S. 24 ff. Psychopathologie eine Einführung Zusammengestellt von Dr. Samuel Pfeifer weitere Präsentationen sind abrufbar via Internet: www.seminare-ps.net 1 www.seminare-ps.net Psychopathologie - Eine Einführung Das Normale erschließt sich uns oft erst, wenn wir abnormes Verhalten und krankhaftes Erleben genauer analysieren. Was ist eigentlich normal? Unterschiedliche Perspektiven: Gesellschaft (ein Mensch funktioniert, übernimmt Verantwortung, ordnet sich ein) Individuum (Wohlbefinden, Zufriedenheit, „ich bin glücklich und habe gute Beziehungen“) Therapeut (Ideale einer gesunden Persönlichkeitsstruktur: Wachstum, Entwicklung, Autonomie, Stressbewältigung etc.) 3 www.seminare-ps.net Was ist eigentlich normal? Altersgemässe Selbständigkeit Situationsadäquates Fähigkeit Verhalten zur Gestaltung von Beziehungen Harmonisches Zusammenspiel von Denken, Fühlen, Wollen und Handeln. 4 www.seminare-ps.net Was ist eigentlich normal? Normen sind wichtig für das geordnete Zusammenleben in der Gesellschaft Normen bringen dem einzelnen Schutz, Sicherheit und Geborgenheit Normen sehen und Normen setzen gehört zur Lebens- und Weltbewältigung 5 www.seminare-ps.net Die „Durchschnittsnorm“ das Verhalten, das der Mehrzahl der Menschen eines bestimmten Geschlechtes und einer bestimmten Altersgruppe innerhalb einer bestimmten Gruppe / Gesellschaft / Kultur in gewissen Situationen zeigen. Das „akzeptierte Muss-, Soll-, Kann-, Darf-Verhalten“ Es gibt keine zum Messen brauchbare, für alle Menschen aller Kulturen verbindlich gültige Norm. weiterführende Literatur: C. Scharfetter, Allgemeine Psychopathologie, Thieme. 6 www.seminare-ps.net Was ist krank? Nicht alles, was abnorm ist, ist schon krank Es kann sogar normal sein, unter besonderen Umständen krank zu sein (Infektion, Trauer). In der Psychiatrie speziell drei Ebenen: Leiden Versagen Beziehungsabbruch 7 www.seminare-ps.net Anzeichen für psychische Probleme Störung folgender Bereiche: Genussfähigkeit Beziehungsfähigkeit Leistungsfähigkeit 8 www.seminare-ps.net Wie entstehen psychische Probleme? REAKTION Fühlen - Denken Wollen - Handeln Aktivität - Passivität 9 ANLAGE UMWELT Genetik, Temperament Gehirn - Biochemie körperl. Konstitution Familie, Problemverhältnisse, Trauma, Beziehungen, Arbeit etc. www.seminare-ps.net Das Gehirn Stirnhirn • 10 Milliarden Nervenzellen • 1000 Milliarden Synapsen • > 100 Neurotransmitter und Hormone Sensorische Bereiche Limbisches System Hirnstamm 10 www.seminare-ps.net Für die Psychiatrie wichtige Elemente • • • • • • • • • • • 11 Unterschiedliche Nervenzelltypen Nervenleitung - „Bahnen“ Cortex (bestehend aus Nervenzellen) Weisse Substanz (vorwiegend Zellfortsätze) „Kerne“ bzw Areale (aus vielen Nervenzellen) mit besonderer Funktion Motorische Areale Sensorische Areale Verarbeitung der Wahrnehmung Sprache, Signale entschlüsseln, deuten Inhalte speichern Eindrücke sortieren und gewichten www.seminare-ps.net Die Bedeutung des Stirnhirns Keine spezifische Funktion erst durch Unfälle wurde deutlich, dass hier der Sitz der „Persönlichkeit“ ist: 12 Abstraktes und kreatives Denken logisches Denken Ausdruck von Sprache und Gefühlen Einordnung von sozialen Situationen Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen www.seminare-ps.net Konstruktives und beharrliches Anstreben von Zielen. Aufgaben angehen und durchhalten Planen für die Zukunft Anpassung an neue Situationen Synapsen und Bahnen Wichtige Neurotransmitter: Dopamin Serotonin Adrenalin / Noradrenalin GABA Acetylcholin 13 www.seminare-ps.net Psychopathologie Wie beschreibt man pathologisches Verhalten? 14 www.seminare-ps.net Psychopathologie - Status • Äussere Erscheinung • Kontaktverhalten: Beziehung zwischen Patient und Untersucher • Bewußtsein, Aufmerksamkeit • Konzentration, Merkfähigkeit, Gedächtnis und Orientierung • Antrieb: erhöht, verlangsamt? • Stimmung: depressiv, ängstlich, euphorisch? • Gedankengang • Gedankeninhalt (Wahnideen, Halluzinationen, depressive Leitsymptome, Suizidalität) 15 www.seminare-ps.net S. 24 ff. Störungen des formalen Denkens • • • • • • • • • • • 16 Verlangsamung Hemmung Perseveration Umständlichkeit Vorbeireden Sperrung / Gedankenabreissen Begriffsverschiebung / -zerfall / Kontamination Neologismen (Wortneubildung) Zerfahrenheit Ideenflucht, Gedankendrängen Logorrhoe www.seminare-ps.net Störung des inhaltlichen Denkens WAHN • Beziehungswahn • Beeinträchtigung • Verfolgungswahn • Grössenwahn • Eifersuchtswahn • Schuldwahn • nihilistischer Wahn 17 ZWANG • Zwangsgedanken • Zwangshandlungen • Zwangsimpulse ÜBERWERTIGE IDEEN www.seminare-ps.net Störung der Affektivität (Gefühle) • • • • • • • • • • • 18 Affektlabilität Affektinkontinenz Stimmungsschwankungen Depressivität Euphorie Dysphorie (Gereiztheit) Apathie Parathymie (unpassende Gefühle) Störung der Vitalgefühle Angst Phobie www.seminare-ps.net Biographie als Kontext psychischer Probleme Eine psychische Problematik muss immer auf dem Hintergrund der Biographie eines Menschen gesehen werden. Folgende Elemente gehören zur Erfassung der Lebensgeschichte: Familiengeschichte: • Charakterisierung von Eltern, Bezugspersonen • Geschwister: Reihe, Beziehung • gab es in der Familie psychische Erkrankungen? 19 GENOGRAMM zur grafischen Darstellung www.seminare-ps.net S. 16 Biographie als Kontext - 2 Kindheitsentwicklung: • Geburt (normal, kompliziert?) • frühe Kindheit (besondere Vorkommnisse?) • altersgemäße Entwicklung oder Verzögerung? • allgemeiner Gesundheitszustand, Familienatmosphäre • pathogene Umweltfaktoren • Aufenthalt in Heimen, Krankenhäusern, "broken home"? • Versagungen, Verwöhnungen? • Kindheitsängste • Schulalter: Kameraden? Einzelgänger? 20 www.seminare-ps.net Erfassung der Lebensgeschichte - 2 Sexualentwicklung • Pubertät (wann?) Aufklärung? • Schwangerschaften, Geburten, Fehlgeburten, Abbruch? • sexuelle Beziehungen, ev. Abnormitäten? • Ehe, Familienplanung Soziale Entwicklung • Alter, Beruf, sozialer Status der Eltern • soziales Milieu, in dem der Patient aufgewachsen ist • Einschulung, Schulbildung, sonstige Ausbildung • Berufsausbildung, Wehrdienst • soziale Anpassung und Bewährung • Rollenübernahme, Freundschaften, Lebensstil • religiöse und ethische Orientierung, Weltanschauung • bisherige Lebensbewältigung, Bewältigung von Schwellensituationen 21 www.seminare-ps.net Erfassung der Lebensgeschichte - 3 Jetziger sozialer Status: • berufliche Stellung, Einstellung zur aktuellen beruflichen Situation • Wohnverhältnisse; Zivilstand, Kinderzahl Selbstbeschreibung: • Charakterisierung durch sich selbst • Charakterisierung von weiteren Bezugspersonen • z.B. Freund(in), Verlobte(r), Ehefrau, Ehemann, Kinder • stabile Beziehungen (Freunde, Club-Kollegen) Frühere psychische Erkrankungen • Zeitpunkt, Dauer, Art und Behandlungsweise früherer psychischer Störungen und Erkrankungen, • vorausgegangene Suizidversuche • vorausgegangene psychotherapeutische Behandlung 22 www.seminare-ps.net BEACHTE: Biographie ist ein Puzzle, das vorsichtig zusammengesetzt werden muß. - Nicht drängen! - Elemente aus verschiedenen Gesprächen zu einem Ganzen zusammenfügen! 23 www.seminare-ps.net Literatur • Scharfetter C.: Allgemeine Psychopathologie. Thieme. • Dilling, Reimer & Arolt: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer. • Tölle R.: Lehrbuch Psychiatrie. Springer. • Andreasen & Black: Lehrbuch Psychiatrie. Beltz. • Damasio A. R.: Descartes‘ Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. DTV. 24 www.seminare-ps.net Weitere Präsentationen www.seminare-ps.net 25 www.seminare-ps.net