3.9 Experimentelle Bestimmung kleiner Ladungen Robert Andrew Millikan (1868-1953) war ein amerikanischer Physiker, der 1923 einen Nobelpreis für seine berühmten Öltröpfchen Experimente erhielt, mit denen er experimentell sehr kleine Ladungen messen konnte. Die Ergebnisse aus seinen Experimenten gehören auch heute noch zu den wohl bedeutendsten und fundamentalsten Erkenntnissen der Physik. [19] Robert Millikan 3.9.1 Der Millikan-Versuch Mit einem Zerstäuber wird Paraffinöl zwischen die Platten eines Kondensators gesprüht. Beim Zerstäuben entstehen mikroskopisch kleine Öltröpfchen in Form von Kugeln. Mit einem Alphastrahler werden diese kleinen Öltröpfchen ionisiert. Nach dem Einsprühen in den Kondensator bewegen sich die Öltröpfchen im Schwerefeld der Erde zu Boden. Aufgrund der sog. Stokesschen Reibung, die in viskosen Medien wie Luft den freien Fall der Öltröpfchen bremst, senken sich diese nur langsam mit konstanter Geschwindigkeit ab. Große Tropfen sinken dabei schneller als kleine Tropfen. © M. Brennscheidt Bestimmung der Ladung eines Öltröpfchens: I. Schwebemethode: Die Spannung am Kondensator wird so gewählt, dass die Geschwindigkeit eines beliebigen Öltröpfchens gerade gleich Null wird ( ). In diesem Schwebezustand herrscht ein Kräftegleichgewicht zwischen elektrischer Kraft und Gravitationskraft: Mit Hilfe des Kräftegleichgewichts könnte nun theoretisch die Ladung des Öltröpfchens bestimmt werden. Ein Problem stellt jedoch die Messung des Tröpfchenradius r dar, da die Tröpfchen mikroskopisch klein sind. Dieser kann jedoch auf recht einfache Weise aus dem Millikan-Experiment hergeleitet werden. Schaltet man die Spannung am Kondensator aus, so wird das Öltröpfchen nicht mehr von der elektrischen Kraft in der Schwebe gehalten und es bewegt sich nach einer kaum beobachtbaren Beschleunigungsphase mit konstanter Geschwindigkeit nach unten ( ). Dies kann dadurch begründet werden, dass auf das Öltröpfchen nicht nur die Gravitationskraft, sondern aufgrund der Bewegung durch die Luft in entgegengesetzter Richtung auch noch eine Reibungskraft wirkt, die sog. Stokes-Reibung. Nach der kurzen Beschleunigungsphase halten sich Gravitationskraft und Reibungskraft die Waage und es herrscht erneut Kräftegleichgewicht: © M. Brennscheidt Die Geschwindigkeit des Öltröpfchens kann experimentell bestimmt werden ( Einsetzen in die Formel für die Ladung erhält man. ). Durch II Die Gleichfeldmethode: Neben der Schwebemethode gibt es noch eine genauere Methode zu Bestimmung der Ladung der Öltröfpchen. Hierzu werden die Öltröpfchen zwischen den Kondensatorplatten durch periodisches Umpolen des Kondensators hin und her bewegt. Auf Details möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht eingehen. Ergebnisse des Millikan-Versuchs: Bei der Auswertung der Messergebnisse stellt man fest, dass die gemessenen Ladungen auf parallelen Geraden in gleichen Abständen im Diagramm liegen. Die kleinste messbare Ladung beträgt © M. Brennscheidt . Alle größeren Ladungen sind ein ganzzahliges Vielfaches dieser Ladung. Man nennt diese Ladung deshalb Elementarladung! Satz: Die kleinste in der Natur vorkommende stoffunabhängige Ladungsmenge ist die Elementarladung Dies entspricht gerade der Ladung eines einzelnen Elektrons. Die elektrische Ladung ist gequantelt, das heißt jede Ladung ist darstellbar als ein ganzzahliges Vielfaches der Elementarladung e: Anmerkung: Bei normalen technischen Anwendungen ist die Quantisierung der Ladung nicht feststellbar, da die Anzahl der Ladungsträger um ein Vielfaches größer ist als im Millikanexperiment. Für große lässt sich die Ladung deshalb in erster Näherung kontinuierlich einstellen. © M. Brennscheidt