Huhnauf derWeide

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20. APRIL 2014
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0 ESSEN UND TRINKEN 13
DIEPRESSE.COM
der Weide
Kochhistorie
VON ANNA BURGHARDT
Christineneier
Zutaten: 8 Eier, 8 dkg magerer Schinken, 4 Essiggur-
ken, 8 rote Radieschen, 2 Löffel Mayonnaise, 1/4 l
Aspik, 2 Löffel Tomatenpüree, 2 Löffel Weißwein,
1/4 kg Bohnen, Schnittlauch, Worcestersauce, Zitronensaft
„Die hartgekochten Eier der schmalen Seite nach
durchschneiden, die Dotter herausnehmen und
fein hacken. Die Gurken, den Schinken und die
Schalen der roten Radieschen ganz feinnudelig
schneiden, Schnittlauch, Salz, Pfeffer, Zitronensaft,
Worcestersauce und Mayonnaise mit den Dottern
zu einem pikanten Salat verrühren, jedes halbe Eier
damit hoch aufgehäuft füllen, mit Schnittlauch bestreuen und mit Aspik übergießen. Auf eine runde
Glasschüssel halbzentimeterhoch Tomatengelee
aufgießen und stocken lassen. Die Eier im Kranz
anrichten und mit einem feingeschnittenen, grünen Bohnensalat einfassen.
Tomatengelee: 1/4 l Aspik mit 2 Eßlöffel Tomatenpüree, etwas Zucker, Weißwein und Zitronensaft
einmal aufkochen lassen, dann kaltrühren.“
Garnierung: Das Jahrzehnt, in dem das Rezept für
Lilli und Martin
(Bobo) Bossanyi,
mit ihren Söhnen,
Tobias und Felix,
halten in
Göttlesbrunn 2500
Freilandhühner –
konventionell.
Fabry
parat: „0,76 Eier pro Huhn und Tag.“
Verkauft werden die Hühner im Eierautomaten, der am Hof zur Straßenseite angebracht wurde. „Das wird gut angenommen, das Weideei ist in der Gegend total etabliert.“ Zweimal pro Woche fährt er nach Wien, einmal um die
Gastronomie und Privatkunden zu beliefern, das zweite Mal am Samstag
zum Karmelitermarkt. „Wir haben nie
Werbung gemacht. Wir kämpfen nicht
um neue Kunden, sondern darum, die
bestehenden Kunden beliefern zu können“, sagt der Landwirt.
Bitterböser Tag. Alle eineinhalb Jahre
werden die Hühner ausgetauscht. „Das
ist ein bitterböser Tag“, sagt sie, um
gleich zu relativieren, dass natürlich
nicht alle Hühner abgeholt werden.
Die Tiere würden danach zwar noch
sehr wohl Eier legen, allerdings nicht
mehr so viele und auch mit brüchiger
und dünnerer Schale. „Alle eineinhalb
Jahre kommt die oberösterreichische
Suppenhuhn-AG und holt sie ab“, sagt
er. Denn zu viel mehr als zu Suppenhühnern sind die Tiere nicht mehr zu
gebrauchen. „Man kann noch Paprikahendl oder Coq a vin daraus machen,
ders aus, und zwar 45 Prozent Käfig-,
23 Prozent Boden-, 27 Prozent Freiland- und fünf Prozent Biohaltung.
Der Grad der Selbstversorgung liegt
in Österreich bei 82 Prozent. „Der größte Teil der restlichen 18 Prozent stammt
aus Käfighaltung und wird meist zu
Produkten verarbeitet“, sagt Wurzer,
der die mangelnde Kontrolle bei verarbeiteten Produkten, Trocken- und Flüssigeiern sowie in der Gastronomie und
Hotellerie kritisiert. Die ZAG fordert daher gemeinsam mit dem Ökosozialen
Forum und Vier Pfoten eine lückenlose
Kennzeichnung bei verarbeiteten Eiern. „Das ist schon eine tolle überparteiliche Plattform. Vor ein paar Jahren
war es noch schwierig, mit einer Tierschutzorganisation so etwas gemeinsam zu machen. Das ist jetzt möglich,
weil die Standards bei der LegehennenHaltung so hoch sind“, sagt er.
Trend zum Zweinutzungshuhn. Vor
drei Jahren sind die heimischen Hühnerzüchter auf gentechnikfreies Futter
umgestiegen, kurz danach wurde Soja
aus Übersee vom europäischen Donausoja abgelöst. Wurzer schätzt, dass
aber das Fleisch ist schon ganz anders,
die Hühner sind ja viel athletischer.“
Gekostet haben die beiden die eigenen
Tiere schon. Ein bisschen komisch war
das, meint sie. Über mehrere Wochen
hin werden dann die Tiere ausgetauscht, immerhin darf der Eierverkauf
nicht abbrechen. Dazwischen werden
die Wagen gereinigt und desinfiziert,
bis die neue Partie einzieht.
Nach eineinhalb Jahren
kommt die Suppenhuhn-AG
und holt die alten Hühner ab.
500 Hühner und ein Hahn befinden sich auf der größten, eingezäunten
Wiese. Nachdem ein besonders blutrünstiger Fuchs bis zu 30 Hühner pro
Nach geholt hat, gibt es jetzt einen
elektrischen Zaun. „Er war im Blutrausch, vor zwei Jahren hat er 250 bis
300 Hendl umgebracht“, sagt Lilli
Bossanyi. Der Hahn ist – im Gegensatz
zu den Hühnern – recht schüchtern. Er
spielt sich nicht groß auf und attackiert
niemanden. „Er ist angenehm, wir hatten aber auch schon einmal einen ganz
bis zu 90 Prozent der Legehennen damit gefüttert werden.
Bleibt noch das Problem, das wir
mit den männlichen Küken der Legehennen haben. Denn die werden meist
getötet und an Greifvögelstationen
oder Reptilienzüchter weitergegeben.
Als Masthuhn kommen die Nachfahren der Legehennen für die Industrie
nicht infrage, das Fleisch schmeckt anders und die Tiere wurden so gezüchtet, dass sie weniger ansetzen. Der
deutsche Züchter Lohmann – einer der
wenigen weltweit Großen – arbeitet allerdings schon an einem Zweinutzungshuhn, bei dem die Weibchen als
Legehenne und die Männchen als
Masthuhn genutzt werden können. Bei
rund 98 Prozent der heimischen Legehühner handelt es sich übrigens um
die Lohmann-Braun-Hühner, die rund
260 (braune) Eier im Jahr legen. Eine
Spezialrasse, wie etwa das Sulmtaler
Huhn, legt um rund 100 Eier weniger.
Und an noch einer neuen Entwicklung arbeitet die Eierindustrie: an der
Früherkennung des Geschlechts im
Brutei, damit es erst gar nicht zu
männlichen Küken kommt.
anderen“, sagt sie. Und einmal ist
plötzlich ein neuer Hahn aufgetaucht,
offenbar wollte ihn jemand loswerden
und hat ihn über den Zaun gegeben.
„Das wollen wir eigentlich nicht, wir
sind ja auch kontrolliert.“
Eier legen die Hühner übrigens
auch ohne Hahn, aber er sorgt für Ruhe,
erklärt der Bauer. „Wenn sich zwei
streiten, dann geht er dazwischen“, sagt
er und spaziert in Richtung Auto, um
die paar Meter zum Hof zurückzufahren. Dort angelangt, ist nicht nur das
Haushuhn Gucki – das in der Hundehütte wohnen darf, nachdem es von
den anderen Hühnern verstoßen wurde – ausgebüchst, sondern auch der
Eierautomat schon wieder leer. „Das
gibt es ja nicht – jetzt schon?“, sagt sie.
Mindestens einmal pro Woche seien sie
ausverkauft. Zu Ostern sei es immer besonders schlimm, denn den Hühnern
ist die steigende Nachfrage natürlich
egal. „Ich kann ja nicht die Hühner zu
Ostern klonen“, immerhin werden die
Eier in der Güteklasse Extrafrisch,
sprich binnen neun Tagen, verkauft.
„Letztes Jahr“, sagt sie, „mussten wir
uns zu Ostern selbst Eier kaufen. Da
war alles weg.“
Woher die Hühnereier kommen
1,5 Mrd. Eier legen 6 Mio. Hennen jährlich.
68 %
Boden
22 %
Freiland
10 % Bio
WAS DIE CODES AUF DEN EIERN BEDEUTEN
0 - AT - 0514411
Länderkürzel
0: Bio-Haltung
1: Freilandhaltung
2: Bodenhaltung
3: Käfighaltung
Nummer des
Legebetriebs
QUELLE: AMA //// GRAFIK: „Die Presse“ //// PW
frühlingshaft gefüllte Eier erschienen ist, lässt sich
ohne viel Mühe erraten: Es war in den Sechzigern,
als Albert Kofranek sein Donaulandkochbuch herausbrachte. Untertitel: „Mit über 1500 Rezepten
für die einfache und feine Küche. Schon-, Krankenund Diätkost und vielen praktischen Hinweisen für
die Hausfrau“. Zur Rubrik Diätkost dürften eher andere Rezepte gehört haben.
Einkaufstipps
VON KARIN SCHUH
Weine ab Hof
Diesmal keine Einkaufstipps im klassischen
Sinn, sondern kulinarische Veranstaltungen,
wo sich – in erster Linie – Wein einkaufen lässt.
1Am Wagram wurde heuer der Lössfrühling ausgeLössfrühling am Wagram, bis 31. 5., ) 0664/10 11 436,
www.regionwagram.at
rufen, immerhin verdanken die Wagramer dem
Lössboden ihre Weine. Die Besucher werden aufgefordert, in ihre Gummistiefel zu schlüpfen und bei
einer Rätselrallye das Geheimnis des Lösses zu erkunden. Mehr als 60 Betriebe – Mörwalds Stammhaus, Gasthaus Floh, Weingut Ott u. a. – sind dabei.
Von 2. bis 4. Mai findet das Frühlingserwachen
statt, bei dem Winzer ihre Weine präsentieren.
2
Weinfrühling im Kamptal, Kremstal und Traisental,
26. und 27. April, 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 10 Euro,
) 02732/ 826 76 (Krems Tourismus), www.kamptal.at
Zwar noch nicht heute, aber kommendes Wochenende findet der Weinfrühling statt. 180 Winzer präsentieren sich zwei Tage lang in drei Tälern – Kamptal, Kremstal und Traisental. Neben den jungen
Weinen aus 2013 (Grüner Veltliner, Riesling u. a.)
gibt es Wanderungen mit „Weinbegleitern“ und
Wein-Degustationsmenüs. Besucher erhalten um
zehn Euro ein Eintrittsband, mit dem man sich bei
den teilnehmenden Winzern durchkosten kann.
3
Weintour Weinviertel, Opening 25. 4., 18 Uhr (Poysdorf), 19 Uhr (Mailberg), 26. und 27. 4., 11 bis 19 Uhr,
) 02552/3515, www.weintour.at
Auch im Weinviertel laden rund 200 Winzer kommendes Wochenende zur Weintour. Den Auftakt
bildet bereits das Opening am Freitagabend, in
Poysdorf werden 100 Weine von 20 Winzern im Eisenhuthaus präsentiert, dazu gibt es Jazz mit dem
Horst-Korschan-Trio (Eintritt: 13 Euro), im Schloss
Mailberg wird ein fünfgängiges Menü (59 Euro, Reservierung unter der Tel.: 02943/303 01) serviert.
Buchtipp
VON KARIN SCHUH
Natürlich süß!
Rezeptideen für Kuchen,
Desserts und mehr. Johanna
Handschmann, Südwest Verlag,
144 Seiten, 15,50 Euro
Johanna Handschmann gibt in ihrem neuem Buch „Natürlich süß!“ Ideen, wie man
ohne Industriezucker süßen kann. Neben einer kurzen Beschreibung der Alternativen – etwa Ahornsirup, Reissirup, Sylit, Vollrohr- oder Kokosblütenzucker – gibt es Rezepte zu Käsemohnkuchen mit Marillen, Zimtschnecken oder Cantuccini.
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