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14. Externalitäten und Öffentliche Güter
Fragestellungen

Klassifikation von Externalitäten

Allokative Effekte der Externalitäten

Korrektur der Fehlallokation

Private Eigentumsrechte und Gemeineigentum

Öffentliche Güter und Klubgüter
Konzepte

Positive und negative Externalitäten

Konsum- und Produktionsexternalitäten

Ineffizienzen und Wohlfahrtsverluste durch Externalitäten

Internalisierung durch Gebühren, Grenzwerte und Zertifikate

Rivalität und Ausschlussprinzip von Gütern
Inhalte
14.1
Klassifikation der Effekte
14.2
Negative Externalitäten und Ineffizienzen
14.3
Positive Externalitäten und Ineffizienzen
14.4
Korrektur der Marktimperfektionen
14.5
Externalitäten und Eigentumsrechte
14.6
Das Problem des Gemeineigentums
14.7
Öffentliche Güter und Klubgüter
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
162
14.1
Klassifikation der Effekte
Grundsätzlich unterscheiden wir interne und externe Effekte von wirtschaftlichen Aktivitäten.
14.1.1 Interne versus externe Effekte
Interner Natur sind alle Effekte, die unmittelbar die Wirtschaftssubjekt betreffen, die
bestimmte wirtschaftliche Aktivitäten ausführen:
- Konsumenten: Kauf und Nutzung des Gutes
- Produzenten: Herstellung und Verkauf des Gutes
- Tauschpartner: Kauf und Verkauf, Eigentums- bzw. Nutzungswechsel
Externe Effekte sind Effekte, die nicht direkt beteiligte Dritte betreffen:
- Anrainer einer emittierenden Fabrik (Lärm, Wasserverunreinigung,
Luftverschmutzung etc.)
- Betreiber einer Obstplantage profitieren von den Bienenstöcken eines Imkers
- Clustereffekte bestimmter Wirtschaftsregionen
- Raucher und Nichtraucher
- Nachbarschaftsbeeinträchtigungen: Gepflegte Nachbarschaft, Keep up to the Jones’
- Studierende profitieren von der Qualität ihrer Kommilitoninnen bzw. Kommilitonen
(Lernumfeld, Reputation der Fakultät)
14.1.2 Systematik der externen Effekte
Externe Effekte lassen sich nach zwei Gesichtspunkten klassifizieren.

Zum einen nach der wirtschaftlichen Aktivität, die die Effekte auslösen. Demzufolge
bezeichnen wir als Produktions- bzw. Konsumexternalitäten jene Externalitäten, die
von der Produktion bzw. vom Konsum von Gütern und Dienstleistungen ausgehen.
Dieses Merkmal klassifiziert nach dem Emittenten.

Zum anderen unterscheiden wir Externalitäten danach, ob sie beim betroffenen
Empfänger positive oder negative Effekte auslösen. Dieses Merkmal klassifiziert nach
dem Wohlfahrtseffekt der Externalitäts.
Produktionsexternalitäten
Konsumexternalitäten
Mikroöknomie II, js
Negative Externalitäten
Positive Externalitäten
Schadstoffemissionen
Imker-Plantage
Vergnügungsviertel
(Anwohner)
Vergnügungsviertel
(Wirte untereinander)
Raucher-Nichtraucher
Haus und Gartenpflege
Nachbarschaftsneid
Studienumfeld
14 Externalitäten und öffentliche Güter
163
14.2 Negative Externalitäten und Ineffizienzen
Negative Externalitäten können von Produzenten oder Konsumenten ausgehen.
14.2.1 Negative Produktionsexternalität
Verursacher eines externen Effekts ist beispielsweise ein Stahlwerk, das seine Abwässer mehr
oder weniger schlecht/gut gereinigt über einen Fluss entsorgt. Davon ist die Produktivität der
Fischer (Fangerfolg/Arbeitsstunde) beeinträchtigt.
Dieselben Überlegungen lassen auf einen Chemiebetrieb (Verbrennungsanlage) übertragen,
der Luftschadstoffe emittiert, von denen benachbarte Bauern betroffen sind, indem sie
geringere Ernteerlöse (geringere Ernteerträge und/oder niedrigere Preise) erzielen.
14.2.1.1 Erfassung der Externalität
Der externe Effekt kann anhand der Kostenfunktionen der beteiligten Unternehmen bzw. der
Nutzenfunktion der betroffenen Individuen erfasst werden. Im Folgenden wird der negative
Effekt einer Produktionsexternalität analysiert, der eine andere Unternehmung betrifft.
Kostenfunktion des Stahlwerks
Die Kosten des Stahlswerks sind vom Output q und der Verschmutzung s abhängig.
( )
c q,s
()
()
cq ⋅ > 0 , cs ⋅ < 0
(14.1)
Die Kosten des Stahlswerks steigen (zunehmend) mit steigendem Output q. Hingegen sinken
die Kosten mit dem Ausmaß der Verschmutzung s, die das Stahlwerk emittiert. Die Kosten
erreichen ein Minimum für die Verschmutzung s Max . Dies könnte z. B. bedeuten, dass die
Kosten der Emmissionsvermeidung gleich Null sind.
Kostenfunktion des Fischers
Die Kosten des Fischers steigen (zunehmend) mit steigendem Output x. Hingegen steigen die
Kosten des Fischers mit steigender Verschmutzung s, die das Stahlwerk emittiert.
( )
k x,s
cs(q,s)
ks(x,s)
()
()
k x ⋅ > 0 , ks ⋅ > 0
(14.2)
ks(x,s)
- cs(q, s)
sMax s
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14 Externalitäten und öffentliche Güter
164
14.2.1.2 Unkoordinierter Wettbewerb: Ineffizientes Gleichgewicht
Das Verhalten der Unternehmen wird der Einfachheit halber aus einem statischen
Gewinnmaximierungskalkül abgeleitet.
Kalkül des Stahlbetriebes
Wenn der Güterpreis p am Markt vorgegeben ist, wird ein Unternehmen unter
Wettbewerbsbedingungen folgende Entscheidung treffen:
( )
(14.3)
Max pq − c q,s
q ,s
Bedingungen 1. Ordnung für ein Gewinnmaximum des Stahlwerks:
()
p − cq ⋅ = 0
()
−cs ⋅ = 0
Preis = Grenzkosten
(14.4a)
Grenzkosten der Emission müssen gleich Null sein!
(14.4b)
Das Güterangebot des Stahlwerks und des aggregierten Stahlmarkts kann anhand der beiden
folgenden Grafiken illustriert werden.
gcq(q,s)
cq(q,s)
PSt
cq(q,s)
gcq(q,s)
D
gcq(q,s)
cq(q,s)
S
P*
Ppr
Ppr
cs(q,s)
q*
qpr
cs(q,s)
q
D
Q* Qpr
x

Es wird unterstellt, dass die Kosten der Externalität mit steigendem Output des
Emittenten zunehmen. Es handelt sich dabei beispielsweise um Emissionen aus
industriellen Prozessen (Wasser- bzw. Luftverschmutzungen), in welchen der Umfang
der Emmission mit dem Produktionsniveau steigt.

Damit unterstellt man dass die Externalität keine fixen Kosten verursacht. Natürlich
kann es Externalitäten geben, die fixe Kosten verursachen. Dabei dürfte es sich jedoch
eher um eine Ausnahme handeln.
Kalkül des Fischers
Wenn der Marktpreis der Fische w beträgt, wird der Fischer folgende Entscheidung treffen:
( )
M a x wx − k x,s
x
(14.5)
Bedingung 1. Ordnung für ein Gewinnmaximum des Fischers:
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14 Externalitäten und öffentliche Güter
165
()
w − kx ⋅ = 0
Preis = Grenzkosten
(14.6)
Der Fischer hat auf die Verschmutzung keinen Einfluss. Die beiden nachfolgenden Grafiken
verdeutlichen das Angebot an Fischen auf Unternehmens- und auf Marktebene:
kx(x,s)
PF
kx(x,s)
gkx(x,s)
D
gkx(x,s)
kx(x,s)
S
Ppr
gkx(x,s)
Ppr
P*
D
xpr
x*
x
Xpr
ks(x,s)
ks(x,s)

Auch hierbei wird unterstellt, dass die Differenz zwischen gesellschaftlichen und
privaten Kosten mit steigendem Output des Fischers zunimmt.

Die Differenz zwischen den privaten und den gesellschaftlichen Grenzkosten des
Fischfangs steigen mit dem Niveau des Fangvolumens.
cs(q,s)
ks(x,s)
x
X*
ks(x,s)
ks(x,sMax)
- cs(q, s)
sMax s
Diese Grafik erfasst die (Grenz-) Kosten der Emission für beide Beteiligten:

Der Emittent auf das kostengünstigste Niveau der Emission.

In unserem Beispiel wählt der Stahlproduzent die maximale Verschmutzung, weil es
bei dieser seine Grenzkosten minimiert.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
166
14.2.1.3 Zentrales Optimum: Pareto-effizienter Zustand
Es stellt sich die Frage, wie eine optimale Emission aussieht? Dies kann man sich einfach
klarmachen, indem man annimmt, dass eine Gesellschaft beide Aktivitäten betreibt.
Diese Unternehmung (virtuell oder real) trifft die Produktions- und Emissionsentscheidungen
beider Unternehmen simultan, und zwar so, dass sie den aggregierten Gewinn aus beiden
Unternehmensaktivitäten maximiert:
( )
( )
(14.7)
Max pq − c q,s + wx − k x,s
q ,s,x
Bedingungen für gesellschaftlich optimale Schadstoffemission
()
w − k (⋅) = 0
−c (⋅) − k (⋅) = 0
p − cq ⋅ = 0
x
s
s
Preis = Grenzkosten der Textilien
(14.8a)
Preis = Grenzkosten des Fisches
(14.8b)
Grenzkosten der Schadensvermeidung
(14.8c)
Die gesellschaftlich optimale Schadstoffemission lässt sich wie folgt darstellen:
cs(q,s)
ks(x,s)
ks(x,s)
ks(x,sMax)
ks(x,s*)
- cs(q, s)
s*
sMax s
- Die gesellschaftliche optimale Verschmutzung wird durch den Schnittpunkt der
Grenzkostenfunktionen des Stahlwerks und des Fischereibetriebs repräsentiert.
- Die gesellschaftlich optimale Verschmutzung ist geringer als die einzelwirtschaftlich
rationale.
Für das einzelwirtschaftliche Güterangebot und den Gütermarkt impliziert dies:
- Das gesellschaftlich optimale Güterangebot verlangt die Übereinstimmung der
gesellschaftlichen Grenzkosten und des Güterpreise. (vgl. Grafiken in 14.2.1.2.)
Natürlich gibt es auch zahlreiche negative Produktionsexternalitäten, bei der nicht eine
Unternehmung, sondern ein Individuum (Haushalt) der betroffene des externen Effektes ist.
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14 Externalitäten und öffentliche Güter
167
14.2.2 Negative Konsumexternalität
Eine negative Konsumexternalität geht beispielsweise vom Nikotinkonsum des Rauchers aus.
Andere Individuen – Raucher und Nichtraucher - sind durch das Passivrauchen je nach
individuellen Präferenzen mehr oder weniger stark beeinträchtigt.
14.2.2.1 Erfassung der Externalität
Die Variable m steht für die Menge des Gutes „Money“ und erfasst den Realwert des Geldes,
über das ein Individuum in einer Periode verfügt. Der Realwert des Geldes steht für die
Menge der konsumierbaren Güter. Die Variable n gibt die Menge des Nikotins an, die der
Raucher konsumiert. Die Indizes R bzw. NR stehen für Raucher und Nichtraucher.
Nutzen des Rauchers
(
u R = u R m R ,n R
)
∂ u R (⋅) ∂ m R > 0 , ∂ u R (⋅) ∂ n R > 0
(14.9)
Der Raucher bezieht einen positiven Nutzen (Grenznutzen) aus realem Geld. Er bezieht
überdies einen positiven Nutzen (Grenznutzen) aus Nikotin! Wir unterstellen nicht, dass sich
der Raucher selbst schadet, sondern nehmen an, dass er einen positiven Nutzen aus der
Befriedigung seiner Sucht bezieht. (Keine meritorischen Präferenzen!)
Nutzen des Nichtrauchers
(
u NR = u NR m NR ,n NR
)
()
()
∂ u NR ⋅ ∂ m NR > 0 , ∂ u NR ⋅ ∂ n NR < 0
(14.10)
Der Nichtraucher bezieht ebenfalls einen positiven Nutzen (Grenznutzen) aus realem Geld.
Im Gegensatz zum Raucher erleidet er jedoch einen negativen Nutzen (Grenznutzen) aus dem
Nikotinkonsum des Rauchers.
14.2.2.2 Unkoordiniertes Gleichgewicht
Die Situation des Emittenten (Rauchers) und des Empfängers (Nichtrauchers) lässt sich
anhand einer Edgeworth-Box darstellen:
mNR°
t›
mNR*
nR=nMAX
x*
nR*
x°
nR°
nR=0
NR
nNR=nMAX
nNR*
nNR°
nNR=0
R
Mikroöknomie II, js
mR°
t°
mR*
14 Externalitäten und öffentliche Güter
168
Zur Interpretation der Edgeworth-Box:

Da das Geld für Raucher und Nichtraucher ein Gut darstellt, werden die Mengen
(Ausstattung und Konsum) dieses Gutes wie üblich vom Koordinatenursprung des
jeweiligen Individuums aus entlang der waagrechten Boxenachse abgetragen.

Aus didaktischen Gründen haben wir angenommen, dass Raucher und Nichtraucher
über dieselbe Menge an Geld verfügen.

Rauchen und Nikotinkonsum stellen nur für den Raucher ein Gut, und für den
Nichtraucher jedoch ein „Bad“ dar. Der Nutzen des Nichtrauchers ist umso geringer,
je höher der Nikotinkonsum des Rauchers ist. Wir tragen daher die Mengen an
Nikotin für beide Individuen vom Koordinatenursprung des Rauchers aus der Box
entlang der senkrechten Boxenachse an.

Obwohl die Nikotinmenge (Schadstoffmenge), der der Nichtraucher ausgesetzt ist,
von der Konsumentscheidung des Rauchers ausgeht, bezeichnen wir die Menge
dennoch mit n NR , weil sie den - unfreiwilligen - Konsum des Nichtrauchers erfasst.

Wenn man einen Markt für Nikotinkonsum einrichtet, hängt das Tauschgleichgewicht
von der Ausgangsausstattung ab. Die Ausgangsausstattung wird durch die
Regulierung der Gesellschaft festgelegt.

Exemplarisch diskutieren wir die Konsequenzen von zwei extremen Ausstattungen:
Im einen Fall hat der Nichtraucher das Recht auf saubere Luft. Die Ausstattung
beträgt: ω ° = ⎡⎣ 12 m,0 , 12 m,0 ⎤⎦ .
(
)(
)
Im anderen Fall hat der Raucher das Recht auf freies Rauchen. In diesem Fall beträgt
die Ausstattung: ω* = ⎡⎣ 12 m,n MAX , 12 m,n MAX ⎤⎦ .
(
)(
)

Die korrespondierenden Tauschgleichgewichte sind x* bzw. x° .

Offensichtlich hat die Festlegung der Ausgangsausstattung einen erheblichen Einfluss
auf die gleichgewichtige und effiziente Allokation, und somit auf die Wohlfahrt der
beiden Individuen.

Diese Einsicht widerspricht dem sog. Coase-Theorem: Coase hat nämlich die These
aufgestellt, dass die optimale Entscheidung im Gleichgewicht unabhängig von der
Ausstattung mit Eigentumsrechten ist. Dies wäre nur bei sehr speziellen (quasilinearen) Präferenzen der Fall, die eine waagrechte Kontraktkurve generieren.

Offensichtlich führt jede Regulierung zu erheblichen allokativen Effekten, die die
Präferenzen und Handlungsmöglichkeiten der Individuen beeinträchtigen. Jede
Regulierung generiert daher unterschiedliche Wohlfahrtseffekte.
14.2.2.3 Zentrales Optimum
Dazu gilt es zwei Dinge festzuhalten:

Wenn die Internalisierung – beispielsweise durch die Einrichtung von Märkten für
Rauchzertifikaten - erfolgreich ist, wird man eine effiziente Allokation realisieren
können.

Ein Verteilungsproblem bleibt bestehen. Wenn die Externalität in die Präferenzen der
Individuen eingeht, gibt es keine Regelung, die nicht die Präferenzen eines
Individuums verletzt. Dies gilt für die Freigabe wie für das Verbot des Rauchens.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
169

14.3
Jede Regelung ist natürlich illiberal, unabhängig davon, wie sie begründet und
motiviert ist.
Positive Externalitäten und Ineffizienzen
Auch positiven Externalitäten gilt es Produktions- und Konsumexternalitäten zu
unterscheiden.
14.3.1 Positive Produktionsexternalitäten
Eine positive Externalität erfährt der Betreiber einer Kirschenplantage, wenn ein Imker
während der Blütezeit seine Bienenstöcke in seiner Plantage aufstellt. Die Situation kann in
der folgenden Grafik verdeutlicht werden.
PK
MCpr(K)
MCg(K)
PH
MCe(K)
PH
MCpr(H)
MCg(H)
PK
Kpr
K*
MCe(H)
K
Hpr H*
H
Es liegt folgende Situation vor:

Durch die Aufstellung der Bienenstöcke im Kirschgarten sinken die
Grenzkostenkurven des Obstbauers und des Imkers.

Im Falle einer positiven Produktionsexternalität verläuft die private Grenzkostenkurve
oberhalb der gesellschaftlichen Grenzkostenkurve

Es gilt MC pr K = MC g K + MC e K bzw. MC pr H = MC g H + MC e H .

Ohne die Aufstellung der Bienenstöcke wird zum Marktpreis der Kirschen, PK , die
( )
( )
( )
( )
( )
( )
Menge K pr und zum Marktpreis des Honigs, PH , die Menge K pr , angeboten.

Wenn hingegen die Bienenstöcke aufgestellt werden, werden zu gleichen
Marktpreisen die Mengen K* und H* angeboten.

Das einzelwirtschaftlich rationale Angebot ist geringer als das gesellschaftlich
koordinierte.

Allerdings bietet sich eine dominante kooperative Strategie an. Der Imker und der
Plantagenbetreiber können sich die zusätzlichen Gewinne π K * − π K pr ≥ 0 und
( ) (
( ) ( )
)
π H * − π H pr ≥ 0 teilen.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
170

Die Aufteilung der Gewinne erfolgt nach Verhandlungsposition. Je größer der positive
externe Effekt ist, umso mehr wird der Empfänger bereit sein zu bezahlen.
14.3.2 Positive Konsumexternalitäten
Positive Konsumexternalitäten können anhand der gepflegten Nachbarschaft erläutert werden:

Es wird unterstellt, dass gepflegte Häuser und Gartenanlagen dem Eigentümer, aber
auch den Nachbarn Nutzen stiften.

Die individuelle Zahlungsbereitschaft des Eigentümers für den Pflegeaufwand
MU pr hängt natürlich nur vom eigenen Nutzen ab, der Nutzen der Nachbarn bleibt
unberücksichtigt.

Abgesehen von Free-Rider-Verhalten übersteigt die gesellschaftliche
Zahlungsbereitschaft für den Pflegeaufwand MU g die private Zahlungsbereitschaft
MU pr , weil sie auch noch dem Nutzen der Nachbarn Rechnung trägt.
14.3.2.1 Unkoordiniertes individuelles Optimum

Der Eigentümer wird jenen Pflegeaufwand wählen, bei welchem Grenznutzen und
Grenzkosten des Pflegeaufwands übereinstimmen.

In der nachfolgenden Grafik wird dieses individuelle Optimum durch den
Pflegeaufwand q1 zum Preis P1 repräsentiert.
Der daraus resultierende Sachverhalt lässt sich in der folgenden Grafik verdeutlichen:
P
MUg
MUpr
P1
P*
MC
MUe
q1 q*
Pflege
14.3.2.2 Gesellschaftliches Optimum
Das gesellschaftliche Optimum erfasst neben der individuellen Zahlungsbereitschaft des
Eigentümers auch noch die Rente der Nachbarn.

Der gesellschaftliche Grenznutzen umfasst den Grenznutzen des Eigentümers und den
Grenznutzen der Nachbarn.

Im gesellschaftlichen Optimum müssen der gesellschaftliche Grenznutzen und die
Grenzkosten des Pflegeaufwands übereinstimmen. In der Grafik wird es durch den
Pflegeaufwand q* zum Preis P1 repräsentiert.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
171

Weil die Grenznutzen der Nachbarn positiv sind, ist der gesellschaftliche Grenznutzen
höher als der individuelle Grenznutzen. Aus diesem Grund ist der gesellschaftlich
optimale Pflegeaufwand größer als der individuell optimale.

Die individuelle Bereitschaft zum Aufwand q* wäre nur beim Preis P* gegeben.
14.4
Korrektur der Marktimperfektionen: Internalisierung der Externalitäten
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die mehr oder weniger gut geeignet sind, die
Ineffizienzen von Externalitäten zu vermeiden oder wenigstens zu reduzieren:
14.4.1 Emissionsgrenzwerte
Eine Emissionsgrenze legt eine verbindliche Obergrenze einer Schadstoffemission fest. Es
wirkt wie eine Mengenquotierung.
Grenzwert
MCg
Gebühr
g*
MCpr
s*
s

Beispielsweise könnte man einen Emissionsgrenzwert im Schnittpunkt der privaten
und gesellschaftlichen Grenzkostenkurven festlegen.

Dieser Grenzwert ist optimal, weil bei dieser Schadensemission die Grenzkosten des
Schadens und die Grenzkosten der Schadensvermeidung übereinstimmen.

Die privaten Kosten der Schadensvermeidung entsprechen den gesellschaftlichen
Kosten des Schadens.
14.4.2 Emissionsgebühren
Eine Emissionsgebühr ist eine Abgabe, die auf jede Emissionseinheit eines Unternehmens
erhoben wird.

Beispielsweise könnte man eine Gebühr in der Höhe des Schnittpunkts der beiden
Grenzkostenfunktionen festlegen.

Dies wäre eine optimale Gebühr, weil die Grenzkosten der Schadensemission für den
Fischer und die (Grenz-) Kosten der Schadensvermeidung (Gebühr) für das Stahlwerk
gleich groß sind.

Die privaten Kosten der Schadensvermeidung und die gesellschaftlichen Grenzkosten
des Schadens stimmen überein.
14.4.3 Vergleich der allokativen Effekte von Gebühren und Grenzwerten
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
172
Die weiteren allokativen Effekte von Grenzwerten und Gebühren werden in den folgenden
Grafiken erläutert, in welchen die Grenzkostenkurven von zwei Unternehmen dargestellt sind.
Ohne Regulierung würden beide Unternehmen den maximalen Schaden mit Grenzkosten der
Schadensvermeidung von Null wählen. Allerdings verläuft die Grenzkostenkurve der
Unternehmung 2 unterhalb jener der Unternehmung 1, d.h. die Unternehmung 2 hat die
geringeren Grenzkosten der Schadensvermeidung.
Gebühren sind kosteneffizienter als Grenzwerte
Wir nehmen an, dass die Gesellschaft das durchschnittliche Emissionsniveau auf
s° = s1 + s2 2 reduzieren will.
(
)
P
MC1
MC1(s°)
MC2
P*
MC2(s°)
s2 s° s1
sMax s
Erhebung einer Gebühr
Wenn die Gebühr P* erhoben wird, wird die Unternehmung 2 mit s Max − s2 eine größere
Schadensreduzierung vornehmen als die Unternehmung 1 mit s Max − s1 , weil die
Unternehmung 2 die geringeren Grenzkosten der Schadensvermeidung hat als die
Unternehmung 1.
Festlegung eines Grenzwerts
Wenn hingegen für beide Unternehmen ein einheitlicher Schadensgrenzwert s° festgelegt
wird, hat die Unternehmung 1 mit MC 1 s° höhere Grenzkosten der Schadensvermeidung zu
tragen als die Unternehmung 2 mit
( )
MC ( s° ) .
2
Differenzen in den Grenzkosten der Schadensvermeidung implizieren Ineffizienzen, weil die
gesellschaftlichen Kosten der Schadensvermeidung nicht minimal sind. Sie können reduziert
werden, indem die Unternehmung 2 der Unternehmung 1 eine zusätzliche Schadensemission
ermöglicht, weil MC 2 s° < MC 1 s° gilt.
( )
( )
Grenzwerte nehmen keine Rücksichten auf die Kosten der Schadensvermeidung und den
Nutzenverlust, den sie bewirken.
Grenzwerte sind robuster gegenüber Informationsproblemen
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14 Externalitäten und öffentliche Güter
173
Wenn die gesellschaftliche Grenzkostenkurve sehr steil verläuft und die Grenzkosten der
Schadensvermeidung der Unternehmung (Unternehmen) sehr flach verlaufen, sind die
gesellschaftlichen Nutzenverluste einer ineffizienten Gebühr größer als die Nutzenverluste
eines ineffizienten Grenzwerts. Dies wird an der Grafik unten deutlich.
Optimal wäre eine Gebühr in der Höhe von g* und ein Grenzwert der Emission s*. Wenn
aufgrund eines Informationsproblems der Grenzwert der Emission geringfügig zu hoch
gesetzt wird, s' an stelle von s*, halten sich die Emissionseffekte s'− s* und die zusätzlichen
gesellschaftlichen Grenzkosten (gelbes Dreieck) in Grenzen.
Wenn hingegen die Gebühr mit g' zu gering gewählt wird, steigen die unerwünschten
Schadstoffemissionen und die gesellschaftlichen Kosten erheblich. Letztere steigen zusätzlich
um die violette Fläche.
MCg
Grenzwert
Gebühr
g*
g'
MCpr
s* s'
sMax s
 Bei vollständiger Information und gleichen Grenzkosten der Schadensvermeidung kann
man einen optimalen Grenzwert festlegen.
 Bei vollkommener Information und unterschiedlichen Grenzkostenkurven kann man
effiziente Gebühren festlegen.
Da den Administratoren keine vollkommenen Informationen über die Grenzschadenskurven
der Emmitenten und die Zahlungsbereitschaft der Betroffenen vorliegen, ist es ratsam ein
dezentrales Allokationsverfahren einzurichten, das diese vollkommenen Informationen nicht
voraussetzt.
14.4.4 Übertragbare Emissionszertifikate
Bei unvollständiger Information sind Märkte für Emissionszertifikate sowohl den
Grenzwerten als auch den Gebühren überlegen. Die Beteiligten müssen nur ihre eigene
Situation – Grenzkosten der Schadensvermeidung bzw. Zahlungsbereitschaft für
Emmissionsverhinderung kennen. Die Administration muss nur eine politische Entscheidung
über die aggregierte Emmissionsmenge treffen, die sie zulassen will.
Design der Märkte für Zertifikate:

Gesamtemission an Schadstoffen wird von der Administration durch die Menge der
verfügbaren Zertifikate determiniert.

Bei der initialen Zuteilung der Emmissionsrechte sind zwei Verfahren möglich:
o Aufteilung auf die Unternehmen nach einem bestimmten Schlüssel: Dies ist
natürlich eine administrative Lösung, der eine gewisse Willkür anhaftet.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
174
o Zentrale Versteigerung der Emissionszertifikate an die Unternehmen: Diese
Lösung ist überlegen, weil sie die Zahlungsbereitschaft damit den Nutzen der
Unternehmen aus der Emmission offenlegt. Bei geeignetem
Versteigerungsverfahren kann dies zu optimalen Lösungen führen.

Wichtig ist es, ein effizientes (globales, digitales, transparentes und allgemein
zugängliches) Handelssystem einzurichten. Beispielsweise muss man auch
Konsumenten und Verbände zum Handel zulassen.
14.4.5 Recycling
Wir analysieren die Altglasentsorgung zunächst anhand der Entscheidungssituation eines
repräsentativen Haushalts. Wir beginnen mit der Analyse ohne Pfandsystem:

Die Konsumenten tragen häufig fixe marginale Entsorgungskosten bei kleinen
Mengen (Müllgebühr), die mit steigendem Glasabfall entweder konstant bleiben oder
nur geringfügig steigen.

Auf jeden Fall liegen die gesellschaftlichen Entsorgungskosten im gesamten Bereich
über den privaten, weil sie Zusatzkosten der Entsorgung beinhalten.

Die Grenzkosten des Recyclings nehmen zu je geringer die Abfallsmenge ist.

Die private Entscheidung ohne Pfandsystem würde zu einer optimalen Abfallmenge
m' führen.

Die gesellschaftlich optimale Müllmenge m* liegt vor, wenn die marginalen
Recyclingkosten und die gesellschaftlichen Grenzkosten der Müllentsorgung
übereinstimmen.

Weil die gesellschaftlichen über den privaten Grenzkosten der Müllentsorgung liegen,
muss m* < m' gelten.
Kosten
MC+Pfand
MC
MCR
m*
m'
Müll
Die Einführung eines Pfandsystems hat folgende Effekte:

Die Grenzkosten des Mülls steigen proportional, weil auf jede Flasche das
Flaschenpfand aufgeschlagen werden muss.

Wenn man ein effizientes Flaschenpfand wählt, kann man sicherstellen, dass die
private Müllmenge gerade der gesellschaftlich optimalen Menge entspricht.

Im Optimum stimmt die Summe der Grenzkosten der Müllentsorgung und des
Flaschenpfandes mit den Grenzkosten des Müllrecyclings überein.
Das Problem kann natürlich auch auf der Marktebene analysiert werden.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
175

Das Angebot an Flaschen aus Neuglas ist durch die Angebotsfunktion S N gegeben.

Das Angebot an Flaschen aus Recyclingglas ist vor Einführung des Pfandsystems
durch die Angebotsfunktion S R und nach der Einführung des Pfandsystems durch die
Angebotsfunktion S R+ PF gegeben.
Preis
SR
D
SR+PF
SN
SN+SR
SN+SR+PF
P'
P*
D
MN* M' M*

Glas
Das horizontal aggregierte Angebot an Glas wird vor Einführung des Pfandsystems
durch die Angebotsfunktion S N + S R , und nach Einführung des Pfandsystems durch
die Angebotsfunktion S N + S R+ PF repräsentiert.

Vor Einführung des Pfandsystems liegt ein Marktgleichgewicht zum Preis P' und der
Menge M ' vor. Bei gegebener Nachfrage- und Angebotsstruktur würde in diesem
Fall kein Glas recycelt.

Nach Einführung des Pfandsystems liegt ein Gleichgewicht zum Preis P* und der
Menge M* vor. Die Menge an neuem Glas beträgt M N * , die Menge an recyceltem
Glas M * − M N * .
14.5
Externalitäten und Eigentumsrechte
Ineffizienzen, die auf Externalitäten beruhen, lassen sich durch staatliche Eingriffe
(Grenzwerte, Gebühren, Handelbare Zertifikate, Pfandsysteme) reduzieren. Einige dieser
Eingriffe geben den Konsumenten und Produzenten Anreize zur Reduzierung der Externalität.
Neben den staatlichen Interventionen können Externalitäten und die damit verbundenen
Ineffizienzen auch durch privatrechtliche Maßnahmen reduziert werden.
14.5.1 Eigentumsrechte
Die Bedeutung von Eigentumsrechten haben wir zum Beispiel am Raucher-NichtraucherProblem gesehen. Man könnte sich auch im Falle der negativen Produktionsexternalität eine
privatrechtliche Lösung vorstellen, indem man die Fischer mit dem Recht auf sauberes
Wasser oder die Stahlwerke mit dem Recht auf Wasserverschmutzung ausstattet.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
176
In beiden Fällen könnten die Beteiligten einen Handel der Emissionsmengen eröffnen. Man
kann dies als einen Spezialfall der Zertifikatslösung begreifen. Dies funktioniert nur bei einer
kleinen Menge an Betroffenen.
14.5.2 Verhandlungen und ökonomische Effizienz
Verhandlungen führen in der Regel zu effizienten Allokationen, weil die Beteiligten einen
Anreiz haben Tauschvorteile auszuschöpfen. Die Verhandlungslösung liegt im Kern einer
Ökonomie. Je nach Verteilung der Verhandlungsposition können jedoch sehr unterschiedliche
Lösungen zustande kommen.
14.5.3 Teure Verhandlungen – die Rolle strategischen Verhaltens
Verhandlungen verursachen erhebliche Kosten, insbesondere bei unklar definierten
Eigentumsrechten. Die Kosten der Kommunikation, der Überwachung und der Verifikation
im Falle von Vertragsverletzungen können erheblich sein. Verhandlungen werden
insbesondere teuer, wenn die beteiligten Verhandlungspartner falsche Einschätzungen
(Erwartungen oder Informationen) über die Verhandlungspositionen ihrer Partner haben.
14.5.4 Gerichtliche Lösung – Schadenersatzklage
Für gerichtliche Lösungen gilt Ähnliches wie für Verhandlungen: Hohe Kosten und hohe
Unsicherheit über den Ausgang. „Vor Gericht und auf hoher See ist man auf die Gnade
Gottes angewiesen.“ In besonderer Weise trifft dies auf komplexe Wirtschaftsachverhalte zu.
14.6
Das Problem des Gemeineigentums (Almende-Problem)
Das Problem tritt auf, wenn eine bestimmte (beliebige) Zahl von Wirtschaftssubjekten Zugriff
auf eine Ressource hat, die im Gemeineigentum ist. Als Beispiel soll ein See fungieren, in
dem (beliebig) viele Fischer fischen können.

Der einzelne Fischer orientiert sich nur an den privaten Grenzkosten der Fischerei, i.e.
Zeit und Gerätschaft.

Eine gesellschaftlich optimale Nutzung muss hingegen auch die Kosten der Erhaltung
des Fischbestands berücksichtigen.
14.6.1 Unkoordiniertes Gleichgewicht
Das unkoordinierte Verhalten folgt folgenden Prinzipien:

Die individuell rationale Fangmenge ergibt sich im Schnittpunkt der privaten
Grenzkostenkurve mit der Grenzertragskurve.

Der Grenzertrag entspricht dem Preis im Falle des Verkaufs bzw. dem Grenznutzen
im Falle des Eigenverbrauchs.
14.6.2 Koordiniertes gesellschaftliches Gleichgewicht

Die gesellschaftlich optimale Fangmange ergibt sich aus dem Schnittpunkt der
gesellschaftlichen Grenzkosten und der Grenzertragskurve des Fischfangs.

Die gesellschaftlichen Grenzkosten müssen über den privaten Fangkosten liegen.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
177

Die gesellschaftlichen Grenzkosten erfassen auch die Kosten, die sich aus der
Überfischung ergeben. Beispielsweise entstehen zusätzliche Kosten, weil der
Fischbestand durch Zucht und Ersatz erneuert werden muss.

Nur wenn man den Zugang auf jene Fischer beschränkt, die die gesellschaftlichen
Kosten des Fischens tragen, bzw. entsprechende Gebühren verlangt, kann die optimale
Fangmenge realisiert werden.

Es gibt natürlich viele Genossenschaften, in welchen dieses Problem seit hunderten
von Jahren praktikabel gehandhabt wird.
14.7
Öffentliche Güter und Clubgüter
Private und öffentliche Güter differenzieren sich hinsichtlich zweier zentraler Eigenschaften:
Rivalität und das Ausschlussprinzip.
Rivalität von Gütern
Güter rivalisieren im Allgemeinen, weil die Bereitstellung einer Gütereinheit für einen
zusätzlichen Konsumenten zusätzliche Kosten generiert. Dies trifft auf die große Masse der
Güter- und Dienstleistungen zu.
Güter sind nicht rivalisierend, wenn die Grenzkosten der Bereitstellung des Gutes für einen
zusätzlichen Benutzer gleich Null sind. Beispiele für nicht rivalisierende Güter sind das
Klima, der Wasserkreislauf und Informationen. (Im Falle der Überbeanspruchung verlieren
viele Güter ihre Nicht-Rivalität.)
Ausschlussprinzip
Im Allgemeinen gilt für Güter das Ausschlussprinzip, d.h. unerwünschte Interessenten können
von der Benutzung des Gutes ausgeschlossen werden. In der Regel können Verbraucher vom
Konsum eines Gutes ausgeschlossen werden.
Das Ausschlussprinzip versagt jedoch, wenn es keine rechtlichen Möglichkeiten gibt,
Wirtschaftssubjekte von der Nutzung eines Gutes abzuhalten. Typische Güter, bei welchen
das Ausschlussprinzip versagt, sind externe und interne Sicherheit, Standortvorteile,
öffentliche Informationen, etc.
Rivalisierende Güter
Nicht rivalisierende Güter
Güter mit Ausschlussprinzip
Private Güter
Private Informationen
Güter mit Versagen des
Ausschlussprinzips
Ausgelastete öffentliche
Infrastruktur
Öffentliche Güter im
klassischen Sinne
Unterausgelastete öffentliche
Infrastruktur
14.7.1 Effizienz und öffentliche Güter
Öffentliche Güter können formal als positive Externalitäten aufgefasst werden. Wir
beschränken uns o.B.d.A. auf den Fall zweier Konsumenten.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
178
Die Mengen der privaten Güter werden mit x, die Mengen der öffentlichen Güter mit y
bezeichnet. Da die öffentlichen Güter nicht rivalisieren und überdies das Ausschlussprinzip
versagt, können die öffentlichen Güter von beiden Konsumenten uneingeschränkt konsumiert
werden. Dies schlägt sich in den Nutzenfunktionen wie folgt nieder:
( )
( x , y)
( )
( )
( x , y) > 0 , u ( x , y) > 0
uA = uA xA,y
uAX A x A ,y > 0 , uAy x A ,y > 0
(14.11)
uB = uB
u BxB
(14.12)
B
B
B
B
y
Zur Produktion öffentlicher und privater Güter werden Produktionsfaktoren benötigt. Die
Mengen der privaten und öffentlichen Güter unterliegen daher einem Trade-Off, der durch
eine Transformationskurve erfasst wird:
(
)
(14.13)
T xA + xB ,y = 0
Die optimale Versorgung mit öffentlichen Gütern lässt sich aus dem folgenden
Maximierungskalkül herleiten:
{x
A
(
,x
)
(
)
(
Ξ = u A x A , y − λ ⎡⎣u B − u B x B , y ⎤⎦ + µT x A + x B , y
,y ,λ ,µ }
Max
B
)
(14.14)
Die Bedingungen 1. Ordnung lauten:
∂Ξ
= u A x A + µTx A + x B = 0
A
∂x
(14.15a)
∂Ξ
= λu B x B + µTx A + x B = 0
B
∂x
(14.15b)
∂Ξ
= u A y + λu B y + µTy = 0
∂y
(14.15c)
Aus (14.15a) und (14.15b) kann man die Lagrangemultiplikatoren
µ=−
u Ax A
Tx A + x B
λ = −µ
, und
Tx A + x B
=
u BxB
(14.15a’)
u A x A Tx A + x B
Tx A + x B u B x B
=
u Ax A
(14.15b’)
u BxB
errechnen, um sie aus (14.15c) zu eliminieren:
u
A
y
+
u Ax A
u BxB
u
B
y
−
u Ax A
Tx A + x B
Ty = 0
(14.16)
Eine effiziente Versorgung mit öffentlichen Gütern muss daher der folgenden Bedingung 1.
Ordnung genügen:
()
(⋅) ∂ x
∂u A ⋅ ∂ y
∂u A
A
+
()
(⋅) ∂ x
∂u B ⋅ ∂ y
∂u B
Mikroöknomie II, js
B
=
()
∂T ⋅ ∂ y
() (
∂T ⋅ ∂ x A + x B
)
14 Externalitäten und öffentliche Güter
(14.17)
179
Im Optimum die Summe der Grenzraten der Substitution zwischen privaten und öffentlichen
Gütern über alle Individuen mit der Grenzrate der Transformation zwischen privaten und
öffentlichen Gütern übereinstimmen.
14.7.2 Markt für öffentliche Güter bei vollkommener Information
Wert
D
MC
D2
D1
D
Öffentliches Gute
Wenn das private Gut „Geld“ ist, gibt die MRS die Zahlungsbereitschaft für die öffentlichen
Güter wieder.
Unter vollkommener öffentlicher Information wird die individuelle Nachfrage durch die
Zahlungsbereitschaft bestimmt. Der Einfachheit halber wird angenommen, dass die
Nachfragekurven nach öffentlichen Güter linear sind.
Durch Aggregation der individuellen Nachfrage erhält man die Nachfrage nach öffentlichen
Gütern. Im Schnittpunkt der Angebotskurve (Grenzkostenkurve) und der Nachfragekurve
ergäbe sich das Gleichgewicht am Markt für öffentliche Güter.
Dieser Markt für öffentliche Güter funktioniert jedoch nicht, weil die Informationen über die
Zahlungsbereitschaft nicht öffentlich, sondern privat sind.
14.7.3 Öffentliche Güter und Marktversagen bei unvollkommener Information
Voraussetzungen sind:

Die Informationen über die Zahlungsbereitschaft sind privat.

Der einzelne Konsument kann vom Konsum der öffentlichen Güter nicht
ausgeschlossen werden.
Daraus ergibt sich ein Anreiz zum Free-Rider-Verhalten. Der einzelne Konsument wird eine
Zahlungsbereitschaft von Null signalisieren. Damit bricht der Markt für öffentliche Güter
zusammen.
Es stellt sich die Frage nach einem Verfahren zur Offenlegung der wahren Präferenzen. Es
gibt derartige Verfahren, die jedoch nur bei kleinen Gruppen einigermaßen effizient und
zuverlässig funktionieren.
Mikroöknomie II, js
14 Externalitäten und öffentliche Güter
180
14.7.4 Private Präferenzen für öffentliche (kollektive) Güter
Selbst wenn man die Präferenzen offen legen kann, gibt es noch das Problem der
Präferenzaggregation. Es ist zu bedenken, dass man eine kollektive Entscheidung über das
Angebot an öffentlichen Gütern treffen muss.

Wenn man die Zahlungsbereitschaft für verschiedene Ausgabenniveaus feststellen
könnte, könnte man einfach eine Aggregation vornehmen.
Konsumentenrente
I1
I2
I3
Militärausgaben/Kopf

Da die Nutzen weder kardinal noch interpersonell vergleichbar sind, ist eine
Zahlungsbereitschaft schwer zu ermitteln.

Überdies gibt es einen Anreiz die wahren Präferenzen nicht offen zu legen, weil sonst
entsprechende Abgaben drohen. Im Falle einer kollektiven Entscheidung müssen
unabhängig von der Aggregationsproblematik bestimmte Präferenzen verletzt werden.

In der Demokratie bestimmt in wichtigen Entscheidungen der Medianwähler die
kollektive Entscheidung. Daher gibt es Dominanz der Mitte gegenüber anderen
Meinungen. Diktatur der Mitte!
14.7.5 Clubgüter
Clubgüter stellen eine Mischform aus öffentlichen und privaten Gütern dar:

Für die Club-Mitglieder stellen die Clubgüter öffentliche Güter dar. Sie unterliegen
daher allen Problemen der Allokation öffentlicher Güter, beispielsweise dem
Trittbrettfahrerverhalten (free rider), etc.

Der Missbrauch kann in kleinen Clubs durch soziale Bindung und Kontrolle im
Rahmen gehalten werden. In großen Clubs bedarf es geeigneter Anreizmechanismen.

Für die Nicht-Mitglieder stellen die Clubgüter private Güter dar, von deren Konsum
sie ausgeschlossen sind. Es bedarf keiner weiteren Regelung.
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14 Externalitäten und öffentliche Güter
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