Persönlichkeitsstörung I

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Modul IV Kurs
Kursleitung:
Dipl. Psych. PP Thore Zuber
VT – klinische Hypnose - Supervision
www.psychpraxzuber.de
Was sind psychogene Störungen?
 Was ist die „Seele“ bzw. „Psyche“?
 „Ort des Erlebens und des Geistes“
 Was ist der „Körper“ bzw. „Soma“?
 Materie, in der wir Lebensvorgänge lokalisieren
 Was ist Psychosomatik?
 Wechselwirkung zwischen seelischen, psychosozialen
und körperlichen Prozessen
Modul 6: Was sind psychogene Störungen
Was sind psychogene Störungen?
• Was ist Psychotherapie?
– Krankenbehandlung mit psychologischen Mitteln
– Psychodynamik (bewusste und unbewusste Prozesse)
– Verhaltenslehre (gelerntes Fehlverhalten,
Krankheitsbewältigung)
• Was ist Psychiatrie?
– Methoden: pharmakologische Behandlung,
Sozialtherapie, Psychotherapie
– Überwiegend Psychosen und
Abhängigkeitserkrankungen
Modul 6: Was sind psychogene Störungen
Symptomgruppen
• Seelische Störungen (z.B. Ängste)
• Verhaltensstörungen (z.B. Essstörungen)
• Organfunktionsstörungen (z.B. Herzrasen)
• Vegetative Störungen (z.B. Schlafstörungen)
• Organerkrankungen (z.B. Entzündungen)
• Charakterstörungen (z.B. Geiz)
• vs. aktuelle Klassifikation nach ICD-10
Modul 6: Was sind psychogene Störungen
Ursachen
• Psychosozialer Stress und Belastung
– > reaktive Störung
• Psychisches Trauma
– > posttraumatische Störung
• Entwicklungsstörung oder unverarbeiteter,
verdrängter Konflikt
– > neurotische Störung (Neurose)
• Somatische Krankheitsbereitschaft und psychische
Störung
– > Psychosomatose
Modul 6: Was sind psychogene Störungen
Häufigkeit
• Häufigste Erkrankung beim Hausarzt
• 30 % der Patienten in Allgemeinpraxis zeigen bei
Erstkonsultation seelische Krankheitsfaktoren
• 20 % aller Erwachsenen haben psychogene seelische
oder körperliche Störungen
• 10 % aller Erwachsenen zeigen somatoforme
Störungen (psychosomatische Funktionsstörungen
ohne Organpathologie)
Modul 6: Was sind psychogene Störungen
Überweisung zum
Fachpsychotherapeuten
 Motivation des Patienten stärken:
 Auslöser für die Beschwerden erfragen
 Enttabuisierung von Psychotherapie
 Schamgefühle validieren
 Beachten, dass sich Patient abgeschoben fühlen kann
Modul 6: Was sind psychogene Störungen
Das psychodiagnostische Interview
Modul 7: Spezielle psychosomatisch-psychotherapeutische Diagnostik
Das psychodiagnostische Interview
• Ziel: Klärung oder Ausschluss seelischer
Krankheitsursachen
• Methoden:
– Verhaltensanalyse
– Psychodynamisches Interview
• Diagnosefindung
– Klärung der psychosozialen Belastung in der
Auslösesituation und der spezifischen Vulnerabilität
Modul 7: Spezielle psychosomatisch-psychotherapeutische Diagnostik
Die Verhaltensanalyse (SORCK)
• Situation, Stimulus
• Organismus-Variable
• MULP (Medizinisch-körperliches, Umwelt,
Lernerfahrung, Programme -> Dispos.)
• Reaktion (kognitiv, emotional, physiologisch,
Verhalten -> Problemverhalten)
• C: konkrete Konsequenzen (kurz- und
langfristig; z.B. Verstärkung oder Bestrafung)
• Kontingenz, Muster von Konsequenzen (z.B.
Regelmäßigkeit -> kontinuierlich? Interm.!)
Modul 7: Spezielle psychosomatisch-psychotherapeutische Diagnostik
(Operante Konditionierung)
• Skinner:

B.F. Skinner in Harvard circa 1950
Verhalten wird wiederholt, wenn es belohnt wird (Gesetz der
Wirkung)
Darbietung
Entfernung
Positiver
Stimulus
Positive
Verstärkung
Löschung
Aversiver
Stimulus
Bestrafung
Negative
Verstärkung
Einschub: Welche Consequenzen gibt es?
Die Verhaltensanalyse (SORCK)
• Übungsbeispiel: Lernblockade bei Schulkind
• S
• O
• R
•
•
•
•
Kognitiv
Emotional
Physiologisch
Verhalten
• C
• K
Modul 7: Spezielle psychosomatisch-psychotherapeutische Diagnostik
Das psychodynamische Interview
• Untersuchungsanlass
• Auslösesituation und aktuelle Lebenssituation
(psycho-bio-soziale Gegebenheiten, persönlich, familiär,
beruflich, wirtschaftlich)
• Selbsterleben und Persönlichkeit
(Selbstbild, Idealbild, Schwächen, Problembewältigung,
Liebes- und Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit,
Kränkbarkeit, Anerkennung, Geltung)
• Psychische, körperliche und soziale Entwicklung
(Prägende Beziehungen, Familienhintergrund,
Entwicklung im körperlichen, geistigen, seelischen,
sexuellen, schulischen und Beziehungsbereich,
traumatische Erlebnisse, Krankheiten)
Modul 7: Spezielle psychosomatisch-psychotherapeutische Diagnostik
Besonderheiten, die für eine
psychogene Störung sprechen
•
•
•
•
Auffallender Umgang mit dem Symptom
Appellatives Verhalten
Auffällige Krankenkarriere, Doktor-Shopping
Akzentuierte subjektive Krankheitstheorie
Modul 7: Spezielle psychosomatisch-psychotherapeutische Diagnostik
Psychosomatosen
• Definition: Pat. mit chronischer Erkrankung, bei der
•
•
•
•
•
seelische Krankheitsfaktoren nachgewiesen wurden
Zusammenspiel von biologischen und psychischen
Krankheitsfaktoren
Potentiell psychogene Erkrankungen (müssen nicht
psychosomatisch sein)
Psychotherapie kann den Prozess günstig beeinflussen,
nicht heilen
Somatische Krankheitsfaktoren sind Erb- oder
Umweltfaktoren
Psychische und somatische Faktoren lassen sich über
psychoimmunologische Verknüpfungen gegenseitig
beeinflussen
Modul 12: Psychosomatosen-Psychosomatische Grundversorgung
Psychosomatosen
• Körperlich:
chronische, oft schubartig
verlaufende Erkrankung, z.B.
eine Entzündung mit
entsprechender
Symptomatologie
•
Seelisch:
– Ursächliche
Persönlichkeitsmerkmale
(Entwicklungs- oder
Konfliktpathologie)
– Seelische
Krankheitsfolgen
(Reaktion auf Belastungen
im Zusammenhang mit
der Erkrankung)
Psychosomatisch häufig beforschte Krankheiten:
Ulcus pepticum, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn,
Neurodermitis, Allergisches Asthma bronchiale, chronische
seropositive Polyarthritis
Modul 12: Psychosomatosen-Psychosomatische Grundversorgung
Ursachen
• Psychosomatische Grundstörung
– Schwierigkeit sich von anderen abzugrenzen, Nähe-DistanzRegulation
– Starke Angewiesenheit auf Beziehungsobjekte
• Entwicklungsphasenspezifische Konflikte
– Haut- und Magen-Darm-Trakt: sensorische und orale
Entwicklung (1. und 2. Lebensjahr)
– Bewegungsapparat: motorisch-aggressive Entwicklung (2.-4.
Lebensjahr)
• Auslösende Krankheitsfaktoren
– Spannungen, die nicht verarbeitet werden können
– Symptommanifestation durch psychoimmunologische
Verknüpfungen
Modul 12: Psychosomatosen-Psychosomatische Grundversorgung
Verlauf und Behandlung
• Verlauf meist chronisch oder in Schüben, psychische
Faktoren können eine Chronifizierung bewirken,
Krankheitsbewältigung beeinflussen
• Diagnostik ist schwer, da psychische Faktoren oft verdrängt
werden (Abgrenzung von Erfahrungen, die das
Gleichgewicht gefährden könnten)->Pseudonormalität
• Behandlung:
–
–
–
–
–
–
Aufbau tragfähiger Arzt-Patient-Beziehung
Langfristige Begleitung
Unterstützung bei Krankheitsbewältigung
Klärung von Beziehungsproblemen
Entspannungsverfahren
Aufarbeitung des unbewussten Erlebnishintergrundes
Modul 12: Psychosomatosen-Psychosomatische Grundversorgung
Psychosomatische Grundversorgung
• Erkennen von psychogenen Störungen
• Hinführen zum Erkennen und zur Akzeptanz von
psychosomatischen Zusammenhängen
• Psychotherapeutische Interventionen zur Stützung
des Patienten, zur Verarbeitung von Konflikten und
Belastungen
• Entspannungsverfahren
-> Voraussetzungen: psychosomatisches Wissen,
Entspannungstechnik und Selbsterfahrung (BalintGruppe zur besseren Selbsterkenntnis und
Diagnostik)
Modul 12: Psychosomatosen-Psychosomatische Grundversorgung
Beispiel
• 25-jähriger Student mit medikamentös nicht mehr ausreichend
•
•
•
•
•
•
beherrschbarer Colitis ulcerosa (seit 7 Jahren, seit 4 Wo exazerbiert)
Wichtige Prüfung absolviert, dann wollte er zu Ostern endlich seine
Mutter wieder besuchen
Patient sitzt hinter der Wand einer Nasszelle, wie wenn er sich
versteckt hätte und vergessen wurde
Auf dem Nachttisch: Plüschtier von Mutter, Schokolade von Freundin
Konflikt: mit der Freundin verreisen-Verpflichtungsgefühl Mutter zu
besuchen
Biographie: häufig zwischen 2 Stühle geraten: Vater und Mutter bei
Scheidung, Mutter und Lebensgefährte, Mutter und Freundin
Zentraler Konflikt: Abhängigkeit-Autonomie, VersorgungSelbständigkeit, tief unbewusste Verlassenheitsgefühle
Modul 12: Psychosomatosen-Psychosomatische Grundversorgung
Fragen?
Stützende Psychotherapie und
Krisenintervention
• Reaktive Störungen
– Entstehen ohne besondere Disposition als Reaktion auf
unbewältigte psychosoziale Belastungen
• Belastungsstörungen („akute Belastungsstörung ICD-10:
F43.0)
– Seelische, körperliche und vegetative Reaktionen auf akute,
kurzfristig bestehende Belastungen
– Wichtig ist der unmittelbare zeitliche Zusammenhang
• Anpassungsstörungen (ICD-10: F43.2)
– Unzureichende Bewältigung von langfristigen Aufgaben oder
chronischen Belastungen
Modul 8: Reaktive Störungen: Belastungs- und Anpassungsstörungen
Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Vulnerabilität,
Disposition
Gedanken
Gefühle
Prodromalsymptome
Belastungen,
Stress
Psychische Symptome
Vegetative Symptome
Verhaltensstörungen
Verhalten
Modul 8: Reaktive Störungen: Belastungs- und Anpassungsstörungen
Das Modell der Symptombildung
Behandlung
• Beratung
– Klärend & stützend, oft bei Hausarzt
– Bewirkt emotionale Entlastung, Problemklärung
– Ressourcenorientiert
– Soziale Maßnahmen oder Kuraufenthalte
• Psychoedukation
– Krankheitsinformation für Betroffene und Angehörige
– Empfehlungen für Verhaltensänderungen
Modul 8: Reaktive Störungen: Belastungs- und Anpassungsstörungen
Beratung
Modul 8: Reaktive Störungen: Belastungs- und Anpassungsstörungen
Psychoedukation
Nervenstoffwechsel in der Depression: Zu wenig Botenstoffe
Nerv
Elektrisches
Signal
Anti-depressiv wirksame Medikamente verhindern die Rückführung
und den Abbau von Botenstoffen
(Serotonin, Noradrenalin).
Botenstoff
Rezeptor
Elektrisches
Signal
Modul 8: Reaktive Störungen: Belastungs- und Anpassungsstörungen
Behandlung II
• Krisenintervention
– Bei akuten Belastungen (auch Suizid)
– Behandler sehr direktiv und aktiv (Suizidpakt)
– Umstände der Auslösesituation genau erarbeiten
– Wertfrei und wohlwollender Kontakt – Versuch die
innere Not zu verstehen
– Vermeiden von Konfrontation
– Einbeziehen hilfreicher Personen und Angehöriger
– Vermeidung von Reaktualisierungen
– Ansprechen von Gefühlen
– Akzeptieren des aktuellen Verhaltens als
Bewältigungsversuch
Modul 8: Reaktive Störungen: Belastungs- und Anpassungsstörungen
Umgang mit Suizidalität
Modul 8: Reaktive Störungen: Belastungs- und Anpassungsstörungen
Behandlung III
• Supportive/stützende Psychotherapie
– Unterstützt Persönlichkeit und gibt Hilfeleistung bei
Bewältigung von Belastungen
– Anpassung und Bewältigungsfunktion an die Realität
soll gestärkt werden
– Sehr direktiv
– Therapeut vertritt defiziente Ich-Funktionen (Denken,
Fühlen, Wahrnehmen, Einfühlen, Planen, Entscheiden)
des Patienten, um ein Vorbild oder
Identifikationsmöglichkeit zu geben
Modul 8: Reaktive Störungen: Belastungs- und Anpassungsstörungen
Posttraumatische Störungen
...starke Emotion
Was ist ein Trauma?
Seelische Verletzung
 durch extreme Erlebnisse
(außergewöhnlich, katastrophal),
 die wegen Intensität / Plötzlichkeit
nicht verarbeitet werden können
 und völlige Hilflosigkeit / Verzweiflung
hervorrufen
ICE-Unglück von Eschede am 3. Juni 1998
Posttraumatische Belastungsstörung
(PTBS)
 Frauen : Männer 2:1
 Trauma-Arten:
 Typ-I-Trauma: Kurz dauernd, einmalig
 Typ-II-Trauma: Lang andauernd, mehrfach
 man-made-desaster vs. natürliche Katastrophen
 Prävalenz abhängig von der Art des Traumas:






50-80% nach Vergewaltigung
>25% nach anderen Gewaltverbrechen
20% bei Kriegsopfern
2-18% nach Verkehrsunfällen (subsyndromal zusätzlich 28%)
niedrige Prävalenzraten (<10%) nach medizinischen Ereignissen ?
unklare Prävalenz für sekundäre Traumatisierung bei Helfern
und Angehörigen
Häufige Traumaerfahrungen
 Schockerlebnisse: Unfälle, Katastrophen,
 Massive / bedrohliche Erkrankungen
 Mißbrauch und Gewalt:
sex. Mißbrauch, Überfall, Angriff,
Gewaltverbrechen
 Kriegs- und Folterfolgen
Auch die Beobachtung von Traumatisierung
und Katastrophen kann traumatisieren
Häufigkeiten
 25% der Bevölkerung erlebt irgendwann eine
Traumatisierung
 PTBS zählen zu den häufigsten psychischen
Störungen: ca. 5% der Allgemeinbevölkerung
 Nicht jeder Traumatisierte entwickelt PTBS:
 10% PTBS nach Angehörigentod oder Unfall
 50% (- 80%) PTBS nach Folter oder sex. Missbrauch
Traumadiagnosen
 Akute Belastungsreaktion
 während oder gleich nach der Traumatisierung: Angst,
Hilflosigkeit, Dissoziation, < 1 Monat
 Posttraumatische Belastungsstörung
 Intrusionen, Hyperarousals, Dissoziationen, Vermeidung,
< 2 Jahre)
 Chronische posttraumatische Störung
 langjährig bis lebenslang
 Anhaltende posttraumatische
Persönlichkeitsstörung
 Misstrauen, Rückzug, selbstschädigende Tendenzen
 Posttraumatische Spätreaktion
 verzögert erst nach Jahren, bei Traumaerinnerung
ICD-10 Kriterien
 Stressor
 Ereignis oder Situation, die bei fast jedem tiefe Verstörung hervorrufen
würde
 Notwendige Symptome
 Wiederholte unsausweichliche Erinnerung, Tagträume/Träume
 Andere typische Symptome
 Andauerndes Gefühl von Betäubtsein, emotionale Stumpfheit,
Gleichgültigkeit, Anhedonie
 Vermeidung der Dinge, die ans Trauma erinnern
 Gewöhnliche Symptome
 Vegetatives Hyperarousal, übermäßige Schreckhaftigkeit,
Schlaflosigkeit
 Angst & Depression
 Seltene Symptome
 Dramatische akute Ausbrüche von Angst, Panik, Wut
 Zeitlicher Rahmen
 Symptome treten gewöhnlich innerhalb von 6 Monaten nach dem
belastenden Ereignis auf (verzögerter Beginn bei ca. 11% der Fälle)
Traumaspezifische Störungen
 Intrusionen
 Eindrängendes, unwillentliches Wiedererleben des Traumas
in der Erinnerung, Albträume mit Überflutung durch die
Traumaerinnerung (Flashback)
 Dissoziation
 Zustände, in denen der Kontakt zum Alltagsbewusstsein
verloren geht
 Hyperarousals
 Erregungszustände als Wiederholung von
psychophysiologischen Reaktionen, die ursprünglich durch die
Traumatisierung hervorgerufen wurden
 Neuroseähnliche Störungen
 Depressionen, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe, Ängste /
Phobien, Zwänge, Grübeln, Konzentrationsstörungen,
Schmerzen, Konversionssymptome
Normale und pathologisch posttraumatische Reaktionen
Emotionaler Ausbruch
Emotionaler Ausnahmezustand
Furcht, Traurigkeit, Wut
Emotionale Überwältigung
Verleugnung
Widerstand an das Trauma zu denken
Intrusion
Panik, Erschöpfung
Ergebnis einer übersteigerten
emotionalen Reaktion
Extreme Vermeidung
Vorstellungen und Bilder zum Trauma
Extreme Maßnahmen, z.B. Drogen um
emotionalen Schmerz zu ersticken
Durcharbeiten
Überflutungszustände
Sich mit der Realität des Traumas
auseinandersetzen
Persistierende Flashbacks
Psychosomatische Reaktionen
Abschluss der Traumaarbeit
Langfristige körperliche Konsequenzen
Weiterleben
Persönlichkeitswandel
nach Horowitz 1986
Langfristiger Verlust der Fähigkeit zu
Liebe und Arbeit
Verläufe bei Posttraumatischen Störungen
Belastung
Akute
Belastungsreaktion
Posttraumatische
Belastungsstörung
Akuter
Schock
(ca.2 Stunden
Ereignis 4 Wochen
Zeit
Monate bis Jahre
Typische Krankheitsphasen
 Traumastadium
Traumabegleitende Reaktion
 Akute Phase:
 Akute Traumareaktion (Tage bis 1 Monat)
 Posttraumatische Belastungsstörung PTSD
(Wochen, kann chronifizieren)
 Chronische Phase
 Chronisches posttraumatisches Syndrom nach
Jahren Latenz, Dauer 2 bis x Jahre)
 Posttraumatische Spätreaktion
Akute Phase
Komorbidität bei PTSD (rund zwei Drittel)
 Angstsyndrome
 Depressive Syndrome
 Somatoformen Störungen
 Persönlichkeitsstörungen, insbesondere mit
selbstverletzendem Verhalten
 Substanzmißbrauch
 Suizidalität
Chronisches Stadium
Chronisches posttraumatisches Syndrom
 Depressive Störungen
 Dissoziative Störungen
 Konversions- und Schmerzstörungen
 Selbstverletzungssyndrome
 Spätreaktionen
Pathogenese
 neuropsychologische Dysregulation:
chronische Erregung des Hippocampus
 Funktionseinschränkung der zeitlichen
Gedächtnisfunktion
 Aktualerleben der Traumaerinnerung
samt averbaler Alarmreaktion
Verdrängung
• Verdrängung ist Teil der Traumabewältigung
• Traumata aus der Kindheit werden in der Regel
verdrängt und werden in Krisensituationen oder in der
Psychoanalyse wieder erinnert -> Diagnostische
Probleme
• Problem bei Borderline-Patienten: verringerter
Realitätsbezug kann bewirken, dass
Traumaphantasien und Traumaerfahrungen
verwechselt werden
Modul 12: Posttraumatische Störungen-Traumatherapie
Potentiell traumatisierende Versorgungs-Situationen im
Krankenhaus
(z.B. Krauseneck et al. 2005; Flatten 2005)
 Schwere (Verkehrs)Unfällen mit Polytrauma und
gehäuften OPs
 Verbrennungen (prolongierte somatische Therapie)
 Unzureichende Sedierung während operativer
Eingriffe (z.B. schnelle narkoseeinleitung;
Kaiserschnitt, Notfall-OP, kardiale Eingriffe)
 Herzchirurgische Ops
 Reanimation bei Kreislaufstillstand
 Myokardinfarkt
 Herztransplantation
 Behandlung auf einer Intensivstation
PTBS und Krebs
 Krebs: 4-40%
 Brustkrebs 13,8 % (>15% subsyndromal)
 Angehörige krebskranker Kinder: 13,7%
 Traumatisierung durch:
 Diagnostik
 Aufklärung
 Therapie (OP, Bestrahlung, Chemotherapie)
 Veränderung des sozialen Umfeldes
 Angst vor der Zukunft
Umkehrisolation (z.B. bei
Knochenmarkstransplantationen)
Umkehrisolationseinheit der Abteilung
für Knochenmarktransplantation M21
Die
Angst
war
das
Schlimmste.
Nicht
die
Angst zu sterben, die hatte ich merkwürdigerweise
nie. Ich meine die Angst, selbstständig und ohne
Atemmaschine
atmen
zu
müssen. Die wurde alles beherrschend und
übermächtig groß, Panikattacken schüttelten mich.
Ich musste von der Maschine entwöhnt werden, jeden
Tag ein paar Selbst der Blick auf den Monitor, der eine
hundertprozentige
Sauerstoffsättigung
anzeigte,
beruhigte mich oft nicht. Kann man einer Maschine
vertrauen? Als das Selbstverständliche, nämlich
automatisch zu atmen, nicht mehr selbstverständlich
war, kam die Angst. Dann kam die Angst vor der
Angst. Manchmal beherrschte sie meinen ganzen Tag.
Ich war abhängig von der Atemmaschine. Ich wollte
nicht mit dieser »Feuchten Nase« atmen, diesem
Aufsatz, den man mir auf die Kanüle im Hals gesteckt
hatte, ich wollte an die Maschine. Die gab mir Ruhe
und Sicherheit. Wenn jemals in meinem Leben zehn
Minuten, 20, 40 Minuten lang gedauert haben, dann
da.
…
Ich musste wieder an die Maschine. Und mich dann
wieder entwöhnen. Aber die Angst ist seither nicht
mehr gekommen. Und die Angst vor der Angst hat
ihren Schrecken verloren.
Therapie
 Soforthilfe
 Trennung von Täter und Opfer, sicheren Ort schaffen,
unaufdringlich beruhigen, beim Namen nennen, Orientierung
schaffen
 Aufbau tragender Beziehung
 Wiedergewinn von Autonomie und Selbstbestimmung
 Stabilisierung
 einfühlendes Aufnehmen der Gefühlszustände, kognitive
Umstrukturierung, Imaginationsübungen (z.B. Tresorübung)
 Traumaexposition
 Gut vorbereitet! Förderung der Bewältigung/Verarbeitung durch
gezielte Wiedererinnerung in Gedanken, Bildern und Fantasien
(z.B. EMDR)
 Traumabearbeitung
 Assoziationen und Klärung unbewusster Fantasien und
Bedeutungen, die mit der Traumaerfahrung verbunden sind,
Desensibilisierung, negative Verstärkung, Umlernen
Eye Movement Desensitization and
Reprocessing - EMDR
 Traumabearbeitung auf neurophysiologischer Basis
 Erstmals beschrieben von Francine Shapiro Anfang




1990
Metaanalyse von Bisson et al. 2007 berichtet
positive Erfolge bei PTSD v.a. in Kombination mit
traumafokusierter kognitiver Verhaltenstherapie
Wiedererinnern während angeleiteter sakkadischer
oder smooth-pursuit Augenbewegungen oder auch
finger-tapping
Therapeut begleitet die Erinnerungen durch
gelegentliche Kommentare und Anweisungen
Vermutlich werden durch die Traumatisierung
unterbrochene Leitungsbahnen im Gehirn durch die
bilaterale Stimulation wieder aktiviert
Fragen?
Somatoforme Störungen
 Einstimmung:
„Der Ärger schlägt mir auf den Magen.“
„Da bleibt mir die Spucke weg.“
„Da kommt einem die Galle hoch.“
„Er war starr vor Schreck.“
Modul 11: Somatoforme Störungen
Somatoforme Störungen
• Definition: psychogene vegetative und
Körperfunktionsstörungen ohne organisch
strukturelle Veränderungen
• Jeder Zehnte ist betroffen
• Ätiologie:
– Reaktiv: Akute oder chronische Stressbelastung
– Neurotisch: nicht zu bewältigende Konfliktsituation
Modul 11: Somatoforme Störungen
Somatoforme Störungen
• Krankheitsentstehung und –gruppen
– Somatisierungsstörungen: Vegetativum und Organe, die vom
autonomen Nervensystem versorgt werden
– Konversionsstörungen: Organe, die der Kontrolle des ZNS
unterliegen
– Mischbilder: chronisches Schmerzsyndrom, Sexualstörungen
• Abgrenzungen
– Hypochondrische Störungen (keine echte körperliche
Symptome)
– Depressive und Angststörungen (Affekt im Vordergrund)
– Coenästhesie, Leibhalluzinationen
Modul 11: Somatoforme Störungen
Klassifikation nach ICD-10
Somatisierungsstörung
F 45.0
Undifferenzierte
Somatisierungsstörung
F 45.1
Hypochondrische Störung
F 45.2
Somatoforme autonome
Funktionsstörung
F 45.3
Somatoforme Schmerzstörung
F 45.4
Andere somatoforme Störungen
F 45.8
Nicht näher bezeichnete somatoforme
Störung
F 45.9
Modul 11: Somatoforme Störungen
Charakteristika
Somatisierungsstörung (F 45.0)
• Mind. 2 Jahre anhaltende multiple und
unterschiedliche körperliche Symptome, für die keine
ausreichende somatische Erklärung gefunden wurde
• Hartnäckige Weigerung, den Rat oder die
Versicherung mehrerer Ärzte anzunehmen
• Beeinträchtigung familiärer und sozialer Funktion
durch Symptome und Krankheitsverhalten
• Mind. 6 von 14 Symptomen aus 2 Symptomgruppen
müssen vorliegen
Modul 11: Somatoforme Störungen
Charakteristika undifferenzierte
Somatisierungsstörung (F 45.1)
 Körperliche Symptome müssen mind. 6 Monate
vorhanden sein
 Kriterien einer Somatisierungsstörung müssen nicht
vollständig erfüllt sein
Modul 11: Somatoforme Störungen
Charakteristika
Hypochondrische Störung (F 45.2)
• Anhaltende Überzeugungen (mind. 6 Monate) vom
Vorhandensein einer oder mehrerer ernsthafter
körperlicher Erkrankungen als Ursache für
vorhandene Symptome trotz wiederholter negativer
Befunde
• Angst krank zu werden oder krank zu sein
• Aufmerksamkeit und Emotionalität auf eigene
Befindlichkeit eingeschränkt (Umwelt wird
vernachlässigt)
Modul 11: Somatoforme Störungen
Charakteristika Somatoforme autonome
Funktionsstörungen (F 45.3):
 Symptome beruhen auf einer Erkrankung eines
Organs/Organsystem, das vegetativ innerviert wird
Bsp: Herzneurose, Magenneurose, Reizdarmsyndrom, Hyperventilationssyndrom
und Reizblase
 Kein Anhalt für eindeutige körperliche Störung
 Kein Zeitkriterium für die Dauer der Symptomatik
vorhanden
 mind.2 Begleitsymptome (vegetative Dysregulation)
z.B. Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern, ...
 mind. ein Symptom aus einer Liste, z.B.
Brustschmerzen, Hyperventilation, Ermüdbarkeit,
häufiger Stuhlgang, Dysurie, ...
Modul 11: Somatoforme Störungen
Charakteristika Anhaltende somatoforme
Schmerzstörung (F 45.4):
 Schmerz muss länger als 6 Monate vorhanden sein
 Anhaltender, schwerer und quälender Schmerz (nicht
vollständig durch körperliche Störungen zu erklären)
 Schmerz tritt in Verbindung mit emotionalen
Konflikten oder psychosozialen Problemen auf
 Ausschluss anderer psychischer Störungen
Modul 11: Somatoforme Störungen
F45.41 Chronische Schmerzstörung mit somatischen
und psychischen Faktoren (rel. neue Diagnose)
 Im Vordergrund des klinischen Bildes stehen seit
mindestens 6 Monaten bestehende Schmerzen in einer
oder mehreren anatomischen Regionen, die ihren
Ausgangspunkt in einem physiologischen Prozess oder
einer körperlichen Störung haben. Psychischen Faktoren
wird eine wichtige Rolle für Schweregrad, Exazerbation
oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen,
jedoch nicht die ursächliche Rolle für deren Beginn. Der
Schmerz verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden
und Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder
anderen wichtigen Funktionsbereichen. Der Schmerz wird
nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht (wie bei der
vorgetäuschten Störung oder Simulation).
Ursache
 Verschiebung des Erlebens von den Affekten zu den
körperlichen Begleitprozessen
 Gegenteil von Desomatisierung (Gefühle wahrnehmen
und als solche zum Ausdruck bringen)
 VT: Fehlgelernte physiologische Muster
Modul 11: Somatoforme Störungen
Klinische Manifestationen
• Gastrointestinale Syndrome: Erbechen,
Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen, Reizdarm etc.
• Herzneurosen: Herzrasen, Herzschmerz, Angst vor
dem Herztod
• Neue Namen: Fibromyalgie, Chronic Fatigue Syndrom,
Amalgamintoxikation etc.
• Beispiel Herr F., 55, Herzschmerz, am See
herumgestreunt, unzufrieden in Beziehung, finanziell
abhängig von seiner Frau
Modul 11: Somatoforme Störungen
Konversionsstörungen
• Ursache:
– Symbolisierung von seelischen Inhalten mit Hilfe der
Körpersprache
– Abwehr (zum Verdecken) von Konflikten
• Klinische Manifestation:
– Willkürmotorik (Muskelschwäche und Paresen, Tremor,
Dyskinesien, Schluckbeschwerden, Harnverhaltung)
und Sensorium (Schmerzempfinden, Berührungssinn,
Gesichtsfelddefekte, Blindheit, Taubheit)
– Pseudoneurologische Störungen (nichtepileptische
Anfälle)
Modul 11: Somatoforme Störungen
ICD-10: F44 Dissoziative
Störungen/ Konversionsstörungen
 Bewegungsstörungen
- Lähmungen, Muskelschwäche
 Krampfanfälle
 Sensibilitäts- (Parästhesien) und
Empfindungsstörungen
 Dissoziative Störungen gemischt
 Psychogene Anfälle (z.B. Erbrechen)
Modul 11: Somatoforme Störungen
Somatoforme Schmerzstörungen
• Definition:
– chronische Krankheiten mit psychischem Hintergrund, bedingt durch
• Konversion (innere Schuldvorwürfe, Selbstbestrafung) oder
• Somatisierung (Wut, Kränkungen, Verletzungen, Enttäuschungen)
• Formen:
– Primär: rein psychisch bedingt
– Sekundär: in Verbindung mit oder in Anschluss an körperliche
Erkrankungen
• Hauptproblem Chronifizierung, Massnahmen:
– Zügige Diagnostik
– Unterlassung von unnötigen invasiven Eingriffen
– Vermeidung von chronisch anhaltenden Belastungen im privaten und
beruflichen Umfeld
• Beispiel: Frau J., ledig, 55 J., Arbeit in Großküche, Schulterschmerzen
in Zusammenhang mit Umstrukturierung und evtl. Kündigung
Modul 11: Somatoforme Störungen
Behandlung von somatoformen
Störungen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Diagnostik zügig und konsequent
Auslöse- und aktuelle Lebenssituation erfragen
Partner oder Familienangehörige mit einbeziehen
Psychoedukation auch auf das Umfeld ausdehnen
Motivation zur Psychotherapie
Vermeidung somatologischer Fehlbehandlungen
Psychopharmaka nur zur kurzfristigen Beruhigung und Überbrückung
PA: kurze konfliktorientierte Behandlung
VT: Problemlösestrategien und Entspannung, Bewältigung statt
Heilung, kleine Schritte propagieren, Erklärungsmodell erweitern,
gestufte Aktivierung/ Exposition statt Schonung/ Vermeidung,
weitergehende Psychotherapie nach Aushandlung
Modul 11: Somatoforme Störungen
Zentrale Behandlungsthemen
Fragen?
Neurosenentstehung aus
psychodynamischer Sicht
• Einstimmung auf das Thema
– Was ist eine „Freudsche Fehlleistung“?
– Entstehung von Krankheit aufgrund des Unbewussten
ruft viel Ablehnung hervor. Weshalb?
– Kultur zeigt Konflikte auf. Z. B. Hänsel und Gretel:
Bindungs-Autonomie-Konflikt, dabei gibt es oft einen
Konflikt zwischen zwei Menschen und Konflikt
zwischen zwei Seiten in einem Menschen
Modul 9: Krankheit durch Konflikt und Entwicklungsstörung
Neurosenentstehung aus
psychodynamischer Sicht
• Definition:
– Unbewältigte Erfahrung in der Lebensgeschichte, durch
aktuelle Probleme aktiviert
• Arten:
– Entwicklungspathologie (defiziente Ich-Funktionen)
•
Mangelerfahrung in den ersten beiden Lebensjahren
– Konfliktpathologie (z.B. Autonomie-Abhängigkeitskonflikt)
• Aufrechterhaltende Faktoren:
– Folgeprobleme z.B. nach Trennung
– Positive Verstärkung, sekundärer Krankheitsgewinn
– Iatrogene Fixierung (Zuwendung durch den Arzt)
Modul 9: Krankheit durch Konflikt und Entwicklungsstörung
Neurosenentstehung aus
psychodynamischer Sicht
• Entwicklungspathologie:
Mangelerfahrungen führen zu defizienten Ich-Funktionen
– Planendes Denken, geplantes Handeln
– Wahrnehmung und Differenzierung von Gefühlen
– Kontrolle von Gefühlen und Impulsen
– Entwicklung eines Bewusstseins von sich selbst
– Unterscheidung zwischen der eigenen Person und Anderen
– Einfühlung in Andere
– Integration von widersprüchlichen Wahrnehmungen
Modul 9: Krankheit durch Konflikt und Entwicklungsstörung
Neurosenentstehung aus
psychodynamischer Sicht
 Konfliktpathologie:
 Nicht bewältigte Entwicklungskonflikte zwischen dem
2. und 6. Lj. und im Jugendalter, die Basisbedürfnisse
(u.a. Besitz, Fürsorge, Sicherheit, Geltung) betreffen.
 Aufeinandertreffen entgegengesetzter
Verhaltenstendenzen (Motivation, Bedürfnisse,
Wünsche)
 Gelungener Umgang: „Ich“ lernt zwischen den inneren
und äußeren Ansprüchen zu vermitteln
Modul 9: Krankheit durch Konflikt und Entwicklungsstörung
Neurosenentstehung aus
psychodynamischer Sicht
 Motive nach Lichtenberg:
1.
2.
3.
4.
5.
Physiologische Bedürfnisse
Bedürfnis nach Bindung
Bedürfnis nach Selbstbehauptung
Bedürfnis nach Rückzug
Bedürfnis nach sinnlichem Vergnügen
Modul 9: Krankheit durch Konflikt und Entwicklungsstörung
Neurosenentstehung aus psychodynamischer Sicht
• Zentrale Konflikte:
 Autonomie-Abhängigkeits-Konflikt zwischen Bindung







und Unabhängigkeit
Trennungskonflikt zwischen Verharren und
Verselbstständigung
Unterwerfungs-Kontroll-Konflikt
Versorgungs-Autarkie-Konflikt zwischen (passiver)
Versorgung (Fürsorge) und Eigenständigkeit
Selbstwertkonflikt zwischen Minderwertigkeitsgefühl
und Selbstüberschätzung
Schuldkonflikt zwischen Schuldgefühlen und Wunsch
nach Wiedergutmachung
Ödipal-sexueller Konflikt zwischen sexuellem Begehren
und sexuellen Verboten
Identitätskonflikt zwischen Zugehörigkeitsgefühl und
Unbezogenheit.
Modul 9: Krankheit durch Konflikt und Entwicklungsstörung
Neurosenentstehung aus
psychodynamischer Sicht
• Symptome sind unterschiedlich
• Häufige neurotische Störungen:
– Dysthymie
– Phobie
– Angststörung
– Zwangsstörung
– Hypochondrie
– Depersonalisation/Derealisation
Modul 9: Krankheit durch Konflikt und Entwicklungsstörung
Neurosenentstehung aus
psychodynamischer Sicht
• Beispiel Frau M, 22-jährige Polizistin
– Streng und religiös erzogen, schnell Gewissensbisse
– Seit 2 Jahren neuen Freund (Trainer im Sportclub)
– Seit 4 Monaten quälende Vorstellungen, sie habe
jemanden auf die Straße gestoßen oder mit dem Auto
überfahren (ich-dyston)
– Zeitgleich: Kollegin will in Urlaub und Pat. muss ihren
geplanten Urlaub mit Freund absagen
• Diagnose? Wahnvorstellungen? Auslöser?
Modul 9: Krankheit durch Konflikt und Entwicklungsstörung
Neurosen aus Sicht der VT
• Definition
– Neurose ist eine erlernte Fehlanpassung
– Auslöser: Stressoren
• Prinzipien der VT
– Klassische Konditionierung
– Operante Konditionierung
– Soziale Lerntheorie
– Kognitives Lernen
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Klassische Konditionierung
• Thorndike:
 Lernen ist eine Bildung von Assoziationen zwischen
Situationen (S) und Reaktionen (R) durch einen
Organismus
 Wichtige Gesichtspunkte der Assoziationen sind:
 sie folgen dem Gesetz des Effekts
 zusammengehörige Verbindungen werden leichter
erlernt
 die Bildung von Assoziationen führt zu
Erwartungen über Effekte von Reaktionen
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Klassische Konditionierung
• Pawlow:



Neutraler Reiz (Glocke) + unkonditionierter Reiz (Futter) führen
zu unkonditionierter Reaktion (Speichelfluss)
Nach häufiger Wiederholung wird der neutrale Reiz zum
konditionierten Reiz und reicht aus um die konditionierte
Reaktion hervorzurufen
Experimentelle Neurose
• Beispiel Katzenphobie (Katze + erschreckt werden -> Angst)
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Operante Konditionierung
• Skinner:

B.F. Skinner in Harvard circa 1950
Verhalten wird wiederholt, wenn es belohnt wird (Gesetz der
Wirkung)
Darbietung
Entfernung
Positiver
Stimulus
Positive
Verstärkung
Löschung
Aversiver
Stimulus
Bestrafung
Negative
Verstärkung
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Soziale Lerntheorie
• Modelllernen nach Bandura:
– Drei Formen :
• Aufbau neuer Verhaltensweisen
• Modifikation bestehender Verhaltensweisen
• Schaffung diskriminativer Hinweisreize
– Voraussetzungen:
1. Aufmerksamkeitsprozesse
2. Gedächtnisprozesse
3. Motorische Reproduktionsprozesse
4. Motivations- und Verstärkungsprozesse
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Soziale Lerntheorie
„Bobo doll“ Experiment von Bandura und Walters
(1965):
• Vierjährige Kinder, Film zeigt Rocky, sehr aggressiv gegenüber Puppe
"Bobo" (schlagen, treten, Schimpfworte, ...), drei verschiedenen Gruppen
•
•
•
•
mit unterschiedlichem Ende (Verstärkung, Bestrafung, keine Konsequenz).
Anschließend durften Kinder in einem Raum mit vielen Spielsachen (u.a.
Bobo) spielen
 War Rocky zuvor gelobt worden, wurde sein Verhalten von vielen
Kindern imitiert.
 War Rocky zuvor bestraft worden, wurde sein Verhalten von wenigen
Kindern imitiert.
 War aber den Kindern eine Belohnung (Süßigkeit) versprochen worden,
falls sie das Gesehene nachspielten, zeigten alle das gesehene Verhalten.
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Kognitives Lernen
Situation
Verhalten
Ergebnis
Anforderungen
Handlung
Folge
Erwartung der
Selbsteffizienz
Erwartung der
Verhaltenseffektivität
• Attributionstheorien:
Zuschreibung von Gründen, Ursachen und Erklärungen zu bestimmten
Ereignissen
• Fehlattribuierungen:
Bestimmte Ereignisse, z.B. Herzstolpern, können durch falsche
Bewertungen („Ich bin bedrohlich krank..“) intensiviert werden ->
angstverstärkender Zirkel verstärkt die körperliche Fehlregulation
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Methoden der Verhaltenstherapie
• Konfrontations- und Bewältigungsverfahren
•
•
•
•
•
Systematische Desensibilisierung
Konfrontation mit Reaktionsverhinderung
Flooding, Implosion, graduierte Konfrontation
Training in Angstbewältigung
Trainings in Selbstsicherheit
• Operante Methoden
•
•
•
•
Methoden zum Aufbau von Verhalten
Strategien zum Abbau von Verhalten
Strategien zur Stabilisierung von Verhalten
Strategien des Kontingenzmanagements
• Modelllernen
• Modelle kognitiver Therapien
•
•
•
•
•
A. Ellis: Rational-Emotive Therapie
Kognitive Therapie: Das Modell von A. T. Beck
Kognitive Verhaltenstherapie nach D. Meichenbaum
Problemlösen nach D´Zurilla & Goldfried
Paradoxe Interventionsansätze
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Angststörungen
• Angst als physiologische Reaktion:






steigert und fokussiert akut die Leistungsbereitschaft
erhöht chronisch die Vorsicht
dient dem Überleben
beinhaltet physische und psychische Aspekte
korreliert nicht immer mit der objektiven Gefahr
beim Menschen in Wechselwirkung mit Kognition und
sozialen Phänomenen
 trägt entscheidend zu einer sicheren
zwischenmenschlichen Bindung bei
 erinnert an die kontinuierliche Bedrohung der Existenz
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Angststörungen
• Manifestation auf unterschiedlichen Ebenen:
 Subjektive Ebene: bestimmte Kognitionen (z.B. Gefahr, Katastrophe,
Beschämung)
 Motorische Ebene: Verhaltensweisen (z.B. Fliehen, Vermeiden,
Erstarren)
 Physiologischer Ebene: körperliche Reaktionen (z.B. sympathikotone
Innervation: Blutdruckanstieg, Herzrasen, Schwitzen, beschleunigte
Atmung usw., Stresshormonantwort)
• Pathologie:
 Unverhältnismäßig: kein oder ein zu geringer Anlass (z.B. beim Anblick




einer Spinne)
Unvernünftig: Betroffener sieht Angst als widersinnig an
Vermeidungsverhalten
Alltagsbehinderung: Lebensqualität ist eingeschränkt
Kontrollverlust
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Angststörungen
 Verhaltenstherapie bei Angststörungen
 Kognitive Vorbereitung (Teufelskreis der Angst)
 Konfrontation in sensu (z.B. systematische
Desensibilisierung)
 Konfrontation in vivo (z.B. Flooding, Reizüberflutung)
 Modelllernen
 Kognitive Umstrukturierung
 Üben
 Einbezug von Partnern
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Angststörungen
 Teufelskreis der Angst
Körperliche
Symptome
Wahrnehmung
Körperliche
Veränderungen
Gedanken
(z.B. Gefahr)
ANGST
Modul 10: Krankheit als gelerntes Fehlverhalten
Fragen?
Modul 14
Verhaltensstörungen
am Beispiel von Essstörungen
Lernziele (Ehrmann et al.)
 Einfluss sozialer Ideale aufs Körperbild
 Unterschied zwischen Anorexie & Bulimie
 Unterscheidung der Schweregrade der
Essstörungen und Erläuterung der Unterschiede
 Erklaerung des Begriffs Familiendynamik
 Funktion des Symptomtraegers in der Dynamik
von „AN-Familien“
 Therapie nicht nur zur vordergruendigen
Veraenderung des Essverhaltens
 Prinzip der stationaeren Therapie bei
Essstoerungen
Definition Verhalten
 Verhalten
 Nach außen und auf die eigene Person gerichtete
Lebensäußerungen des Menschen
 Art und Weise wie er mit Umwelt und sich selbst in
Beziehung steht
 Wie er handelt und eine bewusste oder unbewusste
Absicht verwirklicht
Verhaltensstörungen
 Verhaltensstörungen sind pathologische
Verhaltensmuster von Krankheitswert
 D.h. -> Handlungsmotivation wird unmittelbar in
krankhaftes Verhalten umgesetzt, aber
Hintergrunderlebnisse wie Angst oder
Depressionen bleiben hinter den Störungen
verborgen
Verhaltensstörungen
 Essstörungen (häufig in psychosomatischer
Behandlung)
 Abhängigkeits- und Suchtverhalten
 Autoaggressives Verhalten
 Sexuelle Verhaltensstörungen
 Suizidales Verhalten
Essstörungen - Historisches
 William Withey Gull, 1874
In… 1868, I referred to a peculiar
form of disease occurring mostly in
young women, and characterized by
extreme emaciation.... At present
our diagnosis of this affection is
negative, so far as determining any
positive cause from which it
springs…. The subjects…are…chiefly
between the ages of sixteen and
twenty-three.... My experience
supplies at least one instance of a
fatal termination.... Death
apparently followed from the
starvation alone..... The lack of
appetite is, I believe, due to a
morbid mental state.... We might
call the state hysterical......
Essstörungen - Statistik
 *Prävalenz
 0.9% Frauen erkranken an Bulimia Nervosa (BN)
 1.5% Frauen erkranken an Anorexia Nervosa (AN)
 2% Frauen erkranken an Binge eating disorder
 *AN 1:10 (m:f)
 *BN 1:20 (m:f)
 LMU – 3 Männer mit AN in den letzten 10
Jahren (ca. 80 Frauen)
 Rund 1/3 der Patienten stirbt an den Folgen
der AN
*Hudson et al 2007: National Comorbidity Survey
Essstörungen - Statistik
 Fotomodelle for 25 Jahren ->





8% weniger Gewicht als
Durchschnittsfrau
Fotomodelle heute -> 23%
weniger Gewicht
Schaufensterpuppen -> 10%
weniger Hueftumfang als in
den 20er Jahren
90% aller Frauen moechten
gern abnehmen, 77% haben
nicht ihre Traumfigur
50% aller Jugendlichen bis 18
Jahren bereits eine Diaet
hinter sich
95% aller Diaeten
funktionieren nicht ...
Outcome und Prognose: AN
 33-55% vollständig bzw. gut remittiert
 10-38% tw. remittiert bzw. mittlerer Outcome
 10-50% schlecht
 1.4-16% verstorben
 Prädiktoren für negatives Outcome
Niedriger BMI zu Behandlungsbeginn
Später Beginn (>20Jahre)
Längere Krankheitsdauer
Komorbidität mit anderen psychischen Störungen
bzw. höheres Ausmass sozialer & psychologischer
Probleme (z.B. Perfektionismus)
 Heisshungeranfälle und Erbrechen
 Körperliche Folgeschäden




Outcome und Prognose: BN
 20-60% Restsymptomatik
 50-74% vollständig remittiert
 1% verstorben
 Prädiktoren für negatives Outcome
 Höhere Erbrechensfrequenz zu Behandlungsbeginn
 Reduktion des Erbrechens um weniger als 70%
während der ersten 6 Sitzungen
 Impulsivität, Substanzmissbrauch
Verhaltens- & körperliche Symptome bei
Essstörungen (%)
Body Mass Index
Arten von Essstörungen (ICD-10)
 F50.0 Anorexia nervosa
 F50.1 Atypische Anorexia nervosa
 F50.2 Bulimia nervosa
 F50.3 Atypische Bulimia nervosa
 F50.4 Essattacken bei anderen psychischen
Störungen (psychogene Essattacken)
 F50.5 Erbrechen bei anderen psychischen
Störungen (psychogenes Erbrechen)
 F50.8 Sonstige Essstörungen (z.B. Esssucht)
 F50.9 Essstörung, nicht näher bezeichnet (z.B.
Binge eating disorder)
Aus: Fichter (2008) Magersucht und Bulimie
Anorexia Nervosa F50.0
 Gewicht von mindestens 15% unter erwartetem
Gewicht oder BMI von ≤17.5
 Gewichtsverlust selbst herbeigefuehrt durch




Vermeidung hochkalorischer Nahrungsmittel
Selbstinduziertem Erbrechen
Extreme körperliche Aktivität
Appetitzügler oder Diuretika
 Körperschemastörung in Form massiver Angst dick
zu werden & sehr niedrige persönliche
Gewichtsschwelle
 Störung im Bereich der HPA-Axe die sich durch
Amenorrhoe oder Libido- und Potenzverlust (bei
Männern) zeigt
 Pubertäre Entwicklung bei Beginn der Erkrankung
vor der Pubertät verzögert oder gehemmt
Risikofaktoren der AN
Psychodynamische Perspektive
 Anorexia Nervosa
 Identitaetsstörungen ->Konflikthafte Selbstfindung
 Probleme mit Geschlechtsrollenidentität
 Sexualprobleme (aufs Essen verschoben)
-> Askese als Abwehr
 Ablösungskonflikte (Autonomie-Abhängigkeit)
 Auslösesituation: Gewahrwerden von Veränderungen
> Kontrolle behalten wollen
F 50.2 Bulimia Nervosa
 Übermässige Beschäftigung mit Essen, Figur, Gewicht,
Essattacken mit Verzehr grosser Mengen an Nahrung in
kurzer Zeit (≥2x / Woche) und Gefühl des
Kontrollverlusts
 Versuch dem dickmachenden Effekt von
Nahrungsmitteln durch verschiedene ausgleichende
Verhaltensweisen entgegenzusteuern:
 selbst herbeigeführtes Erbrechen
 Missbrauch von Abführmitteln
 zeitweilige Hungerperioden
 Einnahme von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräparaten oder
Diuretika (Purging-Verhalten)
 Krankhafte Furcht dick zu werden
Psychodynamische Perspektive
 Bulimia Nervosa
 Selbstwertproblematik & Autonomiekonflikte
 Probleme mit Kontaktaufnahme
 Hingabeängste und Entscheidungskonflikte in Bezug
auf Beziehungen, Beruf etc.
 Angst vor Kritik, Selbstverlust, Selbstaufgabe
Familiendynamik
 Wechselseitigkeit der Beziehungen zwischen
Menschen, die ein System bilden, das eigene
Gesetzmässigkeiten hat (z.B. Gruppenerhalt in
Familie wichtiger als Individualbedürfnisse)
 Häufig findet man bei Patienten mit AN eine
ausgeprägte Familiendynamik
 Autonomiefeindlichkeit, Unabgegrenztheit
 Bevormundungen
 Verschiebung von Dominanzkonflikten
Familiendynamik bei AN-Patienten
 Negative Gefühle (Ärger, Spannung,
Überforderung etc.) sind tabu -> Fokus liegt auf
dem pathologischen Verhalten des AN-Kindes
 Positive Gefühle werden oft nicht
wahrgenommen oder geäussert
 Starke Kontrolle unterdrückt Autonomie der
Familienmitglieder
 Wichtig -> Familienzusammenhalt ->
Symptomträger muss diese Aufgabe erfüllen
Therapie von Essstörungen
 Ziel: Klärung, Bearbeitung und Stabilisierung des
persönlichen Hintergrundes um eine Normalisierung
des Essverhaltens zu erreichen
 Verschiedene Schweregrade der Erkrankung
 Anorektische und bulimische Reaktionen im
Jugendalter im Zusammenhang mit Abgrenzung,
Rollenfindung
 Chronifizierende AN oder BN weist auf eine tiefere
Persönlichkeitsproblematik hin
Stationäre Therapie von Essstörungen
 Verhaltensprogramme
 Essprotokoll
 Behandlungsvertrag über Gewichtszunahme &
Konsequenzen bei Nichteinhalten
 Konfliktbearbeitung /Verhaltenstherapie
 Begleitende Familiengespräche
Behandlungselemente (VT)
 Normalisierung von Essverhalten und Gewicht






Problemanalyse
Gewichtskurve
Abbau der “Schwarzen Liste”
Umgang mit Heisshungerattacken & Erbrechen
Stimuluskontrolle & Reaktionsverhinderung
Stationäre Massnahmen zur Gewichtsstabilisierung
 Bearbeitung der zugrundeliegenden Problembereiche




Problemanalyse
Kognitive Techniken
Soziales Kompetenztraining
Familientherapie
 Verbesserung der Koerperwahrnehmung
 Körperübungen, Körpererfahrungen
 Kognitive Techniken
Aus: Jacobi et al. (2004) Essstörungen
Patienten in der Praxis
 Ausgehen von eher längerfristigen Verläufen mit
wechselnden Phasen
 Problematik ansprechen, informieren über
Krankheit und Folgen, aber nicht zuviel Druck
 Bei Jugendlichen Eltern einbeziehen
 Auf Gewicht und sonstige Gesundheitsparameter
achten
 Regelmäßige Kontrolltermine vereinbaren
 Versuchen, Begleiter der PatientIn zu werden
Fragen?
Persönlichkeitsstörungen
Dipl-Psych. PP Thore Zuber
Verhaltenstherapie
Klinische Hypnose
Supervision
http://psychpraxzuber.de
 Persönlichkeit: „Die Summe der
Eigenschaften, die jedem Individuum die
charakteristische Unverwechselbarkeit gibt“
 Persönlichkeitsstörungen sind schwer von
ungestörtem, tolerierten Verhalten zu
unterscheiden.
 Persönlichkeitsstörungen: sind selten
isoliert zu sehen, sondern beziehen durch
gestörte zwischenmenschliche Kommunikation
auch andere ein.
Warum Persönlichkeits- „Störung“?
 Abweichung von Normen und Erwartungen „stört“
u.a. andere
 Verhalten ist für die Person nachteilig, es
beeinträchtigt das erfolgreiche Bewältigen beruflicher
und sozialer Anforderungen und führt indirekt zu
Leiden.
 Ich-Syntonie, Verhalten wird vom Betreffenden als
„zu-mir-gehörig“, nicht wesensfremd, empfunden.
 Es besteht kein unmittelbarer Leidensdruck, dieser
kommt indirekt zustande.
 Das interpersonale Verhalten spielt eine grosse Rolle.
Big Five I
 Extroversion
(kontaktfreudig- zurückhaltend)
 Verträglichkeit
(friedfertig- streitsüchtig)
 Gewissenhaftigkeit
(gründlich- nachlässig)
Big Five II
 Neurotizismus
(entspannt- überempfindlich)
 Offenheit
(kreativ- phantasielos)
Persönlichkeitsstörungen
 Krankheit, wenn subjektives Befinden und soziale
Anpassung eingeschränkt sind
 - wenn der Betroffene oder seine Umgebung unter der
Störung leidet
Allgemeine Merkmale
 Diagnostische Leitlinien:
Die Zustandsbilder sind nicht direkt auf
Hirnschädigungen oder -krankheiten oder auf eine
andere psychiatrische Störung zurückzuführen und
erfüllen die folgenden Kriterien:
Allgemeine Merkmale
 Deutliche Unausgeglichenheit in den Einstellungen
und im Verhalten in mehreren Funktionsbereichen
wie Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle,
Wahrnehmen und Denken sowie in den Beziehungen
zu anderen.
Allgemeine Merkmale
 Das abnorme Verhaltensmuster ist andauernd und
nicht auf Episoden psychischer Krankheiten
begrenzt.
 Das abnorme Verhaltensmuster ist tiefgreifend und
in vielen persönlichen und sozialen Situationen
eindeutig unpassend.
Allgemeine Merkmale
 Die Störungen beginnen immer in der Kindheit
oder Jugend und manifestieren sich auf Dauer im
Erwachsenenalter.
 Die Störung führt zu deutlichen subjektiven
Leiden, manchmal erst im späteren Verlauf.
Allgemeine Merkmale
 Die Störung ist meistens mit deutlichen
Einschränkungen der beruflichen und sozialen
Leistungsfähigkeit verbunden.
Persönlichkeitsstörungen in der Klassischen Typologie
und in den modernen Klassifikationssystemen
E. Kraepelin, E. Kretschmer
K.Schneider, ICD-9
Paranoid
Schizoid
Explosibel Gemütsarm
Stimmungslabil
Geltungsbedürftig
Dissozial
Emotional instabil
Histrionisch
Selbstunsicher
Willenlos
Zwanghaft
Selbstunsicher
Dependent
Anankastisch
Depressiv
143
DSM-IV
Paranoid
Schizoid
Schizotypisch
}
Fanatisch
Schizoid
ICD-10
- Borderline Typ
- impulsiver Typ
Antisozial
Borderline
Histrionisch
Narzisstisch
Selbstunsicher
Dependent
Zwanghaft
(Passiv-aggressiv)*
(Depressiv)*
* vorgeschlagene Forschungskriterien
Cluster-Einteilung nach DSM-IV und ICD-10
Paranoide Persönlichkeitsstörung I
Persönlichkeitsstörungen mit folgenden
Merkmalen:
 Übertriebene Empfindlichkeit auf Zurückweisung
und Zurücksetzung.
Paranoide Persönlichkeitsst. II
 nachtragend bei Kränkungen oder Verletzungen mit
Neigung zu ständigem Groll.
 Misstrauen und eine starke Neigung, Erlebtes zu
verdrehen, indem neutrale oder freundliche
Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich
missgedeutet werden.
Paranoide
Persönlichkeitsstörungen III
 Neigung zu pathologischer Eifersucht
 Tendenz zu überhöhtem Selbstwertgefühl in
Verbindung mit ständiger Selbstbezogenheit.
Paranoide
Persönlichkeitsstörungen IV
 Streitsüchtiges oder beharrliches,
situations- unangemessenes Bestehen auf
eigenen Rechten.
 Inanspruchnahme durch Gedanken an
Verschwörungen als Erklärung für
Ereignisse in der näheren Umgebung und
in aller Welt.
Schizoide Persönlichkeitsstörung I
Persönlichkeitsstörung mit folgenden Merkmalen:
 Unvermögen zum Erleben von Freude
(Anhedonie).
 Emotionale Kühle, Absonderung oder flache
Affektivität und Unvermögen, warme zärtliche
Gefühle anderen gegenüber oder auch Ärger
zeigen.
 Schwache Reaktion auf Lob oder Kritik
Schizoide Persönlichkeitsstörung II
 Wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen
mit einer anderen Person (unter
Berücksichtigung des Alters).
 Übermäßige Vorliebe für Phantasie,
einzelgängerischen Verhalten, in sich
gekehrte Zurückhaltung.
 Mangel an engen, vertrauensvollen
Beziehungen.
Schizoide Persönlichkeitsst. III
 Deutliche Mängel im Erkennen und Befolgen
gesellschaftlicher Regeln, mit der Folge von
exzentrischem Verhalten.
Ausschluss:
 Schizophrenie
 schizotype Störung
 Asperger- Syndrom
Dissoziale Persönlichkeitsstörung I
Diese Persönlichkeitsstörung fällt durch eine große
Diskrepanz zwischen dem Verhalten und den
geltenden sozialen Normen auf und ist
charakteristisch durch:
 Dickfelliges Unbeteiligtsein gegenüber den
Gefühlen anderer und Mangel an Empathie.
 Deutliche und andauernde
Verantwortungslosigkeit und Missachtung
sozialer Normen, Regeln und
Verpflichtungen.
Dissoziale Persönlichkeitsst. II
 Unvermögen zur Beibehaltung längerfristiger
Beziehungen.
 Sehr geringe Frustrationstoleranz und niedrige
Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten.
 Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein und
zum Lernen aus Erfahrung, besonders aus Bestrafung.
Dissoziale Persönlichkeitsst. III
 Neigung, andere zu beschuldigen oder vordergründige
Rationalisierung für das eigene Verhalten anzubieten,
durch das die Person in einen Konflikt mit der
Gesellschaft gerät.
 Andauernde Reizbarkeit
Ängstliche (vermeidende)
Persönlichkeitsstörung I
 Andauernde und umfassende Gefühle von
Anspannung und Besorgtheit.
Ängstliche (vermeidende)
Persönlichkeitsstörung II
 Gewohnheitsmäßige Befangenheit und Gefühle von
Unsicherheit und Minderwertigkeit.
 Andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und
Akzeptierwerden.
 Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung und
Kritik
Ängstliche (vermeidende)
Persönlichkeitsstörung III
 Weigerung zur Aufnahme von Beziehungen, solange
der betreffenden Person nicht unkritisches
Akzeptierwerden garantiert ist; sehr eingeschränkte
persönliche Bindungen.
Ängstliche (vermeidende)
Persönlichkeitsstörung IV
 Gewohnheitsmäßige Neigung zur Überbetonung
potentieller Gefahren der Risiken alltäglicher
Situationen, bis zur Vermeidung bestimmter
Aktivitäten, ohne das Ausmaß phobischer
Vermeidung.
 Eingeschränkter Lebensstil wegen des Bedürfnisses
nach Gewissheit und Sicherheit.
Anankastische (zwanghafte)
Persönlichkeitsstörung I
 Unentschlossenheit, Zweifel und übermäßige
Vorsicht als Ausdruck einer tiefen persönlichen
Unsicherheit.
Anankastische (zwanghafte)
Persönlichkeitsstörung II
 Perfektionismus, Bedürfnis nach ständiger
Kontrolle und peinlich genaue Sorgfalt, was
zur Bedeutung der Aufgabe in keinem
Verhältnis steht und bis zum Verlust des
Überblicks über die allgemeine Situation
führt.
 Übermäßige Gewissenhaftigkeit,
Skrupelhaftigkeit und unverhältnismäßige
Leistungsbezogenheit unter Vernachlässigung
von Vergnügen und zwischenmenschlicher
Beziehungen.
Anankastische (zwanghafte)
Persönlichkeitsstörung III
 Pedanterie und Konventionalität mit
eingeschränkter Fähigkeit zum Ausdruck
warmer Gefühle.
 Rigidität und Eigensinn, wobei anderen
gegenüber auf einer Unterordnung unter
eigene Gewohnheiten bestanden wird.
Anakastische (zwanghafte)
Persönlichkeitsstörung IV
 Andrängen beharrlicher und unerwünschter
Gedanken oder Impulse, die nicht die
Schwere einer Zwangsstörung erreichen.
 Bedürfnis zu frühzeitigem, detailliertem und
unveränderbaren Vorausplanen aller
Aktivitäten.
Histrionische
Persönlichkeitsstörung I
 Dramatisierung bezüglich der eigenen Person,
theatralisches Verhalten, übertriebener Ausdruck
von Gefühlen.
 Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch
andere.
Histrionische
Persönlichkeitsstörung II
 oberflächliche und labile Affektivität
 Egozentrik, Selbstbezogenheit und
fehlende Bezugnahme auf andere.
 Dauerndes Verlangen nach Anerkennung,
erhöhte Kränkbarkeit.
Histrionische
Persönlichkeitsstörung III
 Verlangen nach aufregender Spannung und
nach Aktivitäten, in denen die betreffende
Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
steht.
 andauernd manipulatives Verhalten zur
Befriedigung eigener Bedürfnisse.
Dazugehörige Begriffe:
- infantile Persönlichkeit(sstörung)
- hysterische Persönlichkeit(sstörung)
Abhängige (asthenische)
Persönlichkeitsstörung I
 Überlassung der Verantwortung für wichtige Bereiche
des eigenen Lebens an andere.
 Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer
Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht, und
unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber den
Wünschen anderer.
Abhängige (asthenische)
Persönlichkeitsstörung II
 Mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener
Ansprüche gegenüber Personen, zu denen eine
Abhängigkeit besteht.
 Selbstwahrnehmung als hilflos, inkompetent und
schwach.
Abhängige (asthenische)
Persönlichkeitsstörung III
 Häufige Ängste vor Verlassenwerden und ständiges
Bedürfnis, sich des Gegenteils zu versichern; beim
Alleinsein sehr unbehagliche Gefühle.
 Erleben von innerer Zerstörtheit und Hilflosigkeit
bei der Beendigung einer engen Beziehung.
 Bei Missgeschick neigen diese Personen dazu, die
Verantwortung anderen zuzuschieben
Emotional instabile
Persönlichkeitsstörung I
Eine Persönlichkeitsstörung mit deutlicher Tendenz,
Impulse auszuagieren ohne Berücksichtigung von
Konsequenzen, und wechselnder, launenhafter
Stimmung. Die Fähigkeit, vorauszuplanen, ist gering
und Ausbrüche intensiven Ärgers können zu oft
gewalttätigem und explosiven Verhalten führen;
Emotional instabile
Persönlichkeitsstörung Il
dieses Verhalten wird leicht ausgelöst, wenn impulsive
Handlungen von anderen kritisiert werden.
Impulsiver Typ
Die wesentlichen Charakterzüge sind emotionale
Instabilität und mangelnde Impulskontrolle.
Ausbrüche von gewalttätigem und bedrohlichem
Verhalten sind häufig, vor allem bei Kritik durch
andere.
Impulsiver Typ II
Dazugehörige Begriffe:
 Reizbare (explosible) Persönlichkeit(sstörung)
 Aggressive Persönlichkeit(sstörung)
Ausschluss:
Dissoziale Persönlichkeit(sstörung)
Borderline Typus
Einige Kennzeichen emotionaler Instabilität sind
vorhanden, zusätzlich sind oft das eigene
Selbstbild, Ziele und “innere Präferenzen“
(einschließlich der sexuellen) unklar und
gestört. Die Neigung zu intensiven, aber
unbeständigen Beziehungen kann zu
wiederholten emotionalen Krisen führen mit
Suiziddrohungen oder selbstbeschädigenden
Handlungen (diese können auch ohne deutliche
Auslöser vorkommen).
Ätiologische Faktoren bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Biologische Faktoren
 genetische Belastung
- Temperament
 perinatal entstandene Läsionen
- Frontalhirnschädigung
 neuronale Reorganisationsvorgänge in Abhängigkeit von Lern- und Beziehungserfahrungen
Biographische Faktoren
 Bindungsstil
 Erziehungsstil
- mangelndes „delay of gratification“ (Belohnungsaufschub)
- mangelnde Vermittlung kognitiver Kontrollmechanismen
 familiärer Interaktionsstil
- chaotisch, desorganisiert
- feindselig
- invalidierend
 fortgesetzte Traumatisierungen
Situative Faktoren
 lebensgeschichtliche Belastungen
 Reaktualisierung des ungelösten Autonomie/Abhängigkeitskonfliktes
Persönlichkeitsanteile bei einer „Borderline“-Struktur
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
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
symbiotisch bedürftiges Baby
liebes, die Eltern idealisierendes Kleinkind
verletzte(s), misstrauische(s) Kind(er)
wütendes Kind, oft in seinem Wutausdruck nach außen
blockiert (deshalb oft selbstverletzend)
Beschützeranteile (zurückgezogen, lauernd, kontaktabwehrend)
funktionierende, von ihren Gefühlen abgespaltene
erwachsene Anteile
den seelischen Schmerz unterdrückende Überlebens-IchAnteile (Drogen konsumierend, Sexualität als Ablenkungsstrategie, Selbstverletzung)
schwach ausgeprägte gesunde seelische Strukturen
Menschen mit einem Bindungstrauma sind schwer
erreichbar
 Weil sie Angst vor einer emotionalen Öffnung
und der Konfrontation mit ihrem traumati-
sierten Anteilen haben.
 Weil sie niemandem mehr vertrauen.
 Weil sie von anderen nur weitere Gewalt und
Abwertungen befürchten.
 Sie existieren die meiste Zeit in einem
Überlebensmodus.
Transgenerationale Folgen
 Traumatisierte Mütter verlieren ihre
Bindungsfähigkeit.
 Kinder traumatisierter Mütter erleiden eine
Bindungstrauma.
 Söhne werden leicht zur nächsten Generation
traumatisierender Männer („Täterstruktur“).
 Frauen werden leicht zur nächsten Generation
traumatisierter Frauen („Opferstruktur“).
 Das Bindungssystem-Trauma setzt sich in der
nächsten Eltern-Kind-Generation fort.
Entwicklung der DialektischenBehavioralen Therapie (DBT)
 Entwicklung der DBT in den 80er Jahren durch Prof.
Dr. Marsha Linehan in Seattle/USA
 Zunächst störungsspezifisches Programm zur Therapie
von Pat. mit BPS
 BPS als Affektregulationsstörung
 Reduktion von suizidalem und selbstschädigendem Verhalten
oberste Priorität
 Darüber deutliche Reduktion der Behandlungs-kosten (bis zu
9000 $/Jahr/Pat.; Linehan & Heard, 1999)
178
Kennzeichen der DBT
D = Dialektisch
 Balance Akzeptanz / Veränderung
B = Behavioral
 Verhaltenstherapeutische Basis
T = Therapie
 Integratives Vorgehen
179
Kennzeichen der DBT
- Techniken der Balance Akzeptanz
Veränderung
Validierung
Veränderungsstrategien
Im Moment
sein
Der Zielhierachie
folgen
Miteinander
Eigene Grenzen
beachten
Warme, zugewandte
Kommunikation
Provokative, freche
Kommunikation
180
Kennzeichen der DBT
- Balance in der Beziehung -
181
Kennzeichen der DBT
- Integratives Vorgehen •
•
•
•
•
Verhaltenstherapie
Kognitive Therapie
Gesprächspsychotherapie
Gestalttherapie
Östliche Philosophie
182
Standard DBT
- Therapiebausteine •
•
•
•
•
Ambulante Einzel-Psychotherapie
Telefonkontakte
Ambulantes Skillstraining
Supervision
Ergänzende Behandlungen
z.B. Pharmakotherapie, stationäre
Behandlung
183
Standard DBT
- Behandlungsziele • Behandlungsziele
– Reduktion gegenwärtigen suizidalen und
selbstverletzenden Verhaltens
– Reduktion therapiegefährdenden Verhaltens
– Reduktion von Verhaltensweisen, die die
Lebensqualität einschränken
– Verbesserung von Verhaltensfertigkeiten
•
•
•
•
Achtsamkeit
Zwischenmenschliche Fähigkeiten
Bewusster Umgang mit Gefühlen
Stresstoleranz
184
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
 Die narzisstische Persönlichkeitsstörung wird heute nicht
im Sinn von Selbstverliebtheit verstanden, sondern viel
häufiger als Bedrohtheit des Selbstwertgefühls bzw.
ausgeprägte Selbstwertunsicherheit:

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



Bedürfnis nach Bewunderung, Mangel an Empathie
grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit
Ausbeuterisch in zwischenmenschlichen Beziehungen
Arroganz, Neid
Brüchiges Selbstwertgefühl
Depressive Verstimmungen in Zusammenhang mit
Kränkungserlebnissen
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
 Die eigene Selbstwertunsicherheit fördert überhebliches und




arrogantes Auftreten.
Durch Kritik, Infragestellung und Versagungen ist die narzisstische
Persönlichkeit hochgradig kränkbar.
Die Selbstregulation erfolgt durch Abwehrmechanismen wie
Entwertung des Anderen
und/oder Aggression.
Die Diskrepanz zwischen „Real – Selbst“ und „Ideal – Selbst“ kann
nicht ertragen werden, weil der Betroffene den damit verbundenen
Insuffizienzgefühlen (Unzulänglichkeitsgefühle, Schwächegefühle)
nicht gewachsen ist.
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
 Nicht selten geht die narzisstische
Persönlichkeitsstörung mit der BorderlinePersönlichkeitsstörung Hand in Hand. Aus diesem
Grund kann es passieren, dass Ärzte die
Narzisstische Persönlichkeitsstörung mit der
Borderline-Störung gleichsetzen.
Möglichkeiten bei der Gesprächsführung
 Interesse an der ganzen Person deutlich machen (Beziehungskredit
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



aufbauen).
Positive Ressourcen anerkennen und betonen.
Raum für (auch überzogene) Selbstdarstellung geben.
Konkurrenz- und Machtkämpfe vermeiden.
Konfrontation nicht als Aufzeigen von Defiziten, sondern als Angebot,
über mögliche Konsequenzen von Veränderung nachzudenken (Kosten
– Nutzen – Effekt).
Wunsch nach Kontrolle, Anerkennung und „sich verlassen können“
deutlich machen.
Verantwortlichkeiten klären und benennen.
Biographische Zusammenhänge klären (Welche Strategien zur
Problembewältigung hat der Patient bereits entwickelt?).
Achtsamkeit und Interesse
 Wach und präsent sein
 Ruhig und intensiv zuhören können, ohne bereits damit beschäftigt zu sein,
Antworten zu formulieren
 Nicht zu früh mit der eigenen Meinungsbildung beginnen, sondern zunächst eine
beobachtende und interessierte Haltung einnehmen.
 Die zunächst geübte Meinungszurückhaltung ist nicht gleichzusetzen mit einer
dauerhaften Nichtbeurteilung.
 Die „achtsam“ gewonnene Meinung oder Beurteilung ist fundierter.
 Die Konfrontation mit dieser Meinung/Beurteilung wird beim Gegenüber auf
größeres Interesse stoßen, wenn er zuvor das Interesse an der eigenen Person bzw.
an den eigenen Äußerungen gespürt hat.
 Abwehrreaktionen werden verringert, wenn die Konfrontation nicht als Entlarvung
oder Aufdeckung eines Fehlverhaltens, sondern als Angebot, über bestimmte
(problematische) Verhaltensweisen nachzudenken, vorgebracht wird.
 So schafft Interesse die notwendige Nähe, ohne distanzlos zu werden, während die
Achtsamkeit für eine distanzierte und aktive Betrachtung sorgt, ohne die passiven
und lähmenden Eigenschaften des bloßen Misstrauens.
Therapie von
Persönlichkeitsstörungen
 Therapieziel kann zumeist nicht Heilung sein,
sondern eine bestmögliche Kompensation
 Im Vordergrund stehen Psychotherapie, Soziotherapie
 Hauptproblem: Motivation
Therapieziele
 Verbesserung der psychosozialen Kompetenz
 Strukturierung des Umfeldes
 Bearbeitung dysfunktionaler Verhaltensweisen
 Umsetzung des „Erlernten“
 Verbesserung der Beziehungsfähigkeit durch
verbesserte Selbst- und Fremdwahrnehmung
 Verbesserung der Selbststeuerung bzw. Selbstkontrolle
 Aufbau reiferer Abwehrmechanismen zur
Selbstwertsteuerung
Argumente für eine Behandlung der
Persönlichkeitsproblematik
Argumente, die eher dagegen
sprechen, die
Persönlichkeitsproblematik zu
behandeln
Der Patient erlebt sich mit seinem
bisherigen Interaktionsstil als gescheitert
in verschiedenen Bereichen (v.a.
Partnerschaft, Beruf).
Der Patient hat – zumindest aus seiner
subjektiven Sicht – weder in
partnerschaftlichen Beziehungen noch im
Beruf Schwierigkeiten.
Er hat zumindest erste Einsichten, dass
diese Schwierigkeiten (auch) mit seinem
eigenen Verhalten zu tun haben könnten.
Wenn er Schwierigkeiten hat, attribuiert er
ausschließlich auf die anderen (z.B.
Mobbing).
Jüngeres bis mittleres Alter.
Höheres Alter.
Eine längerfristige koordinierte
Behandlung zwischen ambulantem und
stationärem Setting ist möglich und der
Patient hierfür motiviert.
Eine sinnvolle Behandlung ist aus
verschiedenen Gründen nicht möglich.
Der Patient verfügt in verschiedenen
Lebensbereichen (z.B. Finanzen,
Wohnung) über eine gewisse Stabilität
Instabilität in allen (oder den meisten)
Lebensbereichen.
192
Die Rolle von Psychopharmaka
 Wenige Untersuchungen
 Wenig Evidenz für Wirksamkeit
 v.a. von psychiatrischer Komorbidität bestimmt
 n.b. Serotonin spielt in der Impulskontrolle eine Rolle
 Weiters: CBZ, Lithium, Antipsychotika
Danke für Ihre Aufmerksamkeit
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