4. Tutorium

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Wipol WS 2005/2006 -Tut 4Prof. Dr. R. Eisen
Thema 4: Allokationsprobleme und Marktversagen
1. Was versteht man unter (technologischen) externen Effekten? Nennen Sie einige
Beispiele.
Allgemein
spricht
man
von
externen
Effekten,
wenn
in
die
Nutzen-
oder
Produktionsfunktionen der Wirtschaftssubjekte i Variable xj eingehen, die von anderen
Wirtschaftssubjekten j gewählt werden, ohne die Auswirkungen auf i zu berücksichtigen und
ohne die Existenz marktlicher oder sonstiger Vertragsbeziehungen zwischen i und j. Von
positiven (negativen) externen Effekten wird gesprochen, sofern die Auswirkungen
ökonomischer Aktivitäten das Nutzen- oder Produktionsniveau anderer Wirtschaftssubjekte
erhöhen (reduzieren).
Externe Effekte können in pekuniäre und technologische Effekte unterschieden werden.
Pekuniäre externe Effekte sind das normale Wirken des Preismechanismus. Sie sind somit
indirekter Natur und stellen eine Folge von Marktbeziehungen dar. Sie sind nichts anderes als
eine Anzeige veränderter Knappheitsrelationen; sie steuern die Ressourcenallokation und sind
daher aus Effizienzgesichtspunkten erwünscht. Pekuniäre externe Effekte sind kein
Marktversagen! Sie liegen beispielsweise vor, wenn der Outputanstieg in einer Branche die
Output- oder Inputpreise beeinflusst.
Beispiel:
Warum kosten heute Farbfotos weniger als Schwarz/Weiß-Fotos, im Gegensatz
zu früher? Früher war die Nachfrage nach Farbfotos vergleichsweise gering;
heute ist die Nachfrage nach Farbfotos vergleichsweise groß. Skalenerträge
können ausgeschöpft werden. Der Rückgang der Schwarz/Weiß-Fotografie
führt dagegen zum Verlust der Skalenerträge, es liegen negative pekuniäre
Externalitäten für die S/W-Fotografie vor.
Daher sind pekuniäre Effekte keine Rechtfertigung für wirtschaftspolitische Eingriffe aus
Effizienzüberlegungen.
Allerdings
können
sie
unter
Verteilungsaspekten
Probleme
verursachen und somit einen Eingriff rechtfertigen (vgl. Wohnungsraum/Wohnungsmieten).
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Bei technologischen externen Effekten wird die Nutzen-/Produktionsfunktion eines
Wirtschaftssubjekts direkt positiv oder negativ durch die Aktivitäten eines anderen
beeinflusst, ohne dafür eine Kompensation zu erhalten. Es liegt Marktversagen vor! Die
privaten Nutzen/Kosten stimmen nicht mit den gesellschaftlichen Nutzen/Kosten überein.
Beispiele für technologische externe Effekte:
Zwischen zwei Produzenten
• Ein Imker stellt seine Bienenkörbe neben eine Kirschplantage. Der Kirschzüchter profitiert
davon, da die Bienen die Kirschbäume befruchten, wodurch die Ernte reichlicher ausfällt.
(positiv)
• Ein Pharmazieunternehmen leitet Abwasser in einen Fluss, der von einem Fischerbetrieb
200 km flussabwärts genutzt wird. Die Fischerträge gehen daraufhin zurück. (negativ)
Zwischen zwei Konsumenten
• In einem Haus hört eine Wohnpartei bis spät in die Nacht laut Musik. Sie beeinflusst damit
negativ die Nutzenfunktion seiner Nachbarn, da diese früh aufstehen müssen. (negativ)
• Mein Nachbar hat einen großen Baum auf seinem Grundstück, der verhindert, dass in meine
Wohnung Sonne hineinscheinen kann. Dadurch ist es bei mir im Sommer auch ohne
Klimaanlage angenehm kühl. (positiv)
Zwischen Produzenten und Konsumenten
• Der Flugbetrieb des Frankfurter Flughafens stellt eine negative Beeinflussung der
Nutzenfunktion der umliegenden Anwohner dar, da diese in ihrer Lebensqualität durch Lärm,
Dreck und Abgase eingeschränkt werden. (negativ)
• Der gepflegte Waldbestand ermöglicht mir nicht nur angenehme Wanderungen auf gut
ausgebauten Waldwegen, sondern wirkt gleichzeitig als „grüne Lunge“. (positiv)
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2. Stellen Sie die wohlfahrtstheoretischen Auswirkungen einer Divergenz zwischen den
privaten
und
sozialen
Produktionskosten
eines
Gutes,
das
auf
einem
Wettbewerbsmarkt gehandelt wird, graphisch dar. Erläutern Sie die Problematik
unter Verwendung des Konzepts der Konsumenten- und Produzentenrente.
Bei negativen Externalitäten stimmen die Kosten, bei positiven Externalitäten stimmen die
Erträge, die bei einem Produzenten anfallen, nicht mit den gesamtgesellschaftlichen oder
sozialen Kosten/Erträgen überein (bei den folgenden Ausführungen werden nur negative
externe Effekte betrachtet). Es gilt:
Private (Grenz-) Kosten + marginale Zusatzkosten = soziale (Grenz-) Kosten.
Die Zusatzkosten drücken das Ausmaß des Externen Effekts aus. Der Preis des Gutes ist
verzerrt: Er zeigt nicht mehr zuverlässig die Knappheit auf dem Markt an, denn der Anbieter
geht nur von den Kosten aus, die bei der Produktion direkt bei ihm angefallen sind (und für
die er auch Ausgaben getätigt hat).
Nach dem Modell der Wohlfahrtsökonomie wird die Wohlfahrt einer Gesellschaft durch die
Summe von Produzenten- und Konsumentenrente ausgedrückt.
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Bei {p*q*} gleichen sich monetäre Nachfrage und monetäres Angebot an. Die
Nachfragekurve zeigt aber, dass es Konsumenten gibt, die bereit gewesen wären, einen
höheren Preis für das Gut zu zahlen (links oberhalb von C). Die Differenz zwischen ihrer, sich
in der Nachfragekurve äußernden Zahlungsbereitschaft und dem Marktpreis ist die
Konsumentenrente (Fläche DCp*).
Auf der anderen Seite gibt es Anbieter, die in der Lage sind, dieses Produkt günstiger
herzustellen als zu p*. (Die Angebotskurve zeigt die steigenden Grenzkosten.) Da der
Marktpreis aber höher liegt, erzielen sie einen zusätzlichen Gewinn, den man
Produzentenrente nennt (Fläche p*CS).
Die Summe von Produzenten- und Konsumentenrente ist dort maximal, wo sich die Kurven
DD´ (aggregierte Nachfrage) und SS´ (aggregiertes Angebot) schneiden, bzw. wo auf
vollkommenen Märkten die monetäre Nachfrage gleich dem monetären Angebot ist.
In Abbildung 2 liegen konstante Zusatzkosten vor. Da der Produzent sie nicht berücksichtigt,
bietet er das Gut zum Preis p0 günstiger an, als es unter volkswirtschaftlicher Betrachtung
wünschenswert ist (siehe gestrichelte Linien). Gesamtgesellschaftlich wäre nämlich der Preis
p* und die Menge q* effizient. Die Angebotskurve S* ergibt sich durch Addition der privaten
Grenzkosten und der externen Grenzkosten/Zusatzkosten. Der Anbieter wälzt insgeheim
Kosten seiner Produktion auf die Gesellschaft ab. Seine Produktion ist um (q0 - q*) zu hoch.
Jede Mengeneinheit, die zusätzlich zu q* hergestellt wird, verursacht gesellschaftliche
Kosten, die höher sind als die Erlöse.
Staatliche Eingriffe könnten den negativen externen Effekt z.B. durch eine Pigou-Steuer
internalisieren. Der Staat erhebt eine Steuer in Höhe der externen Zusatzkosten (Strecke BA),
so dass die privaten Kosten den sozialen Kosten entsprechen:
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Abbildung 2
• Die Konsumentenrente vermindert sich um die Fläche p0p*CE auf p*GC.
• Die Produzentenrente geht von AEp0 auf BCp* zurück.
• Der Staat nimmt zusätzliche Steuern ein (ABCF).
• Der externe Effekt in Höhe der Fläche CDEF wird vollständig internalisiert.
• Es ergibt sich ein volkswirtschaftlicher Wohlfahrtsgewinn in Höhe der Fläche CDE, weil
der Wohlfahrtsverlust des negativen externen Effektes in Höhe der Fläche CDEF durch den
Staatseingriff rückgängig gemacht wird, die Summe aus Produzenten- und Konsumentenrente
plus Steuereinnahmen dabei jedoch um CEF zurückgeht.
Fläche CDEF minus Fläche CEF = Fläche CDE.
Die Pigou-Steuer ist eine Preislösung, da sie am Preis eines Gutes ansetzt. Problematisch bei
dieser Art der Internalisierung ist die Zuordnung und Erfassung/Bewertung der Zusatzkosten.
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3. Was versteht man unter einem „natürlichen“ Monopol? Inwiefern rechtfertigt die
Existenz eines „natürlichen“ Monopols staatliche Interventionen? Welche Ziele
verfolgt der Staat bei der Regulierung „natürlicher“ Monopole?
Ein Monopol wird als „natürlich“ bezeichnet, wenn die durchschnittlichen Gesamtkosten
(Stückkosten) im relevanten Bereich sinken (vgl. Abbildung 3). Dies liegt daran, dass hier
z.B. hohe Fixkosten mit sehr niedrigen (häufig, aber nicht notwendigerweise, auch
konstanten)
Grenzkosten
zusammenfallen. Die hohen Fixkosten sind Folge von
Unteilbarkeiten, häufig in Zusammenhang mit leitungsgebundener Versorgung (Beispiel:
Wasseranschlüsse von Haushalten). Liegt ein „natürliches“ Monopol vor, ist die Versorgung
durch ein Unternehmen gesamtwirtschaftlich besser, da in diesem Fall die Produktionskosten
geringer sind, als wenn zwei oder mehr Unternehmen diese Gesamtmenge produzieren:
C (y1 + y2 + ….. + yn) < C (y1) + C (y2) + ….. + C (yn)
(Subadditivität). Eine problematische Konsequenz des „natürlichen“ Monopols ist, dass das
Unternehmen bei einer gesamtwirtschaftlich optimalen Preissetzung (first best: Preis =
Grenzkosten) seine Kosten nicht decken kann, da die Grenzkosten immer unter den
Durchschnittskosten liegen (Defizit in Höhe p* p BA). Als Monopolist wird es sich sowieso
nicht anders verhalten als andere Monopolisten, und seinen Preis eher beim bekannten
Cournot-Punkt setzen.
Wie man an der Graphik sieht, kann ein Unternehmen, das die Menge y* produziert und
anbietet, diese zu Stückkosten in Höhe von p produzieren, während zwei Unternehmen, die
jeweils y*/2 anbieten, einen Preis von p verlangen müssen, um ihre Stückkosten zu decken;
folglich besteht eine Tendenz zum Monopol. Ein Unternehmen, das ein „natürliches“
Monopol besitzt, hat also einen Größenvorteil („economies of scale“). Hinzu kommt, dass
diese Unternehmen auch Mehrproduktfirmen sind, so dass sich zusätzlich auch noch
Verbundvorteile (economies of scope) ergeben. Dieses Argument ist wichtig, wenn es um das
sogenannte
„Rosinenpicken“
geht,
also die Auswahl eines Produktes aus dem
Produktspektrum des Monopolisten, weil hierfür gilt, dass es alleine billiger produziert
werden kann als im Verbund.
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Generell stehen dem Staat zwei Handlungsalternativen zur Verfügung:
1.) die Unterwerfung der Monopole unter staatliche Regulierung (Preisregulierung,
Kontrahierungszwang), oder „Gemeinwirtschaftliche“ Unternehmen;
2.) die Verkürzung der Monopoldauer (Substitutionsmöglichkeiten/Wettbewerb fördern).
• Es existieren verschiedene Möglichkeiten der staatlichen Preisregulierung bei Monopolisten:
Kostenorientierte Preisregulierung, d.h. der Monopolist setzt die Grenzkosten als Preis an,
sein Defizit übernimmt der Staat; oder man gestattet dem Monopolisten einen Preis in
Höhe der Durchschnittskosten plus einem Gewinnaufschlag (oder einen KapitaleinheitenZuschlag). Aber damit sind jeweils Probleme verbunden: Zum Einen das Erzeugen von
„Kosten“ zum Anderen eine zu hohe Kapitalintensität der Produktion.
• Zeitliche Befristung von Monopolen durch Versteigerung; allerdings wird dann der
Monopolist die Cournot-Lösung anstreben! Frage ist, ob bei der Versteigerung die (an
sich entstehenden) Monopolprofite vorweggenommen werden (vgl. Preise für die
UMTS-Mobilfunklizenzen).
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• Kontrahierungszwang = Das Unternehmen muss mit jedem Nachfrager einen Vertrag
abschließen (Krankenkassen).
• Vereinfachung von Gründungsvorschriften für Unternehmen.
• Öffnung des Leitungsnetzes für andere Anbieter des Gutes (z.B. Telekom muss Mitanbietern
ihr Netz zur Verfügung stellen).
Doch auch der Markt selbst kann „natürlichen“ Monopolen entgegenwirken:
• Durch den technischen Fortschritt können Unteilbarkeiten abgemildert bzw. aufgehoben
werden.
• Neue Kosten sparende Produktionsverfahren ermöglichen anderen Unternehmern den Zutritt
zum Markt.
• Substitute treten auf, die in Konkurrenz zum entsprechenden Gut treten (Verlagerung von
Transporten von der Schiene auf die Straße oder Mobilfunk vs. Festnetz).
• Die Kostenvorteile aus zunehmenden Skalenerträgen können durch organisatorische
Aufwendungen bzw. durch Produktivitätseinbußen aufgrund der Unternehmensgröße hinfällig
werden (diseconomies of scale).
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4. Durch welche Eigenschaften sind öffentliche Güter gekennzeichnet? Nennen Sie
Beispiele für Güter mit hohem Öffenlichem-Gut-Charakter und mit hohem Privat-GutCharakter. Warum wird die Hochschulausbildung häufig als „Mischgut“ bezeichnet?
Öffentliche Güter sind Güter, deren Allokation über den Markt nicht möglich ist. Sie sind
nicht marktfähig. Dies ist nicht (nur) in ihren Eigenschaften an sich begründet, sondern kann
auf die in der Gesellschaft vorherrschenden Vereinbarungen und Regelungen zurückgeführt
werden. Für Öffentliche Güter müssen Alternativen zum Markt gesucht werden. Zwei
Merkmale kennzeichnen Öffentliche Güter:
a) das Ausschlussprinzip/Exklusionsprinzip ist nicht anwendbar bzw. nicht wirtschaftlich und
b) die Konsumgrenzkosten sind nicht fühlbar (es herrscht keine Rivalität im Konsum)
Dies unterscheidet diese Güter von Privatgütern/Individualgütern (siehe Tabelle 2).
Das Ausschlussprinzip bedeutet, dass man Zahlungsunwillige von der Nutzung eines Gutes
ausschließen kann, d.h., ist jemand nicht bereit für ein Gut z.B. ein Auto zu bezahlen, kann er
es auch nicht nutzen. Dieser Ausschluss ist bei Kollektivgütern/Öffentlichen Gütern nicht
möglich bzw. unwirtschaftlich, da er mit zu hohen Transaktionskosten verbunden wäre. So
kann man den einzigen Zahlungsunwilligen in einer Straße schlecht von der Nutzung der
Straßenbeleuchtung ausschließen. Grundsätzlich kann das Ausschlussprinzip immer
angewendet werden, hier müssen aber die Kosten und die im Staat vorherrschenden Werte
berücksichtigt werden.
Die Wahrnehmung von Konsumgrenzkosten/Rivalität im Konsum bedeutet, dass der
Einzelne in seinem Nutzen eingeschränkt wird, wenn ein weiterer Konsument dasselbe Gut
nutzt. Mit anderen Worten: Will man ein zusätzliches Individuum mit einer Einheit eines
Gutes versorgen oder will man dem Individuum eine Einheit des Gutes zuteilen, entstehen
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Konsumgrenzkosten. Sie sind spürbar bei Individualgütern, nicht spürbar bei Öffentlichen
Gütern. So ist es egal, ob eine Theatervorstellung in einem Saal mit 200 Plätzen von 100 oder
101 Zuschauern besucht wird (Klubkollektivgut) oder der atomare Schutzschild von 80 Mio.
oder 80 Mio. und einem Bürger in Anspruch genommen wird (echtes prototypisches
Öffentliches Gut).
Wegen der Nichtanwendbarkeit dieser beiden Kriterien, die ein „Trittbrettfahrerverhalten“
begünstigen, werden Kollektivgüter/Öffentliche Güter auch nicht von der Privatwirtschaft
sondern vom Staat oder einem Kollektiv angeboten. Problematisch ist dann aber der Preis, der
verlangt werden kann bzw. die Finanzierung.
Öffentliche Güter sind von meritorischen Gütern zu unterscheiden: Diese sind Güter, die zwar
Privat-Gut-Charakter haben, aber trotzdem aus politischen Gründen öffentlich bereitgestellt
werden, da die verantwortlichen Entscheidungsträger der Ansicht sind, dass das betreffende
Gut zu wenig nachgefragt wird. Sie steigern die Nachfrage, indem sie das Gut zu einem Preis
unter den Grenzkosten oder gar umsonst anbieten (z.B. Museen). (Paternalismus kann sich
auch auf Güter beziehen, die zu viel nachgefragt werden.)
Öffentliches Gut
Meritorisches Gut
Gut für das kein Markt aufgrund von
Gut, das der Staat aus nicht
gesellschaftlichen Vereinbarungen
wirtschaftlichen Gründen unter dem
existiert (z.B. innere Sicherheit).
Marktwert anbietet (z.B. Museen) oder
dessen Konsum er verbietet oder
einschränkt (z.B. Drogen)
Beispiel zur Diskussion: Das „Mischgut“ Hochschulausbildung
Sollten Studiengebühren erhoben werden, um Nichtzahlungswillige auszuschließen? Bei
Härtefällen könnte die Studiengebühren gemindert werden.
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5. Was versteht man unter Konzentration und wie kann man sie messen? Was bedeutet
horizontale, vertikale und konglomerate Konzentration?
Ursprünglich
bedeutet
Konzentration
die
Vereinigung
um
einen
Mittelpunkt.
Wirtschaftspolitisch wird darunter die Ballung ökonomischer Größen wie der Einkommensund Vermögenskonzentration bei Haushalten, Betriebs- und Unternehmenskonzentration oder
die Konzentration von Verfügungsmacht in den Händen von Entscheidungsträgern
verstanden.
Die Ballung ökonomischer Größen kann sich auf einen Zustand (Zeitpunktbetrachtung) oder
einen
Prozess
(Zeitraumbetrachtung)
beziehen.
Man
kann
folglich
einen
Konzentrationszustand (absolute Konzentration) und einen Konzentrationsprozess (relative
Konzentration) voneinander unterscheiden. Von einem Konzentrationszustand spricht man,
wenn der gesamte Merkmalsbetrag auf wenige Merkmalsträger oder ungleichmäßig auf die
einzelnen Merkmalsträger verteilt ist. Ein Konzentrationsprozess liegt vor, wenn die Zahl der
Merkmalsträger geringer wird oder die Verteilung des gesamten Merkmalsbetrages auf die
einzelnen Merkmalsträger im Zeitablauf ungleichmäßiger wird.
Unternehmenskonzentrationen stellen ein Beispiel der Konzentration dar. Sie lassen sich
durch die Art des Wachstums von Unternehmen unterscheiden. Eine Unternehmenskonzentration durch internes Wachstum ergibt sich, wenn ein Unternehmen im Markt
schneller wächst als seine Mitbewerber. Eine Unternehmenskonzentration durch externes
Wachstum erfolgt, z.B. durch Beteiligungen (Konzernbildung) oder Fusionen.
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Man kann die Konzentration anhand des Konzentrationsgrades messen. Dies ist der Anteil der
x Größten am Gesamtmerkmalsbetrag, wie z.B. der Umsatz. Er wird bei laufenden
statistischen Erhebungen aber auch bei Sondererhebungen verwandt. Andere Messinstrumente
sind unter anderem der Gini-Koeffizient oder der Herfindahl-Index.
Nach der Richtung bzw. Produktionsstufe können drei Formen der Unternehmenskonzentration unterschieden werden:
Horizontale Konzentration: Vereinigung von Unternehmen, die auf der gleichen
Produktionsstufe und demselben Markt tätig sind.
Vertikale Konzentration: Vereinigung von Unternehmen, die in aufeinander folgenden
Produktionsstufen tätig sind. Ein Beispiel dafür ist der Erwerb eines Hochofenwerks durch ein
Stahlwerk.
Konglomerate Konzentration: Kennzeichen der konglomeraten Konzentration ist, dass sie
nicht nur einen Markt betrifft. Dies wäre bspw. der Erwerb eines Kalibergwerks durch einen
Tonbandhersteller. Sie dient der Herausbildung von Konglomeraten, also Großunternehmen,
mit vielen verschiedenen Produkten.
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