Vollständiger Nachruf zum Tod des Klimaforschers Stephen Schneider

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Nachruf Stephen Schneider
Auf einer Reise zwischen Konferenzen in Schweden und London am 19. Juli verstarb Stephen
Schneider unerwartet im Alter von 65 Jahren. Die Klimaforschung, Öffentlichkeit und Politik
verloren damit einen ihrer bekanntesten Wissenschaftler und Wissenschaftsvermittler. Wie kaum
ein anderer hat Steve Schneider zum Verständnis des Klimasystems und zur Aufklärung der
Öffentlichkeit über die Auswirkung des menschenbedingten Klimawandels beigetragen. Durch
Beratung aller US Präsidenten von Richard Nixon bis Barack Obama und zahllose Anhörungen vor
US Kongressausschüssen hat er sich stets unermüdlich für eine fortschrittliche Klimapolitik
eingesetzt.
Schon in den frühen siebziger Jahren, als die drohende globale Erwärmung durch menschliche
Aktivitäten nur im Kreis der Klimaforscher ernsthaft diskutiert wurde und viele Kollegen sich
scheuten, sich jenseits ihres Fachgebiets mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der globalen
Erwärmung auseinander zu setzen, hat er nachdrücklich die wissenschaftliche Untersuchung der
zu erwartenden gesellschaftlichen Auswirkung des Klimawandels angefordert. So gründete er
bereits als dreißigjähriger Wissenschaftler am National Center of Atmospheric Research (NCAR)
die heute weltweit angesehene interdisziplinäre Zeitschrift Climatic Change, in der die Auswirkung
des Klimawandels auf die Wirtschaft, Gesellschaft und Politik als wichtiges neues
Forschungsgebiet etabliert wurde. Nach 1990 wurde dann Steve Schneider, nunmehr Professor in
Stanford, einer der führenden Verfasser der einflussreichen Berichte des im Jahre 2007 mit dem
Friedensnobelpreis ausgezeichneten Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC),
Als enthusiastischer Kommunikator beschränkte er sich aber nicht auf die Wissenschaft, sondern
trat in populären Talkshows auf, gab Radio- und Fernseh-Interviews, und schrieb mehrere
allgemein verständliche Bücher zum Klimaproblem. Er hatte die seltene Gabe, komplexe
wissenschaftliche Zusammenhänge sowohl anschaulich als auch unterhaltsam darzulegen und
wurde dadurch bald der erste Adressat der Medien bei allen Fragen zum Klimawandel. Obwohl
ein kontinuierlicher Mahner, hat er stets die Unsicherheiten der Klimaprognosen betont. Dabei
unterstrich er, dass das Klimaproblem sich nicht von anderen Problemen der Politik unterscheidet,
bei dem wichtige Entscheidungen an Hand subjektiver Schätzungen unsicherer zukünftiger
Entwicklungen gefällt werden müssen. In Steve Schneiders Worten sollten jedoch “die
Schätzungen der Klimafachleute höheres Gewicht erhalten als die einiger republikanischer
Senatoren“. Steve Schneider hat Kontroversen nie gescheut.
Seine Überzeugungskraft als Vermittler basierte nicht zuletzt auf seinem Ruf als führender
Klimaforscher. Diesen hat er sich u.a. erworben durch wichtige Beiträge zum Verständnis der
Rolle von Wolken und Aerosolen in der Strahlungsbilanz der Atmosphäre, zur Entwicklung
einfacher, recheneffektiver Klimamodelle, zur Bestimmung des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses
des anthropogenen Klimasignals vor dem Hintergrund der natürlichen Klimavariabilität, und zur
Abschätzung der technologischen Optionen und Kosten möglicher Maßnahmen zur Vermeidung
einer gravierenden Klimaänderung. Auch hier zeichnete er sich stets durch eine weitsichtige
Vorreiterrolle aus.
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Steve Schneiders Begeisterung für die Wissenschaft sowie seine aufgeschlossene, freundliche
Kontaktbereitschaft inspirierte Generationen von Kollegen und Studenten. Sein unerwarteter Tod
löste eine Flut von E-mails aus, in denen seine vielen Freunde sich bemühten, ihren Schock und
ihre Trauer zu verarbeiten durch den Austausch von Erinnerungen, durch die Planung von
Ehrungen in Form von Symposien und Sonderveranstaltungen, oder durch die Weitergabe der
Nachrufe in bekannten Zeitschriften wie Time Magazine oder The Economist.
Die Offenheit und menschliche Verbundenheit Steve Schneiders kommt nicht zuletzt in zwei
persönlich stark gefärbten Büchern zum Ausdruck. “The Patient from Hell“ berichtet über seinen
mit Unterstützung seiner Frau Terry Root erfolgreich geführten Kampf gegen eine seltene
Krebsform, die er zusammen mit seinem Arzt durch die Entwicklung einer neuen, ständig
angepassten aber körperlich strapazierenden Therapie schließlich besiegte. Sein letztes Buch
“Science as a Contact Sport“ gibt einen lebendigen Rückblick über sein langjähriges Engagement
für die Klimaforschung und die mit ihr verbundenen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen,
denen er sich stets mutig und unermüdlich stellte.
Das vielseitige Vermächtnis dieses außerordentlichen Wissenschaftlers und Kommunikators wird
für alle, die das Glück hatten, ihn zu kennen, immer ein Vorbild sein.
Klaus Hasselmann
Prof. Dr. Klaus Hasselmann, emeritierter Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für
Meteorologie in Hamburg, ist deutscher Klimaforscher, Meteorologe und Ozeanologe.
sowie die Mitglieder des Deutschen Klima-Konsortiums e.V.:
AWI, Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven
„CliSAP“, Exzellenzcluster an der Universität Hamburg
DLR – Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., Institut für Physik der Atmosphäre,
Oberpfaffenhofen-Wessling
DWD –Deutscher Wetterdienst, Offenbach
Forschungszentrum Jülich GmbH
GFZ, Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches Geo-ForschungsZentrum
GKSS-Forschungszentrum Geesthacht
IFM-GEOMAR, Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel
IfT, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Leipzig
IfW, Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel
IMK, Institut für Meteorologie und Klimaforschung, Forschungszentrum Karlsruhe in der
Helmholtz-Gemeinschaft
IOW, Institut für Ostseeforschung Warnemünde
IUP, Institut für Umweltphysik der Universität Bremen
MARUM, Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen
Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Jena
Max-Planck-Institut für Chemie, Mainz
Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg
„Ozean der Zukunft“, Exzellenzcluster an der Universität Kiel
PIK, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
UFZ, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Leipzig
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Kontakt:
Deutsches Klima-Konsortium e.V.
Markgrafenstraße 37
10117 Berlin
E-mail: [email protected]
Ansprechpartnerin: Tanja Fröhlich
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