Ökologie des Mittelmeeres 1. Das Meer

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Ökologie des Mittelmeeres
1. Das Meer
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1. Das Meer
Neben zahlreichen Rohstoffen (Salz, Mineralien, Erdöl etc.), die aus dem Meer gewonnen werden, bezieht der Mensch seit alters her auch Proteine zu seiner Ernährung aus Algen oder Meerestieren
(Weichtiere, Krustentiere, Fische etc.). Dennoch ist dem Menschen erst vor kurzem bewusst geworden,
dass diese Ressourcen nicht unerschöpflich sind und seither bemüht er sich mit ihnen verantwortungsvoll umzugehen, indem er versucht, die Kultur beziehungsweise das Wachstum von einigen sehr seltenen Arten zu unterstützen.
Andererseits versucht der Mensch der Verschmutzung zuvorkommen, das Meer zu reinigen und es von
verschiedenen Verschmutzungen, die er verursacht, zu befreien; dazu lernt er Hilfsmittel wie ausgewählte Mikroorganismen (Bakterien, die Schmutzwasser reinigen, erdölabbauende Mikroorganismen)
zu nutzen. Aber welche Fortschritte gilt es nicht noch zu machen?
Außerdem ist das Meer für den Menschen ein außergewöhnliches Chemie-Labor, in dem das Leben
seit Millionen von Jahren neue Moleküle bildet, die schon heute oder morgen der Ernährung oder Behandlung (Algenextrakte, Medikamente) dienen.
Auch ist es eine Verpflichtung, das Meer und seine biologische Vielfalt zu bewahren.
Schließlich ist das wechselhafte Meer ein Ort an dem der Mensch sich gerne erholt, sich entspannt, badet und träumt.
Aus all diesen Gründen hat er die Aufgabe, den zukünftigen Generationen ein sauberes Meer voller
Leben zu hinterlassen.
Wir laden Sie deshalb zu einen belebenden Spaziergang am Ufer des Mittelmeeres ein, um es besser
kennen zu lernen, es zu verstehen, es zu lieben und zu schützen.
Die folgenden Kapitel im Überblick:
Das Mittelmeer
2. Ein besonderes Meer
3. Charakteristische Merkmale des marinen Lebensraumes
4. Ein Ökosystem
5. Ein Lebensraum
Ökologie des Mittelmeeres
2. Ein besonderes Meer
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2. Das Mittelmeer: Ein besonderes Meer
2.1. Das Meeresbiotop Mittelmeer
Das Mittelmeer zieht die Menschen seit eh und je mit seinem blauen, durchsichtigen, warmen und
salzigen Wasser an. Seine Oberfläche wird auf 3 Mio. km2 geschätzt und zusammen mit dem
schwarzem Meer (1% des Weltozeans) beträgt sein Volumen ca. 3 700 000 km3 und seine
durchschnittliche Tiefe ca. 1500 m. Der tiefste Graben ist mit 5121 m der von Matapul (vor der Küste
des Peloponnes).
Verlässt man das Ufer, so betritt man eine Unterwasserplattform bzw. Kontinentalplatte mit flachem
Gefälle, deren Tiefe zwischen 80, 125,135 und 200 Metern wechselt und der eine sehr große Bedeutung zugesprochen werden muss,wenn man bedenkt, dass sie sich nah vor der Küste der ProvenceCôte d´Azur befindet, dass sich hier 80% des Lebens konzentriert und es auch die Zone ist, die am
anfälligsten für Umweltverschmutzung ist. Geht man weiter, so nimmt das Gefälle abrupt zu und bildet
den Kontinentalhang, der bis auf 150-200 Meter heruntergeht und wo der Tierbestand kleiner ist. Geht
man noch weiter, so breitet sich ein fast wüstenänliches Flachland, genannt Abyssal (Tiefsee) immer
weiter aus, dessen Tiefe 2500-4000 Meter beträgt.
– Es ist ein Meer, das sich an den Innenseiten des europäischen, asiatischen und afrikanischen
Kontinents erstreckt. man schätzt, dass an seinen Küsten im Jahre 2025 420 Mio Menschen
Leben werden, zu denen man noch die Millionen Touristen zählen muss, die verschiedenste
umweltverschmutzende Substanzen hinterlassen.
– Es ist ein Meer, dessen Wasseraustausch mit dem Weltozean erschwert ist: mit dem Atlantik ist es
durch die 14-15 km breite und 250-400m tiefe Straße von Gibraltar verbunden und mit dem
Schwarzen Meer mit dem 4-7 km breiten und 36-120m tiefen Bosporus.
– Es ist ein warmes Meer mit besonderen thermischen Eigenschaften:
– Im Winter sinkt die Temperatur im westlichen Becken bis in eine Tiefe von 200m mit
zunehmender Tiefe; das Wasser hat eine Durchschnittstemperatur von 13° C (wie die des
Meeresbodens), eine Temperatur, die oft über der Temperatur der Luft liegt. Man kann daher
von einem temperierten Meer sprechen.
– Im Sommer dagegen gibt es verschiedene Wasserschichten:
Zwei Wassermassen stehen sich gegenüber: In der Tiefe hat das Wasser eine gleichbleibende
Temperatur, die bei ca. 13 °C liegt (vgl. im Ozean 3-4 °C), das oberflächliche, überhitzte Wasser bis in eine Tiefe von 10-15m ist gegen Verschmutzungen weniger stabil. Von dieser Tiefe
aus sinkt die Temperatur schlagartig, es entsteht eine thermische Schranke, die das Wasser
daran hindert sich zu vermischen. Diese pysikalische Sprungschicht kann man in einer Tiefe
von ca. 50m während großer Teile des Jahres finden. An der Oberfläche dagegen herrscht ein
subtropisches Klima (warmes Wasser mit einem Salzgehalt von 3,8-3,9% gegenüber dem
durchschnittlichen Wert von 3,7%). Das Wasser ist dort wohl temperiert.
– Es ist ein Meer bei dem die Wasserzufuhr (Niederschläge, Zuflüsse...) die starke Verdunstung
nicht ausgleicht (3500 km3/a Verdunstung verursacht ein Absinken des Wasserspiegels um
0,62m/a!). Dieses Defizit wird durch eine Strömung ausgeglichen, die vom Atlantik in Richtung
Sizilien frisches, weniger salzhaltiges Wasser einfließen lässt. Ein Arm dieser Strömung fließt
entlang der italienischen Küste in Richtung Norden und Nord-Westen, wo er auf einen anderen
Arm entlang des Westens Korsikas trifft. Zusammen fließen sie entlang der ligurisch-provençalischen Küste und drehen sich gegen den Uhrzeigersinn. Diese Strömung verhindert die Verteilung
der leichten Schadstoffe (Benzin und Waschmittel).
Ein Strömung in umgekehrter Rischutng, geschätzt auf 32900km3 Wasser pro Jahr, entsteht dadurch, dass oberflächliches Wasser mit höherem Salzgehalt und dadurch höherer Dichte im Ionischen Meer absinkt und in der Tiefe durch die Meerenge von Gibraltar abfließt.
Ökologie des Mittelmeeres
2. Ein besonderes Meer
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– Es ist ein Meer, dessen Wassererneuerungszeit lang ist; sie wird auf 90 Jahre geschätzt; man
nimmt an, dass jährlich 36 400km3 Wasser erneuert werden. Dieser Zeitraum lässt einen gewissen Rest der Umweltverschmutzungen zurück. Man schätzt die benötigte Zeit für eine vertikale
Durchmischung des gesamten Wassers auf 250 Jahre.
– Es ist ein Meer, dessen Gezeiten (bedingt durch die Mondphasen, Bewegungen der Atmosphäre
und Schwankungen des Luftdruckes) schwach ausgeprägt sind und im Schnitt immer unter 60cm
liegen.
Ungefähre Wasserbilanz des Mittelmeeres
Volumen der Zuflüsse in km3/a
Zufluss vom Atlantik
35 000
Zufluss vom Schwarzen Meer
200
Zufuhr durch Niederschläge in das Mittelmeer
800
Zuflüsse von Oberflächengewässern 400
Summe
36 400
Volumen der Verluste in km3/a
durch Verdunstung
3 500
Abfluss zum Atlantik (94% des Zuflussvolumens)
32 900
Summe
36 400
Nach P.Tchernia , 1978 et G.E.S.A.M.P., 1986.
Sicher ist auch:
Das Mittelmeer ist ein besonders von der Umweltverschmutzung bedrohtes Meer.
Seine Empfindlichkeit ist auf die Summierung mehrerer Faktoren zurückzuführen, die die Einwirkung
der Umweltverschmutzung verstärken:
– ein geringer Prozentsatz der Erneuerung des Tiefenwassers,
– eine ungenügende Durchmischung des Wassers: thermische Sprungschicht im Sommer, Fehlen
großer Strömungen und seltenes Aufsteigen von kaltem Tiefenwasser, das reich an Nährsalzen ist
(„up-welling“), erschwerter Austausch mit dem Atlantik,
– ein schwacher Gezeitenkoeffizient,
– das Fehlen eines großes Wasserzustromes von Flüssen, die das Phänomen des „Verjagens“ von
Umweltverschmutzungen in größere Tiefen und die Reinigung der Ufer (in Folge der Nutzung
der Flussläufe für Bewässerungszwecke) nicht mehr möglich macht,
– die Zunahme der Anrainerbevölkeung und die Umweltverschmutzungen, die sich daraus ergeben,
– die Zunahme des Seeverkehrs und der Unfälle.
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Posidonien-Rasen
Festland
Cymodoceen-Rasen
Algen
Schlucht
Korallenstöcke
SP
obere Spritzwassergrenze
Hochwasserstand
PC
80200m
SchuttKegel
TC
0m
Niedrigwasserstand
40 m
Detritus
(org. Abfälle)
SA
15002000m
PA
4000m
Ökologie des Mittelmeeres
2. Ein besonderes Meer
Topographie des Mittelmeeres
80, 120 bis 200 m
Die Topographie des Mittelmeeres
PC = Kontinentalschelf: Schmal; schwaches Gefälle
TC = Kontinentalhang: 9% Neigung
PA = Tiefseebodenebene: schlammiger Kalkstein und roter Ton; sehr schwaches Gefälle
SP = Pflanzliches Ökosystem (système phytal): Licht und Pflanzen mit Chlorophyll vorhanden
SA = Ökosystem ohne Pflanzen (système aphytal): Licht und Pflanzen mit Chlorophyll fehlen
Der Kontinentalschelf und die verschiedenen Stockwerke:
I = Festland, nicht von Wasser bedeckt, durch Spritzwasser benässt
II = Spritzwasserzone (oberer Uferbereich, Supralittoral), benässt durch Spritzwasser und Brandung
III = Bereich zwischen Hoch- und Niedrigwasserstand (mittlerer Uferbereich), bei hohem Wasserstand untergetaucht und bei Niedrigwasser
durch Wellen benässt
IV = untere Uferzone; immer unter Wasser, seine Untergrenze (zwischen 30m und 40m) ist die Grenze, die mit der Lebensfähigkeit der lichtliebenden (photophilen, benötigen eine hohe Lichtstärke um sich zu entwickeln) vielzelligen Algen und der Posidonien gegeben ist.
V = Unterste Uferzone; immer unter Wasser, seine Untergrenze (zwischen 70m und 120m) ist die mit dem Leben der vielzelligen, schattenliebenden Algen, die geringe Lichtstärken tolerieren, kompatible Grenze
VI = benthische Zone (Oberfläche des Kontinentalhanges). Entspricht den Tier -und Pflanzenarten des Kontinentalhanges und des Teiles des
Bodens mit geringem Gefälle am Fuß der Böschung
VII = abyssale Zone (Tiefseeboden). Entspricht den Tier – und Pflanzenarten der großen Flächen des Meeresbodens
VIII = hadische Zone (Bereich der Tiefseegräben). Entspricht den Schluchten und tiefen Gräben
Ökologie des Mittelmeeres
3. Eigenschaften des marinen Lebensraumes
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3. Die Eigenschaften des marinen Lebensraumes Mittelmeer
3.1. Einführung
3.1.1. Die drei Dimensionen
Der marine Lebensraum erstreckt sich über drei Dimensionen. Zusätzlich zu seiner horizontalen Ausdehnung (wie ein Land-Lebensraum) besitzt er auch eine dritte Dimension; vertikale Verunreinigungen werden sich folglich in allen drei Dimensionen bemerkbar machen.
3.1.2. Die Gleichförmigkeit des Lebensraumes
Der mediterrane marine Lebensraum hat eine große Gleichförmigkeit wegen
– der geringen Schwankungen der Umweltfaktoren (Temperatur, Salzgehalt, Lichtverhältnisse),
– der geringen Geschwindigkeit der Diffusions- und Lösungsvorgänge,
– des praktisch völligen Fehlens von Gezeiten und großen Strömungen und schließlich
– der geringen Wasserdurchmischung im Herbst;
diese Gleichförmigkeit verstärkt das Zusammentreffen der intensiven Verunreinigungen.
3.1.3. Die besonderen biotischen und abiotischen Eigenschaften
Der marine mediterrane Lebensraum hat bemerkenswerte chemisch-physikalische und biotische Eigenschaften. Die Organismen, die im marinen Ökosystem leben, sind den Faktoren unterworfen, die
ihre Umwelt ausmachen.
3.2. Die physikalischen Faktoren
3.2.1. Das Licht
Die Dauer der Helligkeit ist sehr lang (in der Provence mehr als 500h Sonneneinstrahlung), das ist ein
für die Entwicklung des pflanzlichen Lebens günstiger Faktor. Die Absorption nimmt mit der Tiefe zu,
man kann drei Zonen unterscheiden:
– eine gut durchleuchtete (euphotische) Zone, in der die Helligkeit für die Entwicklung von Pflanzen mit Chlorophyll ausreicht. Ihre untere Grenze hängt von der Lichtdurchlässigkeit des Wassers ab, die von einigen Zentimetern in den Hafengebieten bis zu 15, 20, 25m (untere Grenze der
Posidonien-Rasen in der Provence) und bis zu 200m bei den Balearen reichen kann.
– eine schwach belichtete (dys- oder oligophotische) Zone, in der die Helligkeit für grüne Pflanzen
nicht ausreicht, die Menge an gelösten Mineralsalzen steigt an und bildet einen Vorrat für die darüberliegende Schicht, falls ein Aufsteigen möglich ist; das ist im Winter der Fall, wenn Konvektionsströmungen zwischen dem abgekühlten Oberflächenwasser und dem weniger kühlen Tiefenwasser auftreten.
– eine lichtlose (aphotische) Zone: die tiefste Zone, völlig dunkel und unvereinbar mit jeglichem
pflanzlichen Leben.
Eine eindeutige Beziehung zwischen der Farbe der Algen und ihrer Verteilung in der Tiefe konnte nicht
nachgewiesen werden, man begnügt sich damit, lichtliebende (photophile) Algen, die an der Oberfläche leben, wo die Lichteinstrahlung stark ist, und schattenliebende (sciaphile) Algen, die sich mit geringeren Helligkeit begnügen, zu unterscheiden.
3.2.2. Die Temperatur
s. Kap. 2.1. (Ein besonderes Meer).
3.2.3. Die Wasserbewegung
Die Gezeiten haben nur eine geringe Amplitude (im allgemeinen 20-30cm) und werden durch Winde
und Luftdruckschwankungen hervorgerufen.
Die Wasserbewegung wird hauptsächlich durch den Wellengang bewirkt, dabei unterscheidet man:
– aufgewühlte Bereiche, in denen der Wellengang sehr stark ist und
Ökologie des Mittelmeeres
3. Eigenschaften des marinen Lebensraumes
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– weniger bewegte bis ruhige Bereiche mit schwachem oder fehlendem Wellengang.
3.3. Die chemischen Faktoren
3.3.1. Die Feuchtigkeit
Es besteht ein Gefälle (Gradient) der Feuchtigkeit, wenn man vom Ufer Richtung Meer geht, abhängig
von der Höhe des Meeresspiegels, der die Verteilung der Lebewesen , ihre morphologischen und physiologischen Veränderungen und das Verhalten der Arten (z.B. Wasserspeicherung, Verringerung des
Wasserverlustes, Wiederaufleben wie bei Nemalion (Rotalge) oder Rissoelle, bedingt.
3.3.2. Die gelösten Salze
Der Salzgehalt des Mittelmeeres ist hoch, da es nach und nach verdunstet, er variiert zwischen 36,4‰
bis 39,5‰. Der Salzgehalt des Wassers an der Oberfläche steigert sich West nach Ost, er geht von
36‰ am Eingang der Meerenge von Gibraltar bis 39‰ in der Ägäis.
Mehrere Arten können stärkere Variationen des Salzgehaltes ertragen (euryhyaline Arten) wie UlvaArten (Grünalgen), Cymodeceen oder die Arten, die in der Spitzwasserzone und der mittleren Uferzone leben. Im Gegenteil dazu sind andere stenohyalin, sie leben in tieferen Zonen und ertragen keine
größeren Schwankungen des Salzgehaltes.
Das Wasser des Mittelmeeres hat natürlich einen ausreichenden Kohlenstoffdioxidgehalt, um die Entwicklung der Pflanzen mit Chlorophyll zu ermöglichen, allerdings ist es arm an Stickstoff und Phosphor, so dass die Entwicklung der Biomasse (Masse des organischen Lebens) begrenzt ist. Man
schreibt dieser Tatsache die Armut an Plankton zu, welche für die Lichtdurchlässigkeit des Wassers
und die geringe Produktivität an Fischen verantwortlich ist.
3.3.3. Die Faktoren des nährstoffliefernden Untergrunds (Edaphons)
Der Einfluss der Natur und der Zusammensetzung des Bodens auf den Aufbau der pflanzlichen und
tierischen Populationen ist schwierig abzuschätzen.
Man spricht von silikatliebenden Arten oder Vegetation , wenn man sie ausschließlich oder vorzugsweise dort antreffen kann, wo der Boden reich an Silizium ist. Weniger, dass sie Kalk meiden (calcifug)? Dies gilt für die Algen der Gattung Rissoella (Rotalgen).
Desgleichen spielt der Gehalt des Sandes und Schlammes an organischen Substanzen für die Verteilung zahlreicher Arten eine wichtige Rolle.
3.4. Die biotischen Faktoren
Innerhalb des marinen Lebensraumes stehen die Lebewesen untereinander in Wechselbeziehungen.
Die zunehmende Nutzung und die Verschmutzung durch den Menschen nehmen auf die pflanzlichen
und tierischen Populationen direkt Einfluss.
Der Einfluss des Menschens auf den Lebensraum ruft eine Anreicherung an Nitrat und Phosphor hervor, dies ist günstig; aber sie zieht eine Überentwicklung der angepassten Arten und ein mehr oder weniger schwerwiegendes Ungleichgewicht im Lebensraum nach sich. Sie bewirkt die Entwicklung
schwefel- und stickstoffliebender (thionitrophiler) Algen, Arten, die Lebensräume bevorzugen, welche
reich an Schwefel(thio-)- und Stickstoff(nitro-)verbindungen sind, wie Calpomenia, Ulva, Enteromorpha, Cladophora, Clutleria, Erythrotrichia, was die Lebensbedingungen zutiefst stört (es ist das Phänomen der Überdüngung, Eutrophierung).
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ecosys.jpg
Das Wirkgefüge des marinen Ökösystems
Recycling der Mineralien (upwelling, Wasserbewegung)
N und P (begrenzende Faktoren)
Recycling des CO2
Physikalisch-chemische Faktoren
4. Ein Ökosystem
Verschmutzung
Wasserkulturen
Fische
Zusammensetzung
Natur
CO2
Konsistenz
WasserDynamik
Salzgehalt
Licht
Temperatur
Wasser
Verlust
Erzeuger (Produzenten
festsitzende Algen
pflanzliches Plankton
Verbraucher (Konsumenten)
pflanzenfressendes, tierisches Plankton
planktonfressende
Fische
fleischfressendes,
tierisches Plankton
pflanzenfressende, festsitzende Tiere
algenfressende
Fische
Abfallfresser
festsitzende
Fleischfresser
räuberische
Fische am Grund
Zersetzer (Destruenten)
CO2
Mineralealze
Ablagerung (Verlust)
Wiederauflösung
frei schwimmende
räuberische Fische
Ökologie des Mittelmeeres
biotische Faktoren
Faktoren des Untergrundes
Ökologie des Mittelmeeres
4. Ein Ökosystem
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4. Der marine Raum Mittelmeer: ein Ökosystem
4.1. Das marine Ökosystem
Der marine Lebensraum im weitesten Sinne ist ein Mosaik von Biozönosen, d. h. Lebensgemeinschaften, eingebettet in ihrer Umwelt.
– Die Biozönose wurde von MÖBIUS 1887 definiert als „eine Ansammlung von Lebewesen, die in
ihrer Zusammenstellung, der Zahl der Arten und der Individuen an bestimmte durchschnittliche
Bedingungen des Lebensraumes angepasst sind; die Lebewesen sind untereinander wechselseitig
abhängig und sie erhalten und vermehren sich in einem bestimmten Raum gleichbleibender Art“.
– Für LEMÉE 1967 „ ebenso wie ein Organismus nicht nur einfach ein Nebeneinander von Geweben
und Organen ist, sondern eine Ganzheit, deren Eigenschaften nicht nur die der getrennten
Bestandteile sind, ist eine Lebensgemeinschaft eine neue Ganzheit, die nicht nur das zufällige
Zusammentreffen von Einzellebewesen darstellt, sondern einen eigenen Aufbau, ein eigenes Wirkungsgefüge und eine eigene Entwicklung besitzt“.
– Der Biotop entsteht, wenn ein Raum von Lebewesen besetzt wird, oder nach PÉRÈS „ein geographischer Bereich, der Bedingungen unterworfen ist, von denen die wichtigsten gleichartig sind“.
– Der Mensch wurde darauf gelenkt, „die Bedingungen, unter denen Lebewesen exitistieren und die
Wechselwirkungen in der gesamten Natur, die zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt bestehen“ zu erforschen; das ist die Definition nach DAJOZ.
– Die Umwelt wird als eine Zusammenstellung der ökologischen Faktoren (Ökofaktoren) betrachtet:
physikalisch-chemische und biotische Faktoren (biotische Faktoren: Zusammenstellung der
Wechselbeziehungen, d. h. den fördernden und beeinträchtigenden Wirkungen, die sich zwischen den Lebewesen abspielen).
– Der marine Lebensraum kann wie eine Zusammenstellung einzelner Ökosysteme oder auch wie
ein einziges Ökosystem betrachtet werden.
– Das Ökosystem ist „ein ökologisches System, geographisch lokalisiert, das ständig arbeitet und in
dem gleichbleibende Beziehungen zwischen den Bestandteilen Biozönose (Lebensgemeinschaft)
und Biotop (unbelebte Umgebung) bestehen“.
– Die Quelle für die Energie, die für den Betrieb des Ökosystems (Biozönose + Biotop) erforderlich
ist, ist die Sonne.
Der Mensch hat zunehmend begriffen, dass die Veränderungen der klimatischen Bedingungen, die
brutalen Eingriffe in bestimmte physikalische, chemische oder biotische Faktoren in Folge übermäßiger Nutzung und Verschmutzungen für eine gute Arbeitsweise des marinen Ökosystems
schädlich sind.
4.2. Die Arbeitsweise des marinen Ökosystems
4.2.1. Die Produzenten
Der Motor des Ökosystems ist die Sonnenenergie; nur die Pflanzen, die Chlorophyll-Farbstoffe besitzen, sind dazu fähig, Lichtenergie einzufangen und in die Energieform chemische Energie umzuwandeln, um ausgehend von mineralischen Substanzen (Wasser, Kohlenstoffdioxid, Mineralsalze), die in
der Umwelt vorhanden sind, Moleküle von Kohlenstoffverbindungen aufzubauen. Diese Synthese organischer Stoffe, genannt Photosynthese, ist also die Tätigkeit der autonomen oder autotrophen Organismen, d.h. sie können sich selbst mit ihrer Nahrung versorgen, sie werden als Produzenten eingestuft.
Im marinen Lebensraum sind das:
– mikroskopisch kleine Algen, die mit den Strömungen mitgenommen werden und das Phytoplankton bilden,
– große, vielzellige Algen, die am Grund festgewachsen sind und das Phytobenthos aufbauen und
Ökologie des Mittelmeeres
4. Ein Ökosystem
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– Blütenpflanzen (Phanerogamen) wie die Cymodoceen, die Zostera-Arten und die Posidonien im
Mittelmeer.
4.2.2. Die Konsumenten (Verbraucher)
Hier handelt es sich um Lebewesen, die chemische Energie benötigen, die in organischer Substanz enthalten ist, die von den Produzenten aufgebaut wurde.
Man unterscheidet Konsumenten 1.Ordnung oder Pflanzenfresser, die sich direkt von Produzenten ernähren; sie werden auch als Sekundärproduzenten eingestuft, da sie organische Substanz ausgehend
von Produzenten und nicht von der Sonnenenergie wie die Primärproduzenten erzeugen.
Man unterscheidet weiter die Konsumenten 2. Ordnung oder Fleischfresser, die sich von den Konsumenten 1. Ordnung ernähren sowie Konsumenten 3. und höherer Ordnung.
4.2.3. Die Destruenten (Zersetzer)
Dies sind notwendige Bestandteile des Ökosystems, die die Mineralisierung der organischen Substanz
betreiben, d.h. die Umwandlung dieser Stoffe (Ausscheidungen und tote Lebewesen von Tieren und
Pflanzen) in Mineralsalze. Es handelt sich um Bakterien oder kleine Wirbellose. Diese Zersetzung
setzt die mineralischen Elemente in den Lebensraum frei, die zusammen mit dem Kohlenstoffdioxid
von den Produzenten wieder aufgenommen werden.
4.2.4. Nahrungsketten und -netze
Die Lebewesen sind also miteinander verknüpft, hinsichtlich ihrer Nahrung voneinander abhängig; sie
bilden Nahrungsketten oder trophische Ketten, die stark verzweigt, richtige Netzwerke bilden. Eine
teilweise oder völlige Zerstörung eines Kettengliedes dieses Gefüges in Folge von Verschmutzungen
zieht die Zerrüttung des Ökosystems nach sich.
4.2.5. Stoff- und Energieflüsse
Es besteht ein Fluss der chemischen Elemente und der Energie, den man schematisch wiedergeben
kann, indem man die Beziehungen zwischen den Lebewesen, dem Untergrund und der Umwelt darstellt.
Das Ökosystem ist thermodynamisch ein offenes System, da es Materie und Energie durch Ablagerung
oder biogeologischer Rückverwandlung von Stoffen verliert, auch durch menschliche Tätigkeiten
(Fischfang und Wasserkulturen).
Die chemischen Verunreinigungen behindern das Ökosystem, werden von einer Nahrungsebene zur
nächsten weitergegeben und stellen eine Bedrohung des Ökosystems und letztlich des Menschen dar.
Ökologie des Mittelmeeres
5. Ein Lebensraum
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5.Der marine Raum Mittelmeer: ein Lebensraum
Bei den Populationen unterscheidet man nach klassischer Methode zwischen den frei schwimmenden
und den festsitzenden Lebewesen.
5.1. Die frei schwimmenden Lebewesen (Pelagos)
Die freischwimmenden Lebewesen, das Pelagon (von griech. pelagos = Meer) ist die Gesamtheit der
Organismen, die nur im Wasser leben und auch für die Ernährung nicht vom Boden abhängig sind; unter Plankton versteht man diejenigen Arten, die sich von der Strömungen treiben lassen und unter Nekton diejenigen, die eine eigene Beweglichkeit besitzen und in der Lage sind sich der Strömung entgegenzusetzen.
5.1.1. Die Gruppe der Lebewesen, die frei im Wasser treiben (Plankton)
5.1.1.1. Das Phytoplankton
Das Phytoplankton oder pflanzliches Plankton ist der Ursprung der Primärproduktion organischer Stoffe; sie ist also der Ursprungs des gesamten Lebens im Meer. Diese Organismen leben in den oberflächlichen Schichten zwischen 0 und 200m Tiefe. Das Phytoplankton enthält 3 Gruppen von einzelligen
Algen, die entweder isoliert oder im Fäden leben: die Diatomen (Kieselalgen), die Peridineen und die
Coccolithophorideen.
– die Kieselalgen oder Bacilliariophyceen: es sind einzellige Algen, die eine zweischallige Hülle
aus Siliziumdioxid mi spezifischen Verzierungen besitzen. Ihre Plastiden enthalten Chlorophyll
a und c und Carotinoid-Pigmente, die sie verdecken; sie produzieren nie Stärke.
– die Peridineen oder die Dinophyceen: es sind einzellige Organismen mit zwei Geißeln. Die Zellen
sind nackt oder von 2 Schalen aus Cellulose bedeckt und besitzen 2 Geißeln, die senkrecht zueinander stehen. Sie besitzen Plastiden und diese Organismen werden daher als Pflanzen betrachtet: pflanzliche Flagellaten; einigen Formen fehlen Plastiden und werden deswegen zum Tierreich gerechnet: tierische Flagellaten der Klasse Dinoflagellaten.
– die Coccolithophoriden: es sind winzige Flagellaten, deren Zellen eine gelartige Membran besitzen, die kleine Plättchen aus Kalk enthalten, die Coccolithen, die eine äußere Schale bilden; sie
besitzen auch 2 Geißeln, die am gleichen Pol sitzen.
5.1.1.2. Das Zooplankton
Das Zooplankton oder tierisches Plankton besteht aus Organismen, die keine organische Substanzen
herstellen können und deswegen vom Phytoplankton abhängig sind. Es enthält die folgenden wichtigen Gruppen:
– die Protozoen; Flagellaten, Globigerinen, Foraminiferen, Radiolairen, Ciliaten
– die Cnidarien: Medusen, Siphonophoren
– die Chätognathen
– die Crustaceen (Krebse): Cladoceren, Ostracoden, Copepoden, Amphipoden, Mysidaceen, Euphosiaceen, Decapoden
– an Mullusken Gastropoden (Schnecken)
– die Eier und Larven von Arten, die im erwachsenen Stadium festsitzend leben: Trochophora-Larven der polychäten Anneliden, von Mollusken (Lamellibranchiaten, Muscheln), Larven von
Crustaceen, Echinodermen (Stachelhäuter), Fischen und Cephalopoden (Kopffüßer, Tintenfische).
5.2. Die festsitzenden Lebewesen (Benthos)
Der Benthos (von gr. benthos = Grund) ist die Gesamtheit der Lebewesen, die mit dem Grund verbunden leben, d.h. festgewachsen, in ihm oder einfach im Kontakt oder in der Nähe des Grundes, vom
Ufer bis in große Tiefen.
Ökologie des Mittelmeeres
5. Ein Lebensraum
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Die Unterschiede in den Faktoren des Grundes wie Feuchtigkeit, Belichtung oder Temperatur haben
eine vertikale Einteilung der Populationen zur Folge, es entstehen Etagen.
– Eine Etage ist „ein vertikaler Bezirk des benthischen marinen Raumes, in dem die ökologischen
Bedingungen, abhängig von der Lage in Bezug auf den Meeresspiegel, weitgehend gleichbleibend sind oder zwischen zwei kritischen Werten liegen“.
– Die Verteilung der benthischen Populationen erzeugt Zonen, die sich von der Oberfläche bis zu
den großen Tiefen übereinander stapeln. Diese Etagen beherbergen jeweils charakteristische Populationen.
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