Multiple Persönlichkeit - DID - PPT - seminare

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«Multiple Persönlichkeit» oder
Dissoziative Identitätsstörung
(DID)
Dr. med. Samuel Pfeifer
Klinik Sonnenhalde, Riehen
Wer bin ich?

nach einem enthusiastischen Zeitungsbericht über eine virtuose Geigerin (sie
selbst)
 „Das bin ich!
 Ich bin aber auch diejenige, die gerne und viel liest,
Russisch, Französisch und Italienisch lernt, die
Kuscheltiere liebt, die gerne kocht, Fussball spielt,
die 13000.— Euro Schulden hat, die auf den Strich
geht?
 Ich bin diejenige, die behauptet, dass ihre Eltern
schreckliche Sachen mit ihren Kindern tun, aber ich
bin auch diejenige, die behauptet, dass nichts
passiert ist.
 also: WER BIN ICH?
 Ist es wir oder ich?“
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Meine erste Begegnung
 Auffällig war insbesondere, daß sie immer in
der „Wir“-Form von sich sprach. Auf meine
Frage, was sie denn beruflich mache,
antwortete sie: „Zur Arbeit schicken wir Frau
Mahrer, die kann das am besten!“ In den
weiteren Gesprächen entspann sich ein
eigenartiges Drama von sieben „Personen“,
die ganz unterschiedliche Aufgaben
übernahmen.
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Lebensgeschichte von „Cornelia“
 Cornelia M. wurde nach erfolglosen
Abtreibungsversuchen als Frühgeburt in die Familie
eines alkoholkranken Bergarbeiters geboren, die in
einer heruntergekommenen Hochhaussiedlung
einer deutschen Großstadt lebte. Weil die ebenfalls
alkoholkranke und verhärmte Mutter arbeiten ging,
wurde das Baby in die Obhut zweier arbeitsloser
invaliden und alkoholkranken Kollegen („Onkels“)
zwei Stockwerke höher gegeben. Dort sei es seit
dem zweiten Lebensjahr zu täglichem sexuellen
Mißbrauch, verbunden mit brutalen Drohungen,
gekommen. So sei sie beispielsweise an den Füßen
aus dem Fenster gehalten worden: „Ich lasse dich
fallen, wenn du irgend jemand etwas sagst!“
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Drogen, Psychotherapie, Ashram
 Ab dem zehnten Lebensjahr konnte Cornelia die
Übergriffe allmählich abwehren. In dieser Zeit
begann sie selbst mit Alkohol und Haschisch,
schwänzte die Schule und blieb trotz guter
Intelligenz zweimal sitzen.
 Mit neun Jahren habe sie versucht sich zu
erhängen, später folgten weitere Suizidversuche mit
Haushaltsgiften, die jedoch von der Umgebung nicht
ernst genommen worden seien.
 Erste psychotherapeutische Behandlung mit 14
Jahren
 Mit 17 Eintritt in einen Hindu-Ashram, den sie 2
Jahre später wegen Disziplinarproblemen wieder
verliess.
 Mit 21 Berufslehre erfolgreich abgeschlossen.
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2 Hauptfiguren: Conny und Nelle
 Hintergrund: Die kleine Cornelia Maurer (die Namen wurden
verändert, sollen aber etwas von der Dynamik widerspiegeln)
lebte täglich in zwei Welten: In der Wohnung ihrer Eltern war
sie „Nelle“, ungeliebt, aber doch einigermaßen geschützt, bei
den „Onkels“ im 3. Stock wurde sie „Conny“ genannt, wehrlos
ausgeliefertes Opfer sexueller Gewalt, herzloser
Beschimpfungen und brutaler körperlicher Mißhandlung.
 Die Hauptfiguren entstanden in diesem Spannungsfeld: die
kleine, hilflose „Conny“ und die starke Beschützerin „Nelle“.
 „Die schreiende Kleine“, Conny, trete (auch noch im
Erwachsenenalter) immer dann auf, wenn sie sich bedroht
fühle oder an traumatische Ereignisse erinnert werde. Eine
weitere „Person“, der „böse Mann“ befehle ihr dann, sich zu
schneiden oder mit Zigaretten zu brennen. Die innere Helferin
„Nelle“ werde vorgeschickt, wenn sie sich im Leben behaupten
müsse. „Sie ist stark, die kann kämpfen!“
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Dissoziation, Amnesie
 Eine weitere Figur, „Frau Mahrer“ übernehme die Arbeit im
Büro, sodaß sie nach außen funktioniere. Obwohl sich die
Personen gegenseitig zu kennen scheinen, berichtet die
Patientin von Situationen, wo beispielsweise eine Person die
Vorherrschaft an sich habe reißen wollen. So habe sie sich
eines Abends mit ihrem Auto weit weg von ihrem Wohnort
wiedergefunden, ohne sich daran erinnern zu können, wie sie
an diesen Ort gekommen sei. Solche Zeitlücken nennt man
auch Amnesie, ein häufiges Symptom bei Menschen mit einer
Multiplen Persönlichkeit.
 Einmal habe eine weitere Person, „Goja“ die Macht an sich
reissen wollen und alle in eine Drogeneinrichtung bringen
wollen. „Die andern Personen“ hätten es aber nicht
zugelassen, daß es zu dieser „Machtübernahme“ gekommen
sei.
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Besprechung führt zu Dissoziation
 Im Gespräch mit einem Arzt brachte sie mit einer
Zeichnung das Gespräch auf die Inzestproblematik.
Die zurückhaltende Exploration wurde bereits als
derart belastend erlebt, daß die Patientin kurz
darauf plötzlich von der Abteilung entwich, ziellos
durch die Stadt wanderte und schließlich durch
verschiedene Selbstverletzungen blutend in einer
Straßenbahn aufgefunden wurde. Es bestand
danach eine Amnesie von etwa 6 Stunden für die
Primärpersönlichkeit. Während dieser Zeit hatte die
kleine schreiende „Conny" die Kontrolle
übernommen.
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Persönlichkeiten
 Erleben mehrerer Persönlichkeitsanteile, die von
den Betroffenen ausdrücklich als "Persönlichkeiten"
oder "Personen" erlebt werden, die in ganz
spezifischer Weise
– traumatische Erfahrungen und Erinnerungen ausdrücken,
– Schutz gewähren oder Gefahr abwehren und
– Aufgaben im Alltag und in interpersonellen Begegnungen
übernehmen.
 Diese Tendenz zur Abspaltung von
Lebenserfahrungen in personifizierter Form kann
sich bis ins Erwachsenenalter weiterziehen und so
in vulnerablen Phasen und lebensgeschichtlichen
Umbrüchen zur Entstehung neuer "Personen"
führen (in Fallbeispiel 1 die Figur "Deva").
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Kriterien

300.14: Dissoziative Identitätsstörung
(nach DSM-IV)
– Die Anwesenheit von zwei oder mehr unterscheidbaren Identitäten oder
Persönlichkeitszuständen innerhalb einer Person (jeweils mit einem
eigenen relativ überdauernden Muster von, der Beziehung zur und dem
Denken über die Umgebung und das Selbst).
– Mindestens zwei dieser Identitäten oder Persönlichkeitszustände
übernehmen wiederholt die volle Kontrolle über das Verhalten des
Individuums.
– Eine Unfähigkeit, sich an wichtige persönliche Informationen zu erinnern,
die zu umfassend ist, um durch gewöhnliche Vergesslichkeit erklärt zu
werden.

F44.81 Multiple Persönlichkeit (nach ICD-10)
– Vorhandensein von zwei oder mehr verschiedenen Persönlichkeiten bei
einem Individuum. Dabei ist zu einem Zeitpunkt jeweils nur eine
nachweisbar. Meist ist nur eine von beiden dominant, keine hat Zugang zu
den Erinnerungen der anderen, und die eine ist sich der Existenz der
anderen fast niemals bewußt. Der Wechsel von der einen Persönlichkeit
zur andern vollzieht sich beim ersten Mal gewöhnlich plötzlich und ist eng
mit traumatischen Erlebnissen verbunden.
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Was ist keine MPD?
 Von einer multiplen Persönlichkeitsstörung kann
man hingegen nicht sprechen, wenn sich eine
Person innerlich zerrissen fühlt oder wenn „zwei
Zentren der Aufmerksamkeit“ oder „zwei
Bewußtseinsströmungen“ gleichzeitig vorhanden
sind. Es reicht auch nicht aus, wenn eine Person
unter starken Stimmungsschwankungen leidet oder
sich manchmal fühlt „als wäre ich meine Mutter“.
 In einem echten Fall von multipler
Persönlichkeitsstörung hat jede „Person“ ein Gefühl
der Individualität, unter Ausschluß der einen oder
der mehreren anderen. Die betroffenen Patienten
beharren darauf, daß es sich nicht nur um Zustände
handle, sondern um echte Personen, die sich in
ihnen manifestierten.
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Beispiel 2 - Laura
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
25-jährige Frau, ausgeprägte emotionale Instabilität,
Beziehungsstörungen, dissoziative Erfahrungen, Schlafprobleme
sowie Suizidalität und Selbstbeschädigungstenzen.
Die Patientin gibt an, sie bestehe aus ca . 70 „Personen“, davon etwa
30 „Kinder“.
Diese seien in einem komplizierten System von Opfern, Beschützern,
aber auch von bedrohlichen Männern organisiert. Oft spricht sie in
Wir-Form von ihren Erfahrungen.
Sie berichtete darüber, im Alter von zwei bis dreizehn Jahren von
ihrem Onkel und ihrem Vater physisch und sexuell misshandelt und
zu Darstellungen in Pornofilmen missbraucht worden zu sein. Sie
berichtet über sexuelle Handlungen durch mehrere Männer
gleichzeitig. „Die Kinder“ seien laufend neu entstanden, wenn es ein
Kind nicht mehr ausgehalten habe.
Mit der Zeit seien dann die erwachsenen Beschützer und Helfer
aufgetreten, die sich schützend vor die „Kinder“ gestellt hätten und ihr
geholfen hätten, nach aussen die Fassade einer guten Schülerin
aufrechtzuerhalten. In der Adoleszenz habe sie vielfach
Suizidvorbereitungen getroffen, sei aber durch ihre intensive religiöse
Sinnsuche davon abgehalten worden.
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Dissoziation
 Dissoziative Erfahrung bei Mandeloperation im Alter von 4
Jahren. Sie habe Angst gehabt, man wolle sie töten und sich
heftig gegen die Operationsvorbereitungen gewehrt. Plötzlich
sei sie aus sich selbst herausgetreten und habe ohne Schmerz
zugesehen, wie das kleine Mädchen, das sie selber war, von
den Pflegern überwältigt wurde.
 Während der therapeutischen Gespräche kommt es zum
Alternieren verschiedener „Personen“, die ein deutlich
unterscheidbares Verhaltensmuster zeigen. Während sich der
„erwachsene Nathan“ sehr selbstsicher und wissend gibt,
krümmt sich die „kleine Gaby“ in embryonaler Kauerstellung
daumenlutschend auf dem Sessel zusammen.
 Verschiedene Identitäten zeigen verschiedene Handschriften.
Ausgeprägter vorhanden sind auch gegenseitige
Gedächtnislücken, wobei Gruppen von Personen via eine
„Führungsperson“ angesprochen werden können.
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Unterschiedliche Schriften
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Pressemeldungen
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1) NZZ v. 11.6.96:
Ungarischer Kinderporno-Hersteller festgenommen.
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NZZ v. 11.06.1996
Drei Teufelsanbeter in Bologna festgenommen.
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Die ungarische Polizei ist Herstellern von Kinderpornos auf die Spur gekommen, die
auch Verbindung nach Deutschland haben sollen.
Die Produzenten benutzten rund 100 Kinder und Jugendliche, zumeist Mädchen, für
Aufnahmen von Geschlechtsverkehr mit Männern und Tieren. Bis anhin seien 16
Mädchen vernommen worden. Einige Eltern hätten gewusst, zu welchem Zweck ihre
Kinder missbraucht würden, sagte ein Polizeisprecher.
Die italienische Polizei hat drei Verdächtige festgenommen, die bei
Teufelsanbetungen einen dreijährigen sexuell missbraucht und in einen Sarg mit
einem Skelett gesteckt haben sollen. Der zuständige Staatsanwalt erklärte laut
Zeitungsberichten, die Sekte Kinder des Satans habe im Raum Bologna etwa 300
Anhänger.
dpa-Meldung vom 25.8.96
Drei weitere Haftbefehle im Fall Dutroux.
–
Im Fall der belgischen Kinderschänderbande sind heute drei weitere Haftbefehle
erlassen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft mit. Unter den Verdächtigen ist
auch ein Polizeiinspektor. Damit sind jetzt in Belgien neun Personen in Haft. Der
Hauptverdächtige Dutroux hat zugegeben, sechs Mädchen entführt zu haben. Zwei
achtjährige Kinder verhungerten in seiner Gefangenschaft, zwei konnte die Polizei
lebend befreien. Nach den zwei weiteren wird noch gesucht.
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Auslösende Traumata (50 Pat.)
Typ
Anzahl Prozent
Sexueller Mißbrauch
34
68
Körperliche Mißhandlung
30
60
Vernachäßigung
11
22
Aussetzung, Verlassen des Kindes
10
20
Emotionale Mißhandlung
5
10
Zeuge eines plötzlichen
Unfalltodes
2
4
Nach Coons, Bowman & Millstein 1988
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Entstehung der „Personen“
 Wie kann ein kleines Mädchen so etwas überleben? Wie wird
die zerbrechliche Psyche eines derart extrem mißhandelten,
eingeschüchterten und zu Tode geängstigten Kindes mit
solchen Erfahrungen fertig? Hier liegt der Kernpunkt der
Entstehung neuer „Personen“: Immer wieder erlebte sie, daß
es zu einer eigenartigen Veränderung ihres Bewußtseins kam:
 „Es war als würde ich aus meinem Körper herausgehen. Der
Schmerz und die Kälte klangen ab, der Geruch von Blut und
Weihrauch verzog sich, das Bellen der Hunde und die
Beschwörungen des schwarzen Mannes verhallten und ich
wurde von warmem Dunkel eingehüllt. Es war mir, als würde
jemand anders die Dinge tun, die ich tat; als würde der Körper
eines andern Mädchens gequält. Ich kam erst wieder zur
vollen Besinnung, als ich schon auf dem Rücksitz des Autos
kauerte, das mich nach Hause brachte.
 Aber diese andere Person blieb irgendwie. Es war, als sei in
mir ein Kind gestorben, das sich in einen Tunnel tief in meinem
Inneren geflüchtet hat und sich dort bis heute versteckt.“
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Entstehungsmodell
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Personen-Typologie
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

Opfer („gestorbene oder schreiende Kinder“),
Beschützerinnen und Beschützer - „Jael ist stark und mutig,“
Verfolger („böse Männer“ oder auch Frauen) oder Innere „Ankläger“, die jenen
Selbstzweifeln und Schuldgefühlen eine Stimme geben, von denen praktisch
alle Opfer von sexueller Gewalt geplagt werden.
–
–


„täter-identifizierte Anteile“
Wie oft hören sie von ihren Peinigern: „Du willst es doch selbst! Du hast doch auch
schöne Gefühle dabei! Du bist es doch, die mich verführt, du kleine Hure!“ Und im
Erwachsenenleben findet sich dann eben auch eine solche dunkle „Person“, die von
einer Patientin sogar als „Dämon“ bezeichnet wurde.
Die „Personen“ erhalten Namen und gewinnen durch die vielfältigen
Erfahrungen zusätzlich an Profil.
Oft werden rege Diskussionen unter den „Personen“ geschildert. Während
Außenstehende nur die „Gastpersönlichkeit“ mit ihrer verwirrenden Instabilität
wahrnehmen, zieht da in der inneren Wirklichkeit der „Multiplen“ eine ganze
Gruppe von Gestalten durch die Wirrnisse und Fährnisse des Lebens,
manchmal wie ein verhärmter und verängstigter Flüchtlingstrek, manchmal
auch wie eine Familie von Fahrenden, die miteinander durch die Lande ziehen
und sich abends am Lagerfeuer zu Gesprächen treffen.
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Leitlinien für die Therapie
 Grenzen setzen, Kräfte einteilen, Dammbruch
verhindern.
 Gegenwartsbewältigung vs. Aufarbeitung der
Vergangenheit
 Bereiten Sie sich auf ungewöhnliche Äußerungen
der Problematik vor („switches“)
 Ermutigen Sie zum Malen, Zeichnen und Schreiben
 Lernen Sie das System der Personen kennen
„Gruppentherapie mit einer Einzelperson“
 Bereiten Sie sich auf Krisen vor. Ansprechbarkeit
einer erwachsenen Teilperson sichern.
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Dämonische Einflüsse?
 Manche Christen sehen in einer Multiplen Persönlichkeit,
gerade bei rituellem Missbrauch vorschnell eine
Dämonisierung.
 Doch ganz so einfach ist es nicht. Vor allem gilt es immer
wieder davor zu warnen, alles, was schwer verständlich ist,
gleich mit Dämonen zu erklären.
 In diesen Ritualen wird ja nicht nur ein Satanskult betrieben.
Die Erfahrungen der ständigen Todesnähe, der Verlassenheit
und des Ausgeliefertseins sind so schrecklich, daß es gar nicht
unbedingt eine Teufelsanbetung braucht, um schwerste
seelische Schäden zu setzen. Genauso gut könnte es sich um
ein Foltercamp handeln, wie sie aus vielen Kriegsgebieten
bekannt sind.
 Was signalisiert eine Seelsorgerin, die nur die geistlichen bzw.
die dämonischen Aspekte betont? Nimmt sie die betroffene
Person damit ganzheitlich ernst? Kommt es zu einem neuen
Zwang, sich einem Ritual zu unterziehen, diesmal eben einer
christlichen Freibetung?
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Freibetung – begrenzte Wirksamkeit
 Ich hatte Gelegenheit, mit mehreren Menschen zu sprechen,
die wegen dissoziativer Störungen freigebetet wurden. Viele
hatten im Verlauf der Seelsorge selbst den Wunsch geäußert,
sich in diesem Bereich von allem zu lösen, was ihrer Heilung
hinderlich sein könnte.
 Oft handelte es sich um ruhige Gebete, in denen Gott um
Lösung von Bindungen gebeten wurde.
 Nur ganz selten gab es unethische Manipulationen, in denen
sich Seelsorger einer Patientin gegen ihren Willen
aufdrängten.
 In keinem Fall wurden Probleme nur durch die „Befreiung
von okkulten Bindungen“ gelöst.
 Hilfreich sind solche Vorgehensweisen nur dann, wenn sie
eingebettet werden in eine längerfristige verständnisvolle
Begleitung, die auch die seelischen Wunden ernst nimmt,
unter denen diese Menschen leiden.
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Was bringt Freibetung?
 Freibetung kann positiv erlebt werden (vgl.
Bull et al. 1998)
 Freibetung kann sehr negativ erlebt werden.
 Sind „Personen“ wirklich „Dämonen“?
 Wie unterscheiden zwischen psychischen
Folgen der Extremtraumatisierung und
„Dämonen“?
 Was tun, wenn Probleme wieder auftreten?
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Was ist das therapeutische Ziel?
 was ist denn nun eigentlich das therapeutische Ziel?
 Ist es das Verschmelzen zu völliger Einheit (Integration bzw.
Fusion)?
 Das Verschwinden aller „Personen“?
 Das Anerkennen, daß es sich nicht um Personen, sondern nur
um seelische Anteile handelt?
 Oft erstaunliche Ängste vor einem solchen Vorgang hoch: „Ich
habe so Angst, daß wir sterben müssen, daß dann nur noch
Gabriele (die Gastpersönlichkeit) da ist, ganz allein, ohne die
andern!“ Das Verschwinden der „Personen“ wird also als
Auslöschen und Sterben verstanden.
 Aus diesem Grund ist es ratsam, ein stufenweises Ziel zu
formulieren und dieses der „erwachsenen Person“ zu erklären,
die es dann auch an „die andern“ weitergeben kann.
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Fünf Stufen der Integration
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
1. Äußere Stabilisierung: Wichtig ist nicht nur die Ordnung im
Innenleben, sondern die äußere Ordnung. Nur wenn ein Mensch in
stabilen Verhältnissen lebt, kann er auch sein Inneres stabilisieren.
Mein erstes Ziel ist es daher sicherzustellen, daß jemand sich in ihrer
Arbeit bewährt, in einem klaren Rahmen wohnt (möglichst nicht mehr
im Täterumkreis) und, wenn sie Christ ist, Anschluß an eine Kirche
oder einen Hauskreis hat.
2. Möglichkeit zur Aussprache: Die Gespräche sollen in erster Linie
Gelegenheit geben, das auszusprechen, was man noch nie jemand
mitteilen konnte. Und eigenartig: Jedes Mal, wenn sich ein „Kind“
herausgewagt hatte, und seine Geschichte erzählt hatte, verlor es
seine destruktive Macht über die Patientin, wurde „ruhig“ und mußte
„nicht mehr schreien und Angst haben“.
3. Vermehrtes Gleichgewicht der „Innenpersonen“: Darin
unterscheiden sich multiple Patientinnen gar nicht so sehr von
anderen Ratsuchenden. Auch diese müssen lernen, mit ihren
widerstrebenden Gefühlen und Impulsen umzugehen, um dadurch
ruhiger zu werden.
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Fünf Stufen der Integration
 4. „Co-Bewußtheit“: Die „Personen“ wissen soviel
voneinander, daß sie sich nicht mehr gegenseitig
ausschalten und Erinnerungslücken produzieren. Es
bleiben zwar noch deutlich unterschiedliche Anteile
oder „Personen“, aber sie können den Weg
miteinander gehen.
 5. Integration: Die aufgesplitterten Seelenanteile
heilen zusammen. Die „Kinder“ legen sich zur Ruhe
und schreien nicht mehr, die „Erwachsenen“ tun sich
zusammen mit der „Gastpersönlichkeit“ und bilden
eine Einheit, die sich als „Ich“, als handelnde und
eigenverantwortliche Person erlebt.
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Nach der Integration
 Eine Patientin beschrieb das Gefühl nach der Integration mit
folgenden Worten:
 „Es ist manchmal unheimlich, die Stille in sich zu entdecken
und doch so wunderbar schön, daß der Lärm der Welt störend
wirkt. Es ist seltsam plötzlich Grenzen zu entdecken, die
vorher nie da waren. Es ist seltsam, plötzlich ganz anders zu
sein und manchmal macht es mir Angst. Und manchmal fühle
ich Trauer und habe das Gefühl unheimlich viel verloren zu
haben. Es gibt keine Stimmen in mir, kein Weinen, kein
Singen, keine Verwirrung – wenn ich weine, dann bin ich es;
wenn ich singe, dann bin ich es; wenn meine Gefühle
durcheinander sind, so bin ich es und wenn ich nicht weiß, wie
ich damit umgehen soll, dann ist niemand da, der es mir
zeigen würde oder der es mir abnimmt. Es ist seltsam, dieses
Gefühl, als ob ich erst jetzt leben würde.“
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Literatur MPD – DID
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Coons, P.M. (1984): The differential diagnosis of multiple personality: a comprehensive review.
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Friesen, J.G. (1991): Uncovering the mystery of MPD. San Bernardino, CA (Here is Life Publishers).
Heitritter, L. & Vought J. (1989). Helping victims of sexual abuse. Minneapolis MN (Bethany House
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Herman, J.L., Perry, J.C. & van der Kolk, B.S. (1989) Childhood Trauma in Borderline Personality
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Huber, M. (1995): Multiple Persönlichkeiten. Überlebende extremer Gewalt. Ein Handbuch. Frankfurt
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Pfeifer, S., Brenner, L. & Spengler W. (1994b): Störung mit multipler Persönlichkeit. Beschreibung von
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Bull, DL, Ellason, JW, & Ross, CA (1998): Exorcism revisited: Positive outcomes with Dissociative
Identity Disorder. Journal of Psychology and Theology 26:188-196.
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