Leitlinie für die klinische Applikation, die Dokumentation und die

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Leitlinien
Deutsche Version von "Guideline for the clinical
application, documentation and analysis of
clinical studies for regional deep hyperthermia.
Quality management in regional deep
hyperthermia".
DOI 10.1007/s00066-012-0176-2
© Springer-Verlag 2012
G. Bruggmoser1 · S. Bauchowitz2 · R. Canters10 · H. Crezee3 · M. Ehmann4 ·
J. Gellermann5 · U. Lamprecht6 · N. Lomax7 · M.B. Messmer1 · O. Ott2 · S. AbdelRahman8 · R. Sauer2 · M. Schmidt2 · A. Thomsen1 · R. Wessalowski9 · G. van Rhoon10
  1 Klinik für Strahlenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg
  2 Strahlenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
  3 Academic Medical Center (AMC), Amsterdam
  4 Klinik für Radio-Onkologie, Universitätsklinikum Mannheim
  5 Strahlentherapie, Charité Universitätsmedizin, Berlin
  6 Klinik für Radioonkologie, Universitäts-Klinikum Tübingen
  7 Klinik für Radioonkologie, Kantonsspital, Aarau
  8 Medizinische Klinik III, Klinikum der Universität München
  9 Heinrich Heine Universität, Universitäts-Klinikum Düsseldorf
10 Daniel den Hoed Cancer Center, Erasmus Medical Center, Rotterdam
Leitlinie für die klinische
Applikation, die Dokumentation und
die Analyse klinischer Studien bei
der regionalen Tiefenhyperthermie
Qualitätsmanagement bei der
regionalen Tiefenhyperthermie
1 Verwendungszweck
Die vorliegende Leitlinie wurde von der
Atzelsberger Forschungsgruppe der IAH
(http://www.hyperthermie.org) der Deut­
schen Krebsgesellschaft entwickelt, um si­
cher zu stellen, dass multizentrische Stu­
dien, die vom Atzelsberger Arbeitskreis
entwickelt wurden, nach einem standar­
disierten, einheitlichen Qualitätsmaßstab
durchgeführt werden. Sie werden von der
„European Society for Hyperthermic On­
cology“ (ESHO) anerkannt und dienen als
gegenwärtiger Standard, um sicher zu ge­
hen, dass die Applikation und die Erfas­
sung von Behandlungen in Form einer
Tiefenhyperthermie nach dem gegen­
wärtigen Stand der Erkenntnisse und Er­
fahrungen in der Technik und der Me­
dizin erfolgen. Die ESHO stellt fest, dass
zur Optimierung der Qualität der Hyper­
thermieanwendungen eine Übereinkunft
mit ihrer Schwesterorganisation in den
USA (STM) existiert, um Qualitätssiche­
rungsleitlinien zu entwickeln, die für alle
Hyperthermiearten gültig sein wird und
sowohl von der STM als auch von der
­ESHO anerkannt werden.
Diese Leitlinie enthält Standards zur
Durchführung von Qualitätssicherungs­
maßnahmen in der Hyperthermie als Teil
des weiterentwickelten Qualitätssiche­
rungsprogramms der ESHO [39]. Qua­
litätssicherungsleitlinien sind wesentlich
für Ärzte, Physiker und Bedienpersonal,
die Hyperthermiebehandlungen durch­
führen und beaufsichtigen.
Die vorgestellte Leitlinie basiert auf
praktischen Erfahrungen von mehreren
Hyperthermiezentren. Der Vorteil die­
ses Vorgehens liegt in gemeinsam abge­
stimmten und festgelegten Standards in
der Anwendung und der Qualitätskon­
trolle der Hyperthermie für Studien, die
im Rahmen des Atzelsberger Arbeitskrei­
ses der Interdisziplinären Arbeitsgruppe
Hyperthermie (IAH; http://www.hyper­
thermie.org) der Deutschen Krebsgesell­
schaft entwickelt wurden. Ziel der Leit­
linie ist es, ein vergleichbares und nach­
vollziehbares Vorgehen bei der Anwen­
dung der Hyperthermie und bei der
Durchführung von Tests zu gewährleis­
ten. Die in klinischen Studien nachge­
wiesene Wirksamkeit der Hyperthermie
beruht ausschließlich auf ihrer thermi­
schen Wirkung auf Tumoren [30, 31, 32,
43, 58, 62, 63]. Deshalb muss eine Hyper­
thermiebehandlung mit Hyperthermie­
geräten durchgeführt werden, die tech­
nisch in der Lage sind, in einem durch
Bild­gebung (CT, MRT) festgelegten Ziel­
volumen eine gezielte und kontrollier­
te Erwärmung bei gleichzeitiger Scho­
nung des Normal­gewebes zu bewirken.
Dies kann technisch nur mit einer Ein­
strahlung und Fokussierung elektromag­
netischer Wellen auf das Zielvolumen er­
folgen. Die Erfassung der Temperatur di­
rekt im Ziel­volumen oder im umliegen­
den Gewebe ist entscheidend für die Qua­
Die Autoren dieses Dokuments sind Mitglieder
der Atzelsberger Forschungsgruppe der IAH der
Deutschen Krebsgesellschaft.
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012 | 1
Leitlinien
Abkürzungen
CEM43T90
CR
CT
CTCAE
v4.03
DEGRO
E-Feld
DFS
ESHO
FE
Gy
HTP
http
IAH
LEFS
LP
MPG
MR
MRI
MRT
MTRA
OS
P
PBH
PET
PRFS
PTV
QMHT
RECIST
RHT
RTOG
RHyThM
SAR
TTP
US
Äquivalente Minuten bei 43°C
Complete tumour response
Computertomographie
Common toxicity criteria adverse
events
Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie
Elektrisches Feld
Disease free survival
European Society of Hyperthermic Oncology
Finite elements
Gray
Rechnergestüzte Hyperthermieplanung
Hypertext-Transferprotokoll
Interdisziplinäre Arbeitsgruppe
Hyperthermie
Local event free survival
Local tumour progression
Medizinproduktegesetz
Magnetresonanz
Magnetresonanzbildgebung
Magnetresonanztomographie
Medizinisch-technischer Radiologieassistent
Overall survival
Power
Teilkörperhyperthermie
Positronenemissionstomographie
Protonenresonanzfrequenz
Planungszielvolumen
Qualitätsmanagement in der
Hyperthermie
Response evaluation criteria in
solid tumors
Regionale Hyperthermie
Radiation Therapy Oncology
Group
Rotterdam Hyperthermia Thermal Modulator
Spezifische Absorptionsrate
Time to progression
Ultraschall
(RHT) und die „MR-kontrollierte Teil­
körperhyperthermie“ (PBH) von Kin­
dern, Jugendlichen und erwachsenen Pa­
tienten, durchgeführt als Kombinations­
behandlung mit einer Chemo- und/oder
Strahlentherapie [2, 13, 25, 42, 43, 44, 50,
58].
2 Verantwortliche für
die Indikationsstellung,
Planung und Durchführung
der Hyperthermie
Die Hyperthermie ist aufgrund der me­
dizinischen und technischen Aspekte ein
multidisziplinäres Verfahren. Sie schließt
diverse Berufsgruppen, Radioonkologen,
medizinische Onkologen und Medizin­
physiker, Ingenieure sowie technisches
Personal und die Pflege ein.
Zusätzlich zu den hier aufgeführten
Verantwortlichkeiten ist bei Verwendung
einer MR-Thermometrie oder anderer
Spezialanforderungen bei der Applika­
tion (z. B. Narkose) weiteres Fachperso­
nal notwendig.
Der Nutzen der Behandlung muss für
den Patienten gegenüber den möglichen
Risiken, unter Berücksichtigung anderer
Therapiemodalitäten, überwiegen.
Grundsätzlich müssen die Empfehlun­
gen folgender Fachgesellschaften Beach­
tung finden:
FLeitlinien der WHO ­
(http://www.who.int),
FLeitlinien der DEGRO
(http://www.degro.org),
FLeitlinien der ESHO
(http://www.esho.info),
FDeclaration of Helsinki
(http://www.wma.net),
FGuideline for Good Clinical
Practice (GCP)
(http://www.emea.eu.int.com).
2.1 Arzt
lität der Behandlung. Hyperthermiesyste­
me, die keine Tumorerwärmung auf 40–
43 °C bewirken können bzw. bei denen
keine Messung von Temperaturen vorge­
sehen ist, sind im Sinne dieser Empfeh­
lung nicht als Hyperthermiegeräte zu be­
zeichnen.
Die vorliegende Leitlinie beschreibt
die „Regionale Tiefenhyperthermie“
2 | Die Hyperthermiebehandlungen werden
unter Aufsicht und Verantwortung eines
Facharztes (z. B. Facharzt für Strahlenthe­
rapie, Facharzt für Innere Medizin) oder
eines entsprechend ausgebildeten Arztes
durchgeführt. Im Rahmen der Hyperther­
mie ist der Arzt weiterhin zuständig für
Fdie Anamnese,
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012
Fdie Indikationsstellung mit
Prüfung der Einschluss- und Ausschluss­kriterien,
Fdie Erstellung eines onkologischen
Gesamtkonzepts unter Einbeziehung
von Hyperthermieverfahren,
Fdie Vorbereitung der Behandlung mit
Ordination der Bildgebung (z. B. CT,
MRI, PET und PET-CT),
Fden ärztlichen Teil der Hyperther­
mieplanung (Zielvolumendefinition,
Konturierung des Zielvolumens, Kon­
turierung der Risikobereiche, Geneh­
migung der Planung),
Fdie Fraktionierung, d. h. Anzahl, Fre­
quenz und Dauer der Hyperthermie­
behandlungen,
Fdie Medikation,
Fdie Dokumentation des medizini­
schen Teils der Behandlung,
Fdie Intervention bei Beschwerden,
Fdie Entscheidung, ob die Qualität
einer Hyperthermieapplikation, d. h.
die applizierte Thermodosis ausrei­
chend ist, um die Behandlung fort­
zusetzen oder ob sie gestoppt werden
muss bzw. ob es möglich ist, die Be­
handlungsstrategie zu korrigieren.
Ein qualifizierter Arzt muss ständig Auf­
sicht führen, während Hyperthermiebe­
handlungen durchgeführt werden. Bei
der Behandlung von sedierten Patienten
ist permanent die Anwesenheit eines in­
tensiv-erfahrenen Arztes erforderlich.
Anmerkung: Neben der o. g. Quali­
fikation ist – bis eine Zusatzqualifika­
tion „Hyperthermie“ erlassen wird – eine
praktische Tätigkeit in Form einer aktiven
Teilnahme bei mindestens 20 neuen Pa­
tienten in einem etablierten Hyperther­
miezentrum durchzuführen. Die prakti­
schen Tätigkeiten umfassen die Indika­
tionsstellung, die Erstellung eines Thera­
piekonzepts inkl. Planung sowie die Mit­
wirkung bei der Ersteinstellung und den
folgenden Behandlungen.
2.2 Physiker/Ingenieur
Ein ausreichend qualifizierter Physiker
oder Ingenieur (z. B. Medizinphysikex­
perten oder entsprechend ausgebildeter
Physiker bzw. Ingenieur) ist für die physi­
kalisch-technischen Aspekte der Hyper­
Zusammenfassung
thermie verantwortlich. In diesen Zustän­
digkeitsbereich fällt
Fdie Prüfung der Kontrollsoftware,
Fdie Kalibrierung der Sonden,
Fdie Qualitätssicherung und die Kons­
tanzprüfungen an der Hyperthermie­
anlage,
Fdie Dokumentation der Geräteprü­
fungen, Störungen und Reparaturen,
Fdie Festlegung der technischen Be­
handlungsparameter (Frequenz, Tar­
get, Leistungsverteilung auf den ver­
schiedenen Kanälen, maximale Leis­
tung, Phasenverteilung),
Fdie Positionierung des Applikators
(in Zusammenarbeit mit Arzt bzw.
MTRA oder Pflegekraft),
Fdie Thermodosimetrie,
Fdie Intervention bei technischen
­Störungen.
Falls das Hyperthermiegerät von einer in
der Hyperthermie eingearbeiteten MTRA
bedient wird, muss der zuständige Physi­
ker/Ingenieur rufbereit sein, um bei tech­
nischen Problemen zeitnah, d. h. inner­
halb von ca. 5 min, eingreifen zu können.
Bei der Ersteinstellung sollte immer ein
Physiker/Ingenieur vor Ort sein.
Weiterhin ist der Physiker bzw. Inge­
nieur für die Durchführung von Phan­
tommessungen und den physikalischtechnischen Teil der rechnergestützten
Planung der Hyperthermie zuständig.
Sollte ein anderer, dafür ausgebildeter
Mitarbeiter vorhanden sein (MTRA oder
Arzt), kann diese Aufgabe auch an diesen
delegiert werden. Das Ergebnis wird dann
vom Physiker oder Ingenieur zusammen
mit dem zuständigen Arzt optimiert und
abgenommen.
Anmerkung: Neben der o. g. Quali­
fikation ist – bis eine Zusatzqualifika­
tion „Hyperthermie“ erlassen wird – eine
praktische Tätigkeit in Form einer akti­
ven Teilnahme bei mindestens 20 neuen
Patienten, inkl. Mitwirkung bei der Pla­
nung und der Neueinstellung in einem
etablierten Hyperthermiezentrum durch­
zuführen.
2.3 Technische Assistenz: MTRA
Die Durchführung der Hyperthermiebe­
handlung unter der Aufsicht des zustän­
digen Arztes kann im Rahmen der tech­
nischen Mitwirkung einem ausgebilde­
ten Medizinisch Technischen Radiolo­
gieassistenten (MTRA) übertragen wer­
den. Die Radiologieassistenten sollten
einem Einarbeitungsprogramm unter der
Beachtung folgender Punkte unterzogen
werden, die analog zur Einarbeitung nach
MPG dokumentiert werden sollen:
FUnterweisung in den physikalischen
Aspekten der Erwärmung mit elek­
tromagnetischer Strahlung
FAllgemeine Einarbeitung in die Ge­
rätetechnik der vorliegenden Hyper­
thermieanlage (vgl. Einarbeitung
nach MPG)
FSpezielle Einarbeitung mit Hinwei­
sen auf normales oder auch fehlerhaf­
tes Arbeiten der Hyperthermieanla­
ge, wie z. B. hohe reflektierte Leistung
bei schlechten Verbindungen der Ka­
bel oder fehlerhaften Antennen sowie
Anzeichen fehlerhafter Temperatur­
messungen
FMitwirkung bei mindestens 20 neuen
Patienten, inklusive Mitwirkung bei
der Neueinstellung unter Anleitung
eines qualifizierten Arztes/Physikers/
Ingenieurs/MTRAs. Eine minima­
le Einarbeitungszeit von 3 Monaten
wird erforderlich, um eine Mitwir­
kung bei Applikationen in verschie­
denen Körperregionen erfolgreich zu
gewährleisten.
2.4 Pflegekraft
Die Pflegekraft und/oder der Arzt über­
nimmt die Vorbereitung des Patienten,
d. h. das Legen von intraluminalen Ka­
thetern nach Vorgabe der ärztlichen Or­
dination sowie Lokalisierung und Doku­
mentation der Katheter (z. B. mit Rönt­
genaufnahmen, zusammen mit MTRA).
Die Pflegekraft assistiert bei der Lagerung,
ist für die pflegerische Überwachung des
Patienten während der Therapie zustän­
dig und muss ggf. entsprechende Maß­
nahmen einleiten.
2.5 Regelung der Vertretung
Bei der Behandlung müssen 2 Personen
aus den oben erwähnten Berufsgruppen
(vgl. 2.1, 2.2 bzw. 2.3) anwesend sein, die
für die klinische Betreuung des Patienten
und die Steuerung des Therapiegeräts zu­
Strahlenther Onkol 2012 · [Suppl 2]
DOI 10.1007/s00066-012-0176-2
© Springer-Verlag 2012
G. Bruggmoser · S. Bauchowitz · R. Canters · H. Crezee · M. Ehmann · J. Gellermann · U. Lamprecht · N. Lomax · M.B. Messmer · O. Ott · S. Abdel-Rahman · R. Sauer ·
M. Schmidt · A. Thomsen · R. Wessalowski ·
G. van Rhoon
Leitlinie für die klinische
Applikation, die Dokumentation und die Analyse
klinischer Studien bei der
regionalen Tiefenhyperthermie.
Qualitätsmanagement bei der
regionalen Tiefenhyperthermie
Zusammenfassung
Hintergrund. Diese Leitlinie enthält Empfehlungen zur Durchführung von qualitätsgesicherten Hyperthermiebehandlungen. Ziel ist,
ein vergleichbares und nachvollziehbares Vorgehen bei der Behandlung und der wissenschaftlichen Auswertung der Hyperthermie
zu gewährleisten. Die Leitlinie beschreibt die
„Regionale Tiefenhyperthermie“ (RHT) und
die „MR-kontrollierte Teilkörperhyperthermie“
(PBH) von Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Patienten. Die Hyperthermie im Sinne
dieser Leitlinie wird als Kombinationsbehandlung mit einer Chemo- und/oder Strahlentherapie durchgeführt.
Methodik. Die vorgestellte Leitlinie basiert
auf praktischen Erfahrungen von mehreren
Hyperthermiezentren. Dieses Vorgehens erlaubt gemeinsam abgestimmte Standards in
der Anwendung und der Qualitätskontrolle
in der Hyperthermie für Studien, die im Rahmen des Atzelsberger Arbeitskreises in der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Hyperthermie
(http://www.hyperthermie.org) in der Deutschen Krebsgesellschaft und dem Technischen Komitee der „European Society for Hyperthermic Oncology“ (ESHO) entwickelt wurden, um sicher zu stellen, dass multizen­trische
Studien, die vom Atzelsberger Arbeitskreis
entwickelt wurden, nach einem standardisierten, einheitlichen Qualitätsmaßstab durchgeführt werden.
Ergebnisse. Diese Leitlinie enthält Empfehlungen für das Vorgehen bei Hyperthermiebehandlungen von der Indikationsstellung, der
Vorbereitung, der Durchführung bis zur standardisierten Auswertung. .
Schlüsselwörter
Hyperthermie · Bestrahlung · Chemotherapie ·
Hyperthermienebenwirkungen
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012 | 3
Leitlinien
Tab. 1 Relevante Katheterpositionen bei einer Hyperthermie im Beckenbereich
Organ/Volumen
Blase
Rektum
Scheide
Leisten
Haut
Art
Blasenkatheter mit Extralumen
Messkatheter
Messkatheter
Messkatheter
Messkatheter
Rima Ani
Oral
Messkatheter
1 Sonde, Messung im Abstand
von 10-15 min
Tiefe
10–12 cma
10–12 cma
Links und rechts
z. B. Operationsnarbe im Bereich des Zielvolumens
aFür Kinder und Kleinkinder gelten kürzere Tiefen.
ständig sind. Es ist sicherzustellen, dass
bei Krankheit oder Urlaub der o. g. Fach­
kräfte eine ausreichende Anzahl von aus­
gebildetem und geschultem Personal al­
ler Berufsgruppen für die Vertretung zur
Verfügung steht.
FCEM43 T50 in Minuten (thermische
Dosis, äquivalent zu 43° C),
FTmean, Tmin, Tmax, T90, T50, T20, T10
in °C,
Fdie therapeutische Zeit in Minuten
(Definition s. 4.2.9).
3 Größen und Einheiten
Relevante Größe für die Schonung von ge­
sundem Gewebe:
FTmax im Normalgewebe in °C.
3.1 Definition aller vorkommenden und wesentlichen
Größen und Einheiten in
der Hyperthermie
Zur Verifizierung therapeutisch notwen­
diger Temperaturen im Zielvolumen und
zur Vermeidung von unerwünschten Hot
Spots im umgebenden Normalgewebe ist
die Temperaturmessung von entschei­
dender Bedeutung. Diese hat mit geeig­
neten Messsonden zu erfolgen. Die Son­
den sind im Bereich des Behandlungsvo­
lumens und in Risikobereichen zur Über­
wachung der Temperatur im Normalge­
webe zu platzieren. Die Definition der Ri­
sikobereiche fällt unter die Verantwortung
des zuständigen Arztes und muss vor der
Behandlung erfolgen.
Eine dieser Sonden muss im Zielgebiet
oder in der Nähe des Zielgebiets als tu­
morbezogene Sonde platziert werden. Zur
Schonung des gesunden Gewebes und et­
waiger Risikoorgane sind weitere Sonden
geeignet zu platzieren [3, 4, 15, 39]. Die
systemische Temperatur wird z. B. durch
orale Temperaturmessung regelmäßig er­
fasst [44].
Relevante Größen zur Bestimmung
der Qualität der Hyperthermie im Ziel­
volumen sind [51]:
FCEM43 T90 in Minuten (thermische
Dosis, äquivalent zu 43° C),
4 | Relevante Parameter für wiederholte
­Behandlungen:
FPosition des Patienten,
FLeistung, Phase, Offset, und
­Frequenz,
FApplikatortyp,
FPosition des Applikators.
Anmerkung: Jeder Applikator besitzt be­
sondere technische Merkmale bzgl. Wir­
kungsgrad und SAR-Steuerung (siehe An­
hang 7.1)
4 Hyperthermiebehandlungen
Hyperthermiebehandlungen können nur
mit Geräten durchgeführt werden, die
technisch in der Lage sind, eine gezielte
und kontrollierte Erwärmung in einem
vom fachkundigen Arzt definierten Ziel­
volumen bei gleichzeitiger Schonung des
Normalgewebes zu erreichen. Technisch
kann dieses Ziel nur mit einer räumlich
basierten Leistungskontrolle auf der Basis
einer adäquaten Thermometrie erreicht
werden.
Nach Meinung der Autoren kann die­
ses Ziel bei Patienten der westlichen He­
misphäre, die häufig im Bereich des Ab­
domens, der Hüfte und am Gesäß eine
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012
Fettschicht, die eine Dicke von z. T.
über 2 cm beträgt, bevorzugt nur mit
„Phased-­Array“-Systemen adäquat be­
handelt werden (s. auch Anhang 7.1).
Aus diesem Grund konzentriert sich die­
se Leitlinie bei der Applikation der regio­
nalen Tiefenhyperthermie bevorzugt auf
„Phased-Array“-Systeme. Die Beispie­
le in diesem Dokument beziehen sich
deshalb auf die Systeme, die gegenwär­
tig überwiegend von aktiven Hyperther­
miezentren in universitären Einrichtun­
gen eingesetzt werden.
Bei der Hyperthermiebehandlung
müssen, entsprechend des Behandlungs­
plans, intraluminal/intratumoral gemes­
sene Zieltemperaturen erreicht werden.
Gleichzeitig müssen Risikobereiche de­
finiert und nach ärztlicher Vorgabe ge­
schont werden.
Außerdem muss ein Vorgehen im Fal­
le von Beschwerden, z. B. beim Auftreten
von Hot Spots während der Therapie fest­
gelegt werden [15].
Der Patient muss vor der Behandlung
relativ zum Behandlungsvolumen repro­
duzierbar im Applikator gelagert werden
[4]. Im Rahmen der Vorbereitung werden
in der Regel eine 3-D-Bildgebung oder zu­
mindest Übersichtsaufnahmen in 2 Ebe­
nen angefertigt. Diese Untersuchungen
dienen auch dazu, metallische Implantate
(Hüften, Stents, Clips o. ä.) in und außer­
halb des Behandlungsvolumens zu orten
[40].
Prinzipiell sollten metallische Implan­
tate als Kontraindikation für Hyperther­
miebehandlungen betrachtet werden. Er­
fahrungen zeigen jedoch, dass in beson­
deren Fällen bei mehreren, jedoch ver­
teilten kleinen Clips (max. 1 cm Länge)
eine Behandlung unter erhöhter Vor­
sicht und besonderer Beachtung loka­
ler Erwärmungen im Bereich der metal­
lischen Implantate, jedoch immer unter
Aufsicht eines Arztes, durchgeführt wer­
den kann. Alternativ kann eine Hyper­
thermieplanung durchgeführt werden,
um zu ermitteln, ob das/die metallischen
Implantate eine erhöhte Temperatur zur
Folge haben.
Bei Behandlung in einer Kombination
aus einem MRT und einem Hyperther­
miesystem (Hybridsystem) muss die MRKompatibilität abgeklärt sein.
Abb. 1 8 Bildgebung mit Einzeichnung des Zielvolumens (Magenta) zur Bestimmung des Hyperthermiezielpunkts für die
Einstellung des Patienten im Hyperthermieapplikator bei einer Hyperthermie im Beckenbereich (Beispiel Analkarzinom).
Für die Einstellung wird der Abstand des Referenzpunkts vom Hyperthermiezielpunkt aus der Bildgebung ermittelt.
Sagittaler Schnitt links oben: Hyperthermiezielpunkt (Schnittpunkt der blauen dorso-ventralen Linie und der roten kraniokaudalen Linie), Referenzpunkt (Schnittpunkt der roten dorso-ventralen Linie und der roten kranio-kaudalen Linie). Frontaler
Schnitt links unten: Hyperthermiezielpunkt (Schnittpunkt der blauen lateralen Linie und der roten kranio-kaudalen ­Linie).
Transversaler Schnitt rechts: Hyperthermiezielpunkt (Schnittpunkt der blauen lateralen Linie und der roten dorso-ventralen
Linie)
Zur exakten, reproduzierbaren Positio­
nierung des Patienten im Applikator soll­
ten Seitenlichtanzeiger (Strichlaser) im
Behandlungsraum angebracht werden.
4.1 Vorbereitungen
Analog zur Vorbereitung für die Bestrah­
lungsplanung in der Strahlentherapie
wird zur Definition des Behandlungsvo­
lumens eine 3-D-Bildgebung in Rücken­
lage durchgeführt. Die Ausdehnung des
Untersuchungsvolumens muss vom quali­
fizierten Arzt festgelegt werden [4, 16]. Da
die meisten Patienten einen Blasenkathe­
ter bekommen, sollte die 3-D-Bildgebung
bei leerer Blase durchgeführt werden.
Bei der Untersuchung können Messka­
theter, wie z. B. die Rektumsonde schon in
Behandlungsposition liegen.
Fakultativ kann eine Vorplanung
mit einem geeigneten Hyperthermie­
planungssystem (HTP) erfolgen. In die­
sem Fall sind die Anforderungen des Pla­
nungssystems an die Bildgebung zu be­
achten. Alternativ dazu besteht beim Hy­
bridsystem die Möglichkeit, die Planungs­
daten zu erzeugen, wenn der Patient im
Hyperthermieapplikator zur Vorberei­
tung im Kernspintomografen (MRT) liegt.
Beispiel der einzelnen
Vorbereitungsschritte
Bestimmung eines Zielpunkts (analog
zum Isozentrum in der Strahlenthera­
pie) für die Einrichtung des Patienten im
Hyperthermieapplikator (. Abb. 1):
FDer erste Schritt bei einer kombi­
nierten Radiothermotherapie, be­
steht in der Definition des Zielvolu­
mens (Planning Target Volume, PTV)
in den einzelnen Schnitten. Anschlie­
ßend wird der Mittelpunkt des PTVs
zur Bestimmung des Hyperthermie­
zielpunkts in einem „Hyperthermie­
zielvolumen“ gesucht. Dies dient da­
zu, den Patienten optimal relativ zum
Mittelpunkt des Applikators zu posi­
tionieren. Dazu muss der Abstand
dieses Punkts in kraniokaudaler, la­
teraler und dorsoventraler Richtung
von einem auf dem Patienten mar­
kierten Punkt (z. B. Isozentrum der
Strahlentherapie), der auch im Be­
strahlungsplan erkennbar ist, be­
stimmt werden. Aus der Verschie­
bung ergibt sich der neue Hyperther­
miezielpunkt.
FBei Patienten ohne Radiotherapie
wird in der 3-D-Bildgebung analog
ein Referenzpunkt markiert und die
Verschiebung relativ zu diesem Punkt
berechnet.
FVentrodorsal und lateral erfolgt die
Bestimmung des Zielpunkts im 3-DDatensatz falls erforderlich mit lie­
gender Temperaturmesssonde (intra­
luminal/intratumoral).
4.2 Durchführung der
Hyperthermiebehandlung
Die reproduzierbare Lagerung des Patien­
ten bezüglich des Applikators ist in der
Hyperthermiebehandlung von großer Be­
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012 | 5
Leitlinien
deutung. Sie ist Grundvoraussetzung für
die Verwendung optimierter Steuerpara­
meter (Phase, Leistung). Der Patient soll­
te deshalb stets in definierter Weise iden­
tisch positioniert werden, insbesondere
sollte der Hyperthermiezielpunkt immer
an gleicher Stelle an einer gut erwärmba­
ren Position im Wirkungsbereich des Ap­
plikators liegen [4].
4.2.1 Lagerung des Patienten
Für alle „Phased-Array“-Applikatoren
sollte der Abstand Antennenelement–
Haut mindestens 5 cm betragen. Nur
unter der Bedingung, dass eine Simula­
tion mit Hilfe eines Hyperthermiepla­
nungssystems keine erhöhte SAR-De­
position zeigt, kann ein reduzierter Ab­
stand unter Beaufsichtigung des Arztes
akzeptiert werden. Die Applikatorränder
sind am Patienten zu markieren. Prakti­
sche Beispiele zur Durchführung an den
Hyperthermiezentren Tübingen, Mün­
chen und Amsterdam.
Kraniokaudale Positionierung
FMarkierung eines Referenzpunkts
bei der Bildgebung.
FLagerung des Patienten bezogen auf
den Referenzpunkt auf den Seiten­
laser.
FEinzeichnung der kraniokaudalen
Verschiebung von Referenzpunkt–
Hyperthermiezielpunkt um den vor­
her aus der Bildgebung bestimmten
Wert.
FEinstellung des Seitenlasers auf den
Hyperthermiezielpunkt.
FPositionierung der Applikatormitte
auf den Laser.
FMarkierung der Applikatorränder am
Patienten.
Höhenpositionierung
Beispiel einer Durchführung am Hyper­
thermiezentrum Tübingen:
FPatientenhöhe beim Sigma-Eye-Ap­
plikator: Der Patient muss bei gefüll­
tem Bolus in der Applikatormitte lie­
gen (Messung mit Bandmass von ven­
tral und dorsal am cranialen und cau­
dalen Applikatorrand). Dokumenta­
tion der Messwerte und der zugehö­
rigen Höhen an Kopf- und Fußstütze
der Sigma-Base (Letzteres erleichtert
6 | die Einstellung der Position ab der 2.
Therapie).
FPatientenhöhe bei Sigma-60-Appli­
kator: Die waagerechte Lagerung des
Patienten in der Applikatormitte er­
folgt bei leerem Bolus. Anschließend
wird der Applikator befüllt; durch
den Auftrieb liegt der Patient am En­
de höher im Bolus, hat dadurch einen
geringeren Druck auszuhalten und
toleriert die Therapie besser als bei
Lagerung in Applikatormitte bei vol­
lem Bolus. Messung mit Bandmass
nur von dorsal am kranialen und kau­
dalen Rand des Applikators. Doku­
mentation der Messwerte und der zu­
gehörigen Höhen.
Beispiel der Bestimmung der Patienten­
höhe im Applikator am Hyperthermie­
zentrum Rotterdam:
FIn Rotterdam sind im ventralen und
dorsalen Antennenpaar des Sigma60-Applikators Ultraschall-Abstands­
messer integriert. Diese Option wird
bei Hyperthermieplanungen mit vor­
berechneter SAR-Steuerung relevant,
da hier genaue Abstände der Patien­
tenposition relativ zum Applikator
zum Tragen kommen.
Beispiel der Bestimmung der Patienten­
höhe im Applikator am Hyperthermie­
zentrum Amsterdam:
FDer Wasserbolus ist in gefülltem Zu­
stand. Der Patient wird mit dem Os
pubis im Mittelpunkt des AMC4-Applikators positioniert, um die
Toxizität des Normalgewebes zu
­minimieren.
4.2.2 Kühlung
An besonders empfindlichen oder ge­
fährdeten Bereichen der Körperoberflä­
che (z. B. Analfalte) können zusätzlich
mit VE-Wasser gefüllte Kühlbeutel an­
gebracht werden. Zur Optimierung des
Kühleffekts können diese mit einem ex­
ternen Kühlkreislauf verbunden werden.
An Hybridsystemen ist die Verwendung
eines externen Kühlkreislaufs nicht mög­
lich, da dieser die MR-Thermometrie er­
heblich stören würde. Da sich die Kühl­
beutel trotz der Verwendung von VEWasser ohne externe Kühlung allmählich
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012
erwärmen, wird die Überwachung des Ri­
sikobereichs mit einer Temperaturmess­
sonde empfohlen.
4.2.3. Bolussteuerung
Soweit technisch möglich, sollte das Was­
ser im Bolus auf Raumtemperatur gehal­
ten werden. Ausreichende Kühlung der
Oberfläche z. B. 25 °C (21–28 °C) muss
gewährleistet sein. Dies kann durch eine
Zirkulation erreicht werden. Bei ober­
flächlich liegenden Zielvolumina kann auf
die Kühlung verzichtet werden.
Ausnahmen:
FBei der Behandlung von ­sedierten
Kindern ist vor Behandlungsbe­
ginn eine Bolustemperatur von 33 °C
­anzustreben.
FBeim Hybridsystem wird die Bolus­
zirkulation mindestens 2 min vor
MR-Thermometriemessungen ge­
stoppt, um Bildartefakte zu ver­
meiden.
4.2.4 Temperaturmessung
Messung mit Sonden
Die Thermometrie muss rückführbar
bezogen auf ein nationales Normal kali­
briert werden. Zur Temperaturmessung
sollen nicht mit dem HF-Feld interferie­
rende Sonden verwendet werden (z. B.
Bowman-Sonden oder faseroptische Sen­
soren). Für andere Sensoren muss der
­HF-on/off-Zyklus angepasst werden [41].
Gemessen wird in der Regel an mehreren
definierten Positionen im Mapping-Ver­
fahren oder mit Mehrfach-Sensoren [55,
56, 60].
Falls eine invasive Messung durchge­
führt werden soll, sind die Sonden unter
Kontrolle einer Bildgebung (CT, US oder
MRT) zu legen.
Messung mit MR-Thermometrie
Begleitend zur Temperaturmessung mit
Sonden kann die MR-Thermometrie ein­
gesetzt werden. Für die Anwendung der
MR-Thermometrie muss je nach behan­
delter Körperregion, mindestens eine
Thermometriemessung in regelmäßigen
Zeitintervallen (z. B. alle 10 min) durch­
geführt werden. Für die Becken- und
Oberschenkelregion eignet sich meistens
die PRFS (Proton Resonance Frequen­
cy Shift)-Messung mittels unkorrigier­
ter Phasenbilder einer Gradientenechose­
quenz mit 2 Echozeiten und einer nach­
folgenden Driftkorrektur [9, 20, 21, 22, 29,
34, 36, 46, 47, 49, 53]. Sollen vor allem fett­
haltige Regionen thermometriert werden,
muss ein anderes MR-Thermometriever­
fahren eingesetzt werden, weil die PRFS
die Temperatur im Fettgewebe nicht an­
zeigen kann. Hier bietet sich z. B. die T1Messung an oder es wird eine spektros­
kopische Methode eingesetzt. Für beweg­
te Organe sollen geeignete Triggerungen
verwendet werden oder die Messung auf
einen kleineren Volumenbereich redu­
ziert werden, um eine Messung in einem
Atemanhaltezyklus einsetzen zu können.
Die Messung T2-fettgesättigter, hoch­
auflösender Bildgebung in unterschied­
licher Schichtführung vor und nach der
Therapie ist zur Darstellung ggf. aufge­
tretener subkutaner Verbrennungen hilf­
reich. Weitere Messungen (Fluss, Perfu­
sion, Spektroskopie etc.) sind fakultativ
einsetzbar, wenn das Studiendesign dies
erfordert.
Die MR-Bildgebung ist während der
Therapie auf ihre Qualität zu überprü­
fen, da es zu Bewegungsartefakten sowie
zu Kompatibilitätsproblemen kommen
kann. Bei Ausfall der MR-Thermometrie
während der Therapie (z. B. ungewollter
Zwischenshimm, Patientenverlagerung)
ist die Thermometrie wie bei der regio­
nalen Hyperthermie ohne MRT-Kontrol­
le zu dokumentieren.
4.2.5 Applikationskontrolle
mit E-Feld-Sonden
Zur Steuerung können auch E-Feld-Son­
den eingesetzt werden. Beim Einsatz von
E-Feld-Sonden ist es notwendig, den Pa­
tienten und die Sonden äußerst exakt zu
positionieren. Für die verschiedenen Ap­
plikatoren (z. B. Sigma-Eye, Sigma-60,
Sigma-40, AMC-Applikator) ist es des­
halb wichtig, die E-Feld-Sonden genau in
der Längsachse des Applikators anzubrin­
gen, damit die Messdaten der longitudi­
nalen E-Feld-Komponente aufgenommen
werden können [10].
Beispiel zur Einstellung des
AMC-Hyperthermiesystems am
Hyperthermiezentrum Amsterdam
Am AMC-System werden die Phasenein­
stellungen, die zu einer optimalen Erwär­
mung des Zielvolumens führen bei Be­
ginn der Applikation mit einer E-Feldson­
de, die im oder nahe des Zielgebiets liegt,
ermittelt. Hier wird automatisch die op­
timale Phasendifferenz für jedes relevan­
te Antennenpaar gemessen. Diese so ge­
fundenen Einstellungen werden mit den
Vorgaben aus der CT-basierten Hyper­
thermieplanung abgeglichen und dann
als Starteinstellung verwendet, falls sie
nicht wesentlich von den planungsbasier­
ten Werten abweichen.
4.2.6 Legen der Katheter
Invasive Temperaturmesskatheter wer­
den vom Arzt, z. B. unter CT-Kontrolle,
gelegt. Alle anderen Messkatheter (Haut,
endoluminale Sonden) werden vom Arzt
und/oder Pflegepersonal gelegt. Mindes­
tens eine Sonde muss tumorbezogen lie­
gen, entweder im Tumor oder tumornah.
In der Regel erfolgt hier keine Kontrolle,
z. B. Darstellung durch kV-Bildgebung.
Das Hyperthermiezentrum Amster­
dam (AMC) verwendet eine Pelotte für
Zervikalmessungen, um die Reproduzier­
barkeit zu erhöhen.
4.2.7 Vorschrift zur Messung der
Temperatur im Mapping-Verfahren
bei einer Beckenhyperthermie
Die Temperaturmessung mit Hilfe eines
sog. Mapping-Verfahrens, bei dem eine
Sonde in einem Katheter durch ein Be­
handlungsvolumen bewegt wird, muss
unter definierten Bedingungen durchge­
führt werden.
F1. Mapping vor Behandlungsbeginn
bei Poweroff (Bestimmung der intra­
luminalen Strecke und Kontrolle, ob
alle Sonden korrekt die Messpositio­
nen erreichen),
FMapping nur bei Poweron-Zustand,
FIntervall: 5–10 min,
FMapping-Länge: bis 16 cm.
Anmerkung: Detaillierte Messvorschriften
befinden sich in den entsprechenden Stu­
dienprotokollen.
Anmerkung: Im Hyperthermiezentrum
Berlin wird der Mapping-Vorgang zusätz­
lich einmal vor und einmal nach dem Ab­
schalten durchgeführt.
4.2.8 Temperaturkenngrößen
Temperaturkenngrößen für die Hyper­
thermiebehandlung sind für das Normal­
gewebe die Maximaltemperatur und für
das Hyperthermiezielvolumen Maximalund Minimaltemperatur.
Die tolerablen Maximaltemperatu­
ren der Normalgewebe richten sich zum
einen nach der Schwelle der Nebenwir­
kung, zum anderen aber auch nach der
Position des Zielvolumens der Tumor­
entität oder nach der Begleitmedikation.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch das
Schmerzempfinden, das in Normalgewe­
ben unter Therapie nicht erreicht werden
sollte.
Allgemein sollte im Normalgewebe die
Temperatur 43 °C nicht überschreiten. Im
Hyperthermiezielvolumen sollten 44 °C
nicht anhaltend überschritten werden,
wobei im Allgemeinen eine Minimaltem­
peratur von 40 °C erreicht werden sollte.
Eine detaillierte Festlegung der Maximalund Minimaltemperaturen für die einzel­
nen Bereiche/Organe erfolgt in den jewei­
ligen Studienprotokollen.
Beispiel:
Das Organ Blase, kann beim Urothelkar­
zinom das Zielorgan sein und sollte dann
eine wesentlich höhere Toleranztempe­
ratur erhalten, als bei der Therapie eines
Zervix- oder Rektumkarzinoms. Ande­
rerseits ist bei Anwendung einer für die
Blase toxischen Chemotherapie eine we­
sentlich niedrigere Toleranzgrenze anzu­
setzen.
4.2.9 Behandlungszeit
Die Behandlungszeit besteht aus der Auf­
wärmzeit und der Therapiezeit:
FAufwärmzeit bis die Zieltemperatur
erreicht ist bzw. max. 30 min
FBehandlungsdauer: 60 min
4.2.10 SAR-Steuerung: Amplituden
und Phasensteuerung
Mit Hilfe definierter Einstellungen von
Frequenz, Phase und Amplitude wird
eine Fokussierung der elektromagneti­
schen Felder im Behandlungsvolumen er­
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012 | 7
Leitlinien
reicht und bewirkt dort eine selektive Er­
wärmung bei gleichzeitiger Schonung des
umgebenden Normalgewebes [4].
Zur Optimierung der SAR-Steuerung
kann optional eine rechnergestützte The­
rapieplanung durchgeführt werden, die
bestimmte Mindestanforderungen erfül­
len muss. Diese Anforderungen sind in
Anhang 7.2 detailliert beschrieben.
Hyperthermieplanung. Falls eine rech­
nergestützte Planung erfolgt, müssen die
Pläne dokumentiert werden. Diese muss
Mindestanforderungen erfüllen (s. An­
hang 7.2).
Beispiele zur Einstellungen für spezielle Applikatorsysteme. Sigma-60, Sig­
ma-Eye, Sigma-40 (3-D), Sigma-30: Off­
seteinstellung für ein fokussiertes Feld in
Applikatormitte, z. B. nach Lampenphan­
tom [52, 59]. Die Einstellung wird in der
Regel für alle folgenden Therapien ver­
wendet. Target-Einstellung erfolgt nach
3-D-Bildgebung (z. B. Planungs-CT bzw.
-MRT). Liegt das Zielvolumen weit ober­
halb des Bauchnabels, so kann der Appli­
kator, begrenzt durch die Axilla, in der
Regel nicht genau im Bereich des Ziel­
volumens positioniert werden. Die dar­
aus resultierende Differenz kann im Sig­
ma-Eye- oder Sigma-Eye-MR-Applika­
tor durch eine Feldverschiebung korri­
giert werden.
AMC-Hyperthermiesystem. Die TargetEinstellung erfolgt hier nach E-Feld-Son­
den oder Planungs-CT-Bildgebung.
4.2.11 Startprozedere der
Hyperthermiebehandlung
Das Ziel einer effektiven Hyperthermie­
behandlung ist das Erreichen der höchs­
ten therapeutisch wirksamen Tempera­
tur, die vom Patienten toleriert werden
kann. Dies bedeutet, dass während des
Starts und der Behandlung die benötig­
te Leistung unter Berücksichtigung einer
adäquaten Steuerung bei möglichen Be­
schwerden des Patienten eingesetzt wird.
Um diese Ziel zu erreichen, wird folgen­
des Vorgehen empfohlen:
FFür die 1. Behandlung wird emp­
fohlen, mit durchschnittlich ca. 1/3–
2/3 der für diese Tumorlokalisation
8 | und Applikatoranordnung benötigen
­Leistung zu beginnen.
FAb der 2. Behandlung erfolgt eine
Orientierung an der Leistungseinstel­
lung der ersten Behandlung.
FEine Temperaturerhöhung von mehr
als 2 °C pro 5 min sollte vermieden
werden. Ideal ist ein Temperaturan­
stieg von 1 °C pro 5 min.
FBei einem Temperaturanstieg von
­weniger als 0,6 °C pro 5 min sollte die
Leistung erhöht werden.
4.2.12 Verhalten bei behandlungsbedingten Beschwerden wie
Druckschmerz (Hot Spot)
Bei Beschwerden ist eine sofortige Ab­
schaltung der Leistung notwendig, um
feststellen zu können, ob die Schmer­
zen bedingt durch die abgestrahlte Leis­
tung entstanden sind. Wenn nach kur­
zer Zeit (ca. 30 s) eine Besserung auftritt
(bei HF-leistungsabhängigen Beschwer­
den), wird eine Änderung der Steue­
rungsparameter (z. B. Fokus, Amplitu­
den, Leistung) durchgeführt. Bei tumoroder lagerungsbedingten Schmerzen
kann eine Schmerzmedikation eingelei­
tet werden bzw. muss der Patient umgela­
gert werden. Bei Beschwerden, die ober­
flächliche Regionen des Körpers betref­
fen, können zusätzlich Wasserbeutel auf­
gelegt werden. Es ist zu beachten, dass in­
nerhalb des Behandlungsfelds Wasserkis­
sen mit VE-Wasser und außerhalb Kis­
sen mit 0,9%-NaCl-Füllung Verwendung
finden. Unter ungünstigen Bedingungen
können Hot Spots auch am Applikator­
rand und sogar außerhalb des Applika­
tors auftreten und dort größere Ödeme
(z. B. 5x5x0,5 cm) verursachen. Zur Ri­
sikominimierung können in solchen Fäl­
len, außer den o. g. Wasserkissen, Amp­
litudenreduzierung im betroffenen Be­
reich und Hyperthermieplanung einge­
setzt werden.
Detaillierte Anweisungen, die in Rot­
terdam bei behandlungsbedingten Be­
schwerden zur Anwendung kommen,
sind in [57] beschrieben.
Beispiele:
Am Hyperthermiezentrum Düsseldorf
werden am Applikatorrand weiche Tü­
cher aufgelegt, um Randeffekte des Ap­
plikators auszuschließen. Das Hyperther­
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012
miezentrum AMC hat eine Strategie ent­
wickelt, bei der Beschwerden verhindert
werden sollen, bevor der Schmerz auf­
tritt, indem der Patient angewiesen wird,
die Stellen mit hohem Temperaturlevel im
Normalgewebe zu zeigen. Leistung und
Phasenlage der einzelnen Antenne wird
dann verändert, um die Leistung im an­
gezeigten Bereich zu reduzieren, ohne die
gesamte Leistung zu reduzieren oder zu
unterbrechen.
5 Dokumentation,
Analyse und Audits
Zur Bewertung von klinisch relevan­
ten Hyperthermiestudien sollten folgen­
de Punkte Berücksichtigung finden [3,
14, 15]. Das genaue Bewertungsschema ist
den jeweiligen Studienprotokollen zu ent­
nehmen:
Beispiele für Bewertungsschemata:
FResponse Evaluation Criteria In Solid
Tumors (RECIST): Bewertung 6 Wo­
chen nach Therapieende bei Strah­
lentherapie plus Hyperthermie; bei
Hyperthermie in Kombination mit
Chemotherapie nach mindestens 3
Chemotherapiezyklen.
FComplete Tumour Response (CR):
Bewertung nach 6 Wochen mit Hilfe
von klinischen Untersuchungen und/
oder Bildgebung.
FLokales Tumorrezidiv (LR): Bewer­
tung 3 Jahre nach der Behandlung.
FLocal event free survival (LEFS).
FDisease free survival (DFS).
FLocal Tumour Progression (LP).
FTime To Progression (TTP).
FOverall Survival (OS): Bewertung
3 Jahre nach der Behandlung.
FToxizität
1Akuttoxizität Grad 3–4 (akut be­
deutet hier behandlungsbezogene
Toxizität, die während der Behand­
lung auftrat und/oder bis zu 6 Wo­
chen nach Behandlungsabschluss
anhielt).
1Spättoxizität Grad 3–4 (Spätfolge
bedeutet hier behandlungsbezogene
Toxizität, die 6 Monate lang anhielt
bzw. ≥6 Monate nach Behandlungs­
ende auftrat).
In die Studienprotokolle wird zur Prü­
fung der Berücksichtigung und Anwen­
Tab. 2 Einteilung der spezifischen Nebenwirkungen
Grad
I
II
a. Akute Nebenwirkungen (während der Therapie)
Hautschmerz
Leichter Schmerz
Moderater
Schmerz, der die
Aktivitäten des
täglichen Lebens
limitiert
Abdominale
Schmerzen
Leichter Schmerz
Moderater
Schmerz, der die
Aktivitäten des
täglichen Lebens
limitiert
Hot Spots/Wärmestau
Einfach behebbar,
Therapie planmäßig durchführtbar
Leistungsreduktion
notwendig, Fortführung der Therapie möglich
Bolusdruck
Einfach behebbar,
Therapie planmäßig durchführtbar
Leistungsreduktion
notwendig, Fortführung der Therapie möglich
Klaustrophobie
Einfach behebbar,
Therapie planmäßig durchführtbar
Leistungsreduktion
notwendig, Fortführung der Therapie möglich
b. Subakute Nebenwirkungen (bis 6 Monate nach Therapie) Hautschmerz
Leichter Schmerz
Moderater
Schmerz, der die
Aktivitäten des
täglichen Lebens
limitiert
Abdominale
Schmerzen
Leichter Schmerz
Ödem
Schwellung bei
genauer Inspektion
erkennbar
Verbrennung
Minimale Symptome, keine Intervention indiziert
III
IV
V
Schwerer Schmerz,
der die zur Selbstversorgung nötigen Aktivitäten des
täglichen Lebens
einschränkt
Schwerer Schmerz,
der die zur Selbstversorgung nötigen Aktivitäten des
täglichen Lebens
einschränkt
Vorzeitiger Therapieabbruch,
Einschränkung der
Therapiezeit und
der erreichten Temperatur
Vorzeitiger Therapieabbruch,
Einschränkung der
Therapiezeit und
der erreichten Temperatur
Vorzeitiger Therapieabbruch,
Einschränkung der
Therapiezeit und
der erreichten Temperatur
–
–
CTCAE v4.03
–
–
CTCAE v4.03
Verweigerung/
Unmöglichkeit der
Durchführung der
Therapie
Tod
QMHT
Verweigerung/
Unmöglichkeit der
Durchführung der
Therapie
Tod
QMHT
Verweigerung/
Unmöglichkeit der
Durchführung der
Therapie
Tod
QMHT
–
–
CTCAE v4.03
–
–
CTCAE v4.03
–
–
CTCAE v4.03
Lebensbedrohliche
Konsequenzen
Tod
CTCAE v4.03
Schwerer Schmerz,
der die zur Selbstversorgung nötigen Aktivitäten des
täglichen Lebens
einschränkt
Moderater
Schwerer Schmerz,
Schmerz, der die
der die zur SelbstAktivitäten des
versorgung nötitäglichen Lebens
gen Aktivitäten des
limitiert
täglichen Lebens
einschränkt
Sofort erkennbare
Ausgeprägte AbSchwellung und
weichung von der
Abweichung von
normalen anatomider normalen ana- schen Kontur, die
tomischen Kontur; die zur SelbstverEinschränkung der sorgung nötigen
Aktivitäten des täg- Aktivitäten des
lichen Lebens
täglichen Lebens
einschränkt
Medizinische Inter- Moderates bis
vention erfordergrößeres Debridelich, minimales
ment nötig oder
Debridement
Rekonstruktion
indiziert
erforderlich
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012 | 9
Leitlinien
Tab. 2 Einteilung der spezifischen Nebenwirkungen (Fortsetzung)
Grad
I
II
c. Spätnebenwirkung (>6 Monate nach Therapie)
Hautschmerz
Leichter Schmerz
Moderater
Schmerz, der die
Aktivitäten des
täglichen Lebens
limitiert
Abdominale
Schmerzen
Leichter Schmerz
Ödem
Schwellung bei
genauer Inspektion
erkennbar
Verbrennungsfolgen
Minimale Symptome, keine Intervention indiziert
Schwerer Schmerz,
der die zur Selbstversorgung nötigen Aktivitäten des
täglichen Lebens
einschränkt
Moderater
Schwerer Schmerz,
Schmerz, der die
der die zur SelbstAktivitäten des
versorgung nötitäglichen Lebens
gen Aktivitäten des
limitiert
täglichen Lebens
einschränkt
Sofort erkennbare
Ausgeprägte Abweichung von der
Schwellung und
Abweichung von
normalen anatomider normalen ana- schen Kontur, die
tomischen Kontur; die zur SelbstverEinschränkung der sorgung nötigen
Aktivitäten des täg- Aktivitäten des
lichen Lebens
täglichen Lebens
einschränkt
Medizinische Inter- Moderates bis hin
vention erforderzu größerem Debrilich, minimales
dement nötig oder
Debridement
Rekonstruktion
indiziert
erforderlich
dung dieser Leitlinie folgendes Vorgehen
aufgenommen:
1.Stufe:
1Audit der Institution auf Basis der
Dokumentation nach einem Viertel
des Studienverlaufs.
1Besuch der Einrichtung entschei­
det sich nach der Qualität der ein­
gereichten Dokumentation.
2.Stufe:
1Besuch der Institution, falls nach
dem Audit der Dokumentation an­
gezeigt.
1Die Institution wird von einen Mit­
glied der Technischen Kommis­
sion der ESHO visitiert, falls in der
Dokumentation Mängel in der Be­
rücksichtigung der Leitlinie festge­
stellt werden.
1Die Institution ist verantwortlich
für die Betreuung des Auditors.
10 | III
IV
V
–
–
CTCAE v4.03
–
–
CTCAE v4.03
–
–
CTCAE v4.03
Lebensbedrohliche
Konsequenzen
Tod
CTCAE v4.03
5.1 Vorgehen bei Hyperthermiebehandlungen
Der zuständige Arzt stellt vor der The­
rapie die Indikation zur Hyperthermie­
behandlung unter Berücksichtigung der
Ein- und Ausschlusskriterien. Danach er­
folgt die Anamnese und Patientenaufklä­
rung (s. beigefügtes Beispiel). Diese erfol­
gen anhand des Studien- bzw. Therapie­
protokolls.
Vor dem Behandlungsbeginn sollte der
Patient fieberfrei sein; die Entscheidung
zur Indikation sollte jedoch vom zustän­
digen Arzt unter Berücksichtigung be­
sonderer Vorsichtsmaßnahmen getroffen
werden. Es soll auch keine offene Wun­
de (z. B. Verbrennung, Abszess, Hautde­
fekt, frische Operationsnarbe) vorhanden
sein, die eventuell während der Behand­
lung im Bereich des Applikators liegen
wird. Falls dennoch eine Behandlung in­
diziert ist und durchgeführt wird, ist eine
Fotodokumentation vorher und nachher
durchzuführen.
Es muss gesichert werden, dass der Pa­
tient während der Behandlung kommu­
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012
nikationsfähig ist oder bei oberflächlicher
Analgosedierung reaktionsfähig bleibt
(Auswahl und Dosierung von geeigneten
Medikamenten müssen diese Erfordernis­
se unbedingt erfüllen und dürfen nur bei
ausreichender (Intensiv-)Erfahrung ein­
gesetzt werden [45]. Des Weiteren müssen
Hautdefekte und Sensibilitätsstörungen
im Bereich des Zielvolumens mit Tempe­
raturmesssonden überwacht werden.
Vereinzelt können Patienten die The­
rapie mit Lagerung im Ringapplika­
tor über eine Stunde oder länger wegen
Klaustrophobie nicht ertragen. Durch
Probeliegen kann die Durchführbarkeit
einer Hyperthermiebehandlung im Vor­
feld ermittelt werden. Eine unterstützende
Gabe von Beruhigungsmitteln kann hier­
bei hilfreich sein.
Auftragende Verbände müssen in
Rücksprache mit den Pflegekräften durch
dünne Pflaster (möglichst wasserdampf­
durchlässige Inzisionsfolie) ersetzt wer­
den.
Tab. 3 Beispiel der Datenerfassung bei der Hyperthermiebehandlung des Rektumkarzi-
noms. Auswahl verschiedener Abbruchkriterien z. B.: 0: keine, 1: Hot Spot, 2: Bolusdruck, 3:
Erschöpfung des Patienten, 4: Kreislaufentgleisung, 5: anderer medizinischer Grund, 6: Geräteausfall/Defekt
Name/Adresse
Geburtsdatum
Patienten-ID
Fraktion
Therapiedatum
Applikator
Behandlungszeit (min)
Therapeutische Behandlungsdauer (min)
Pmax (W)
Pmean (W)
Tumorsonde
(hier Rektumsonde)
Mittelwerte
Blase Tmax (°C)
Rektum Tmax (°C)
Vagina Tmax (°C)
Leiste Tmax (°C)
Abbruchkriterium: Dokumentation in der Patientenakte
Kommentar: Freitext für Patientenakte
5.1.1 Indikationsstellung zur
Hyperthermiebehandlung
Der Anhang enthält ein Beispiel mit An­
gaben, die ein Anamnesebogen enthalten
sollte und im Rahmen der Indikations­
stellung beachtet werden müssen. Weite­
re Angaben werden in den Behandlungs­
protokollen definiert.
5.1.2 CT/MRT-Bildgebung
nach Indikationsstellung
Wie schon unter Punkt 4.1 (Vorbereitung)
beschrieben, sollte der Patient nach der
Indikationsstellung eine CT- und/oder
MRT-Untersuchung bekommen. Die­
se Untersuchung dient einerseits der Be­
handlungsvorbereitung des Patienten im
Hyperthermiesystem, andererseits der
Durchführung einer (fakultativen) rech­
nergestützten Hyperthermieplanung
(HTP). Die Untersuchung sollte dann in
Rückenlage (Positionierung wie im Ap­
plikator) sowie bei leerer Blase durchge­
führt werden.
Tumor Tmean (°C)
Tumor Tmin (°C)
Tumor Tmax (°C)
Tumor T20 (°C)
Tumor T50 (°C)
Tumor T90 (°C)
CEM43T90 (min)
Daten zum Behandlungsverlauf. Proto­
kollierung von ungeplanten Temperatu­
ren, leistungsabhängigen, wasserdruck­
abhängigen oder lagerungsbedingten
Schmerzen, Behandlungsunterbrechun­
gen, bzw. Behandlungsabbruch.
Daten zur Hyperthermieanlage. Alle ge­
rätebezogenen Daten sind in einem Gerä­
tebuch zu dokumentieren. Die Aufzeich­
nungen sind mit dem jeweiligen nationa­
len Gesetz, wie z. B. dem Deutschen Medi­
zinproduktegesetz (MPG), abzugleichen.
5.2.2 Klinische Dokumentation
der kombinierten
Hyperthermiebehandlung
5.2 Dokumentation
Die vollständige Dokumentation der
Hyperthermiebehandlung besteht aus
einem physikalisch-technischen und
einem klinischen Teil.
Für medizinische, patientenbezoge­
ne Daten gelten die allgemeinen Daten­
schutzbestimmungen und die ärztliche
Schweigepflicht, z. B. nach § 203 im deut­
schen Strafgesetzbuch. Weiterhin gelten
die nationalen Krankenhausgesetze zur
Verarbeitung und Nutzung von Patienten­
daten. Wünschenswert ist hier eine elek­
tronische Erfassung der Patientendaten
mit Text- und Bildinformationen sowie
der Gerätedaten. Es müssen hier jedoch
die nationalen Datenschutzgesetze erfüllt
werden. Eine Verfügbarkeit und Lesbar­
keit der behandlungsrelevanten Daten
muss für eine Dauer von 30 Jahren sicher­
gestellt sein.
5.2.1 Physikalisch-technische
Dokumentation
Phasenlage) und alle Temperaturmess­
werte sind zu protokollieren. Änderungen
der Steuerparameter sind mit zeitlichem
und klinischem Bezug zu dokumentieren.
Die Temperaturen müssen so dokumen­
tiert werden, dass sie zeitlich auf den je­
weiligen Messort bzw. Katheter bezogen
werden können.
Alle behandlungsrelevanten Steuerpara­
meter des Systems (z. B. Leistung und
Im klinischen Teil werden insbesonde­
re Lagerung, Medikation, applizierte Zy­
tostatika, klinische Parameter des Patien­
ten und therapiebedingte Veränderungen
und Nebenwirkungen beschrieben. Al­
le Änderungen und Vorkommnisse sind
mit zeitlichem Bezug zur Hyperthermie­
behandlung zu dokumentieren.
5.2.3 Dokumentation der Lagerung
Die Positionierung des Patienten sollte
bei speziellen Lagerungen mit allen Mar­
kierungen fotografisch oder mit MRTBildern dokumentiert werden. Mögli­
che Hautveränderungen (z. B. durch Hot
Spots) sind – falls möglich – während, zu­
mindest nach Beendigung/Abbruch der
Behandlung fotografisch zu dokumen­
tieren.
5.2.4 Nebenwirkungen
Die Hyperthermie (im Sinne dieser Leit­
linie) ist keine eigenständige Therapiemo­
dalität, sondern ergänzt die systemische
Chemotherapie bzw. die Strahlenthera­
pie. Die unerwünschten Wirkungen der
kombinierten Behandlung entsprechen
daher primär dem Nebenwirkungsspek­
trum der Chemo- bzw. Strahlentherapie,
wobei sich die Nebenwirkungen der je­
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012 | 11
Leitlinien
weils zugrunde liegenden Therapie durch
hyperthermieerwärmtes Gewebe verstär­
ken können.
Die Einteilung des Schweregrads soll­
te nach den folgenden, international etab­
lierten Scores erfolgen und dokumentiert
werden:
FCTCAE v4.03 für chemotherapieas­
soziierte Nebenwirkungen
FRTOG v2.0 für strahlenspezifische
Nebenwirkungen
Hyperthermiespezifische
Nebenwirkungen
Zusätzlich sind auch Nebenwirkun­
gen zu erfassen, die spezifisch durch die
Hyperthermiebehandlung hervorgerufen
­werden.
Die unerwünschte höhere Tempera­
tur in der Haut oder im gesunden Gewe­
be stellt hierbei das zentrale Risiko dar,
welches bei Patienten mit gestörtem Tem­
peraturempfinden wesentlich erhöht ist,
z. B. im Rahmen einer Polyneuropathie.
Niedriggradige Temperaturüber­
schreitungen gehen mit Missempfinden
oder Schmerzen, einer Hautrötung und/
oder einer lokalen Ödembildung einher.
Im Falle einer anhaltenden Über­
temperatur im Gewebe können je nach
Schweregrad Gewebedefekte und Ne­
krosen resultieren. Die Temperatur­
schwelle für solche irreversiblen Schäden
wird je nach Gewebetyp und Expositions­
zeit bei 44–46 °C angesetzt [24, 61]. Spezi­
fische Nebenwirkungen sind in . Tab. 2.
aufgelistet.
5.3 Analyse der physikalischen
Behandlungsdaten
5.3.1 Standardisierte Analyse
der physikalisch-technischen
Behandlungsdaten
Um für alle Studienteilnehmer vergleich­
bare Auswertungen erstellen zu können,
werden aus den gespeicherten Werten die
relevanten Daten extrahiert und – soweit
möglich – mit einer einheitlichen Soft­
ware (z. B. RHyThM, Rotterdam Hyper­
thermia Thermal Modulator; [14]) aus­
gewertet. Ein wesentliches Merkmal der
einzusetzenden Software sollte eine Zu­
ordnung des behandelten Organs/Gewe­
bes und des Normalgewebes zu den er­
mittelten thermischen Daten beinhalten.
12 | Die Software soll alle notwendigen Ther­
modosisparameter berechnen (z. B. Tmax,
Tmean, T20/50/90, CEM43T90 min), die
Steuerparameter des Applikators und die
Therapiezeit. Wird eine Temperaturmes­
sung nur an der Hautoberfläche durchge­
führt, so ist nur Tmin und Tmax anzugeben.
Alternative Auswertemodule müssen
auf den identischen Berechnungsgrund­
lagen basieren und die gleichen Thermo­
dosisparameter bestimmen, wie z. B. das
„HES“-Modul, das im Hyperthermiezen­
trum Amsterdam eingesetzt wird.
5.3.2 Beispiele zur Datenerfassung
und -auswertung
Im jeweiligen Studienprotokoll müs­
sen die für die Auswertung (z. B. mit
RHyThm) relevanten Werte spezifiziert
werden. In . Tab. 3 ist ein Beispiel für
die Datenerfassung beim Rektumkarzi­
nom dargestellt.
Korrespondenzadresse
Dr. G. Bruggmoser
Universitätsklinikum Freiburg
Klinik für Strahlenheilkunde
Robert Koch Straße 3
79106 Freiburg
[email protected]
Danksagung. Die Autoren bedanken sich bei den
Mitgliedern des Atzelsberger Arbeitskreises der IAH für
ihre konstruktive Mitwirkung und die fortwährenden
Anregungen, eine Leitlinie zur Qualitätssicherung in
der regionalen Tiefenhyperthermie zu erstellen.
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor
gibt für sich und seine Koautoren an, dass keinerlei finanzielles Interesse an Firmen besteht, die Hyperthermiesysteme und Hyperthermieplanungssysteme herstellen oder vertreiben. Die Aussagen der Autoren basieren ausschließlich auf dem Stand von Wissenschaft
und Technik sowie deren persönlicher Erfahrung in der
klinischen Anwendung der Hyperthermie.
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Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012 | 13
Leitlinien
7 Anhang
7.1 Applikatorcharakteristik
7.1.1 Mindestanforderungen
an Applikatoren
Ein Applikator, der für die Tiefenhyper­
thermie eingesetzt wird, muss bestimm­
te Mindestanforderungen bezüglich der
Charakteristik der Energieverteilung er­
füllen, um vorzugsweise zentral im Kör­
per liegende Tumore zu erwärmen. Ide­
alerweise sollte die Energiedeposition im
Zielvolumen höher sein als im umliegen­
den gesunden Gewebe. Um dies zu er­
reichen, muss eine Fokussierbarkeit der
Energieverteilung realisierbar sein, eben­
so die Steuerbarkeit der Lage des Fokus.
Auf der Grundlage von Phantommes­
sungen wird das Verhältnis der Energie­
deposition im Target (SARtarget) und im
gesunden Gewebe festgelegt [5].
Vorschlag für ein standardisiertes Test­
phantom zur Prüfung der Charakteristik
von Applikatoren bei 75–140 MHz:
FBasis ist ein zylindrisches Phantom
mit einem Durchmesser von 20 cm.
FGewebeäquivalentes Material (Simu­
lation des Abdomens): 2 g/l NaCl in
destilliertem Wasser, effektive Leitfä­
higkeit (σ) 0,4 S/m bei 20ºC und rela­
tive dielektrische Permittivität (εr) 80.
FZielvolumen: Zentral angeordne­
ter Zylinder mit einem Durchmesser
von 5 cm und einer Länge von 10 cm.
Zentrale Anordnung des Zielvolu­
mens im zylindrischen Phantom.
Vorzugsweise soll dieses Phantom für
Messungen und Modellrechnungen ein­
setzbar sein. Gemessen wird mit Tem­
peraturmesssonden, bzw. sog. E-FeldSheets.
Jeder Applikator, der in der Tiefen­
hyperthermie verwendet wird, muss in
der Lage sein, im Zielvolumen ein mitt­
leres SAR-Level zu erreichen, das höher
ist, als das mittlere SAR-Level im gan­
zen Phantom. Folglich muss für jeden
Applikator das Verhältnis von SARtarget
zu ­SARnontarget minimal größer als 1 (z. B.
1,5) betragen, damit mit dem Applikator
eine Tiefenerwärmung in Pelvis und Ab­
domen erreichbar wird. Ob ein Applika­
tor dieses Minimalkriterium erfüllt, kann
14 | mit Hilfe von Messungen und Simulatio­
nen mit dem Testphantom ermittelt wer­
den. Messmittel und ein QS-Protokoll
nach ESHO sollte hierbei zugrunde ge­
legt werden. Beispielsweise ergeben Be­
rechnungen der Rotterdamer Hyperther­
miegruppe für das Testphantom für den
Sigma-60- und den Sigma-Eye-Applika­
tor Relationen von 3,0 bzw. 4,3.
7.1.2 Anforderungen
an Applikatoren in der
klinischen Anwendung
Von Phantomstudien ist es nicht mög­
lich, direkt genaue Anforderungen für
Hot-Spot-Level in der klinischen Anwen­
dung abzuleiten. Um Mindestanforderun­
gen in der klinischen Anwendung zu de­
finieren, haben die Autoren eine Forde­
rung aufgestellt, die auf der Anwendung
des am Häufigsten in der Tiefenhyper­
thermie verwendeten Applikators, dem
„Sigma 60“, basiert. Mit dem „Sigma 60“
wurden bislang in Europa über 5000 Pa­
tienten behandelt.
Die Rotterdamer Gruppe hat hierzu
ein bei einem Kollektiv von 10 Patienten
mit lokal fortgeschrittenem Zervixkar­
zinom einer extensive Analyse unterzo­
gen. Ziel dieser Analysen war die Gene­
rierung einer ausreichenden Datenmen­
ge, um ein maximal zulässiges SAR-Level
für Hot Spots in gesundem Gewebe zu de­
finieren, das bei einer Tiefenhyperthermie
mit akzeptabler Qualität entstehen kann,
d. h. bei der therapeutische Temperatu­
ren im Zielvolumen entstehen. Bei die­
sen 10 Patienten1 betrugen bei einer Ein­
gangsleistung am Sigma-60-Applikator
von 700 W im Zielvolumen die ­SARTumor
74±32 W/kg (Mittelwert ±1SD) und in
den Hot Spots die SARmax 290±100 W/
kg (Mittelwert ±1SD). Bei dieser Analyse
wurde der Volumenanteil der Hot Spots
mit 0,1% des Gesamtvolumens (V0.1) mit
der höchsten SAR angenommen. Daraus
lässt sich ableiten, dass die SAR-Levels
(bezogen auf den 0,1%igen Anteil) gene­
rell den SARtarget um einen Faktor 4 nicht
überschreiten sollten.
1
on Hersteller neuer TiefenhyperthermieV
Hyperthermiegeräte wird erwartet, adäquate Patientenmodelle zur Verfügung zu stellen
und sicherzustellen, dass diese Modelle repräsentativ für die mittleren Abmessungen ihres
Patientenkollektivs sind.
Strahlentherapie und Onkologie · Supplement 2 · 2012
Applikatoren, die die beiden Kri­
terien SARtarget>1,5*SAR non-target und
SAR0.1<4*SARtarget erfüllen, sind geeig­
net, Zielvolumina bis zu den therapeu­
tisch notwendigen Temperaturen zu er­
wärmen.
7.2 Mindestanforderungen
an die rechnergestützte
Hyperthermieplanung (HTP)
Als Voraussetzung für eine rechnerge­
stützte Hyperthermieplanung (HTP;
[1, 7, 33]) zur Simulation optimaler Be­
handlungsparameter ist es notwen­
dig, dass die Behandlungsposition mit
der in der Planung modellierten Posi­
tion übereinstimmt (max. Abweichung
1 cm). Die Positionierung des Patienten
wird in Abschn. 4.2.1. genauer beschrie­
ben. Weiterhin ist eine Kontrolle der von
den Antennen emittierten Radiofrequenz
zwingend erforderlich, um die mit der
HTP modellierten Leistungsverteilung in
der Therapie auch zu gewährleisten (die
Amplitude und die Phase müssen inner­
halb einer Genauigkeit von 5%/5° über­
einstimmen). Vorzugsweise kann die
Messung der SAR mit Sensoren oder die
Messung der Temperatur mittels nicht-in­
vasiver Thermometrie (NIT) für ein Feed­
back der aktuellen SAR oder der mit dem
Planungssystem berechneten Tempera­
turverteilung eingesetzt werden.
Die für die Hyperthermieplanung not­
wendige Aufnahme eines 3-D-Datensat­
zes mittels eines CT oder MRT erfolgt in
der Behandlungsposition bei der Hyper­
thermie. Dies bedeutet, dass die Bildge­
bung z. B. im Patientenlagerungsnetz er­
folgen sollte. Die Schichtdicke des Pla­
nungsdatensatzes ist für die später einge­
setzte E-Feld-Berechnungsmethode op­
timiert zu wählen (z. B. 5 mm bei finiten
Elementen (FE) mit Tetraedergittern oder
höher aufgelöst bei FDTD).
Die Hyperthermieplanung beginnt mit
der Segmentierung der unterschiedlichen
Gewebetypen. Dabei unterscheidet man
2 Ebenen der Segmentierung:
1.Hounsfield-Unit(HU)-basierte, auto­
matische Segmentierung: Auf der Ba­
sis der Hounsfield-Units des nativen
CT-Datensatzes können die Gewebe­
arten Luft, Fett, Muskel und Knochen
automatisch segmentiert werden. Das
Darmvolumen und die Organe sind
dabei normalerweise als „Muskel“ zu
segmentieren.
2.Volle Organsegmentierung: Zusätz­
lich zur HU-basierten automatischen
Segmentierung werden der Darm
und die Organe des Beckens separat
segmentiert.
Der 2. Schritt in der Hyperthermiepla­
nung beinhaltet die Definition des Ziel­
volumens (PTV). Das PTV muss vom
zuständigen Arzt ggf. unter Berücksich­
tigung weiterer Bildgebungsmodalitäten
(MRT, PET) schnittweise konturiert wer­
den. Der Arzt kann auch ein PTV, das für
die externe Strahlenbehandlung definiert
wurde, übernehmen.
Für die Berechnung unter Verwen­
dung der FE-Methode auf Tetraeder­
gittern muss sichergestellt sein, dass die
Kantenlänge der Tetraeder kleiner als
1/10 der Wellenlänge im Gewebe beträgt
(z. B. 90 MHz, Muskel kleiner als 3 cm).
Die für die Berechnungen benötigten di­
elektrischen und temperaturrelevanten
Eigenschaften der Gewebe werden den
gut dokumentierten Literaturquellen [6,
8, 11, 12, 17, 18, 19, 23, 26, 27, 28, 35, 37, 38]
oder (individuellen) Messungen entnom­
men [54, 55, 56].
Im Falle einer alleinigen SAR-Model­
lierung sollte nach Segmentierung und
Berechnung der elektromagnetischen Fel­
der, eine patientenspezifische Optimie­
rungsroutine eingesetzt werden, welche
die SAR-Abdeckung des Zielvolumens
maximiert und die Energiedeposition im
gesunden Gewebe minimiert. Weiterhin
sollte es möglich sein, spezifische sensible
Regionen zu definieren, bei denen zusätz­
lich bestimmte Grenzwerte für die Opti­
mierung festgelegt werden können.
Für eine Temperaturmodellierung ist
ein äquivalenter Ansatz erforderlich, der
die Temperatur im Zielgebiet maximiert
und im gesunden Gewebe minimiert. Es
sind absolute Temperaturmaximalwerte
notwendig, z. B. 44 °C in gesundem Ge­
webe und 42 °C im Knochenmark für
30 min. Thermische Eigenschaften und
Angaben zur Perfusion können Literatur­
angaben entnommen werden [39, 55, 56].
Der Einfluss des Blutflusses kann entwe­
der durch Anwendung der „bioheat equa­
tion“ oder durch eine Modellierung dis­
kreter Gefäße berücksichtigt werden [6,
11, 35, 48].
Die Übertragung der optimalen The­
rapieparameter für die Leistungssteue­
rung sollte an das Behandlungssystem be­
vorzugt automatisch/online erfolgen, um
Fehler zu minimieren.
Die Behandlungsposition des Patien­
ten und die Therapieparameter sind für
die Patientenunterlagen geeignet zu do­
kumentieren (s. Abschn. 5.2).
7.3 Dokumentation: Anamnese
Informatives Beispiel: Angaben
zur Erkrankung, Anamnese,
Behandlungsplan
Allgemeine Angaben:
FIdentifikation des Patienten
FGeburtsdatum
FPatientenidentifikations-Nr.
Angaben zur Erkrankung:
FDatum: TTMMYYYY
FUntersuchender Arzt
FHistologie
FFamilienanamnese
FVorerkrankungen
FRelevante Nebenerkrankungen:
1Diabetes Mellitus: ja/nein
1Herzerkrankung: ja/nein
1 Falls ja: KHK/Herzinsuffizienz
1­Thrombose <3 Monate
­(Embolierisiko?)
1Ödeme im Therapiegebiet oder
­direkt angrenzend: ja/nein
FAnamnese der gegenwärtigen
­Erkrankungen
FBeruf
FSoziale Anamnese
1Wohnsituation
1Anzahl Kinder
FAlkohol
FNikotin
FKarnofsky
FGröße
FGewicht
FSchwangerschaft: ja/nein
FVorliegen einer Klaustrophobie:
ja/nein
isherige Therapien
B
FVorbehandlung/Vorbestrahlung/­
Chemotherapie
Rechtfertigende Indikation:
FKurativ/palliativ/neoadjuvant
Kontraindikationen:
FSchrittmacher/Defibrillator/Neurosti­
mulator: ja/nein
FMetallimplantate: ja/nein
FWeitere mögliche Kontraindikatio­
nen: Verbrennung, Abszess, Hautde­
fekt, frische Operationsnarbe
Einverständniserklärung:
FSchriftliches Einverständnis liegt vor:
ja/nein
Ziel der Behandlung:
FBehandlung im Rahmen einer Studie
oder Fallserie: Bezeichnung der Stu­
die bzw. Fallserie
FAngaben zum Behandlungsvolumen
auf der Basis der 3-D-Bildgebung:
1Zielvolumen
1Risikovolumen
Behandlungsplan:
FStrahlentherapie:
1CT-gestützte 3-D-Planung
1Geplante Referenzdosis: X,X Gy
1Fraktionierung: X×Y,Y Gy/Woche
FChemotherapie
FHyperthermie
1Angaben zum Behandlungsvolu­
men
1 Zielvolumen
1Längszentrierung: z. B. die
Zielebene liegt 100 mm kaudal
des Bauchnabels
1 Risikovolumen
FVerifikation:
1Thermometrie, MR-Thermometrie
Körperlicher Untersuchungsbefund:
FAZ und EZ
FInternistisch
FNeurologisch
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