Blasenentzündung

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Blasenentzündung
Warum Frauen besonders häufig betroffen sind
Autor: Dr. med. Günter Gerhardt
Brennende Schmerzen im Unterleib, der Harndrang ist fast unerträglich, doch auf der
Toilette kommen nur ein paar Tropfen heraus. Die sind oft weißlich trübe und nicht
mehr so klar und gelb wie sonst. Die Erleichterung durch das Wasserlassen währt nur
kurz, und dann stellen sich von neuem der Harndrang und das Brennen ein. Das sind
die typischen Anzeichen einer Blasenentzündung. Das ist normalerweise eine harmlose
aber typische Erkrankung von Frauen, schätzungsweise jede zweite von ihnen kennt
dieses Leiden. Der Grund dafür: Ihre Harnröhre ist kürzer als die von Männern, deshalb
können Erreger schneller in die Harnblase wandern und sich dort einnisten. Meistens
sind die Erreger Coli-Bakterien, das sind natürliche Bewohner des Darms, die dort
nützlich sind, an anderen Stellen des Körpers jedoch nichts zu suchen haben. Durch
die Nähe von After und Scheide bei Frauen können die Bakterien zudem unter
bestimmten Umständen auch schnell von einem Ort zum anderen gelangen. So kann
Geschlechtsverkehr eine Blasenentzündung fördern, weil die Bewegungen beim Sex
die Bakterien regelrecht in die Harnröhre hineinreiben, - zumindest bei bestimmten
Techniken. Mediziner haben dafür den netten Ausdruck "Honeymoon-Zystitis" oder
"Flitterwochen-Blasenentzündung" geprägt. Allerdings gibt es auch weniger
romantische Gründe. So können spermienabtötende Salben, etwa beim Gebrauch
eines Diaphragmas, die Scheidenflora verändern und das Wandern der Bakterien
begünstigen. Andere Frauen bekommen deswegen häufig eine Blasenentzündung, weil
sie sich während der Arbeitszeit nicht die Zeit und Ruhe nehmen, ihre Blase richtig zu
entleeren. Dann können sich die Erreger, die sonst auf natürlichem Wege wieder durch
die Harnröhre herausgespült würden, in der Blase einnisten, sich vermehren und zu
einer schmerzhaften Entzündung führen. Bei schwangeren Frauen ist das ähnlich, sie
können ihre Blase oft deshalb nicht richtig entleeren, weil die Fruchtblase mit dem
Ungeborenen darauf drückt. Im Laufe der Jahre können auch die Zuckerkrankheit
(Diabetes mellitus), eine Inkontinenz und eine Absenkung des Beckenbodens die
Blasenentzündung erleichtern. Bei Männern ist die Zahl der Betroffenen sehr gering,
hier ist die Ursache meist ein Blasenkatheter, der etwa nach einer Prostataoperation
gelegt wird. Als auslösende Ursache kommt dann oft bei Mann und Frau die Erkältung
hinzu.Wenn Sie die typischen Anzeichen bemerken, müssen Sie schleunigst reagieren.
Am besten ist es dann, eine große Kanne ungesüßten Tees zu kochen und sich mit
einer Wärmeflasche sofort ins Bett zu legen. Der Tee spült Blase und Harnröhre gut
durch. Die Wärme lindert die schmerzhaften Krämpfe: "Was die Kälte bringt, soll die
Wärme wieder wegnehmen", heißt ein alter Grundsatz aus der Naturheilmedizin, der
sich hier gut bewährt hat. Gut sind auch feuchte Wickel, wobei ein feuchtes warmes
Handtuch auf den Unterleib gelegt wird und die Wärmeflasche darüber. Ganz wichtig ist
es, dass Sie sich hinlegen, und nicht etwa im Sitzen, mit Wärmflasche und Teetasse
am Computer weiterarbeiten. Mit diesen Hausmitteln müsste es Ihnen gelingen, Ihre
Blasenentzündung in Schach zu kriegen. Wenn sie allerdings doch schlimmer wird,
oder wenn sich dem Harn sogar Blut beimischt, dann müssen Sie zum Arzt gehen.
Denn die Gefahr, dass sich eine Nieren- oder Nierenbeckenentzündung entwickelt, ist
dann groß. Dies kann zu einer eingeschränkten Funktion von Nieren, sowie von Leber
und Milz führen. Mit einem Antibiotikum aber ist diese Gefahr schnell gebannt. Hier gibt
es ein speziell für Harnwegsinfekte konzipiertes Antibiotikum (Wirkstoff Levofloxacin),
das sich seit Jahren gut in der Praxis bewährt hat und erfahrungsgemäß gut verträglich
ist. Die Patientin bemerkt innerhalb von Stunden, dass es ihr wieder besser geht.
Wichtig ist es nur, dass das Antibiotikum auf jeden Fall so lange eingenommen wird,
wie es der Arzt vorgeschrieben hat. Dies sind im Normalfall drei Tage, bei komplizierten
Harnwegsinfekten sieben Tage. Denn die Bakterien müssen sicher abgetötet werden,
sonst werden sie widerstandsfähig gegen Antibiotika und können bei der nächsten
Krankheit schlechter bekämpft werden.Trotz dieser guten Therapiemöglichkeiten gibt
es Frauen, die unter einer immer wiederkehrenden (chronisch rezidivierenden)
Blasenentzündung leiden. Sie werden dann dreimal oder auch viel öfter im Jahr davon
heimgesucht. Um das Leiden dauerhaft wegzubekommen, hilft es, den Harn
anzusäuern und das Immunsystem zu stärken. Trinken Sie dazu am besten täglich
frühmorgens ein gutes Glas voll Brottrunk. Brottrunk ist ein alkoholfreies Gärgetränk. Es
enthält in großen Mengen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Enzyme und
Milchsäurebakterien, die eine äußerst positive Wirkung auf die Verdauungs- und
Entgiftungsorgane haben. Dies führt beispielsweise dazu, dass der Harn angesäuert
wird. Im sauren Milieu gedeihen Bakterien schlechter und Neuinfektionen sind seltener.
Zusätzlich optimieren sie die Wirkung von Antibiotika, die besonders gut im leicht
sauren Milieu wirken.Weiterhin sind folgende Tipps für anfällige Frauen wichtig:Sorgen
Sie immer für warme Füße.Trinken Sie viel, sodass die Harnwege immer gut
durchgespült werden. Warme Tees, z. B. Goldrutentee oder Bärentraubenblättertee,
auch warmes Wasser, sind besser als kalte Getränke.Reinigen Sie sich nach dem
Stuhlgang unbedingt von vorn nach hinten mit dem Toilettenpapier, um die Erreger von
der Scheide weg zu transportieren. Gehen Sie direkt nach dem Sex zum Wasserlassen
auf die Toilette. Wenn Sie die ersten Anzeichen spüren, sollten Sie mehrmals am Tag
je einen Esslöffel voll Meerrettich- oder Preiselbeermuttersaft (Reformhaus) trinken,
das wirkt wie ein natürliches Antibiotikum.Sprechen Sie Ihrem Arzt auf eine
Immun-Impfung an (siehe Kasten). Härten Sie sich ab, z. B. mit regelmäßigen
Saunagängen. Spritzen Sie nach dem Duschen die Beine à la Kneipp
abwechselnd kalt und warm ab.Machen Sie in entzündungsfreien Zeiten abends vor
dem Zubettgehen ein warmes Sitzbad mit einem Schuss naturtrübem Apfelessig
(möglichst aus dem Reformhaus).Wenn gar nichts davon hilft, könnte es sich auch um
die seltene aber sehr schmerzhafte nichtbakterielle Blasenentzündung (interstitielle
Cystitis, IC) handeln. Typisch ist ein ständiger Drang zum Wasserlassen, oft täglich bis
zu 60mal und eine verringerte Füll-Kapazität der Blase. Es wird diskutiert, dass es sich
um ein Autoimmungeschehen handelt. Möglich ist auch eine Infektion der
Harnblasenwand mit bis jetzt noch unbekannten Bakterien. Antibiotika helfen nicht.
Ärzte setzen zur Schmerztherapie ein Antidepressivum (Amitriptylin) ein. Es wirkt
beruhigend auf den Blasennerv, hemmt die Bildung der Mastzellen und wirkt somit
antientzündlich.Wie Sie sich schützen könnenImmer wiederkehrende
Blasenentzündungen sind ein Gräuel für jede Frau. Oft ist ein Defizit in der Schleimhaut
von Harnwegen und Blase die Ursache, weil dadurch die lokale Abwehr gestört ist.
Hierfür wurde ein rezeptpflichtiger Impfstoff zum Schlucken entwickelt, der nach
mehrmaliger Gabe das Schleimhautabwehrsystem der Harnwege verstärkt. Enthalten
sind ausgewählte Stämme von Colibakterien, die allerdings nicht mehr leben und somit
kein Unheil mehr anrichten können. Doch die Immunzellen in Blase und Harnwegen
können nicht erkennen, dass die Bakterien abgetötet sind und fangen an, ihre
Immunreaktionen aufzubauen. Damit sind die Schleimhäute besser gerüstet, wenn
tatsächlich echte Colibakterien die Harnröhre hochwandern. Der Impfstoff wird über die
ersten drei Monate täglich einmal in Form einer Kapsel morgens auf nüchternen Magen
eingenommen. Nach einer dreimonatigen Pause sollte eine erste Auffrischung
stattfinden, indem noch einmal 30 Kapseln eingenommen werden, allerdings in drei
Etappen mit jeweils 20 Tagen Abstand. Der Impfstoff ist sehr gut verträglich, nur
Menschen, die Immunsuppressiva einnehmen, sollten ihn nicht
verwenden.AdressenDr. Ines Ehmer: Blasenentzündungen - Blasenschmerzen ... damit
müssen Sie nicht leben! DOCDurchblick-Verlagsgesellschaft 2003, 14,80 Euro.Dr.
Günter Gerhardt, Bettina Wenzel: Brottrunk - Sauer und gesund. Verlag Trias 2003,
9,95 Euro.
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