Technische Universität München Zentrum Mathematik Lineare Algebra für Informatik Sommersemester 2012 Boris Springborn — Jan Wehrheim Übungsblatt 12 - Musterlösung T1: Diagonalisieren über Z2 Bestimmen Sie alle Eigenwerte λ ∈ Z2 und Basen der zugehörigen Eigenräume Eλ der Matrix 0 1 A= ∈ (Z2 )2×2 . 1 0 Ist die Matrix A über Z2 diagonalisierbar? Lösung zu T1: Es gilt über Z2 −x 1 χA = det 1 −x = x2 − 1 = (x − 1)(x + 1) = (x + 1)(x + 1) = (x + 1)2 . Damit besitzt A nur den Eigenwert λ = 1 ∈ Z2 mit algebraischer Vielfachheit ma (λ) = 2. Wir berechnen −1 1 1 1 1 1 mg (λ) = dim Kern = dim Kern = dim Kern = 1 6= ma (λ) 1 −1 1 1 0 0 1 und damit ist A über Z2 nicht diagonalisierbar. Eine Basis von Eλ ist zum Beispiel . 1 T2: Ein komplexer Unterraum + * i 0 1 Wir betrachten den Unterraum U := 1 , 0 , 1 + i ⊂ C3 . −i 1+i 0 a) Bestimmen Sie die Dimension und eine Basis von U . b) Ergänzen Sie die gewählte Basis von U zu einer Basis des ganzen C3 . √ √3 + i c) Entscheiden Sie: Liegt der Vektor v := 3 + i in U ? 0 Lösung zu T2: a) Es ist zum Beispiel *1 i 0 + *1 1 0+ *1 1 + U = 1 , 0 , 1 + i = 1 , 0 , 1 = 1 , 0 0 −i 1+i 0 −1 1 0 −1 und diese letzten beiden Vektoren sind linear unabhängig, bilden also eine Basis von U . Damit ist dim(U ) = 2. b) Es genügt, einen dritten Vektor zu der obigen Basis hinzuzufügen, so dass diese drei Vektoren 1 linear unabhängig sind. Dies erfüllt zum Beispiel der Vektor 0. 0 1 1 √ c) Es gilt v = ( 3 + i) · 1 und damit ist v ∈ U , da 1 in U liegt. 0 0 T3: Summe und Produkt der Eigenwerte Es sei A = (aij ) ∈ Cn×n und λ1 , . . . , λn ∈ C seien die n Nullstellen des charakteristischen Polynoms von A. Dann gilt λ1 · λ2 · . . . · λn = det(A) und λ1 + λ2 + . . . + λn = a11 + a22 + . . . + ann . Diese Summe über die Diagonaleinträge von A nennt man die Spur von A. 0 a) Überzeugen Sie sich von diesen Tatsachen anhand der Matrix A = 1 0 0 0 1 1 0. 0 b) Können Sie diese Aussagen beweisen? Lösung zu T3: a) Die Eigenwerte von A haben wir in Aufgabe T3 von Blatt 11 berechnet. Es sind die dritten Einheitswuzeln 1, e, e2 mit √ √ 3 1 3 2π 1 1 2π + i · sin =− + · i und e2 = = e = − − · i. e = cos 3 3 2 2 e 2 2 Tatsächlich gilt 1 · e · e2 = e3 = 1 = det(A) und √ √ 3 1 3 1 ·i− − · i = 0 = 0 + 0 + 0 = Spur(A). 1+e+e =1− + 2 2 2 2 2 b) Ja, aber das geht über die Zielsetzung der Vorlesung hinaus und deshalb müssen wir es nicht unbedingt... Algebraischer Beweis: Es ist a11 − x a12 ... a1n a12 a22 − x . . . a2n χA = det(A − xEn ) = det . . .. . . . . . . . . . an1 an2 . . . ann − x Wir können diese Determinante im Prinzip nach der Leibniz-Formel berechnen und erhalten ein Polynom der Form c0 + c1 x + . . . + cn−1 xn−1 + cn xn dessen Koeffizienten cj mehr oder weniger komplizierte Ausdrücke in den aij sind. Von besonderem Interesse sind die Koeffizienten c0 und cn−1 , denn diese lassen sich leicht berechnen. Es gilt c0 = det(A) und cn−1 = (−1)n−1 (a11 + a22 + . . . ann ) = (−1)n−1 · Spur(A). Wenn aber die λj die Nullstellen von χA sind, dann gilt andererseits auch χA = (λ1 − x)(λ2 − x) . . . (λn − x) = c0 + c1 x + . . . + cn−1 xn−1 + cn xn . Und aus dieser Gleichung erhalten wir Darstellungen der Koeffizienten cj durch die Eigenwerte λj . Es gilt offensichtlich c0 = n Y j=1 λj und cn−1 = (−1)n−1 · n X λj j=1 und daraus folgen die angegebenen Formeln für Summe und Produkt der Eigenwerte. Geometrischer Beweis: Man überlegt sich leicht, dass die Formeln für Diagonalmatrizen und sogar für obere Dreiecksmatrizen gelten, insbesondere also für Matrizen in Jordan-Normalform. Ferner sind Eigenwerte, Spur und Determinante von Matrizen invariant unter Basiswechseln, also Transformationen der Form A 7→ S −1 AS. Die Formeln gelten also für jede Matrix, da jede Matrix über C auf Jordan-Normalform transformiert werden kann.