Lineare Algebra I (WS 13/14) Alexander Lytchak Nach einer Vorlage von Bernhard Hanke 22.11.2013 Alexander Lytchak 1 / 14 Wiederholung I Die Zuordnung A → fA definiert einen Vektorraumisomorphismus zwischen dem Vektorraum der Rm×n -Matrizen und dem Vektorraum Hom(Rn , Rm ) aller linearen Abbildungen von Rn nach Rm . I Das Produkt von A · B von Matrizen ist genau dann definiert, wenn die Anzahl der Spalten von A gleich der Anzahl der Zeilen von B ist. I Es gilt fA·B = fA ◦ fB . I Die Matrixmultiplikation ist assoziativ, aber nicht kommutativ. I Die Matrizen A, die Isomorphismen fA entsprechen, sind genau die invertierbaren Matrizen. Produkte von invertierbaren Matrizen sind invertierbar. I Die Abbildung fA : Rn → Rm schickt einen Vektor x ∈ Rn auf den Vektor A · x, wobei man x als eine n × 1-Matrix und die m × 1-Matrix A · x als ein Element im Rm auffasst. Wenn keine Verwechselung möglich ist, werden wir die Matrix A mit der Abbildung fA identifizieren und letztere auch mit A bezeichnen. Alexander Lytchak 2 / 14 Matrixmultiplikation Für A1 , A2 ∈ Rm×n und B1 , B2 ∈ Rn×r und λ ∈ R gilt: I A1 · (B1 + B2 ) = A1 · B1 + A1 · B2 , I (A1 + A2 ) · B1 = A1 · B1 + A2 · B1 , I A1 · (λB1 ) = (λA1 ) · B1 = λ(A1 · B1 ). I Sei A ∈ Rm×n beliebig. Sei B = Eg ,h ∈ Rn×r die (gh)-te Matrix aus der Standardbasis von Rr ×n , für 1 ≤ g ≤ n und 1 ≤ h ≤ r . Dann hat die Produktmatrix C = A · B als h-te Spalte die g -te Spalte von A und sonst nur Nullen. I Sei A ∈ Rm×n beliebig. Sei B ∈ Rn×r beliebig. Sei A = Eg ,h ∈ Rm×n , für 1 ≤ g ≤ m und 1 ≤ h ≤ n. Dann hat die Produktmatrix C = A · B als g -te Zeile die h-te Zeile von A und sonst nur Nullen. Alexander Lytchak 3 / 14 I Sei n = r und sei B eine Diagonalmatrix mit Einträgen λ1 , ..., λn . Dann entsteht A · B aus A, indem die j-te Spalte von A mit λj multipliziert wird, für 1 ≤ j ≤ n. I Sei m = n und sei A eine Diagonalmatrix mit Einträgen λ1 , ..., λm . Dann entsteht A · B aus B, indem die i-te Zeile von A mit λi multipliziert wird, für 1 ≤ i ≤ m. I Sei m = n, seien k 6= l zwischen 1 und n. Sei λ ∈ R. Betrachte die (n × n)-Matrix Rk,l (λ) = En + λEk,l , die sich von En nur durch den (kl)-ten Eintrag unterscheidet. Dann entsteht die Matrix Rk,l (λ) · B aus B, indem wir zur k-ten Zeile das λ-fache der l-ten Zeile addieren. I Unter denselben Voraussetzungen entsteht A · Rk,l (λ) aus A, indem wir zur l-ten Spalte das λ-fache der k-ten Spalte addieren. I Rk,l (λ) is invertierbar und es gilt (Rk,l (−λ))−1 = Rk,l (−λ). Alexander Lytchak 4 / 14 Eine (n × n)-Matrix heißt eine Permutationsmatrix, wenn in jeder Spalte und jeder Zeile genau eine Eins steht und sonst nur Nullen. Proposition Eine (n × n)-Matrix P ist eine Permutationsmatrix genau dann, wenn fP eine bijektive Abbildung der (Menge der Elemente der) Standardbasis B in sich definiert, d.h., wenn es eine bijektive Abbildung σ : {1, ..., n} → {1, ....n} gibt, mit der Eigenschaft fP (ej ) = eσ(j) für 1 ≤ j ≤ n. Wir schreiben P = Pσ . I Jede Permutationsmatrix ist invertierbar, und ihre Umkehrung ist eine Permutationsmatrix. I Das Produkt von zwei Permutationsmatrizen ist wieder eine Permutationsmatrix. I Ist m = n und ist A eine Permutationsmatrix, Pσ so entsteht A · B aus B durch eine σ entsprechende Vertauschung der Zeilen. I Ist n = r und ist B eine Permutationsmatrix Pσ , so entsteht A · B aus A durch eine σ −1 entsprechende Vertauschung der Spalten. Alexander Lytchak 5 / 14 Elementare Zeilenumformungen von Matrizen ergeben sich also durch Multiplikationen von links mit vorher beschriebenen Elementarmatrizen. Alexander Lytchak 6 / 14 Darstellende Matrizen Seien V , W reelle Vektorräume f : V → W eine lineare Abbildung. Es sei B = (v1 , . . . , vn ) eine Basis von V , C = (w1 , . . . , wm ) eine Basis von W . Seien ΦB : Rn → V und ΦC : Rm → W die entsprechenden Koordinatensysteme. Die Abbildung n m Φ−1 C ◦ f ◦ ΦB : R → R ist linear. Aslo hat es die Form fA mit einer eindeutig bestimmten Matrix A ∈ Rm×n . Definition Die Matrix A heißt die darstellende Matrix von f bezüglich der Basen B (von V ) und C (von W ). Sie wird auch mit MCB (f ) bezeichnet. Alexander Lytchak 7 / 14 Darstellende Matrizen (Fortsetzung) Die Spalten der darstellenden Matrix A = (aij ) sind durch die folgende Gleichung bestimmt: f (vj ) = m X aij wi , 1 ≤ j ≤ n. i=1 Wir erhalten also die folgende Merkregel: Die j-te Spalte der darstellenden Matrix ist der Koordinatenvektor bezüglich C des Bildes des j-ten Basisvektors von B. Alexander Lytchak 8 / 14 Die Matrix MCB (f ) hat also die Eigenschaft, dass das folgende Diagramm von Vektorräumen und linearen Abbildungen kommutiert: Rn MCB (f ) / Rm ∼ = ΦB V ∼ = ΦC f /W Bemerkung I Wir werden in MCB (f ) manchmal auf die hoch- und tiefgestellten Indizes verzichten, wenn klar ist, bezüglich welcher Basen wir arbeiten. I Sei A ∈ Rm×n und betrachte fA : Rn → Rm , so ist A die darstellende Matrix von fA bezüglich der kanonischen Basen von Rm und Rn . I Die Zuordnung f → MCB (f ) definiert einen Isomorphismus von Vektorräumen Hom(V , W ) → Rm×n . Der Isomorphismus hängt von der Wahl der Basen ab! Alexander Lytchak 9 / 14 I Die Nullabbildung hat bezüglich beliebiger Basen 0 als darstellende Matrix. I Sei m = n und sei f ein linearer Isomorphismus mit f (vj ) = wj . Dann gilt MB C (f ) = En . I Sei V = W und sei f die Streckung mit λ. Für jede Basis B von V gilt MB B (f ) = λEn I Sei V = W = R2 . Sei B die Standardbasis. Sei C = (v1 , v2 ), wobei 1 1 v1 = , v2 = 1 −1 Sei f die lineare Abbildung mit f (v1 ) = v1 und f (v2 ) = 3v2 . Dann ist MCC (f ) die Diagonalmatrix mit Einträgen 1 und 3. Aber bezüglich B wird f dargestellt durch 2 −1 . −1 2 Alexander Lytchak 10 / 14 Beispiel Es seien die Basen 1 1 1 0 , 1 , 1 B= 0 0 1 von R3 und C= 1 0 1 , 1 von R2 gegeben. Dann ist die darstellende Matrix der linearen Abbildung 1 2 0 A := : R3 → R2 0 1 1 bezüglich dieser Basen gegeben durch die Matrix 1 2 1 . 0 1 2 Alexander Lytchak 11 / 14 Darstellende Matrizen und Komposition Proposition Es seien U, V und W endlichdimensional, es seien Basen B von U, C von V und D von W gewählt, und es seien f : U → V , g : V → W linear. Es seien A und B die darstellenden Matrizen von f und g bzgl. der gewählten Basen. Dann wird die lineare Abbildung g ◦ f : U → W bezüglich der Basen B und D durch die Matrix B · A dargestellt. In Kurzschreibweise: C B MD (g ) ◦ MCB (f ) = MD (g ◦ f ). Alexander Lytchak 12 / 14 Koordinatentransformation Definition Es sei V ein endlichdimensionaler R-Vektorraum und es seien B und C zwei Basen von V . Die darstellende Matrix der Identität idV : V → V bezüglich der Basen B und C heißt Matrix der Koordinatentransformation bzgl. der Basen B und C, geschrieben TCB . Insbesondere kommutiert folgendes Diagramm: Rn TCB (f ) / Rn ΦB ! ΦC V Alexander Lytchak 13 / 14 Bemerkung I Die Spalten von TCB genau die Koordinatenvektoren der Basisvektoren aus B bezüglich der Basis C. I Man beachte, dass nach Konstruktion B −1 TCB = Φ−1 = TBC . C ◦ ΦB =⇒ (TC ) Proposition Es seien V und W endlichdimensionale K -Vektorräume mit dim V = n und dim W = m. Es seien B, B 0 Basen von V und C, C 0 Basen von W . Es sei f : V → W linear. Dann gilt die Gleichung 0 0 MCB0 (f ) = TCC0 · MCB (f ) · TBB . Alexander Lytchak 14 / 14