April Die Freude über die immer mehr steigenden Temperaturen wird durch die Einführung der Sommerzeit Ende März getrübt, die den abendlichen Beobachtungsbeginn um eine Stunde nach hinten verschiebt. Bei der untenstehenden Abbildung ist daher immer eine Stunde hinzuzurechnen. Visuelle Beobachtungen mit bloßem Auge Der Fixsternhimmel Durch den Meridian marschiert gerade der Löwe (Leo). Er hat nun seine Gipfelposition erreicht und ist leicht auszumachen. Sein Hauptstern Regulus (a Leonis) liegt fast genau auf der Ekliptik. Die Entfernung zu Regulus misst nach neuesten Beobachtungen 77 Lichtjahre. Nördlich des Löwen und südlich der Tatzen des Großen Bären liegt das unscheinbare Sternbild Kleiner Löwe (Leo Minor). Ein intensiv orange-rot strahlender Stern fällt hoch im Südosten auf. Es handelt sich um Arktur, den Hauptstern im Sternbild Bootes, a Bootis. Mit 0,0mag scheinbarer Helligkeit gehört Arktur zu den fünf hellsten Fixsternen am irdischen Firmament. Er ist 37 Lichtjahre von uns entfernt. Den Platz im Südosten nimmt die Jungfrau (Virgo) ein. Ihr hellster Stern (a Virginis) heißt Spica. Im Gegensatz zum rötlichen Arktur leuchtet Spica in bläulicher Farbe. Das Licht braucht 260 Jahre, um von Spica zur Erde zu gelangen. Dass wir sie trotz dieser relativ großen Distanz noch als Stern erster Größe am irdischen Himmel sehen, liegt an ihrer gewaltigen Leuchtkraft. Spica strahlt so hell wie 2200 unserer Sonnen zusammengenommen. Die drei hellen Sterne Arktur im Bootes, Regulus im Löwen und Spica in der Jungfrau bilden ein großes Dreieck, das als Frühlingsdreieck bekannt ist - gewissermaßen als Gegenstück zum Gerhard März, April 2015 Sommerdreieck, Herbstviereck und Wintersechseck. Im Nordosten ist bereits der Herkules über den Horizont gestiegen, ein recht ausgedehntes Sternbild ohne hellere Sterne, das aber den wunderschönen Kugelsternhaufen M13 enthält. Halbhoch im Osten, nahe dem Bootes, springt der Sternenhalbkreis der Nördlichen Krone förmlich ins Auge. Er ist zwar nicht besonders hell, aber in seiner Anordnung recht auffällig. Und am Nordosthorizont künden Wega in der Leier und Deneb im Schwan den kommenden Sommer an. Südlich der Deichsel des Großen Wagens stößt man auf das kleine und unscheinbare Sternbild der Jagdhunde (lat: Canes Venatici). Die Jagdhunde sind ein neuzeitliches Sternbild. Eingeführt hat es Johannes Hevelius im Jahre 1687. In ihm befinden sich mehrere Messier-Objekte, unter anderem die beindruckende Wirlpool-Galaxie M51 Im Westen versinken die Wintersternbilder. Sirius im Großen Hund ist bereits untergegangen. Orion befindet sich gerade im Untergang, ebenso der Stier mit dem roten Aldebaran. Hoch im Westen sind die Zwillinge zu sehen. Zwischen Zwillingen und Löwe liegt der unscheinbare Krebs. Im Südwesten fällt Prokyon im Kleinen Hund auf. Halbhoch im Nordwesten strahlt die gelbe Kapella im Sternenpolygon des Fuhrmanns. Die Kassiopeia, das Himmels-W, bereitet sich auf die untere Kulmination vor. Der Kepheus geht gerade zwischen Himmelsnordpol und Nordpunkt durch seinen tiefsten Punkt. Visuelle Beobachtungen mit dem Fernglas, Dobson und 20“ Teleskop Sternhaufen Sehr hübsche offene Sternhaufen des Messier-Katalogs sind für das Fernglas: M 38, M 37, M 36, M 35, M 44, M 103, M 45, M 67 und M48 sowie die Kugelsternhaufen: M 3, M 53 Galaxienhaufen Wer schon im Gebiet des Löwen den Nachthimmel mit lichtstarker Optik absucht, stößt auf eine ganze Gruppe interessanter Galaxien, alles ferne Milchstraßensysteme mit Hunderten Milliarden von Sonnen. Nahe der Verbindungslinie a Leonis - b Leonis liegen die Galaxien M 65, M 66, M 95, M 96 und M 105. Zwischen b Leonis und e Virginis stößt man auf ein ganzes Galaxiennest (M 58, M 59, M 60, M 84, M 85, M 86, M 88, M 91, M 98 und M 100). Es handelt sich um die hellsten Exemplare des Virgo-Galaxienhaufens, der mehrere tausend Milchstraßensysteme umfasst und von dessen Zentrum wir rund 60 Millionen Lichtjahre entfernt sind. Ähnlich viele Galaxien sind im Haar der Berenike (Coma Berenices) anzutreffen. Allerdings sind sie erheblich lichtschwächer und nur besser ausgerüsteten Amateurastronomen zugänglich. Man spricht vom Coma-Galaxienhaufen. Mit dem 20“-Teleskop lassen sich von einigen Objekten Strukturen ausmachen: M 64 ist eine 22 Millionen Lichtjahre entfernte Spiralgalaxie. In einem größeren Teleskop sind im Zentrum Dunkelwolken erkennbar. Da der Anblick an ein Auge erinnert, wird sie im englischen auch „Black-Eye-Galaxy“ genannt. Gerhard März, April 2015 NGC 4559 ist eine Spiralgalaxie, die bereits im Fernglas als diffuser Nebelfleck erscheint. Im mittleren Teleskop werden Ausläufer der Spiralarme wahrnehmbar. NGC 4565 ist eine so genannte „Edge-on“-Galaxie, d. h., wir sehen sie von der Seite. Mit einem Durchmesser von 13 Bogenminuten ist sie ein sehr ausgedehntes Objekt und kann bereits mit kleinen Teleskopen beobachtet werden. Aufgrund der länglichen Form wird sie auch als „Needle-Galaxy“ (Nadel-Galaxie) bezeichnet. NGC 4725 ist eine Balkenspirale. In einem mittleren Teleskop werden der helle Kern und die balkenförmigen Ausläufer sichtbar. M 98 ist eine relativ helle und ausgedehnte Galaxie. In größeren Teleskopen werden ausgedehnte Spiralarme erkennbar. M 100 ist eine Spiralgalaxie. Mit 7 Bogenminuten besitzt die größte Ausdehnung aller Galaxien im Virgo-Haufen. Photographische Beobachtungen Galaxien des Virgo-Galaxienhaufens Der Virgo-Galaxienhaufen ist ein großer Galaxienhaufen mit mindestens 1300, vermutlich aber über 2000 Galaxien. Sein Zentrum ist von unserer Milchstraße etwa 54 Millionen Lichtjahre entfernt. Der Haufen bildet ferner das Zentrum des lokalen Superhaufens, der daher auch VirgoSuperhaufen genannt wird. Die Lokale Gruppe – jener Galaxienhaufen, dem unsere eigene Milchstraße und der Andromedanebel angehören – ist wie der Virgo-Galaxienhaufen Teil dieses Superhaufens. Insgesamt enthält der Messier-Katalog 16 Galaxien, die heute als Mitglieder des Virgohaufens identifiziert sind: M 49, M 58, M 59, M 60, M 61, M 84, M 85, M 86, M 87, M 88, M 89, M 90, M 91, M 98, M 99, und M 100. M 64: Ein sehr schönes Objekt für photographische Aufnahmen ist die Black-Eye-Galaxy M 64, die schon weiter oben erwähnt wurde. M64 mit CCD aufgenommen am 22.7.2012. M 87 ist eine elliptische Riesengalaxie. Sie ist eine sehr aktive Galaxie, die als Radioquelle als Virgo A, als Röntgenquelle auch als Virgo X-1 bezeichnet wird. Die etwa 54 Mio. Lichtjahre entfernte Galaxie befindet sich nahe dem Zentrum des Virgo-Galaxienhaufens, dessen größtes Mitglied sie ist. Die Masse von M87 beträgt etwa 2 bis 3 Billionen Sonnenmassen (zum Vergleich: Masse der Milchstrasse ca. 100 bis 200 Milliarden Sonnemassen). Es wird davon ausgegangen, dass sich im Zentrum dieser Galaxie ein supermassereiches Schwarzes Loch mit einer Masse von 6,6 Milliarden Sonnenmassen befindet. Dieses Schwarze Loch gilt als das Gerhard März, April 2015 Zentrum des aktiven Galaxienkerns (engl. active galactic nucleus – AGN) von M87, von dem ein mindestens 5000 Lichtjahre langer energiereicher Jet ausgestoßen wird, der in verschiedenen Wellenlängen zu beobachten ist. M87 besitzt das größte bisher bekannte System von Kugelsternhaufen einer Galaxie. Während unsere Milchstraße etwa 200 Kugelsternhaufen besitzt, geht man bei M87 von 12.000 solchen Objekten aus. Da M87 die größte elliptische Riesengalaxie in unserer kosmischen Umgebung, dem VirgoSuperhaufen, ist und eine der stärksten Radioquellen am Himmel darstellt, ist diese Galaxie sowohl ein beliebtes Beobachtungsobjekt der Amateurastronomie als auch von herausragender Bedeutung als astronomisches Forschungsobjekt. Sombrerogalaxie Die helle Sombrerogalaxie M 104, die dem Virgo-Haufen durch ihre Lage am Himmel scheinbar angehört, ist allerdings kein Mitglied von im, da sie wesentlich näher liegt. Sie ist eines der spektakulären Objekte am Himmel. Eine Abbildung von M 104 findet sich in nahezu jedem Astronomiebuch. M104 aufgenommen am 13.4.2013 mit der DSLR am 20"-Teleskop. Deutlich erkennbar ist das Staubband der Galaxie. Bei Aufnahmen mit der CCD-Kamera ist eine deutlich bessere Qualität zu erwarten. Galaxien des Coma-Galaxienhaufens Der Coma-Galaxienhaufen im nordöstlichen Teil des Sternbildes »Haar der Berenike« (lat. Coma Berenices) ist eine riesige Ansammlung von über 1000 Galaxien, die einen Winkel von etwa 5° einnehmen. Aufgrund der riesigen Entfernung von 450 Millionen Lichtjahren erreichen diese Galaxien allerdings nur Helligkeiten von 14mag. Sie werden daher erst in größeren Teleskopen oder auf langbelichteten Fotografien sichtbar. Messier-Objekte (auch für visuelle Beobachtungen) M108 (Spiralgalaxie) - Großer Bär, M97 (Eulennebel) - Großer Bär, M81 (Spiralgalaxie) - Großer Bär, M82 (Irreguläre Galaxie) - Großer Bär, M109 (Spiralgalaxie) - Großer Bär, M103 (Spiralgalaxie) - Jagshunde, M94 (Spiralgalaxie) - Jagdhunde, M51 (Whirlpool-Galaxie) Jagdhunde, M63 (Sonnenblumen-Galaxie) - Jagdhunde, M101 (Feuerrad-Galaxie) - Großer Bär, M95 (Spiralgalaxie) - Löwe, M96 (Spiralgalaxie) - Löwe, M65 (Spiralgalaxie) - Löwe, M66 (Balkenspiralgalaxie) - Löwe, M98 (Spiralgalaxie) - Haar der Berenike, M100 (Spiralgalaxie) Haar der Berenike, M64 (Black-Eye-Galaxie) - Haar der Berenike, M99 (Spiralgalaxie) - Haar der Berenike, M88 (Spiralgalaxie) - Haar der Berenike, M91 (Spiralgalaxie) - Haar der Berenike, M87 (Virgo A - Galaxie) - Jungfrau, M90 (Spiralgalaxie) - Jungfrau, M1 (Krebsnebel) - Stier, M58 (Balkenspiralgalaxie) - Jungfrau, M61 (Spiralgalaxie) - Jungfrau Gerhard März, April 2015