Mathe I Modul: Grundlagen Rechnungswesen Studiengänge: BBA/BGS Ingo Manfraß (TEAM Dr. Kowalski) 19. April 2015 Dies’ ist kein Selbstlernskript, sondern lediglich als Hilfe für die Vorlesung gedacht. Es enthält u.a. etliche Lückentexte. Zudem ist es nur für die Vorlesungen in Costs für den Bachelor gedacht, die ich halte. Alle Angaben sind (wie immer) ohne Gewähr. D.h. Fehler sind menschlich und bitte ich somit zu entschuldigen... Ingo Manfraß §1 Grundlagen § 1.1 Mengen A, B, C, . . . Elemente a, b, c, . . . Elementzugehörigkeit a∈A bzw. A∋a 1 Beispiel für Zahlenmengen Natürliche Zahlen N N = {1, 2, 3, . . . , n, n + 1, . . . } N0 = {0, 1, 2, 3, . . . , n, n + 1, . . . } Ganze Zahlen Z Z = {. . . , −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . . } 2 Rationale Zahlen Q Q={ m | m ∈ Z und n ∈ N} n Zahlen mit endlich vielen Nachkommastellen ( 1 4 = 0.25) oder mit unendlich vielen periodischen Nach1 = 0.333 . . . ). kommastellen ( 3 Reelle Zahlen R Alle rationalen Zahlen und die Zahlen, die unendlich viele nicht-periodische Nachkommastellen haben. √ (z.B. 2, π, e ≈ 2.718 . . . ) 3 Mengenverknüpfungen Seien A, B Mengen Durchschnittsmenge A ∩ B = {x | x ∈ A und x ∈ B} 4 Vereinigungsmenge A ∪ B = {x | x ∈ A oder x ∈ B oder x ∈ A ∩ B} 5 Differenzmenge A \ B = {x | x ∈ A und x ∈ / B} 6 Logische Operatoren • oder: ∨ • und: ∧ • Negation: ¬ • Implikationspfeil/Folgerungspfeil: ⇒ Wenn x in A ist, dann ist auch x in B: x∈A ⇒ x∈B • Äquivalenzpfeil: ⇔ (x ∈ A ⇒ x ∈ B) und (x ∈ B ⇒ x ∈ A): x∈A ⇔ x∈B 7 Mengeninklusionen • A ist Teilmenge von B d.h.: x ∈ A ⇒ x ∈ B A⊆B • A ist gleich B A=B d.h.: x ∈ A ⇔ x ∈ B • A ist echte Teilmenge von B A⊂B bzw. A(B d.h.: A ⊆ B und A 6= B 8 Für festes G mit A ⊆ G heißt Ā = {x ∈ G | x ∈ / A} das Komplement von A (bzgl. G). 9 Ein Fazit für die obigen Zahlenmengen: N ⊆ N0 ⊆ Z ⊆ Q ⊆ R 10 Ebenfalls zu den Grundlagen gehört die Benutzung von Quantoren: • Für alle Elemente x der Menge A gilt die Aussage a: ∀ x ∈ A : a(x) gilt • Es existiert ein Element x in A, für das die Aussage a gilt: ∃ x ∈ A : a(x) gilt 11 Definition Es seien A, B zwei Mengen. Das kartesische Produkt (auch Kreuzprodukt) A × B ist die Menge aller geordneter Paare (a, b) mit a ∈ A und b ∈ B: A × B = {(a, b) | a ∈ A ∧ b ∈ B} 12 § 1.2 Funktionsbegriff Definition Seien X, Y Mengen und f : X → Y eine Zuordnung zwischen den Elementen von X und Y . Dann heißt f eine Funktion (oder Abbildung), wenn gilt: ∀x, x′ ∈ X : x = x′ ⇒ f (x) = f (x′ ) 13 Beispiel X = Y = R und f : R → R mit x 7→ x2 14 Beispiel X = Y = [−1, 1], x2 + y 2 = 1 15 Definition Seien X, Y Mengen, f : X → Y . Dann heißen a) Definitionsbereich von f Df := {x ∈ X | ∃y ∈ Y : f (x) = y} b) Wertebereich von f Wf := {y ∈ Y | ∃x ∈ X : f (x) = y} c) Graph von f Gf := {(x, y) ∈ X × Y | f (x) = y} 16 §2 Wahrscheinlichkeitsrechnung § 2.1 Grundlagen Zufallsexperiment = reproduzierbarer Vorgang, dessen Ausgang vom Zufall abhängig ist. 17 Beispiel einmaliger Würfelwurf Ergebnis = Ausgang eines Zufallsexperimentes Ω = Ergebnisraum = {alle Ergebnisse} = {1, 2, 3, 4, 5, 6} 18 Eine Teilmenge A ⊆ Ω heißt Ereignis“. ” Speziell heißen Ereignisse, die nur aus einem Ergebnis bestehen Elementarereignisse“. ” 19 Aus Ereignissen A, B lassen sich neue Ereignisse konstruieren: A ∩ B = A und B treten gleichzeitig ein. 20 Beispiel Zufallsexperiment: einmaliger Würfelwurf C = Ereignis: gerade Augenzahl größer als 2 Aufsplitten in kleinere“ Ereignisse ” A= = B= = ⇒ C= 21 A ∪ B = A oder B oder beide treten ein. 22 Beispiel Zufallsexperiment: dreimaliger Münzwurf C = Ereignis: mindestens 2 Wappen Ω= Stelle C als Vereinigung von Elementarereignissen dar. ( Primfaktorzerlegung“) ” ⇒ C= 23 Für einander ausschließende Ereignisse A, B gilt also A ∩ B = ∅ = {} wobei ∅ das unmögliche“ Ereignis ist. ” Dual dazu ist (ganz) Ω das sichere Ereignis“. ” 24 Definition Das Ereignis Ā heißt das zu A bzgl. Ω komplementäre Ereignis oder Gegenereignis“. ” 25 Dabei gilt offensichtlich: A ∪ Ā = Ω (Tautologie) A ∩ Ā = ∅ (Kontradiktion) Bezeichnung |A| =Anzahl der Ergebnisse in A 26 Ein Maß für die Sicherheit des Eintretens eines Ereignisses A ist die Wahrscheinlichkeit: W (A) = Wahrscheinlichkeit dafür, dass A eintritt 27 Es gibt 4 mögliche Wahrscheinlichkeitsbegriffe 1) subjektiver Wahrscheinlichkeitsbegriff 2) statistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff (nach von Mises) 3) klassischer Wahrscheinlichkeitsbegriff (nach Laplace) A Ereignis ⇒ Anzahl der Günstigen Anzahl aller Möglichkeiten |A| = |Ω| W (A) = 28 4) axiomatischer Wahrscheinlichkeitsbegriff (nach Kolmogorov ) ① Jede Wahrscheinlichkeit ist eine eindeutig bestimmte reelle Zahl: W (A) ∈ R mit 0 ≤ W (A) ≤ 1 ② W (Ω) = 1 ③ spezieller Additionssatz A, B einander ausschließend ⇒ W (A∪B) = W (A)+W (B) 29 ③ läßt sich auf endlich viele (sogar abzählbar unendlich viele) paarweise einander ausschließende Ereignisse übertragen: A1, A2, . . . , An paarweise einander ausschließend ⇒ W (A1 ∪ A2 ∪ · · · ∪ An) = W ( n [ Ai ) i=1 = W (A1) + W ( n [ Ai ) i=2 = W (A1) + W (A2) + W ( n [ Ai ) i=3 = W (A1) + W (A2) + · · · + W (An) = n X W (Ai) i=1 30 Beispiel Ein Würfel wird zweimal hintereinander geworfen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Augenzahl = 4 ist? 31 Vorgehensweise A als Vereinigung von Elementarereignissen darstellen und die Wahrscheinlichkeit W (A) mit Laplace (und Kolmogorov) ausrechnen. 32 Für das Gegenereignis Ā = Augensumme 6= 4 ergibt sich: 33 Allgemein gilt für das Gegenereignis Ā eines Ereignisses A: W (A) = 1 − W (Ā) 34 Insbesondere gilt für die Wahrscheinlichkeit des unmöglichen Ereignisses ∅: W (∅) = 0 Begründung 35 Der allgemeine Additionssatz für beliebige (nicht notwendig einander ausschließende) Ereignisse: A, B beliebige Ereignisse W (A ∪ B) = 36 A, B, C beliebige Ereignisse W (A ∪ B ∪ C) = 37 Problem W (A ∪ B) = W (A) + W (B) − W (A ∩ B) Man sieht“: Es müssen Multiplikationssätze“ her! ” ” 38 § 2.2 Bedingte Wahrscheinlichkeiten Fallbeispiel 6 Glühbirnenbeispiel, 1. Evolutionsstufe Grundgesamtheit: Stichprobe: 39 Gesucht: Die Wahrscheinlichkeit beim 2. Zug eine brauchbare Birne zu entnehmen (B) unter der Voraussetzung (Bedingung), dass bereits die erste Birne brauchbar war (A). W (B unter der Bedingung A) = ? Abk.: W (B/A) apriori-Ereignis aposterioriEreignis 40 Vereinbarung: Die Glühbirnen sind durchnumeriert. 5 und 6 sind defekt. Ω= (1, 2); (1, 3); (1, 4); (1, 5); (1, 6); (2, 1); (2, 3); (2, 4); (2, 5); (2, 6); (3, 1); (3, 2); (3, 4); (3, 5); (3, 6); (4, 1); (4, 2); (4, 3); (4, 5); (4, 6); (5, 1); (5, 2); (5, 3); (5, 4); (6, 1); (6, 2); (6, 3); (6, 4); (6, 5) (5, 6); 41 1. Birne ist brauchbar 2. Birne ist brauchbar 1. und 2. Birne sind ( gleichzeitig“) brauchbar ” 42 1. oder 2. Birne brauchbar 43 Da man beim 2. Zug voraussetzt, dass die erste Birne ok ist (Bedingung A), steht für den 2. Zug nicht mehr der ganze Ergebnisraum Ω zur Verfügung. Im Sinne von Laplace ist also die Anzahl aller möglichen Ergebnisse nicht mehr |Ω| = 30, sondern lediglich |A| = 20. 44 Also hat man gemäß Laplace: W (B/A) = = = 45 Es ergibt sich: Satz allgemeiner Multiplikationssatz W (A ∩ B) = W (A) · W (B/A) 46 Definition A, B heißen stochastisch unabhängig, wenn das Eintreten von A nicht vom Eintreten von B und das Eintreten von B nicht vom Eintreten von A abhängig ist. W (B/Ā) = W (B/A) Lemma (Hilfsatz) A, B stochastisch unabhängig ⇒ W (B/A) = W (B) 47 Korrolar (Folgerung) spezieller Multiplikationssatz A, B stochastisch unabhängig ⇒ W (A∩B) = W (A)·W (B) 48 Wahrscheinlichkeit = Maßbegriff für Ereignisse 49 § 2.3 Binäre Entscheidungsbäume Fallbeispiel 6 Glühbirnenbeispiel, 2. Evolutionsstufe Bezeichnung: Bi = brauchbar im i-ten Zug (i ∈ {1, 2}) Übersetzung“: ” 50 Entscheidungsbaum 51 Allgemein: W ( ∩ ∆) W (/∆) = W (∆) W (B1/B2) = 52 Musterklausur, Aufgabe 2 Zuerst die Checkliste“: ” ① Z = Zug verspätet S = Schiff verspätet ② Alle gegebenen Wahrscheinlichkeiten hinschreiben; gesuchte Wahrscheinlichkeit formulieren ③ Baum so verzweigen, dass alle Wahrscheinlichkeiten direkt eingetragen werden können ④ Baum vervollständigen ⑤ Gesuchte Wahrscheinlichkeit formulieren/ermitteln 53 ① ② geg.: ges.: ⑤ 54 ③,④ Entscheidungsbaum 55 Fallbeispiel 5b) ① ② geg.: ges.: ⑤ 56 ③,④ Entscheidungsbaum 57 Fallbeispiel 5a) ① ② geg.: ges.: ⑤ 58 ③,④ Entscheidungsbaum 59 § 2.4 Kombinatorik Binomialkoeffizient N = n N! (N − n)! · n! = = = 60 Beispiel Wie Wahrscheinlich sind 6 Richtige im Lotto? 61 Die hypergeometrische Verteilung Voraussetzungen: • Merkmal ist dichotom • Merkmal ist diskret • Ziehen ohne Zurücklegen (ZoZ) 62 Variablen: N n M x : Grundgesamtheitsumfang : Stichprobenumfang : Anzahl der Merkmalsträger in der Grundgesamtheit : Anzahl der Merkmalsträger in der Stichprobe 63 Wahrscheinlichkeitsfunktion f (x) = W (X = x) = M N −M · x n−x N n 64 Beispiel Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit im Lotto (6 aus 49) 3 bzw. 4 Richtige zu tippen. 65 Fallbeispiel 6 Glühbirnenbeispiel, 3. Evolutionsstufe X = Anzahl brauchbarer Birnen Berechne die Wahrscheinlichkeiten: a) Genau 7 brauchbare zu ziehen. b) Mindestens 1 brauchbare zu ziehen. 66 §3 Lineare Algebra (Matrizenrechnung) § 3.1 Matrizen Motivation: Möbelproduktion x = Anzahl Stühle y = Anzahl Hocker 67 Pro Stuhl werden 4 Beine benötigt ⇒ Pro Stuhl wird 1 Lehne benötigt ⇒ 5 Stühle: 5 Stühle: Beine Lehnen 68 Tabelle: Stuhl Beine → Lehnen 69 Pro Hocker werden 3 Beine benötigt ⇒ 5 Hocker: Pro Hocker werden 0 Lehnen benötigt ⇒ 5 Hocker: Beine Lehnen 70