Herzerkrankungen bei Männern und Frauen unter spezieller Berücksichtigung der Risikofaktoren und der Therapiemöglichkeiten in Österreich Bakkalaureatsarbeit Bachelorstudium Gesundheits- und Pflegewissenschaften an der Medizinischen Universität Graz Institut für Pflegewissenschaft Billrothgasse 6/I 8010 Graz Begutachter: Herr Mag. Jürgen Engelbrecht, MPH Stiftingtalstraße 5 8010 Graz Autorin: Sandra Salzer Matr. Nr. 0733121 Einreichung: März 2011 I Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bakkalaureatsarbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Weiters erkläre ich, dass ich diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt habe. Bruck/Mur, am 25.03.2011 Unterschrift: ______________________ II Kurzzusammenfassung In meiner Arbeit befasse ich mich mit dem Thema Herzerkrankungen bei Männern und Frauen unter Berücksichtigung der Risikofaktoren und der Therapiemöglichkeiten in Österreich. Im Speziellen werden die Herzinsuffizienz, die koronare Herzerkrankung, die Angina pectoris und der Herzinfarkt bei Männern und Frauen sowie die damit verbundenen Risikofaktoren behandelt. Einen weiteren Hauptaspekt der Arbeit bilden die Therapiemöglichkeiten der genannten Erkrankungen nach deren Auftreten in Österreich bei Männern und Frauen. Um einen Einblick in das Thema zu bekommen, werden am Beginn die Erkrankungen und deren Risikofaktoren beschrieben. In weiterer Folge werden mögliche Rehabilitationsansätze und Therapiemöglichkeiten anhand einiger Beispiele dargestellt. An dieser Stelle wird zwischen konventionellen Therapiemethoden und alternativen Therapieansätzen unterschieden. Da Frauen gegenüber Männern unterschiedliche Risikofaktoren aufweisen, die ausschlaggebend für eine der genannten Herzerkrankungen sein können, die in wissenschaftlichen Studien aber kaum berücksichtigt werden, und sich die Häufigkeit von Herzerkrankungen geschlechtsspezifisch unterschiedlich darstellt, bildet die geschlechtsspezifische Betrachtung des Themas einen weiteren Aspekt in dieser Arbeit. Abstract In this essay I want to deal with the topic heart diseases among men and women regarding the risk factors and possible therapies in Austria. In particular cardiac insufficiency, coronary diseases, angina pectoris and cardiac infarction among men and women as well as the risk factors involved are dealt with. Another main aspect of this essay describes the available therapies of the diseases mentioned above according to their occurrence among men and women in Austria. III In order to give an better idea oft he topic these diseases and their risk factors are described at the beginning. Further on possibilities of rehabilitation and therapies are shown by means of examples, differentiating between comventional and alternative of therapies. As women in comparison to men show different risk factors which can be decicive fort he heart diseases mentioned above and which are hardlx ever taken into account in scientific studies and the frequency of heart diseases is different depending on the sex, the specific consideration oft he topic concerning men and women will be another aspect of this essay. IV Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung………………………………………………………………………….….... 01 2. Methodik.…..………………………………………………………………………..…. 03 3. Ziel der Arbeit…………………………….………………………………................... 04 4. Herzerkrankungen……………………………………….…………….………...…… ..05 4.1. Herzinsuffizienz…………………….………………………………….……….… ..05 4.2. Koronare Herzkrankheit / Angina pectoris……...…………………...………… ..05 4.3. Herzinfarkt…………………………………………..…………………………….. ..06 5. Häufigkeit von Herzerkrankungen………………………………..………………… 08 6. Risikofaktoren von Herzerkrankungen……..………………..………………........ 10 6.1. Rauchen…………………….………………………………………………..…… 11 6.2. Diabetes mellitus………….……...………………………………….…………… 12 6.3. Stress…………….…………………………………..….…………………………. 13 6.4. Ungesunde Ernährung…………………………………….……………..……… ..14 6.5 Übergewicht…………………………………………...……..…………………..... 16 6.6. Mangelnde Bewegung……...……………………………..……………... ……… 17 7. Therapiemöglichkeiten nach einer Herzerkrankung………..………………....… 19 7.1. Konventionelle Therapie……………………………..…………………………… 19 7.1.1. Diabetes- Therapie…………………………………………………….… 19 7.1.2. Bewegung…………………………………..…………………………….. 21 7.1.2.1. Physikalische Therapie……….…………………………….. 21 7.1.2.2. Herzsportgruppen……………..…………………………….. 26 7.2. Alternative Therapie………………………………...…………………………….. 28 7.2.1. Autogenes Training……………………………………………………… 28 7.2.2. Yoga……………………………………………………………………….. 31 8. Geschlechtsspezifische Aspekte ……………………………........…...……………32 V 8.1 Problematik bei der wissenschaftlichen Erfassung von Patienten mit Risikofaktoren für Herzerkrankungen…………………………………………………..32 9. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Rehabilitation…………..…….… 34 10. Schlussfolgerung……………………………………………………………………… 36 11. Literaturverzeichnis…………………………………………………………………… 37 VI Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Verstorbene an Ischämischen Herzerkrankungen, mit und ohne Altersobergrenze………………………………………………………………….... 6 Tabelle2: Gestorbene 2009 nach Hauptgruppen der Todesursachen und Geschlecht……………………………………………………………………… 7 Tabelle 3: Anteil der täglich Rauchenden ab 16 Jahren von 1972 bis 2006 in %…………………………………………………………….. 8 Tabelle 4: Durchschnittliches Gesamt-Cholesterin in mg/dl ……….…………............. 13 Tabelle 5: Verteilung des BMI nach Alter und Geschlecht im Vergleich der Jahre 1999 und 2006/07………………………………………… 13 Tabelle 6: Soll- Werte…………………………………………………………………………...14 Tabelle 7: Körperliche Aktivität……………………………………………………………….15 1.) Einleitung „Plötzlich bekam ich keine Luft mehr und diese schreckliche Enge in meinem Brustkorb, ein Gefühl, das sich kaum beschreiben lässt.“ Dieses Zitat stammt von einem Patienten, der vor zwei Jahren einen Herzinfarkt erlitten hat und in einem physikalischen Ambulatorium, in dem Herz-Kreislauf- Patienten betreut werden, behandelt wurde. Ausschlaggebend für die Themenwahl war mein extramurales Praktikum in einem physikalischen Ambulatorium, in welchem Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen ambulant betreut werden. Da in diesem Ambulatorium eine spezielle Form der Therapie angewendet wird, entschloss ich mich, näher mit diesem Thema auseinanderzusetzten. Statistische Daten zeigen, dass Herz-Kreislauferkrankungen immer mehr an Bedeutung gewinnen, da die Zahl jener Patienten, die an einer Herzerkrankung leiden, sowie die Zahl der Todesopfer in Zusammenhang mit einer solchen Erkrankung jährlich ansteigen. Gemessen an allen Todesursachen, Alter und Geschlecht im Jahr 2009, starben 37,1 Prozent der Männer und 48,2 Prozent der Frauen an einer Herz-Kreislauferkrankung (vgl.http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/todesursachen/todesursachen_a usgewaehlte/024439.html, 11.10.2010). Die Zahlen zeigen, dass prozentuell gesehen Frauen häufiger an Herzerkrankungen leiden als Männer, obwohl generell in der Bevölkerung eine gegensätzliche Meinung vertreten wird. Am Beispiel Herzinfarkt zeigt sich, dass dieser bei Frauen statistisch gesehen in einem Alter von 71 Jahren und bei Männern in einem Alter von 62 Jahren am häufigsten auftritt. Diese Tatsache lässt sich mitunter dadurch begründen, dass sich bei 40 Prozent der Frauen ein Herzinfarkt nicht durch die „typischen“ Symptome wie zum Beispiel den ausstrahlenden Brustschmerz bemerkbar macht. Somit ist es schwieriger atypische Symptome definitiv einem Herzinfarkt zuzuordnen und diesen als solchen zu diagnostizieren. Hinzu kommt, dass die Entstehung von Herzerkrankungen durch unterschiedliche Risikofaktoren wie z.B. Stress, Rauchen, Übergewicht und Diabetes mellitus beeinflusst werden, wobei diese bei Männern und Frauen in unterschiedlichen Häufigkeiten zutreffen. 1 Studien ergaben, dass Frauen häufiger an Zuckerkrankheit und hohem Blutdruck leiden, Männer hingegen leiden an zu hohen Cholesterinwerten, an Übergewicht und sind häufiger Raucher als Frauen, was das Auftreten von Herzerkrankungen beeinflussen kann (vgl. http://www.fmc.ch/uploads/tx_userzsarchiv/gesamt_07_08_2005.pdf, 29.12.2010, S.7). 2 2.) Methodik Der vorliegenden Arbeit liegt eine Literaturrecherche zu Grunde, die zum einen im Internet und zum anderen in der Bibliothek der Medizinischen Universität Graz durchgeführt wurde. Es wurden folgende Hauptsuchbegriffe verwendet: Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Angina pectoris, Herzinsuffizienz und Koronare Herzerkrankung Alle Hauptsuchbegriffe wurden mit den Zusätzen „bei Männern und Frauen“, „Risikofaktoren“, „Rehabilitation“, und „Therapie“ verbunden. Die Literatursuche zum Thema Herzerkrankungen gestaltete sich einfach, da zu diesem Thema eine große Anzahl an Publikationen vorliegt, aus denen der theoretische Rahmen für diese Arbeit abgeleitet werden konnte. In Bezug auf statistische Daten zur Häufigkeit von Herzerkrankungen in Österreich bei Männern und Frauen konnten für diese Arbeit Daten aus den Gesundheitsberichten der Statistik Austria GmbH verwendet werden, die aktuelle und zuverlässige Zahlen zur Verfügung stellt. Schwierigkeiten bei der Literatursuche ergaben sich vor allem beim Auffinden von genderspezifischen Studien zum Thema Herzerkrankungen. Hier konnte im Rahmen der durchgeführten Recherche nur eine verwertbare Studie gefunden werden. 3 3.) Ziel der Arbeit Ziel der Arbeit ist es, ausgewählte Herz-Kreislauferkrankungen unter dem geschlechtsspezifischen Aspekt zu betrachten und Unterschiede in Bezug auf die Risikofaktoren von Frauen und Männern, eine solche Erkrankung zu erwerben, aufzuzeigen. Weiters soll dargestellt werden, welche konventionellen und welche alternativen Therapiemöglichkeiten bei Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen durchgeführt werden, und ob ein Unterschied in der Inanspruchnahme bei diesen zwischen Männern und Frauen besteht. Folgende Fragestellungen sollen durch die Auseinandersetzung mit diesem Thema beantwortet werden: Treffen Risikofaktoren, die eine Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen beeinflussen können für Frauen und Männer im selben Ausmaß zu? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es für PatientInnen nach Auftreten einer HerzKreislauferkrankung? Gibt es einen Unterschied im therapeutischen Ansatz von Herz- Kreislauferkrankungen bei Männern und Frauen? 4 4.) Herzerkrankungen Dieses Kapitel soll dazu dienen, einen theoretischen Überblick über die Herzinsuffizienz, die Koronare Herzkrankheit, die Angina pectoris sowie über den Herzinfarkt zu erlangen. Es soll in einem kurzen Überblick die Entstehung sowie die Symptomatik der verschiedenen Herzerkrankungen erläutert werden. 4.1. Herzinsuffizienz Unter einer Herzinsuffizienz oder umgangssprachlich auch Herzschwäche genannten Erkrankung versteht man eine zu geringe Pumpleistung des Herzens, was darauf zurückzuführen ist, dass der Herzmuskel zu schwach ist, um genügend Blut durch den Körper zu transportieren (vgl. Huber et al, 2005, S.49). Im Allgemeinen unterscheidet man drei Arten der Herzinsuffizienz: Linksherzinsuffizienz: die Auswurfleistung der linken Herzkammer ist herabgesetzt. Rechtsherzinsuffizienz: die Auswurfkammer der rechten Herzkammer ist herabgesetzt. Globalinsuffizienz: die Auswurfkammer des gesamten Herzens ist herabgesetzt (vgl. Urban et al, 2007, S.269). Die Folge einer Herzinsuffizienz ist, dass die Funktion von Organen im Körper eingeschränkt ist, wobei die Ursache dafür eine fortgeschrittene Verkalkung der Herzkranzarterien ist oder im Vorfeld ein Herzinfarkt erlitten wurde. Die Symptome einer Konzentrationsschwierigkeiten, Herzinsuffizienz herabgesetzte sind meistens Nierenfunktion, auftretende eingeschränkte Muskelfunktionen und Flüssigkeit, die im Körper zurückgehalten wird (vgl. Huber et al, 2005, S. 49). 4.2. Koronare Herzkrankheit / Angina pectoris Mittlerweile beruht in den westlichen Industrieländern ein Drittel aller Todesfälle auf den Auswirkungen der koronaren Herzkrankheit. Unter der koronaren Herzkrankheit versteht man eine chronische oder akute Einschränkung der Koronardurchblutung, welche durch 5 Kalkablagerungen an den Gefäßwänden ausgelöst wird. Durch diese Mangeldurchblutung kommt es zu Sauerstoffmangelsituationen, die zur Folge haben, dass die Pumpfunktion des Herzens herabgesetzt wird und die Koronararterien verengt werden (vgl. Klinke et al, 2003, S.140). Symptome, vor allem bei körperlicher Anstrengung oder Aufregung, sind Schmerzen in der Brust, im Arm und Hals, die vorwiegend auf der linken Körperhälfte auftreten und als stabile Angina pectoris bezeichnet werden (vgl. Silbernagel et al, 2005, S. 218). Daraus lässt sich schließen, dass die Angina pectoris ein Symptom der koronaren Herzkrankheit ist. Neben der oben beschriebenen stabilen Angina pectoris kann es auch noch zu einer instabilen Angina pectoris kommen. Der Unterschied besteht darin, dass bei einer instabilen Angina pectoris das Druckgefühl verbunden mit Brustschmerzen, Schmerzen im Arm und Hals und die Kurzatmigkeit auch bei geringer Belastung und in Ruhe auftreten. Im Allgemeinen verursacht eine Angina pectoris keine großen Schäden am Herzen, aber sie ist dennoch als Warnung zu sehen, da es durch die Verkalkung der Herzkranzarterien zu einem Herzinfarkt kommen könnte (vgl. Huber et al, 2005, S. 50). Bei einem Schmerzanfall kann man mit Hilfe eines Elektrokardiogramms (EKG), welches Veränderungen sichtbar macht, eine Angina pectoris feststellen. Treten jedoch keine Schmerzen auf, können durch körperliche Belastungstests, z.B. Belastungs-EKG oder Ergometrie, Veränderungen festgestellt werden. Jegliche Art der Angina pectoris wird ausschließlich mit Medikamenten, die eine Erweiterung der Herzkranzgefäße und Erhöhung des Blutflusses zum Herzmuskel zur Folge haben, behandelt. Dazu zählen unter anderem Nitroglyzerinkapseln, Nitrospray, Betablocker und Kalziumantagonisten (vgl. Cheers, 2001, S. 299). 4.3. Herzinfarkt Wenn der Blutfluss in einer Herzkranzarterie unterbrochen wird, spricht man von einem Herzinfarkt, der in der Fachsprache auch Myokardinfarkt genannt wird. Durch eine Arterienverkalkung, die meist die Ursache für einen Myokardinfarkt bildet, entsteht in den verengten Herzkranzarterien ein Gerinnsel, welches das Gefäß vollständig verschließen kann. Das Herzmuskelgewebe wird in weiterer Folge nicht mehr mit Sauerstoff versorgt und stirbt ab, wenn es nicht nach kurzer Zeit wieder durchblutet wird. Die Symptome eines Herzinfarkts sind ähnlich wie bei einer Angina pectoris, jedoch sind die Anzeichen ausgeprägter, halten länger an und werden meist nicht durch Anstrengung hervorgerufen. 6 Zu den typischen Symptomen zählen linksseitige Schmerzen in Brust, Schulter und linker Körperhälfte, wie Atemnot, Beklemmungsgefühle und plötzliches Herzjagen. Früher zählte der Herzinfarkt zu den typischen Krankheiten der Männer, jedoch zeigt sich, dass zunehmend mehr Frauen davon betroffen sind, erklärbar, dass auch immer mehr Frauen zur Zigarette greifen. Obwohl sich Frauen nach wie vor mehr vor Krebserkrankungen fürchten als vor einem Herzinfarkt, zählen mittlerweile HerzKreislauferkrankungen zu den häufigsten Todesursachen bei diesen. Da bei Frauen der Herzinfarkt keine für diese Erkrankung typischen Symptome aufzeigt, denken jene nicht an eine solche Erkrankung. Symptome speziell bei Frauen sind chronische Müdigkeit, Black-outs, Magenbeschwerden, Übelkeit und Wasseransammlungen in Beinen und Füßen. Behandelt wird ein Herzinfarkt meist mit ACE-Hemmern, Lipidsenkern, Kalziumkanalblockern und Betablockern (vgl. Huber et al, 2005, S. 52ff). 7 5.) Häufigkeit von Herzerkrankungen Wie in der Einleitung bereits erwähnt, stellen die Herz-Kreislauferkrankungen eine immer größer werdende Problematik für die Gesellschaft dar. Abbildung 2 verdeutlicht, dass gemessen an allen Todesursachen 37,1 Prozent der Männer und 48,2 Prozent der Frauen an einer Herz-Kreislauferkrankung verstorben sind. Somit bilden Herz- Kreislauferkrankungen die häufigste Todesursache bei Männern und bei Frauen in Österreich(vgl.http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/todesursachen/todesur sachen_ausgewaehlte/024439.html, 11.10.2010). Ein Herzinfarkt tritt bei Frauen im Durchschnitt bei 71 Jahren und bei Männern bei 62 Jahren auf. Daraus ergibt sich, dass die Frauen erst acht bis zehn Jahre später an diesem erkranken als Männer. Auffallend ist hier, dass wider der in der Gesellschaft vertretenen Meinung bei Frauen häufiger die Todesursache Herz-Kreislauferkrankung auftritt als bei Männern (vgl. http://www.fmc.ch/uploads/tx_userzsarchiv/gesamt_07_08_2005.pdf, 29.12.2010). Abbildung 2:Gestorbene 2009 nach Hauptgruppen der Todesursachen und Geschlecht vgl.http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/todesursachen/todesursachen_au sgewaehlte/024439.html, 11.10.2010 8 Obgleich der Herzinfarkt in den westlichen Industrieländern die häufigste Todesursache bildet, gibt es bezogen auf das Vorkommen weltweite Unterschiede. Während es in Japan lediglich 100 Infarktpatienten gibt, bezogen auf 100.000 Einwohner, steigt die Zahl in Europa auf 500 Patienten pro 100.000 Einwohner. Wie oben schon erwähnt sind Männer in der Regel häufiger von einem Herzinfarkt betroffen als Frauen. Während bei Männern der Herzinfarkt wesentlich früher und öfter auftritt, besitzen Frauen ein höheres Risiko, an den Folgeerkrankungen zu sterben (vgl. http://www.propatient.info/content/2_2008_30.pdf, 20.02.2001). Eine ähnliche Problematik stellt die koronare Herzkrankheit / Angina pectoris in der westlichen Bevölkerung dar, da 10 Prozent der Menschen davon betroffen sind. Auch hier tritt die Krankheit bei Männern früher auf als bei Frauen. Im Durchschnitt erkrankt ein Mann ab dem 45. Lebensjahr, eine Frau ab dem 60. Lebensjahr an dieser Herzerkrankung (vgl.http://www.eesom.com/go/K1QYVJ5Z9D8CFZGBFGT513XWM51IZGBM, 20.02.2011). Bei der Herzinsuffizienz hingegen wird die Zahl der Erkrankten auf 15 Millionen weltweit geschätzt. Neben der Tatsache, dass sie eines der größten Probleme für die Kardiologie darstellt, nimmt die Häufigkeit, an dieser zu erkranken, mit zunehmendem Alter stark zu. Bei Patienten über 65 Jahren ist die Herzinsuffizienz die meist gestellte Diagnose, sowohl in Krankenhäusern als auch in Arztpraxen (vgl. http://www.phytotherapy.org/gphy/Herzinsuffizienz.pdf, 20.02.2011). 9 6.) Risikofaktoren von Herzerkrankungen Betrachtet man die unter Abbildung 2 dargestellte Grafik in Kombination mit den dafür ausschlaggebenden Risikofaktoren, so stellt sich jedoch die Frage, warum gerade HerzKreislauferkrankungen die Haupttodesursache sind, wenn doch 90 Prozent der Risikofaktoren einer solchen Erkrankung bekannt und für niemanden wirklich neu sind (vgl. Diätologen, 4/2009, S.9). Im folgenden Abschnitt sollen die Risikofaktoren für Herzerkrankungen genauer beleuchtet werden. 6.1. Einteilung der Risikofaktoren Die Risikofaktoren, die die Entstehung einer Herz-Kreislauferkrankung begünstigen können, werden in zwei Kategorien unterteilt. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren, oder auch Risikofaktoren 1. Ordnung genannt, zählen: Rauchen Übergewicht Diabetes Bewegungsmangel Falsche Ernährung Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren, auch Risikofaktoren 2.Ordnung genannt, zählen: Alter Geschlecht Vererbung Weitere Risikofaktoren sind Stress, Depressionen, Störungen der Blutgerinnung und hohe Cholesterinwerte. Im Folgenden werden die einzelnen Risikofaktoren genauer erläutert. 10 6.1. Rauchen In Österreich zeichneten sich über die Jahre hinweg zwei Trends ab: auf der einen Seite steigt die Anzahl der Rauchenden, auf der anderen Seite jedoch sinkt die Anzahl der täglich Rauchenden und der Zigarettenkonsum pro Tag. 2004 ergab eine Umfrage, dass 73% der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens geraucht haben, aktuell rauchen etwa 38% täglich und 13% gelegentlich. Bei Jugendlichen der gleichen Altersgruppe zeigt sich deutlich, dass mehr Mädchen als Burschen rauchen. Bei den 15-Jährigen rauchen etwa 25% der Mädchen und 20% der Burschen. Österreichische Studien haben gezeigt, dass BerufsschülerInnen am häufigsten und GymnasiastInnen am wenigsten rauchen (vgl. Österreichische ARGE Suchtvorbeugung Tabakbroschüre, 2006). Geschlecht 1972 1979 1986 1997 2006/07 Männer 38,7 35,3 34,6 30,0 27,5 Frauen 9,8 13,6 17,5 18,8 19,4 Q: STATISTIK AUSTRIA, Gesundheitsbefragung 2006/07, Mikrozensus-Sonderprogramm "Rauchgewohnheiten der österreichischen Bevölkerung" 1972, 1979, 1986 und 1997. Erstellt am: 21.08.2007. Abbildung 3: Anteil der täglich Rauchenden ab 16 Jahren von 1972 bis 2006 in % vgl.http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/gesundheitsdeterminanten/rauche n/index.html, 17.10.2010 Diese Tabelle veranschaulicht das Rauchverhalten von Männern und Frauen im Vergleich und zeigt, dass im Allgemeinen mehr Männer als Frauen rauchen, jedoch stieg die Anzahl der weiblichen Raucherinnen fast um das Doppelte. Das Zigarettenrauchen zählt zu den schwerwiegendsten Risikofaktoren in Bezug auf HerzKreislauferkrankungen. Durch den täglichen Konsum verdoppelt bis vervierfacht sich das Risiko, einen Herzinfarkt, eine Angina pectoris oder eine koronare Herzerkrankung zu bekommen. Studien haben gezeigt, dass Raucher doppelt so häufig einen Schlaganfall erleiden wie Nichtraucher und dass die meisten Herzinfarkte unter dem 40. Lebensjahr dem Tabakkonsum zuzuschreiben sind (vgl. Huber et al, 2005, S.26). 11 Warum aber ist Rauchen so schädlich? Durch den Zigarettenschadstoff Kohlenmonoxid wird die Innenhaut der Blutgefäße geschädigt, was zu einem erhöhten Arterioskleroserisiko führt Das Ansteigen des Blutdrucks wird durch das Nikotin gefördert Verminderung des „guten“ HDL-Cholesterin Verengung der Blutgefäße durch das Nikotin, die in weiterer Folge die Sauerstoffversorgung der Organe vermindert (vgl. Huber et al, 2005, S. 25). Obwohl sich das Rauchen auf Frauen viel negativer auswirkt als auf Männer, rauchen immer mehr Frauen. Durch das Rauchen wird der vorhandene Östrogenschutz bis zur Menopause gegen arteriosklerotische Erkrankungen deutlich vermindert. Hinzu kommt, dass viele Frauen, die rauchen, die Antibabypille nehmen, wodurch die Blutfettwerte negativ verändert werden, da sie das LDL im Blut ansteigen lassen. Studien haben gezeigt, dass sich der Zigarettenkonsum bei Frauen viermal schädlicher auswirkt als bei Männern (vgl. Siegfried et al, 2002, S. 44). 6.2. Diabetes mellitus Diabetes mellitus, im „Volksmund“ auch „Zuckerkrankheit“ genannt, ist eine chronische Erkrankung mit erhöhtem Blutzucker, die im weiteren Verlauf Schäden an den Blutgefäßen und dem Nervensystem zur Folge hat. Rund vier bis zehn Prozent der Bevölkerung sind von dieser Erkrankung betroffen. Im Allgemeinen unterscheidet man zwei Formen von Diabetes mellitus: Diabetes mellitus Typ 1 und Diabetes mellitus Typ 2 (vgl. Urban et al, 2007, S.224). Diabetes mellitus Typ 1: Bei diesem Typ des Diabetes mellitus handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die meist nach einer Viruserkrankung auftritt. Körpereigene Antikörper zerstören das insulinproduzierende Gewebe der Bauchspeicheldrüse, was zur Folge hat, dass kein eigenes Insulin mehr gebildet werden kann. Der Betroffene wird lebenslang insulinpflichtig. Von dieser Krankheit betroffen sind meist Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis 35 Jahre. Besonders gefährdet sind Frauen, die einen Typ-1Diabetes aufweisen und die Antibabypille nehmen. Durch diese Kombination treten 12 Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen vermehrt auf, die das Risiko einer Herzerkrankung begünstigen. Diabetes mellitus Typ 2: Anders wie beim Typ 1 kommt es hier nicht zum Erlöschen der Insulinproduktion, da die Insulinrezeptoren im ganzen Körper eine Unempfindlichkeit für das körpereigene Insulin aufweisen. Diese Erkrankung steht sehr häufig in Verbindung mit Übergewicht und schlechter Ernährung. Die Beschwerden des Typ-2-Diabetes verlaufen schleichend und werden erst Jahre später als solche wahrgenommen. Die Folge ist, dass lange vor der Diabetes-Diagnose der zu hohe Blutzucker die Organe und die Gefäße geschädigt hat. Wenn der erhöhte Blutzucker frühzeitig erkannt wird, reicht meist eine Diät zur Regulierung aus. Kommen jedoch Übergewicht, Hochdruck und Fettstoffwechselstörungen hinzu, bedeutet dies, dass auch der Typ-2-Diabetiker insulinpflichtig wird (vgl. Siegfried et al, 2002, S.38ff). Im Allgemeinen ist zu sagen, dass Frauen, die einen Typ-2-Diabetes aufweisen, ein fünf bis sechsfach höheres Risiko besitzen, eine Herzerkrankung zu erleiden, als ein gesunder Mensch. Männer hingegen weisen nur ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko auf. Bei Frauen führt der erhöhte Blutzucker zu einer Senkung des Östrogenspiegels, wodurch dieser Schutzfaktor für das Herz ausgeschaltet wird. Weiters ist die Infarkterkrankung bei Frauen bedrohlicher und wird seltener überlebt als bei Männern mit einer Diabetes- mellitus- Erkrankung (vgl. Siegfried et al, 2002, S.40). 6.3. Stress Lange Zeit nahm man an, dass Stress der ausschlaggebendste Faktor für eine Herzerkrankung sei. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben jedoch, dass Stress alleine nur ein geringes Risiko darstellt und somit nicht automatisch eine Herzerkrankung zur Folge haben muss. Zunehmende Stresssituationen in Verbindung mit weiteren Risikofaktoren führen jedoch eher zur Zunahme von Infarkten. Die Tatsache, dass Hausfrauen stärker infarktgefährdet sind als berufstätige Frauen, unterstreicht dies. Anzunehmen ist, dass Hausfrauen ihren Stress schlechter abbauen können und deswegen gefährdeter sind, an einer Herzerkrankung zu erkranken. Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen dem gesunden, lebenswichtigen Stress, auch Eu-Stress genannt, und dem krankmachenden Stress, welcher auch Dis-Stress genannt wird. Der gesunde Stress versetzt den Körper in einen Spannungszustand, der es 13 ermöglicht, den alltäglichen Anforderungen gerecht zu werden. Die Stresshormone, die vom Körper gebildet werden, steigern den Stoffwechsel, die Herztätigkeit und den Blutdruck, wodurch eine Leistungsbereitschaft entsteht. Wird jedoch eine Leistungsbereitschaft erzeugt, die durch Aktivität nicht abgebaut wird, macht diese Art von Stress krank. Wenn die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin im Körper nicht schnell genug abgebaut werden, beginnen diese, Gefäße, Organe und die Gewebe zu schädigen. Regelmäßiger Stress führt zu einem Anstieg von Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerten, wodurch die Häufigkeit von Blutgerinnseln erhöht wird. Oftmals reicht eine plötzliche Stresssituation oder ein heftiger Streit, welche zu Blutdruckerhöhungen führen aus, um einen Herzinfarkt Entspannungstechniken, wie auszulösen. autogenes Bei enormer Training, Stressbelastung Atemübungen, können progressive Muskelentspannung und Bäder, helfen (vgl. Siegfried et al, 2002, S.46f). Man muss jedoch bedenken, dass jeder Betroffene eine unterschiedliche innere Einstellung besitzt und dass so Sinneswahrnehmungen unterschiedlich als Stress empfunden werden. Solange die betroffene Person das Gefühl hat, eventuelle Stresseinflüsse steuern oder beeinflussen zu können, kann der Stress reduziert werden (vgl. Wanschura, 1990, S.101). 6.4. Ungesunde Ernährung Die richtige Ernährung spielt bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen eine zentrale Rolle. In Österreich beispielsweise zählen das „Wienerschnitzel“ und der „Schweinsbraten“ zu den traditionellsten und meist gegessenen Gerichten, wobei beim Verzehr nicht daran gedacht wird, dass dabei verschiedene Arten von Fetten die Gefäße beeinflussen. Nicht alle Fette sind für den Körper schädlich, da ein hoher Anteil an einfach und mehrfach gesättigten Fettsäuren, die vorwiegend im Fisch und im Olivenöl enthalten sind, sich positiv auf die Gefäße auswirken. Im Gegensatz dazu wirken sich gesättigte Fettsäuren, die in tierischen Fetten enthalten sind, negativ auf die Gefäße aus (vgl. Diätologen 4/2009, S.10). Das Cholesterin beispielsweise ist einer der wichtigsten Fettstoffe in unserem Körper. Neben der Förderung der Verdauung über die Gallesalze ist es auch noch ein Baustein der Zellwände. Im Allgemeinen unterscheidet man zwei Fraktionen des Cholesterins: 14 LDL- Low Density Lipoid, auch „schlechtes Cholesterin“ genannt, welches sich bei Erhöhung an den Arterienwänden anlagert und die Grundlage für Plaques bildet. HDL- High Density Lipoid, auch „gutes Cholesterin“ genannt, löst im Gegensatz zu LDL Plaques von den Arterienwänden und befördert die Stoffe zur Leber zurück, wo sie abgebaut werden können. Die Ursache für erhöhte Cholesterinwerte ist in den meisten Fällen die übermäßige Zufuhr von Fetten durch die Nahrung, jedoch geht man davon aus, dass auch erblich bedingte Stoffwechselstörungen ebenfalls eine große Rolle spielen können (vgl. Siegfried et al, 2002, S41f). Um das schädliche LDL-Cholesterin zu senken, ist es wichtig, dass man auf Nahrungsmittel wie Wurst, Fleisch, Butter und Käse verzichtet, da diese einen hohen Anteil an Cholesterin enthalten. Im Gegensatz dazu sollte man vermehrt Obst, Gemüse und ballaststoffhaltige Lebensmittel zu sich nehmen (vgl.http://www.cogito- magazin.de/index.php? mact=News,cntnt01,detail,0&cntnt01articleid=255&cntnt01returnid=37,17.11.2010). Aus der unten stehenden Grafik kann man entnehmen, dass der Gesamtcholesterinspiegel im Alter deutlich zunimmt, wobei bei jungen Frauen dieser niedriger ist als bei jungen Männern. Mit zunehmendem Alter gleicht sich dieser Unterschied jedoch wieder aus. 15 Abbildung4:Durchschnittliches Gesamt-Cholesterin in mg/dl vgl.http://www.cogitomagazin.de/index.php? mact=News,cntnt01,detail,0&cntnt01articleid=255&cntnt01returnid=37, 17.11.2010 6.5. Übergewicht Die Folge lang andauernder ungesunder Ernährung – im Speziellen die übermäßige Zufuhr an Fetten – führt in weiterer Folge zu Übergewicht, welches bei HerzKreislauferkrankungen eine zentrale Rolle spielt, da es Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes begünstigt und somit ein erhöhtes Risiko für eine Herzerkrankung gegeben ist (vgl. Huber, S16). Wie man in der unten dargestellten Tabelle deutlich erkennen kann, sind laut der „Österreichischen Gesundheitsbefragung 2006/07“ in Österreich 44,9% der Männer und 29,9% der Frauen übergewichtig (vgl. http://www.statistik.at/web_de/statistiken/ gesundheit/gesundheitsdeterminanten/bmi_body_mass_index/index.html, 31.10.2010). Abbildung5:Verteilung des BMI nach Alter und Geschlecht im Vergleich der Jahre 1999 und2006/07 vgl.http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/gesundheitsdeterminanten/bmi_b ody_mass_index/index.html, 31.10.2010 Zur Vermeidung von Übergewicht sollte auf eine gesunde Ernährung geachtet werden. Zu dieser zählen neben dem Verzicht auf tierische Fette die Kombination von Obst, Gemüse, Ballaststoffen, Fisch und Olivenöl. Dazu sollte man fünf Portionen Obst oder Gemüse 16 zusätzlich pro Tag zu sich nehmen, da diese reichlich Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe enthalten ( vgl. Gesundheitsratgeber, S.56f). Abbildung 6:Soll-Werte vgl. Österreichischer Ernährungsbericht 2008, S.30 Diese Grafik veranschaulicht den durchschnittlichen Konsum von Kohlenhydraten, Alkohol, Fetten und Eiweiß eines österreichischen Erwachsenen. 6.6. Mangelnde Bewegung In unserer Gesellschaft überwiegt die sitzende Lebensweise sehr stark und der damit verbundene Bewegungsmangel erhöht das Risiko von Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, koronaren Herzkrankheiten sowie bestimmter Krebserkrankungen. Eine Gesundheitsbefragung, die in den Jahren 2006 und 2007 durchgeführt wurde, hat folgendes ergeben. 68,4% der Männer ab 15 Jahren sind inaktiv und 76,7% der Frauen. Als körperlich „aktiv“ werden Personen erst dann eingestuft, wenn sie zumindest drei Tage pro Woche Radfahren, Laufen oder Aerobic als körperliche Aktivität nutzen (vgl.http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/gesundheitsdeterminanten/koerp erliche_aktivitaet/index.html,17.11.2010). Die unten stehende Grafik soll dies noch einmal verdeutlichen. 17 Abbildung 7:Körperliche Aktivität vgl.http://www.statistik.at/web_de/statistiken/gesundheit/gesundheitsdeterminanten/koerpe rliche_aktivitaet/index.html, 17.11.2010 Durch körperliche Bewegung kann man auf der einen Seite das Herz entlasten und Risikofaktoren abbauen, auf der anderen Seite den Blutdruck und die Blutfette senken. Ebenfalls werden durch die Bewegung der Zuckerstoffwechsel und die Blutgerinnung positiv beeinflusst. Im Jahr 1989 wurde eine Studie bei gesunden Männern und Frauen im Zusammenhang zwischen dem Niveau körperlicher Leistungsfähigkeit und der Mortalitätsrate durchgeführt und überraschende Ergebnisse festgestellt. Es nahmen 10224 Männer und 3120 Frauen an dieser achtjährigen Studie teil. Nach einem Fitness-Test wurden die Teilnehmer in fünf Kategorien eingeteilt. Gruppe 1- am wenigsten belastbar bis Gruppe 5- am leistungsfähigsten. Am Ende der Studie stellte man fest, dass die Todesrate bei der niedrigsten Leistungsgruppe gleich hoch lag wie bei der höchsten Leistungsgruppe. Ebenso wurde festgestellt, dass Todesursachen wie Krebs oder andere Erkrankungen in den Leistungsgruppen zwei bis fünf seltener auftraten als in Gruppe eins, die vorwiegend sitzende Tätigkeiten ausübten. Allgemein betrachtet bestätigte die Studie, dass das Risiko, eine Herz-Kreislauferkrankung zu bekommen, durch körperliche Bewegung deutlich gesenkt werden kann ( vgl. Siegfried et al, 2002, S. 84f). 18 7.) Therapiemöglichkeiten nach einer Herzerkrankung Im Allgemeinen gibt es eine Vielzahl von Therapiemöglichkeiten, die nach einer Herzerkrankung eingesetzt werden können. In dieser Arbeit werden ausgewählte Therapiemöglichkeiten angeführt und zwischen konventionellen und alternativen Therapiemöglichkeiten unterschieden. 7.1 Konventionelle Therapie Zu den konventionellen Therapien zählen unter anderem die Diabetestherapie, die Herzsportgruppen und die Physikalische Therapie. Wobei die letzten beiden unter dem Kapitel Bewegung angeführt werden. 7.1.1 Diabetestherapie Im Allgemeinen geht es bei einer Insulintherapie darum, dass Typ -1 und 2-Diabetiker eine Substitutionstherapie benötigen, bei der das fehlende Insulin subkutan injiziert wird. Bei einer Insulintherapie gilt grundsätzlich: Insulin wird parenteral verabreicht, da es im Magen-Darm-Trakt wie jedes Eiweiß zerstört wird Jede Insulintherapie erfordert eine Diabetes-Diät Bei außergewöhnlichen Belastungen, z.B. neue Arbeitsstelle, ist eine Neuanpassung der Insulindosis nötig Um eine Insulintherapie passend für den Patienten abstimmen zu können, gibt es verschiedene Arten der Therapie. Konventionelle Insulintherapie Diese Form der Therapie erfolgt mit Intermediärinsulin oder in Kombination mit Normalinsulin. Eine optimale Einstellung ist durch zwei bis drei Injektionen zu erreichen, wobei der Vorteil darin besteht, dass nur wenige Injektionen am Tag nötig sind. Der Nachteil daran ist, dass der Tages- und Essensablauf an das Wirkprofil des Insulins angepasst werden muss. Das bedeutet, dass die Nahrungsaufnahme immer zur gleichen 19 Tageszeit erfolgen muss und dass jegliche spontane Aktivitäten oder Änderungen des Tag-Nacht-Rhythmus zum Problem werden können. Intensivierte konventionelle Insulintherapie Bei der intensivierten konventionellen Insulintherapie passt der Patient auf der Grundlage der Blutzucker-Selbstkontrollen die Insulinmenge der Nahrungsaufnahme und dem Tagesrhythmus an, welche vorab eine intensive Schulung erfordert. Der Patient spritzt sich zweimal täglich ein Intermediärinsulin oder einmal täglich ein Langzeitinsulin. Zusätzlich muss vor jeder Mahlzeit, abhängig vom vorher gemessenen Blutzuckerspiegel und dem Proteingehalt der Mahlzeit, ein Normalinsulin gespritzt werden. Diese Art der Therapie ist besonders gut geeignet für Patienten, die einen sehr unregelmäßigen Tagesablauf besitzen. Der einzige Nachteil ist, dass vor jeder Mahlzeit der Blutzuckerspiegel gemessen werden muss. Insulinpumpentherapie Bei der Insulinpumpentherapie wird dem Patienten ausschließlich eine programmierte Menge an Normalinsulin verabreicht. Nach Messung des Blutzuckerspiegels ruft der Patient auf Knopfdruck eine entsprechende Menge an Insulin ab und injiziert es sich vor den täglichen Mahlzeiten. Um den Patienten mit dieser Technik vertraut zu machen, ist eine intensive Schulung notwendig (vgl. Urban et al, 2007, 226ff). Non Insulin dependant Diabetes mellitus Bei dem Non Insulin dependant Diabetes mellitus, auch „nicht-insulinpflichtiger Diabetes mellitus“ oder „Alterszucker“ genannt, ist die körpereigene Insulinproduktion erhalten und im Anfangsstadium sogar meist erhöht. Das Erscheinungsbild der Erkrankung hängt von der Art der Ernährung oder dem Übergewicht ab. Diese Art von Diabetes wird dem Typ 2 Diabetes zugeordnet. Sehr häufig reicht eine Diät in Kombination mit einer regelmäßigen körperlichen Aktivität zur Behandlung aus. Wenn diese Maßnahme keine ausreichende Senkung des Blutzuckers hervorruft, wird eine medikamentöse Therapie mit oralen Antidiabetika eingesetzt. Wenn jedoch der Fall eintritt, dass die körpereigene 20 Insulinproduktion versagt, muss zusätzlich Insulin gespritzt werden (vgl. Urban et al, 2007, S.225f). Neben den verschiedenen Insulintherapien ist es wichtig, dass der Patient ebenso auf seine Ernährung achtet. Um einen bestmöglichen Erfolg der Diabetes-Therapie erzielen zu können, ist es erforderlich, dass der Patient hinsichtlich seines Ernährungsverhaltens und seiner Lebensweise geschult wird. Unerwartete Situation, wie z.B. Fieber, Reisen oder sportliche Aktivitäten, erfordern besonderes Wissen über die Ernährung. Hauptaugenmerk der Ernährungstherapie liegt auf einer energie-, kohlenhydrat-, fett- und proteinbilanzierten Ernährung. Das Ziel ist es, den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten und in weiterer Folge sollen Folgeerkrankungen und akute Komplikationen vermieden sowie die Erhaltung der Lebensqualität gewährleistet werden. Weiters wird auf eine Gewichtsreduzierung durch energiereduzierte diabetesgerechte Kost geachtet. Durch eine Gewichtsreduktion kann sich häufig die diabetische Stoffwechsellage drastisch verbessern. Im Allgemeinen wird eine Nährstoffverteilung für Diabetiker wie folgt vorgeschlagen: 45-60 Prozent Kohlenhydrate, 25-35 Prozent Fett und 10-20 Prozent Proteine (vgl. Urban et al, 2007, S.681). 7.1.2 Bewegung In diesem Kapitel werden zwei Therapiemöglichkeiten für Herzerkrankungen angeführt – die physikalische Therapie und die Möglichkeit für PatientInnen, an Herzsportgruppen teilzunehmen. 7.1.2.1 Physikalische Therapie Die Physikalische Therapie soll am Beispiel einer Einrichtung dargestellt werden, in der ich im Rahmen meines Studiums ein Praktikum absolvieren konnte. Seit ca. 6 Jahren gibt es das Physikalische Ambulatorium in der Form, in der es heute existiert. Das Physikalische Ambulatorium in Bruck an der Mur beschäftigt eine Vielzahl von Mitarbeitern mit verschiedensten Ausbildungen. Ein Ärzteteam, Physiotherapeuten, Medizinisch-technische Fachkräfte, Sportwissenschaftler und Heilmasseure sind täglich um das Wohl ihrer Patienten bemüht. Insgesamt beschäftigt das Ambulatorium etwa 40 Angestellte. Die Patienten haben eine Vielzahl von Angeboten zur Auswahl, die das Team tagtäglich ausführt. 21 Dazu zählen: Ganzkörpermassagen Unterwasserdruckmassagen Fitness-Check Heilmassagen Lymphdrainagen Fußreflexzonenmassagen Heilbäder Patienten mit einer Herz-Kreislauferkrankung bzw. Patienten nach einem akuten HerzKreislaufgeschehen, Schlaganfallpatienten sowie MS-Patienten können durch eine Überweisung vom Haus oder Facharzt bzw. Krankenhaus jegliche Art der Therapie nutzen, die das Physikalische Ambulatorium anbietet. Die Leistungen werden danach direkt mit den Kranken, bzw. Pensionskassen verrechnet. Das Physikalische Ambulatorium arbeitet jedoch nicht nur mit den verschiedensten Kranken, bzw. Pensionskassen zusammen, sondern steht mit einer Vielzahl von Partnern ständig in Kontakt. Dazu zählen: Kindergärten und Schulen Selbsthilfegruppen Orthopäden Internisten Ärzte für Allgemeinmedizin Seit etwa 3 Jahren gibt es im Physikalischen Ambulatorium eine kardiologische Rehabilitation zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die kardiologische Rehabilitation soll bei den Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung in den Folgejahren eine Verschlechterung der Herz-Kreislaufsituation bzw. ein erneutes akutes Herzkreislaufgeschehen verhindern, die Wiedereingliederung in das aktive Leben und, je nach Alter, die Wiederaufnahme der Arbeitsfähigkeit erleichtern sowie die Lebensqualität verbessern. 22 Das Rehabilitationsteam, welches aus Kardiologen, Sportwissenschaftlern, Ärzten, Sozialarbeiten und aus Physiotherapeuten besteht, ist stets um das Wohl des Patienten bemüht. Um die Lebensqualität verbessern zu können, wird den Patienten eine Vielzahl von Angeboten dargelegt, mit denen die Verbesserung leichter zu erreichen ist. Die Angebote setzen, sich aus Rauchentwöhnung, Stressbewältigung und Entspannung zusammen. Weiters gibt es Zusatzangebote wie Ernährung, Psyche und Angehörigenschulung. Die Patienten müssen spätestens 12 Wochen nach einem Herzinfarkt einen Antrag auf Bewilligung beantragen, um an der Therapie teilnehmen zu können. Nachdem die Bewilligung bestätigt wurde, können die Patienten mit der Therapie beginnen und mit der so genannten Phase 2 starten. Die Phase 2 dauert 4-6 Wochen und umfasst 72 Betreuungseinheiten. Es wird für jeden Patienten eigens ein Rehabilitationsplan erstellt, der sowohl Ausdauer-, Kraft- und Entspannungstraining beinhaltet, als auch Ernährungsschulungen, psychokardiologische Gesprächsgruppen und ärztliche Vorträge. Nach Beendigung der Phase 2 kann ein Antrag für die Phase 3 gestellt werden. Diese Phase dauert 12 Monate und umfasst 90 Behandlungseinheiten. Der Patient kommt durchschnittlich 2mal pro Woche in das Zentrum und erhält neben den überwachten Trainingseinheiten auch klar dosierte Vorgaben für ein ergänzendes Training zu Hause. Vorrausetzung, um die Phase 3 beginnen zu können, ist eine stationäre oder ambulante Phase 2. Nach diesen 2 Phasen beginnt für die Patienten die lebenslange Phase, in der die gelernten Dinge angewendet und in das tägliche Leben eingebaut werden sollten. Derzeit können in der Kardio-Reha 10 Phase 2 PatientInnen und 30 Phase 3 PatientInnen behandelt werden. Somit beträgt die maximale Auslastung auf die bestehenden Öffnungszeiten 40 PatientInnen. Das Training selbst findet in einer Gruppe zu je 10 PatientInnen statt. Die Kosten für diese Art von Therapie übernimmt die Krankenkasse, wobei eine Therapieeinheit im ambulanten kardiologischen Rehabilitationszentrum 35 Euro beträgt. Im Allgemeinen steht bei der kardiologischen Rehabilitation sowohl eine positive Krankheitsbewältigung als auch die individuelle medizinische Nachsorge im Mittelpunkt. 23 Zu den PatientInnen der Phase 2 zählen: Zustand nach akutem koronaren Syndrom Pulmonale Hypertonie Zustand nach Implantation eines Herzschrittmachers oder eines Defibrillators Hämodynamisch stabile Arrhythmie oder nach Herzstillstand Zu den PatientInnen der Phase 3 zählen: Instabile Angina pectoris Ruheherzinsuffizienz Floride Edomyokarditis Rezente Pulmonalarterienembolie Vorteile der ambulanten kardiologischen Rehabilitation: Aufgrund der kurzen Wartezeiten auf eine kardiologische Therapie ist die zügige Rückkehr des Patienten in den Alltag möglich. Dadurch wird dem Gefühl der Individualisierung durch die Erkrankung und damit Vertrauensverlust in die eigene Leistungsfähigkeit vorgebeugt. Die Familie wird in die Rehabilitation ebenso eingebunden wie der betreuende Hausarzt, sowie dem Patienten vertraute Fachärzte. Positiv für die ambulante kardiologische Rehabilitation ist, dass sie im Vergleich zur stationären Rehabilitation bessere Chancen hat, die oft notwendige Lebensstiländerung im Alltag des Patienten zu bewirken und zu stabilisieren. Weiters kann der Patient über Probleme bei der Umsetzung seiner Pläne berichten und unterstützt durch Psychologen, Ernährungswissenschaftler und Ärzte, an seinen Problemen arbeiten. Überdies erhält der Patient ein auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Therapieprogramm. Aufgaben eines Übungsleiters: Die Übungsleiter, die die ambulante kardiologische Rehabilitation durchführen, sind in erster Linie Sportwissenschaftler, die täglich mit den Patienten arbeiten. Die Aufgaben eines Übungsleiters umfassen mehrere Bereiche. Darunter zählt man: Kennen lernen der Patienten (ärztliche Diagnose, Sportler/ Nicht Sportler usw.) 24 Patientenschulung (Einschulung an den Fahrradergometern, Anlegen der Brustgurte….) Trainingsplan (Interpretieren der absolvierten Ergometrien, Durchführung eines Ausdauer- Koordinations- und Krafttrainings) Vorbereiten des Trainingsraums (Bereitstellung von Wasser, Defibrillator, …) Mitprotokollieren des absolvierten Trainings (mögliche Probleme, Abbruch des Trainings…) Gelegentliche Kontrolle des Blutdrucks Für den kardiologischen Übungsleiter ist es wichtig, über den Patienten und seine Diagnose Bescheid zu wissen, um ein individuelles Training zu ermöglichen. Unter der Aufsicht des Übungsleiters starten alle zehn Patienten mit einem 30- minütigen Ausdauertraining und steigern die Dauer des Ausdauertrainings bis Beendigung der Phase 2 auf 45 Minuten. Natürlich nur, wenn alle Werte des jeweiligen Patienten sich im Sollbereich befinden. Um einen besseren Einblick in ein Ausdauertraining zu bekommen, muss der Übungsleiter ein Trainingsprotokoll erstellen. Nach Beendigung des Trainings befragt der Übungsleiter die Patienten, wie anstrengend bzw. wie leicht dem/derjenigen das Training gefallen ist. Dies wird mit Hilfe der so genannten BORG-Skala ermittelt. BORG- Skala: 6 7 Sehr, sehr leicht 8 9 Sehr leicht 10 11 Ziemlich leicht 12 13 Etwas schwerer 14 15 Schwer 16 17 Sehr schwer 18 19 Sehr, sehr schwer 20 Weiters sind die pädagogische Haltung des Übungsleiters, die Methodik und Art der Schulung, welche über eine strukturierte Schulung mit Schwerpunkt Wissensvermittlung 25 hinausgeht, von großer Bedeutung, da diese als ein wichtiger Faktor für die Wirksamkeit und Effizienz der Maßnahmen beschrieben werden. 7.1.2.2 Herzsportgruppen In Deutschland beispielsweise gibt es derzeit etwa 6000 ambulante Herzsportgruppen, in denen Patienten unter Aufsicht eines Arztes und eines speziell dafür ausgebildeten Übungsleiters einmal pro Woche trainieren. Der Arzt überwacht dabei Puls und Blutdruck und greift bei möglichen medizinischen Komplikationen sofort ein. Inhalt und Ziel der Herzsportgruppen ist ein optimales Training von Herz und Kreislauf, welches durch eine angepasste Bewegungstherapie erreicht werden soll. Erzielt wird dies durch Steigerung der persönlichen körperlichen Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Außerdem werden den Patienten Entspannungstechniken und Gruppengespräche angeboten, bei denen sie über ihre Ängste und Sorgen sprechen können. Herzsportgruppen wurden im Allgemeinen für Infarktpatienten, Patienten mit Herzklappenersatz und Herzrhythmusstörungen gegründet (vgl.http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/herz/therapie/bewegung/herzsportgruppen_a id_8559.html, 25.11.2010). Voraussetzung für die Teilnahme am ambulanten Herzsport ist primär das Einverständnis des behandelnden Arztes, der vorab eine gründliche Untersuchung durchführt. Weitere Faktoren sind: Blutdruckstabilität vor und nach einer Belastung Vorhandene Herzrhythmusstörungen müssen unter Kontrolle sein Aktueller und ausführlicher Untersuchungsbogen muss vorhanden sein Zu bedenken ist jedoch, dass sich unter bestimmten Bedingungen körperliches Training nicht immer positiv auf die Herzleistung auswirkt, sondern im schlimmsten Fall erhebliche Schäden verursachen kann. Bei folgenden Befunden sollte kein körperliches Training ausgeübt werden: Akute Herzschwäche Frischer Herzinfarkt oder Angina pectoris Aktive Herzmuskelentzündung Akute fieberhafte Infekte Kürzlich abgelaufene Embolien 26 Gefährliche Herzrhythmusstörungen (vgl. Siegfried et al, 2002, S.88ff). Auffallend ist jedoch, dass in Bezug auf Herzsportgruppen gravierende Unterschiede zwischen Männern und Frauen herrschen. Bei Frauen ist das Sozialgefühl in der Gruppe beispielsweise viel größer als bei Männern. Weiters finden bei Frauen auch Treffen außerhalb der Trainingsgruppe statt, bei denen über gesundheitliche Probleme gesprochen wird, was sich im weiteren Sinn gesundheitsfördernd und positiv auf die Trainingseffekte auswirkt. Männer hingegen zeigen nur ungern Schwäche und neigen zum sportlichen Vergleich, der eine Überforderung des Organismus auslösen kann. Eine gemischte Herzsportgruppe wäre für Männer von großem Vorteil, da sie sich nicht beweisen müssten und die Anwesenheit der Frauen ausgleichend auf sie wirken würde (vgl.http://www.frauengesundheit-nrw.de/ges_them/frauenherzen/haertel.pdf, 27.11.2010). 27 7.2 Alternative Therapie Zur Beschreibung der alternativen Therapiemöglichkeiten wurden für diese Arbeit das autogene Training und Yoga ausgewählt. 7.2.1 Autogenes Training Im Allgemeinen gilt das autogene Training als Methode, durch die die Konzentration auf Ruhe und Erholung verbessert werden soll. Unser vegetatives Nervensystem kann durch die Autosuggestion so beeinflusst werden, dass diese in Form spezieller Entspannungsübungen umgesetzt werden. Stressreaktionen, die von außen (Umwelt) oder von innen (Gedanken, Gefühle) ausgelöst werden, und die damit verbundenen körperlichen Alarmreaktionen, die vom Körper ausgesendet werden, können durch Entspannung abgeschwächt werden. Daher wird autogenes Training sehr häufig bei nervösen Herz-Kreislaufbeschwerden, Muskelverspannungen, Schlafstörungen, Angstzuständen oder depressiven Verstimmungen eingesetzt. Durch dieses Training lernt man den Körper, vor allem über das Zentralnervensystem das vegetative Nervensystem gezielt zu beeinflussen. Gegenüber anderen Therapien besteht der Vorteil des autogenen Trainings darin, dass es als persönliche Fähigkeit jederzeit eigenständig genutzt werden kann. Um einen Erfolg zu erzielen, sollte die Übung dreimal täglich einige Minuten durchgeführt werden. Oberstes Prinzip ist, dass nicht die Länge einer Übung ausschlaggebend ist, sondern die Regelmäßigkeit. Ein Beispiel für eine Übung wäre: 1.) Bewusste Wahrnehmung der Vorgänge in der Umwelt Zu Beginn der Übung macht man sich mit geschlossenen Augen mit der Umgebung und dem Raum vertraut und versucht, die Umgebungsgeräusche als gegeben hinzunehmen. 2.) Bewusstmachung der eigenen Gedanken Im zweiten Schritt der Übung ist es wichtig, dass man sich mit den Gedanken, die einem gerade durch den Kopf gehen, auseinandersetzt. Wichtig dabei ist, dass man die Gedanken als gegeben ansieht und nicht versucht, bewusst an etwas anderes zu denken. 28 3.) Bewusstmachung der gegenwärtigen Körperempfindungen In diesem Abschnitt der Übung sollte man sich mit den Empfindungen, die man gerade im Körper spürt, auseinandersetzen. Man sollte aber nicht darauf warten, etwas Bestimmtes empfinden zu wollen, sondern das gegenwärtige Gefühl in den Vordergrund rücken. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass man einen Körperteil, an den man gerade denkt, gar nicht spürt. Es folgt eine zwanglose Erkundung von verschiedenen Körperteilen. Die Schwierigkeit in diesem Abschnitt liegt darin, dass man sich gedanklich vorstellen soll, wie sich die Körperteile, angefangen von den Fingern über die Arme, den Rücken zum Gesäß und weiter zu den Zehen anfühlen. 4.) Einstellung auf Schwere Im folgenden Teil sollte man versuchen, sich im Gedanken vorzustellen, dass Arme oder Beine ganz schwer werden. Dieses Schweregefühl sollte man jedoch auf sich zukommen lassen und nicht erzwingen wollen. Die Schwierigkeit der Übung liegt darin, sich lediglich im Gedanken vorzustellen, wie die Körperteile schwer werden und zu beobachten, wie der Körper darauf reagiert. Anfangs kann es vorkommen, dass man anstatt der erhofften Schwere lediglich ein Kribbeln oder Wärme in den Gliedern verspürt. Diese Gefühle sollte man auf keinen Fall unterdrücken. 5.) Einstellung auf Puls Auch ist es wichtig, die Aufmerksamkeit auf den Pulsschlag zu lenken. Primär sollte man versuchen, herauszufinden, wo man seinen Puls überhaupt spüren kann. Es besteht die Möglichkeit, dass man seinen Puls beispielsweise in den Fingern oder in den Beinen wahrnimmt oder auch an einer Druckstelle. Wichtig ist es, dass man sich vorstellt, der Puls schlägt kräftig und ruhig, wobei diese Vorstellung zwanglos und kurz ablaufen sollte. 6.) Einstellung auf Atmung In diesem Teil der Übung muss man versuchen, die Aufmerksamkeit auf die Atmung zu lenken. Man sollte nicht bewusst atmen, sondern die Atmung ganz von alleine ablaufen lassen. 29 7.) Bauch ist warm durchströmt Nun sollte man sich auf den Bauch konzentrieren und sich vorstellen, dass dieser warm durchströmt ist. Um dieses Gefühl leichter zu bekommen, kann man sich eine Wärmeflasche auf dem Bauch vorstellen oder dass dieser von der Sonne erwärmt wird. Anfangs ist es ganz natürlich, dass man die Wärme am Bauch nicht spüren kann. Erst durch regelmäßiges Üben kann sich diese Wärmeempfindung einstellen. Ergänzend zu dieser Übung sollte man versuchen, dass die Stirn bzw. der Kopf kühl bleiben. Wenn das Hitzegefühl zu stark werden sollte, müsste man die Wärmevorstellung als angenehm empfinden (vgl. Egger, Kapitel 7). 7.2.2 Yoga Allgemein betrachtet ist Yoga ein Überbegriff für eine große Anzahl von geistigen und körperlichen Übungen, die dabei helfen sollen, den Menschen von seinen Leiden zu befreien. Das Wort “Yoga“ selbst bedeutet so viel wie Verbindung, Methode oder Technik. Yoga zählt zu den ältesten Wissenschaften aus Indien, die sich mit der Ganzheit des menschlichen Körpers beschäftigen (vgl. http://www.yoga.at/, 02.12.2010). Forschungsergebnisse des San Francisco Lifestyle Heart Trials ergaben, dass nicht medizinische Messwerte ausschlaggebend waren für die Rückbildung der Stenosen in den Herzkranzgefäßen, sondern die tägliche Herz-Yoga-Übungsreihe. Je mehr Yoga geübt wurde, desto größer waren die positiven Effekte auf das Herz. Die Herz-Yoga-Übungen auch Hatha-Yoga genannt, ist eine Praxis, die gegensätzliche Energie vereint. Durch die Körperbewegung, Atmung und Konzentration wird der ganze Mensch in folgenden Punkten beeinflusst. Die Muskeln werden gestärkt Der Kreislauf angeregt Die Atmung verbessert Die Konzentrationsfähigkeit gesteigert Da durch Yoga der ganze Mensch stabilisiert wird, können Stress auslösende Situationen leichter bewältigt werden, was zur Folge hat, dass Stressfolgen abgemildert werden oder gänzlich verschwinden. Eine positive Einstellung, Heiterkeit und Zufriedenheit werden durch regelmäßiges Üben gewonnen. Der Yoga als Anti-Stress-Programm verfolgt das Ziel, dass das richtige Verhältnis zwischen Spannung und Entspannung gefunden wird. 30 Speziell bei den Herz-Yoga-Programmen müssen von Herzpatienten folgende Regeln beachtet werden: Übungen, die eine Gefahr der Überlastung im Brustraum darstellen, sind zu vermeiden Übungen, bei denen das Körpergewicht mitzutragen ist, z.B. Kopfstand, werden nicht empfohlen Übungen, bei denen die Luft gepresst oder angehalten wird, sind sehr vorsichtig durchzuführen (vgl.http://www.wellnessverband.de/herz/stress/yoga.php, 05.12.2010). 31 8.) Geschlechtsspezifische Aspekte Dieses Kapitel setzt sich mit geschlechtsspezifischen Faktoren in der Erfassung von Herzkreislauferkrankungen und geschlechtsspezifischen Aspekten in der Therapie und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen auseinander. 8.1 Problematik bei der wissenschaftlichen Erfassung von Patienten mit Risikofaktoren für Herzerkrankungen Wie schon in der Einleitung beschrieben, ist es oft schwieriger, eine Herzerkrankung bei Frauen nachzuweisen, da diese Erkrankungen bei Frauen nicht selten mit den typischen Symptomkomplexen einhergehen. Eine weitere Problematik ergibt sich in der Durchführung von Studien zum Thema Herzerkrankungen bei Männern und Frauen oft durch deren Studiendesign. Das wiederum führt durch die gewonnenen Ergebnisse zu einem verzerrten Bild in Bezug auf die Häufigkeit von Herz-Kreislauferkrankungen bei Männern und Frauen. Durch folgendes Beispiel soll das näher gebracht werden. Durch die in der MONICA-Studienpopulation bemessene Altersobergrenze von 64 Jahren werden ältere Menschen, vorwiegend Frauen, aus der Studie ausgeschlossen. Durch diese Art von Studiendesign wird sehr häufig ein Großteil der betroffenen Frauen von epidemiologischen Untersuchungen zu koronaren Herzerkrankungen oder Herzinfarkt ausgeschlossen. Dies führt in weiterer Folge dazu, dass man den Eindruck bekommt, dass die koronare Herzerkrankung eine Männerkrankheit ist und mehr Männer als Frauen daran sterben. Eine Ursache für diese falsche Verbreitung durch die Medien ist die Altersobergrenze, die viele Studien als Einschlusskriterium benutzen. Gerade bei Herzstudien ist dies besonders folgenschwer, da durch die Framingham Studie bewiesen wurde, dass koronare Herzkrankheiten bei Frauen um Jahre später auftreten als bei Männern und dass sich die Herztodesfälle speziell in höheren Altersgruppen häufen. Da bei Frauen Herzerkrankungen später auftreten und diese im Allgemeinen eine höhere Lebenserwartung haben als Männer, werden diese sehr häufig von klinischen Studien der Gesundheitsberichterstattung und von dem Zugang zur Spitzenmedizin ausgeschlossen (vgl. Österreichischer Frauengesundheitsbericht 2005, S.82f). 32 Abbildung 1: Verstorbene an Ischämischen Herzerkrankungen mit und ohne Altersobergrenze vgl. Österreichischer Frauengesundheitsbericht 2005, S.83 Diese Grafik zeigt sehr deutlich, dass mit einer Altersobergrenze sichtlich mehr Männer von einem Herztod betroffen sind als Frauen. Ohne eine Altersobergrenze sind jedoch mehr als die Hälfte der Betroffenen Frauen (vgl. Österreichischer Frauengesundheitsbericht 2005, S.83). 33 9.) Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Rehabilitation Obwohl seit den 60er Jahren in den entwickelten Ländern Herz-Kreislauferkrankungen sowohl bei Männern als auch bei Frauen die häufigste Todesursache bilden, liegen weit mehr Forschungsarbeiten zu Herz-Kreislauferkrankungen bei Männern als bei Frauen vor. Weiters gibt es nur wenige Studien, die bei den Methoden speziell bei den Erhebungsinstrumenten Erklärungsgrund dafür geschlechtsspezifische könnte sein, dass die Merkmale Prävalenz berücksichtigen. bei den Ein koronaren Herzkrankheiten bei Frauen niedriger ist als die bei Männern. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich lediglich um eine Konsequenz der Geschlechterinsensibilität handelt. Die Forschungsarbeiten, die unter dem geschlechtsspezifischen Aspekt in der kardiologischen Rehabilitation verfasst wurden, stammen ausschließlich aus den USA. In den USA werden Forschungsarbeiten zum größten Teil vom akademischen Pflegepersonal, das vorwiegend aus Frauen besteht, durchgeführt. Man nimmt an, dass Frauen sensibler mit den Problemen der Patientinnen in der kardiologischen Rehabilitation umgehen und sich deswegen vermehrt dementsprechenden Forschungsfragen gewidmet haben (vgl. Worringen et al, 2001,S.75ff). Durch diese Studien fanden europäische Forscher heraus, dass eine intensivere Beratung für Frauen in Bezug auf die Rehabilitationsmöglichkeiten alleine nicht ausreicht, da es viel wichtiger ist, die Bedingungen einer Rehabilitation an die Lebenssituation, Bedürfnisse und Präferenzen von Frauen anzupassen. Doch genau an diesem Punkt entstehen die ersten Probleme, da sich die Forschungsergebnisse rein auf die amerikanische ambulante Rehabilitation beziehen und daher in den europäischen Ablauf einer Rehabilitation kaum umgesetzt werden können (vgl. Worringen et al, 2001, S.82). In den 1990er Jahren wurden in Österreich erstmals auch Frauen in kardiologischen Studien berücksichtigt und Daten differenziert ausgewertet. Die vom Ludwig Boltzmann Institut, welches auf kardiologische Geschlechterforschung spezialisiert ist, ausgewerteten Studien zeigen, dass sich Frauen gegenüber Männern sehr stark in den Symptomen unterscheiden und in Folge eine höhere Mortalität aufweisen (vgl. Österreichischer Frauengesundheitsbericht, 2005, S.19). In weiterer Folge wurden unzählige Artikel zu Sex und Gender Differences in der Kardiologie veröffentlicht. „Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern, die in diesen Studien gezeigt werden, gehen fast ausnahmslos zu Ungunsten der Frauen“: 34 Geringe Chancen auf Spitzenmedizin und Probleme im Zugang zur klinischen Kardiologie Längere Wege innerhalb der Kardiologie Mortalität bei Herzinfarkten und Herzoperationen ist höher Herzdiagnostik ist weniger aussagekräftig Bernadine Healy beschrieb in einem Editorial des New England Journal of Medicine das so genannte Yentl Syndrome als mögliche Ursache für die Benachteiligung der Frauen im Zugang zur kardiologischen Diagnostik. Sie meinte, dass eine Frau erst beweisen müsste, so herzkrank zu sein wie ein Mann, um dieselbe Behandlung wie dieser zu erhalten (vgl. Frauengesundheitsbericht, 2005, S.85). Tatsache ist, dass Frauen in Bezug auf organisierte Rehabilitationsmaßnahmen stark benachteiligt sind. In praktisch allen Einrichtungen, in denen stationäre oder ambulante Anschlussrehabilitationen durchgeführt werden, sind Frauen stark unterrepräsentiert. In Deutschland beispielsweise kommen nur 30 Prozent der Frauen gegenüber 80 Prozent der Männer nach einer Herzerkrankung in eine Anschlussrehabilitation oder nehmen an einer ambulanten Herzgruppe teil. Ein Grund dafür könnte sein, dass Männer aufgrund des Rates der Klinik oder des Arztes über ihre Teilnahme oder Nichtteilnahme an organisierten Rehabilitationsmaßnahmen entscheiden, im Gegensatz zu Frauen, die sich aufgrund der Meinung der älteren Kinder oder des Mannes entscheiden. Ebenfalls brechen Frauen organisierte Rehabilitationsmaßnahmen vorzeitiger ab, sehr oft aus medizinischen Gründen oder weil sie die Familie und den Haushalt nicht so lange alleine lassen können. Männer hingegen entscheiden sich ausschließlich aus finanziellen Gründen zu einem Abbruch (vgl. Worringen et al, 2001, S.80). 35 10.) Schlussfolgerung Herz- Kreislauferkrankungen stellen eine immer größere Problematik für die Gesellschaft dar, da diese alleine in Österreich jährlich rund 32.000 Todesopfer fordern. Einen kleinen Teil der Herz-Kreislauferkrankungen stellen die koronaren Herzkrankheiten, die Angina pectoris, der Herzinfarkt und die Herzinsuffizienz dar. Diese Erkrankungen sind alle mit gewissen Risikofaktoren, wie zum Beispiel Übergewicht, Rauchen, Stress, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel verbunden, jedoch treffen diese bei Frauen und Männern nicht im selben Ausmaß zu. Um den Patienten nach solch einer Erkrankung möglichst gut behandeln zu können, wird diesem eine Reihe von Therapiemöglichkeiten geboten. Je nachdem welchen Gesundheitszustand der Patient aufweist, kann er zwischen einer konventionellen und einer alternativen Therapie wählen. Zu einer konventionellen Therapie zählen unter anderem die Herzsportgruppen und eine DiabetesTherapie bei einer vorhandenen Zuckererkrankung. Im Unterschied dazu, bietet die alternative Therapie beispielsweise Yoga und Autogenes Training. Durch die Auseinandersetzung mit diesem Thema lässt sich schließen, dass der Ansatz der engmaschigen Betreuung von PatientInnen mit einer Herz- Kreislauferkrankung (siehe Beispiel Physikalisches Ambulatorium) in Kombination mit dem direkten Bewusstmachen der verschiedenen Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen ein Weg sein kann, die Wiedererkrankungen zu reduzieren und die Lebensqualität der PatientInnen zu verbessern. Vor allem aber im Bereich der Prävention liegt großes Potential, wenn es darum geht Herz-Kreislauferkrankungen zu verringern. Betrachtet man des Gesundheitsund Krankenpflegegesetz (GuKG), so ist in diesem geregelt, dass auch dieser Berufsstand beratende Tätigkeiten im Bereich der Gesundheitsförderung übernehmen kann. Somit könnte auch der Pflege in diesem Bereich ein großer Stellenwert zukommen, wenn es darum geht PatientInnen frühzeitig und engmaschig über Risikofaktoren und Therapiemöglichkeiten aufzuklären. 36 11.) 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