Technologie Aşgabat baut Kommunikations-Infrastruktur im Olympia-Komplex aus – Von Wilhelm Novy TV-Signalübertragung für Turkmenistan M it der Vergabe der Asiatischen Hallen- und Kampfsport-Spiele 2017 an die turkmenische Hauptstadt Aşgabat beschleunigten sich die Arbeiten an einem Sportanlagen-Komplex von olympischen Dimensionen. Dass dabei auch die Kommunikations-Infrastruktur des zentralasiatischen Landes ausgebaut wird, hat angenehme Folgen für die DEV Systemtechnik im hessischen Friedberg: Sie liefert einen kritischen Teil eines neuen Teleports. Bereits 2002 leistete sich das mit reichen Erdöl- und Erdgasvorkommen gesegnete Turkmenistan den Bau eines „Olympiastadions“ in avantgardistischer Architektur. 2009 beschloss die turkmenische Regierung in Aşgabat einen Sportstättenpark zu errichten, der auch den Ansprüchen Olympischer Spiele gerecht werden sollte. Einen vorläufigen Höhepunkt des Projektes bildete die feierliche Eröffnung eines WintersportKomplexes 2011. Bild 1: Gebäude des Nationalen Fernsehens Turkmenistans in Aşgabat Die Ausrichtung der Asian Indoor and Martial Arts Games 2017 läutete die zweite Runde des Projektes Olympiakomplex ein. Vergeben wurden Aufträge im Wert von 1,4 Mrd. Dollar, überwiegend an türkische Unternehmen mit dem Baukonzern Polimeks als Hauptauftragnehmer. Teil dieser Ausbaustufe war auch Bild 2: Front-End des Teleports. Die HF-Signale der Antennen gelangen über die DEV-Blitzschutzeinrichtungen elektrisch zu dem aus Sendern und Empfängern bestehenden Optribution-System DEV 7113. Sie werden in optische Signale umgesetzt, über Glasfaser in das Empfangsgebäude übertragen, dort wieder in HFSignale konvertiert und von einer Matrix DEV 1996 auf die Empfänger verteilt. SAT-REPORT 7-8/2013 ein neuer Teleport für das Nationale Fernsehen (Bild 1). Empfangen werden die Informationen von Nachrichtensatelliten wie etwa Yamal und TürkSat. Der Auftrag dafür ging an den Systemintegrator Bilgi Park, Istanbul. Bilgi Park plante dafür eine Antennenfarm mit zwölf 2,4-m- und einem 3,7-m-Parabolspiegel. Die empfangenen Signale sollten gezielt auf zehn professionelle Empfänger gelegt werden. Zur Realisierung dieses kritischen Anlagenteils zwischen Antennen und Empfängern suchte Bilgi Park das Know-how und die Unterstützung der DEV Systemtechnik als Spezialist für die Übertragung und Verteilung von HF-Signalen über Koaxialkabel- oder Glasfaser-Infrastrukturen. Es sollten nicht alle Signale jederzeit auf allen beliebigen Empfängern verfügbar sein, sondern nur jeweils eine gezielte Auswahl davon. Für diese Aufgabenstellung gab es unterschiedliche Lösungsansätze, die DEV detailliert ausarbeitete und Bilgi Park vorlegte. 27 Technologie Der Systemintegrator entschied sich nach Abwägung von Kosten und Nutzen für eine komfortable, leicht ausbaufähige und damit zukunftssichere Matrix-Lösung. Die Antennensignale werden von dem optischen Sende- und Empfangssystem DEV 7113 übertragen und von einer L-Band-Matrix DEV 1996 in Ausbaustufe 64 x 16 auf zehn professionelle Harris-Multikanalempfänger verteilt (Bilder 2 und 3). Die L-Band-Verteilmatrix DEV 1996 lässt sich von 16 x 32 auf bis zu 1024 x 1024 Kanäle ausbauen und mit einem handelsüblichen Apple iPad steuern, das DEV kostenlos mit jeder Matrix ab 32 x 32 liefert. Das iPad nutzt die Funktionen der Matrix-Webschnittstelle zur Konfiguration, Überwachung, Schaltung und Steuerung über eine intuitive grafische Benutzeroberfläche. Die Matrix-Module sind ohne Betriebsunterbrechung austauschbar. Das nur drei Höheneinheiten große Optribution-Chassis DEV 7113 bietet Platz für 20 optische Steckplätze und kann bei maximaler Bestückung mit Twin-Karten für zwei Kanäle bis zu 40 Signale optisch übertragen. Es ist komplett über ein nutzerfreundliches Web-Interface steuer- und überwachbar. Mit zweimal Bild 3: Installation im Empfangsgebäude. Ganz links das Rack mit den DEV-Geräten, daneben die Empfänger. 300 Watt Stromversorgung steht genügend redundante Leistung zur Speisung von bis zu 40 LNBs zur Verfügung. Entsprechend den zu überbrückenden Entfernungen und den Ansprüchen an Der Präsident hat Geburtstag! Zum Geburtstag des turkmenischen Präsidenten Gurbanguli Berdimuchamedow – einer treibenden Kraft hinter dem Ausbau der Sportstätten – war als Dankeschön der beauftragten Firmen eine qualitativ exzellente Übertragung der Feierlichkeiten zwischen dem Medienzentrum und dem Eissportpalast geplant. Die DEV Systemtechnik realisierte dafür innerhalb kürzester Zeit eine optische Glasfaser-Übertragungsstrecke von nicht weniger als 120 km Länge ohne Zwischenverstärker. Dafür war nur das Beste vom Guten gut genug: Das DEV Top Performance Optical Link, bestehend aus dem Sendermodul DEV 7233 und dem Empfängermodul DEV 7333. Es ist als optische HochleistungsÜbertragungsstrecke mit einer Rauschzahl von <10 dB, einem Dynamikbereich von 85 dB (‑70 bis +15 dBm), einem optischen Budget von max. 35 dB und einem variablen Linkgain von -10 bis +35 dB im Extended-L-Band spezifiziert. Damit lassen sich bis zu 170 km optische Strecke verstärkerlos überbrücken. Für mittlere und kurze Entfernungen und geringere Ansprüche an die technischen Spezifikationen bietet DEV die Module Advanced Solution Optical Link und Basic Optical Link an. Über Bilgipark Bilgipark (www.bilgipark.tv), Istanbul, Türkei, wurde 1997 von Askin Erdemir gegründet. Er und sein Sohn Burcin Erdemir sind die Eigentümer des Unternehmens. Bilgipark ist Distributor für Avid, Harris, Vinten!sachtler, Litepanels und weitere Anbieter in der Türkei. Das Unternehmen entwickelte den ersten HD-TV-Übertragungswagen der Türkei und lieferte die Server und Automatisierungseinrichtungen für die HD-Umrüstung von Digiturk mit Geräten von Harris. 28 die technischen Spezifikationen bietet DEV Sende- und Empfangsmodule in drei Preis- und Leistungsklassen an. Alle Baugruppen beanspruchen nur vier Tiefeneinheiten und ermöglichen dadurch eine hohe Packungsdichte auf Systemebene. Bei der Inbetriebnahme zeigten sich die Techniker von Bilgi Park zunächst etwas verwirrt ob der gemessenen Signalqualität. „Wir dachten wirklich, dass unsere Messgeräte kaputt wären oder zumindest neu kalibriert werden müssten, weil die empfangenen Signale so stark und sauber waren“, erinnert sich Nuriye Güngör von Bilgi Park. „Aber es waren in der Tat die exzellenten Übertragungseigenschaften der DEV-Systeme dafür verantwortlich.“ „Nicht zufällig heißt unser Firmenmotto ‚Wir verstehen Ihre Signale’“, so DEVs Area Sales Manager Jörg Sommerschuh im Rückblick, „und unsere OptributionÜbertragungs- und Verteilsysteme sind nun mal das beste, was einem HF-Signal passieren kann!“ Für die Zukunft ist ein weiterer Ausbau der Antennenfarm mit der Nachrüstung einzelner Antennen für den Sendebetrieb als Uplink geplant. „Selbstverständlich ist dann DEV wieder mit im Boot“, versichert Güngör. SAT-REPORT 7-8/2013