) Cytophaga spp (Polymerdegradierer). Zwischen den DGGE-Spuren der jeweiligen Beprobungszeiten sind DNA-Markerspuren aufgetragen. D K3 K2 K1 D K3 25.2.-6.3. 3 4 damit eine hohe taxonomische Stabilität der Biofilme. 38 dem Dynasandreaktor (in Abbildung mit „D“ gekennzeichnet). Auch hier zeigten sich keine Unterschiede in der Biofilmzusammensetzung und PCL-Material, was eine Voraussetzung für eine stabile Denitrifikationsleistung ist. Verglichen wurde auch die Populationen des Rotobioreaktor mit Kammern der Rotobioreaktors zu den jeweiligen Probenahmen vergleichbar. Diese Ergebnisse belegten die Stabilität der Populationen auf dem hinweist, da jede Bande für eine Bakterienspezies charakteristisch ist. Von geringen Abweichungen abgesehen waren die Bandenmuster der drei sind in Abbildung 7 dargestellt. Es war deutlich zu sehen, dass die Vielfalt der DNA-Banden auf eine heterogene Biofilmzusammensetzung DNA aus den vorliegenden Biofilmen extrahiert und Populationsanalysen mittels PCR-DGGE durchgeführt. Die Bilder aus den Elektrophoresen Am Rotobioreaktor, der aus drei Kammern aufgebaut war, wurden wöchentlich über einen mehrmonatigen Zeitraum PCL Material entnommen, die 3.7 Um die Populationen der Biofilme des Dynasandreaktors besser miteinander vergleichen zu können, sind die DGGE Bandenmuster von Biofilmen einer mehrwöchigen Zeitreihe in Abbildung 8 nebeneinander gezeigt. Es zeigte wie schon beim Rotobioreaktor eine hohe Stabilität in der Biofilmzusammensetzung bei gleich bleibender Diversität im DNA Bandenmuster. Dyna: 27.3.-5.8. Abbildung 8: Mehrwöchige Biofilmuntersuchungen des Dynasandreaktors Untersuchungen zum DNA-Gehalt der Biofilme als Indikator für Biomasse auf PCL-Material zeigten, dass zu Beginn der Messungen der DNA-Gehalt in einen Bereich von 20 bis 55 µg/g PCL unabhängig vom Reaktortyp oder der untersuchten Kammer des Rotobioreaktors. Am Ende der mehrmonatigen Versuchsreihe zeigte sich eine Zunahme der DNA-Mengen aus Biofilmen auf eine Konzentration von 60 bis 90 µg/g PCL. Ausgehend vom DNA-Gehalt einer Bakterienzelle war es möglich, über den Biofilm DNA-Gehalt auf die Bakterienzahl umzurechnen. Durchschnittlich waren ein Gramm der PCL-Materialien mit 1.2–2.0x1010 Bakterien bewachsen. In Abbildung 9 sind die DNA Konzentrationen über die Zeit für die jeweiligen Probestellen aufgeführt. Die regelmäßig auftretenden Schwankungen bei den DNA-Konzentrationen konnten mit keinem anderen Prozessparameter korreliert werden. Abbildung 10 zeigt die Regressionsgeraden der DNA-Konzentrationen, die aus den jeweiligen Biofilmen extrahiert werden konnte. Während die Geraden der Kammern 1 und 2 des Rotobioreaktors sowie des Dynasandreaktors fast deckungsgleich waren, was auf eine ähnlich hohe Besiedlungsdichte hinweist, verläuft die Regressionsgerade der Messwerte aus Kammer 3 des Rotobioreaktors deutlich unterhalb der Messwerte der anderen Probestellen. In Kammer 3 wurde demzufolge eine geringere Biofilmansiedlung nachgewiesen. 39 DNA µg/g PCL 100,0 90,0 DNA [µg/gPCL] 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 8. 4. 09 15 .4 .0 9 22 .4 .0 9 29 .4 .0 9 6. 5. 09 13 .5 .0 9 20 .5 .0 9 27 .5 .0 9 3. 6. 09 10 .6 .0 9 25 .2 .0 9 4. 3. 09 11 .3 .0 9 18 .3 .0 9 25 .3 .0 9 1. 4. 09 0,0 Zeitpunkt der Probennahme K1 K2 K3 Dyna Abbildung 9: DNA-Konzentration aus Biofilme des PCL Materialien der Kammern des Rotobioreaktors (K1-3) und Dynasandreaktors (Dyna). DNA µg/g PCL 100,0 90,0 DNA [µg/gPCL] 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 3. 6. 09 10 .6 .0 9 6. 5. 09 13 .5 .0 9 20 .5 .0 9 27 .5 .0 9 8. 4. 09 15 .4 .0 9 22 .4 .0 9 29 .4 .0 9 25 .2 .0 9 4. 3. 09 11 .3 .0 9 18 .3 .0 9 25 .3 .0 9 1. 4. 09 0,0 Zeitpunkt der Probennahme K3 K2 Dyna K1 Abbildung 10: Regressionsgeraden der DNA-Konzentrationen aus den Biofilmen der beiden Reaktoren 40 3.8 Kultivierung und Identifizierung von Biofilmbakterien des Rotobioreaktors und des Dynasandreaktors in Stuttgart Reaktorwasser und suspendierte Biofilme von PCL des Dynasandreaktors und der 3 Kammern des Rotobioreaktors wurden auf verschiedenen Nährmedien auf Bakterienwachstum getestet. Die erhaltenen Bakterienkolonien wurden in Reinkultur gebracht. Diese Reinkulturen wurden durch Sequenzierung der ribosomalen DNA taxonomisch charakterisiert und zusätzlich wurde deren Denitrifikationspotential im bereits beschriebenen Laboransatz getestet. In Tabelle 11 sind die Ergebnisse zusammengefasst. Auch nach Kultivierung der Bakterien zeigten sich die γ-Proteobakterien als dominante Bakteriengruppe. Unter den anliegenden Kulturbedingungen im Laborreaktor zeigten sich isolierten Bakterienspezies zur Denitrifikation befähigt, wobei bei Brevundimonas sp. und Stenotrophomonas sp. Nitrit im Medium akkumulierte. Die vollständige Denitrifikation mit einen Nährmedium, das 72 mg/L NaNO3 enthielt, war innerhalb von 1-4 Tagen abgeschlossen. Tabelle 11: Identifizierung von kultivierten Bakterien aus Stuttgarter Reaktoren und deren Denitrifikationsverhalten Denitrifikation pH Medium nach Denitrifikation Brevundimonas sp. Nitritbildner neutral Cupriavidus sp. vollständig basisch Azospira sp. 1 vollständig basisch Azospira sp. 2 vollständig basisch Enterobacteriaceae vollständig basisch Stenotrophomonas sp. Nitritbildner basisch Acinetobacter sp. Nitritbildner basisch Aeromonas sp. vollständig basisch Pseudomonas trivialis vollständig basisch Pseudomonas sp. 1 vollständig basisch Pseudomonas sp. 2 vollständig neutral Pseudomonas sp. 3 vollständig sauer Pseudomonas sp. 4 vollständig neutral Pseudomonas sp. 5 vollständig sauer Klasse α-Proteo β-Proteo γ-Proteo 41 3.9 Nachweis von Pilzen auf PCL der Stuttgarter Reaktoren Bei mikroskopischen Untersuchungen der bewachsenen PCL Materialien aus den Reaktoren wurden Hyphen-ähnliche Strukturen gesehen, die auf ein mögliches Vorhandensein von Pilzen hindeutete. Von daher wurde Biomasse von den PCL Materialien genommen und auf spezielle Nährböden für Pilze ausgebracht. Es wurden wiederum Reinkulturen der Mikroorganismen angelegt, Fragmente der ribosomalen DNA mit pilzspezifischen Primern amplifiziert und zur taxonomischen Zuordnung sequenziert. Es konnten Hefen, Schlauchpilze und Schimmelpilze spezifisch identifiziert werden (Tabelle 12). Alle diese Organismen wurden im Laboransatz auf Denitrifikation getestet. Auch hier wurde dem Nährmedium wieder 72 mg/L NaNO3 zugesetzt. Nach 2-5 Tagen war eine teilweise vollständige Denitrifikation bzw. Nitritakkumulartion erreicht. Auffallend war die deutliche Ansäuerung des Medium im Laufe der Denitrifikation. Dies war bei Experimenten mit Bakterien nur teilweise beobachtet wurden (siehe Tabelle 11) Aus diesen Ergebnissen lies sich erkennen, dass für die Denitrifikation in den Reaktoren nicht nur Bakterien in Biofilmen verantwortlich sind, sondern auch Pilze eine maßgebliche Rolle spielen. Deren Anteil am Nitrat-Abbau ist zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer abschätzbar. Tabelle 12: Identifizierung von kultivierten Pilzen aus Stuttgarter Reaktoren und deren Denitrifikationsverhalten. Denitrifikation pH Medium nach Denitrifikation Trichosporon sp. Nitritbildner sauer Rhodotorula mucilaginosa Nitritbildner neutral nein sauer Hypocreales vollständig sauer Penicillium sp. 1 vollständig sauer Penicillium sp. 2 vollständig sauer Penicillium sp. 3 vollständig neutral Penicillium sp. 4 Nitritbildner sauer Penicillium sp. 5 Nitritbildner sauer Klasse Hefen Schlauchpilze Schimmelpilze Metarhizium anisopliae 42 3.10 Populationsanalysen von PHB-Compounds aus einem heterogenen Reaktor für Abwasser der Universität Halle-Wittenberg Für den Kooperationspartner der Universität Halle-Wittenberg wurden molekularbiologische und mikrobiologische Untersuchungen von gewachsenen Biofilmen und isolierten Bakterienkulturen zur Charakterisierung der Zusammensetzungen der Biofilme auf PHBCompounds durchgeführt. Im Unterschied zu den PCL-Materialien der Reaktoren in Stuttgart und Rotbioreaktors in Rotherst wurde der Reaktor in Halle nicht Bakterien aus Nitrat-belastetem Grundwasser bzw. Trinkwasser beimpft, sondern mit einem Abwasser. Dies hat zur Folge, dass das Bakterienspektrum, das die primäre Besiedlung der PHB-Compounds iniitiert, sich grundsätzlich von dem Bakterienspektrum der Reaktoren in Stuttgart und Rotherst unterschieden hat. Ein direkter Vergleich der Populationen ist daher nicht sinnvoll. Aus den bewachsenen PHB-Componds der Universität Halle-Wittenberg wurde nach etabliertem Protokoll DNA aus Biofilmen isoliert und die Produkte aus der PCR im DGGEVerfahren aufgetrennt. In Abbildung 11 sind die DGGE-Bandenmuster der Biofilme gezeigt. De Auswertung ergab, dass sich die Bandenmuster und damit die Zusammensetzung der Biofilme mit Bakterien deutlich unterschiedlich zu den Biofilmen der Reaktoren aus Stuttgart und Rotherst waren. Sie zeigten eine deutlich erhöhte Bandendiversität in den Biofilmproben, d.h. es waren wesentlich mehr Bakterienspezies in diesen Biofilmen vorhanden. Diese Ergebnisse kann einerseits auf die bereits erwähnte Beimpfung des Reaktors mit Abwasser zurückgeführt werden, da Abwasser im Vergleich zu Grund- oder Trinkwasser eine höhere Bakterienzahl und -diversität aufweist. Andererseits ist ein Poly-Hydroxybuttersäure (PHB)Polymer leichter von Bakterien zu verwerten, als Poly-Caprolakton (PCL). Damit ist mit einem deutlich erhöhten Biofilmwachstum zu rechnen. Abbildung 11: PCR-DGGE Populationsanalysen von Biofilmen auf PHB-Compounds. 43 Dominante DNA-Banden wurden aus diesen Gelen ausgeschnitten, die DNA nach Vervielfältigung der 16S ribosomalen DNA Abschnitte sequenziert und die erhaltenen Sequenzen mit ribosomalen Datenbanken verglichen. Es konnten folgende Bakterienspezies identifiziert werden: Acidovorax sp., Leptothrix sp., Simplicispira sp., Caulobacter sp. Oxalobacteriaceae, sowie Acidovorax delafieldii. Auch in diesen Biofilmen waren unter denitrifizierenden Bedingungen Acidovorax-Spezies vermehrt nachgewiesen worden, die zum Nitrat-Abbau befähigt sind. 3.11 Identifizierung von kultivierten Bakterien aus Biofilme von Gelatine Compounds aus der Universität Halle-Wittenberg Als Reinkultur angereicherte Bakterienisolate wurden uns vom Projektpartner Universität Halle-Wittenberg für molekularbiologische Untersuchungen zur Identifizierung zur Verfügung gestellt. Nach DNA-Extraktion und PCR-DGGE sollten im Acrylamidgel für jedes Bakterienisolat idealerweise nur eine DNA-Bande sichtbar sein. Bei einigen Bakterienproben waren jedoch Mehrfachbanden in einer Spur sichtbar (Abbildung 12), was auf eine Verunreinigung mit Fremdbakterien hinwies. Einzel-DNA-Banden wurde zur Sequenzierung vorbereitet und die Sequenzdaten erneut mit Datenbanken verglichen. Folgende Bakterienspezies konnten identifiziert werden: Micrococcus luteus, Arthrobacter sp., Flavobacterium sp., Pedobacter sp., Acidovorax sp., Lysinibacillus fusiformis, Sphingobacterium multivorum, Bacillus cereus, Bacillus sp., sowie Comamonas testosteroni. Abbildung 12: PCR-DGGE Bandenmuster kultivierter Bakterien in Reinkultur von GelatineCompounds der Universität Halle Wittenberg. 44 3.12 Expression von funktionellen Genen der Denitrifikation in Referenzbakterien und Biofilmen Die Denitrifikation kann als eine Art anoxische oder reduziert oxische Respiration bei Mikroorganismen verstanden werden. Elektronen aus organischem Material, reduzierten Schwefelverbindungen, molekularem Wasserstoff, etc. werden auf oxidierte Stickstoffverbindungen anstelle von Sauerstoff transferiert, um letztlich ATP zu regenerieren. Bei diesen enzymatischen Prozessen, die nachfolgend dargestellt sind, sind die Nitratreduktase, die Nitritreduktase, die Nitritoxireduktase und schließlich die Lachgasreduktase beteiligt. Di-Stickstoff ist das Endprodukt der Denitrifikation. Die Denitrifikation kann auch unter aeroben Bedingungen funktionieren, wobei die aerobe Denitrifikationsleistungen von den Sauerstoffkonzentrationen und von den vorherrschenden Mikroorganismen abhängt. Die aerobe Denitrifikation ist weniger abhängig von der Sauerstoffsensitivität der beteiligten Enzyme, als vielmehr von der Regulation von Sauerstoff- oder Redox-erkennenden Faktoren, die auf Transkriptionsebene (RNA) regulierend eingreifen. Aus diesem Grunde wurde in dem Forschungsvorhaben die Transkriptionsaktivität von ausgewählten Genen der Denitrifikation mit molekularbiologischen untersucht, die im nachfolgenden Überblick rot markiert sind. Diese Genaktivitäten konnten bei Biofilmen und Referenzbakterien auf Transkriptionsebene (mRNA) untersucht werden. Grundlage für diese Genexpressionsstudien war die Auswahl bzw. das Design von Oligonukleotiden, sogenannte Primer, die in einer PCR die Gen-spezifische mRNA bzw. deren revers transkribierten cDNA quantifizieren können. NO3- 1 NO2- 2 NO 3 N2O 4 N2 1: Nitratreduktase: Nar, Nap, Nas 2: Nitritreduktase: NirK, NirS 3: Nitritoxidreduktase: Nor (keine einheitlichen Enzyme) 4: Lachgasreduktase: Nos 45 Nitratreduktasen Nitratreduktasen sind Oxidoreduktasen, die die Reduktion von Nitrat zu Nitrit katalysieren. Nitratreduktasen spielen eine wichtige Rolle bei der Stickstoffassimilation (assimilatorische Nitratreduktasen) in Pflanzen und der Nitrat-Atmung (dissimilatorische Nitratreduktasen) in Bakterien (Denitrifikation) (Flanagan et al., 1999; Henry et al. 2006; Kandeler et al., 2006). Hinweise auf molybdän-unabhängige und molybdäninhibierte Nitratreduktase NO2- Nas, assimilatorisch, N2-Fixierung, NO3- Nar, respiratorisch, ATP-Synthese NO2Hemmung durch O2 Nap, dissimilatorisch, Redox-Gleichgewicht, keine Hemmung durch O2 NO2- Der gezeigte Überblick über das Spektrum der bekannten Formen der Nitratreduktasen macht deutlich, dass es schwierig ist, für Mischpopulationen wie sie in natürlichen Biofilmen vorliegen, ein Spezies-übergreifendes molekularbiologisches Nachweissystem zu etablieren. Erschwert wird die Situation durch die Tatsache, dass für viele Bakterien DNA-Sequenzen der Gene für die Nitratreduktasen nicht bekannt sind oder diese so stark in ihrer Basenabfolge variieren und damit das Primerdesign für die Genexpressionsanalysen nur bedingt möglich ist. Nitritreduktasen Nitritreduktasen sind Enzyme und gehören zu den Oxidoreduktasen. Sie spielen eine wichtige Rolle in der der Nitratatmung in Bakterien. Nitritreduktasen katalysieren die Reduktion von Nitrit (NO2−). NO Cu-Typ NirK Cd1-Typ NirS NO2- NO 46 Auch bei den Nitritreduktasen sind verschiedene Klassen bekannt, deren Aktivität von Metallionen (Cu oder Cd) abhängig ist. Es ist bekannt, das jeweils nur eine Enzymklasse in einer Bakterienspezies vorkommt und Anzahl bzw. Organisation der Gene in verschiedenen Spezies variieren kann (Braker et al., 1998, 2000; Kandeler et al., 2006; Henry et al., 2005) . Demzufolge ist eine Vielzahl der in der Literatur beschriebenen Primersequenzen für molekularbiologische Nachweisverfahren speziesbezogen und auf Mischpopulationen nicht anwendbar. 3.12.1 PCR Primer für Gene für die Denitrifikation und Primerdesign Aus der oben genannten Problematik wurden Primersequenzen neu berechnet, welche die Nitratreduktasen Nar und Nap, sowie die Nitritreduktasen NirS und NirK als Zielregion im bakteriellen Genom haben. Eine Reihe von bisher veröffentlichten Primerkombinationen, die in der Tabelle 13 aufgelistet wurde, war in ihrer Anwendung für Bakterienpopulationen aus Trinkwassermatrizes unbrauchbar. Entweder konnte kein PCR-Produkt generiert werden, oder das PCR-Produkt hatte eine falsche Größe und wurde somit als falschpositives Ergebnis gewertet. Berechnung neuer Primer zur Detektion von Genen der Denitrifikation Die berechneten Primer für die PCR sind degeneriert, d.h. es handelt sich um ein Gemisch von Oligonukleotiden, die prinzipiell die gleiche Sequenz, an einigen (degenerierten) Positionen jedoch verschiedene Basen haben. Sie binden am gleichen Abschnitt des Genoms, auch wenn dieser Unterschiede an einzelnen Basenpositionen aufweist. Wieder wurde das Gen für die Nitratreduktase Nar als Zielregion für die PCR gewählt. Es wurden die Proteinsequenzen der Nitratreduktase von 8 verschiedenen Bakterienspezies (Pseudomonas stutzeri, Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli, Bacillus cereus, Acidovorax sp., Streptomyces coelicolor, Brucella oris, Paracoccus denitrificans) mit dem Software-Programm ClustalW verglichen. Die Ausgabe dieses Programms wurde mit BlockMaker ausgehend von der Aminosäuresequenz in eine DNA-Sequenz umgewandelt und mit Codehop-Programm weiterbearbeitet. Aus der Ausgabe von Codehop konnten 2 degenerierte zusammenpassende Primer für das Nitratreduktasegen narG herausgesucht werden: NarG1f: 5’-CCACCCATGGCGTNAAYTGYAC-3’ NarG1r: 5’-GCAGATCGCAATACCARTCRTARAA-3’ 47 Diese Primer bildeten in der PCR mit Pseudomonas aeruginosa und mit einer Mischpopulation der Biofilme ein spezifisches 500 bp großes Produkt, d.h. die Primer konnten für eine Expressionsanalyse der NarG-Gens eingesetzt werden. Dieses Primerdesign-Verfahren wurde auch für die Nitritreduktase NapA eingesetzt. Es wurden die Proteinsequenzen Bakterienspezies (Roseobacter der Nitratreduktase denitrificans, NapA Pseudomonas von 7 verschiedenen stutzeri, Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli, Acidovorax caenii, Paracoccus denitrificans, Enterobacter sp.) eingesetzt. NapA1f 5´-TTCTTCGGGACCACCAAYHTNGAYMC-3´ NapA1r 5´-GGGCGAAGGTGCCTACYTCNCKNSC-3´ Leider zeigte sich nur bei dem Referenzbakterium ein positiv Ergebnis. Bei den Natürlichen Biofiolmen konnte kein PCR Produkt für DNA bzw. cDNA nachgewiesen werden. 48 Tabelle 13: Liste aller getesteten Primerkombination zum Nachweis von Genen der Denitrifikation bzw. deren Aktivitäten in Referenzbakterien und Mischpopulation. Erfolgreich getestet und verwendete Primer sind grau unterlegt. Name Sequenz Quelle NarG 2650 TTYTCRTACCABGTBGC Philipot et al. NarG 1960f TAYGTSGGSCARGARAA (2002) NarG1f CCACCCATGGCGTNAAYTGYAC NarG1r GCAGATCGCAATACCARTCRTARAA NosZ-F CGYTGTTCMTCGACA GCCAG Throbäck et al. NosZ1622R CGCRASGGCAASAAGGTSCG (2004) NosZ1F WCSYTGTTCMTCGACAGCCAG NosZ1R ATGTCGATCARCTGVKCRTTYTC NosZ2F CGCRACGGCAASAAGGTSMSSGT NosZ2R CAKRTGCAKSGCRTGGCAGAA napA V67 F TAYTTYYTNHSNAARATHATGTAYGG napA V67 R DATNGGRTGCATYTCNGCCATRTT NapA1f TTCTTCGGGACCACCAAYHTNGAYMC NapA1r GGGCGAAGGTGCCTACYTCNCKNSC PAE NapA2r GGATGTTGTAGATCAGGTTG PAE NapA2f CGCAAGGTGGTGTCGTTCT PAE NapA3r GGCGTGGAAGCCGACTT PAE NapA3f GAAACCGCGGAGAAGATCTG Pserug NapA1f GGTACCATCCAGGAAAAAGT Pserug NapA1r TCTGGATATAGAAGCCGAAG Acidovorax resp f GTGGAAGATCTACGTCAAGG Acidovorax resp r GCAATACCAGTCGTAAAAGC Acido assim r GTCAGGCTGAACGGGTAG Acido assim f AGTTTGTGGTGGTGCAAG Acido assim2 r TCGTCGCGGTTGGTG Acido assim2 f GGCGAGGGCTTCGTG Cd3F Ziel NarG Diese Arbeit Phillipot et al. (2006) NosZ Phillipot et al. (2006) Smith et al. (2007) Diese Arbeit NapA Diese Arbeit (Pseudomonas aeruginosa PA7) Nap Diese Arbeit Acidovorax sp. JS42 Nas GTNAAYGTNAARGARACNGG Michotey et al. NirS Cd4R ACRTTRAAYTTNCCNGTNGG (2000) Cd3aF GTSAACGTSAAGGARACCGG Kandeler et al. R3cd GASTTCGGRTGSGTCTTGA (2006) 49 nirSCd3AF AACGYSAAGGARACSGG nirR3cd GASTTCGGRTGSGTCTTSAYGAA Nirs-Cd3aF GTSAACGTSAAGGARACSGG Throbäck et al. (2004) nirS1F CCTAYTGGCCGCCRCART nirS6R CGTTGAACTTRCCGGT NirK876 ATYGGCCCVCAYGGCGA NirK1040 GCCTCGATCAGRTTRTGGTT F1aCu ATCATGGTSCTGCCGCG R3Cu GCCTCGATCAGRTTGTGGTT nirK 1F GGMATGGTKCCSTGGCA nirK 5R GCCTCGATCAGRTTRTGGTT NirK 876 ATYGGCGGVCAYGGCGA NirK 1040 GCCTCGATCAGRTTRTGGTT 3.12.2 Für die Braker et al. (2000) Henry et al. (2004) Throbäck et al. (2004) Braker et al. NirK (1998) Henry et al. (2004) Expressionsanalyse der Nitratreduktasen Expressionsanalyse wurde zunächst Pseudomonas aeruginosa unter nitratreduzierenden Bedingungen und unter nicht nitratreduzierenden Bedingungen kultiviert, jeweils die RNA isoliert und in cDNA mittels Reverser Transkriptase enzymatisch umgewandelt. Diese cDNAs wurden mit den Primern für das funktionelle Gen narG quantifiziert. Als Referenz oder „housekeeping“ Gen wurde das 16S ribosomale Gen ausgewählt und mit den Primern 27f/517r in einer Real-Time-PCR parallel quantifiziert und als Normierung der Genexpression eingesetzt. Die Expression der 16S rDNA zeigte, wie erwartet, zwischen induzierten und nicht induzierten Bedingungen keinen Unterschied, während die Expression von narG erst mit Einsatz der 100-fachen Menge an cDNA messbar war. Auch zeigte sich zwischen induzierten und nicht induzierten Bedingungen nur ein geringer Unterschied. Das bedeutet, dass die Steigerung der Expression von narG unter nitratreduzierenden Bedingungen nur minimal war (Induktion um Faktor 4.6; siehe Tabelle 14). Diese Ergebnisse wiesen auf eine niedrige, jedoch konstitutive (gleich bleibende) Expression dieser Nitratreduktase hin. Das Experiment wurde mehrmals mit teilweise veränderten Parametern wiederholt, jeweils mit dem gleichen Ergebnis. Während der Kultivierung der Bakterien im nitrathaltigen Medium fiel auf, dass diese in der Lage waren, Nitrat zu reduzieren, auch wenn Sauerstoff vorhanden ist. Da diese Nitratreduktase eigentlich durch Sauerstoff gehemmt werden soll, ist von einer aeroben 50 Denitrifikation unter Beteiligung alternativer Nitratreduktasen auszugehen. In der Literatur sind 3 Nitratreduktasen beschrieben: Nar ist membrangebunden und für die ATP-Synthese durch Nitrat-Atmung verantwortlich. Diese Reduktase wird durch Nitrat induziert und durch Sauerstoff gehemmt. Nas kommt im Cytoplasma vor und ist für den ersten Schritt der Stickstoffassimilation verantwortlich. Sie wird durch Nitrat induziert, aber durch Sauerstoff nicht beeinflusst. Nap ist periplasmatisch, ist ebenfalls für den ersten Schritt der Stickstoffassimilation verantwortlich und kommt nur in Gram negativen Bakterien vor. Es wird weder durch Sauerstoff noch durch Ammonium gehemmt und ist unter (mikro)aeroben Bedingungen auch zur Nitrat-Atmung fähig. Das bedeutete, dass das Nitratreduktase-Enzym Nar bei Vorkommen von Sauerstoff bei Gram negativen Bakterien, wie Pseudomonas aeruginosa, inaktiv und das Enzym Nap aktiviert werden kann. Die Bakterien sind dann zur Nitratatmung unter Sauerstoff fähig. Es ist davon auszugehen, dass während der Kultivierung der Bakterien Restsauerstoff vorhanden war, und daher vorwiegend das Enzym Nap aktiv war. Daher konnte keine nennenswerte Erhöhung der Expression von Nar gemessen werden. Die Konsequenz aus diesem Ergebnis war, dass nicht nur die Expression von Nar, sondern auch die von Nap gemessen werden sollte. Um auch eine Expressionsanalyse von Nap durchführen zu können, mussten zuerst geeignete Primer gefunden werden. Dafür wurden die Proteinsequenzen für Nap von 7 verschiedenen Bakterienspezies mit dem Software-Programm ClustalW und Codeshop verglichen. Es konnten degenerierte passende Primer berechnet werden (NapA1f und NapA1r; siehe Tabelle 13), die im PCR-Verfahren auf Effizienz und Spezifität getestet wurden. Leider ergaben diese Primer mit verschiedenen Testorganismen und Biofilmen kein Produkt, was wahrscheinlich an der großen Variabilität der innerhalb der DNA Sequenzen lag. Zusätzlich wurden 3 verschiedene Primersysteme (siehe Tabelle 13) aus der Literatur negativ getestet . Es wurden mehrere neu ausgewählte Primer, abgeleitet aus dem Pseudomonas aeruginosa Genom getestet, bis schließlich ein Primersystem ein eindeutiges Produkt mit Pseudomonas aeruginosa und Biofilmbakterien aus dem RBR Rotherst ergab. Neben Pseudomonas aeruginosa wurde auch Acidovorax caeni als Testorganismus verwendet, da die Gattung Acidovorax in den Reaktoren Stuttgart, Rotherst und Karlsruhe gefunden wurde. 51 Da die benötigte RNA-Menge für eine Genexpressionsanalyse sehr hoch ist, wurde von der RealTime-PCR zur Acrylamidgeltechnik gewechselt. Hierbei wurde eine PCR mit cDNA und den Primern des zu untersuchenden Gens und als Referenz mit den Primern für die 16S rDNA durchgeführt und auf ein 8%iges Acrylamidgel aufgetragen. Während die Bande des Produktes des ribosomalen Referenzgens in jeder PCR gleich bleibt, änderte sich die Stärke der Bande des Produktes des zu untersuchenden Gens je nach Stärke der Expression. Die Ergebnisse sind in nachfolgender Tabelle zusammengefasst: Tabelle 14: Expression der Nitratreduktase Nar unter denitrifizierenden Bedingungen in Referenzbakterien und Mischpopulationen aus dem Reaktor Rotherst. Aktivität der Nitratreduktase Nar Pseudomonas aeruginosa Geringe Induktion um Faktor 4.6 Acidovorax caeni Hemmung um den Faktor 11 nach 45 min bzw. 5 nach 4 Stunden Keine Änderung der Grundexpression Mischpopulation Reaktor Rotherst Auffallend bei diesen Expressionsanalysen war die Hemmung der Nar Genaktivität bei Acidovorax sp., obwohl eine Induktion der Genexpression bei denitrifizierenden Bedingungen zu erwarten war. Die Hemmung der Nitratreduktase wird auf eine mögliche Nitritakkumulation im Medium zugeführt. 3.12.3 Expressionsanalysen für die Nitritreduktase: Die Nitritreduktase katalysiert den Schritt von Nitrit zu Stickstoffmonooxid. Es kommen die 2 verschiedene Typen NirK und NirS der Nitritreduktase in Bakterien vor, wobei die Anzahl und Organisation der Gene in den verschiedenen Spezies variiert. Es gibt eine Vielzahl von Primern in der Literatur, welche meist Spezies-spezifisch sind. Es wurden mehrere dieser Primersysteme getestet, bis jeweils ein geeignetes Primersystem für nirK und nirS gefunden wurden. Diese Primer konnten bei Pseudomonas sp. angewendet werden, jedoch bei Acidovorax sp., einem Bakterium das in vielen Biofilmen auf PCL nachgewiesen wurde, war kein PCR Produkt nachweisbar. Primersysteme für die Nitritreduktasen nirS und nirK sind in Tabelle 13 beschrieben. Die Aktivität der Nitritreduktase nirS war unter dentrifizierenden Bedingung in dem Referenzbakterium Pseudomonas aeruginosa im Vergleich zu nicht induzierenden Bedingungen gehemmt. Eine nirK Genexpression konnte hier nicht nachgewiesen werden. Bei Mischpopulationen der Biofilme des Reaktor Rotherst zeigten sich sowohl bei nirS als auch bei nirK deutliche Aktivitäten in der Genexpression der Nitritreduktasen. Chemisch52 analytische Untersuchungen der Kooperationspartner belegten, dass zum Zeitpunkt der Probenahme im Reaktor Rotherst eine Nitritakkumulation nachweisbar war, die zu der deutlichen Induktion der bakteriellen Nitritreduktasen hat führen können. Die Untersuchungen zur Genexpression in natürlichen Biofilmen aus dem Reaktor Rotherst belegten, dass molekularbiologische, RNA basierte Expressionsanalysen zur Charakterisierung von bakteriellen Aktivitäten durchgeführt werden können. Grundlagen für den erfolgreichen Einsatz war die Testung einer Reihe von Primerkombinationen, um Genspezifische Aktivitäten zu erfassen. Hier wurde auch deutlich, dass Primerkombinationen teilweise bei natürlichen Mischpopulation besser funktionierten, als bei auswählten Bakterienspezies, ohne die natürlichen Zusammensetzungen der Biofilme zu kennen. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Expression der Nitrat- und Nitritreduktasen ist in nachfolgender Tabelle wiedergegeben. Tabelle 15: Zusammenfassung der Expressionsanalysen der Nitrat- und Nitritreduktasen bei Referenzbakterien bzw. Biofilmen des Reaktor Rotherst. Nitratreduktasen Nitritreduktasen Nar Nap NirS NirK P. aeruginosa Induktion Induktion Hemmung n.n. Acidovorax caeni Hemmung n.n. n.n. n.n. Mischpopulation Grundexpression n.n. Induktion Induktion Reaktor Rotherst n.n.: nicht nachweisbar 53 4 Diskussion Mit steigendem Bedarf an Wasser bei gleichzeitiger zunehmender Wasserknappheit in einigen Regionen steigt die Notwendigkeit, auch Nitrat belastetes Rohwasser zu Trinkwasser aufzubereiten. Nitrat ist allerdings eine Verbindung, die durch mikrobielle Prozesse zu Nitrit in Verdauungssystem des Menschen umgewandelt wird und kann zu einer Methhämoglobinämie vor allem bei Kindern führen (Blue Baby Syndrom). Der Verbrauch von Trinkwasser mit hoher Qualität ist kontinuierlich zunehmend, von daher besteht die Notwendigkeit brauchbare technische Prozesse zu entwickeln, die eine Elimination von Nitrat ermöglichen, damit die Grenzwerte für Trinkwasser eingehalten werden können. Dies ist vor allem für Länder der Dritten Welt und Länder mit hohen Anteilen an Agrarflächen und hohem Düngemittelverbrauch von Relevanz. Im Hinblick auf die Trinkwasseraufbereitung und die großen Verbrauchszahlen sollten diese Prozesse einfach, kostengünstig und effektiv sein. Unter den verschiedenen verfügbaren Methoden (physikalisch, chemisch und biologisch) zur Nitratelimination ist die biologische Denitrification als die ökonomischste Technik anzusehen, bei der Nitrat über Nitrit zu Distickstoff reduziert wird. Die heterotrophe Denitrifikation, bei der Mikroorganismen ihre Energie und Kohlenstoffquellen von organischen Verbindungen beziehen, zeigte ökonomische Vorteile gegenüber dem autotrophen Nitratabbau und wurde mehrfach bevorzugt (Gross et al., 1986; Szilivia Szekeres et al., 2002). Bei der konventionellen heterotrophen Denitrifikation wurden einige organische Verbindungen als C-Quelle eingesetzt. Dazu zählen Ethanol (Mohseni-Bandpi et al., 1998), Methanol (Liessens et al., 1993; Mohseni-Bandpi et al, 1999), Acetat (Liessens et al., 1993) und Sucrose (Sison et al., 1996). Der große Nachteil dieser konventionellen Prozesse liegt in der kostenintensiven Prozesssteuerung bzw. -kontrolle, dem Risiko der Überdosierung zugeführter Kohlenstoffe und einem notwendigen tieferen Verständnis über die Wirkweisen der biologischen Systeme (Boley et al., 2000). In den vergangenen Jahren wurde die Idee einer neuen Strategie der Nitratelimination aus Wasser und Abwasser generiert, bei der Festsubstrate als alternative zu löslichen Kohlenstoffquellen eingesetzt werden sollten. Eine Reihe von verschiedenen Festsubstraten darunter auch Altpapier, Baumwolle und Stroh wurden bereits zu diesem Zwecke getestet Volokita et al., 1996; Soares et al., 1998). Boley et al. (2000) untersuchten die Möglichkeit biologisch abbaubare polymere Pellets von PHB ([C4H6O2]n) und PCL ([C4H10O2]n) als Festsubstrate und Biofilmaufwuchsträger für die Denitrifikation in der Aquakultur einzusetzen. Hier zeigte sich, dass die Denitrifikationsraten mit PHB und PCL mit denen der Acetat geführten Prozesse vergleichbar waren. An diesem Punkt setzt das abgeschlossenen Forschungsprojekt an, bei dem ausgehend von den Ergebnissen der Laboruntersuchungen eine Expolierungen auf Anlagen im 54 großtechnischen Ansatz mit Effizienztestung und Kosten/Nutzen Beziehungen durchgeführt werden sollten. Die Aufgabe des Abteilung Mikrobiologie an Natürlichen und Technischen Grenzflächen des IFG am KIT Campus Nord bestand darin, ein besseres Verständnisse der Mikrobiologie auf den Polymeren zu erhalten. Mit molekularbiologischen Methoden der Populationsanalysen (PCR-DGGE, Sequenzierung) wurden Biofilmbakterien erkannt, die nur begingt mit klassischen mikrobiologischen Kultivierungsverfahren identifiziert werden können. Der genetische Fingerabdruck eines Biofilms, den die DGGE-Methode erstellt, resultierte in einem besseren Verständnis der bakteriellen Zusammensetzung einer Population und ihrer Stabilität. Ribosomale DNA, die in allen Bakterien vorkommt, wird als Zielregion zunächst aus der natürlichen Mikroflora ohne Anreicherung der Bakterien vervielfältigt, dann Speziesbezogen in einem Gel aufgetrennt und die jeweiligen Bakterien-spezifischen DNA-Banden sichtbar gemacht werden. Es ist bekannt, dass im Gegensatz zu dieser Methode die klassischen Kultivierungsansätze nur maximal 1-10% der Bakterien einer aquatischen Probe nachweisen können und damit nicht geeignet sind, eine Biofilmpopulation zu charakterisieren. Im Rahmen dieser molekularbiologischen Populationsanalysen konnten auf Polymeren der Versuchsreaktoren in Stuttgart und Rotherst konnte ein deutliches Biofilmwachstum festgestellt mit eine durchschnittlichen Populationsdichte von 108 bis 1010 Bakterien pro Gramm PCL-Polymer. Über mikroskopische Aktivitätstest konnten in Populationen dieser Reaktoren prozentuale Anteile von Stoffwechsel-aktiven Bakterien von bis zu 10% nachwiesen werden. Bei diesem relativ geringen Wert an aktiven Bakterien muß man einerseits berücksichtige, dass die Nachweisgrenze der Signal von fluoreszierenden Bakterien im Mikroskop abhängig vom Metabolismus der Keime ist. In oligotrophen (Nährstoffmangel) Bereichen, wie im Trinkwasser, ist somit mit einem höheren Anteil an aktiven Bakterien zu rechnen. Untersuchungen mit nativen Grundwässern zeigten mit diesem Verfahren z.B. keine Signalgebung, obwohl kultivierbare und damit aktive Bakterien vorhanden waren. Ein Wert metabolisch aktiver Keime in Biofilme auf PCL-Polymeren von 10% ist somit schon Zeichen für eine erhöhte Stoffwechselaktivität in den Reaktoren. Spezielle an den Stuttgarter Reaktoren konnte gezeigt werden, dass die gebildeten Biofilmpopulationen auf PCL in ihrer Zusammensetzung über viele Monate stabil vorlegen. Es kam weder in dem Rotobioreaktor noch in dem Dynasandreaktor zu signifikanten Populationsveränderungen, die man in den DGGE-Untersuchungen hätte erkennen können. Die Sequenzanalyse der 16S rDNA wird aufgrund des konservativen Charakters der 16S rDNA für taxonomische und phylogenetische Untersuchungen verwendet (Stahl et al., 1988; 55 Amann et al., 1995). Allgemein gilt eine Übereinstimmung von 90-97 % der kompletten 16S rDNA als typisch für die Arten einer Gattung, an 98 % Ähnlichkeit kann eine Identifizierung der Art angenommen werden (Ludwig & Schleifer, 1994). Im Gegensatz dazu vermerken Stackebrandt & Göbel (1994) für die Identifizierung einer Art eine Sequenzähnlichkeit von >97 % und für die Identifizierung einer Gattung eine Sequenzähnlichkeit von >93 %. Sequenzuntersuchungen von Denitrifikanten aus Oberflächengewässern zeigten einen hohen Anteil von γ- und β-Proteobacteria (Ingendahl et al., 2002). Hier wurden vor allem Stämme der Gattungen Pseudomonas, Enterobacter, Bacillus, Aeromonas, Shewanella, Stenotrophomonas und Kebsiella nachgewiesen. In Gegensatz dazu zeigten sich die Bakterienzusammensetzungen der Biofilme aus den Reaktoren in Stuttgart und Rotherst einheitlicher. Eine deutlich Dominanz der β-Proteobakterien-Subklasse und hier vor allen Vertreter der Gattungen Acidovorax, Aquaspirillum, Dechloromonas konnte hier nachgewiesen werden. In deutlich geringerer Frequenz wurden Bakterien der anderen Subklassen identifiziert. Zusätzlich konnte über die Populationsanalysen gezeigt werden, dass sich auf den Polymeren des Rotobioreaktors in Rotherst eine Biofilmpopulation etabliert hatte, die sich in ihrer Zusammensetzung von der Population der freien Wasserphase unterschieden hat. Demzufolge ist von einer selektiven Besiedelung der Polymere auszugehen. Bei Untersuchungen der Reaktoren in Stuttgart konnte diese selektive Besiedelung der Polymere nicht nachgewiesen werden. Die Zusammensetzung der Biofilme und die Mikroflora des umgebenden Wassers blieben einheitlich. Nach Kultivierung der Biofilmbakterien auf Nährmedien mit anschließender molekularbiologischer Identifizierung wurden überwiegend γ-Proteobakterien gesehen, die zur Denitrifikation befähigt waren. Hier wurde deutlich, dass eine unspezifische kulturelle Anreicherung einer natürlichen Mischpopulation Verschiebungen des natürlichen Bakterienspektrums zur Folge hat und damit ein ungenaues Abbild der realen Situation bedingen kann. Nichtsdestotrotz wurden unter den anliegenden Bedingungen in den Reaktoren verschiedene Bakteriengattungen, die zur Denitrifikation befähig waren, kultiviert. Pathogene oder hygienische relevante Keime, die zu einer Kontamination von nachfolgenden technischen Anlagen bzw. Verteilungssytemen hätte führen können, wurden im Rotobioreaktor nicht nachgewiesen, wenn gleich es zu einer Erhöhung der Gesamtzellzahl der autochthonen Mikroflora in der freien Wasserphase gekommen ist. Neben Bakterien wurden in den Biofilmen eine Vielzahl von Pilzen nachgewiesen, die ebenfalls Nitrat abbauen konnten. Hefen, Schlauchpilze und Schimmelpilze der Gattung Penicilium wurden identifiziert. Aus der Tatsache, dass neben den Prokrayoten auch eukaryotische Vertreter an der Denitrifikation in den Reaktoren beteiligt sind, war es 56 schwierig abzuschätzen, welche der Organismengruppe maßgeblich am Nitratabbau beteilt ist. Aufgrund der Beobachtung, dass die Expression der Gene für die bakteriellen Denitrifikation nur schwer in Biofilmen der Reaktoren nachweisbar war, ist davon auszugehen, dass der Anteil der Pilze am Nitratabbau berücksichtigt werden muss. Bei der Denitrifikation wird Nitrat in Gegenwart von organischen Wasserstoffdonatoren zu molekularem Stickstoff reduziert. Sie setzt sich aus vier enzymatisch katalysierten Reaktionen zusammen, die in der Einleitung und im Ergebnisteil detailliert beschrieben sind. Die vier daran beteiligten Enzyme, deren Gene in vielen Bakterien als Cluster zusammen liegen, werden sowohl in ihrer Expression als auch in ihrer Aktivität durch Sauerstoff größtenteils inhibiert. Die Denitrifikation findet zwar überwiegend unter anaeroben Bedingungen statt, aber die Fähigkeit von denitrifizierenden Bakterien zur aeroben Denitrifikation ist schon seit längerem bekannt (Robertson & Künen, 1984; Robertson et al., 1995). Insbesondere die Sauerstoffkonzentration, die Verfügbarkeit von C-Quellen und der Nitratgehalt haben neben dem pH-Wert und der Temperatur Einfluss auf den Denitrifikationsprozess (Tiedje, 1988). Die meisten Denitrifikanten sind fakultativ anaerobe, heterotrophe Organismen, die durch die Oxidation von diversen Kohlenstoffquellen die Redoxäquivalente auf Stickstoffoxide übertragen können, während autotrophe Denitrifikanten anorganische Schwefelkomponente, Wasserstoff, Ammonium, Eisen oder Nitrit benötigen (Zumft, 1997). Es wurde in dem Forschungsprojekt versucht, über Genexpressionanalysen der an der Denitrifikation beteiligten Gene enzymatische Prozesse in Biofilme der Reaktoren quantitativ/qualitativ zu beschreiben. Genexpressionsanalysen beruhen auf dem Nachweis der mRNA der entsprechenden Gene aus der extrahierten Gesamt-RNA. Viele Genexpressionsstudien beziehen sich Experimente im Labormaßstab oder Untersuchungen aus mesotrophen bzw. eutrophen Bereichen (Abwasser, Sedimente etc.), wo mit ausreichender Biomasse und damit ausreichenden RNA-Konzentrationen gearbeitet werden kann. Ein Problem bei den Untersuchungen von Biofilmen aus oligotrophen Bereichen des Rohund Trinkwassers ist die geringe Biomasse und damit verbunden auch der geringe RNAGehalt, den man Expressionsnachweis. aus Mit den Bakterien verschiedenen isolieren kann, Methoden ein Problem (RealTime für PCR den und Acrylamidgelelektrophorese) wurde versucht eine Expression, sprich Aktivität, von relevanten Genen nachzuweisen. Vor allem die Elektrophoresetechnik hat sich als sensitiver erwiesen und benötigte zudem die geringeren Mengen an RNA. Dies zeigte schon bei Vorversuchen mit Laborreaktoren und Referenzbakterien. 57 Um die Expression von Genen der Denitrifikation in natürlichen Mischpopulationen aus Biofilmen der Reaktoren (Stuttgart und Rotherst) nachzuweisen, mussten Gensequenzen erkannt werden, die sich für die Etablierung von PCR-basierten Verfahren eignen. Dies zeigte sich ebenfalls als limitierender Faktor, da viele dieser Gensequenzen der Umweltbakterien in Gensequenzdatenbanken nicht vorhanden sind oder aber eine zu hohe Diversität in der Sequenzabfolge aufwiesen, so dass kein Spezies übergeordnetes Nachweissystem etabliert werden kann. Eine Vielzahl von in der Literatur beschriebenen Primersequenzen für die PCR (Tabelle 13) wurden im Rahmen des Vorhabens getestet. Sie zeigten jedoch schon auf DNA-Ebene, das sie die Zielgene in den Biofilmen der Reaktoren aufgrund der abweichenden SpeziesSpezifitäten nicht detektieren können. Dennoch ist es im Vorhaben gelungen, durch eigene Berechnungen von Primersequenzen auf DNA-Ebene Gensequenzen der Nitratreduktase und Nitritreduktase zu amplifizieren. Bei der Berechnung der Primersequenzen zur PCR wurde berücksichtigt, dass verschiedene Klassen der Nitrat- und Nitritreduktasen in Bakterien vorherrschen. Bei der Nitratreduktase konnten Nachweisverfahren für das narGGen und das napA-Gen etabliert werden; für die Nitritreduktase dagegen wurden die Gene nirK und nirS detektiert. Die Schwierigkeit im Nachweis der Genexpression bestand darin, dass zwar auf DNA-Ebene die Anwesenheit der Gene in den Populationen sichtbar wurde, es aber unklar war, ob diese Gene in ihren Trägerorganismen tatsächlich bei der Denitrifikation aktiviert vorliegen. Erst bei den Untersuchungen der RNA konnte bei Biofilmen des Reaktors Rotherst Grundexpressionen der narG Nitratreduktase und Induktionen der Nitritreduktasen nirK und nirS erkannt werden. Die Induktion der beiden Nitritreduktasen wurde vor allem dann beobachtet, als eine erhöhte Nitritakkumulation im Reaktor analysiert wurde. Prinzipiell konnte somit gezeigt werden dass Genexpressionsanalysen eine geeigneter Parameter darstellt, um mikrobiologische Prozesse in realen Systemen qualitativ und quantitativ zu charakterisieren, wenn die genannte limitierenden Faktoren ausgeschlossen bzw. umgangen werden können. 58 5 Literatur Amann R, Ludwig W, Schleifer K (1995) Phylogenetic identification and in situ detection of individual cells without cultivation. Microbiol. Rev. 59: 143-169. Benedict C. V., Cameron J. A., Huang S. J. (1983) Polycaprolactone degradation by mixed and pure cultures of bacteria and a yeast: J. Appl. Polymer Science 28: 335-342 Benedict C. V., Cook W. 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Bd. 61, S. 533-616 63 6 Anhang Angenommenes Abstract zur VAAM Jahrestagung 2009 in Bochum Molecular biology control of aimed denitrifcation processes for raw water improvement Anja Karolewiez; Thomas Schwartz, Ursula Obst Institute of Functional Interfaces, Microbiology of Natural and Technical Surfaces Department Forschungszentrum Karlsruhe, 2 University of Karlsruhe, Competence Center for Material Moisture Within the framework of this project microbial denitrification acitivities are used for nitrate degradation in contaminated raw water sources. Adapted bacterial communities are forming biofilms on a non-toxic synthetic material like Polycaprolactone, which is used as carbon source and substrate for biofilm growth, respectively. To control the process gene expression analyses are important to evaluate the critical steps during nitrate degradation, and rDNA based populations analyses are required for the characterization of the biofilm compositions or dynamics. Therefore different gene expression analyses were performed with specifically designed primers targeting key genes involved in the denitrification process. Pseudomonas aeruginosa and Acidovorax caeni previously identified as denitrifiers were used as reference bacteria. The molecular biology tools were applied to natural biofilms grown on Polycaprolactone in an up-scaled denitrification reactor. The expressions of two different nitrate reductase genes (nar and nap) and two different nitrite reductase genes (nirS and nirK) were quantified in specific reference bacteria and in natural biofilm communities. The results demonstrated no common expression pattern for the reference strains Pseudomonas aeruginosa and Acidovorax caeni targeting the nitrate reductase. It became obvious that the natural biofilms of the up scaled dentrification reactor exhibited a constitutive like expression of the nitrate reductase gene and a significant up-regulation of nitrite reductase when nitrite accumulated in the system. Angenommenes Abstract zur ASM Biofilms Conference 2009 in Cancun/Mexico Biofilm formation on biocompounds and their denitrification capacities in raw water reactors Anja Karolewiez 1,2, Thomas Schwartz 1, Martin Kieninger 3, Angela Boley 3, Ursula Obst 1 1 Institute of Functional Interfaces, Microbiology of Natural and Technical Surfaces Department Forschungszentrum Karlsruhe, 2 University of Karlsruhe, Competence Center for Material Moisture (CMM), 3 Institute for Sanitary Engineering, Water Quality and Solid Waste Management, Stuttgart Introduction Nitrate contaminated raw water is a increasing problem in many areas of the world caused by fertilizers. Within the framework of this project, microbial denitrification activities are used for nitrate degradation in contaminated raw water sources for drinking water conditioning. Adapted bacterial communities are forming biofilms on a non-toxic synthetic material like Polycaprolactone, which is used as carbon source and substrate for biofilm growth, respectively. So, there is no need for extra addition of a carbon source associated with dosing problems. To monitor biofilm compositions and dynamics on the Polycaprolactone particles, rDNA based populations analyses were performed at different points of time. To control the process, gene expression analyses are important to evaluate the critical steps during nitrate degradation, therefore different gene expression analyses were performed with specifically designed primers targeting key genes involved in the denitrification process. Samples were taken from three different reactors for raw water denitrification. Methods The population analyses were performed by using 16S rDNA PCR-DGGE and sequencing analyses. For gene expression analyses Pseudomonas aeruginosa and Acidovorax caeni previously identified as denitrifiers by the population analysis were used as reference bacteria. The molecular biology tools were applied to natural biofilms grown on Polycaprolactone in the three denitrification reactors. The expressions of two different nitrate reductase genes (nar and nap) and two different nitrite reductase genes (nirS and nirK) were quantified in specific reference bacteria and in natural biofilm communities. Results Population analyses revealed that predominantly β-Proteobacteria are involved in the biofilms forming on the Polycaprolactone particles. Continuous analyses over weeks showed a stable diversity. The results of the expression analyses disclosed no consistent expression pattern for the nitrate reductase within the reference strains. The biofilm on the particles exhibited a constitutive like expression of the nitrate reductase gene and a significant upregulation of nitrite reductase when nitrite accumulated in the system. Conclusion The stable biofilm diversity is a precondition for a stable denitrification and the safety for the following drinking water conditioning. With our methods for expression analyses of genes involved in the denitrification process we have a toolbox to understand and control this process for optimization and monitoring even in reactors. 64 Molecular biology control of aimed denitrification processes for raw water improvement Anja Karolewiez 1,2, Thomas Schwartz 1, Ursula Obst 1, 1 Institute of Functional Interfaces, Microbiology of Natural and Technical Surfaces Department Forschungszentrum Karlsruhe, 2 University of Karlsruhe, Competence Center for Material Moisture (CMM) INTRODUCTION Microbial denitrification acitivities are used for nitrate degradation in contaminated raw water sources. Adapted bacterial communities are forming biofilms on the synthetic polymere Polycaprolactone, which is used as carbon source and substrate for biofilm growth, respectively. To control the process different gene expression analyses were performed with specifically designed primers targeting key genes involved in the denitrification process and rDNA based population analyses were performed to characterize the biofilm compositions. UPUP-SCALED SYSTEM Samples were taken from an up-scaled Rotobio reactor (volume of 2 m3), for raw water denitrification (cooperation with the Water Technology Center Karlsruhe). The reactor is filled with Polycaprolactone CAPA 6500, a biodegradable non-toxic polymer from the company Solvay. POPULATION ANALYSES The molecular biology analysis (PCR/ DGGE/ sequencing) of the biofilms grown on the polycaprolactone particles showed that the main part of bacteria is represented by βProteobacteria, especially with the genus Acidovorax, and γProteobacteria. Acidovorax caenii and pseudomonades were chosen for subsequent gene expression analysis. DGGE profiles of biofilm samples from different parts of the reactor. Population shifts were observed during raw water passage depending on the location of the sampling point. GENE NO3ENZYME nar nap NO2- Nitrate Reductase nirS nirK frequently found bacteria properties Acidovorax delafieldii Acidovorax sp. Aquaspirillum spp. Hydrogenophaga sp. Leptothrix sp. uncultured bacteria uncultured bacteria denitrifying bacteria β-proteobacteria H2 oxidizer mangan and ferrum oxidizer γ-proteobacteria Results of the population analysis of the Rotobio reactor EXPRESSION ANALYSIS NO Nitrite Reductase N2O N2 Primers were designed for the two different nitrate reductase genes nar and nap and for the two different nitrite reductase genes nirS and nirK. The primers 16S - for nar: degenerated and newly designed by an alignment of eight different denitrifying bacteria using ClustalW software. - for nap: deduced from the nap-sequence of Pseudomonas spp. and designed using Primer3 software. - for nirS and nirK: taken from the literature (Throbäck et al. 2004, Phillipot et al. 2006). NirS RNA was extracted from the biofilms grown on the Polycaprolactone particles in presence and absence of NO3. Due to the low RNA yield we switched from Real-Time PCR to the acrylamide gel electrophoresis technique. The expression rates of the genes were normalized with the constitutive expressed 16S rRNA housekeeping gene. Nitrate reductases Nitrite reductases Nar NirS Nap NirK Regulation of the nitrate and nitrite reductases during induced conditions in the Rotobio reactor d. ed uc ot in n ind RESULTS It became obvious that the natural biofilms of the Rotobio dentrification reactor exhibited a constitutive like expression of the nar gene (nitrate reductase), a down-regulation of the nap gene (alternative nitrate reductase) and a significant up-regulation of nitrite reductase when nitrite accumulated in the system. With this toolbox of molecular biological methods we have a better view in the process control for sensibel and specific regulation of the process even in upscaled reactors to monitore and optimize the process. OUTLOOK Population analysis and expression analysis will be made by two alternative upscaled reactors by a longlong-time test under different conditions to understand the important factors for biofilm growth and the dynamics of the denitrification capacities. Also primers for the last step in the denitrification system, the nitrous oxide reductase nos, nos, should be designed and the expression analysis performed to extend the molecular toolbox and to evaluate the critical steps. steps. This work was funded by a grant of the BMBF. 65 Microbial diversity and control of the denitrification process during drinking water conditioning using biodegradable polymers 1 Anja Karolewiez 1,2, Thomas Schwartz 1, Martin Kieninger 3, Angela Boley 3, Ursula Obst 1 Institute of Functional Interfaces, Microbiology of Natural and Technical Surfaces Department, Karlsruhe Institute of Technology 2 Competence Center for Material Moisture, Karlsruhe Institute of Technology 3 Institute for Sanitary Engineering, Water Quality and Solid Waste Management, Stuttgart INTRODUCTION • Microbial denitrification activities are used for nitrate degradation in contaminated raw water sources for drinking water conditioning. Adapted bacterial communities are forming biofilms on a biodegradable, non-toxic synthetic material like Polycaprolactone, which is used as carbon source and substrate for biofilm growth, respectively. Therefore, there is no need for extra addition of a carbon source associated with dosing problems. • To monitor biofilm compositions and dynamics on the Polycaprolactone particles, rDNA based populations analyses were performed at different points of time. • To control the process, different gene expression analyses were performed with specifically designed primers targeting key genes involved in the denitrification process. • Samples were taken from three different raw water denitrification reactors. METHODS 2 Samples: • Up-scaled Rotobio reactor (fig. 1) 2 m3 (cooperation with the Water Technology Center Karlsruhe), • Rotobio reactor (fig. 2), and Dynasand reactor (fig. 3) 0,05 m3 and 0,8 m3, respectively (cooperation with the University of Stuttgart) 1 3 Bacterial population analyses: 16S rDNA PCR, DGGE and sequencing techniques. Gene expression: and Acidovorax caeni ENZYME - and in natural biofilm communities grown on Polycaprolactone in the three denitrification reactors. Frequently found bacteria α-Proteobacteria Rhodobacter sp. nirS nirK nar nap NO2- Nitrate Reductase NO N2O Expression analyses: • No consistent expression pattern for the nitrate reductase within the reference strains. • The biofilm on the particles exhibited a constitutive like expression of the nitrate reductase gene and a significant up-regulation of nitrite reductase when nitrite accumulated in the system. Acidovorax ssp β-Proteobacteria 9 uncultured species Aquaspirillum ssp. 16S uncultured nirS γ-Proteobacteria Xanthomonas sp. Nitrate reductases nar nap Nitrite reductases nirS nirK Pseudomonas sp. σ-Proteobacteria uncultured ε-Proteobacteria uncultured Flavobacteria Flavobacterium sp. Bacteroidetes Cytophagales • Continuous analyses: Biofilm over 17 weeks showed a stable diversity. N2 Nitrite Reductase RESULTS • Bacterial population analyses: Frequently found bacteria are shown in the table below. Most of them are β-Proteobacteria. NO3- i nd d. ed uc ot in n Regulation of the nitrate and nitrite reductases during induced conditions in the 2 m3 Rotobio reactor CONCLUSIONS • The stable biofilm diversity is a precondition for a stable denitrification and for the safety of the following drinking water conditioning. • With our methods used for expression analyses of genes involved in the denitrification process we have a toolbox to understand and control this process for optimization and monitoring even in reactors. November 15 - 19, 2009, Cancun, Mexico GENE 5th ASM Conference on Biofilms • of 2 different nitrate reductase genes (nar and nap) • and of 2 different nitrite reductase genes (nirS and nirK) - were quantified in the specific reference bacteria Pseudomonas aeruginosa 66