Fallstudie zur Mispel Beschreibung und Dokumentation

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Fallstudie Mispel, 2014
Fallstudie zur Mispel
Beschreibung und Dokumentation
ausgewählter Mispel-Herkünfte
(Individuen oder Genotypen)
Projektnummer: NAP-PGREL 04-NAP-P32
Foto: Iris Wehrli
Sorte "Alte Hinteregg", NW
Erhalter Urs Gander.
Projektstart: 01.01.2014
Projektende: 31.12.2014
Februar 2015
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Fallstudie Mispel, 2014
Impressum:
Datum: Laufen, 27.02.2015
Erarbeitet durch Guaraci Forest Consulting im Auftrag von
Wildbiss
Projektleitung:
Raphael Häner
Drosselweg 12
4242 Laufen
[email protected]
Tel.: 079 402 17 56
Feldaufnahmen:
Iris Wehrli
Mitwirkung durch von Urs Gander (Beckenried, NW), Toni
Burkhard (WSL), Thomas Peter (Forstgarten Lobsingen),
Toni Suter, Irion (Rebbaugenossenschaft Spiez), Sybilla
Rometsch (InfoFlora), Alex Theiler (Theiler GmBH), Beate
Schierscher (Agroscope), Emme Forstbaumschule
Biobaumschule Glauser, Haller Baumschule, Arboretum
Aubonne
Finanzierung:
Bundesamt für Landwirtschaft, Nationaler Aktionplan zur
Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von
pflanzengenetischen Ressourcen.
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Inhaltsverzeichnis
1. Ausgangslage (Projekteingabe)........................................................................................................4
2. Beschreibungsdeskriptoren [TP 2]...................................................................................................4
3.1 Mispelplantage der Baumschule Lobsingen in Biel.......................................................................7
3.2 Rebbaugenossenschaft Spiez..........................................................................................................9
3.3 Mispelsammlung Arboretum Aubonne.........................................................................................10
3.4 Versuchsgarten WSL....................................................................................................................10
3.5 Stadt Genf.....................................................................................................................................13
3.6 Concise.........................................................................................................................................14
3.7 Nyon.............................................................................................................................................15
3.8 Beckenried (NW)..........................................................................................................................15
3.9 Weitere bekannte Mispelstandorte................................................................................................18
4. Berichterstattung über die Bedeutung der Mispel und die Verwendungsmöglichkeiten [TP4].....19
4.1 Mispelsorten (Kulturform)...........................................................................................................19
4.2 Akzessionen in Genbanken...........................................................................................................19
4.3 Mispeln in Baumschulen in der Schweiz.....................................................................................19
5. Literaturliste...................................................................................................................................22
6. Synthese und Ausblick...................................................................................................................22
7. Dank...............................................................................................................................................23
8. Zusammenfassung..........................................................................................................................23
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1. Ausgangslage (Projekteingabe)
Die Mispel (Mespilus germanica) oder Echte Mispel ist eine Pflanzenart der
Kernobstgewächse (Pyrinae) in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Es handelt
sich um einen sommergrünen Baum mit krummem Stamm und breiter Krone, der essbare
Früchte trägt. Die Art war im Mittelalter in Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet, im 17. und
18. Jahrhundert auch in England. Heute hat sie in Europa als Obstbaum keine Bedeutung
mehr, ist aber in mehreren Gebieten verwildert. Intensiv bewirtschaftete Plantagen gibt es
noch in einigen Ländern Südwestasiens, so in Aserbaidschan (Wikipedia).
Die Mispel ist ein bis sechs Meter hoher Baum oder Strauch. Blätter breit-lanzettlich oder
oval, bis 15 cm lang, unterseits filzig behaart, in der vorderen Hälfte fein gezähnt. Blüten
weiss, Kronblätter bis 1,5 cm lang, Kelchblätter dicht filzig, oft auffallend lang. Frucht
kugelig, braun, behaart, mit Steinkernen und saftigem Fleisch (infoflora).
Die Mispel (Mespilus germanica) gehört gemäss der Flora Schweiz zu den einheimischen
Baum- und Straucharten. Sie ist in der Natur sporadisch anzutreffen und ihre Verbreitung
ist stark durch den Menschen geprägt.
Der Verein Wildbiss setzt sich analog der Wildbirne, auch für die Erhaltung und Förderung
andere Wildobstarten der Schweiz ein. Aus den Früchten der Mispel werden seit mehreren
Jahren erfolgreich Mispelkonfitüre und Mispelschnaps hergestellt. Mit dem Erlös aus der
Vermarktung dieser Produkte setzt sich der Verein Wildbiss zur Zeit mit bescheidenem
Ausmass für deren Erhaltung und Förderung ein.
Die Mispel ist als pflanzengenetische Ressource zum heutigen Zeitpunkt im Rahmen des
NAP PGREL ein noch unbeschriebenes Blatt. Verschiedene Studien, Arbeiten und
Projekte haben sich in der Vergangenheit und auch heute der Mispel angenommen. Diese
Informationen sollen für den NAP PGREL nutzbar gemacht werden. Da die Mispel in der
Landwirtschaft und Ernährung eine untergeordnete Rolle spielt, will das vorliegende
Projekt dies mit einem entsprechend kleinen Budget erarbeiten. Das Projekt erhebt auch
keinen Anspruch auf Vollständigkeit (weder bezüglich dem Inventar noch bezüglich der
Beschreibung). Es ist als eine Fall-Studie (Analog dem abgeschlossenen Crop Wild
Relatives CWR Projekt) zu verstehen. Demzufolge werden die einzelnen Phasen (Inventar
und Beschreibung) in diesem Projekt zusammengezogen und zusammen bearbeitet.
2. Beschreibungsdeskriptoren [TP 2]
Für die Mispeln sind weder in der Schweiz noch von ECPGR Deskriptoren verfügbar. Für
das vorliegende Projekt wurde auf Grund des Handbuchs von Fructus
„Beschreibungsdeskriptoren Obstgenressourcen“ ein Deskriptorenset erarbeitet. Dieses
wurde auf Grund der Felderfahrungen sowie insbesondere auf Grund von persönlichen
Mitteilungen von Urs Gander (Beckenried, NW) überarbeitet. Damit wurde für die
Beschreibung das in der folgenden Tabelle abgebildete Deskriptorenset verwendet. Die
Deskriptoren wurden in der Datenbank (www.bdn.ch) progammiert und die erhobenen
Daten sind dort öffentlich zugänglich.
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Frucht: Qualität
Name
MEFRREMA
MEANSUGA
Beschreibung
Frucht: Bemerkungen
Mispel: Zuckergehalt (°Brix)
Typ
text
float
Name
Beschreibung
Typ
MESIZE
MEWEIGFR
MEWEIGTI
MEWEIGAV
Mispel: Grösse
Mispel: Gewicht von (g)
Mispel: Gewicht bis (g)
Gewicht Durchschnitt
single-choice
float
float
float
Wert
Frucht: Grösse, Gewicht
Wert
1=sehr klein (Ø7mm) I 2=sehr klein bis klein
(Ø10mm) I 3=klein (Ø13mm) I 4=klein bis mittel
(Ø16mm) I 5=mittel (Ø19mm) I 6=mittel bis gross
(Ø22mm) I 7=gross (Ø25mm) I 8=gross bis sehr
gross (Ø28mm) I 9=sehr gross (Ø31mm)
1=sehr kurz (<0.6) I 3=kurz (0.60-0.80) I 5=mittel
(0.81-1.00) I 7=lang (1.01-1.20) I 9=sehr lang
(>1.20)
3=schmal (Quotient<0.55) I 5=mittel
(0.54<Quotient<0.76) I 7=breit (Quotient>0.75)
3=kurz (Quotient<0.65) I 5=mittel
MELENWID
Mispel: Länge (Länge/Durchmesser)
single-choice
MEEBWIDT
Mispel: Breite der Kelchgrube
single-choice
MESELENG
MEEYAPER
Mispel: Länge der Kelchzipfel
Mispel: Öffnung des Kelches
single-choice
single-choice
Name
METHORN
Beschreibung
Bedornung
Typ
bolean
Baum
Wert
1=ja I 2=nein
MEVERED
Hinweis auf Veredelung
bolean
1=ja I 2=nein
COLLSITE
METRREMA
Lokalisierung des Sammelortes
Baum: Bemerkungen
text
text
(0.64<Quotient<0.86) I 7=lang
(Quotient>0.85)
1=geschlossen I 2=halboffen I 3=offen
Bemerkung
Name selbst erfunden
Name selbst erfunden
Bemerkung
Name selbst
Name selbst
Name selbst
Name selbst
erfunden
erfunden
erfunden
erfunden
Name selbst erfunden
Name selbst erfunden, Quotient berechnet sich
aus: (Ø Kelchgrube/Ø Mispel)
Name selbst erfunden, Quotient berechnet sich
aus: (Länge Kelchzipfel/Länge Frucht)
Name selbst erfunden
Bemerkung
offizieller Name nicht gefunden
Name selbst erfunden, nicht ausgefüllt, wenn
unsicher
Ort innerhalb eines Landes, wo die Akzession
gesammelt wurde
Name selbst erfunden
Tabelle 1: Deskriptorenset Mispel
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3. Beschreibung ausgewählter Standorte mittels eines
Deskriptorensets [TP1 & TP3]
Im Rahmen der Projekteingabe wurden die folgenden Standorte zwischen September und
Oktober 2014 besucht. Einerseits wurden die GPS Koordinaten der Mispeln aufgenommen
und andererseits wurden die Mispeln an Hand der Deskriptoren in der vorhergehenden
Tabelle beschrieben. Von den meisten Akzessionen wurde eine Fotodukumentation erstellt
und in die Datenbank importiert. Bei der morphologischen Beschreibung konnte
insbesondere auf die grosse Felderfahrung von Herrn Gander zurückgegriffen werden.
Von rund 20 Akzessionen wurde der Zuckergehalt gemessen. Von sechs Akzessionen aus
Beckenried wurde der Zuckergehalt nach 6sechs wöchiger Lagerung erneut gemessen.
Im Bericht wurden die Feldnotizen zu den einzelnen Standorten aufgearbeitet (Kapitel 4).
Die Daten wurden in die Nationale Datenbank für pflanzengenetische Ressourcen
importiert und sind dort veröffentlicht.
Nationale Datenbank für
Landwirtschaft: www.bdn.ch
pflanzengenetische
Ressourcen
für
Ernährung
und
Sortenliste – Mispel-Inventar 2014: http://www.bdn.ch/lists/1519/content/
Bemerkung: Im Rahmen dieses Projektes wird jede Pflanze als eigene Sorte definiert.
Akzessionsliste: Mispelakzessionen: http://www.bdn.ch/lists/1520/content/
Bemerkung: Als Akzession wird eine Pflanze definiert, welche physisch an einem Ort
vorzufinden ist.
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3.1 Mispelplantage der Baumschule Lobsingen in Biel
Die Mispelplantage der Baumschule Lobsingen wurde vor rund 10 Jahren in
Zusammenarbeit mit dem Pflanzgarten der WSL, Birmensdorf auf einer Waldparzelle der
Bürgergemeinde Biel eingerichtet.
Alle Mispel-Akzessionen stammen aus der Population in Concise (VD) und wurden auf
Weissdorn gepfropft. Welcher Baum von welchem Klon aus Concise stammt ist nirgends
festgehalten. Die Pflanzen dienen heute als Samenpflanzen (Erhaltungsplantage) der
Baumschule Lobsingen. Einige der selber gezogenen Nachkommen wachsen auf derer
Speierlingplantage,
andere
(jüngere)
befinden sich im
Pflanzgarten
in
Wölflisried.
Von
dort werden sie
verkauft (ca. 150
Stk./Jahr). Diesen
Frühling sind im
Garten
unterhalb
der
Baumschule
Lobsigen Sämlinge
gewachsen (siehe
Foto
oben).
Gemäss dem Leiter
der
Baumschule
gestaltet sich die
Aufzucht
von
wilden Mispeln sehr
schwierig.
Im
Frühling 2014 sind jedoch so viele Sämlinge
gewachsen wie noch nie.
Zuchtformen:
Im Garten unterhalb der Baumschule stehen drei
Kulturmispeln. Sie stammen von Bänz Schluep
(032 377 27 30). Von diesen Mutterpflanzen werden
jeweils Reiser genommen, auf Weissdorn gepfropft
und verkauft. Im Moment stehen rund 100 frisch
gepfropfte
Mispeln
in
Töpfen
auf
dem
Baumschulareal zum Verkauf bereit (siehe Foto
unten).
Die folgende Karten zeigen die Mispelpflanzungen.
Kontakt:
Thomas Peter
[email protected]
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032 392 23 19
Abbildung 1: Mispelstandorte bei der Forstbaumschule
Abbildung 2: Mispelstandorte in der Speierlingplantage der Bürgergemeinde Biel,
oberhalb Biel.
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3.2 Rebbaugenossenschaft Spiez
Die Mispeln stehen in 5 Gruppen zusammen. Eine Mispel steht alleine. Alle Mispeln sind
auf Weissdorn gepfropft und sind ohne Stacheln. Ihre Früchte sind eher gross. Mir scheint,
dass es an diesem Standort 2 Sorten gibt: eine eher flache Sorte mit halboffenen
Kelchzipfeln (häufiger, Bsp. BE047) und eine eher längliche Sorte mit geschlossenen
Kelchblättern (seltener, ca. 5 Bäume, Bsp. BE055).
Die Mispeln sind schon sehr lange an diesem Standort. Weder die aktuelle
Geschäftsleitung (Frau Iron) noch der Vorgänge (Klaus Schilling) wissen von wo die
Mispeln stammen. Es ist auch nicht bekannt, um welche Sorten es sich handelt.
Am Mispelstandort wurde eine ökologische Ausgleichsfläche gemacht, da sich der
Standort nicht für den Rebbau eignet. Klaus Schilling brannte aus den Mispeln jeweils
Schnaps.
Kontakt:
Rebbaugenossenschaft Spiez
Kontaktperson: Frau Irion (Geschäftsleitung)
Schlossstrasse 8
Postfach 261
3700 Spiez
Tel (Büro) 033 654 63 94
Klaus Schilling: 079 763 19 31 (vorgänger Betriebsleiter)
Abbildung 3: Mispelstandorte Rebbaugenossenschaft Spiez
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3.3 Mispelsammlung Arboretum Aubonne
Im Arborretum Aubonne wurden 5 Akzessionen aufgenommen. Leider konnten die Früchte
nicht beschrieben werden. Drei der fünf Akzessionen sind mit grosser Wahrscheinlichkeit
identisch.
Abbildung 4: Mispelstandorte im Arboretum Aubonne
3.4 Versuchsgarten WSL







Im Pflanzgarten sind die Bäume ungefähr 4 m hoch. Sie wurden immer wieder
zurück geschnitten. Der Abstand zwischen den Bäumen beträgt ca. 1 m.
Es wurden wilde Mispeln in Concise (VD) und in Rovio (TI) entdeckt und Zweige an
der WSL auf Unterlagen gepfropft. Die WSL-Mispeln dienen nun als neue
Mutterpflanzen, von denen Saatgut gewonnen wird.
Die Zuchtformen der Mispel sind steril, die Wildform lässt sich über Samen
vermehren (1 selbstgezogenes Exemplar befindet sich auf dem Areal der WSL)
An der WSL befinden sich ausschliesslich Akzessionen aus Concise. Auch in
Seedorf (Uri) (ehem. Forstgarten WSL) sind alle Akzessionen aus Concise. Der
Forstgarten in Seedorf wurde aber aufgegeben und ist verwildert. Es ist nicht
bekannt, wie die Mispelpflanzen heute aussehen.
Die Mispeln aus Rovio wurden weiter gegeben an eine Baumschule im BL und an
einen Förster.
Die WSL veredelt immer eine Mispelherkunft pro Unterlage. Dadurch ist eine
bessere Kontrolle des Edelreiser zu gewährleisten. Die Erfahrung zeigt, dass bei
mehreren Akzessionen oft eine abstirb.
Toni Burkart hat das Gefühl, dass die Früchte im Pflanzgarten an der WSL einiges
grösser sind als diejenigen in Concise. Er glaubt, der Standort hat eine grosse
Auswirkung auf die Ausgestaltung der Frucht.
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


In der Plantage fällt auf, dass die Phänologie der Bäume sehr divers ist. Einige
haben kaum mehr Blätter, nur noch Früchte, andere haben gefärbte Blätter und
dann gibt’s noch Bäume mit praktisch grünen Blättern.
Die Klone aus Concise wurden durchnummeriert und die Reihenfolge wie sie
gepflanzt wurden notiert. Welcher Klon von welchem Baum in Concise stammt ist
nicht bekannt. Mittlerweilen sind einige Bäume abgestorben. Welche das sind ist
auch nicht nachvollziehbar. Somit ist unklar, auf welchem Baum welcher Klon
aufgepfropft wurde.
Die Zuchtformen auf dem WSL-Areal stammen von Weggis und Solothurn. Ihre
Sorte ist nicht bekannt. Eine Anzucht mit Samen hat nicht funktioniert (steril).
Unterlagen:
- Pflanzplan Mutterpflanzenquartier WSL (Papierform)
- Plan Mispelpflanzung Forstgarten Seedorf (Papierform)
Kontakt:
Anton Burkart (perDu)
Laborgebäude B25
[email protected]
044 739 23 62
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Abbildung 5: WSL Areal in Birmensdorf mit den gelb markierten Mispelpflanzen.
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Abbildung 6: Mispelplantage an der WSL.
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3.5 Stadt Genf
Sieben gemeldete Mispelstandorte wurden aufgesucht. Dabei waren aber nur 2 Mispeln
aufgefunden worden. Ihr genauer Standort stimmte nicht mit den Grundlagen überein.
Datengrundlage waren die Daten von Info Flora.
Abbildung 7: Genf Mispel 2
Abbildung 8: Genf Mispel 1
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3.6 Concise
In Concise habe ich viele Mispeln zufällig entdeckt. Wer Zeit hat, und durch Concise
wandert wird sicher noch mehr entdecken.
Im Wald konnte an mehreren Stellen beobachtet werden, wie die Mispel aus alten Ästen,
die auf den Boden gelegt sind, Wurzeln gebildet hat. Wahrscheinlich vermehrt sich die
Mispel hier wild durch Wurzelbrut. Im Waldesinnern tragen die Sträucher nur wenig
Früchte. Vielleicht müsste man ihnen mit einem Pflegeeingriff etwas mehr Licht geben.
Die Population Concise scheint eine natürliche Mispelpopulation zu sein.
In Concise scheint es drei Arten von Mispeln zu geben.
 Mispeln am WR: VD001 bis VD004 und VD40 bis VD043. Sie erscheinen teilweise
wild, teilweise aber auch gepflanzt
 Mispeln im Waldesinnern: VD005 bis VD039 wachsen wild und vermehren sich
wahrscheinlich über Wurzelbrut. Ich bezweifle, dass ich alle Mispeln dieser Art
gefunden habe.
 Mispeln in Pflanzung: VD044 –VD061. Es sind grosse Mispeln ohne Dornen. Ob sie
gepfropft wurden oder nicht, konnte ich nicht feststellen, ich gehe aber mal davon
aus. Diese Mispeln wurden erst vor ein paar Jahren gepflanzt und sind geschützt.
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3.7 Nyon
In Nyon wurden vier Akzessionen gefunden. Davon wurden zwei auf Grund der Liste von
Info Flora aufgefunden. Diese Akzessionen wurden nicht beschrieben.
3.8 Beckenried (NW)
Mispeln gibt‘s in der Vierwaldstätterseeregion seit langer Zeit. Da diese Region stark von
der Obstproduktion lebte, vermutet Herr Gander, dass die Mispel einfach dazu gehörte,
weil man mit ihr den Most klären konnte. So stehen in verschiedensten Gärten in
Beckenried (und wohl auch an anderen Orten) Mispeln, die heute jedoch kaum mehr
beachtet werden. Auf dem Hof Ober Ifang stand auch eine alte Mispel, die drohte
auseinanderzufallen. Ganders haben einen Zweig davon genommen und dafür gesorgt,
dass dieses Individuum weiter lebt. Anfänglich hat Claudia Gander aus den Mispeln in der
hofeigenen Küche Gelée gemacht. Dieser kam gut an, die Nachfrage war gross und so hat
die Familie sich intensiver mit diesen Früchten zu beschäftigen begonnen. Heute wird der
Gelée von der Firma „hausgemacht“ produziert. Die Früchte dafür stammen vom Hof, aber
auch von verschiedenen Gärten von Beckenried. Ganders haben fein säuberlich
dokumentiert woher wie viele der Früchte kommen, ein reiches Archiv an Fotos und
Wissen zu den Mispeln aus der Region läuft bei ihnen zusammen. Vor einigen Jahren
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wurden 25 Mispeln von der Baumschule Schwitter, welche ihre Pflanzen wahrscheinlich
von Freiburg haben, gepflanzt.
Sepp Gander hat an verschiedenen Orten Mispelversuche durchgeführt. Er pfropfte
Mispeln nicht nur auf Weissdorn, sondern auch auf die Schweizer Wasserbirne und auf
Mehlbeere.
Über die Sorten auf dem Hof ist Urs Gander nichts bekannt. Er wüsste dazu gerne mehr.
Er weiss aber von einer Holzmispel in Hergiswil. Sie hebt sich deutlich von den andern
Sorten ab. Er sieht Unterschiede zwischen den verschiedenen Mispeln was ihre Form
(eher abgeflacht oder rund) und die Ausrichtung und Farbe der Kelchblätter angeht. Die
Mispel reift eigentlich von innen nach aussen, es gibt aber auch Bäume, bei denen die
Mispeln von aussen nach innen reifen (Bsp. Beckenried, Hinteregg).
Ganders haben die Mispelernte sorgfältig dokumentiert und beobachtet, dass es alle zwei
Jahre deutlich mehr Mispelertrag gibt.
Urs Gander hat beobachtet, dass die Mispeln mit zunehmendem Alter des Baumes eine
andere Farbe haben. Sind sie bei einem jungen Baum noch eher grün, so sind sie bei
einem älteren Baum eher bräunlicher und dünkler gefärbt. Er sieht zwischen den
verschiedenen Bäumen auch Unterschiede in der Blattbeschaffenheit (ledrig, fest,
geschmeidiger)
Urs Gander fände es schön, wenn das Gengut der Bäume aus der
Vierwaldstätterseeregion erhalten bliebe. Die Bäume fallen nach ungefähr 100 Jahren
auseinander, würden diese nicht oder nur mit Baumschulmispeln ersetzt, ginge das
Gengut aus der Region nach und nach verloren. Viele Leute aus der Region haben zwar
Mispeln in ihrem Garten, wissen jedoch nicht mehr, wozu die Frucht verwendet werden
kann. Erhaltung des Genguts ist nur mit Zweien möglich. Kulturmispeln sind steril und
lassen sich nicht über Kerne vermehren (mehrere Versuche auf dem Hof Gander
scheiterten).
Das Wissen der Ganders über die Mispel-Vorkommen der Region ist immens und sehr
gut dokumentiert. Sie sind an der Fallstudie zur Mispel interessiert und eine sehr gute
Anlaufstelle für die Mispeln in der Region um Beckenried.
Unterlagen:
• Sortenlisten von Toni Suter Baumschule. Mispelsorte Mondace
•
Liste von „gezweiten“ Zweigen von Sepp Gander (Scan)
•
„Die Mispel – Viersens Wappenpflanze“ der deutschen Stadt Viersen hat die
Nummer ISBN 978-3-9808779-7-8, Zuständig Fred Pollmanns
•
http://www.heimatverein-viersen.de/publikationen_schriftenreihe.htm#Band 33
•
„Die Asper“ wurde von der Regionalen Gehölzvermehrung herausgegeben, Nr.
ISBN 3-901542-41-8, Zuständig: Georg Schramayr,[email protected],
www.noe.gv.at (1 Doppelseite ist dem Hof im Ober Ifang gewidmet.) Sehr schöne
Broschüre welche die Mispel von verschiedensten Seiten beleuchtet, unter
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anderem mit Sortenbeschreibungen drin
•
http://www.heckentag.at/index.php/broschueren/wild2013
•
Die Mispel in der Innerschweiz: Im Band 4 der NAGON (Naturforschende
Gesellschaft Obwalden Nidwalden (erschien 2010)
•
Ergebnisse von Ales Theiler und von Furrer (1964) – PDF
•
•
Diplomarbeit Andreas Zeitlhöfer, 2002 (Stick)
Stick von Ganders mit sorgfältig gemachten Fotos und Karten von diversen
Bäumen
Kontakt:
Urs Gander
Genossenrat
Ober Ifang 1
6375 Beckenried
Tel. P. 079 677 84 14
Abbildung 9: Mispeln Beckenried - Übersicht
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Abbildung 10: Mispeln Beckenried - Detail Hinteregg Parzelle 412
3.9 Weitere bekannte Mispelstandorte
Auf Grund der beschränkten Projektressourcen konnten folgende Populationen nicht
besucht werden.
Tessin (Rovio TI), Hochschule Wädenswil, Biobauer Bruno Muff (http://www.ecolife.info/Leben.aspx?aid=1733) – http://www.haldihof.ch, Seedorf (Uri): Klone WSL
Herkunft Concise, Samenerntebestand Emme Forstbaumschule (8 Akzessionen).
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4. Berichterstattung über die Bedeutung der Mispel und die
Verwendungsmöglichkeiten [TP4]
4.1 Mispelsorten (Kulturform)
Kultursorten:
Auf Grund von Literatur- und Internetrecherchen (z.B.:http://cornusmas.eu/pages/stronaglowna/oferta/nieszpulka) wurde die folgenden Mispelsorten (Kulturform)
zusammengestellt. Es sind dies bekannte, meist grossfrüchtige Mispelsorten welche heute
im Handel erhältlich sind.
Liste der bekannten Mispelsorten.
• Holländische Riesenmispel =(ev.) Grosse de Hollande - Dutch Giant
• Königsmispel
• „Ungarische“ oder „Balkan“- Mispel
• Nottingham
• Süssmispel
• Huge Evreinoff
• Delice des Vannes
• Musegg
Die Feldbesichtigungen haben gezeigt, dass heute fast ausschliesslich solches Material
gepflanzt wird. Die lokalen Mispelvorkommen gehen damit mit der Zeit verloren.
Weiter wurden zwei Schweizer Mispelsorten (Typen) in Baumschulen gefunden (siehe
Kapitel 4.3).
• Typ Modacea
• Typ Haller
4.2 Akzessionen in Genbanken
Im Rahmen eines europäischen Genres Projekt (Genres29) sind in der Projekt-Datenbank
„The European Minor Fruit Tree Species Database - EC Project GENRES29
http://www.ueresgen29.unifi.it/neontdbase/s11/dbs11.htm verschiedene Mispel
Akzessionen aufgeführt. Leider konnte trotz mehrmaligen Versuchen kein Kontakt
hergestellt werden. Die aufgeführten Akzessionen wurden nicht weiter verwendet, da der
Informationsgehalt der Akzessionen relativ bescheiden ist.
In der Schweiz gibt es keine offiziellen Erhaltungsplantagen für Mispeln. In der Datenbank
(www.bdn.ch) war vor diesem Projekt eine Herkunft von Retropomme eingetragen.
4.3 Mispeln in Baumschulen in der Schweiz
Mittels einer telefonischen Befragung sowie Emailkontakten wurden in verschiedenen
Bauschulen nach Mispelsorten gefragt. Es waren dies insbesondere Toni Sutter (AG),
Glauser's Biobaumschule, Forstgarten Lobsigen, Versuchgarten WSL.
Aus der Umfrage geht hervor, dass zwei Mispelsorten wohl aus der Schweiz
stammen und/oder einen kulturhistoorischen Bezug zur Schweiz haben. Es sind
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dies der Typ Haller und der Typ Modacea.
Baumschule Toni Suter:
Die generativ vermehrten Mespilus werden aus der Forstbaumschule Emme bezogen. Die
vegetativ vermehrten Typen sind Typ Haller mittelgross, Herkunft Baumschule Haller.
Typ Mondace ist eine Pro Specie Rara Sorte aus Ihrer Sammlung und ist sehr gross.
Herr Suter geht davon aus, dass der Ursprung aus Italien kommt. Diese werden dort als
Mespole verkauft. Die Sämlingstypen haben viele bedornte Zweige. Die Sorten die wir
veredeln haben wenige Dornen, so Suters Aussagen.
Biobaumschule Glauser:
Die Baumschule hat die folgenden beiden Sorten im Angebot: Musegg und Mispel
Nottingham .
Haller Baumschule:
Die Baumschule darf wegen des Feuerbrands keine Mespilus germanica mehr
produzieren. Es ist ihr nur noch der Handel erlaubt.
„Die Baumschule hat keine Sorte auf den Namen 'Haller' getauft. Früher als wir noch
Mespilus selber vermehrt hatten, haben wir unsere Mespilus von einer grossfrüchtigen
Sorte vermehrt, aber immer als normale Mespilus germanica verkauft, ohne Sortenname.“
Emme Forstbaumschule :
„Unsere Ausgangspflanzen wurden vor ca. 15 Jahren im Grenzgebiet des Waadtländer
Juras zu Frankreich gesammelt, und bei uns ausgesät.Leider kann ich Ihnen nicht sagen
aus welcher Gemeinde die Pflanzen ursprünglich stammen, es wäre möglich, dass es
sogar eine Französische Gemeinde war.
Mit einem Teil der Sämlinge wurde eine kleine Samenplantage bei uns in Wiler angelegt,
von welcher wir heute noch unseren Samenbedarf an Mespilus germanica decken. Es
sind nur acht Pflanzen welche wir beernten.“
4.4 Mispelprojekte in der Schweiz
Schutz- und Förderprojekt Zentralschweiz
Mispelprojekt Innerschweiz: Das LAWA (Landwirtschaft und Wald, Kanton Luzern Fachbereich Lebensräume – Peter Kull) hat bereits verschiedenste Anstrengungen
unternommen, die Mispelvorkommen der Innerschweiz zu inventarisieren sowie zu
fördern. Folgendes Projekt wurde hier im Jahr 2010 abgeschlossen: Schutz- und
Förderprojekt Mispel (2006-2010) - Schlussbericht http://www.theilerlandschaft.ch/pdf/Schlussbericht_Mispelprojekt.pdf (Theiler-Landschaft GmbH)
In einem Telefongespräch mit Herrn Alex Theiler wurde folgendes festgehalten:
 Alex Theiler ist sich sehr sicher, dass in der Innerschweiz nur Kulturmispeln wachsen.
Er hat alle Mispeln geprüft und überall Pfropfungsstellen gefunden. Die Mispeln sind
alle nicht bedornt. Zuerst gehörte auch zum Projekt, dass die Sorte bestimmt würde,
das hat er dann aber aufgegeben, da die Diversität bereits innerhalb eines Baumes zu
gross ist (insbesondere der Reifezeitpunkt der Früchte). Die Mispeln in der
Zentralschweiz sind aber eher klein für kultivierte Mispeln.
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
Im Rahmen vom Projekt wurden bestehende Mispeln gepflegt und neue gepfropft und
auch dort die Pflege sicher gestellt. Nach Abschluss des Projekts wurde aber
bezüglich Pflege nur noch wenig unternommen. Es ist zu begrüssen, wenn ein
Monitoring für diese Mispeln aufgebaut wird.
Dokumente:
• Dokumentation der Mispelvorkommen in den Gemeinden Ennetbürgen,Flüelen,
Hergiswil, Kriens, Vitznau, Walchwil, Weggis, Zug (A. Theiler)
• Schutz- und Förderprojekt Mispel (2006-2010) - Schlussbericht http://www.theilerlandschaft.ch/pdf/Schlussbericht_Mispelprojekt.pdf (Theiler-Landschaft GmbH) –
sowie zwei Zwischenberichte.
Kontakt:
Alex Theiler
[email protected]
041 871 14 45
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Fallstudie Mispel, 2014
5. Literaturliste
InfoFlora
InfoFlora hat Wildbiss eine Liste aller Mispelnachweise der Schweiz unentgeltlich
zugestellt. Darauf sind rund 80 Nachweise aufgeführt. Einen Teil (ca. 10) dieser
Akzessionen werden im Rahmen des Projekts aufgesucht und beschrieben.
SEBA Projekt
http://www.wm.ethz.ch/sebapub/: Diese Informationsquelle wurden im Rahmen des
Projektausarbeitung noch nicht überprüft.
Hochstamm Schweiz
Hochstamm Schweiz: http://www.hochstamm-suisse.ch/. Diese Informationsquelle wurde
im Rahmen der Projektausarbeitung noch nicht überprüft.
Bafu: Merkblatt "Förderung von Wildobstarten"
http://www.waldwissen.net/wald/naturschutz/arten/wsl_foerderung_wildobst/wsl_foerderun
g_wildobst_merkblatt.pdf
6. Synthese und Ausblick
Die aufgenommen Beschreibungsdaten sind äusserst spannend und bieten die Grundlage
für den Vorschlag einer Positivliste für die Mispeln. Diese ist nicht abschliessend und
bedarf noch genaueren Beschreibungen. Die Positivliste bezeichnet pflanzengenetisches
Material, für welche die Schweiz eine Verantwortung zu deren Erhaltung hat.
Vorgeschlagen werden die folgenden Akzessionen:
Link BDN: Positivliste Mispeln: http://www.bdn.ch/lists/1384/content/
Die besichtigten Mispel-Populationen haben deutlich gezeigt, dass mit Ausnahme der
Population Concise alle Pupulationen durch den Menschen erneuert, gefördert und
geschützt werden. Es hat sich auch gezeigt, dass die Populationen ursprüngliche Pflanzen
(Sorten) aufweisen, welche seit langer Zeit an diesen Orten gedeihen und ihre Früchte
werden vom Menschen genutzt. Es zeichnet sich jedoch in allen Populationen ab, dass die
lokalen Mispelherkünfte durch neue, grossfrüchtige Mispeln aus dem Handel ersetzt
werden. Damit ist es eine Frage der Zeit, bis die lokalen Mispelvorkommen verloren
gegangen sind. Nur wenige Baumschule in der Schweiz bieten heute Mispelherkünfte aus
der Schweiz an. Die Beschreibungen sind noch sehr rudimentär und sollten für die
ausgewählten lokalen Mispelherkünfte unbedingt weitergeführt werden. Das
Deskriptorenset ist entsprechend zu erweitern. Es ist noch verfrüht, um auf Grund der
Beschreibungen auf die genetische Vielfalt der Mispelherkünfte zu schliessen. Die
Beschreibungen dienen jedoch als wichtige Grundlage und Erfahrung für weiterführende
Beschreibungen.
Ausblick:
Innerschweiz
Aktualisierung und Integration der von A. Theiler erarbeiteten Dokumentation en (pro
Gemeinde, NW)
A) Alter Mispelbaumbestand, traditionelle Vermehrung
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Fallstudie Mispel, 2014
==> Integration in eine Erhaltungssammlung prüfen
B) Innerhalb des damaligen Projekts aufgepfropfte Mispelreiser
==> Monitoring – in situ Erhaltung sicherstellen.
Die noch ausstehenden Vorkommen sind zu besichtigen und das Inventar entsprechend
zu verfollständigen.
Beschreibungsdaten Projekt 04-NAP32
Die „Lokalsorten“ der Mispeln sind zu definieren und eine entsprechende Erhaltung
aufzugleisen. Diese ausgewählten Sorten sind präzise zu beschreiben und Referenzsorten
sind zu definieren.
7. Dank
Wildbiss bedankt sich beim Bundesamt für Landwirtschaft für die finanzielle und fachliche
Unterstützung des Projekts. Allen Mittwirkenden (Siehe Impressum) sei ebenfalls herz
lich gedankt.
8. Zusammenfassung
Die Mispel (Mespilus germanica) oder Echte Mispel ist eine Pflanzenart der
Kernobstgewächse (Pyrinae) in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Es handelt
sich um einen sommergrünen Baum mit krummem Stamm und breiter Krone, der essbare
Früchte trägt. Im Rahmen des Projektes „Fallstudie zur Mispel Beschreibung und
Dokumentation ausgewählter Mispel-Herkünfte (Individuen oder Genotypen)“ wurden die
Populationen Genf (2 Akzessionen), Nyon VD (4 Akzessionen), Arboretum Aubonne VD (5
Akzessionen), Consice VD (61 Akzessionen) Forstbaumschule Lobsingen BE (34
Akzessionen), Rebbaugenossenschaft Spiez BE (26 Akzessionen) Beckenried NW (37
Akzzessionen), sowie die Versuchsanstalt WSL Birmensdorf ZH (50 Akessionen) besucht
und zum grössten Teil mittels ausgewählter Deskriptoren beschrieben. So wurden
beispielsweise in einigen Früchten ein Zuckergehlalt von knapp 100 Oechsle gemessen.
Weiter wurde die Fruchtgrösse, das Fruchtgewicht, die Kelchbreite der Frucht oder auch
Mögliche Hinweise auf Veredelungen erfasst. Die aufgenommen Beschreibungsdaten sind
äusserst spannend und biete die Grundlage für den ersten Vorschlag einer Positivliste für
die Mispeln. Diese ist nicht abschliessend sondern Bedarf noch genaueren
Beschreibungen.
Die besichtigten Mispel-Populationen haben deutlich gezeigt, dass mit Ausnahme der
Population Concise alle Pupulationen durch den Menschen erneuert, gefördert und
geschützt werden. Es hat sich auch gezeigt, dass alle die Popultionen ursprüngliche
Pflanzen (Sorten) aufweisen, welche seit langer Zeit an diesen Orten gedeihen und ihre
Früchte werden vom Menschen genutzt. Es zeichnet sich jedoch in allen Populationen ab,
dass die lokalen Mispelherkünfte durch neue, grossfrüchtige Mispeln aus dem Handel
ersetzt werden. Damit ist es eine Frage der Zeit, bis die lokalen Mispelvorkommen
verloren gegangen sind. Nur wenige Baumschule in der Schweiz bieten heute
Mispelherkünfte aus der Schweiz an.
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