Protok oll / Em pfeh lun gen / Gen eh mi gu n g Ei n lEI TU N G «Wieso ein Wettbewerb?» Diese Frage begleitete die Vorbereitungen zu diesem Kleinprojektwettbewerb von Beginn weg. War doch der Wiederaufbau der 2012 abgebrannten Maschinenhalle mit den mehr oder weniger selben Nutzungen wie vor dem Brand gefordert und war zudem auch die Volumetrie durch das Brandstattrecht scheinbar weitgehend gegeben. Das interessante Raumprogramm – mit Räumen für das Tanzhaus und die Textilfachschule, die Chance, diese neu zu organisieren sowie die attraktive Lage zwischen dem bestehenden Tanzhaus, den geschützten Gebäuden, ihrer Umgebung und dem Limmatraum – bot jedoch eine zu interessante Ausgangslage, als dass von einem blossen Wiederaufbau der abgebrannten Halle gesprochen werden konnte. Für die Präselektion gingen denn auch 70 Bewerbungen von meist sehr gut qualifizierten Teams aus dem In- und Ausland ein. Nach eingehender Prüfung und intensiven Diskussionen konnte das Preisgericht ein ausgewogenes und attraktives Teilnehmerfeld von sechs Teams für den Wettbewerb auswählen. In der Vorbereitung wie auch in der Bearbeitung des Wettbewerbs stellte die Interpretation und der Umgang mit dem Brandstattrecht eine grosse Herausforderung dar. Es galt auszuloten, wie weit die Entsprechung zu Art, Umfang und Lage des ursprünglichen Gebäudes gehen kann oder muss. In erster Linie ging es um die städtebaulichen und architektonischen Fragen, wie mit der sensiblen Umgebung, den verschiedenen Niveaus, der Einbettung und Erschliessung des Gebäudes umgegangen werden soll. Zentral war auch die Frage der Adressbildung, respektive der Erschliessung des Gebäudes. Dem Ort, wo neu die Angebote mit Publikumsverkehr untergebracht sind, das wegen des Brandstattrechts aber von der Wasserwerkstrasse her gar nicht als solches in Erscheinung treten kann. Drei der sechs Projekte schlagen vor, die Fassade zum Limmatraum um den heute gültigen Wegabstand zurückzusetzen und das Gebäude vom KlosterFahr-Weg her zu erschliessen. Die anderen drei Projekte setzen die Fassade auf die alte Flucht. «Eero» schlägt eine grosse Treppe zwischen alter Stützmauer und neuem Gebäude vor, «Stomping Ground» ordnet den Haupteingang von oben über eine abgesenkte «Glaslaterne» an, bei «TANZHAUS» führt ein gewollt verschlungener Weg zum seitlich gelegenen Haupteingang, bei «sousous» geschieht dies über eine breite Treppe. «Nero» verzichtet bewusst auf das Brandstattrecht und setzt zwei Volumen auf das Dach, die von oben auf das Gebäude hinweisen. Das Siegerprojekt «ARIADNE» verbindet die beiden Ebenen mit einer einfachen Treppe und weist mit dem überhöhten Liftaufbau auf das Gebäude hin. Letztlich überzeugte «ARIADNE» durch seine selbstverständliche Einbindung in die Umgebung und durch die sehr kompakte, einfache Organisation. Die angestrebten Vorteile des «Kleinprojektwettbewerbs» konnten nur zum Teil erreicht werden. Der Verzicht auf ein Wettbewerbstool und einen Konstruktionsschnitt kam den teilnehmenden Teams entgegen, die Besonderheiten der Gebäudeart und des Brandstattrechts erforderten jedoch insbesondere in der Vorbereitung aber auch bei der Vorprüfung einen grösseren Aufwand als angenommen. Das Amt für Hochbauten und das Preisgericht danken allen Teilnehmenden für ihre engagierte Mitarbeit und gratulieren dem Siegerteam herzlich zum Wettbewerbserfolg. Das Preisgericht tagte am 10. Juli 2014. Die Jurierung wurde öffentlich durchgeführt. Sämtliche sechs Projekte wurden zur Beurteilung und Preiserteilung zugelassen. Die Jurierung erfolgte gemäss den folgenden vier Beurteilungskriterien: Städtebau, Architektur, Aussenraum / F unktionalität / W irtschaftlichkeit und Ökologische Nachhaltigkeit. Nach einem wertfreien Einleserundgang schieden in einem ersten Wertungsrundgang die Projekte «Eero», «TANZHAUS», «Stomping Ground» und «sousous» aus. Im Herbst 2012 wurde das städtische Gebäude an der Wasserwerkstrasse 127a in Zürich-Wipkingen fast vollständig bis auf die Grundmauern durch einen Brand zerstört und soll nun durch einen Neubau ersetzt werden. Die ehemalige Maschinenhalle der Seidenweberei aus dem Jahre 1812 wurde um 1945 zum Sitz der Schweizerischen Textilfachschule STF ausgebaut und in den Folgejahren an die sich wandelnden Bedürfnisse der Schule – unter Erhalt ihres äusseren Erscheinungsbilds – angepasst. Vor dem Brand war die Halle je zur Hälfte an das Tanzhaus Zürich (Tanzstudios, Übungs-, Aufenthalts- und zugehörige Nebenräume) und an die STF (Schul- und Lagerräume) vermietet. Gemäss Brandstattrecht, das den Wiederaufbau eines Gebäudes nach einem Brandfall regelt, hat der Ersatzbau dem zerstörten Gebäude hinsichtlich Art, Umfang und Lage zu entsprechen. Das Baugesuch für das neue Gebäude muss zudem innert dreier Jahre seit dem Brandereignis bei der zuständigen Behörde eingereicht werden. Um im Rahmen dieser gesetzlichen Frist zu bleiben, hat die Liegenschaftenverwaltung Stadt Zürich das Amt für Hochbauten (AHB) beauftragt, einen anonymen, einstufigen Projektwettbewerb im selektiven Verfahren durchzuführen. Der Wettbewerbsperimeter (WP5103) umfasst gesamthaft 5 1 83 m 2 und liegt mehrheitlich in einer dreigeschossigen Wohnzone sowie zu einem untergeordneten Teil in einer Freihaltezone. Der Bauperimeter ist von der Umrisslinie der ursprünglichen Halle definiert. Bauliche Eingriffe ausserhalb des Bauperimeters waren auf das für die Erschliessung des Neubaus notwendige Minimum zu beschränken. Das Gestaltungspotenzial dieser Wettbewerbsaufgabe lag einerseits darin das Gebäude und die neu nutzbare Dachfläche sorgfältig zu gestalten sowie andererseits die Räume für die beiden Nutzergruppen Tanzhaus und STF möglichst geschickt anzuordnen. Bei der Lösung dieser Bauaufgabe waren darüber hinaus dem vor allem durch Wohnnutzung und Kleingewerbe geprägten Abschnitt der Wasserwerkstrasse sowie den weiteren wertvollen Zeugen der Zürcher Industriegeschichte in der Umgebung besondere Beachtung zu schenken. Aufgrund der scheinbar überschaubaren Wettbewerbsaufgabe wurden bei diesem Verfahren sowohl das Teilnehmerfeld als auch die Mitgliederzahl im Preisgericht tief gehalten. Von den Wettbewerbsteilnehmenden wurde zudem weder ein Konstruktionsschnitt noch eine Wettbewerbskalkulation verlangt. Auch die Anzahl der üblicherweise abzugebenden Pläne wurde von vier auf zwei reduziert. Diese Vereinfachungen haben die Verfahrenskosten in einem angemessenen Rahmen gehalten, ohne jedoch die Effizienz und die Fairness des Verfahrens zu beeinträchtigen. 08 | 2014 S C H L U SSF O L G E R UNG en Für Preise, Ankäufe und Entschädigungen standen 100 0 00 Franken (exkl. 8 % MwSt.) zur Verfügung. Jedes Team erhält 5 0 00 Franken als fixe Entschädigung. Rangierung und Preiszuteilung: 1. Rang I Preis ARIADNE 2. Rang I Preis Nero 3. Rang I Preis TANZHAUS Fr. Fr. Fr. 35 0 00 30 0 00 5 0 00 Das Preisgericht empfiehlt der Bauherrschaft, das Projekt «ARIADNE» unter Berücksichtigung der folgenden Empfehlungen weiter zu bearbeiten: – Das Projekt muss hinsichtlich der Einhaltung der Zielkosten überarbeitet werden. – Die Fassade soll hinsichtlich der Wirkung auf die Innenräume überprüft werden. Das Murale mit der strukturellen Öffnungsart wird geschätzt, jedoch sollte die Wirkung in den Tanzräumen neutraler sein. – Die Lage und der Zugang der Gästewohnungen scheint zu exponiert und ist zu überprüfen. – Für die interne Nutzung (Tanzhaus) ist eine direktere betriebliche Verbindung zu schaffen (ab Treppe / A ufzug). – Die Situation der Veloabstellplätze ist zu überarbeiten (öffentliche Nutzung). Genehmigung des Preisgerichts: Rudolf Brönnimann Jindra Mörl Anna Bürgi Christoph Rothenhöfer (Vorsitz) Barbara Frei Gilles Dafflon Corina Schneider Impressum: Amt für Hochbauten der Stadt Zürich | Inhalt/Redaktion: Massimo Ravidà (AHB), Britta Walti (AHB) | Fotos: Marc Lendorff, Zürich Gestaltungskonzept: blink design, Zürich | Layout: Fabian Unold (AHB) | Druck: LITHOP Electronic Media AG, Zürich Bezugsquelle: Stadt Zürich, Amt für Hochbauten, Lindenhofstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich, [email protected] | Ausgabe: August 2014 E rsatzneubau Wa s s e r we r k strasse 127a Zürich-Wipkingen Pro jektw ettb ew erb im s elektiv en Verf ah ren WE T T B E W E RBSA U FG ABe ARIADNE 1. RanG | 1. pREIS ARIADNE antrag zur Weiterbearbeitung Nero 2. RanG | 2. pREIS Architektur: EM2N Architekten AG I ETH I SIA I BSA, Zürich Die Wettbewerbsaufgabe umfasste den Wiederaufbau (Ersatzneubau) der im Oktober 2012 abgebrannten Liegenschaft im Rahmen des Brandstattrechts. Architektur: Barozzi / Veiga GmbH Fabrizio Barozzi, Alberto Veiga Der Ersatzneubau hatte sich gut in die Umgebung mit den inventarisierten Gebäuden und dem denkmalgeschützten Garten einzufügen. Im Aussenraum war – nebst der Möglichkeit von «shortcuts» zum Flussraum – auf einem Teil der Dachfläche eine Terrasse zu planen, die der privilegierten Lage mit Aussicht auf den Limmatraum in geeigneter Weise Rechnung trägt. Mit den für das Tanzhaus Zürich zu planenden Räumen (Bühne, Studios, Foyer, Aufenthalts- und Garderobenräume) sollten die Angebote mit Publikumsverkehr im neu zu erstellenden Gebäude konzentriert werden. Die Räume für die schweizerische Textilfachschule (Büroflächen und Schulungsräume) sollten den Betrieb im Gebäude Wasserwerkstrasse 119 ergänzend oder separat vermietbar und zugänglich geplant werden. Es galt, die Ziele einer nachhaltigen Bauweise sowie langfristige Werterhaltung, tiefe Unterhaltskosten, tiefer Energieverbrauch, Nutzung erneuerbarer Energiequellen zu berücksichtigen. Der Ersatzneubau soll im Minergie-ECO-Standard erstellt werden. Es wurde mit Zielerstellungskosten des Ersatzneubaus und der notwendigen Anpassungen in der Umgebung von 9.1 Millionen Franken (BKP 1-9) gerechnet. Oberalpstrasse 29, 7000 Chur Verantwortlich: Alberto Veiga Mitarbeit: André Meili, Meili Bauconsulting AG, Zürich Folgende Wettbewerbsziele wurden definiert: – Städtebaulich, architektonisch und aussenräumlich qualitätsvoller und zeitgemässer Neubau. – Optimale Layouts und Konzepte, die das vorgeschriebene Raumprogramm und die formulierten Anforderungen bestmöglich umsetzen. –W irtschaftlich vorbildliche Projekte, die niedrige Erstellungskosten sowie einen kostengünstigen Betrieb und Unterhalt gewährleisten. –Ö kologisch nachhaltige Projekte, die den Minergie-ECO-Standard erreichen. –B aueingabe spätestens September 2015 (Brandstattrecht). 37 27800953 42 51 13 2 Im fe 47 Kirche Letten ld st ra 27 ss e 40 0 1 27801843 13 13 27800717 1 57 27800816 41 27800201 39 27800144 45 12 9 43 a 27801824 3 43 27801809 13 29 12 7 12 27801959 0 12 5 37 Klo st er- Fa hr- 12 3 12 7a W eg W 27801956 ass erw erk st 26401408 ra ss e 27801823 11 6 W 26 ass 6 erw erk -K an 4 26 al 11 9 Lim at m 1 12 1 27800478 Lettenviadukt 26401061 2 25 5 25 25 7 26400044 24 4 10 9 10 7 26400085 3 25 27800426 2 10 5 Durch die präzise Einbettung des entlang der Limmatseite abgestuften Gebäudekörpers in die Topographie erinnert das Projekt «ARIADNE» eher an eine barocke Gartenanlage als an ein Gebäude. Es bildet einen Sockel für das denkmalgeschützte Gebäudeensemble an der Wasserwerkstrasse und unterstützt durch den minimalen baulichen Eingriff deren Zusammenspiel. Die Distanz zum Wohnhaus ist grosszügig. Lediglich der überhöhte Liftkörper markiert den neuen Eingangsbereich auf subtile Weise. Die Aussenwände bilden keine Fassaden, sondern agieren als Stützmauern mit einer prägnanten – vielleicht etwas zu aufdringlichen – Struktur. Der öffentlich zugängliche Aussenraum umspült diese Mauern, gegliedert in drei Niveaus lädt er zum Verweilen und schafft zugleich eine Verbindung zum Kloster-Fahr-Weg. Die Aussentreppe dient als direkter Link der beiden Ebenen. Die gegenüber der alten Gebäudekante zurückspringende Fassade entlang des Limmatufers bildet einen grosszügigen ebenerdigen Zugangsbereich und erlaubt den Passantinnen und Passanten die gewünschte Einsicht in ein neues offenes Tanzhaus. Die beinahe minimalistisch anmutenden Grundrisse zeugen von einer optimierten Umsetzung des Raumprogramms. Durch das geschickte Anordnen der Eingangsbereiche auf verschiedenen Niveaus wird ein Grossteil der Verkehrsfläche in den Aussenraum verlagert. Die Aufteilung der Räumlichkeiten von Textilfachschule und Tanzhaus auf zwei verschiedenen Ebenen schaffen ein klares Betriebskonzept mit grosser Nutzungsflexibilität. Die Terrassierung des Gebäudevolumen erlaubt in beiden Geschossen direkte Bezüge der Haupträume zum Aussenraum mit Aufenthaltsqualität, was – nebst betrieblichen Vorteilen – für die Nutzenden einen Mehrwert bietet. Die Anbindung an das Tanzhaus im täglichen Betrieb sollte jedoch funktionaler sein. Die Platzierung der Gästezimmer direkt am Uferweg scheint nicht ideal. Das einfache und kompakte Volumen mit wenig Verkehrsfläche und einer klaren Tragstruktur lassen eine in Bezug sowohl auf die Baukosten als auch auf die Energiebilanz angemessene Umsetzung erwarten. Auf die Materialisierung der Fassade und eine optimale Nutzung des Tageslichts ist allerdings ein besonderes Augenmerk zu richten. Der Ausdruck der Fassade soll in der weiteren Bearbeitung des Projekts überarbeitet werden. Die sakrale Raumwirkung ist zu prägend für die Tanzräume, die etwas neutraler sein müssten. Die Jury vermisst auch Aussagen zur konstruktiven Umsetzung der Fassade und der Materialisierung. Die reduzierten Visualisierungen vermitteln zwar eine bestechende Raumstimmung, lassen jedoch die Detaillierung der Verglasungen offen. Dennoch überzeugt das Projekt sowohl durch einen sensiblen Umgang mit der städtebaulichen und topographischen Situation, als auch mit einer optimalen betrieblichen Organisation. Der arkadenartige den Tanzräumen vorgeschaltete Foyerraum verspricht eine hohe architektonische Qualität, wenngleich man sich etwas mehr Raumtiefe wünschte. Verantwortlich: Fabian Hörmann Mitarbeit: Andri Andresson, Mathias Kampmann, Mathias Müller, Daniel Niggli, Moe Suzuki, Caroline Vogel TANZHAUS 3. RanG | 3. pREIS Architektur: 6a architects, London (GB) Verantwortlich: Tom Emerson Mitarbeit: Owen Watson, David Schmidt, Alex Mc Lean, Nemanja Zimonjic, Sebastian Oswald Eero Architektur: Dürig AG, Zürich Verantwortlich: Jean-Pierre Dürig Mitarbeit: Josep Ribes Stomping Ground Architektur: Blue Architects & Ruprecht Architekten, Zürich Verantwortlich: Thomas Hildebrand Mitarbeit: Rafael Ruprecht, Cecilia Fossati, Sylvius Kramer, Jesús Medina, Marion Ott, Dominic Spalt, Michael Stünzi SOusous Architektur: :mlzd, Biel Verantwortlich: Daniele Di Giacinto Mitarbeit: Roman Lehmann, Pat Tanner, Claude Marbach, Sylvia Eberhardt, Robert Ilgen Situation 1:2 0 00 Erdgeschoss, Obergeschoss, Südwest Fassade, Querschnitt 1:800 Querschnitt 1:800