Laut Untertitel handelt es sich bei dem Werk um eine philosophische Reise. Unter Philosophen versteht man landläufig Personen, die sich Gedanken über unsere Existenz machen. In seinem Buch zeigt Richard David Precht aber auf, dass die Philosophie in der heutigen Zeit ihren Auftrag nur noch im Zusammenwirken mit den Naturwissenschaften, insbesondere der Hirnforschung, erfüllen kann. Dem Titel entsprechend führt jedes Kapitel den Leser an einen anderen Ort, an dem ein spezieller Philosoph oder Naturwissenschaftler seine Erkenntnisse gewonnen hat. Seine kleine Philosophiegeschichte macht aber Precht nicht nur von Orten, sondern auch von Personen abhängig. Ein kurzer biografischer Abriss des jeweiligen Forschers sollen den Leser mit dem Wissenschaftler vertraut machen. Wichtige Rollen in dem Buch spielen somit Friedrich Nietzsche, Rene Descartes, Ernst Mach, Sigmund Freud, Ludwig Wittgenstein, Jean-Jacques Rousseau, Immanuel Kant u. a., aber auch längst vergessene Naturwissenschaftler wie Santiago Ramon y Cajal und Giacomo Rizzolatti. Philosophie ist auf Erkenntnisgewinnung ausgerichtet. Doch dabei muss der Mensch zwangsläufig auf seine Grenzen stoßen. Der Erkenntnisapparat des Menschen ist das Resultat der Evolution, die ihn darauf ausgerichtet hat, sein Überleben zu sichern, jedoch nicht für eine objektive Wahrnehmung. Im Vergleich mit Tieren schneidet dabei der Mensch zum Teil äußerst schlecht ab, z. B. haben Haie – im Gegensatz zu uns – ein Gespür für Elektrizität, oder Hunde und Bären haben ein besseres Gehör und Riechvermögen. In seiner Einleitung gibt Precht als Ziel an, beim Leser die Lust am Denken zu wecken. Dies gelingt ihm am besten, wenn er die wichtigsten ethischen Fragen der Gegenwart beleuchtet und daraus seine Schlüsse zieht. Dabei ist zwischen den Wünschen des Einzelnen und eventuellen Schäden für die Gesellschaft abzuwägen. Die Methodik Prechts, mit immer neuen Fragen ethische Postulate in Frage zu stellen, macht dem Leser deutlich, dass man im Bereich der Ethik nicht unbedingt zu einer Lösung kommt, der alle zustimmen müssen. Eine solche Erkenntnis liefert einen wichtigen Beitrag zur Toleranzerziehung. Precht befasst sich auch mit dem Glück. Dabei spricht er unserem materialistischem Streben Hohn, wenn er darauf hinweist, dass sich ein glückliches Leben nicht durch noch so großen Besitz erreichen lässt. Viel wichtig ist nach der Glücksphilosophie, dass man soziale Beziehungen pflegt. Dieses Buch regt uns an, über unseren Alltag hinauszudenken. Wie frei bin ich als Mensch? Wenn beschrieben wird, wie das Hirn durch Hormonausschüttungen gesteuert wird, dann ist der Mensch nicht frei. Bis zu 40 % unserer Fähigkeiten sind das Ergebnis von Prägungen im Alter von 0 bis 5 Jahren. Andererseits hat sich jedoch gezeigt, dass Gefühle lernfähig sind und wir im Rahmen unserer Erfahrungen durchaus ein gewisses Maß an Freiheit besitzen. (ks)