Das Geld der Kreditgeldwirtschaft

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Das Geld der Kreditgeldwirtschaft
Wenn wir über Geld reden, dann assoziieren wir zunächst das, was sich in unseren Portemonnaies an Münzen und Scheinen
vorfindet. Das ist das vom Staat herausgegebene Bar- oder Handgeld. Man nennt es auch Staatsgeld. Nun haben sich unabhängig
vom Staatsgeld auch die wirtschaftenden Individuen und Betriebe, eingeschlossen das Bankensystem, ein eigenes Geld
geschaffen. Sie tun das weiterhin und in großem Umfang.
Nennen wir dieses Geld in Anlehnung an die Bezeichnung Staatsgeld Wirtschaftsgeld. Das Wirtschaftsgeld hat mit dem
Staatsgeld nur das Wertmaß (Euro, Dollar, Yen) gemeinsam. Es ist heute in der Regel elektronisch vergegenständlicht
(Girokonten, Kreditkarten usw.) und wird, z. B. über das Bankensystem, aus Kreditierungen geschaffen. Daher spricht man auch
von Kreditgeld. Wirtschaftsgeld entsteht auch dort, wo Banken (etwa beim Wertschriftenankauf) mit Forderungen gegen sich
selbst bezahlen. Eine Bank gibt sich für solche Zahlungen gewissermaßen selbst Kredit, was man an ihrer Bilanz ablesen kann.
Gerade einmal zirka acht Prozent der heute umlaufenden Eurogeldmenge M3 sind Staatsgeld. Alles andere ist Wirtschaftsgeld.
Zieht man als Vergleichgröße die Gesamtmenge des Wirtschaftsgeldes heran, dazu gehört auch das sogenannte Near Money,
das weltweit als ausgezeichnetes Zahlungsmittel gilt, und in Megamilliarden ständig den Erdball umkreist, dann geht die
Staatsgeldmenge weiter gegen Null. Die heutige Geldwirtschaft ist also wesentlich Kreditgeldwirtschaft.
Geld wird gern anhand seiner Funktionen erklärt. Schon bei William Stanley Jevons (1835 – 1882) findet sich die geradezu
klassische Definition: Geld ist Zahlungsmittel, Wertaufbewahrungsmittel, Wertmaßstab und Recheneinheit. Es wird sich im
Folgenden zeigen, dass es besser heißen würde: Geld dient als Zahlungsmittel, Wertaufbewahrungsmittel, Wertmaßstab und
Recheneinheit - neben vielen anderen Dingen auf dem Markt, die diese Funktionen auch erfüllen können.
Es ist schon oft bemängelt worden, dass die funktionsorientierte Definition des Geldes überaus schwammig ist. Man vermisst
in ihr das Besondere am Tauschgut Geld. Nimmt man die Jevons’sche Definition wörtlich, dann würden auch die anderen in den
Tausch gelangenden Güter „Geld“ heißen müssen. Ein Beispiel ist die Zigarette, die in der Nachkriegszeit sogar ein besseres
Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel war als ein Geldschein. Mit dem Geldbegriff von Jevons kommen wir also nicht weiter.
Wir müssen weg von der Fixierung auf die Funktionen des Geldes und einen anderen Weg gehen. „Geld gehört zu den Dingen,
meinte Josef Schumpeter einstmals, deren Verständnis man erschwert, wenn man sie allzu einfach darzustellen versucht.“
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Wie Kreditgeld entstanden ist
Das sogenannte Kreditgeld wird aus Kreditierungen geschaffen. Dies zugestanden – die beobachtbaren Fakten lassen nichts
Anderes zu – erscheint es für die Aufklärung des Geldphänomens als ratsam, die Praxis des Kreditierens unter die Lupe zu
nehmen. Schauen wir uns dazu als erstes die Verhältnisse beim prämonetären Tausch an. Denn das Kreditieren ist ursprünglich
keine Erscheinung der Geldumgangspraxis, sondern der Tauschpraxis überhaupt.
Tauschgeschäfte kommen oft dadurch zustande, dass ein Tauschpartner für die Gegenlieferung seiner Lieferung eine
Zeitverzögerung akzeptiert. Man sagt auch: Er kreditiert die Gegenlieferung. Er erteilt dem anderen Tauschpartner für die Zeit
Kredit, in welcher der nicht liefern kann oder nicht liefern will. Er akzeptiert das Versprechen des Anderen, die Gegenlieferung
irgendwann zu erbringen. Das Versprechen ist ein Tilgungsversprechen, genauer: ein Schuldentilgungsversprechen. Der
Krediteur akzeptiert ein solches Versprechen nur, wenn er sicher ist, dass der Versprechende leisten kann, und leisten will.
Das Können, das Leistungspotential ermittelt er anhand einer sogenannten Bonitätsprüfung. Ist der Leistungsschuldner in der
Lage, seine Lieferung wie versprochen zu erbringen? Ist sein Versprechen durch sein Leistungspotential gedeckt? Das Wollen
muss der Schuldner dokumentieren, indem er sein Versprechen bescheinigt. Mit der Bescheinigung ist das Versprechen
nachweisbar vergegenständlicht. Eine Bescheinigung ist aber keine Vergegenständlichung im üblichen Sinne, sondern eine
symbolische. So lässt sich sagen: Ein Tilgungsversprechen ist marktgängig, wenn es symbolisch vergegenständlicht und durch
das Leistungspotenzial seines Emittenten gedeckt ist.
Die hier in Rede stehende Bescheinigung ist kein Arbeitsdokument oder ein Schulzeugnis, sondern die Bescheinigung einer
Schuld, ein Schuldschein. Nun ist jeder Schuldschein nicht nur Schuldschein, sondern zugleich auch Gutschein, ein Gut-SchuldSchein sozusagen. Für den einen Tauschpartner ist er Gutschein, für den anderen Schuldschein. Der Einfachheit halber nenne
ich künftig einen Gut-Schuld-Schein immer Gutschein.
Jeder Gutschein ist die Vergegenständlichung eines Tilgungsversprechens
Ist er vollständig, dann lautet sein Text: Ich verspreche, zum Zeitpunkt A am Ort B das Tauschgut C zu liefern, das heißt, meine
aus dem Tausch verbliebene Schuld zu tilgen. Eine Wertangabe ist dabei nicht erforderlich. Es genügt die genaue Beschreibung
des geschuldeten Tauschobjekts. Sind die genannten Voraussetzungen erfüllt, dann kann der Gutschein wie ein Tauschgut
behandelt werden. Dieses (zugegeben etwas Seltsames) Tauschgut komplettiert fürs erste den anstehenden Tausch. Auf der
Basis des gedeckten und vergegenständlichten Versprechens kommt es zum Vollzug des Geschäfts. Die avisierte Lieferung
erfolgt - ohne sofortige Gegenlieferung.
Ein Gutschein muss zwar nicht, kann aber bewertet sein. Dann kommen zum Text auf dem Gutschein noch zwei Angaben hinzu:
die Nennung einer Zahl (D) und eines Wertmaßes (E), z. B. Dollar, Euro oder Yen. D und E zusammengenommen, ergeben eine
Maßeinheit, im vorliegenden Fall die Wertmaßeinheit. Mit den Wertmaßen Dollar, Euro, Yen wird übrigens nicht nur der Wert
von Gutscheinen, sondern auch der Wert aller Tauschgüter ermittelt (z. B. anlässlich einer Preisermittlung).
Der Gutschein ist mit D und E nicht nur bewertet, sondern quantitativ bewertet. Dadurch wird er zu einer Wertschrift. Eine
Wertschrift ist ein quantitativ bewertetes und symbolisch vergegenständlichtes Tilgungsversprechen, das durch das
Leistungspotential seines Emittenten gedeckt ist. Auch für eine Wertschrift gilt, dass sie Gut und Schuld zugleich ist. Man nennt
sie daher auch Schuldverschreibung.
Die gleichen Strukturen, die wir aufgrund der Beobachtung prämonetärer Tauschakte vorfinden, lassen sich auch bei der
Geldschöpfung auf der Basis von Krediten nachweisen. Auch Kreditgeld ist Gut- und Schuldbescheinigung zugleich. Beim Giral-
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und Plastikgeld ist dies abzulesen an den Bilanzen der Kreditinstitute, wo jeder Betrag sowohl als Guthaben/Forderung, als auch
als Schuld/Verbindlichkeit verbucht ist.
Genau wie die Gutscheinschöpfung ist auch die Kreditgeldschöpfung die Vergegenständlichung von Versprechen, in der Regel
in digitaler Form („Giralgeld“, „Plastikgeld“). Auch hier ist das die Leistung zusichernde Versprechen ein Tilgungsversprechen.
Dass Kreditgeld auf Versprechen basiert, ist aus dem Text der geldkonstituierenden Kreditdokumente (Gutscheine oder
Darlehensverträge) ersichtlich. Ein Kreditgeldvertrag dokumentiert ein Tauschgeschäft, bei dem die Gegenlieferung (Geld) für
eine Lieferung (Geld) zu einem späteren Zeitpunkt, also mit Zeitverzögerung (s.o.) versprochen wird.
Kreditgelder sind durch Leistungspotenziale unterlegt
Kreditgelder sind ebenfalls durch die Leistungspotenziale der Kreditnehmer unterlegt (bzw. sollten damit unterlegt sein). Denn
das Leistungspotenzial des Kreditschuldners ist sein Tilgungspotenzial. Es wird anlässlich der Darlehensvergabe durch
Bonitätsprüfung ermittelt. Kreditwürdig ist, wer Leistungspotenzial nachweisen kann. Ein Meisterbrief, eine
Approbationsurkunde, eine „gute Idee“, ein zu verwertendes Sachgut (z.B. ein Pfand) dienen als Kreditwürdigkeitsnachweis.
Das Leistungspotenzial (= Schuldentilgungspotenzial) ist die Garantie für die Realisierung der Versprechen der Kreditnehmer. Es
ist, wie wir oben sagten, die Deckung ihrer Versprechen.
So lässt sich sagen: Das Geld der Kreditgeldwirtschaft ist die Gesamtheit der quantitativ bewerteten, symbolisch
vergegenständlichten Tilgungsversprechen, die durch das Leistungspotenzial ihrer Emittenten gedeckt sind. Diese Definition ist
eindeutig. Was nicht mit ihr erfasst werden kann, ist kein Geld, jedenfalls nicht Geld der Kreditgeldwirtschaft. Die Definition
umfasst alle Kreditgelder auf dem heutigen Markt. Sie beschreibt das Universalgeld der Kreditgeldwirtschaft. Währungsgelder
sind nur ein Teil davon. Zum Universalgeld der Kreditgeldwirtschaft zählen all jene Formen von Geld, die man als sogenanntes
Near Money (s.o.) bezeichnet. Das Near Money besteht aus Wertschriften unterschiedlichster Art – emittiert von nachweislich
boniden Schuldnern.
Inzwischen haben alle möglichen Wertschriften (Wechsel, Zertifikate, Kreditkarten, Substitute, Surrogate, auch Anteilscheine)
wegen ihrer intersubjektiven Akzeptanz als Zahlungsmittel unverkennbar Geldcharakter. Wir können einer hochgradig
handelbaren Wertschrift ohne weiteres Geld-Funktion zuschreiben. Viele Wertschriftendepots sind heutzutage so marktoffen
wie Bargeldkassen. Ihre Inhaber sind so liquide wie die Inhaber von Girokonten. Sie können jederzeit abheben, Überweisungen
tätigen, Schecks ausstellen usw.
Der Gebrauch von Wertschriften als Geld hat eine lange Tradition
Schon die mittelalterliche Finanzwirtschaft der Hanse und der norditalienischen Handelsstädte verwendeten z. B. den Wechsel
(cambio) wie Geld. In den 30-iger Jahren des 20. Jahrhunderts kam in der Schweiz das sogenannte WIR-Geld auf, ein
weitverbreitetes Kreditgeld, das heute noch von ca. 60.0000 Schweizer Firmen und deren Mitarbeitern neben dem offiziellen
Franken als Zahlungsmittel verwendet wird. Das Wirtschaftsgeld (Kreditgeld) entsteht im Wettbewerb, wie jeder weiß, der
anlässlich einer Investition (Hausbau) verschiedene Kreditangebote bei den Banken eingeholt hat. Es wird aber in der Regel (und
in einem einheitlichen Handelskreis sinnvoller Weise!) mit dem gleichen Wertmaßstab (z. B. Euro) gemessen - so wie man in
Kontinentaleuropa seit dem 19. Jahrhundert die Längen mit dem gleichen Längenmaß misst.
Unser gewöhnliches Geld ist das sogenannte Währungsgeld (nicht zu verwechseln mit dem Bargeld; s. u.). Währungsgeld ist ein
Teil des Universalgelds der Kreditwirtschaft. Durch welches Definiens fällt das Währungsgeld als Teilklasse aus der Klasse des
Universalgelds heraus? - Hier kommt das Bankensystem ins Spiel. Die Banken gewährleisten kraft ihres besonders ausgeprägten
Bonitätsprüfungssystems die Deckung = Substanz des Geldes. Im Mittelhochdeutschen hieß Gewährleistung „werunge“.
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Es ist also gerechtfertigt, Geld mit gewährleisteter Deckung Währungsgeld zu nennen. So lässt sich sagen: Währungsgeld ist die
Gesamtheit der quantitativ bewerteten, symbolisch vergegenständlichten Tilgungsversprechen, die durch das
Leistungspotenzial ihrer Emittenten gedeckt sind und deren Deckung durch das Bankensystem gewährleistet ist.
Ob die sogenannten Kryptowährungen, die durch ein ganz spezielles Leistungspotenzial gedeckt sind (nämlich innerhalb
vorgegebener Algorithmen weiterrechnen zu können), je die Liquidität des Universalgeldes der Kreditgeldwirtschaft erlangen
werden, wird davon abhängen, inwieweit sie glaubhaft machen können, mit diesem speziellen Potential marktgängiges
Tauschgut zu generieren. Gelingt dieser Nachweis nicht, wird es eng auf dem Markt für Kryptowährungen.
Das Leistungspotenzial der Kreditnehmer besteht in der Fähigkeit, durch Verkauf von vorhandenen oder erst zu erzeugenden
Gütern jenes Geld zu beschaffen, das für die Tilgung der Kredite benötigt wird. Vorhandenes Sachgut (z. B. Maschinen,
Edelmetall oder ein Haus) kann verkauft („verwertet“) werden und mit dem Erlös die Kreditschuld beglichen werden.
Leistungspotenzial besteht aber auch darin, ein Sachgut erst zu erzeugen bzw. eine Dienstleistung erst zu erbringen und mit
deren Verkaufserlös den Kredit zu tilgen. In dem zweiten Fall überbrückt Geld eine Wertschöpfungslücke.
Bonität wird auch bei Kleinstkrediten geprüft
Selbst bei Kleinstkrediten („Dispokrediten“) wird geprüft, ob der Kreditnehmer leisten (tilgen) kann, ob dafür zumindest
Einkommen aus einer Berufstätigkeit vorhanden ist. Sie sind insofern gleichfalls durch Leistungspotenziale gedeckt. Auch dort,
wo Finanztransfers mit Hilfe bestimmter Computerprogramme im Nanosekundentakt erfolgen, also jenseits des menschlichen
Wahrnehmungsvermögens, sind die Kreditierungen gedeckt. Wer nämlich genau hinschaut, erkennt, dass solche Transfers nur
in einem erlesenen Kreis von Tauschpartnern erfolgen, und zwar denen, deren Bonität mehr oder weniger öffentlich bekannt
ist und ständig (oft jahresquartalsweise) erneut geprüft wird.
Weil Kreditgeldschöpfung die Vergegenständlichung von Versprechen ist („Monetisierung“) und das Leistungspotenzial der
Kreditnehmer nichts anderes als die Deckung der Versprechen, ist die Deckung dieser Versprechen auch die Deckung des aus
ihnen erwachsenden Geldes. Geld wird hier also, wie jeder bei der Bonitätsprüfung anlässlich einer Kreditvergabe beobachten
kann, nicht „aus dem Nichts“ geschöpft, sondern auf der Basis wirklich vorhandenen Leistungspotenzials. Es ist durch dieses
gedeckt. Somit lässt sich die These von der „Geldschöpfung aus dem Nichts“ in Bezug auf das Geld, das die Wirtschaft via Kredit
erzeugt, nicht halten.
Oben wurde gesagt: das Leistungspotenzial eines Kreditnehmers ist sein Tilgungspotenzial. Als solches ist es aber zugleich ein
Geldvernichtungspotenzial. Die Geldvernichtung („Demonetisierung“) geschieht durch Kredittilgung. Ihre Wirkung ist ablesbar
nicht nur an den Bilanzen der Kreditnehmer, sondern auch an den Bilanzen der Banken. Dort werden nach einer Tilgung
bestimmte Einträge annulliert. Die Bilanzen, die aufgrund der Abgabe von Tilgungsversprechen (z.B. in den Darlehensverträgen)
aufgebläht waren, schrumpfen wieder.
Die Professionalität der Krediteure besteht auch bei der Emission von Kreditgeld darin, sowohl das Wollen der Emittenten
fachgerecht fixiert zu haben (mittels Bescheinigen in Form von Darlehensverträgen, Schuldverschreibungen usw.) als auch das
Können der Emittenten richtig einzuschätzen (mittels Bonitätsprüfung). Es sind also zwei Geistesleistungen, die die heutige
Kreditgeldwirtschaft in Gang halten: das Kreditieren und das Bewerten. Auf der Basis des Kreditierens wird das Geld geschöpft.
Auf der Basis des Bewertens (der Leistungspotenziale der Kreditschuldner) wird das Geld wieder vernichtet.
Das Geldvernichtungspotenzial der Kreditgeldwirtschaft
Ohne das Geldvernichtungspotenzial funktioniert eine Kreditgeldwirtschaft nicht. Denn ihr Geld muss nach seiner Schöpfung
(via Kredit) durch allfällige Vernichtung (via Tilgung) knappgehalten werden. Das Geldvernichtungspotenzial ist das
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Geldverknappungspotenzial. Die Geldverknappung gelingt, wenn das Geld durch Leistungspotenziale gedeckt ist. Die Deckung
des Geldes, die die Geldvernichtung bewirkt und dadurch die Geldmenge knapphält, ist die wirksamste Inflationsbremse.
Daraus erhellt, wie wichtig die Professionalität der Krediteure für die Stabilität der Geldwirtschaft ist. Bei diesbezüglichem
Defizit ist sie gefährdet. Die Gefahr besteht darin, dass eine aufgrund leichtsinniger Kreditvergabe ungebührlich aufgeblähte
ungedeckte Geldmenge auf einen Markt mit nur geringem, realisierbaren Leistungspotenzial trifft.
Vollständige Absicherung sollte vorhanden sein
Das Geld der Kreditgeldwirtschaft sollte natürlich zu 100 Prozent gedeckt sein. Ist sie aber nicht. Der Grund? - Krediteure
(Bonitätsprüfer) sind auch nur Menschen. Besonders augenfällig ist das dort, wo es um die Bonitätsprüfung beim Kreditnehmer
Staat geht. Nicht nur beim Staat, sondern auch anderwärts muss immer mit Tilgungsausfällen gerechnet werden, was mehr
oder weniger Inflation zur Folge hat.
Eine Kreditgeldwirtschaft nimmt allerdings nur dann Schaden, wenn die Gläubiger und ihre Sekundärgläubiger das Ausbuchen
fauler Kredite (übrigens ein legitimer Weg der unabdingbaren Geldvernichtung!) nicht überstehen. Dann übersteigt eines Tages
der nominale Wert der auf dem Markt befindlichen Gelder den nominalen Wert der auf dem Markt realisierbaren Leistungsbzw. Liefervermögen – ein idealer Nährboden für Inflation.
Ist der nominale Wert der das Geld deckenden Leistungspotenziale einer Wirtschaftsgemeinschaft geringer als der nominale
Wert allen emittierten Geldes (z.B. aufgrund von Bonitätsprüfungsfehlern), dann ist das Wertgleichgewicht zwischen beiden
gestört. Das hat Folgen. Die Wirtschaft kann nicht mehr so viel Leistungspotenzial realisieren wie Kaufkraft (Geld) am Markt
vorhanden ist. Der so entstehende Kaufkraftüberhang („Käuferschwemme“) lässt über kurz oder lang die Güterpreise steigen.
Also nicht eine ungebührliche Erhöhung der Geldmenge an sich bewirkt Inflation, sondern das Auftreten einer ungedeckten
Geldmenge. Wie das genau vonstattengeht, darüber kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Eines ist aber bis
hierhin schon klar: Das Thema Inflation innerhalb einer Kreditgeldwirtschaft mündet letztlich in die Frage nach der
Professionalität der Krediteure (Bonitätsprüfer). Interessante Aspekte und Folgerungen aus einem geklärten Geldbegriff
ergeben sich auch für ein genaueres Verständnis des Zinses, der sogenannten Geld- und Konjunkturpolitik, des
Monopolismusproblems beim Geldwesen und der Überschuldung. Auch hier muss ich mich aus Platzgründen auf die bloße
Erwähnung der Themen beschränken.
Zum Schluss ist noch einmal auf des eingangs erwähnt Staatsgeld zurückzukommen. Das heute neben dem Wirtschaftsgeld
(Kreditgeld) in Umlauf befindliche Geld ist das Bar- oder Handgeld. Bargeld wird nur von den zumeist in Staatshand befindlichen
Zentralbanken emittiert. Bargeld sind Münzen und Banknoten. Münzen hatten ursprünglich einen hohen Eigenwert, weil sie
aus Edelmetall bestanden. Deshalb brauchten sie keine Deckung. Und die Banknoten waren ursprünglich nichts Anderes als
Kreditgeld, was man an den Aufschriften auf den früheren auf Dollar, Pfund und Reichsmark lautenden Geldscheinen ablesen
kann. Sie waren durch die Leistungspotenziale ihrer Emittenten gedeckt.
Dieses Potenzial bestand darin, auf Wunsch Edelmetall liefern und damit die auf der Note lastende Schuld tilgen zu können. Sie
enthielten laut Aufschrift ausdrücklich ein Tilgungsversprechen. (Die heute noch zu lesende Aufschrift auf der englischen
Pfundnote dokumentiert eine Unwahrheit. Die Bank of England verweigert die Herausgabe von Sterling-Silber – entgegen dem
Versprechen, das immer noch auf ihren Geldscheinen zu finden ist.)
Es konnten also die alten Banknoten ohne Abstriche mit dem oben definierten Kreditgeldbegriff erfasst werden. Das ist heute
nicht mehr so. Das heutige Bargeld fällt ganz aus der Gelddefinition heraus. Es hat mit dem Kreditgeld (Wirtschaftsgeld) nicht
mehr gemein als die Wertmaßbezeichnung (Dollar, Euro, Yen). Beim Bargeld gibt es keine rechtliche Handhabe, an das
Vermögen der Emittenten heranzukommen.
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Warum Bargeld hergestellt wird
Bargeld wird allerdings nicht ohne Anlass hergestellt. Der Anlass ist stets der Bedarf der Geldnutzer. Besteht solcher Bedarf,
dann geben sie ihrer Hausbank Order, ihr Giralgeld in Bargeld umzutauschen und – falls das nicht sofort geht - bei der
Zentralbank Bargeld zu beschaffen. Die Geschäftsbank tauscht dann das Giralgeld gegen die bei der Zentralbank hergestellten
Geldscheine bzw. gegen die durch sie (vom Staat) erworbenen Münzen um. Hier wird ein prinzipiell durch Leistungspotenziale
ordentlich gedecktes Geld (Giral-, Kreditgeld) gegen ein im Prinzip ungedecktes Geld getauscht.
Was an Bargeld die Zentralbank verlässt, kommt also im Tausch gegen Wirtschaftsgeld gleicher Wertstellung auf ihre Konten
zurück. Mit diesem der Zentralbank zufließenden Wirtschaftsgeld ist aber das Bargeld komplett gedeckt. Kein einziger Cent an
Bargeld verlässt die staatliche Zentralbank, für den nicht im Gegenzug Kreditgeld (gedecktes Wirtschaftsgeld) an sie zurückfließt.
Beim Bargeldfluss hinein in den Markt findet nichts anderes als ein Austausch der Geldmaterie statt: Elektronik wird ersetzt
durch Papier bzw. Metall. Das Bargeld ist nur eine andere Form der symbolischen Vergegenständlichung irgendwann einmal
anderwärts (bei der Kreditgeldschöpfung) abgegebener Tilgungsversprechen.
Die heutige Geldwirtschaft ist eine reine Kreditgeldwirtschaft
Daraus folgt: Die Geldschöpfung der heutigen Geldwirtschaft ist letztlich immer Kreditgeldschöpfung. Die staatliche
Bargeldschöpfung ist nichts anderes als das Bereitstellen einer anderen Materialisierungsform für ein vorher schon vorhandenes
Kreditgeld. Insofern ist die heutige Geldwirtschaft reine Kreditgeldwirtschaft. Eine Unterscheidung von Staatsgeld (Bargeld) und
Wirtschaftsgeld (Kreditgeld) rechtfertigt sich nur dadurch, dass es der staatlichen Zentralbank allein obliegt, eine alternative
Materialisierungsform von Tilgungsversprechen bereitzustellen.
Dass dies wirklich so ist, erhellt daraus: Aufgrund der Deckung des Bargelds kann es jederzeit wieder in Wirtschaftsgeld
(Kreditgeld, Giralgeld) – wie früher in Gold - zurückgetauscht werden. Davon machen die Ladenbesitzer Gebrauch, wenn sie ihr
eingenommenes Kassengeld täglich zur Bank tragen und dafür eine Gutschrift auf ihrem (Giro-) Konto und somit gedecktes
Wirtschaftsgeld erhalten.
Ohne Deckung ist das Bargeld also nicht. Es stellt aber hinsichtlich seiner Deckung eine bemerkenswerte Ausnahme dar. Es ist
nicht durch Leistungspotenziale direkt, sondern nur indirekt gedeckt, also nicht unmittelbar durch vertraglich festgeschriebene
Leistungspflichten seines Emittenten. Es ist gedeckt durch das Kreditgeld, das im Tausch gegen dieses Geld hergegeben wird.
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