Zusammenstellung der verwendeten Symbole und Größen

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Helmut Scheffler
Interstellare Materie
Spektrum der Astronomie
C. Payne-Gaposchkin, Sterne und Sternhaufen
R. J. Tayler, Sterne. Aufbau und Entwicklung
R. J. Tayler, Galaxien. Aufbau und Entwicklung
H. Scheffler, Interstellare Materie
Beratendes Komitee
Prof. Dr. Michael Grewing, Tübingen
Prof. Dr. Rudolf Kippenhahn, München
Dr. Hans Michael Maitzen, Wien
Prof. Dr. Kar! Rakos, Wien
Dr. Werner W. Weiss, Wien
Helmut Scheffler
Interstellare Materie
Eine Einführung
Mit 93 Bildern und 13 Tabellen
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Das Umschlagbild zeigt den Nebel IC443 (vgl. Bild 6-16 dieses Buches).
Alle Rechte vorbehalten
© Springer Fachmedien Wiesbaden 1988
Urspriinglich erschienen bei Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1988
Das Werk einschlieBiich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschutzt.
jede Verwertung augerhalb cler eugen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulăssig und strafbar. Das
gilt insbesondere fiir Vervielfăltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen
Systemen.
Satz: Vieweg, Braunschweig
ISBN 978-3-528-08925-2
DOI 10.1007/978-3-663-20244-8
ISBN 978-3-663-20244-8 (eBook)
Vorwort
Die interstellare Materie ist im Laufe der letzten drei ] ahrzehnte zu einem der
wichtigsten Forschungszweige der Astronomie geworden. Dies schlägt sich heute·in
einer großen Zahl von Publikationen nieder. Neben den in Fachzeitschriften veröffentlichten Arbeiten und hochspezialisierten Review-Artikeln sind es vor allem
Bände, in denen die auf den zahlreichen Kolloquien und Symposien gehaltenen
Fachvorträge wiedergegeben werden. Daneben existieren nur einige wenige, durchweg anspruchsvolle Monographien; eine moderne Darstellung auf mittlerem Niveau
wird im Rahmen des Lehrbuches "Bau und Physik der Galaxis" vom Verfasser und
H. Elsässer gegeben. Es fehlt jedoch bisher- zumindest im deutschen Sprachraum eine elementare Einführung in das Gebiet. Das vorliegende Buch soll helfen, diese
Lücke zu schließen.
Dieses Buch soll dem Leser nicht nur neues Wissen mitteilen, sondern ihn auch in
die Lage versetzen, gedanklich nachzuvollziehen, wie die Erkenntnisse gewonnen
wurden. Deshalb konnte auf die Herleitung einiger wichtiger astrophysikalischer
Formeln nicht verzichtet werden. Darüber hinaus erschien es zu diesem Zweck
nützlich, innerhalb der einzelnen Kapitel in großen Zügen der Entwicklung des
Erkenntnisprozesses zu folgen und dabei gelegentlich auch historisch-menschliche
Zusammenhänge zu erwähnen.
Der vernünftigerweise begrenzte Umfang eines einführenden Buches zwingt zu einer
gewissen Auswahl des Stoffes. Einen weiteren Grund hierfür ergeben die geringeren
Ansprüche an die Vorkenntnisse des Lesers, indem sie mehr Text erfordern. Im vorliegenden Fall kommt hinzu, daß die Abgrenzung gegenüber dem Thema "Galaxis"
oder allgemeiner "Galaxien" recht willkürlich ist. Da es in der Buchreihe "Spektrum
der Astronomie" bereits einen Band "Galaxien" von R.]. Tayler gibt, habe ich mich
im wesentlichen auf die interstellare Materie in unserer Galaxis beschränkt.
Wenn nicht die speziellen Einheiten der Astronomie: Länge in Parsec [pc], Masse in
Sonnenmassen [At 0 ] und Zeit in Jahren [ a] zweckmäßig waren, wurde möglichst
das SI-System benutzt. Zwei Ausnahmen erschienen jedoch nötig: Die Verwendung
des in der Astrospektroskopie nach wie vor üblichen Ängström [ Ä] neben dem
Nanometer [ nm] bei den Angaben der Wellenlängen von Linien des optischen
Spektralbereiches und des Elektronenvolts [eV] für die Energiezustände der Atome.
Für die Überlassung von Bildvorlagen danke ich den Herren E. R. Deut, H. Elsässer,
D. Lemke, R.Mundt, Tb. Necke/, A.M. Quetsch, P. Riepe, ]. Solfund H.]. Staude.
Mein Dank gilt auch Frau B. Farr- Trautmann für die Anfertigung zahlreicher Zeichnungen und Frau U. Kapczynski für Schreibarbeiten. Dem Verlag danke ich für die
angenehme Zusammenarbeit.
Heidelberg, im Oktober 1987
H. Scheffier
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V
Zusammenstellung der verwendten Symbole und Größen . ........ VII
Verzeichnis wichtiger Symbole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII
Physikalische Konstanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI
Astronomische Einheiten und Größen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI
1
2
Staub im interstellaren Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Dunkle Materie in der Milchstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Intermezzo: Die Sterne als Lichtquellen zur Sondierung des interstellaren
Mediums............................................
Das Gesetz der interstellaren Verfärbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schmutziges Eis, Graphit und Silicate in Staubkorngröße . . . . . . . . . . . .
Interstellare "Rauchwolken" im Sternlicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wärmestrahlung von interstellaren Staubteilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Staubteilchen und kosmische Magnetfelder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Diffus verteiltes interstellares Gas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Die "ruhende" Calciumlinie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Frühe Argumente für eine Wolkenstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die 21-cm-Linie des Wasserstoffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bewegung und Verteilung des neutralen Wasserstoffs in der
galaktischen Scheibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kontinuierliche Radioemission, hochenergetische Elektronen
und Magnetfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
9
16
21
25
32
34
39
42
48
52
58
Physik der diffusen Wolken .. ........................... 66
21-cm-Linienprofil und Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neue Einsichten im Ultraviolett- und Röntgenbereich. . . . . . . . . . . . . . .
Äquivalentbreiten und Säulendichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die lokale Dichte des Wasserstoffs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Häufigkeiten der höheren Elemente und Staubanteil . . . . . . . . . . . . . . .
Galaktischer Gas-Halo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ein Modell für die diffusen Wolken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
66
71
75
78
80
82
86
Inhaltsverzeichnis
4
VII
Hfl-Regionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
Diffuse Emissionsnebel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Emissionsnebel als Regionen ionisierten Wasserstoffs . . . . . . . . . . . . . . .
Die Erklärung der Nebellinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
HII-Regionen als Radioquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Temperatur, Dichte, Masse und chemische Zusammensetzung . . . . . . . . .
92
100
106
110
120
5 Molekülwolken ...................................... 124
Die Herkunft der Sterne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dunkelwolken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Interstellare Moleküle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Analyse von Moleküllinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zustand der Wolken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Großräumige Verteilung und galaktische Gammastrahlung. . . . . . . . . . . .
6
124
126
130
137
141
145
Sternentstehung und Dynamik .......................... 154
Sternentstehung in Dunkelwolken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Starke Infrarotquellen und die Entstehung massereicher Sterne . . . . . . . .
Natürliche Maser in Sternentstehungsgebieten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Entwicklung von HII-Regionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Explosionswellen von Supernovae: Energiequellen des interstellaren
Mediums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
154
158
165
169
175
Anhang A
Intensität und Volumenemission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
Anhang B
Der Linienabsorptionskoeffizient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
Anhang C Dichtesprung an einer adiabatischen Stoßfront. . . . . . . . . . . . . 185
Quellen der Bilder . ...................................... 187
Einführende Literatur zur Physik der Sterne . .................. 188
Weiterführende Literatur zur i:1terstellaren Materie ............. 188
Namen- und Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . .......... 189
Zusammenstellung der verwendeten Symbole
und Größen
Verzeichnis wichtiger Symbole
a
Radius instellarer Staubteilchen
Abstand des Randes eines Reflexionsnebels vom beleuchtenden Stern.
Anm
Übergangswahrscheinlichkeit für spontane Übergänge vom Zustand n in den tieferen Zustand m
interstellare Extinktion für die Spektralbereiche V bzw. B
interstellare Extinktion bei der Wellenlänge X
Äquivalentbreite einer Absorptionslinie in Wellenlängeneinheiten
b
galaktische Breite
B
magnetische Induktion, magnetische Feldstärke im Vakuum
Übergangswahrscheinlichkeiten für Absorption und stimulierte
Emission
Plancksche Funktion für die Strahlungsintensität bei der Frequenz V im thermodynamischen Gleichgewicht
Schallgeschwindigkeit
d
Durchmesser interstellarer Objekte
E, Ec, Eth
Energie, Gravitationsenergie, thermische Energie
En, Ern
Energie eines Atoms oder Ions in den Zuständen n, m
EB-V
f(l\)
Farbexzeß zwischen B-und V-Spektralbereich
Spektralempfindlichkeitsfunktio n
normierte interstellare Verfärbung
fmn
Oszillatorenstärke für den Übergang von m nach n
F
Strahlungsflußdichte
Strahlungsflußdichte bei der Frequenz v, bezogen auf die Einheit des Frequenzintervalls
statistische Gewichte der Energieniveaus n, m
Intensität der Strahlung (pro Raumwinkeleinheit)
Intensität bei der Frequenz v bzw. Wellenlänge X
Zusammenstellung der verwendten Symbole und Größen
j
IX
Massenstromdichte
galaktische Länge
Weglänge auf dem Sehstrahl innerhalb einer Region
"Leuchtkraft" (Strahlungsleistung) eines Sterns
Strahlungsleistung eines Sterns im Lymankontinuum
m
scheinbare Sternhelligkeit (in Größenklassen)
mu, mB, mv, ...
scheinbare Sternhelligkeiten für die Spektralbereiche U, B, V, ...
interstellare Polarisation in Größenklassen
~mp
M
Mu,Mß,My, ...
.ß
absolute Sternhelligkeit (in Größenklassen)
absolute Sternhelligkeiten für die Spektralbereiche U, B, V, ...
Masse (eines Sterns oder eines interstellaren Objektes)
n
Anzahldichte interstellarer Staubteilchen
N
Anzahldichte interstellarer Gasteilchen
Anzahl der Galaxien pro Flächeneinheit an der Sphäre, GI. ( 1-4)
Ne,NH
Anzahldichten der freien Elektronen bzw. der Wasserstoffatome
Nn,Nm
Anzahldichten der Atome oder Ionen in den Zuständen n, m
Anzahldichten der neutralen bzw. einfach ionisierten Atome
No,Nl
..;V
Säulendichte
%n
Säulendichte der Atome oder Moleküle im Zustand n
p
Gasdruck
Polarisationsgrad
magnetischer Druck
wirksamer Querschnitt eines Atoms oder Moleküls
Koeffizienten der Stoßraten für anregende bzw. abregende
Stöße
Qext• Qsca• Qabs
Wirkungsfaktor für die interstellare Extinktion durch kleine
feste Teilchen und seine Anteile, die durch Streuung bzw. Absorption bedingt sind
r
Entfernung vom Beobachter
radialer Abstand vom Zentrum einer kugelförmigen interstellaren Wolke
Gyrationsradius eines geladenen Gasteilchens in einem homogenen Magnetfeld
Strömgrenradius einer HII-Region
R
Abstand vom galaktischen Zentrum
Radius einer kugelförmigen interstellaren Wolke
Sternradius
Ionisationsrate, Rekombinationsrate
Temperatur
Zusammenstellung der verwendten Symbole und Größen
X
Oberflächentemperatur eines Sterns, Strahlungstemperatur,
Temperatur interstellarer Staubteilchen
u
Energiedichte des Gases
Uv
V,
V
Energiedichte des Strahlungsfeldes bei der Frequenz v
Geschwindigkeit von Gaspartikeln, makroskopische Geschwindigkeit des Gases
Radialgeschwindigkeit
z
Abstand von der galaktischen Ebene
Rektaszension
Spektralindex der nichtthermischen Radiofrequenzstrahlung
'Y
Dämpfungskonstante
Albedo
Exponent des Energiespektrums der Teilchen der Kosmischen
Strahlung
Deklination
e, Ev
Emissionskoeffizient (Volumenemission ), Emissionskoeffizient
bei der Frequenz V
e
Geschwindigkeit der galaktischen Rotationsbewegung
A.
Absorptionskoeffizient pro Längeneinheit, bei der Frequenz v
bzw. bei der Wellenlänge A
Wellenlänge
Dopplerbreite, natürliche Linienbreite einer Spektrallinie in
Wellenlängeneinheiten bzw. Frequenzeinheiten
~Ao. ~AN,
~Vo, ~VN
V
molare Masse ("Molekulargewicht") oder atomare Masse (Atommasse, "Atomgewicht")
Frequenz
p
Massendichte
a
Streuung der Radialgeschwindigkeit von Gasteilchen
Flächendichte der Masse (Belegungsdichte)
J1.
Streuung des thermischen Anteils der Radialgeschwindigkeit
von Gasteilchen
optische Dicke (Tiefe), bei der Frequenz v bzw. Wellenlänge A
optische Dicke einer interstellaren Region bei der Frequenz v
X
Drehwinkel der Faraday-Rotation
Ionisationsenergie von Atomen
Raumwinkel unter dem eine Strahlungsquelle erscheint
Raumwinkel der "Richtkeule" einer Antenne
Zusammenstellung der verwendten Symbole und Größen
XI
Physikalische Konstanten
Lichtgeschwindigkeit
Plancksches Wirkungsquantum
Gravitationskonstante
Masse des Elektrons
Masse des Wasserstoffatoms
Ladung des Elektrons
Konstante des Stefan-Boltzmannschen Gesetzes
Boltzmann-Konstante
Gaskonstante
c
h
G
mH
e
a
k
IR
= 2,998 · 10 8 m
= 6,626 . 10- 34 J s
= 6,672 · 10- 11 m 3 kg- 1 s- 2
=9,110·10- 31 kg
= 1,673. 10- 27 kg
= 1,602 • 10- 19 c
=5,670·10- 8 Wm- 2 K- 4
= 1,381 • 10- 23 JK- 1
= 8,314 · 10- 3 JK- 1 kmol- 1
Astronomische Einheiten und Größen
Astronomische Einheit=mittlerer Abstand
Erde-Sonne
Parsec
Lichtjahr
Jahr
Sonnenmasse
Sonnenradius
Leuchtkraft der Sonne
Abstand der Sonne vom galaktischen Zentrum
Kreisbahngeschwindigkeit am Ort der Sonne
1 AE = 1,496 • 10 11 m
1 pc
1 LJ
1a
.ß0
R0
L0
R0
80
= 3,086 · 10 16
= 9,461 · 10 15
=3,156·10 7
= 1,989. 10 30
= 6,960 · 10 8
= 3,85 • 10 26
""'8,5 kpc
""'220 kms- 1
m
m
s
kg
m
W
Kapitell
Staub im interstellaren Raum
Dunkle Materie in der Milchstraße
Die Astronomie als Wissenschaft von den Sternen ist uralt. Daß auch im Raum zwischen den Sternen in größerem Umfang Materie existiert, ist hingegen eine Erkenntnis der neueren astronomischen Forschung. Erst seit den dreißiger Jahren unseres
Jahrhunderts haben wir Gewißheit über die allgemeine Verbreitung solcher Materie.
Heute hat die Erforschung des interstellaren Mediums in der Astronomie zentrale
Bedeutung erlangt für unser Wissen von der Struktur unserer Galaxis, der Herkunft
der Sterne und der Evolution im Kosmos.
Wir wenden uns zuerst einem wichtigen negativen Aspekt des interstellaren Mediums
zu, nämlich einer nicht leicht feststellbaren Schwächung des sichtbaren und ultravioletten Lichtes der Sterne und anderer kosmischer Strahlungsquellen. Die Unkenntnis dieser Wirkung einer weitgehend unsichtbaren Komponente der interstellaren Materie, mit der die "Sichtweite" teilweise stark eingeschränkt wird, hat noch
um 1920 zu einem spektakulären Fehlschlag der Stellarastronomie geführt, als man
versuchte, die räumliche Ausdehnung und Struktur unseres Sternsystems zu ermitteln.
Nachdem Galilei um 1609 zum ersten Male ein f':rnrohr auf den Sternhimmel
gerichtet hatte, stellte sich bald heraus, daß dem bloßen Auge nichtsternförmig erscheinende, scheinbar flächenhaft leuchtende Objekte meist durch viele schwache
Sterne erzeugt werden. Die Milchstraße erwies sich als gewaltige Sternansammlung,
zahlreiche kleine diffuse Lichtflecken wurden als Sternhaufen erkannt. Der Raum
zwischen den auch im Fernrohr weiterhin punktförmigen Sternen erschien leer,
wenn man von einer kleinen Zahl nicht auflösbarer heller "Nebelflecken" absah.
Im Jahre 1811 äußerte Sir William Hersehe!, Mitglied der Royal Society, die Überzeugung, daß die Häufigkeit nebuloser Materie alle Vorstellungen übersteigen müsse.
Diese Behauptung gründete sich auf seine Beobachtungen mit einem von ihm selbst
errichteten großen Spiegelteleskop von 125 cm Öffnung(!), das den damaligen Linsenfernrohren überlegen war. Hersehe! stammte aus Hannover, von wo aus er 1755
als Militärmusiker nach England gekommen war; dort hatten ihn seine Interessen
von der Musik zur Mathematik und weiter zur Astronomie und Optik geführt. Durch
seine Beobachtungen erhöhte sich die Zahl der katalogisierten Nebelflecken auf
über 2000.
2
Kapitel 1 Staub im interstellaren Raum
Herschels größte Leistung war jedoch sein Versuch, den Aufbau des ganzen Milchstraßensystems aus Sternzählungen abzuleiten. Er fand ein flaches, ungefähr linsenförmiges Sternsystem, in dem die Sonne eine zentrale Lage hatte. Die scheinbare
Konzentration der Sterne auf ein relativ schmales Band, die Milchstraße, fand so
eine zwanglose Deutung. Aus großer Entfernung gesehen, würde das System den
häufigen, länglich-runden, hellen Nebelflecken gleichen. Diese Objekte schienen
also wieder nur aus Sternen zu bestehen. Herschel hatte damit auf empirischem
Wege ein starkes Argument für die spekulativ gewonnenen Vorstellungen Immanuel
Kants geliefert- wahrscheinlich ohne von dessen "Naturgeschichte und Theorie des
Himmels" Kenntnis gehabt zu haben. Als vermutlich nichtsternförmig verblieben
nur ganz wenige isolierte diffuse Nebel.
Bei den Astronomen setzte sich die Meinung durch, daß der interstellare Raum im
wesentlichen frei von Materie sei und die Lichtausbreitung praktisch unbehindert
stattfinde. Für die Nachfolger Herschels, die um die Wende zum 20. Jahrhundert ein
verbessertes Bild von der Größe und Form des Sternsystems zu gewinnen suchten,
erwies sich diese Annahme als folgenschwer. Denn die hierfür erforderliche Bestimmung der Entfernungen sehr vieler Sterne konnte nur auf dem Weg über deren
scheinbare Helligkeiten erfolgen:
Das Verfahren beruht darauf, daß der am Ort des Beobachters vorliegende Strahlungsfluß F pro Flächeneinheit - wir drücken diese Größe heute in Watt pro Quadratmeter aus- bei leerem Raum umgekehrt proportional dem Quadrat der Entfernung r vom Stern abnimmt: F- llr 2 • Denn die Strahlungsleistung des Sternes L
wird auf eine Kugel mit dem Radius r verteilt: L = 41Tr 2 • F. Denkt man sich alle
Sterne in die gleiche Entfernung r 0 versetzt und bezeichnet die dann vorliegenden
Strahlungsflüsse mit F 0 , so gilt jeweils
F
2
ro
Fo="?"·
(1-1)
Die Astronomen drücken die Entfernungen der Sterne in der Einheit Parsec, abgekürzt pc, aus: 1 pc = 3,086 • 10 16 m = 3,26 Lichtjahre. Dies ist die Entfernung,
aus welcher die große Halbachse der Erdbahnellipse - die mittlere Entfernung
Erde-Sonne, sie beträgt 149,6 Millionen km -unter dem Winkel von einer Bogensekunde (1 ") erscheint. Für r 0 wählen die Astronomen 10 pc, und sie nennen F 0
dann ein Maß für die absolute Helligkeit des Sternes. Kennt man F 0 , so liefert die
Messung von F nach Gl. (1-1) die Entfernung r.
Wie kann man F 0 erfahren? Für die "nahen Sterne" mit Entfernungen bis zu etwa
20 pc läßt sich r aus Messungen ihrer parallaktischen Verschiebung infolge des jährlichen Umlaufs der Erde um die Sonne ableiten. Basis ist hierbei die mittlere· Entfernung Erde-Sonne. Nach der Messung ihrer- in erheblichem Ausmaß durch unterschiedliche Entfernungen bedingten - Strahlungsflüsse F können nun für alle diese
nahen Sterne die zu r 0 = 10 pc gehörenden Flüsse F 0 berechnet werden.
Hätte sich bei allen Sternen derselbe Wert für F 0 ergeben, besäßen also alle Sterne
die gleiche "absolute Helligkeit", dann wäre es leicht, mit Hilfe von Gl. (1-1) für
Dunkle Materie in der Milchstraße
3
jeden beliebigen Stern aus dem gemessenen "scheinbaren" Strahlungsfluß F die
Entfernung r zu berechnen. Hersehe! hatte diese Hypothese aufgestellt. Seine
Nachfolger fanden jedoch, daß die "absoluten Helligkeiten" der Sterne über einen
recht großen Bereich streuen. Sie mußten deshalb eine statistische Lösung suchen.
Im Prinzip aber blieb die GI. (1-1) Grundlage der Entfernungsbestimmung. Die
erzielten Resultate waren denen Herschels ähnlich, insbesondere ergab sich für die
Sonne wieder eine zentrale Lage - im Widerspruch zu inzwischen vorliegenden Ergebnissen über die räumliche Verteilung der kugelförmigen Sternhaufen und über die
Rotation des Systems, nach denen die Sonne weit vom Zentrum entfernt sein mußte.
Dies war etwa der Stand um 1920. Die Auflösung des Widerspruchs bahnte sich
zehn Jahre später an und sie ging ganz zu Lasten der "Stellarstatistik": Bei Untersuchungen der offenen Sternhaufen - gravitativ locker gebundenen Anhäufungen
von jeweils einigen hundert Sternen - fand Robert Trümpler am Liek-Observatorium den ersten schlüssigen Beweis für die Existenz einer allgemeinen interstellaren
Absorption des Sternlichtes. Trümpler hatte die Entfernungen zahlreicher Sternhaufen nach der beschriebenen photometrischen Methode aus scheinbaren und absoluten Helligkeiten von Haufenmitgliedern ermittelt. Mit den Ergebnissen und den
von ihm gemessenen Winkeldurchmessern der Sternhaufen berechnete er deren
lineare Ausdehnungen. Es stellte sich heraus, daß die resultierenden Sternhaufendurchmesser mit der Entfernung der Haufen systematisch zunahmen -ein äußerst
unwahrscheinliches Resultat! Nach eingehender Diskussion der Fehlermöglichkeiten gelangte Trümpler zu dem Schluß, daß die photometrisch bestimmten Entfernungen systematisch zu groß waren, und er führte dies zurück auf eine systematische
Herabsetzung der scheinbaren Helligkeiten durch Extinktion des Lichtes auf seinem
Wege durch den interstellaren Raum. Anstelle von GI. (1-1) setzt man deshalb an
(1-2)
mit dem Extinktionskoefftzienten K.
Die rechts stehende Form des Schwächungsfaktors (Absorptionsgesetz) ergibt sich
folgendermaßen: Wir gehen zunächst zur Strahlungsintensität I über. Das ist der
Strahlungsfluß pro Flächeneinheit und pro Raumwinkeleinheit, also I= Flil ... Hierbei ist Q,. der Raumwinkel, unter dem die Sternscheibe vom Beobachter aus
erscheint, Q,. = 1r R;!r 2 , wobei R * den Sternradius bezeichnet. Es gilt also
so daß im leeren Raum die Intensität entfernungsunabhängig ist. Die Änderung von
I durch die interstellare "Absorption" auf einem kleinen Wegstück dr ist proportional dem Betrag von I selbst:
di=-Kidr.
4
Kapitel 1 Staub im interstellaren Raum
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Sonne
ooo
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Bild 1-1 Seitenansicht unserer Galaxis mit dem System der kugelförmigen Sternhaufen (Kreise)
in schematischer Darstellung. Die älteren Versuche, die Dimensionen der galaktischen Scheibe
unter Vernachlässigung der interstellaren Lichtschwächung auf der Basis von Sternzählungen
abzuleiten, lieferten als Gesamtsystem nur den schraffierten Bereich um die Position der Sonne.
Ist der Proportionalitätsfaktor
gration
I =Io e-K(r-ro)
K
unabhängig von r, so folgt hieraus durch Inte(1-3)
Für den Extinktionskoeffizienten fand Trümpler den Wert K =0,62 pro 1000 pc, das
heißt, auf einer Strecke von 1000 pc wird das Licht auf exp(-0,62) =0,54 oder 54%
seines anfänglichen Helligkeitswertes geschwächt. Wir wissen heute, daß der durchschnittliche Wert von K nahe der Symmetrieebene unseres Milchstraßensystems sogar ungefähr dreimal so groß ist. Auf dem Weg von einem Punkt in der Nähe des
galaktischen Zentrums bis zu unserem Sonnensystem, nach heutiger Kenntnis einer
Strecke von rund 10 000 pc, hat man danach mindestens eine Lichtschwächung
um den Faktor exp(-18):::::: 10-8 zu erwarten! Bei den klassischen stellarstatistischen Untersuchungen auf der Basis von Sternzählungen bis zu möglichst schwachen
Helligkeiten hatte man daher vom ganzen Sternsystem nur einen relativ kleinen Nahbereicherfaßt (siehe Bild 1-1). Die gefundene rasche Abnahme der Sterndichte mit
wachsendem Abstand von der Sonne nach allen Richtungen in der Milchstraße war
hauptsächlich eine Folge davon, daß die interstellare Extinktion nicht berücksichtigt
wurde - wir vermeiden heute den Ausdruck "Absorption", weil es sich nicht um
einen reinen Absorptionsprozeß handelt, bei dem Strahlung in thermische Energie
umgewandelt wird.
Diese Wirkung betrifft allgemein die sichtbare und ultraviolette Sternstrahlung. Im
infraroten Spektralbereich wird das interstellare Medium mit wachsender Wellen-
Dunkle Materie in der Milchstraße
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Bild 1-2
Blick auf den Querschnitt einer Säule, die sich vom Beobachter
aus entlang des Sehstrahls bis zu einem Stern erstreckt
länge durchlässiger. Ein Vordringen bis zum galaktischen Zentrum ist daher mit der
modernen Technologie der Infrarotbeobachtungen möglich geworden.
Es ist aufschlußreich, einmal aus heutiger Sicht die Frage zu stellen, ob die Astronomen des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu leichtfertig zu der Annahme eines leeren
intc:rstellaren Raumes und fehlender interstellarer Extinktion gegriffen haben. Man
hätte zunächst einmal überlegen können, welche Materiedichte sich ergäbe, wenn in
einem großen Volumen um die Sonne die Gesamtmasse des interstellaren Mediums
vom gleichen Betrag wäre wie die Gesamtmasse der darin enthaltenen Sterne - wir
denken uns also die Masse aller Sterne gleichmäßig im Raum verteilt. Die durchschnittlichen gegenseitigen Entfernungen der Sterne kannte man ungefähr: Schon
1838 waren die jährlichen parallaktischen Bewegungen von drei Sternen gemessen
worden: Für 61 Cygni von F. W. Bessel, für Cl! Lyrae (Wega) von W. Struve und für
Cl! Centauri von Th. Henderson. Sie fanden Entfernungen zwischen 1 und 3 pc. Nehmen wir daher an, daß einem Stern durchschnittlich eine Kugel mit einem Radius
von 2 pc und somit dem Volumen von 33,5 pc 3 = 9 • 1050 m 3 zur Verfügung steht
und die durchschnittliche Masse eines Sterns gleich der Sonnenmasse ist, die rund
2 • 1030 kg beträgt. Dann ergibt sich eine mittlere Materiedichte von nur 2,2 • 10-21
kgm- 3 , etwas mehr als die Masse von einem Wasserstoffatom pro Kubikzentimeter.
Wenn es also interstellare Materie von gleicher Gesamtmasse gäbe, wie sie in stellarer
Form vorliegt, dannmätte man nur eine extrem geringe Dichte zu erwarten- unser
Ergebnis stimmt übrigens ungefähr mit dem heute bekannten tatsächlichen Wert
überein! In einer vom Beobachter bis zu einem Stern in 1000 pc Entfernung reichenden Säule von 1 m 2 Querschnitt befindet sich dann eine Masse von etwa
2 ·10- 21 kgm- 3 • 3 • 10 19 m = 6 • 10-2 kgm- 2 • Wäre nur etwa 1% dieser interstellaren Materie beispielsweise in Form von kleinen Wassertröpfchen oder Eiskugeln vorhanden mit jeweils dem Radius a = 10-3 mm = 10- 6 m und somit einer Masse von
jeweils (41T/3)a 3 X spezifische Massendichte ~ 4 • 10- 15 kg, dann befänden sich in
unserer Säule%= 6 • 10-4/4 • 10-ls = 1,5 • 10 11 Teilchen (pro Quadratmeter) mit
einem Gesamtquerschnitt .....Vx 1Ta2 = 0,5 m 2 • Diese Teilchen schirmen die Sternstrahlung ab, wie es Bild 1-2 schematisch zeigt. Wegen der gegenseitigen Überdeckungen von Teilchen im Sehstrahl ist der Schwächungsfaktor allerdings nicht
0,5, sondern exp(-%· 1Ta2 ) ~ exp(-0,5) ~ 0,6. Der Extinktionskoeffizient pro
1000 pc ist "~ %•1Ta 2 ~ 0,5.
6
Kapitel 1 Staub im interstellaren Raum
Man möchte hiernach sagen, daß die Annahme völlig fehlender interstellarer Extinktion recht kühn gewesen ist. Wir müssen diese Kritik jedoch abschwächen, weil sich
herausstellt, daß bei gleicher Gesamtmasse weder mit wesentlich größeren oder kleineren Teilchendurchmessern, noch mit einem vollständig gasförmigen interstellaren
Medium eine merkliche Schwächung des Sternlichtes erzeugt werden kann. Bei vorgegebener Materiemenge läßt sich der größte optische Effekt erreichen, indem man
daraus entweder eine hauchdünne Folie oder viele Teilchen mit den oben angenommenen Dimensionen macht: Rauchteilchen!
Gasförmige interstellare Materie erzeugt im Bereich der sichtbaren Strahlung- wenn
sie nicht durch nahe Sterne zu hohen Temperaturen aufgeheizt wurde - scharfe
Absorptionslinien in den Sternspektren, die zu den breiteren stellaren Absorptionslinien (Fraunhoferlinien) hinzutreten, sich aber im Gesamtlicht nicht merklich auswirken. Interstellare Absorptionslinien wurden erst in den zwanziger Jahren mit
Sicherheit nachgewiesen, nachdem Sternspektrographen mit genügender Leistungsfähigkeit verfügbar waren. Wir kommen darauf im nächsten Kapitel zurück.
Nachdem wir heute wissen, daß die interstellare Materie vorwiegend gasförmig ist
und ihre mittlere Dichte nur etwa eine Wasserstoffatommasse pro Kubikzentimet,er
beträgt -selbst in starken Verdichtungen werden nur Werte von 10- 18 Gramm pro
Kubikzentimeter erreicht -, erscheint es in der Tat nicht verwunderlich, daß sich
dieses Medium dem direkten Nachweis so lange entziehen konnte: Der Beobachtung mit dem Auge als Strahlungsempfänger hinter dem Fernrohr sind nur zwei
interstellare Phänomene unmittelbar zugänglich. Es sind die diffusen hellen Nebel
und die sogenannten Dunkelwolken, Gebiete besonders starker interstellarer Extinktion im dichten Sternfeld der Milchstraße, die schon Hersehe! als "Löcher im Sternhimmel" aufgefallen waren.
Erst die Einführung der Photographie in die Himmelsbeobachtung zeigte das wahre
Ausmaß der Verbreitung dieser Erscheinungen. Die Eigenschaft der Photoemulsion,
durch lange Belichtungszeiten die Wirkung der Strahlung aufzusummieren, ermöglichte die Entdeckung einer Vielzahl schwacher diffuser Nebel und enthüllte die
Struktur des Milchstraßenphänomens. Bild 1-3 zeigt eine Weitwinkelaufnahme der
Milchstraße, die deutlich eine Konzentration der Dunkelwolken auf deren Symmetrielinie, den galaktischen Äquator, erkennen läßt. Könnten wir unser Sternsystem
von außen sehen, mit dem Verlauf des Sehstrahls in der galaktischen Ebene, so
dürfte es etwa denselben Anblick bieten wie das in Bild 1-4 gezeigte ferne außergalaktische Sternsystem.
Einen überzeugenden Beweis dafür, daß die ganze Dunkelwolkenkette in Bild 1··3
nicht durch ein lokales Defizit von Sternen erzeugt wird, sondern eine Folge interstellarer Extinktion des Lichtes der dort vorhandenen Sterne ist, gewann der amerikanische Astronom Edwin Hubble 1934 aus Zählungen der fernen Galaxien. Aus
seinen Aufnahmen mit dem 2,5-m-Teleskop der Mt. Wilson-Sternwarte von rund
1300 ausgewählten Himmelsfeldern fand er, daß die Zahl dieser außergalaktischen
Sternsysteme pro Flächeneinheit an der Sphäre bei Annäherung an die Symmetrielinie der Milchstraße systematisch abnimmt. In einem Gürtel von unregelmäßig,er
Dunkle Materie in der Milchstraße
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Bild 1-3 Weitwinkelaufnahme der südlichen Milchstraße . Die Aufnahme wurde mit einer Kugelspiegelkamera gewonnen. Die Kamera selbst und ihre Halterungsstreben befinden sich im
Strahlengang und sind daher auf dem Bild sichtbar.
(Aus dem Atlas der Milchstraße von W. Schlosser, Th. Schmidt-Kaler und W. Hünecke, Astronomisches Institut der Ruhr-Universität Bochum)
Breite um den galaktischen Äquator- nach jeder Seite durchschnittlich bis zu etwa
15° Abstand - lassen sich praktisch keine Galaxien finden. Hubble bezeichnete
diesen Bereich als zone of avoidance. Für das übrige Gebiet erhielt er eine Beziehung
zwischen den durchschnittlichen Anzahlen N von Galaxien auf seinen Platten pro
"Quadratgrad" (1 ° • 1°) und dem Winkelabstand vom galaktischen Äquator, der
galaktischen Breite b:
log N
=
2,1-0,15 cosec b
(1-4)
8
Kapitel 1 Staub im interstellaren Raum
Bild 1-4 Von der Kante gesehene Galaxie.
(Aufnahme K. Birkle, 2,2-m-Teleskop der Calar Alto Sternwarte des Max-Planck-Instituts für
Astronomie, Heidelberg)
z
galaktische
zo~
Ebene
Bild 1-5
(cosec b = 1/sin b ). Dieses Ergebnis läßt sich zwanglos mit der Annahme einer planparallelen Schicht mit homogen verteilter, lichtschwächender Materie erklären
(Bild 1-5 ), und man kann dabei eine Aussage über die interstellare Gesamtextinktion
gewmnen:
Wenn die Galaxien gleichmäßig im Raum verteilt sind und alle etwa die gleiche absolute Helligkeit besitzen, dann ist die in einem kleinen Himmelsareal, etwa einem
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