Phasenaufgelöste Untersuchung der Propagation von Spinwellenpaketen und der Entstehung von Spinwellen–Kaustiken Thomas Schneider Dem Fachbereich Physik der Technischen Universität Kaiserslautern zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Naturwissenschaften“ eingereichte Dissertation ” Betreuer: Prof. Dr. B. Hillebrands Datum des Antrages auf Eröffnung des Promotionsverfahrens: 30.04.2009 Kurzfassung Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Anregung und Propagation von Spinwellenpaketen in magnetischen Filmen untersucht. Für die hier vorgestellten Resultate wurde als magnetisches Material Yttrium– Eisen–Granat (YIG) gewählt. Dieses erlaubt aufgrund seiner geringen Dämpfung die Beobachtung der Spinwellenpropagation über Distanzen von einigen Millimetern und ist damit ideal für die Untersuchung mit Hilfe von orts-, zeit- und phasenaufgelöster Brillouin–Lichtstreuspektroskopie (BLS) geeignet. Die Anregung der Spinwellen in diesem System kann leicht mit Mikrowellenpulsen geeigneter Frequenz (üblicherweise im GHz–Bereich) durchgeführt werden. Da die verwendeten physikalischen Prinzipien nicht materialabhängig sind, können die grundsätzlichen Resultate auch auf Spinwellen in anderen magnetischen Filmen übertragen werden. Im ersten Teil dieser Arbeit wurde die Anregung und Propagation von Spinwellen in YIG–Wellenleitern untersucht. Dabei konnte dank der phasenaufgelösten BLS erstmals direkt die Phasenänderung während der Propagation beobachtet werden. Damit war es möglich, die Phasensymmetrie von gegenläufig propagierenden Spinwellen, die von derselben Mikrowellenantenne angeregt werden, zu untersuchen. Es konnte gezeigt werden, dass diese genau wie die Amplitudensymmetrie von der gewählten Geometrie, das heißt der Richtung der Propagation in Bezug auf das äußere Magnetfeld, abhängig ist. Propagieren die Spinwellen parallel zum magnetischen Feld (die sogenannten “Backward–Volume–Moden”), haben die beiden gegenläufigen Wellen dieselbe Amplitude aber eine um π verschiedene Phase, während bei der senkrecht zum Feld propagierenden “Surface–Mode” die Phasen gleich aber die Amplituden deutlich verschieden sind. In weiteren Experimenten konnte durch die Messung der Phasenänderung von nichtlinearen Spinwellenpulsen ein direkter Einfluss der Amplitude der Welle auf ihre Phase gezeigt werden. Während bei der Propagation von Spinwellen in einem Wellenleiter parallel oder senkrecht zum äußeren Feld die Gruppengeschwindigkeit parallel zum Wellenvektor ist, ist dies bei der unbeschränkten Ausbreitung im Allgemeinen nicht mehr der Fall. Insbesondere führt das Vorhandensein einer durch das äußere Magnetfeld induzierten Anisotropie dazu, dass die Richtung der Gruppengeschwindigkeit für einen weiten Bereich von Wellenvektorwinkeln unabhängig von diesem Winkel ist. Die- ii ser Effekt kann ausgenutzt werden, um ein lateral stabiles, lineares Wellenpaket anzuregen. Mit Hilfe verschiedener Wellenleiterantennen konnte in dieser Arbeit die Anregung und Propagation dieser sogenannten Kaustiken experimentell untersucht werden. Dabei wurde gezeigt, dass Existenz und Kontrast der Kaustiken abhängig vom äußeren Feld und der verwendeten Anregungsstruktur sind; die erwartete Stabilität wurde für Propagationsdistanzen von über 10 mm nachgewiesen. Simulationen der stationären Kaustiken bestätigen das beobachtete Verhalten. Die durchgeführten phasenaufgelösten BLS–Messungen zeigten, dass die laterale Ausdehnung nicht durch die Wellenlänge der Kaustiken begrenzt ist. Aufgrund der anisotropen Ausbreitung der Spinwellen konnte die nicht–geometrische Reflexion der Kaustiken beobachtet werden. Weiter konnte die anisotrope Streuung an einem mechanischen Defekt im YIG–Film gezeigt werden. Eine mögliche Anwendung von Spinwellen in Form von Spinwellenlogik-Gattern wird im letzten Teil dieser Arbeit vorgestellt. Zur Realisierung der Gatter wird ein Mach–Zehnder–Interferometer verwendet. Durch die lokale Änderung des magnetischen Felds durch das Oersted–Feld stromdurchflossener Leiter kann, abhängig von Stärke und Ausdehnung dieser Änderung, die Amplitude oder die Phase der Spinwelle im jeweiligen Interferometerarm und damit das Signal am Ausgang des Interferometers geändert werden. Es konnte gezeigt werden, dass dieses Interferometer als logisches NOT, XNOR oder NAND Gatter verwendet werden kann, bei dem die fließenden Ströme den logischen Eingängen und das Interferenzsignal dem logischen Ausgang entspricht. Im Rahmen dieser Arbeit wurden funktionsfähige Prototypen dieser Gatter aufgebaut und getestet. Dabei wurden verschiedene Realisierungen des Spinwelleninterferometers verwendet. Abstract In this thesis the excitation and propagation of spin–wave packets in magnetic films have been studied. For the results presented here yttrium iron garnet (YIG) was chosen as magnetic material. Due to its small damping, YIG allows the observation of spin–wave propagation over distances of some millimeters, and is thus ideally suited for investigations using space, time and phase resolved Brillouin light scattering spectroscopy (BLS). The excitation of spin waves in this system can be done using microwave pulses of suitable frequencies (typically in the GHz range). Since the used physical principles are not material dependent, the general results can be transferred to spin waves in other magnetic films. In the first part of this thesis, the excitation and propagation of spin waves in YIG waveguides were investigated. Using the phase–resolved BLS, the phase change during propagation could be directly observed for the first time. Thus it was possible to examine the phase symmetry of counterpropagating spin waves excited by the same microwave antenna. It was shown that this symmetry, just like the amplitude symmetry, depends on the selected geometry, i.e. the direction of the propagation with respect to the external magnetic field. If the spin waves propagate parallel to the magnetic field (Backward volume waves), the two waves moving in opposite directions have the same amplitude but a phase difference of π . For surface waves propagating perpendicular to the field, the phases are identical, while the amplitudes are different. In further experiments, the direct influence of the amplitude of the wave on its phase was shown by measuring the phase changes of nonlinear spin wave pulses. While the group velocity is parallel to the wave vector when the spin waves propagate in a waveguide parallel or perpendicular to the external field, this is in general not the case for an unrestricted propagation. In particular the presence of anisotropy induced by the external magnetic field leads to the fact that the direction of the group velocity for a wide range of wavevector angles is independent of that angle. This effect can be used to excite a laterally stable, linear wave packet known as caustic. With the help of different waveguide antennas the excitation and propagation of these caustics were experimentally examined in this thesis. It was shown that iv existence and contrast of these caustics depend on the external field and the used excitation structure; the expected stability was proven for propagation distances of more than 10 mm. Simulations of the stationary caustics confirmed the observed behaviour. The performed phase resolved BLS measurements showed that the lateral expansion is not limited by the wavelength of the caustics. Due to the anisotropic propagation of the spin waves the non–geometrical reflection of caustics could be observed. Furthermore the anisotropic diffraction at a mechanical defect in the YIG film was shown. A possible application of spin waves in the form of spin waves logic gates is presented in the last part of this thesis. To realize this gates a Mach–Zehnder–interferometer is used. By a local change of the magnetic field using the Oersted field of a current–carrying conductor, depending on strength and width of this change, the amplitude or the phase of the spin wave in the respective interferometer arm and thus the signal in the exit of the interferometer is changed. It was shown that this interferometer can be used as logical NOT, XNOR or NAND gates, where the currents represent the logical inputs and the interference signal the logical output. In this thesis working prototypes of these gates have been developed and tested. Different implementations of the spin wave interferometer were demonstrated. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 3 Grundlagen der Spindynamik 2.1 Magnetische Wechselwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Dipol–Dipol–Wechselwirkung und Streufeld . . . . . . . . 2.1.2 Austauschwechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Landau–Lifschitz–Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Polder–Suszeptibilitäts–Tensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Spinwellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Dispersionsrelation für austauschdominierte Moden . . . . . . . . . 2.6 Dispersionsrelation dipolarer Moden in in–plane magnetisierten Filmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.1 Walker–Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.2 Allgemeine Dispersionsrelation dipolarer Spinwellen . . . . 2.6.3 Einfluss des dynamischen Streufelds auf die Richtung der Gruppengeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.4 Spezialfälle der Dispersionsrelation . . . . . . . . . . . . . 2.6.5 Wellenvektorabhängigkeit der Propagationsrichtung . . . . 1 5 5 5 7 8 10 12 12 14 14 15 20 21 22 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie an mikrowellenangeregten Spinwellenpaketen 3.1 Anregung und Detektion von Spinwellen durch Mikrowellenmesstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Aufbau der Probe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Brillouin–Lichtstreuprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Experimenteller Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.3 Das Tandem–Fabry–Pérot–Interferometer . . . . . . . . . . 3.4 Orts- und zeitaufgelöste Brillouin–Lichtstreuspektroskopie . . . . . 25 25 27 30 30 32 32 35 vi Inhaltsverzeichnis 3.5 4 Phasenaufgelöste Brillouin–Lichtstreuspektroskopie . . . . . . . . . Phasenaufgelöste Untersuchung der Anregung und Propagation von Spinwellen in YIG–Wellenleitern 4.1 Propagation linearer Spinwellen . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Phasenprofil einer linearen Spinwellen . . . . . . . 4.1.2 Lineare Phasenakkumulation . . . . . . . . . . . . 4.2 Phasensymmmetrie bei der Anregung von Spinwellen . . . 4.2.1 Phasensymmetrie von Backward–Volume–Wellen . 4.2.2 Phasensymmetrie von Surface–Wellen . . . . . . . 4.3 Einfluss der Nichtlinearität auf die Phase der Spinwellen . 4.3.1 Phasenprofil einer nichtlinearen Spinwelle . . . . . 4.3.2 Nichtlineare Phasenakkumulation . . . . . . . . . 5 36 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen 5.1 Grundlagen der Kaustikanregung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.2 Experimentelle Realisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.3 Numerische Berechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.4 Theoretische Beschreibung des Profils eines Kaustikstrahls 5.2 Kontrolle der Kaustikanregung durch externe Parameter . . . . . . 5.3 Kaustik–“Feinstruktur” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Phasenstruktur von Spinwellen–Kaustikstrahlen . . . . . . . . . . 5.5 Reflexion und Streuung von Spinwellen–Kaustikstrahlen . . . . . . . . . . . . . . 41 42 42 42 44 46 48 54 54 55 . . . . . . . . . 59 61 61 61 63 65 67 71 73 74 6 Spinwellenlogikgatter 6.1 Prinzip des Spinwelleninterferometers . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1.1 Kontrolle der Phase von Spinwellen durch Ströme . . . . . 6.1.2 Kontrolle der Amplitude von Spinwellen durch Ströme . . . 6.2 Realisierung von XNOR–, NAND– und NOT–Spinwellenlogikgattern 6.2.1 XNOR–Gatter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.2 NAND–Gatter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.3 NOT–Gatter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Spinwellenlogik mit einem Wellenleiter . . . . . . . . . . . . . . . 6.3.1 Interferometer auf einem Wellenleiter . . . . . . . . . . . . 6.3.2 Leistungsteiler auf einem Wellenleiter . . . . . . . . . . . . 77 78 79 81 82 82 84 85 86 86 89 7 Zusammenfassung und Ausblick 91 A Elektro–optischer Effekt 95 Inhaltsverzeichnis vii B Messung der Spinwellen–Phasenprofile 99 B.1 Berechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 B.2 Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Eigene Veröffentlichungen 105 Literaturverzeichnis 107 Abkürzungsverzeichnis γ Gyromagnetisches Verhältnis θ Ausbreitungsrichtung der Spinwelle in Bezug auf das externe Magnetfeld θK Ausbreitungsrichtung des Spinwellen–Kaustikstrahls in Bezug auf das externe Magnetfeld κ Nicht–Diagonalenkomponente des Polder–Suszeptibilitäts–Tensors λ Wellenlänge der Spinwelle τ Länge des Spinwellenpulses φ Richtung des in–plane–Wellenvektors in Bezug auf das externe Magnetfeld ϕ Phase der Spinwelle χ Diagonalkomponente des Polder–Suszeptibilitäts–Tensors χ̂ Polder–Suszeptibilitäts–Tensor ω Spinwellenfrequenz Ak Anregungsspektrum der Wellenleiterantenne d Filmdicke h Dynamisches Magnetfeld hq Magnetfeld der Mikrowellenantenne hs Dynamisches Streufeld H0 Externes Magnetfeld k In–plane Wellenvektor der Spinwelle k Betrag des in–plane Wellenvektors der Spinwelle ky In–plane Wellenvektorkomponente senkrecht zum Feld x Abkürzungsverzeichnis kz In–plane Wellenvektorkomponente parallel zum Feld m Dynamische Magnetisierung MS Sättigungsmagnetisierung q Out–of–plane Wellenvektor der Spinwelle w Breite der Wellenleiterantenne BLS Brillouin–Lichtstreuspektroskopie BVMSW Backward Volume Magnetostatic Spin Waves EOM Elektro–optischer Modulator MSSW Magnetostatic Surface Spin Waves NAND Logisches Nicht–Und NOT Logisches Nicht XNOR Logisches Exklusiv–Nicht–Oder YIG Yttrium–Eisen–Granat Kapitel 1 Einleitung Die Untersuchung von Wellenphänomenen ist in nahezu allen Gebieten der Physik von großer Bedeutung. Auch die Wellenanregungen magnetischer Systemen, die sogenannten Spinwellen, die Thema dieser Arbeit sind, sind seit vielen Jahren Gegenstand verschiedenster Untersuchungen. Seit der ersten experimentellen Beobachtung von Spinwellen in Yittrium–Eisen– Granat (YIG) durch Eshbach [1, 2] waren dabei nicht nur grundlegende Fragestellungen der Spindynamik von Interesse. Da die Eigenschaften der Spinwellen stark von einer Vielzahl von Materialparametern abhängen, kann die Messung des thermischen Spinwellenspektrums zur Bestimmung dieser Parameter verwendet werden. Messungen dieser Art spielen heutzutage zum Beispiel eine wichtige Rolle bei der Untersuchung von Heusler–Legierungen [3, 4]. Neben diesen thermischen Spinwellen ist auch die Untersuchung von künstlich durch Mikrowellen angeregten Spinwellen von großer Bedeutung. In vielen Fällen, unter anderem in dieser Arbeit, wird dabei YIG als Material verwendet, da dieses dank seiner geringen Dämpfung die Propagation von Spinwellen über makroskopische Distanzen erlaubt. Aufgrund dieser Eigenschaft können Spinwellen in YIG in vielfältiger Weise in Bauteilen zur analogen Signalverarbeitung bei Mikrowellenfrequenzen eingesetzt werden (siehe zum Beispiel [5, 6]). Als weitere Anwendung von Spinwellen wurden in den letzten Jahren verschiedene Konzepte zur Realisierung von logischen Operation mit Hilfe von Spinwelleninterferometern vorgeschlagen [A1, A2, 7–11]. Das Konzept von Khitun et al. [8, 9] verwendet die Spinwellen dabei nicht nur zur Durchführung der logischen Operationen, sondern auch zur Datenübermittlung zwischen den einzelnen Logikgattern. Vom selben Autor stammt auch ein Modell zur Verwendung von Spinwellen in Quantencomputern [12]. Da für eine kommerzielle Anwendung von Spinwellenlogikgattern die Größe der resultierenden Bauteile von entscheidender Bedeutung ist, basieren die meisten die- 2 Einleitung ser Konzepte auf Permalloy, da dieses Material deutlich kleinere Strukturen als YIG erlaubt. Die zugrundeliegende Physik entspricht im Wesentlichen der in YIG, so dass die dort gewonnenen Erkenntnisse meist problemlos übertragen werden können. Die Möglichkeit Spinwellen in kleineren (dass heißt Mikrometergroßen) Strukturen anzuregen und zu beobachten ermöglicht auch die Untersuchung neuer Effekte, wie zum Beispiel die Wechselwirkung von Spinwellen mit Domänenwänden [7, 13, 14] oder mit spinpolarisierten Strömen (Spin torque transfer) [15–21]; betrachtet man strukturiertes Permalloy können die Einflüsse von Quantisierungen oder Inhomogenitäten im internen Magnetfeld auf das Spinwellenspektrum beobachtet werden [22–24]. Wie kürzlich gezeigt wurde, ermöglicht Permalloy auch den Aufbau und die Untersuchung von dreidimensionalen Strukturen, zum Beispiel einer Röhre [25] Der Einfluss einer Strukturierung des magnetischen Materials auf die Propagation von Spinwellen konnte kürzlich anhand der Realisierung eines eindimensionalen magnonischen Kristalls, bestehend aus einer regelmäßigen Anordnung von Gräben, untersucht werden [26]. Die Transmissionscharakteristik dieser Struktur wird dabei durch Interferenz zwischen den an den Gräben reflektierten Wellen bestimmt. Eine genaue Kenntnis der Phaseneigenschaften von Spinwellen und insbesondere der Einflüsse die hohe Spinwellenintensitäten und der Anregungsprozess auf die Phase haben ist daher von besonderer Bedeutung zum Verständnis dieses magnonischen Kristalls. Weitere Möglichkeiten zur Herstellung eines magnonischen Kristalls werden zum Beispiel in [27–31] vorgestellt. Nicht vergessen werden sollte, dass Spinwellen in YIG auch als Modellsystem für andere physikalische Fragestellungen verwendet werden können. Zum Beispiel werden schon seit vielen Jahren nichtlineare Wellenphänomene, wie sie auch in der Optik auftreten, an Spinwellen in YIG untersucht [32–39]. Vorteil hierbei ist nicht nur, dass die Nichtlinearität eine inhärente Eigenschaft der Spinwelle ist und damit nicht Materialabhängig ist, sondern auch, dass Spinwellen vergleichsweise langsam propagieren. Damit ist es möglich die Ausbildung nichtlinearer Effekte zeitaufgelöst zu beobachten. Beachtet man weiter, dass mit der orts-, zeit- und phasenaufgelösten Brillouin–Lichtstreuspektroskopie (BLS) ein vielseitiges Beobachtungsinstrument zur Verfügung steht und das durch die Kontrolle des externen Magnetfelds die Wellenlänge der Spinwelle quasi unabhängig von der Spinwellenfrequenz eingestellt werden kann, wird klar, welchen Vorteil die Untersuchung der nichtlinearen Spinwellenoptik gegenüber der “klassischen” nichtlinearen Optik hat. Dabei konnten nicht nur die aus der Optik bekannten hellen und dunklen Solitonen [40] in Spinwellenwellenleitern beobachtet werden, sondern auch eine neuartige, symmetriebrechende Form einer nichtlinearen Anregung in einer Ringstruktur erzeugt und untersucht werden. Dieses sogenannte “Moebius–Soliton” ändert bei jedem Umlauf seine Phase um π und muss daher den Ring zweimal umlaufen, bevor es den Ausgangsort wieder mit der gleichen Phase erreicht [41, 42]. Einleitung Betrachtet man die quantenmechanischen Teilcheneigenschaften von Spinwellen, dass heißt wechselt man zum Bild der Magnonen, können Spinwellen in YIG als Modellsystem für wechselwirkende bosonische Gase verwendet werden. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür ist die kürzlich von Demokritov et al. realisierte Bose–Einstein–Kondensation von Magnonen bei Zimmertemperatur [43]. Die BLS ermöglicht auch in diesem Fall die zeitaufgelöste Untersuchung der kollektiven Dynamik dieses sogenannten Magnonengases. Mit dem parametrischen Pumpen [44–51] steht dabei ein wirkungsvolles Werkzeug zur Manipulation des Magnonengases zur Verfügung. Zu beachten ist, dass die parametrischen Prozesse phasensensitiv sind [A4, 52], so das auch hier eine genaue Kenntnis der Spinwellenphase von großer Bedeutung ist. Bisher unerwähnt blieb die Tatsache, dass die Propagation von Spinwellen stark anisotrop ist. Ursache hierfür ist, dass durch die Richtung des externe Magnetfelds eine ausgezeichnete Richtung im Propagationsmedium existiert. Diese Anisotropie führt unter anderem dazu, dass die Ausbreitungsrichtung der Spinwelle im Allgemeinen nicht parallel zur Richtung ihres Wellenvektors ist. Insbesondere ist die Beziehung zwischen diesen beiden Richtungen nicht monoton und es existiert ein Bereich von Wellenvektorrichtungen in dem die Richtung der Gruppengeschwindigkeit unabhängig von der des Wellenvektors ist. Dies ermöglicht bei einem geeigneten Anregungsspektrums die eigenständige Ausbildung stabiler, lateral begrenzter Spinwellenstrahlen, sogenannter Kaustiken [53, 54]. Die im Rahmen dieser Arbeit behandelten Themen, sind mit den meisten der bisher diskutierten Fragestellungen verknüpft. So behandelt ein Teil dieser Arbeit, die Phaseneigenschaften von Spinwellen in YIG. Außerdem wird die Anregung und Kontrolle von Spinwellen–Kaustiken untersucht. Im Bereich der Anwendungen von Spinwellen wird ein Konzept von Spinwellenlogikgattern getestet. Im Einzelnen gliedert sich die Arbeit wie folgt: Zunächst werden in Kapitel 2 die notwendigen theoretischen Grundlagen zum Verständnis dieser Arbeit vorgestellt. Den Hauptteil dieses Kapitels bildet dabei die Herleitung der Dispersionsrelation dipolarer Spinwellen und die Besprechung ihrer Eigenschaften. Anschließend werden in Kapitel 3 die verwendeten Methoden zur Anregung und Untersuchung der Spinwellen vorgestellt. Nach einem kurzen Überblick über die verwendete Mikrowellentechnik folgt eine ausführliche Diskussion der BLS Technik und des verwendeten Aufbaus. Insbesondere wird dabei auf die Realisierung der orts-, zeit- und phasenaufgelösten BLS eingegangen. In den anschließenden Kapiteln werden die im Rahmen dieser Arbeit gewonnenen Resultate vorgestellt. Kapitel 4 behandelt die phasenaufgelöste Untersuchung der Propagation und Anregung linearer und nichtlinearer Spinwellen. Die dazu verwendete Technik — die Messung der Phasenänderung mit der Propagationsdistanz der Spinwelle, die sogenannte Phasenakkumulation — wird zunächst am einfachen Fall einer linearen Spinwelle vorgestellt. Anschließend wird diese Methode verwen- 3 4 Einleitung det, um die Phasensymmetrie bei der Anregung von Spinwellen in verschiedenen Geometrien zu bestimmen. Das Kapitel endet mit der Untersuchung der Phasenakkumulation einer nichtlinearen Spinwelle und des Einflusses der Spinwellenamplitude auf die Spinwellenphase. In Kapitel 5 wird die Untersuchung der Anregung und Propagation der bereits erwähnten Spinwellen–Kaustiken behandelt. Zunächst wird das Prinzip der Anregung diskutiert und eine Antennenstruktur vorgestellt, die die kontrolierte Anregung von Spinwellen–Kaustiken ermöglicht. Verschiedene Möglichkeiten der Beeinflussung der Anregung werden vorgestellt; die gewonnen Resultate werden mit numerischen und analytischen Modellen verglichen. Weiter wird die Phasenstruktur der Kaustiken untersucht, so wie der Einfluss der induzierten Anisotropie auf die Reflexion und Streuung von Spinwellen–Kaustiken besprochen. In Kapitel 6 wird eine Realisierung von Spinwellenlogik untersucht. Zur Umsetzung der logischen Operationen wird dabei gezielt die Phase oder die Amplitude der Spinwellen in den beiden Armen des Interferometers beeinflusst. Auf YIG basierende Prototypen verschiedener Logikgatter werden getestet. Abschließend wird eine verbesserte Realisierung eines Spinwelleninterferometers vorgestellt. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse und einem kurzen Ausblick auf weitere mögliche Untersuchungen. Kapitel 2 Grundlagen der Spindynamik Im Folgenden sollen die notwendigen theoretischen Grundlagen, die zum Verständnis dieser Arbeit benötigt werden, zusammengefasst werden. Dazu wird zunächst kurz auf die magnetischen Wechselwirkungen eingegangen (Kapitel 2.1), bevor mit der Landau–Lifschitz–Gleichung (Kapitel 2.2) und der daraus abgeleiteten Polder– Suszeptibilität (Kapitel 2.3) die notwendigen Grundgleichungen der Spindynamik besprochen werden. Davon ausgehend wird nach einem kurzen Überblick über die allgemeinen Eigenschaften von Spinwellen (Kapitel 2.4) zunächst die Dispersionsrelation austauschdominierter Spinwellen behandelt (Kapitel 2.5), bevor dann die Dipsersionsrelation für die im Rahmen dieser Arbeit untersuchten dipolaren Spinwellen hergeleitet wird (Kapitel 2.6). Für einen umfangreicheren Überblick über die Physik des Magnetismus sei auf [55, 56] verwiesen. Weiterführende Darstellungen zur Spindynamik finden sich unter anderem in [57–59]. Alle Rechnungen werden im Gauß–System durchgeführt. Eine Umrechnungstabelle in das SI–System findet man zum Beispiel in [60]. 2.1 Magnetische Wechselwirkungen 2.1.1 Dipol–Dipol–Wechselwirkung und Streufeld Die Wechselwirkungsenergie zwischen zwei Dipolen µi und µ j im Abstand ri j beträgt [61] " # µi · µ j (µi · ri j )(µ j · ri j ) E(µi , µ j , ri j ) = −3 . (2.1) ri3j ri5j Die Dipol–Dipol–Wechselwirkung ist (im Vergleich zur Austauschwechselwirkung, siehe Kapitel 2.1.2) langreichweitig, so dass für die Energie E(µi ) eines Dipols µi 6 Grundlagen der Spindynamik der Beitrag aller Atome in einem Festkörper berücksichtigt werden muss E(µi ) = ∑ E(µi , µ j , ri j ) . (2.2) j Um die Größenordnung der Wechselwirkungsenergie abschätzen zu können, ist es allerdings ausreichend, zwei Momente µ = µB im Abstand von zwei Bohr’schen Radien a0 zu betrachten. Man erhält in diesem Fall für die Wechselwirkungsenergie der Dipole E ≈ 0,6 meV. Diese Energie entspricht einer thermischen Energie von etwa 7 K. Vergleicht man diese Temperatur mit der Curie–Temperatur typischer Ferromagnete (Fe: 1043 K, Ni: 627 K, Co: 1388 K [62]), ist offensichtlich, dass die Dipol–Dipol–Wechselwirkung nicht die Ursache für die ferromagnetische Ordnung sein kann. Wie die folgende Überlegung zeigt, spielen die Dipolmomente trotzdem eine wichtige Rolle. Statische magnetische Momente im Inneren eines Festkörpers werden in vielen Fällen (z.B. bei kubischer Kristallstruktur) kompensiert und liefern keinen Beitrag zur Dipolenergie. An der Oberfläche existieren allerdings unkompensierte Momente, die das sogenannte Streufeld oder Entmagnetisierungsfeld Hs erzeugen. Zur Berechnung dieses Streufeldes verwendet man die magnetostatischen Maxwellgleichungen ∇ × Hs = 0 ∇ · B = ∇ · (Hs + 4πM ) = 0 . (2.3) (2.4) Gleichung (2.3) erlaubt wegen ∇×(∇Ψ ) = 0 die Definition eines skalaren Potentials ψ mit Hs = −∇ψ . Einsetzen in Gl. (2.4) liefert ∆ψ = 4π∇ · M = −ρM . (2.5) Dieser Ausdruck entspricht der aus der Elektrostatik bekannten Poisson–Gleichung mit einer magnetischen Ladungsdichte ρM = −4π∇·M , daher können die Lösungen übernommen werden [61]. Für einen homogen magnetisierten Ellipsoid erhält man so eine lineare Beziehung zwischen Magnetisierung M und Streufeld Hs . Diese kann in der Form Hs = −4πN̂ M (2.6) geschrieben werden. Der symmetrische Tensor N̂ heißt Entmagnetisierungstensor; seine Komponenten sind nicht ortsabhängig. Im Hauptachsensystem des Ellipsoiden ist er diagonal, die Spur ist Eins. Diese Diagonalelemente sind für einige Körper in Tab. 2.1 angegeben. 2.1 Magnetische Wechselwirkungen Kugel Zylinder k ez Film in (y, z)–Ebene 7 Nxx Nyy Nzz 1 3 1 2 1 3 1 2 1 3 0 1 0 0 Tabelle 2.1: Diagonalelemente des Entmagnetisierungstensors N̂ für verschiedene ellipsoide Körper [63]. Für die weitere Betrachtung ist insbesondere wichtig, dass im Fall eines (unendlich ausgedehnten) in–plane magnetisierten Films kein (statisches) Streufeld Hs auftritt. Da allerdings die dynamische Magnetisierung m (siehe Kapitel 2.3) out– of–plane Komponenten besitzt, tritt ein dynamisches Streufeld hs auf, das berücksichtigt werden muss (zur Definition von statischer und dynamischer Magnetisierung siehe Kapitel 2.3). 2.1.2 Austauschwechselwirkung Wie in Kapitel 2.1.1 begründet wurde, kann die Dipol–Dipol–Wechselwirkung nicht die Ursache für die ferromagnetische Ordnung sein. Diese Ordnung lässt sich nur erklären, wenn man die quantenmechanische Austauschwechselwirkung berücksichtigt [55,56]. Diese wurde erstmals von Heisenberg behandelt [64]. Die wesentlichen Überlegungen dazu werden im Folgenden wiedergegeben. Elektronen sind Fermionen, das heißt, die Wellenfunktion eines Mehrelektronensystems muss antisymmetrisch unter Vertauschung zweier Teilchen sein (Pauli– Prinzip) [65]. Betrachtet man ein Zwei–Elektronen–System, so sind deshalb nur Kombinationen aus einer symmetrischen Spinwellenfunktion (parallele Spins) mit einer antisymmetrischen Ortswellenfunktion oder umgekehrt möglich. Diese beiden Möglichkeiten führen zu verschiedenen Aufenthaltswahrscheinlichkeiten für die Elektronen und damit zu verschiedenen Energieeigenwerten. Die Differenz zwischen diesen Energien nennt man Austauschenergie Eex . Der Hamilton–Operator Ĥ für die Austauschwechselwirkung zwischen zwei Spins Ŝ1 und Ŝ2 kann in der Form Ĥ = −Eex 1 1 Ŝ · Ŝ2 = −2J 2 Ŝ1 · Ŝ2 2 1 h̄ h̄ (2.7) geschrieben werden. Ŝ1 und Ŝ2 sind die Spinoperatoren. Die Kopplungskonstante J, das so genannte Austauschintegral, kann beide Vorzeichen annehmen. Ist sie positiv, sind parallele Spins energetisch günstiger; man spricht von “Ferromagnetischer 8 Grundlagen der Spindynamik Kopplung”. Im umgekehrten Fall stellen sich die Spins bevorzugt antiparallel, es ergibt sich die “Antiferromagnetische Kopplung” [56]. Für einen Festkörper mit N Spins kann der Hamilton–Operator der Austauschwechselwirkung als Näherung durch die Summation über die Zwei–Spin–Wechselwirkung zwischen allen Paaren von Spins beschrieben werden. Man erhält 1 Ĥ = − 2 h̄ N ∑ ∑ j=1 l (l6= j) J j,l Ŝ j · Ŝl . (2.8) Quantenmechanische Rechnungen zeigen, dass das Austauschintegral mit Hilfe der Ein–Elektronen–Wellenfunktionen ϕ j,l (r) als J j,l = 2 Z ϕl∗ (r1 )ϕ ∗j (r2 ) e2 ϕl (r2 )ϕ j (r1)dr1 dr2 |r1 − r2 | (2.9) dargestellt werden kann (e ist dabei die Elementarladung) [56]. Aus dieser Gleichung ergibt sich, dass J j,l nur dann von Null verschieden sein kann, wenn die Wellenfunktionen ϕ j,l überlappen. Da ein nennenswerter Überlapp nur bei nahe benachbarten Atomen auftritt, ist die Austauschwechselwirkung kurzreichweitig. In vielen Fällen reicht es daher aus, nur die Wechselwirkung zwischen nächsten Nachbarn zu betrachten und die Summation über l in Gl. (2.8) entsprechend zu beschränken. 2.2 Landau–Lifschitz–Gleichung Die Landau–Lifschitz–Gleichung beschreibt phänomenologisch die Bewegung der Magnetisierung in einem magnetischen Feld und bildet somit die Grundlage aller weiteren Betrachtungen zur Spindynamik. Sie soll im Folgenden hergeleitet werden (siehe auch [63]). Auf ein magnetisches Moment µ in einem Magnetfeld H wirkt ein Drehmoment T = µ×H . (2.10) Das magnetische Moment µ ist mit dem Drehimpuls L durch das gyromagnetische Verhältnis γ verknüpft µ L=− . (2.11) |γ | Mit Gl. (2.10) erhält man daraus µ×H = T = dL 1 dµ =− dt |γ | dt . (2.12) 2.2 Landau–Lifschitz–Gleichung Heff − |γ | M × Heff M 9 Abbildung 2.1: Bewegung der Magnetisierung M in einem Magnetfeld Heff . Aufgrund des wirkenden Drehmoments präzediert die Magnetisierung um das effektive Feld Heff (durchgezogene Linie). In realen Medien wird die Amplitude der Präzession gedämpft, bis die Magnetisierung schließlich parallel zum Feld liegt (gestrichelte Linie). Ein magnetisches Moment, das nicht parallel zum Feld ausgerichtet ist, präzediert also um die Feldrichtung. In realen Medien wird diese Präzession gedämpft, so dass sich das Moment nach einiger Zeit parallel zum Feld einstellt. Der Übergang zur Magnetisierung M liefert die Landau–Lifschitz–Gleichung [66] dM = − |γ | M × Heff . (2.13) dt Heff ist dabei das effektive Feld, das auf die Magnetisierung wirkt. Zu diesem effektiven Feld tragen neben dem konstanten und dem zeitabhängigen äußeren Feld H0 und H(t) (z.B. das Feld des anregenden Mikrowellensignals, vgl. Kapitel 3.1) auch das Anisotropie- und das Austauschfeld Hani und Hex [24] sowie das statische und das dynamische Streufeld Hs und hs (t) (vgl. Kapitel 2.1.1 und 2.3) bei Heff = H0 + H(t) + Hani + Hex + Hs + hs (t) . (2.14) Wie bereits in Kapitel 2.1.1 erwähnt, werden in dieser Arbeit nur in–plane magnetisierte Filme betrachtet, so dass kein statisches Streufeld Hs auftritt. Weiter können aufgrund der geringen kristallographischen Anisotropie des verwendeten Materials (Yittrium Eisen Granat, siehe Kapitel 3.2) und der Beschränkung auf dipolare Spinwellen (Kapitel 2.4) Anisotropie- und Austauschfeld vernachlässigt werden, so dass sich Gl. (2.14) auf Heff = H0 + H(t) + hs(t) (2.15) reduziert. Da das dynamische Streufeld hs (t) eine Funktion der Magnetisierung ist (vgl. Gl. (2.6)), ist die Landau–Lifschitz–Gleichung (2.13) und damit alle von ihr abgeleiteten Dispersionrelationen intrinsisch nichtlinear. Da im Folgenden allerdings nur kleine Auslenkungen aus der Ruhelage betrachtet werden, kann diese Nichtlinearität vernachlässigt werden. 10 Grundlagen der Spindynamik Dämpfungsprozesse können durch das Einfügen eines phänomenologischen Zusatzterms berücksichtigt werden. Landau und Lifschitz schlugen dazu eine Erweiterung von Gl. (2.13) der Form dM λ |γ | = − |γ | M × Heff − M × (M × Heff ) dt |M | (2.16) α dM dM = − |γ | M × Heff − M× dt |M | dt (2.17) vor [66]. λ ist dabei ein dimensionsloser Dämpfungsparameter. Dieser Ansatz kann allerdings nur für kleine λ verwendet werden, da die Stärke des Dämpfungsterms mit λ ohne Beschränkung steigt. Damit würde die Zeit zum Erreichen der Ruhelage (M k Heff ) mit steigender Dämpfung abnehmen [67]. Dieses Verhalten widerspricht jedoch allen Beobachtungen. Ein von Gilbert vorgeschlagener alternativer Ansatz hat die Form und behebt dieses Problem, da die Dämpfung hier proportional zur Änderung der Magnetisierung ist [68]. Im Fall kleiner Dämpfung (α ≪ 1, λ ≪ 1) ist er äquivalent zu Gl. (2.16). Die Dämpfung steht in beiden Fällen senkrecht zur Magnetisierung und ändert daher den Betrag von M nicht, wie durch Multiplikation von Gl. (2.16) und (2.17) mit M und unter Berücksichtigung von M 1d dM = M2 dt 2 dt gezeigt werden kann. 2.3 Polder–Suszeptibilitäts–Tensor Die Landau–Lifschitz–Gleichung (2.13) lässt sich im Fall kleiner Auslenkungen aus der Ruhelage und unter Vernachlässigung der Dämpfung zu einer linearen Beziehung zwischen den dynamischen Anteilen des magnetischen Feldes umformen. Dazu wird angenommen, dass sich Heff (t) und M (t) in der Form M (t) = M0 + m(t) Heff (t) = H0 + h(t) , (2.18) mit m(t) = me−iω t −iω t h(t) = he , |m| ≪ |M0 | , |h| ≪ |H0 | (2.19) 2.3 Polder–Suszeptibilitäts–Tensor 11 schreiben lassen. Ein zeitabhängiges äußeres Feld H(t) tritt im Rahmen dieser Arbeit nur als Feld des anregenden Mikrowellensignals H(t) = hq e−iω t auf und kann daher gegebenenfalls in h(t) berücksichtigt werden. Weiter soll gelten H0 = H0 ez , M0 = MS ez . (2.20) Dies entspricht einem magnetisch gesättigten Ein–Domänen–Zustand ohne Anisotropie, also zum Beispiel einem eindomänigen, in–plane magnetisierten Film. MS ist die Sättigungsmagnetisierung; Feld und Magnetisierung sind in z–Richtung orientiert. Für kleine Auslenkungen aus dem Gleichgewicht bleiben die z–Komponenten von H(t) und M (t) unverändert, das heißt, m und h haben nur Komponenten in x– und y–Richtung mx (t) hx (t) m(t) = my (t) , h(t) = hy (t) . (2.21) 0 0 Einsetzen von Gl. (2.18) in die Landau–Lifschitz–Gleichung (2.13) liefert h i dm(t) = −|γ | M0 × H0 + M0 × h(t) + m(t) × H0 + m(t) × h(t) . (2.22) dt Der erste Term in der Klammer ergibt Null (H0 k M0 ); der letzte Term kann als Produkt zweier vom Betrag her kleiner Größen vernachlässigt werden. Einsetzen von Gl. (2.19) und (2.20) liefert iω m(t) = |γ |ez × [MS h(t) − H0m(t)] . (2.23) Bringt man Gl. (2.23) in die Form m(t) = χ̂h(t), so erhält man χ −iκ 0 1 χ̂ = i κ χ 0 4π 0 0 0 (2.24) mit und χ= ωH ωM ωH2 − ω 2 ωM = |γ |4πMS , κ= ω ωM ωH2 − ω 2 , ωH = |γ |H0 (2.25) . (2.26) χ̂ heißt Polder–Suszeptibilitäts–Tensor [58]. Wie in [57] gezeigt wird kann die Dämpfung leicht durch die Einführung einer komplexen Frequenz erreicht werden. Dazu muss nur in den Ausdrücken für χ und κ (Gl. (2.25)) die Frequenz ωH durch ωH +iαω mit dem Gilbert Dämpfungsparameter α (siehe Gl. (2.17)) ersetzt werden. 12 Grundlagen der Spindynamik 2.4 Spinwellen Betrachtet man ein magnetisches Moment, das durch eine Störung aus der Ruhelage ausgelenkt wurde, beschreibt die Landau–Lifschitz–Gleichung (2.13) die Präzession dieses Momentes um die Richtung der Magnetisierung. Das Moment koppelt dabei durch die Dipol–Dipol– und die Austauschwechselwirkung (vgl. Kapitel 2.1) an die benachbarten Momente. Die Störung breitet sich daher als Welle im Festkörper — oder genauer — im Spinsystem des Festkörpers aus. Man spricht von Spinwellen oder, in der Sprache der zweiten Quantisierung, von Magnonen. Da der Betrag des magnetischen Momentes aufgrund der starken Austauschwechselwirkung konstant bleiben muss, haben Spinwellen nur zwei Freiheitsgrade [63]. Bei der theoretischen Beschreibung von Spinwellen ist zu beachten, dass sich die beiden Wechselwirkungen sowohl in Stärke als auch in Reichweite deutlich voneinander unterscheiden. Daher muss abhängig von der Wellenlänge λ der betrachteten Spinwelle in vielen Fällen nur eine der Wechselwirkungen berücksichtigt werden. Ist die Wellenlänge klein, so ist die Austauschwechselwirkung zwischen benachbarten Spins groß, da diese stark gegeneinander verkippt sind. Die schwache dipolare Wechselwirkung kann daher vernachlässigt werden, man spricht von austauschdominierten Moden (vgl. Kapitel 2.5). Für Spinwellen mit großer Wellenlänge und geringer Amplitudenvariation über die Filmdicke (wie sie im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden) ist die Verkippung zwischen benachbarten Spins sehr gering, die Austauschwechselwirkung ist schwach und kann gegenüber der dipolaren Wechselwirkung vernachlässigt werden. Man spricht daher auch von dipolaren Moden. Diese werden in Kapitel 2.6 behandelt. 2.5 Dispersionsrelation für austauschdominierte Moden Die Spinoperatoren in Gl. (2.8) können durch die Pauli–Spinmatrizen h̄ 0 1 Ŝ = 2 1 0 x h̄ 0 −i Ŝ = 2 i 0 y h̄ 1 0 Ŝ = 2 0 −1 z (2.27) dargestellt werden [65]. Anstelle der Operatoren Ŝx und Ŝy ist es günstiger, die Spinumklappoperatoren Ŝ± = Ŝx ± iŜy (2.28) 2.5 Dispersionsrelation für austauschdominierte Moden 13 zu verwenden. Die Spineigenzustände werden durch 1 0 |↑i = |↓i = 0 1 (2.29) dargestellt. Die Wirkung der Operatoren auf diese Zustände ist Ŝ+ |↑i = 0 Ŝ+ |↓i = |↑i Ŝ− |↑i = |↓i Ŝ− |↓i = 0 (2.30) und 1 Ŝz |↑i = |↑i 2 1 Ŝz|↓i = − |↓i . 2 (2.31) Mit diesen Operatoren lässt sich der Austausch–Hamilton–Operator für N Spins (2.8) als 1 + − J N z z − + Ŝ Ŝ + Ŝ j Ŝδ (2.32) Ĥ = − 2 ∑ ∑ Ŝ j Ŝδ + 2 j δ h̄ j=1 δ =NN darstellen. Dabei werden aufgrund der kurzen Reichweite der Austauschwechselwirkung bei der zweiten Summation nur die z Nächsten Nachbarn von j berücksichtigt (vgl. Kapitel 2.1.2). Der Grundzustand dieses Operators kann in der Basis der Spineigenzustände durch |0i = ∏ |↑il (2.33) l beschrieben werden. Ein Zustand, in dem nur einer der Spins umgeklappt ist, wie − |0i, ist kein Eigenzustand von Gl. (2.32), da der Operator zum Beispiel |↓m i = Ŝm − + Ŝ diesen Spin an den Ort k verschiebt und damit einen neuen Zustand erzeugen Ŝm k würde. Bildet man allerdings eine Linearkombination aus allen |↓m i 1 |ki = √ ∑ eik·rm |↓m i , N m (2.34) erhält man einen Eigenzustand von Gl. (2.32) [69]. Der Zustand |ki beschreibt dabei eine Spinwelle mit Wellenvektor k. Die Energieeigenwerte von |ki können mit Hilfe der stationären Schrödinger–Gleichung Ĥ|ki = E|ki berechnet werden. Man erhält ! 1 z ik·rδ E = E0 + J z − ∑ e + e−ik·rδ 2 δ ! z = E0 + J z − ∑ cos (k · rδ ) δ . (2.35) 14 Grundlagen der Spindynamik Für nicht zu große Wellenvektoren k kann der Ausdruck entwickelt werden. Man erhält 1 z (2.36) E ≈ E0 + J ∑(k · rδ )2 . 2 δ Mit E = h̄ω ergibt sich damit für die Dispersion von austauschdominierten Spinwellen ω ∼ k2 . (2.37) 2.6 Dispersionsrelation dipolarer Moden in in–plane magnetisierten Filmen Dispersionsrelation dipolarer Moden in isotropen1 , in–plane magnetisierten Filmen wird hier im wesentlichen der Ansatz von Damon und Eshbach [71, 72] beziehungsweise die Formulierung von Hurben und Patton [70] verwendet. Ausgangspunkt für die Berechnung der Dispersionsrelationen der dipolaren Moden sind die magnetostatischen Maxwellgleichungen ohne Ströme und Ladungen ∇×H = 0 ∇·B = 0 , (2.38) mit B = H + 4πM . (2.39) Diese sind gültig, wenn alle Änderungen quasistatisch, das heißt langsam gegenüber der Lichtgeschwindigkeit ablaufen. Dieser Fall ist bei allen hier betrachteten Systemen gegeben. Die Berechnung der Dispersionsrelation erfolgt in zwei Schritten. Zunächst wir eine allgemeine Differentialgleichung für das skalare Potential des dynamischen Magnetfeldes h(t) hergeleitet (Walker–Gleichung). Diese wird anschließend für das hier verwendete System eines in–plane magnetisierten Films gelöst. 2.6.1 Walker–Gleichung Setzt man Heff (t) und M (t) (siehe Gl. (2.19)) in die magnetostatischen Maxwell– Gleichungen (2.38) ein, erhält man unter Verwendung von Gl. (2.39) für das dyna1 Eine Herleitung der Dispersionsrelation unter berücksichtigung der kristallographische Aniso- tropie findet sich in [70]. 2.6 Dispersionsrelation dipolarer Moden in in–plane magnetisierten Filmen 15 mische Feld h und die dynamische Magnetisierung m ∇×h = 0 ∇ · (h + 4πm) = 0 . (2.40) (2.41) Gleichung (2.40) erlaubt die Definition eines skalaren Potentials Ψ mit h = −∇Ψ . (2.42) Weiter gilt m = χ̂h , (2.43) wobei χ̂ der Polder–Suszeptibilitäts–Tensor ist (vgl. Gl. (2.24)). Einsetzen von Gl. (2.42) und (2.43) in die Maxwellgleichung (2.41) ergibt ∇ · [(1 + 4πχ̂) · ∇Ψ ] = 0 . Auflösen dieses Ausdrucks liefert die sogenannte Walker–Gleichung 2 ∂ Ψ ∂ 2Ψ ∂ 2Ψ + + =0 , (1 + χ ) ∂ x2 ∂ y2 ∂ z2 mit χ= ωH ωM ωH2 − ω 2 , (2.44) (2.45) (2.46) die das Potential Ψ erfüllen muss [73]. Für χ 6= −1 liefert die Walker–Gleichung (2.45) Lösungen, die propagierende Spinwellen beschreiben. Diese Lösungen werden in den folgenden Kapiteln behandelt. Ist χ = −1 wird die Walker–Gleichung (2.45) durch ein beliebiges von z unabhängiges Potential Ψ (x, y) gelöst. Man erhält ω 2 = ωH (ωH + ωM ) . (2.47) Dieser Ausdruck entspricht der sogenannten Herring–Kittel–Formel für dünne Filme [74, 75] und beschreibt die ferromagnetische Resonanzabsorption, das heißt eine homogene Anregung des gesamten Spinsystems. Eine quantenmechanische Herleitung von Gl. (2.47) findet man in [76]. 2.6.2 Allgemeine Dispersionsrelation dipolarer Spinwellen Ausgehend von der Walker–Gleichung (2.45) soll im Folgenden die allgemeine Dispersionsrelation dipolarer Spinwellen in in–plane magnetisierten Filmen der Dicke 16 Grundlagen der Spindynamik H0 y ky − d2 k φ kz 0 d 2 mx ex + my ey x z MS ez Abbildung 2.2: Geometrie zur Berechnung der allgemeinen Dispersionsrelation für dipolare Spinwellen. Das statische Feld und die statische Magnetisierung sind entlang der z–Achse orientiert. Der Wellenvektor liegt in der y–z–Ebene unter dem Winkel φ zur Magnetisierungsrichtung. d in der y–z–Ebene berechnet werden. Wie bereits erwähnt tritt in diesem Fall kein statisches Streufeld auf; das statische Feld im Inneren des Films entspricht dem angelegten Feld H0 = H0 ez , und für die statische Magnetisierung ergibt sich M0 = MS ez . Abbildung 2.2 zeigt die verwendete Geometrie. Als Ansatz für das Potential Ψ wird eine ebene Welle mit (in–plane) Wellenvektor k = (0, k sin(φ ), k cos(φ )) gewählt Ψi,a = Xi,a(x)eiyk sin(φ ) eizk cos(φ ) . (2.48) Dabei ist k = |k| der Betrag des Wellenvektors und φ der Winkel zwischen Wellenvektor und statischer Magnetisierung. Die Indizes i und a kennzeichnen hier und im Folgenden die Funktion innerhalb (i) und außerhalb (a) des Films. Innerhalb des Films muss das Potential Ψi die Walker Gleichung (2.45) erfüllen. Außerhalb existiert keine Magnetisierung, das heißt, es gilt die Laplace Gleichung ∆Ψa = 0. Weiter müssen an den Grenzflächen des Films die Tangentialkomponenten von h und die Normalkomponente von b = h + 4πm stetig sein hy,z,i (x = ±d/2) = hy,z,a (x = ±d/2) bx,i (x = ±d/2) = bx,a (x = ±d/2) . (2.49) 2.6 Dispersionsrelation dipolarer Moden in in–plane magnetisierten Filmen 17 Daraus folgt für das Potential unter Verwendung von Gl. (2.43) mit dem Polder– Suszeptibilitäts–Tensor (2.24) Ψi |x=±d/2 = Ψa |x=±d/2 (2.50) ∂Ψi ∂Ψa ∂Ψi (1 + χ ) − iκ = ∂x ∂ y x=±d/2 ∂ x x=±d/2 (2.51) Den von x abhängenden Teil Xi,a(x) des Potentials erhält man durch Lösen der Walker– und Laplace–Gleichung für Ψi,a. Innerhalb des Films ergibt sich Xi (x) = a cos(qx) + b sin(qx) mit dem out–of–plane Wellenvektor s q=k 1 + χ sin2 (φ ) − 1+χ Außerhalb des Films kann Xa (x) durch ( cekx Xa (x) = de−kx (2.52) . (2.53) x ≤ − d2 x ≥ d2 , , (2.54) beschrieben werden. Dabei wurde nur das jeweils physikalisch sinnvolle Vorzeichen des Exponenten berücksichtigt, da lim Ψ = 0 (2.55) x→±∞ gelten muss. Die Konstanten a, b, c und d müssen über die Randbedingungen (2.50) und (2.51) bestimmt werden. Aus Gl. (2.50) folgt d a cos (−qd/2) + b sin (−qd/2)= ce−k 2 d a cos (qd/2) + b sin (qd/2) = de−k 2 . (2.56) Durch Addition beziehungsweise Subtraktion dieser Gleichungen erhält man Ausdrücke für a und b d a= c + d e−k 2 2 cos q d2 (2.57) d c − d e−k 2 b=− 2 sin q d2 . (2.58) 18 Grundlagen der Spindynamik Aus der zweiten Randbedingung Gl. (2.51) erhält man (1 + χ ) [−aq sin (−qd/2) + bq cos (−qd/2)] d + κ k sin(φ ) [a cos (−qd/2) + b sin (−qd/2)] = cke−k 2 (2.59) und (1 + χ ) [−aq sin (qd/2) + bq cos (qd/2)] d + κ k sin(φ ) [a cos (qd/2) + b sin (qd/2)] = −dke−k 2 . (2.60) Addition beziehungsweise Subtraktion dieser Gleichungen und Einsetzen der Ausdrücke für a und b (Gl. (2.59) und (2.60)) liefert c−d (1 + χ )q tan(qd/2) − k κ k sin(φ ) =− = c+d κ k sin(φ ) (1 + χ )q cot(qd/2) + k . (2.61) k2 − (1 + χ )2 q2 − κ 2 k2 sin2 (φ ) + 2(1 + χ )qk cot(qd) = 0 (2.62) Aus der zweiten Gleichheit ergibt sich2 und — nach Ersetzen von q durch Gl. (2.53) — damit die allgemeine Dispersionsrelation für dipolare Spinwellen in in–plane magnetisierten Filmen 1 + χ sin2 (φ ) 1 − (1 + χ ) − − κ 2 sin2 (φ ) 1+χ s s 2 2 1 + χ sin (φ ) 1 + χ sin (φ ) + 2(1 + χ ) − cot kd − = 0 . (2.63) 1+χ 1+χ 2 Für die weitere Betrachtung muss unterschieden werden, ob der out–of–plane Wellenvektor q reell oder imaginär ist. Im ersten Fall hat das Potential über die Filmdicke eine harmonische Verteilung, und die Spinwellen–Mode ist im gesamten Volumen lokalisiert. Man spricht von Volumenmoden, genauer von Backward–Volume– Moden (Backward Volume Magnetostatic Spin Waves, BVMSW)3 , da, wie später gezeigt werden wird, die Dispersion monoton fallend ist und somit Gruppengeschwindigkeit und Wellenvektor in entgegengesetzte Richtungen zeigen. Ist q imaginär, klingt Xi (x) (Gl. (2.52)) exponentiell nach innen ab, das heißt, die Spinwelle 2 Unter Verwendung von cot(α ) − tan(α ) = 2 cot(2α ), siehe Gl. (2.116) und (2.119) in [77]. im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden die englischen Begriffe “Backward–Volume” 3 Hier und beziehungsweise “Surface” beibehalten, da es sich dabei um feststehende Namen der entsprechenden Spinwellenmoden handelt. 2.6 Dispersionsrelation dipolarer Moden in in–plane magnetisierten Filmen 19 8 MSSW ν = ω /2π [GHz] 7,5 7 BVMSW 6,5 6 5,5 0 0 2000 2000 4000 ky [cm−1 ] 4000 6000 6000 8000 8000 10000 10000 kz [cm−1 ] Abbildung 2.3: Dispersion für dipolare Spinwellen in YIG [79]. (H0 = 1850 Oe, d = 5 µm, 4πMS = 1750 G) ist an der Oberfläche lokalisiert; man spricht von Surface–Moden (Magnetostatic Surface Spin Waves MSSW) [78]. Anhand des Ausdrucks für q (Gl. (2.53)) kann der Frequenzbereich bestimmt werden, in dem q reell ist und damit Backward–Volume–Moden existieren.4 Man erhält q p ωH (ωH + ωM sin2 (φ )) < ω < ωH (ωH + ωM ) (2.64) mit ωM = |γ |4πMS ωH = |γ |H0 . (2.65) Um den Frequenzbereich der Surface–Moden bestimmen zu können, muss zusätzlich geprüft werden, für welche ω (außerhalb des Backward–Volume–Bands) die Dispersionsrelation (2.63) gelöst werden kann. Wie in [70] gezeigt wird, ist dies nur in einem Frequenzbereich oberhalb des Backward–Volume–Bands möglich, das 4 Da cot(qd) eine periodische Funktion ist, erhält man aus Gl. (2.63) unendlich viele Backward– Volume–Moden, die (solange die Austauschwechselwirkung nicht berücksichtigt wird) alle im selben Frequenzbereich liegen. Bei denen im Rahmen dieser Arbeit vorgestellten Ergebnissen spielen diese höheren Moden allerdings keine Rolle, so dass auf eine Behandlung im Folgenden verzichtet wird. 20 Grundlagen der Spindynamik y z y hs z x λ x M (t) M (t) λ (a) Surface–Wellen mit k ⊥ H0 hs (b) Backward–Volume–Wellen mit k k H0 Abbildung 2.4: Dynamisches Streufeld von dipolaren Spinwellen. Die Pfeile in den Kreisen verdeutlichen die Richtung der dynamischen Magnetisierung m. heißt, Surface–Moden existieren nur, wenn s p (ωM sin2 (φ ) − ωH cos2 (φ ))2 ωH (ωH + ωM ) < ω < ωH (ωH + ωM ) + 4 sin2 (φ ) (2.66) gilt.5 Diese Grenzen zeigen auch, dass es einen minimalen Winkel φc gibt, unterhalb dessen Surface–Wellen nicht existieren können. Bei diesem Winkel fallen die obere und die untere Grenzfrequenz zusammen. Für diesen Winkel gilt r ωH φc = arctan . (2.67) ωM Eine genauere Untersuchung der Spinwellenlokalisierung bei Surface–Wellen zeigt, dass sich das Maximum der dynamischen Magnetisierung von einer Oberfläche zur anderen verschiebt, wenn die Propagationsrichtung der Welle umgedreht wird [58]. Surface–Wellen sind demzufolge nicht–reziprok. Abbildung 2.3 zeigt den Verlauf der Dispersion für beide Moden bei typischen Parametern. 2.6.3 Einfluss des dynamischen Streufelds auf die Richtung der Gruppengeschwindigkeit Wie bereits erwähnt, bildet die statische Magnetisierung eines in–plane magnetisierten Films kein Streufeld aus. Existieren in diesem Film allerdings Spinwellen und 5 Da bei Surface–Wellen in Gl. (2.62) der cot aufgrund des imaginären Arguments durch den coth ersetzt wird (coth(x) = i coth(ix)) und dieser nicht periodisch ist, gibt es für Surface–Wellen im Gegensatz zu den Backward–Volume–Wellen nur eine Mode. 2.6 Dispersionsrelation dipolarer Moden in in–plane magnetisierten Filmen 21 damit eine dynamische Magnetisierung m(t), tritt ein dynamisches Streufeld hs auf. Dieses wird von der out–of–plane Komponente mx der dynamischen Magnetisierung erzeugt. Abbildung 2.4 veranschaulicht diesen Effekt für die Spezialfälle k k H0 und k ⊥ H0 . Die Energie zum Aufbau dieses Streufeldes wird reduziert, wenn die Wellenlänge abnimmt, da dann die antiparallelen mx –Komponenten enger zusammen liegen. Für eine vollständige Energiebilanz in Abhängigkeit von der Wellenlänge muss allerdings auch die in–plane Komponente my der dynamischen Magnetisierung berücksichtigt werden. Bei Surface–Wellen senkrecht zum Feld (vgl. Abb. 2.4(a)) liegt diese Komponente parallel zum Wellenvektor. Daher führt eine Reduzierung der Wellenlänge zu einer Verringerung des Abstands zwischen antiparallelen my – Komponenten. Die daraus resultierende Erhöhung der Dipolenergie ist größer als die Energieabsenkung durch die Reduzierung des Streufeldes, daher steigt die Gesamtenergie mit kleinerer Wellenlänge (das heißt größerem Wellenvektor). Gemäß E = h̄ω erhöht sich somit die Frequenz der Spinwelle mit größer werdendem Wellenvektor; die Dispersion für Surface–Wellen senkrecht zum Feld ist monoton steigend. Bei Backward–Volume–Wellen parallel zum Feld (vgl. Abb. 2.4(b)) ist my senkrecht zu k, das heißt benachbarte my –Komponenten zeigen immer in dieselbe Richtung. Die Energieabsenkung durch die Reduzierung des Streufelds wird daher nicht kompensiert, und die Gesamtenergie der Welle sinkt mit kleinerer Wellenlänge (größerem Wellenvektor). Die Dispersion ist monoton fallend. Liegt der Wellenvektor unter einen beliebigen Winkel φ zum anliegenden Feld, kommt es zu einer Vermischung der beschriebenen Situationen, und eine Begründung des Backward– beziehungsweise Forward–Charakters der beiden Spinwellen Moden über die Energiebilanz ist nur noch eingeschränkt möglich. Die Dispersionsrelation (2.63) zeigt allerdings, dass dieser Charakter für beliebige Winkel φ erhalten bleibt [70]. 2.6.4 Spezialfälle der Dispersionsrelation Untersucht man die Spinwellenpropagation in Wellenleitern, werden üblicherweise die Fälle k k H0 oder k ⊥ H0 realisiert. Im Folgenden sollen daher aus der allgemeinen Dispersionsrelation diese beiden Spezialfälle abgeleitet werden. Backward–Volume–Wellen mit k k H0 Für den Fall k k H0 , das heißt φ = 0 erhält man aus Gl. (2.53) s 1 q=k − . 1+χ (2.68) 22 Grundlagen der Spindynamik Damit q reell ist, muss also 1 + χ < 0 gelten. Damit lässt sich die Gl. (2.63) zu ! p kd =0 (2.69) 1 + (1 + χ ) − 2 −(1 + χ ) cot p −(1 + χ ) vereinfachen, woraus sich für die Dispersion für Backward–Volume–Wellen parallel zum Feld6 p 2p k= −(1 + χ ) arctan −(1 + χ ) (2.70) d ergibt. Surface–Wellen mit k ⊥ H0 Wie bereits erwähnt ist q bei Surface–Wellen imaginär. Für den hier betrachteten Spezialfall k ⊥ H0 , das heißt φ = π/2 gilt q = ik, und die Dispersion (2.63) vereinfacht sich zu 1 + (1 + χ )2 − κ 2 + 2(1 + χ ) coth(kd) = 0 . (2.71) Auflösen dieses Ausdrucks nach ω liefert die Dispersion für Surface–Wellen senkrecht zum Feld ω2 ω 2 = ωH (ωH + ωM ) + M 1 − e−2kd . (2.72) 4 Abhängigkeit der Dispersion vom angelegtem Feld und der Magnetisierung Betrachtet man die Grenzfrequenzen für Backward–Volume–Wellen (2.64) und Surface–Wellen (2.66), so fällt auf, dass diese Grenzen Funktionen des angelegten Felds H0 und der Magnetisierung MS sind. Änderungen dieser Parameter führen also zu einer Verschiebung (beziehungsweise Stauchung und Streckung) der Dispersionskurve entlang der Frequenzachse und damit, bei beibehaltener Frequenz, zu einer Änderung des Wellenvektors. Abbildung 2.5 zeigt dieses Verhalten für die in diesem Kapitel behandelten Spezialfälle. 2.6.5 Wellenvektorabhängigkeit der Propagationsrichtung Bei der bisherigen Betrachtung wurde die Ausbreitung der Spinwelle ausschließlich über den Wellenvektor charakterisiert. Im Experiment direkt beobachtbar ist allerdings nur die Propagationsrichtung der Welle, das heißt die Gruppengeschwindigkeit vg = ∇k ω 6 Unter Verwendung von arctan 2α 1−α 2 . = 2 arctan(α ), siehe Gl. (2.157a) in [77]. (2.73) 2.6 Dispersionsrelation dipolarer Moden in in–plane magnetisierten Filmen Frequenz [GHz] 7,5 7,0 H0 = 1850 Oe 4πMS = 1750 G 6,5 H0 = 1750 Oe 4πMS = 1750 G 6,0 H0 = 1850 Oe 4πMS = 1650 G 5,5 5,0 0 5000 10000 15000 20000 25000 Wellenvektor [cm−1 ] Abbildung 2.5: Änderung der Dispersion bei Änderung des angelegten Felds H0 und der Magnetisierung MS . Die Dicke des betrachteten Films ist in allen Fällen d = 5 µm. In anisotropen Medien ist die Gruppengeschwindigkeit im Allgemeinen nicht parallel zum Wellenvektor. Im Folgenden soll nun die Abhängigkeit der Richtung der Gruppengeschwindigkeit von der Richtung des Wellenvektors bestimmt werden. Die Anisotropie in dem im Rahmen dieser Arbeit betrachteten System wird durch das in der Filmebene angelegte Feld induziert. Es ist daher sinnvoll, alle Richtungen in Bezug zum Feld (hier entlang der z–Achse) anzugeben. Neben dem bereits eingeführten Winkel φ (Richtung des Wellenvektors in Bezug auf das angelegte Feld, siehe Abb. 2.2) wird im Folgenden auch die Richtung der Gruppengeschwindigkeit (das heißt die Propagationsrichtung) vg,y θ = arctan (2.74) vg,z betrachtet. Bei der Berechnung von θ tritt das Problem auf, dass die Dispersion nicht in einer expliziten Form sondern als implizite Funktion f(ω , k, φ ) = 0 (Gl. (2.63)) vorliegt. Die Berechnung von vg,y und vg,z muss daher gemäß ∂f ∂f ∂f ∂f vg,y = vg,z = (2.75) ∂ ky ∂ ω ∂ kz ∂ ω erfolgen. 23 24 Grundlagen der Spindynamik 40 H0 = 1820 Oe H0 = 1830 Oe H0 = 1840 Oe H0 = 1860 Oe H0 = 1880 Oe 30 20 θ [◦ ] 10 0 -10 -20 -30 -40 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 φ [◦ ] Abbildung 2.6: Abhängigkeit der Propagationsrichtung θ von der Richtung des Wellenvektors φ für verschiedene Felder (ω = 2π · 7,132 GHz, d = 5 µm, 4πMS = 1750 G). Die nötigen partiellen Ableitungen können aus Gl. (2.63) analytisch berechnet werden. Die Durchführung dieser Rechnung ist allerdings sehr langwierig, da nahezu alle Größen in Gl. (2.63) Funktionen von ω , ky und kz sind. Hier wird daher auf die Darstellung der einzelnen Teilschritte verzichtet und nur die berechneten θ (φ )– Kurven wiedergegeben. Stellt man die Richtung der aus Gl. (2.75) berechneten Gruppengeschwindigkeiten (θ ) als Funktion von φ dar, ergeben sich (für Backward–Volume–Wellen) die in Abb. 2.6 gezeigten Kurven. Es fällt auf, dass für Wellenvektoren für die φ zwischen 20◦ und 40◦ beziehungsweise 60◦ und 70◦ liegt, die Propagationsrichtung θ , insbesondere für kleine Felder, nur schwach von φ abhängt. Dieser Effekt wurde im Rahmen dieser Arbeit genutzt, um stabile, lateral begrenzte Spinwellen (sogenannte Kaustikstrahlen) zu erzeugen. Kapitel 3 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie an mikrowellenangeregten Spinwellenpaketen Im Folgenden werden die experimentellen Techniken für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen vorgestellt. Zunächst wird dabei kurz auf die Anregung von Spinwellen mit Mikrowellen und die dazu notwendigen Schaltungen eingegangen (Kapitel 3.1). Im Anschluss wird der typische Probenaufbau vorgestellt (Kapitel 3.2). Den Schwerpunkt dieses Kapitels bildet die Besprechung der Brillouin–Lichtstreuspektroskopie (Kapitel 3.3) und deren Erweiterungen zur orts- und zeitaufgelösten BLS (Kapite 3.4) sowie zur phasenaufgelösten BLS (Kapitel 3.5). Einen allgemeinen Überblick über die Brillouin–Lichtstreuspektroskopie und andere optische Untersuchungsmethoden liefert zum Beispiel [80]. 3.1 Anregung und Detektion von Spinwellen durch Mikrowellenmesstechnik Die hier untersuchten Spinwellen wurden mit Hilfe von Mikrowellensignalen erzeugt. Dabei koppelt das magnetische Wechselfeld einer Mikrowellenantenne an die magnetischen Momente der Probe und regt diese zur Präzession an [81]. Findet diese Anregung lokal begrenzt statt, kann sich die Störung in der Probe ausbreiten, und es bildet sich eine propagierende Spinwelle aus. Die Frequenz sowie die Amplitude dieser Spinwelle wird dabei durch Frequenz und Amplitude des anliegenden Mikro- 26 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie an mikrowellenangeregten Spinwellenpaketen Referenzsignal zur Probe Mikrowellenquelle Leistungs- Ferritisolator teiler schneller Verstärker Schalter Abschwächer Synchronisation Pulsgenerator (a) Eingangsnetzwerk von der Probe Detektor Oszilloskop Verstärker Abschwächer (b) Ausgangsnetzwerk Abbildung 3.1: Schaltplan des Eingangs- (a) und Ausgangsnetzwerks (b) des Mikrowellenaufbaus. wellensignals bestimmt. Zur Detektion dieser Welle kann der umgekehrte Prozess verwendet werden. Die Spinwelle (genauer: das von der Spinwelle erzeugte Streufeld b(t) = h(t) +4πm(t)) induziert in einer Mikrowellenantenne eine hochfrequente Wechselspannung, die anschließend nachgewiesen werden kann. Im Folgenden werden die dazu verwendeten Schaltungen kurz vorgestellt. Ein genereller Überblick über die verwendete Mikrowellentechnik findet sich zum Beispiel in [82, 83]. Abbildung 3.1(a) zeigt den Schaltplan des Eingangsnetzwerks. Die verwendete Mikrowellenquelle liefert ein kontinuierliches Ausgangssignal einstellbarer Leistung und Frequenz. Ein Leistungsteiler stellt ein Referenzsignal zur Verfügung, das zum Betrieb der phasenaufgelösten Brillouin–Lichtstreuspektroskopie benötigt wird (vgl. Kapitel 3.5). Ein schneller Mikrowellenschalter wandelt anschließend das cw–Signal der Quelle in Pulse einstellbarer Länge um. Der Pulsgenerator, der diesen Schalter ansteuert, wird auch zur Synchronisation des Oszilloskops im Ausgangsnetzwerk und der Zeitauflösung des optischen Aufbaus verwendet (vgl. Kapitel 3.4). Die Pulse werden anschließend verstärkt und passieren einen einstellbaren Abschwächer. Dieser erlaubt eine feine Kontrolle der Mikrowellenintensität und damit der Intensität der angeregten Spinwelle. Dazu ist anzumerken, dass die Intensität der Spinwelle nicht nur von der anliegenden Mikrowellenleistung sondern auch von der Anregungseffizienz der Antenne und damit von der Wellenlänge der Spinwellen abhängt (da langwellige Spinwellen effizienter angeregt werden als kurzwellige). Eine Änderung des angelegten magnetischen Felds führt daher auch zu einer Änderung der Intensität der Spinwelle, so dass bei Messreihen darauf zu achten ist, die 3.2 Aufbau der Probe 27 Intensität der Mikrowellenpulse entsprechend zu ändern, um vergleichbare Resultate zu erhalten. Die beiden Isolatoren im Eingangsnetzwerk schützen die Quelle und den Verstärker von den am (geöffneten) Schalter beziehungsweise der Antenne reflektierten Mikrowellen. Das Ausgangsnetzwerk ist in Abb. 3.1(b) dargestellt. Die von der Probe kommenden Mikrowellen sind zu schwach, um direkt erfasst zu werden. Sie müssen daher verstärkt werden. Ein einstellbarer Abschwächer erlaubt eine Anpassung der Intensität. Der Abschwächer ist dabei vor den Verstärker geschaltet, da dieser nur bis zu einer bestimmten Eingangsleistung linear arbeitet und daher das Signal, das von der Probe kommt, gegebenenfalls reduziert werden muss. Der Mikrowellendetektor wandelt das Mikrowellensignal in eine Spannung proportional zu deren Intensität um. Diese kann auf einem Oszilloskop dargestellt werden. Dabei muss beachtet werden, dass die Beziehung zwischen nachgewiesener Mikrowellenleistung und Ausgangsspannung häufig nichtlinear ist. Das gemessene Signal muss daher umgerechnet werden, um eine qualitative Aussage zu ermöglichen. 3.2 Aufbau der Probe Die hier untersuchten Spinwellen wurden in dünnen Filmen (ca. 5 – 7 µm dick) aus Yttrium–Eisen–Granat Y3 Fe5 O12 (Yttrium–Iron–Garnet, YIG, siehe auch [84]) angeregt. Diese wurden durch Flüssigphasenepitaxie auf ein Substrat aus Gallium– Gadolinium–Granat (GGG) gewachsen.1 Beide Materialien sind transparent und können daher mit Hilfe der Brillouin–Lichtstreuspektroskopie (siehe Kapitel 3.3 – 3.5) untersucht werden. Sättigungsmagnetisierung 4π MS 1750 G gyromagnetisches Verhältnis γ 2π · 2,8 · 106 rad/s Oe FMR–Linienbreite 2∆ H Gilbert–Dämpfungsparameter α 0,3 – 0,6 Oe 5,6 · 10−4 Tabelle 3.1: Eigenschaften der verwendeten YIG–Filme. In Tabelle 3.1 sind die typischen Eigenschaften der verwendeten YIG–Filme zusammengefasst. Für die hier durchgeführten Untersuchungen ist dabei insbesondere die geringe Dämpfung (das heißt der kleine Wert des Gilbert–Dämpfungsparameters 1 Die im Rahmen dieser Arbeit verwendeten Proben wurden von Scientific Research Company “Carat”, R&D Institute of Materials, Division of Crystal Growth and Technology, Lviv, Ukraine hergestellt. 28 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie an mikrowellenangeregten Spinwellenpaketen Zuleitungen der Mikrowellensignale Mikrowellenantennen Mikrowellenantennen YIG Wellenleiter (a) YIG Spinwellenwellenleiter Eingangswelleleiter Propagationsfläche (b) YIG Wellenleiterantenne Abbildung 3.2: Beispiele der verwendeten Proben. (a) YIG Spinwellenwellenleiter. Anregung und Nachweis der Spinwellen erfolgt durch die Mikrowellenantennen. (b) YIG Wellenleiteantenne. Der Übergang vom Eingangswellenleiter zur Propagationsfläche dient als Antenne, die unbegrenzte Spinwellen in einem weiten Winkelbereich anregt. α , siehe Gl. (2.17)) von Bedeutung, da dadurch eine Beobachtung der Spinwellen über makroskopische Distanzen (ca. 1 cm) möglich ist. Zur Beschreibung der experimentellen Resultate in den Kapiteln 4 – 6 wird üblicherweise nicht der hier genannte Literaturwert der Sättigungsmagnetisierung 4πMS verwendet, sondern eine effektive Magnetisierung durch einen Fit der entsprechenden Dispersionsrelation an die gemessenen Frequenz–Wellenvektor–Paaren bestimmt. Diese berücksichtigt Änderungen von MS durch Temperatur oder Oberflächendefekte (durch die nasschemische Strukturierung) sowie ein abhängig von der Richtung von k in Bezug auf die kristallographischen Achsen eventuell vorhandenes (geringes) Anisotropiefeld. Derselbe Fit erlaubt auch die Bestimmung der Filmdicke d. Die zu untersuchende Probe wird auf ein Substrat aus Duroid® befestigt. Mikrostreifen–Antennen auf diesem Substrat dienen zur Anregung und zum Nachweis der Spinwellen; ein Fenster zwischen den Antennen erlaubt die Untersuchung der Spinwellen mit optischen Methoden. Abbildung 3.2 zeigt Beispiele für die hier verwendeten Probenaufbauten. In Abb. 3.2(a) ist ein typischer Spinwellenwellenleiter dargestellt, wie er zum Beispiel bei der Untersuchung von Solitonen (siehe zum Beispiel [32–35]) oder einigen der hier präsentierten Resultate verwendet wurde. Im Rahmen dieser Arbeit wurde erstmals eine sogenannte Wellenleiterantenne 3.2 Aufbau der Probe 29 -10 p ωH (ωH + ωM ) Transmission [dB] -20 H0 = 1800 Oe -30 -40 -50 -60 H0 = 1840 Oe 6,9 7,0 7,1 7,2 7,3 ν = ω /2π [GHz] Abbildung 3.3: Transmissionscharakteristik eines Spinwellenwellenleiters aus YIG (Filmdicke d = 6 µm) für Backward–Volume–Wellen mit H0 = 1800 Oe und H0 = 1840 Oe. verwendet, die in Abb. 3.2(b) dargestellt ist.2 Spinwellen werden zunächst im Eingangswellenleiter angeregt und propagieren dort. Der Übergang zur Propagationsfläche wirkt wie eine (schmale) Antenne, die unbegrenzte Spinwellen in einem weiten (Wellenvektor–)Winkelbereich anregt. Abbildung 3.3 zeigt eine typisches Beispiel einer Transmissionscharakteristik eines Spinwellenwellenleiters aus YIG. Dargestellt ist die Transmission des Wellenleiters in Abhängigkeit der Frequenz, das heißt der Anteil der Mikrowellenleistung an der Eingangsantenne, der an der Ausgangsantenne noch nachgewiesen werden kann. Die Spinwellen propagieren parallel zum angelegten Feld. Wie bereits theoretisch gezeigt (siehe Kapitel 2.6.4), verschiebt sich das Transmissionsband bei Erhöhung des magnetischen Felds zu größeren Frequenzen. Die obere Grenzfrequenz für p Backward–Volume–Wellen parallel zum Feld ωH (ωH + ωM ) (vgl. Gl. (2.64)) ist deutlich bei etwa 7,1 GHz beziehungsweise 7,22 GHz zu erkennen. Für kleinere Frequenzen, das heißt in dieser Geometrie kleinere Wellenlängen der angeregten Spinwellen (vgl. Kapitel 2.6.4), nimmt die Transmission ab. Ursache hierfür ist zum 2 Die Herstellung dieser Probe erfolgte durch nasschemische Strukturierung eines YIG–Wavers und wurde von Christian Sandweg, Andrii Chumak und Sandra Wolff im Nano+Bio Center der TU Kaiserslautern durchgeführt. 30 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie an mikrowellenangeregten Spinwellenpaketen einen, dass die Effektivität der Spinwellenanregung durch Mikrowellen für kurzwellige Spinwellen abnimmt, da dann die Breite der Antenne vergleichbar mit der Wellenlänge der Spinwellen wird. Außerdem nimmt die Gruppengeschwindigkeit mit kleiner werdender Frequenz leicht ab, das heißt die räumliche Dämpfung nimmt geringfügig zu, da −α vzg I ∼ e−α t = e (3.1) gilt. 3.3 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie Der Nachweis von Spinwellen durch eine Mikrowellenantenne hat den Nachteil, dass die Wellen nur an einer Position und dort auch nur integral über die gesamte Länge der Antenne registriert werden können. Im Gegensatz dazu erlaubt die Brillouin–Lichtstreuspektroskopie (BLS) den Nachweis von Spinwellen [22] (und Phononen [85]) in einem beliebigen Punkt; die erreichbare Auflösung wird dabei nur durch die Fokusgröße des Lasers begrenzt. Sie ist damit — insbesondere mit den in diesem Kapitel vorgestellten Erweiterungen zur orts-, zeit- und phasenaufgelösten BLS — vielseitig zur Untersuchung verschiedenster Fragestellungen im Bereich der Spindynamik einsetzbar (siehe zum Beispiel [3, 4, 24, 43, 86–90]). 3.3.1 Brillouin–Lichtstreuprozess Unter Brillouin–Lichtstreuung versteht man die inelastische Streuung von Licht an Anregungen des Festkörpers, wie zum Beispiel Phonenen oder Magnonen. Eine einfache Beschreibung dieser Streuung ist im Bild der zweiten Quantisierung (vgl. zum Beispiel [91]) möglich. Sie lässt sich darin als Wechselwirkung eines einfallenden Photons mit einem Magnon verstehen (vgl. Abb. 3.4). Wird bei der Streuung ein Magnon der Frequenz ω vernichtet, muss sich aufgrund der Energieerhaltung die Frequenz des Photons ωL erhöhen. Wird ein Magnon erzeugt, wird die Frequenz des Photons vermindert. Man erhält daher für die Frequenz des gestreuten Photons ωL′ = ωL ± ω , (3.2) wie man durch Multiplikation von Gl. (3.2) mit h̄ sieht. Gleichzeitig ändert sich aufgrund der Impulserhaltumg der Wellenvektor des gestreuten des Photons kL′ = kL ± k , (3.3) 3.3 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie 31 ωL Gestreutes Photon ωL ± ω , kL ± k Stokes Anti–Stokes ωL − ω ωL + ω Spinwelle ω, k Spektrum des gestreuten Lichts Einfallendes Photon ωL , kL (a) Prinzip (b) Spektrum Abbildung 3.4: (a) Prinzip der Brillouin–Lichtstreuung. Ein Photon wird unter Erzeugung oder Vernichtung eines Magnons gestreut. Dadurch verschiebt sich die Frequenz des eingestrahlten Photons um die Magnonenfrequenz. (b) Schematische Darstellung des Spektrum des gestreuten Lichts. wie ebenfalls durch Multiplikation mit h̄ gezeigt werden kann. Gleichung (3.3) erlaubt damit bei Kenntnis der Wellenvektoren (das heißt von Wellenlänge und Winkel) des einfallenden und gestreuten Lichts, die Bestimmung des (in–plane) Wellenvektors der untersuchten Spinwelle (siehe zum Beispiel [A11, 24]). Wird bei der Streuung ein Magnon erzeugt, spricht man von einem Stokes– Prozess, wird ein Magnon vernichtet von einem Anti–Stokes–Prozess. Bei Zimmertemperatur sind beide in vielen Fällen nahezu gleich wahrscheinlich. Eine wichtige Ausnahme ist die Streuung an Oberflächenmoden (vgl. Kapitel 2.6). Aufgrund des definierten Umlaufsinnes dieser Moden finden Stokes– und Anti–Stokes–Prozesse mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit statt [92]. Weiter ist zu beachten, dass bei der Streuung die Polarisationsebene des inelastisch gestreuten Lichts um π/2 gedreht wird [93]. Da diese Drehung bei der Streuung an Phononen oder bei elastisch gestreutem Licht nicht auftritt, kann ein Polarisationsfilter, der senkrecht zur ursprünglichen Polarisationsrichtung steht, verwendet werden, um diese Komponenten des gestreuten Lichts herauszufiltern. Klassisch kann die Brillouin–Lichtstreuung durch eine Veränderung der Dielektrizitätskonstante ε beschrieben werden: Eine propagierende Spinwelle tritt durch die Spin–Bahn–Kopplung mit dem Elektronensystem des Festkörpers in Wechselwirkung und führt so zu einer periodischen Fluktuation von ε und damit des Brechungsindex n [93–95]. Diese beeinflusst das einfallende Licht, so dass nach der Streuung Komponenten mit den Frequenzen ωL ± ω entstanden sind. 32 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie an mikrowellenangeregten Spinwellenpaketen 3.3.2 Experimenteller Aufbau Der Aufbau der hier verwendeten BLS–Anlage ist in Abb. 3.5 gezeigt. Als Lichtquelle wird ein diodengepumpter frequenzverdoppelter Nd:YVO4 Laser mit der Wellenlänge λ = 532 nm verwendet. Ein kleiner Teil des Laserstrahls wird mit einem Strahlteiler abgeteilt und dient zur Stabilisierung des Interferometers. Der verbleibende Teil wird auf die Probe fokussiert. Der Strahl durchdringt die Probe und wird inelastisch an den Spinwellen gestreut, man spricht von “Forward–Scattering”.3 Eine zweite Linse sammelt das gestreute Licht. Ein räumlicher Filter, der aus zwei Linsen und einer Lochblende besteht, unterdrückt das Hintergrundrauschen, das zum Beispiel durch die Raumbeleuchtung verursacht wird. Ein Shutter–System führt Referenzstrahl und Messstrahl wieder zusammen. Zur Frequenzselektion wird ein Tandem–Fabry–Pérot–Interferometer (vgl. Kapitel 3.3.3) verwendet. Das Licht, das vom Interferometer durchgelassen wird, passiert einen weiteren räumlichen Filter und wird von einem Photodetektor4 registriert. Die Datenaufnahme erfolgt mit einem Computer. Die Ansteuerung des Shutter–Systems stellt sicher, dass im Wellenlängenbereich des Lasers der Referenzstrahl und im Bereich des inelastisch gestreuten Lichts der Messstrahl verwendet wird. Dadurch ist der Photodetektor vor der hohen Intensität des elastisch gestreuten Lichts geschützt. Außerdem wird sichergestellt, dass unabhängig von den Transmissionseigenschaften der Probe immer die gleiche Laserintensität zur Stabilisierung des Interferometers zur Verfügung steht. 3.3.3 Das Tandem–Fabry–Pérot–Interferometer Verwendet man ein einfaches Fabry–Pérot–Interferometer (Etalon) zur Frequenzselektion, ist keine eindeutige Zuordnung zwischen Plattenabstand und durchgelassener Wellenlänge möglich [98]. Haben die beiden Etalon–Spiegel den Abstand d, wird Licht nur dann transmittiert, wenn die Wellenlänge λ die Bedingung n λ =d 2 (3.4) erfüllt. Da n eine beliebige natürliche Zahl sein kann, wird diese Bedingung von vielen Wellenlängen erfüllt. Das von J. R. Sandercock entwickelte Tandem–Fabry– Pérot–Interferometer löst dieses Problem durch die Verwendung eines zweiten Etalons [99–101]. 3 Bei nicht transparenten Proben kann auch das rückwärts gestreute Licht verwendet werden; man spricht dann von Backward–Scattering“. ” 4 In dem hier verwendeten Aufbau wird dazu eine Avalanche–Photodiode [97] verwendet. PC-Steuerung - Stabilisierung - Daten-Akkumulation und -Verarbeitung - Darstellung Räumlicher Filter Zeitauflösender Detektor Prisma Pulsgenerator FP2 Mikrowellenverstärker Probe Scan-Richtung Räumlicher Filter Magnet N Polarisationsanalysator Mikrowellenquelle Schneller Schalter Retroreflektoren z FP1 ShutterSystem y S Magnet 3.3 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie Photodetektor Scan-Bühne Tandem-Fabry-PerotInterferometer Laser 33 Abbildung 3.5: Aufbau der Brillouin–Lichtstreuspektroskopie. Die einzelnen Komponenten werden im Text näher erklärt. Abbildung nach [96]. Brillouin–Lichtstreuspektroskopie an mikrowellenangeregten Spinwellenpaketen δ L · cos (θ ) FP2 ω ω ω FP2 ScanRichtung Umlenkspiegel θ FP1 ω Transmission 34 FP1 TFP Scan-Bühne Spiegelabstand δL (a) Aufbau (b) Funktion Abbildung 3.6: (a) Aufbau des Tandem–Fabry–Pérot–Interferometers. (b) Funktion des Tandem–Fabry–Pérot–Interferometers. ω ist die Frequenz der streuenden Spinwelle. Abbildung entnommen aus [24]. Das Prinzip ist in Abb. 3.6(a) dargestellt. Die beiden Etalons sind in einem Winkel θ zueinander angebracht und bestehen aus jeweils zwei parallelen, hochreflektierenden Spiegeln. Ein System aus Umlenkspiegeln und Prismen sorgt dafür, dass beide zur Kontrastverbesserung mehrfach durchlaufen werden (vgl. Abb. 3.5). Jeweils einer der Spiegel jedes Etalons ist auf einer gemeinsamen, beweglichen Bühne befestigt, so dass die Spiegelabstände simultan geändert werden können. Eine Änderung des Spiegelabstandes von FP1 um δ L führt dabei zu einer Abstandsänderung um δ L · cos (θ ) in FP2. Sind beide Etalons in Resonanz, das heißt transmittieren sie Licht der Wellenlänge λ , so führt eine Abstandsänderung von δ L = λ /2 in FP1 zum Erreichen der nächsten Transmissionsordnung. FP2 ist dann allerdings nicht mehr in Resonanz, so dass das Licht dieses Etalon nicht passieren kann (vgl. Abb. 3.6(b)). Damit ist sichergestellt, das nur eine Transmissionsordnung hinter den Etalons mit nennenswerter Intensität nachgewiesen werden kann. Die Tandem–Anordnung erlaubt also eine eindeutige Zuordnung zwischen der Abstandsänderung δ L und der durchgelassenen Wellenlänge und ermöglicht damit eine präzise Bestimmung der Spinwellenfrequenz. Die Verschiebung der Scan–Bühne erfolgt durch einen Piezokristall. Wird die anliegende Spannung geändert, ändert sich der Spiegelabstand und damit die durchgelassene Wellenlänge. Während der gesamten Dauer der Messung (diese kann einige Stunden betragen) müssen die Spiegel der Etalons exakt parallel bleiben. Diese Stabilisierung wird mittels weiterer Piezokristalle durch ein Computerprogramm gesteuert, das auch die 3.4 Orts- und zeitaufgelöste Brillouin–Lichtstreuspektroskopie Antenne YIG 35 Laser 4. Speicherinhalt wird um eins erhöht 2. Inelastisch gestreutes Photon stopt Zähler 1. Triggersignal startet Spinwelle und Zähler Stop Zähler Intensität Start 3. Zählerstand adressiert Speicher Zeitprofil der Spinwelle Speicherstellen (Zeit) Abbildung 3.7: Schematische Darstellung der zeitaufgelösten BLS–Messung. Datenerfassung übernimmt [102]. Zur weiteren Erhöhung der Stabilität dient eine aktive Vibrationsdämpfung; außerdem ist das Interferometer durch den Einbau in eine geschlossene Box weitestgehend von Temperaturänderungen und Luftbewegungen isoliert. 3.4 Orts- und zeitaufgelöste Brillouin–Lichtstreuspektroskopie Zur Bestimmung der räumlichen Verteilung der Spinwellenintensität kann die Probe mit Schrittmotoren in y– und z–Richtung (das heißt in der Probenebene) bewegt werden. Die erreichbare Auflösung ist dabei durch den Durchmesser des Laserspots beschränkt, der bei dem hier verwendeten Aufbau etwa 50 µm beträgt.5 Die Anzahl der inelastisch gestreuten Photonen ist dann proportional zur Intensität der Spinwelle am Ort des Lasers. Die zur Realisierung einer Zeitauflösung notwendigen Komponenten wurden bereits in Abb. 3.5 dargestellt. Derselbe Pulsgenerator, der auch den Mikrowellenschal5 Verwendet man anstelle einer ‘normalen’ Linsen ein Mikroskop–Objektiv, kann die Auflösung auf bis zu 250 nm gesteigert werden (siehe zum Beispiel [90, 103]). 36 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie an mikrowellenangeregten Spinwellenpaketen ter ansteuert, startet einen schnellen Zähler mit einer Zeitbasis von 1,2 GHz. Dieser wird gestoppt, sobald ein inelastisch gestreutes Photon registriert wird. Der aktuelle Zählerstand dient zur Adressierung einer Speicherzelle in einem Array, deren Inhalt um Eins erhöht wird. Nach mehrmaliger Wiederholung dieses Prozesses gibt der Inhalt des Speicherarrays die zeitliche Intensitätsverteilung am Ort des Laserspots wieder. Die Messmethode wird ausführlicher in [96, 104] beschrieben. Die zeitliche Auflösung wird durch den Mehrfachdurchgang der Etalons bestimmt und beträgt hier etwa 1,8 ns. Abbildung 3.7 illustriert das beschriebene Verfahren. Eine Kombination von orts- und zeitaufgelösten Messungen liefert eine dreidimensionale Matrix (zwei Ortskoordinaten, eine Zeitkoordinate). Diese Matrix enthält die Anzahl der am jeweiligen Ort zur jeweiligen Zeit inelastisch gestreuten Photonen. Mit Hilfe eines Computerprogrammes6 können daraus die (zweidimensionalen) Intensitätsverteilungen der gemessenen Spinwelle zu jedem Zeitpunkt bestimmt und entweder als einzelne Bilder (wie zum Beispiel in Abb. 3.9(a)) oder als Film dargestellt werden. 3.5 Phasenaufgelöste Brillouin–Lichtstreuspektroskopie Der bisher vorgestellte BLS–Aufbau erlaubt nur die Bestimmung der Intensität und nicht der Phase von Spinwellen, obwohl bei der inelastischen Streuung die Phaseninformation der Spinwelle auf das gestreute Photon übertragen wird. Da zur Detektion ein Photomultiplier eingesetzt wird, geht diese Information allerdings verloren, und man erhält nur ein Signal, das proportional zur Spinwellenintensität ist. Die vor einigen Jahren entwickelte phasenaufgelöste BLS [A1, A3] umgeht dieses Problem und ermöglicht die Untersuchung der Phaseneigenschaften von mikrowellenangeregten Spinwellen. Der prinzipielle Aufbau der phasenaufgelösten BLS ist in Abb. 3.8 dargestellt. Das inelastisch gestreute Licht wird mit einem kohärenten Referenzsignal gleicher Frequenz überlagert. Zur Erzeugung dieses Referenzsignals wird ein Teil des eingestrahlten Lichts um den Betrag der Spinwellenfrequenz frequenzverschoben. Dazu wird ein elektro–optischer Modulator (EOM) verwendet (siehe Anhang A und [105]), der mit demselben Mikrowellensignal betrieben wird, das auch die Spinwellen erzeugt. Dies garantiert nicht nur, dass beide Signale dieselbe Frequenz haben sondern auch die notwendige Phasenkohärenz. Das daraus resultierende Interferenzbild enthält Informationen über Amplitude und Phase der betrachteten Spinwelle. 6 Entwickelt versität, Kiev. von Andrii Chumak und Oleksandr Dzyapko, Nationalen Taras Schewtschenko Uni- 3.5 Phasenaufgelöste Brillouin–Lichtstreuspektroskopie Laser Signal Kanal Magnet N 37 Fabry-PerotInterferometer Referenz Kanal Photodetektor Elektrooptischer Modulator S Magnet Abbildung 3.8: Schematischer Lichtstreuspektroskopie. Aufbau der Phasenaufgelösten Brillouin– Mit einem Abschwächer kann die Intensität des Referenzsignals eingestellt werden. Ein Phasenschieber erlaubt die Festlegung des Phasen–Nullpunkts. Interferenz zwischen dem gemessenen Signal und einem koheränten Referenzsignal wurde bereits bei Experimenten mit Mikrowellen zur Bestimmung der Phaseneigenschaften eingesetzt und lieferte dort gute Ergebnisse [41]. Während bei Mikrowellenexperimenten das Referenzsignal und das Messsignal im Allgemeinen räumlich getrennt sind und erst nach dem Experiment zusammengeführt werden, liegen bei dem hier verwendeten Aufbau der Strahlengang von Referenz- und Messsignal übereinander. Dies ist notwendig, da die Wellenlänge des verwendeten Lasers deutlich kürzer ist als die Wellenlänge von Mikrowellen (532 nm gegenüber einigen Zentimetern). Daher können bereits kleine Änderungen im Strahlengang, zum Beispiel durch thermische Ausdehnung, Vibrationen beim Verschieben der Probe oder sogar geringfügige Änderungen der Dicke der Probe das Interferenzbild stören. Weiter ist zu beachten, dass das inelastisch gestreute Licht eine Polarisationsdrehung um 90◦ erfährt, während die Polarisationsrichtung des durch den EOM frequenzverschobenen Lichts nicht geändert wird. Um trotzdem ein Interferenzsignal zu erhalten, ist es daher notwendig, die Polarisation beider Signale anzupassen. Dazu wird ein Polarisator (hinter EOM und Probe) verwendet, dessen Polarisationsebene auf einen Wert zwischen 0 und 90◦ eingestellt ist. Da dabei die Intensität beider Signale reduziert wird und sich die Intensität des Referenzsignals einfacher erhöhen lässt, ist es im Allgemeinen günstiger, einen Winkel näher an 90◦ zu wählen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden üblicherweise ein Wert von 70◦ verwendet. Wie 38 Brillouin–Lichtstreuspektroskopie an mikrowellenangeregten Spinwellenpaketen 138,9 ns λ/2 max (a) Ortsaufgelöste Messung 72,9 ns λ min (b) Phasenaufgelöste Messung Abbildung 3.9: Tunneln von Spinwellen als Beispiel einer orts-, und phasenaufgelösten BLS– Messung. (a) Ortsaufgelöste Messung. Ein Teil der Welle tunnelt durch die Lücke, während der Rest reflektiert wird und vor der Lücke eine stehende Welle ausbildet. (b) Phasenaufgelöste Messung vor der Reflektion. kürzlich vorgeschlagen wurde, kann alternativ auch anstelle eines EOMs ein Magnetooptischer Modulator zur Frequenzverschiebung verwendet werden. Da dieser zur Erzeugung der Frequenzverschiebung einen weiteren BLS Streuprozesse verwendet, haben in diesem Fall Referenz- und Messsignal die gleiche Polarisation [A10]. Verwendet man die bereits vorgestellte Ortsauflösung, können die Phasenfronten gemessen werden. Abbildung 3.9 zeigt ein Beispiel für eine phasenaufgelöste Messung. Dargestellt sind eine ortsaufgelöste (Abb. 3.9(a)) und eine phasenaufgelöste (Abb. 3.9(b)) Messung an einer Spinwelle in einer YIG–Probe mit einer 20 µm breiten Lücke (senkrecht zur Propagationsrichtung). Die Anregung der Spinwelle erfolgt mit einer Mikrowellenantenne am linke Rand des Messbereichs. Während ein kleiner Teil der Spinwelle durch die Lücke tunneln kann, wird der größere Anteil reflektiert, wodurch sich eine stehende Welle ausbildet. In der ortsaufgelöste Messung ist diese stehende Welle deutlich sichtbar. Die phasenaufgelöste Messung (die zeitlich vor der Reflexion an der Lücke durchgeführt wurde) zeigt die Phasenfronten der einlaufenden Welle. Vergleicht man beide Messungen, so erkennt man, dass der Abstand zwischen den Maxima in Abb. 3.9(a) (ortsaufgelöste Messung einer stehende Welle, d.h. die Periode ist λ /2) wie zu erwarten war nur halb so groß ist wie in Abb. 3.9(b) (phasenaufgelöste Messung einer propagierenden Welle, d.h. die Periode ist λ ). Die gezeigte Messung bestätigt damit, dass die hier vorgestellte Technik zur Visualisierung von Phasenfronten eingesetzt werden kann. Abbildung 3.10 zeigt, dass die phasenaufgelöste BLS auch für quantitative pha- 3.5 Phasenaufgelöste Brillouin–Lichtstreuspektroskopie 39 7,18 1831 Oe ν = ω /2π [GHz] 7,16 7,14 7,12 1821 Oe 7,10 7,08 8 mm 7,06 0 50 100 150 k [cm−1 ] 200 250 300 Abbildung 3.10: Dispersionskurve für Backward–Volume–Wellen gemessen mit der phasenaufgelösten BLS. Die gestrichelte Kurve beschreibt den theoretischen Verlauf der Dispersionskurven (vgl. Gl. (2.70)). senaufgelöste Messungen eingesetzt werden kann. In den dargestellten Messungen wurde für verschiedene Frequenzen und Magnetfelder die Wellenlänge λ und damit der Wellenvektor k = 2π/λ der angeregten Spinwelle gemessen. Wie deutlich zu erkennen ist, entsprechen die gemessenen Frequenz–Wellenvektor–Paare den theoretisch erwarteten. In Kombination mit der Zeitauflösung können die so genannten Phasenprofile bestimmt werden. Darunter versteht man den zeitabhängige Phasenunterschied zwischen der Spinwelle an einem definierten Ort und dem Mikrowellenpuls, der diese Welle angeregt hat. Zur Messung dieses Profils ist es nötig, zwei Interferenzbilder mit Referenzsignalen verschiedener Phase zu messen und diese in geeigneter Weise mit einer nicht phasenaufgelösten Messung der Spinwelle und des Referenzsignals zu kombinieren. Einen genaue Beschreibung dieser Technik findet sich in Anhang B. Kapitel 4 Phasenaufgelöste Untersuchung der Anregung und Propagation von Spinwellen in YIG–Wellenleitern Die Untersuchung von Spinwellen in YIG–Wellenleitern hat in den letzten Jahren sowohl im Bereich der linearen wie auch der nichtlinearen Spinwellen zu neuen Erkenntnissen geführt. Exemplarisch seien hier die Beobachtung des Tunnelns von Spinwellen durch einen Bereich mit lokal geändertem Feld [106] sowie durch eine mechanische Lücke [A1], die Untersuchungen von Spinwellen–Solitonen [32–35], die Interaktion von Spinwellen mit parametrischem Pumpen [A4] und die Entdeckung der symmetriebrechenden “Moebius”–Solitonen [41, 42] genannt. Insbesondere die letztgenannte Untersuchung wäre ohne die Kenntnis des Phasenprofiles der Spinwellen (in diesem Experiment durch Interferenz zwischen Mikrowellensignalen gewonnen) nicht möglich gewesen. Während die Mikrowellentechnik nur die Phaseninformationen am Ort der Antenne liefern kann, ermöglicht die phasenaufgelöste BLS dies an beliebigen Orten der Probe. Damit war es im Rahmen dieser Arbeit erstmals möglich, die Änderung der Phase mit der Propagationsdistanz (die sogenannte Phasenakkumulation) zu beobachten und damit das Verständnis linearer und nichtlinearer Spinwellenphänomene zu erweitern. Zunächst soll im Folgenden das Verfahren anhand von Messungen an linearen Spinwellen vorgestellt werden (Kapitel 4.1). Anschließend wird mit dieser Technik die Phasensymmetrie bei der Anregung von Spinwellen in verschiedenen Geometrien (Kapitel 4.2) und die Auswirkung der Nichtlinearität von Spinwellen auf die Phase (Kapitel 4.3) untersucht. 42 Anregung und Propagation von Spinwellen 4.1 Propagation linearer Spinwellen In diesem Kapitel soll das Phasenprofil und die Phasenakkumulation von linearen Spinwelle untersucht werden. Dieser Fall wurde ausgewählt, um diese neue Messtechnik zunächst an einem einfachen System zu testen und vorzustellen, bevor dann im weiteren Verlauf dieser Arbeit komplexere Fragestellungen untersucht werden. Die entsprechenden Messungen wurden an mikrowellenangeregte Spinwellen in einem YIG–Wellenleiter durchgeführt. Die lange Achse des Wellenleiters, welche der Propagationsrichtung entspricht, war dabei parallel zum angelegten Feld ausgerichtet; es wurden daher Backward–Volume–Wellen angeregt. Der Wellenvektor der Spinwelle konnte durch Änderung des angelegten Feldes beeinflusst werden (vgl. Kapitel 2.6.4). Anzumerken ist, dass bei der Anregung von Spinwellen in Wellenleitern im Allgemeinen auch Anteile von höheren Breitenmoden angeregt werden. Diese führen zu einer leichten Oszillation der Spinwelle entlang der Breite des Wellenleiters und damit auch zu einer leichten Oszillation der Phase, die in einigen der nachfolgenden Messungen zu erkennen ist. Dies hat allerdings keinen Einfluss auf die gewonnenen Resultate. 4.1.1 Phasenprofil einer linearen Spinwellen Abbildung 4.1 zeigt ein typisches Beispiel für das Phasen- und Intensitätsprofil einer linearen, langen, das heißt quasi–monochromatischen Spinwelle. Das Phasenprofil zeigt dabei die Phasendifferenz als Funktion der Zeit zwischen der Spinwelle und dem Mikrowellensignal, das zur Anregung verwendet wurde (vgl. Anhang B). Da in dem hier behandelten Fall Dispersion und Nichtlinearität keinen Einfluss auf den Puls haben, behält dieser ein rechteckiges Intensitätsprofil (blaue Linie in der Abbildung). Gleichzeitig erwartet man (in jedem Punkt der Propagation) ein zeitunabhängiges Phasenprofil, da der Puls näherungsweise als kontinuierliche Welle beschrieben werden kann und die Phasendifferenz zwischen einer kontinuierlichen Welle und ihrem anregenden Signal konstant ist. Auch dies wird durch die Messung (rote Linie) bestätigt. 4.1.2 Lineare Phasenakkumulation Um die ortsabhängige Änderung der Phase zu bestimmen, müssen mehrere Phasenprofile an verschiedenen Orten des Wellenleiters gemessen werden. Da hier ausschließlich die Phasenänderung entlang der Propagationsrichtung untersucht werden sollte, wurden nur Phasenprofile entlang der Längsachse des Wellenleiters gemessen. 4.1 Propagation linearer Spinwellen 43 0,5 0,5 0,0 0,0 -0,5 -0,5 Phase [π] 1,0 -1,0 350 400 450 500 550 Intensität [a.u.] 1,0 -1,0 600 Zeit [ms] Abbildung 4.1: Phasen- (rot) und Intensitätsprofil (blau) einer langen (das heißt quasi–monochromatischen), linearen Backward–Volume–Welle. (H0 = 1840 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz, Pulslänge τ = 200 ns). 0 Messpunkte ϕ = − 2π λ z + ϕ0 Fit: λ = 0,32 mm -10 0,32 mm Inteferenz Intensität [a.u.] Phase [π] -5 -15 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 -20 z [ms] 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 z [mm] Abbildung 4.2: Phasenakkumulation einer linearen Backward–Volume–Welle. Inset: Interferenz Muster der phasenaufgelösten BLS entlang der Längsachse des YIG Wellenleiters. (H0 = 1840 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz) 44 Anregung und Propagation von Spinwellen Abbildung 4.2 zeigt ein typisches Beispiel der Phasenakkumulation einer linearen Backward–Volume–Welle. Da die Spinwelle im Wellenleiter näherungsweise als ebene Welle beschrieben werden kann, erwartet man eine lineare Änderung der Phase mit der Propagationsdistanz z ϕ = kz + ϕ0 . (4.1) Dabei ist |k| = 2π/λ der Wellenvektor und ϕ0 die (bedeutungslose) Anfangsphase. Für die hier untersuchten Backward–Volume–Wellen erwartet man weiter einen negativen Wellenvektor k ≤ 0. Beides wird durch die Messung bestätigt. Aus einem Fit von Gl. (4.1) an die experimentellen Daten erhält man für die Wellenlänge einen Wert von λ = 0,32 mm. Dieser Wert stimmt mit der Wellenlänge überein, die man aus dem Interferenzmuster der phasenaufgelösten BLS (Inset in Abb. 4.2) abschätzen kann und bestätigt damit die Gültigkeit des gewählten Ansatzes. 4.2 Phasensymmmetrie bei der Anregung von Spinwellen Wie bereits bei der Herleitung der allgemeinen Dispersionsrelation dipolarer Spinwellen (Kapitel 2.6) erwähnt, gibt es fundamentale Unterschiede zwischen Backward–Volume– und Surface–Wellen. Während bei ersteren die dynamische Magnetisierung m harmonisch über die Dicke des Wellenleiters verteilt ist, ist sie bei letzterer an einer der Oberflächen lokalisiert und fällt exponentiell nach innen ab. Für die Untersuchung von Surface–Wellen ist dabei besonders interessant, dass sich das Maximum der Verteilung von einer Seite auf die andere verschiebt, wenn die Propagationsrichtung der Welle umgedreht wird. Diese Nicht–Reziprozität spielt eine wichtige Rolle bei verschiedenen Spinwellenphänomenen im Zusammenhang mit parametrischer [107, 108] und nichtlinearer Interaktion von gegenläufigen Wellen [109], wie zum Beispiel bei der Reflektion [35] und Anregung [32] von Spinwellen. Am deutlichsten wird dieser Einfluss bei der Anregung von gegenläufig propagierenden Spinwellen durch eine Mikrowellenantenne. Werden (reziproke) Backward–Volume–Wellen angeregt, propagieren beide Wellen mit identischer Amplitude. Im Fall der (nicht–reziproken) Surface–Wellen wird diese Amplitudensymmetrie gebrochen und die Propagation in einer Richtung ist stark unterdrückt. Abbildung 4.3 verdeutlicht die unterschiedliche Amplitudensymmetrie anhand von ortsaufgelösten BLS Messungen für beide Wellentypen. Im Rahmen dieser Arbeit wurde nun erstmals die Phasensymmetrie von mikrowellenangeregten Spinwellen untersucht. Als Maß für die Phasensymmetrie wird 4.2 Phasensymmetrie von Spinwellen 45 x H0 z y Mikrowellen -antenne Mikrowellen -antenne H0 (a) Backward–Volume–Wellen (b) Surface–Wellen Abbildung 4.3: Ortsaufgelöste BLS Messungen der Intensität gegenläufig propagierender (a) Backward–Volume– und (b) Surface–Wellen etwa 40 ns nach ihrer Anregung. ((a) H0 = 1835 Oe, (b) H0 = 1835 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz) dabei die sogennante Anregungsphase (oder Excitation Phase) verwendet. Darunter versteht man den anfänglichen Phasenunterschied zwischen zwei gegenläufig propagierenden Spinwellen, die von derselben Mikrowellenantenne angeregt werden. Diese Anregungsphase ist insbesondere dann wichtig, wenn Interferenz zwischen den gegenläufigen Wellen möglich ist, zum Beispiel in Ringresonatoren [110]. Auch bei nichtlinearer Wechselwirkung (zum Beispiel bei der Kollision von Solitonen [109] und bei nichtlinearen Spinwellenresonanzen [111]) muss die Anregungsphase berücksichtigt werden. Abbildung 4.4 zeigt den experimentellen Aufbau zur Messung der Phasensymmetrie (und den bereits gezeigten ortsaufgelösten BLS Messungen). Die Spinwellen wurden in einem 5 µm dicken YIG–Wellenleiter durch eine 50 µm breite Mikrostreifenantenne angeregt. Die Längsachse des Wellenleiters war dabei entweder parallel (Backward–Volume–Wellen, Abb. 4.4(a)) oder senkrecht (Surface–Wellen, Abb. 4.4(b)) zum angelegten Feld ausgerichtet. Die Intensität der anregenden Mikrowellenpulse wurde so gewählt, dass nur lineare Spinwellen angeregt werden. Zur Messung der Anregungsphase werden die Phasenakkumulationen der beiden gegenläufigen Spinwellen gemessen, linear gefittet und anschließend bis zum Ort der Anregung, das heißt der Mitte der Antenne, extrapoliert. Die phasenaufgelösten BLS Messungen sind notwendig, da eine Detektion des Phasenunterschieds mit konventioneller Mikrowellentechnik aufgrund der Symmetrie von Anregungs- und Detektionsprozess prinzipiell nicht möglich ist, da die Detektion einer Spinwelle mit Hilfe einer Mikrowellenantenne zu einer zusätzlichen Phasenverschiebung führt. Diese ist 46 Anregung und Propagation von Spinwellen x H0 y z hq IG G YI Mikrowellen -antenne Y Mikrowellen -antenne hq H0 (a) Backward–Volume–Wellen (b) Surface–Wellen Abbildung 4.4: Experimenteller Aufbau zur Messung der Anregungsphase. Spinwellen werden mit Hilfe einer Mikrowellenantenne angeregt. genauso groß wie die Anregungsphase hat allerdings das umgekehrte Vorzeichen. Die Phasendifferenz zwischen den beiden detektierten Mikrowellensignalen ist daher unabhängig von der Anregungsphase. 4.2.1 Phasensymmetrie von Backward–Volume–Wellen Experimentelle Resultate Abbildung 4.5 zeigt ein typisches Beispiel für eine Messung an einer Backward– Volume–Welle. Wie schon in Kapitel 4.1 beobachtet, erkennt man auch hier, dass die Phase mit der Propagationsdistanz linear abnimmt. Mit Hilfe einer mikroskopischen Aufnahme der Antenne und des Substrats (Inset in Abb. 4.5) kann die Position der Antenne identifiziert und anschließend, wie oben beschrieben, die Anregungsphase bestimmt werden. Im gezeigten Beispiel ergibt sich ein Wert von ∆ ϕ = (1,1 ±0,4)π. Weitere Messungen bei verschiedenen magnetischen Feldern (das heißt verschiedenen Wellenvektoren der Spinwelle) bestätigten eine Anregungsphase von π für Backward–Volume–Wellen (siehe Abb. 4.8). Sie werden demzufolge symmetrisch in der Amplitude aber unsymmetrisch in der Phase angeregt. Modell der Anregung Der beobachtete Phasenunterschied kann anschaulich verstanden werden, wenn man die Verteilung der dynamischen Magnetisierung m und des Feldes der Mikrowellenantenne hq berücksichtigt. Verwendet man das in Abb. 4.4(a) gegebene Koordinatensystem, liegt m in der x–y–Ebene, während hq nur Komponenten in x und z Richtung hat. Demzufolge kann nur die x–Komponente von hq an die dynamische 4.2 Phasensymmetrie von Spinwellen 47 12 ∆ ϕ = (1,1 ± 0,4)π 11 10 9 8 7 ϕ [π] 6 5 Mikrowellen Antenne 4 3 YIG 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 z [mm] Abbildung 4.5: Typisches Beispiel der Phasenakkumulation von gegenläufigen Backward– Volume–Wellen. Das Inset zeigt eine mikroskopische Aufnahme des Substrats, die zur Identifizierung der Antennenposition dient [79]. Als Anregungsphase ergibt sich ∆ ϕ = (1,1 ± 0,4)π. (H0 = 1835 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz, k = (−198 ± 1)cm−1 ) Magnetisierung koppeln und eine Spinwelle anregen. Da diese Komponente antisymmetrisch in Bezug auf die Achse der Mikrowellenantenne (x = 0) ist, führt dies zu einem Phasenunterschied von π für die beiden gegenläufigen Wellen. Theoretische Beschreibung1 Mathematisch kann der Zusammenhang zwischen m, hq und dem dynamischen Streufeld hs mit Hilfe des Polder–Suszeptibilitäts–Tensor (2.3) als m = χ̂ · (hq + hs ) (4.2) dargestellt werden. Zur vereinfachten Beschreibung der Anregung werden im Folgenden Magnetisierung und Felder über die Filmdicke d gemittelt betrachtet. In 1 Die theoretische Beschreibung wurde von M. P. Kostylev (University of Western Australia, Craw- ley WA, Australien) aufgrund der vorliegenden Experimente durchgeführt und wird hier zum besseren Verständnis der Resultate zusammengefasst wiedergegeben. Eine vollständige Darstellung der Theorie findet sich in [A9]. 48 Anregung und Propagation von Spinwellen dieser Näherung kann das Streufeld der Spinwelle mit der quasi–ein–dimensionalen Greenschen Funktion [112] hs(s) = Z+∞ −∞ Ĝ(s − s′ )m(s′)ds′ (4.3) beschrieben werden, wobei s die Koordinate entlang der Ausbreitungsrichtung ist. Da bei Backward–Volume–Wellen nur die out–of–plane Komponente des dynamische Streufelds relevant ist, und, wie bereits erwähnt, nur die out–of–plane Komponente von hq zur Anregung beitragen kann, reduziert sich Gl. (4.2) zu einer skalaren Integralgleichung von mx , hq,x und der out–of–plane Komponente von Ĝ(s) (siehe [111]). Daraus folgend erhält man einen Ausdruck für mx mx (±|z|) = 4πi h∓|k|,q,x ei|kz| d , (4.4) wobei h∓|k|,q,x die Fourier–Transformierte von hq,x ist. Wie bereits erwähnt ist hq,x antisymmetrisch in Bezug auf x = 0. Damit gilt für die Fourier–Transformierte h−|k|,q,x = −h+|k|,q,x und somit mx (−|z|) = −mx (+|z|). Backward–Volume–Wellen haben daher, wie im Experiment gezeigt, eine Anregungsphase von π und werden symmetrisch in der Amplitude angeregt. 4.2.2 Phasensymmetrie von Surface–Wellen Experimentelle Resultate Abbildung 4.6 zeigt ein typisches Beispiel für eine Messung an einer Surface–Welle. Im Gegensatz zu den Messungen an Backward–Volume–Wellen (siehe Kapitel 4.1 und 4.2.1) nimmt hier die Phase mit der Propagationsdistanz linear zu, da bei Surface–Wellen Wellenvektor und Gruppengeschwindigkeit dieselbe Richtung haben. Für die Anregungsphase im gezeigten Beispiel ergibt sich ∆ ϕ = (0,16 ± 0,17)π. Weitere Messungen mit verschiedenen Wellenvektoren bestätigen eine Anregungsphase von Null für Surface–Wellen (siehe Abb. 4.8). Sie werden demzufolge unsymmetrisch in der Amplitude aber symmetrisch in der Phase angeregt. Modell der Anregung Im Gegensatz zum Fall der Backward–Volume–Wellen liegen bei den Surface–Wellen m und hq in derselben Ebene; die Beschreibung der Anregung wird dadurch deutlich komplexer. Um trotzdem eine einfaches Modell der Anregung zu erhalten, 4.2 Phasensymmetrie von Spinwellen 49 5,0 4,5 4,0 3,5 ϕ [π] 3,0 Mikrowellen Antenne 2,5 2,0 YIG 1,5 1,0 0,5 0,0 ∆ ϕ = (0,16 ± 0,17)π -0,5 -1,0 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 y [mm] Abbildung 4.6: Typisches Beispiel der Phasenakkumulation von gegenläufigen Surface– Wellen. Das Inset zeigt eine mikroskopische Aufnahme des Substrats [79]. Als Anregungsphase ergibt sich ∆ ϕ = (0,16 ± 0,17)π. (H0 = 1825 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz, k = (75 ± 1)cm−1 ) ist es sinnvoll die in–plane Komponente hq,y und die beiden out–of–plane Komponenten hq,x,y>0 und hq,x,y<0 von hq getrennt zu betrachten und anschließend die drei “Teilwellen” zu überlagern. Abbildung 4.7 verdeutlicht den Ansatz. Zur Vereinfachung sei angenommen, dass die Breite der Antenne der halben Wellenlänge entspricht. Betrachtet man zunächst die Welle, die von der in–plane Komponente hq,y angeregt wird (dargestellt in Abb. 4.7(a)), so erkennt man, dass der Teil der Welle, der entlang der positiven y–Richtung läuft, die Kante der Antenne in Phase mit dem dort existierenden out– of–plane Feld erreicht. Dieser Teil der Welle wird daher nicht an der Ausbreitung gehindert. Die Welle, die in negativer Richtung läuft, ist dagegen außer Phase mit hq,x,y<0 und wird demzufolge stark abgeschwächt. Ähnlich verhält es sich mit der Teilwelle, die von hq,x,y>0 angeregt wird (Abb. 4.7(b)). Nur die Welle in positiver Richtung kann propagieren, während die Welle in negativer Richtung außer Phase mit hq,y ist und daher stark abgeschwächt wird. Die letzte der drei Teilwellen, die von hq,x,y<0 angeregt wird (Abb. 4.7(c)), kann in beide Richtungen frei propagieren, da der in positiver Richtung laufende Teil in Phase mit hq,y und hq,x,y>0 ist. 50 Anregung und Propagation von Spinwellen w = λ /2 x y hq,x,y<0 Antenne hq,x,y>0 hq,y m(t) k (a) 1. Teilwelle (b) 2. Teilwelle (c) 3. Teilwelle Abbildung 4.7: Modell der Anregung von Surface–Wellen. Betrachtet man die drei Komponenten von hq getrennt, so erkennt man, dass nur die Welle entlang der positiven Richtung mit nennenswerter Intensität propagieren kann. Addiert man alle drei Teilwellen, erkennt man leicht, dass die Propagation in negativer Richtung deutlich unterdrückt ist und damit die Surface–Welle unsymmetrisch in der Amplitude angeregt wird. Möchte man mit diesem Modell die beobachtete Phasensymmetrie erklären, so ist zu beachten, dass aufgrund der Größe der Antenne im Vergleich zur Filmdicke (Breite der Antenne: 50 µm, Dicke des Films: Dicke 5 µm) das in–plane Feld deutlich stärker zur Anregung beiträgt als das out– of–plane Feld. Gleichzeitig ist aufgrund der Elliptizität der Spinwelle die out–of– plane Komponente von m kleiner als die in–plane–Komponente. Daher bestimmt hauptsächlich die erste Teilwelle den Phasenunterschied der beiden gegenläufigen Wellen, so dass dieser, wie im Experiment beobachtet, Null ist. Theoretische Beschreibung2 Wie zu erwarten, ist auch die theoretische Beschreibung der Anregung von Surface– Wellen deutlich komplexer. Da m, hq und hs in derselben Ebene liegen, müssen alle Komponenten von hq und hs in Gl. (4.2) berücksichtigt werden. Die diagonalen und 2 Die in [A9]. von M. P. Kostylev entwickelte, vollständige theoretische Beschreibung findet sich wieder 4.2 Phasensymmetrie von Spinwellen 51 nicht–diagonalen Terme von χ̂ mischen daher. Das Ergebnis dieser Vermischung ist kompliziert und kann orts- und wellenvektorabhängig sein, da 1. die Nichtdiagonalelemente von χ̂ im Vergleich zu den Diagonalelementen um ±π/2 phasenverschoben sind; 2. unterhalb der Filmoberfläche hq,y überall die gleiche Phase hat, aber hq,x bei der Antennenachse y = 0 einen Phasensprung um π erfährt; und 3. die verschiedenen Komponenten der Greenschen Funktion in Gl. (4.3) in verschiedener Weise vom Spinwellenwellenvektor abhängen (siehe zum Beispiel [113]). Mit Hilfe derselben Methode, die auch in [A6] verwendet wurde, erhält man für die dynamische Magnetisierung m(y) = Z+∞ −∞ Ĝexc (y − y′ )hq (y′ )dy′ , (4.5) 1 Ŷ F(y − y′ ) D(k) . (4.6) mit Ĝexc (y − y′ ) = Dabei ist D(k) = d [W (k)(W (k) + 1)] d(|k|) (4.7) und i 1 h −ik|s| −ik|s| ik|s| F(s) = −2πie +e E1 (−ik|s|) + e E1 (ik|s|) , (4.8) 2π wobei E1 die Integralexponentialfunktion (siehe zum Beispiel [114]), k der Wellenvektor und d die Filmdicke sind. Für die Matrix Ŷ erhält man Y11 = −W (k) − 1 + Y21 = − iκ (κ 2 − χ 2 ) χ (κ 2 − χ 2 ) Y12 = iκ (κ 2 − χ 2 ) Y22 = W (k) + χ (κ 2 − χ 2 ) (4.9) mit W (k) = (exp(− |k| d) − 1) /(|k| d) . (4.10) 1 Anhand dieser Gleichungen erkennt man, dass der Ausdruck D(k) Ŷ · hq den anfänglichen Wert der Phase (und damit die Anregungsphase) bestimmt, während F(s) 52 Anregung und Propagation von Spinwellen (Gl. (4.8)) die Phasenakkumulation beschreibt. Weit weg von der Antenne verschwinden in dieser Gleichung die Terme, die die Integralexponentialfunktion E1 (s) enthalten und es bleibt F(s) = −ie−i|ks| . (4.11) Betrachtet man den hier vorliegenden Grenzfall kleiner Wellenvektoren (kd ≪ 1) kann die Exponentialfunktion in Gl. (4.7) als Potenzreihe genähert werden. Dadurch ergibt sich |k|d W (k) ≈ −1 + . (4.12) 2 Damit vereinfacht sich Ŷ zu Y11 = − 1 Y12 = (κ 2 − χ 2 ) iκ Y21 = − 2 (κ − χ 2 ) iκ (κ 2 − χ 2 ) (χ + 1)2 − κ 2 Y22 = (κ 2 − χ 2 ) (4.13) und Gl. (4.7) zu D(k) = d/2. Gleichung (4.5) liefert damit m(±|y|) = −2πi 2Ŷ −i|ky| e h±|k|,q d (4.14) wobei h±|k|,q die Fourier–Transformierte des Antennenfeldes ist. Aus den Maxwell Gleichungen ergibt sich für das magnetische Feld eines Mikrostreifenleiters hk,q,x = i sign(k)hk,q,y (siehe zum Beispiel Gl. (32) in [115]). Bei Surface–Wellen gilt sign(k) = sign(y), daher kann h±|k|,q als h±|k|,q = i sign(y) 1 h|k|,q,y (4.15) dargestellt werden. Da sich mx und my nur durch eine Phasenverschiebung von π/2 und den Faktor der Elliptizität unterscheiden, ist es für die weitere Betrachtung ausreichend, nur eine Komponente von m zu betrachten. Aus Gl. (4.14) und (4.15) ergibt sich für mx mx (±|y|) = κ − sign(y) −i|ky| 4π h|k|,q,y 2 e d κ − χ2 . (4.16) Für den gesamten Frequenzbereich von Surface–Wellen (Gl. (2.66)) ist κ < −1, das heißt, der Koeffizient vor der Exponentialfunktion hat überall dasselbe Vorzeichen. Surface–Wellen haben daher, wie im Experiment gezeigt, eine Anregungsphase von Null. Gleichzeitig erkennt man anhand des Ausdrucks κ − sign(y) das die 4.2 Phasensymmetrie von Spinwellen 53 2,0 ∆ ϕ [π] 1,5 1,0 0,5 BVMSW MSSW 0,0 -0,5 -300 -250 -200 -150 -100 -50 Wellenvektor [cm−1 ] 0 50 100 Abbildung 4.8: Zusammenfassung der durchgeführten Messungen. Eine Anregungsphase von π für Backward–Volume–Wellen und von Null für Surface–Wellen ist deutlich sichtbar. Die Abweichungen für die jeweils betragsmäßig geringsten Wellenvektoren kann durch die Störung der Propagation nahe der oberen beziehungsweisen unteren Grenzfrequenz des jeweiligen Spinwellen–Bands erklärt werden. Die Hauptursache der Messfehler ist die ungenaue Kenntnis der Antennenposition. Da der Positionsfehler ∆ x gemäß k∆ x zum Fehler der Anregungsphase beiträgt, steigt dieser mit größer werdendem Betrag des Wellenvektors. Amplitude für die Propagation in positive y–Richtung immer größer ist, als in negative y–Richtung, so dass die Gleichung auch die Asymmetrie der Amplitude von Surface–Welle bestätigt. Vergleicht man das hier gewonnenen Ergebnis mit dem korrespondierenden Gleichung für Backward–Volume–Wellen (Gl. (4.4)), so fällt auf, dass hier das Vorzeichen des komplexen Exponenten negativ ist. Dies hat zur Folge, dass wie im Experiment beobachtet, die Phasenakkumulation bei Backward–Volume–Wellen monoton fallend und bei Surface–Wellen monoton steigend ist. 54 Anregung und Propagation von Spinwellen 4.3 Einfluss der Nichtlinearität auf die Phase der Spinwellen Während im bisherigen Verlauf dieses Kapitels nur lineare Spinwellen untersucht wurden, soll jetzt eine nichtlineare Beeinflussung der Phase vorgestellt werden. Die Annahmen |m| ≪ |M0 | und Mz ≈ MS gelten daher nicht mehr, und Mz wird abhängig von m: q MS2 − |m|2 Mz = . (4.17) Abbildung 4.9(a) veranschaulicht diesen Sachverhalt. In erster Näherung kann die Verringerung von M qz berücksichtigt werden, indem in der jeweiligen Dispersi- onsrelation MS durch MS2 − |m|2 ersetzt wird. Dies führt im Vergleich zur lineraren Dispersion zu einer Stauchung entlang der Frequenzachse (vgl. Abb. 4.9(b) und Kapitel 2.6.4), das heißt bei gleicher Frequenz hat eine Spinwelle mit höherer Amplitude einen (betragsmäßig) geringeren Wellenvektor. Da die Spinwellenphase durch den Wellenvektor beeinflusst wird, sollte es daher einen direkten Einfluss der Spinwellenamplitude auf die Phase geben. 4.3.1 Phasenprofil einer nichtlinearen Spinwelle m MS Mz β (a) Änderung von Mz H0 Frequenz ν = ω /2π [GHz] Zur Untersuchung dieses Einflusses wurden, wie bereits bei der Untersuchung der linearen Phasenakkumulation, lange Spinwellenpulse, die parallel zum Feld propaMz = q MS 7,2 Mz = MS2 − |m|2 ν = 7,132 GHz 7,1 7,0 0 100 200 300 400 500 Wellenvektor [cm−1 ] (b) Änderung der Dispersion Abbildung 4.9: (a) Zusammenhang zwischen dem Präzessionswinkel β , m, MS und Mz . Für große q Amplituden m verliert Mz ≈ MS seine Gültigkeit. Stattdessen erhält man Mz = MS2 − |m|2 . (b) Verschiebung der Dispersionsrelation bei großer Spinwellenamplitude. 4.3 Einfluss der Nichtlinearität auf die Phase der Spinwellen 55 0,5 0,5 0,0 0,0 -0,5 -0,5 Phase [π] 1,0 Intensität [a.u.] 1,0 -1,0 -1,0 400 450 500 550 600 Zeit [ns] Abbildung 4.10: Phasen- und Intensitätsprofil einer nichtlinearen Backward–Volume– Wellen. (H0 = 1840 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz, Pulslänge τ = 200 ns) gieren, verwendet. Die Intensität der zur Anregung verwendeten Mikrowellenpulse wurde allerdings im Vergleich zur linearen Messung erhöht, so dass eine deutliche Verringerung von Mz auftrat und nichtlineare Prozesse möglich wurden. Einer dieser Prozesse ist die sogenannte Vier–Magnonen–Wechselwirkung, die zu einem nichtlinearen Zerfall der Spinwelle führt. Für die weitere Untersuchung ist dabei besonders wichtig, dass dieser Effekt eine relative lange Zeit benötigt, um sich zu entwickeln [116]. Dies führt zur Ausbildung eines Intensitätsprofils mit einem ungedämpften Peak am Anfang des Pulses und einem flachen Rücken, der durch die Vier–Magnonen– Wechselwirkung beeinflusst wurde und daher eine deutlich geringere Intensität aufweist. Die blaue Kurve in Abb. 4.10 zeigt ein typisches Beispiel dieses Profiles. Wie bereits erwähnt gibt es einen direkten Einfluss der Spinwellenintensität auf den Wellenvektor und damit auf die Phase. Das gemessene Phasenprofil (rote Kurve in Abb. 4.10) zeigt diesen deutlich. Während die Phase im Bereich des Rückens nahezu konstant ist, kann im Bereich des Peaks und des Übergangs zwischen Peak und Rücken (das heißt in den Bereichen, in denen sich die Intensität ändert) eine Änderung der Phase beobachtet werden. 4.3.2 Nichtlineare Phasenakkumulation Abbildung 4.11 zeigt Beispiele für die Phasenakkumulation eines langen, nichtlinearen Spinwellenpulses sowohl für die Phase des Peaks wie auch für die Phase des Rückens. Zum Vergleich mit dem linearen Fall ist ebenfalls der Fit aus Abb. 4.2 ein- 56 Anregung und Propagation von Spinwellen 0 -5 Phase [π] -10 -15 (a) Phase am Peak des Pulses -20 Phase am Rücken des Pulses (b) Fit der linearen Messung -25 -30 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 z [mm] Abbildung 4.11: Phasenakkumulation von nichtlinearen Backward–Volume–Wellen. ((a) H0 = 1840 Oe, (b) H0 = 1850 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz, Spinwellenintensität vergleichbar in beiden Fällen.) gezeichnet. Die dem Fit zugrundeliegende Messung wurde mit den gleichen Werten für H0 und ω durchgeführt, die auch bei Messung (a) in Abb. 4.11 verwendet wurden. Wie bereits beim Phasenprofil in Abb. 4.10 ist die Phase des Peaks (das heißt des Bereichs mit hoher Intensität) auf der gesamten Propagationsdistanz deutlich größer als die Phase des Rückens. Der Vergleich mit dem Fit der linearen Spinwelle zeigt, dass die Intensität des Rückens nicht groß genug ist, um eine nennenswerte Änderung von Mz zu erzeugen und der Rücken somit als lineare Spinwelle beschrieben werden kann.3 Betrachtet man die Differenz der Phasen von Rücken und Peak als Funktion der Propagationsdistanz z (siehe Abb. 4.12), erkennt man, dass ihr Betrag bis zu einem (feldabhängigen) Maximalwert ansteigt und danach (ab ca. z = 2,5 mm) konstant bleibt.4 Ursache hierfür ist die Dämpfung der Spinwelle. Während der Propagation wird die Intensität der Spinwelle reduziert und damit Mz im Bereich des 3 Die Abweichung am Ende der Propagation können durch das geringe Signal–zu–Rausch Verhält- nis im Vergleich zur linearen Messung erklärt werden. 4 Die Phasendifferenz ist dabei negativ, da die Phase des Peaks größer ist als die Phase des Rückens. 4.3 Einfluss der Nichtlinearität auf die Phase der Spinwellen 57 -0,1 -0,2 -0,3 (a) ∆ ϕ [π] -0,4 -0,5 -0,6 -0,7 -0,8 (b) -0,9 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 z [mm] Abbildung 4.12: Differenz zwischen der Phase des Rückens und des Peaks. ((a) H0 = 1840 Oe, (b) H0 = 1850 Oe, ω = 2π·7,132 GHz, Spinwellenintensität vergleichbar in beiden Fällen.) Peaks erhöht. Das führt dazu, dass der Betrag des (Peak–)Wellenvektors während der Propagation kontinuierlich ansteigt, bis er schließlich (wenn auch für den Peak Mz ≈ MS gilt) gleich dem linearen (Rücken–)Wellenvektor ist. Interpretiert man die Ableitung der Phase ϕ als Wellenvektor k, wie es im Fall einer ebenen Welle gelten würde (vgl. Gl. (4.1)) und damit die Ableitung der Phasendifferenz ∆ ϕ als Wellenvektordifferenz ∆ k, so erkennt man, dass die Messungen in Abb. 4.12 diesen Effekt bestätigen. Die Messung von ∆ ϕ kann in Kombination mit der Dispersionsrelation (2.70) zur Berechnung der Dämpfungszeit, das heißt die Zeit nach der sich die Amplitude der Spinwelle auf 1/e ihres anfänglichen Werts reduziert hat, und des Präzessionswinkels (vgl. Abb. 4.9(a)) verwendet werden, wie folgende Überlegung zeigt. Für den linearen Rücken der Spinwelle gilt |k| = |k|lin Mz = MS , (4.18) während für den nichtlinearen Peak Wellenvektor und statische Magnetisierung reduziert sind: q d(∆ ϕ ) |k| = |k|lin − ∆ k = |k|lin − Mz = MS2 − |m|2 . (4.19) dz 58 Anregung und Propagation von Spinwellen Da alle Parameter der Dispersionsrelation (2.70) bekannt sind (oder durch die gemessenen Daten des linearen Rückens bestimmt werden können), kann mit Hilfe von Gl. (4.19) und (2.70) die dynamische Magnetisierung m(z) bestimmt werden. Wird diese Rechnung für einen exponentiellen Fit der Daten für H = 1850 Oe in Abb. 4.12 durchgeführt, so erhält man eine Dämpfungszeit von 140 ns und einen anfänglichen Präzessionswinkel von 6◦ , beides sinnvolle Werte für nichtlineare Spinwellen in YIG. Im bisher beschriebenen Ansatz sollte der Maximalwert von ∆ ϕ nur von der anfänglichen Spinwellenintensität (und damit vom (extrapolierten) Wert ∆ k bei der Anregung der Spinwelle) abhängen. Da in den hier gezeigten Messungen die Intensität der Spinwellen bei den verschiedenen Feldern vergleichbar gewählt wurde, sollten also ∆ kinitial und ∆ ϕmax bei beiden Messungen identisch sein. Ersteres kann im Rahmen der Messgenauigkeit durch exponentielle Fits der ∆ ϕ (z) Messungen bestätigt werden. Der Maximalwert von ∆ ϕ ist allerdings deutlich vom angelegten Feld abhängig (siehe Abb. 4.12). Eine mögliche (qualitative) Erklärung ist der Einfluss von sekundären Spinwellen, die während der Propagation durch den Peak des Spinwellenpulses erzeugt werden. Ist die Gruppengeschwindigkeit dieser Wellen klein, bildet sich ein Gebiet mit reduzierter Magnetisierung aus, durch das der Rücken des Pulses propagieren muss. Dies würde zu einem betragsmäßig kleineren Wellenvektor des Rückens führen und damit auch zu einem geringen Phasenunterschied zwischen Peak und Rücken. Wie in der Arbeit von Damon und Eshbach [72] gezeigt ist, ist die Zustandsdichte für Spinwellen mit geringer Gruppengeschwindigkeit nahe der oberen Grenzfrequenz für Backward–Volume–Wellen besonders hoch. Die Anregung langsamer Spinwellen läuft daher für ein kleineres angelegtes Feld effektiver ab, da in diesem Fall die Frequenz der propagierenden Welle näher an der oberen Grenzfrequenz liegt. Damit sollte der Maximalwert des Phasenunterschieds wie beobachtet für kleinere Felder sinken. Kapitel 5 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen Eine Gemeinsamkeit aller Arten von lateral begrenzten linearen Wellen ist ihre Eigenschaft, sich während der Propagation zu verbreitern.1 Diese Verbreiterung ist besonders ausgeprägt, wenn die anfängliche Ausdehnung der Welle vergleichbar oder kleiner als ihre Wellenlänge ist. Nichtlineare Effekte, im Fall von Lichtwellen zum Beispiel die Änderung des Brechungsindex n mit der Lichtintensität, können diese Verbreiterung kompensieren und lateral stabile Strahlen erzeugen; man spricht von räumlichen Solitonen. Die Erzeugung dieser Solitonen wurde zunächst bei Lichtwellen [40, 119], später auch bei Spinwellen beobachtet [120]. Bei beiden Systemen muss zur Erzeugung der Solitonen die Intensität der Welle einen gegebenen Schwellenwert überschreiten, damit die Nichtlinearität stark genug ist, um die Verbreiterung zu kompensieren. Da in allen realen Systemen Dämpfung auftritt, ist die Existenz von Solitonen nur über beschränkte Distanzen möglich. Sobald die Intensität der Welle aufgrund der Dämpfung den Schwellenwert unterschreitet, hört das Soliton auf zu existieren und die Welle beginnt sich wieder zu verbreitern. Nichtlineare Effekte können daher eine Welle nur über beschränkte Distanzen stabilisieren. Eine Alternative zur Erzeugung von lateral beschränkten, stabilen Wellen verwendet die Anisotropie des Propagationsmediums. Dabei wird ausgenutzt, dass es 1 Theoretisch existiert mit dem sogenannten Bessel–Strahl eine Klasse von, Wellen die sich nicht verbreitert. Dieser bestehet aus einem lateral begrenzten, stabilen Strahl, der von unendlich vielen schwachen, konzentrischen Ringen umgeben ist. Ein idealer Bessel–Strahl wäre damit, trotz des lateral begrenzten Zentrums, unendlich ausgedehnt. Zu seiner Erzeugung wäre demnach unendlich viel Energie notwendig, so dass experimentell nur eine Näherung erzeugt werden kann. Wie gezeigt wurde, ist diese über beschränkte Distanzen lateral stabil [98, 117, 118]. 60 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen in verschiedenen Systemen möglich ist, dass Wellen mit gleicher Frequenz aber verschieden gerichteten Wellenvektoren k in dieselbe Richtung propagieren. In diesem Fall führen kleine Änderungen der Richtung des Wellenvektors nicht zu einer Änderung der Ausbreitungsrichtung. Da die Verbreiterung einer Welle im Allgemeinen durch die unterschiedliche Ausbreitungsrichtungen ihrer verschiedenen Wellenvektorkomponenten verursacht wird, kann die beschriebene Anisotropie diesen Effekt reduzieren oder sogar verhindern. Da die Anisotropie eines Materials nicht durch die Intensität der propagierenden Welle beeinflusst wird, ist die Stabilität dieser Welle nicht durch Dämpfung limitiert. Neben der direkten Anregung von Wellen mit einem entsprechend gerichteten Wellenvektor kann bei geeigneter Form der Abhängigkeit der Richtung der Gruppengeschwindigkeit von der Richtung des Wellenvektors auch die eigenständige Ausbildung von lateral stabilen Strahlen beobachtet werden. Im Gegensatz zu den direkt angeregten Wellen, die einen klar definierten Wellenvektor haben, entstehen diese aus der Interferenz vieler Wellen mit gleicher Frequenz aber verschieden gerichteten Wellenvektoren. Erstmalig untersucht und erklärt wurde dieser Effekt bei Phononen, wo er durch die elastische kristallographische Anisotropie erzeugt wird [121]. Die Ausbreitungsrichtung der stabilen Welle wird in diesem Fall durch intrinsische Materialparameter bestimmt und kann nicht von außen kontrolliert werden. Demgegenüber haben Spinwellen den Vorteil, dass die zur Anregung relevante Anisotropie durch das externe Magnetfeld induziert wird und damit kontrolliert werden kann [53, 54]. Frühere Experimente mit Spinwellen konnten bereits Anzeichen von lateral stabilen Wellen in Form von Interferenzmustern nach der Streuung einer ebenen Welle an einem Defekt beobachten. Aufgrund der fehlenden Kontrolle über Position und Größe dieses Defekts sowie der Interferenz zwischen der ebenen Welle mit dem gestreuten Anteil war eine genaue Untersuchung der Anregung nicht möglich. Die direkte Anregung mit Hilfe einer Mikrostreifenantenne lieferte aufgrund der ungünstig gewählten Antenne ebenfalls nur schwache Anzeichen einer lateral stabilen Welle [104]. Im Folgenden soll nun gezeigt werden, dass eine kontrollierte Anregung dieser lateral stabilen Wellen, der sogenannten “Kaustikstrahlen”, bei Spinwellen möglich ist. Außerdem soll der Anregungsprozess untersucht werden. Die dazu notwendigen experimentellen und theoretischen Grundlagen werden in Kapitel 5.1 besprochen. Anschließend werden die im Rahmen dieser Arbeit gewonnenen Resultate vorgestellt. Diese beinhalten die Kontrolle der Kaustikanregung (Kapitel 5.2), die Untersuchung der Fein- und Phasenstruktur von Kaustikstrahlen (Kapitel 5.3 und 5.4) sowie die Untersuchung ihrer Reflexion und Streuung (Kapitel 5.5). 5.1 Grundlagen der Kaustikanregung 61 5.1 Grundlagen der Kaustikanregung 5.1.1 Prinzip Wie bereits in Kapitel 2.6.5 gezeigt wurde, ist die Abhängigkeit der Richtung der Gruppengeschwindigkeit θ von der Richtung des Wellenvektors φ aufgrund der durch das angelegte Feld induzierten Anisotropie nicht monoton. Insbesondere gibt es (abhängig von den gewählten Propagationsparametern H0 und ω sowie den Materialeigenschaften MS und d) Bereiche, in denen θ nur schwach (oder gar nicht) von φ abhängig ist und daher θ (φ1 ≤ |φ | ≤ φ2 ) ≈ ±θK (5.1) gilt. Da für das hier betrachtete System dieses Plateau im Bereich 20◦ ≤ |φ | ≤ 40◦ liegt (siehe Abb. 5.1), werden die Auswirkungen dieses Effekts erst erkennbar, wenn man die Anregung einer Spinwelle in einem weiten (Wellenvektor–)Winkelbereich mit φmax ≥ 40◦ betrachtet.2 Die gesamte Amplitude, die innerhalb des in Gl. (5.1) genannten Bereichs abgestrahlt wird, trägt in diesem Fall aufgrund der speziellen Form der θ (φ )–Kurve zu einem Spinwellenstrahl entlang der θ = ±θK Richtung bei. Die Amplitude außerhalb dieses Bereichs wird im W esentlichen homogen über die Ausbreitungsrichtungen |θ | < |θK | verteilt. Als Resultat erhält man also zwei lateral begrenzte Spinwellenstrahlen entlang θ = ±θK , mit einer deutlich schwächeren homogenen Spinwelle im Bereich dazwischen. Abbildung 5.1 veranschaulicht diesen Effekt. Zur Vereinfachung wird dabei angenommen, dass die Spinwelle im Winkelbereich −45◦ < φ < 45◦ mit konstanter Amplitude angeregt wird. 5.1.2 Experimentelle Realisierung Wie bereits gezeigt wurde ist zur Anregung von Kaustikstrahlen eine Spinwellenantenne nötig, die in einem weiten Winkelbereich (|φmax | ≥ 40◦ ) abstrahlt. Da φmax durch ky,max φmax = arctan (5.2) kz 2 Wie in Abb. 2.6 zu erkennen ist, hat θ (φ ) ein weiteres Plateau im Bereich von φ ≈ ±70◦ . Die- ses spielt allerdings für die experimentelle Untersuchung keine Rolle, da die räumliche Dämpfung in diesem Bereich deutlich stärker ist als bei kleineren Werten von φ und daher die Propagation von Spinwellen stark unterdrückt ist. Unabhängig davon ist es mit den hier verwendeten Antennen außerdem nicht möglich, Spinwellen mit derart großen Wellenvektorwinkeln anzuregen. 62 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen 40 θ [◦ ] 20 0 -20 -40 Ak ( φ ) 0 1 k 0 -60 φ -40 -20 0 φ [◦ ] 20 40 60 1 Amplitude [a.u.] vp vg θ H0 Abbildung 5.1: Prinzip der Kaustikanregung. Aufgrund der speziellen Form der θ (φ )– Kurve, wird die gesamte im Bereich 30◦ ≤ |φ | ≤ 40◦ abgestrahlte Amplitude zu Strahlen entlang θ = ±θK gebündelt. gegeben ist, muss also zur Anregung von Kaustikstrahlen der Trägerwellenvektor in z–Richtung kz klein und die maximale Wellenvektorkomponente in y–Richtung ky,max groß sein. Während der Trägerwellenvektor kz durch die Dispersionsrelation bestimmt ist und durch Wahl von Frequenz ω und Magnetfeld H0 geeignet gewählt werden kann, hängt ky,max nur von der Breite w der Antenne ab. Dabei gilt (siehe auch Gl. (5.7)) ky,max ∼ w−1 . (5.3) Zur Anregung von Kaustikstrahlen wird daher eine möglichst schmale Antenne benötigt. Schätzt man anhand von Gl. (5.2) und (5.3) den maximal möglichen Wert von w für Spinwellen in YIG ab, so ergibt sich eine maximale Antennenbreite von deutlich unter einem Millimeter. Diese kann nicht mehr mit einer gewöhnlichen Mikrostreifenantenne realisiert werden. Hier wurde daher für die Untersuchung der Kaustikstrahlen die bereits in Kapitel 3.2 beschriebene Wellenleiterantenne verwendet. Abbildung 5.2 zeigt das Anregungsspektrum Ak für verschieden Wellenleiterantennen (auf die Berechnung dieser Spektren wird im nächsten Abschnitt eingegangen). Wie zu erkennen ist, ist das Spektrum der Antenne breit genug, um Kaustikstrahlen anzuregen. Abbildung 5.3 zeigt ein typisches Beispiel einer ortsaufgelösten BLS–Messung 5.1 Grundlagen der Kaustikanregung 63 Anregungsspektrum Ak [a.u.] 1,0 w = 400 µm w = 500 µm w = 750 µm 0,8 0,6 0,4 0,2 w 0,0 -0,2 -60 -40 -20 0 φ [◦ ] 20 40 60 Abbildung 5.2: Spektrum der verwendeten Wellenleiterantennen. Wie deutlich zu erkennen ist, können Spinwellen bis zu einem Wellenvektorwinkel φmax ≈ 40◦ angeregt werden. Die Antenne kann damit zur Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen verwendet werden. (H0 = 1840 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz) einer Kaustikanregung. Dargestellt ist eine Falschfarbendarstellung der gemessenen Spinwellenintensität im Eingangswellenleiter und der Propagationsfläche. Wie erwartet wirkt der Übergang vom Wellenleiter zur Propagationsfläche wie eine (schmale) Antenne, die zwei klar definierte Kaustikstrahlen anregt. Diese propagieren frei und bleiben, wie deutlich zu erkennen ist, trotz der Reflexion an den rauen Rändern der Probe für mehr als 10 mm lateral stabil. 5.1.3 Numerische Berechnung Zur Simulation der (stationären) Kaustikstrahlen kann das Huygenssche Prinzip (siehe zum Beispiel [98]) verwendet werden. Dabei wird die Propagation einer Welle durch die phasenrichtige Addition aller angeregten Elementarwellen beschrieben. Zur Vereinfachung der Rechnung wird diese Addition hier im k–Raum durchgeführt. Die Elementarwellen können in diesem Fall als ebene Wellen der Form Ak (k)eir·k dargestellt werden. (5.4) 64 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen 10 mm Abbildung 5.3: Falschfarbendarstellung einer ortsaufgelösten BLS–Messung der Anregung von Spinwellen–Kaustikstrahlen. Die Spinwelle wird durch eine Mikrowellenantenne im Eingangswellenleiter (Breite w = 400 µm) erzeugt. Am Übergang zur Propagationsfläche wird eine Spinwelle mit dem benötigten weiten Wellenvektorspektrum angeregt und dadurch ein Paar von Spinwellenstrahlen erzeugt. Die Strahlen propagieren ohne eine nennenswerte Verbreiterung über mehr als 10 mm. Um die Dämpfung der Spinwellen zu kompensieren und eine besseren Darstellung zu erhalten, wurde die gemessene Intensität in jeder Spalte der Messung normiert. (H0 = 1860 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz) Für die Gesamtamplitude der Spinwelle am Ort r = (y, z) gilt dann A(r) = ∑ Ak (k)eir·k . (5.5) k Dabei ist zu beachten, dass der Wellenvektor k = (ky , kz ) die Dispersionsrelation (2.63) erfüllen muss und daher, bei gegebenem Magnetfeld H0 und gegebener Spinwellenfrequenz ω , nur eine der Komponenten frei gewählt werden kann. Es gilt daher k = (ky , kz (ky )). Die Amplitude im k–Raum Ak (k) = Ak (ky ) ergibt sich als Fourier–Transformation der Spinwellenamplitude am Ort der Kaustikanregung, hier also der Amplitude am Ende des Wellenleiters. Diese ist sinusförmig, da sich senkrecht zum Wellenleiter eine stehende Welle ausbildet. Man erhält daher für einen Eingangswellenleiter 5.1 Grundlagen der Kaustikanregung 65 der Breite w Ak (ky ) = cos(ky w2 ) π2 w2 (5.6) − ky2 und damit für die maximale Wellenvektorkomponente in y–Richtung 3π ky,max = . w Für die (komplexe) Gesamtamplitude ergibt sich also A(y, z) = ∑ ky cos(ky w2 ) π2 w2 − ky2 ei(yky +zkz (ky )) , (5.7) (5.8) wobei kz (ky ) durch die Dispersionsrelation gegeben ist. Dabei wird, wie bereits in Kapitel 3.2 erwähnt wurde, aus den gemessenen Daten (genauer, aus den gemessenen Wellenlängen in den Eingangswellenleitern) eine effektive Magnetisierung MS bestimmt und diese zur Berechnung von kz (ky ) verwendet. Falls nötig kann die Dämpfung der Spinwellen in diesem Ansatz leicht durch das Einführen eines komplexen Wellenvektors mit dem Imaginärteil 1 1 , ) (5.9) k′′ = γ · 2∆ H( 2vg,y 2vg,z berücksichtigt werden. Dabei ist 2∆ H die FMR–Linienbreite (vgl. Kapitel 3.2) und vg = (vg,y ,vg,z ) die Gruppengeschwindigkeit der Spinwelle. Beim Vergleich der berechneten mit der gemessenen Kaustik ist zu beachten, dass die Rechnung Amplituden liefert, während die BLS die Spinwellenintensität misst. Die gemessenen Daten entsprechen daher dem Betragsquadrat von A(y, z) BLSInt ∼ |A(y, z)|2 . (5.10) Das Äquivalent zu einer phasenaufgelösten BLS Messung erhält man aus Gl.(5.8) durch Addition eines geeignet gewählten konstanten Referenzterms R und anschließender Bildung des Betragsquadrats BLSPhase ∼ |A(y, z) + R|2 . (5.11) 5.1.4 Theoretische Beschreibung des Profils eines Kaustikstrahls3 Wie bereits erwähnt, kann sich ein Kaustikstrahl ausbilden, wenn die Richtung der Gruppengeschwindigkeit θ in einem gewissen Wellenvektorbereich nicht von der 3 Die theoretische Beschreibung der Kaustikstrahlen wurden von V. S. Tiberkevich und A. N. Sla- vin (Oakland Univesity, Rochester MI, USA) angeregt durch die vorliegenden experimentellen Ergebnisse durchgeführt und wird hier zusammengefasst wiedergegeben. Eine gemeinsamem Veröffentlichung ist in Vorbereitung [A12]. 66 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen Richtung des Wellenvektors abhängig ist. Diese Bedingung kann in der Form dθ =0 dky (5.12) geschrieben werden. Beachtet man, dass θ als θ = arctan vg,y dkz = arctan vg,z dky (5.13) definiert ist (vgl. Kapitel 2.6.5), erhält man aus Gl. (5.12) die Bedingung d2 kz =0 dky2 . (5.14) Zur Berechnung des räumlichen Profils eines Kaustikstrahls ist es sinnvoll, die Dispersion zunächst als kz = kz (ky ,ω ) zu schreiben und anschließend um den Wellenvektor des Strahls kK in einer Taylor–Reihe zu entwickeln. Beachtet man Gl. (5.13) und (5.14), erhält man kz (ky ) ≈ kK,z − tan θK (ky − kK,y ) + 1 d3 kz (ky − kK,y )3 6 dky3 . (5.15) Das Profil eines Kaustikstrahls, der am Ort r = 0 von einer punktförmigen Quelle angeregt wird, ergibt sich dann, wie schon bei der numerischen Beschreibung (Gl. (5.5), aufgrund der punktförmigen Anregung ist hier Ak (k) = 1) durch eine inverse Fourier–Transformation Z 1 η −1/3 i(ky y+kz (ky )z) 2 a0 (r) = e dky = (ℓK ξ ) Ai cos θK eikK ·r . (5.16) 2 1/3 2π (ℓK ξ ) Im Gegensatz zu den bisherigen Rechnungen, wurde hier nicht die Damon–Eshbach Dispersionsrelation benutzt, sondern zur Vereinfachung der Rechnung eine von Kalinikos und Slavin hergeleitete Näherung verwendet [104, 122]. Ai(x) ist die Airy– Funktion (siehe zum Beispiel [114]), ξ = z cos θK + y sin θK die Koordinate entlang und η = −z sin θK + y cos θK die Koordinate senkrecht zum Kaustikstrahl. Weiter wird die charakteristische Längenskala des Kaustikstrahls ℓK = 1 d3 kz 2 dky3 !1/2 cos2 θK (5.17) eingeführt. Anzumerken ist, dass aufgrund der verwendeten Taylor–Entwicklung Gl. (5.16) nur in der räumlichen Umgebung des Strahls gilt. 5.2 Kontrolle der Kaustikanregung durch externe Parameter 67 Aus Gl. (5.16) lässt sich das Profil eines “realen” Kaustikstrahls, der von einer Antenne der Breite w mit der Amplitudenverteilung s(y) angeregt wurde, als a(r) = Z w 0 a0 (r − yey )s(y)dy (5.18) berechnen. Da Gl. (5.16) einen oszillierenden Term der Form eikK ·r enthält, wird das Integral in Gl. (5.18) klein, wenn w > 2π/kK ist. Wie bereits in den letzten Kapiteln angesprochen, muss daher die Antenne kleiner als die Wellenlänge des Kaustikstrahls sein, damit eine nennenswerte Anregung zustandekommt. Wie man anhand des Arguments der Airy–Funktion in Gl. (5.16) erkennt, wird die Veränderung der transversale Ausdehnung mit der Propagationsdistanz ξ durch den Ausdruck (ℓ2K ξ )1/3 bestimmt. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass Gl. (5.16) nur für die Anregung mit einer punktförmigen Antenne gilt. Im Fall einer realen Antenne wird man erst dann eine Verbreiterung beobachten, wenn die “theoretische Breite” (ℓ2K ξ )1/3 größer als die anfänglich von der Antenne vorgegebene Breite w ist. Damit kann die Distanz, über die eine stabile Propagation möglich ist, mit 2 w ξ∗ = w (5.19) ℓK abgeschätzt werden. Führt man die beschriebenen Rechnungen für die hier verwendeten experimentellen Parameter (H0 = 1840 Oe, w = 400 µm) durch, so ergibt sich eine charakteristische Längenskala von ℓK ≈ 24,5 µm und damit eine stabile Propagationsdistanz von ξ∗ ≈ 10,7 cm. 5.2 Kontrolle der Kaustikanregung durch externe Parameter Zum besseren Verständnis der Kaustikanregung wurden Messungen bei verschiedenen angelegten Feldern H0 und mit verschieden breiten Eingangswellenleitern durchgeführt. Abbildung 5.4 zeigt Beispiele für BLS–Messungen (dargestellt in der oberen Reihe der jeweiligen Abbildung) und die für die entsprechenden Parameter durchgeführten numerischen Rechnungen (untere Reihe). Wie deutlich zu erkennen ist, bilden sich für das niedrigste Feld (H0 = 1840 Oe) bei beiden Eingangswellenleitern scharf abgegrenzte Kaustikstrahlen. Wie zu erwarten war, wird ihre laterale Ausdehnung durch die Breite des Wellenleiters bestimmt. Bei höheren Feldern ergeben sich allerdings ausgeprägte Unterschiede für die beiden Eingangswellenleiter. Für den breiteren Wellenleiter (w = 750 µm, Abb. 5.4(b)) beobachtet man eine deutliche Verkleinerung des Propagationswinkels θ und eine Zunahme der Spinwellenintensität zwischen den Kaustikstrahlen, die schließlich zum 68 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen BLS Rechnung H0 = 1840 Oe H0 = 1860 Oe H0 = 1880 Oe (a) w = 400 µm BLS Rechnung H0 = 1840 Oe H0 = 1860 Oe H0 = 1880 Oe (b) w = 750 µm Abbildung 5.4: Logarithmische Falschfarbendarstellung der Kaustikanregung für verschiedene Eingangswellenleiter und Felder. Man erkennt eine gute qualitative Übereinstimmung zwischen BLS–Messungen (jeweils obere Reihe) und numerischen Rechnungen (jeweils untere Reihe). (ω = 2π · 7,132 GHz) 5.2 Kontrolle der Kaustikanregung durch externe Parameter 69 Verschwinden der Strahlen führt. Bei den Kaustikstrahlen, die mit Hilfe des schmaleren Wellenleiters (w = 400 µm, Abb. 5.4(a)) angeregt wurden, zeigen sich diese Effekte nur in abgeschwächter Form und erst bei höheren Feldern. Die durchgeführten Rechnungen zeigen eine gute qualitative Übereinstimmung mit den Messungen und bestätigen somit das beobachtete Verhalten. Zur weiteren Überprüfung der Abhängigkeit der Kaustikanregung von angelegtem Feld und Eingangswellenleiter wurden Rechnungen für Felder im Bereich von H0 = 1840 – 1900 Oe und Wellenleiter der Breite w = 100 – 1000 µm durchgeführt. Abbildung 5.5 zeigt eine Zusammenfassung dieser Rechnungen. In Abb. 5.5(a) ist der Propagationswinkel θ als Funktion von H0 und w dargestellt; Abb. 5.5(b) zeigt den gemittelten Intensitätskontrast der Kaustikstrahlen. Dieser wurde gemäß Kontrast = IStrahl − IMitte IStrahl + IMitte (5.20) berechnet, wobei IStrahl die Intensität des Kaustikstrahls und IMitte die Intensität in der Mitte zwischen den beiden Strahlen, dass heißt bei y = 0 mm, ist. Die Mittelwertbildung erfolgt über alle Punkte entlang der z–Achse. Zur Definition des Kaustikstrahls in den berechneten Daten wird für jeden Punkt der z–Achse die y–Koordinate des Intensitätsmaximus bestimmt. Wie Abb. 5.5 zeigt, bestätigt die Rechnung die experimentell beobachteten Abhängigkeiten. Winkel wie auch Kontrast der Kaustikstrahlen nehmen für steigendes Feld und zunehmende Breite des Wellenleiters ab. Dieses Verhalten kann nicht alleine durch die θ (φ )–Abhängigkeit verstanden werden, da diese nicht durch den Anregungsprozess beeinflusst wird und daher von w unabhängig ist. Daher muss zusätzlich das Anregungsspektrum der Wellenleiterantenne Ak (φ ) berücksichtigt werden. Ak (φ ) kann dabei leicht mit Hilfe der Dispersionsrelation aus Gl. (5.6) berechnet werden. Abbildung 5.6 zeigt θ (φ ) und Ak (φ ) für verschiedene Felder und Eingangswellenleiter. Vergleicht man beide Kurven, so erkennt man sofort die Ursache für das beschriebene Verhalten. Ist das Spektrum Ak (φ ) weit genug ausgedehnt und beinhaltet den “Kaustikbereich”, das heißt die Plateaus in der θ (φ )–Kurve, können sich Kaustikstrahlen ausbilden. Wird das angelegte Feld erhöht, ändern sich beide Kurven. Das Spektrum Ak (φ ) wird schmaler, da der Trägerwellenvektor kz durch die Verschiebung der Dispersionsrelation größer wird (siehe Kapitel 2.6.4 und Gl. (5.2)). Gleichzeitig wird das Plateau der θ (φ )–Abhängigkeit schmaler, so dass der Anteil des Spektrums der zur Anregung des Kaustikstrahls beiträgt geringer wird. Weiter beobachtet man, dass der Betrag des Winkels θK sinkt. Wird der Eingangswellenleiter breiter, wird der maximale Wellenvektor in y–Richtung ky,max kleiner (vgl. Gl. (5.7)) und damit das Anregungsspektrum schmaler. 70 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen θ [◦ ] Kaustikanregung H0 [Oe] w [µm] (a) Propagationswinkel θ Kontrast [%] Kaustikanregung H0 [Oe] w [µm] (b) Kontrast Abbildung 5.5: Propagationswinkel (a) und Kontrast (b) der numerisch berechneten Kaustikstrahlen als Funktion des Magnetfelds H0 und der Breite des Eingangswellenleiters w. (ω = 2π · 7,132 GHz) 5.3 Kaustik–“Feinstruktur” 71 40 θ [◦ ] 20 0 -20 -40 Ak [a.u.] 1,0 0,5 0,0 -40 -20 0 20 40 φ [◦ ] Abbildung 5.6: Propagationswinkel θ (φ ) (oben) und Anregungsspektrum Ak (φ ) (unten) für verschiedene Felder H0 und Eingangswellenleiterbreiten w. (H0 = 1840 Oe (rot) beziehungsweise 1880 Oe (blau), w = 400 µm (durchgezogene Linie) beziehungsweise w = 750 µm (gepunktete Linie), ω = 2π · 7.132 GHz) Zusammengenommen führen diese beiden Effekte wie beobachtet also zu einer Verringerung des Winkels θK und einer Verringerung des Kontrastes bei steigenden Magnetfeldern und breiter werdenden Eingangswellenleitern. 5.3 Kaustik–“Feinstruktur” Betrachtet man die numerisch berechnete Kaustikintensität in Abb. 5.4 genauer, so erkennt man für das kleinste Feld zwischen den beiden Kaustikstrahlen eine “Feinstruktur” in Form von dünnen Linien, parallel zu den Strahlen. Diese Struktur ist in den experimentellen Daten nicht sichtbar. Wie man anhand von Abb. 5.7 sieht, ist allerdings das Signal–zu–Rausch–Verhältnis zwischen den beiden Strahlen in der Messung nicht ausreichend, um diese Struktur zu beobachten. Trotzdem kann, insbesondere auf der linken Seite der Messung, eine leichte Erhöhung der gemessenen Intensität, in dem Bereich, in dem die Oszillationen theoretisch erwartet werden, beobachtet werden. Dies kann als Hinweis auf die Existenz der Feinstruktur gedeutet werden. 72 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen Messung Numerische Rechnung Analytische Rechnung Amplitude [a.u.] 1,0 0,5 0,0 -3 -2 -1 0 1 2 3 y [mm] Abbildung 5.7: Profil der angeregten Spinwellen–Kaustikstrahlen im Abstand von 2,5 mm vom Ort der Anregung. Sowohl die numerische (rot), wie auch die analytische Rechnung (grün) zeigen eine Feinstruktur in Form von Oszillationen zwischen den beiden Strahlen. Wie zu erkennen ist, ist das Signal–zu–Rausch–Verhältnis der Messung nicht ausreichend, um diese Struktur im Experiment beobachten zu können. (H0 = 1840 Oe, w = 400 µm, ω = 2π · 7,132 GHz) Vergleicht man die analytische Rechnung (Gl. (5.16)) mit den numerischen Daten, erkennt man allerdings eine qualitative Übereinstimmung des Verhaltens, so dass sichergestellt ist, dass diese Feinstruktur eine physikalische Ursache hat und kein Artefakt der Numerik ist. In einem stark vereinfachten Modell (vorgeschlagen von Tiberkevich und Slavin) kann die Entstehung und die Feld- und Antennenbreitenabhängigkeit der Feinstruktur erklärt werden. Für den Bereich oberhalb des Winkels θK existieren keine Spinwellen, daher kann oberhalb von θK keinerlei Struktur beobachtet werden. Für θ < θK existieren dagegen zwei Wellen, die mit diesem Winkel propagieren, eine mit einem Wellenvektorwinkel oberhalb und eine mit einem Wellenvektorwinkel unterhalb des Kaustikbereichs (siehe Abb. 5.1). Aufgrund der verschiedenen Wellenvektoren kommt es daher abhängig von θ zu konstruktiver oder destruktiver Interferenz, so dass es für θ < θK zur Ausbildung der beobachteten Feinstruktur kommt. 5.4 Phasenstruktur von Spinwellen–Kaustikstrahlen 73 BLS Rechnung H0 = 1840 Oe H0 = 1860 Oe H0 = 1880 Oe Abbildung 5.8: Phasenstruktur der Spinwellen–Kaustikstrahlen für verschiedene Magnetfelder H0 . BLS–Messungen (obere Reihe) und numerische Rechnungen (untere Reihe) zeigen eine gute qualitative Übereinstimmung. (H0 = 1840 Oe, w = 750 µm, ω = 2π · 7,132 GHz). Wird das Anregungsspektrum durch Änderung von H0 oder w schmaler, werden weniger oder gar keine Spinwellen oberhalb des Kaustikbereichs angeregt und die Feinstruktur verschwindet, wie in den numerischen Rechnungen beobachtet. 5.4 Phasenstruktur von Spinwellen–Kaustikstrahlen Die Phasenstruktur der Kaustikstrahlen konnte mit Hilfe der phasenaufgelösten BLS untersucht werden. Die Messungen (und die entsprechenden numerischen Rechnungen) sind in Abb. 5.8 dargestellt. Auch hier erkennt man eine gute qualitative Übereinstimmung zwischen Rechnung und Messungen. Die prinzipielle Phasenstruktur wird hauptsächlich durch die Dispersion und die θ (φ )–Abhängigkeit der Spinwelle bestimmt und hängt damit nur wenig vom gewählten Wellenleiter ab. Da für den breiteren Wellenleiter (w = 750 µm) breitere Kaustikstrahlen ausgebildet werden, ist die Phasenstruktur in diesem Fall besser sichtbar, daher sind nur die Messungen für diesen Wellenleiter abgebildet. Wie deutlich zu erkennen ist, ist die Wellenlänge innerhalb des Wellenleiters etwa gleich der Wellenlänge in der Mitte zwischen den Strahlen, da beide Fälle näherungsweise als ebene Welle beschrieben werden können. Innerhalb der Kaustikstrahlen wird die Wellenlänge deutlich kürzer. Wie aufgrund der θ (φ )–Abhängigkeit zu erwarten war, liegen die Phasen- 74 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen H0 (a) Geometrische Reflexion H0 (b) Nicht–geometrische Reflexion Abbildung 5.9: “Reflexion” von Spinwellen–Kaustikstrahlen. (w = 400 µm, H0 = 1840 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz) fronten nicht senkrecht zur Ausbreitungsrichtung, da Gruppengeschwindigkeit und Wellenvektor nicht parallel sind. Weiter kann man deutlich erkennen, dass die Wellenlänge innerhalb der Kaustikstrahlen vergleichbar mit der Breite des Strahls ist. Da sich derart schmale Strahlen normalerweise während der Propagation sehr stark verbreitern sollten, beweist das klar das Vorhandensein eines stabilisierenden Einflusses der induzierte Anisotropie. Bei der Betrachtung der Phasenstruktur darf nicht vergessen werden, dass der Kaustikstrahl aus der Interferenz vieler Spinwellen mit verschieden gerichteten Wellenvektoren entsteht. Wellenlänge und Wellenvektor des Kaustikstrahls entsprechen daher nicht den Werten einer bestimmten Spinwelle, sondern sind nur innerhalb des so gebildeten Strahls definiert. 5.5 Reflexion und Streuung von Spinwellen–Kaustikstrahlen Während bisher nur die freie Propagation von Spinwellen–Kaustikstrahlen behandelt wurde, soll in diesem Kapitel die Reflexion an den Begrenzungen der Probe und die Streuung an einem Defekt betrachtet werden. Abbildung 5.9(a) zeigt die geometrische Reflexion eines Spinwellen–Kaustikstrahls am Rand der Probe. Dabei sind Einfalls- und Ausfallswinkel gleich. Diese Reflexion kann nach dem Huygensschen Prinzip durch die Streuung der einfallenden Spinwelle an der Kante der Probe beschrieben werden. Die Kante wirkt demnach als sekundäre Antenne, die einen neuen Kaustikstrahl anregt. Die Ausbreitungsrichtung dieses “reflektierten” Strahls wird daher nicht von der Ausrichtung der Kante son- 5.5 Reflexion und Streuung von Spinwellen–Kaustikstrahlen H0 Defekt Abbildung 5.10: Streuung eines Spinwellen–Kaustikstrahls an einem mechanischen Defekt. (w = 500 µm, H0 = 1840 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz) dern über θ (φ ) von der Richtung des angelegten Felds bestimmt. Liegt dieses wie in der in Abb. 5.9(a) gezeigten Messung parallel zur Kante, kann eine geometrische Reflexion beobachtet werden. Im Gegensatz dazu führt eine andere Ausrichtung des Felds zu nicht–geometrischer Reflexion. Bei dieser sind Ein- und Ausfallswinkel verschieden. Abbildung 5.9(b) zeigt eine Messung der nicht–geometrischen Reflexion eines Kaustikstrahls. In beiden Fällen (geometrische und nicht–geometrische Reflexion) ist dabei die Ausbreitungsrichtung in Bezug auf die Richtung von H0 für den einfallenden und für den “reflektierten” Strahl gleich. Vergleicht man Abb. 5.9(a) und (b), so erkennt man neben der nicht–geometrischen Reflexion weitere Unterschiede. Da die Symmetrieachse der Anregung durch die Richtung des Felds gegeben ist, propagieren die beiden Strahlen in (b) in Bezug auf die Probengeometrie unter verschiedenen Winkeln. Da gleichzeitig das Anregungsspektrum Ak (φ ) entlang der φ –Achse verschoben wird (da φ = 0◦ durch die Richtung von H0 und nicht durch die Achse des Wellenleiters definiert ist) werden beide Kaustikstrahlen außerdem mit verschiedener Intensität angeregt. Die Wahl einer geeigneten Ausrichtung des Felds erlaubt daher die Kontrolle von Richtung (bezogen auf die Probe) und relativer Intensität der Spinwellenstrahlen. Abbildung 5.10 zeigt ein weiteres Beispiel für die Streuung eines Spinwellen– Kaustikstrahls. Dargestellt ist die Streuung des Strahls an einem Defekt im YIG (markiert durch einen Pfeil). Dabei wurde das magnetische Feld unter einem Winkel von 30◦ gegenüber dem Eingangswellenleiter angelegt, so dass die Kaustikstrahlen stark unsymmetrisch angeregt werden. Durch die Streuung entstehen neue Strahlen, 75 76 Anregung und Untersuchung von Spinwellen–Kaustikstrahlen die alle unter demselben Winkel θ in Bezug auf das angelegte Feld propagieren. Wie man anhand des Interferenzmusters im einfallenden Strahl erkennt, werden dabei Kaustikstrahlen erzeugt, die in alle vier möglichen Richtungen propagieren. Ähnlich wie in [104] wirkt der Defekt also als Antenne, die weitere Kaustikstrahlen anregt. Kapitel 6 Spinwellenlogikgatter Während magnetische Effekte schon lange für die Datenspeicherung eingesetzt werden (Festplatten, MRAM), gibt es erst seit wenigen Jahren Ansätze zur Realisierung von magnetischen Logikgattern. Vorgeschlagen wurden zum Beispiel AND– und NOT–Gatter, die auf der Manipulation von Domänenwänden in Permalloy– Nanodrähten basieren [123, 124], oder ein aus Nanomagneten aufgebauter zellulärer Automat (Magnetic Quantum–Dot Cellular Automata MQCA) [125, 126]. Weitere Konzepte basieren auf dem Magnetowiderstand einzelner magnetischer Elemente [127–131]. Diese haben gegenüber konventioneller (CMOS–)Logik den Vorteil, dass die durchgeführte logische Operation während der Laufzeit bestimmt (und geändert) werden kann. Ein weiterer Vorteil aller bisher genannten Vorschläge ist, dass das Ausgangssignal im Gatter auch nach dem Ende der Operation erhalten bleibt. Alternativ wurden verschiedene Konzepte vorgeschlagen, die die Manipulation von Spinwellen zur Realisierung logischer Operationen verwenden [A1, A2, 7– 11]. Alle diese Ansätze verwenden verschiedene Arten von Spinwelleninterferometern, bei denen die Phase der interferierenden Spinwelle gezielt manipuliert werden kann. Die Phasenänderung erfolgt dabei durch Propagation der Spinwellen durch Domänenwände [7], Änderung der Polarität des Anregungspulses [8] oder lokale Änderungen des magnetischen Felds [A1, A2, 9–11]. Wie von Khitun et al. [8, 9] vorgeschlagen, können Spinwellen auch zur Datenübermittlung zwischen den Logikgattern verwendet werden, so dass komplexe Operationen in einer reinen Spinwellenarchitektur durchgeführt werden können. Das Prinzip der hier realisierten Spinwellenlogik basiert auf einer Idee von Mikhail P. Kostylev [A1, A2]. Grundlage ist wie auch in [7] ein Spinwellen–Mach– Zehnder–Interferometer. Zur Manipulation der Spinwellen in dessen Armen wird bei dem hier verwendeten Konzept allerdings die lokale Änderung des magnetischen Felds H0 durch fließende Ströme verwendet. Damit kann nicht nur die Phase, son- 78 Spinwellenlogikgatter dern auch die Amplitude der propagierenden Spinwellen beeinflusst werden (siehe Kapitel 6.1). Dies ermöglicht die Realisierung von XNOR–, NAND– und NOT– Gattern (Kapitel 6.2).1 Im Rahmen dieser Arbeit wurde das ursprüngliche Konzept des Interferometers (bestehend aus zwei Spinwellenwellenleitern) zu einem Interferometer mit einem Wellenleiter (Kapitel 6.3) weiterentwickelt, das ohne zusätzliche Mikrowellenleistungsteiler auskommt. 6.1 Prinzip des Spinwelleninterferometers Die einfachste Realisierung eines Spinwelleninterferometers auf Basis von YIG– Wellenleitern ist in Abb. 6.1 dargestellt. Ein Mikrowellensignal wird mit Hilfe eines Leistungsteilers geteilt und zur Anregung von (Backward–Volume–)Spinwellen in zwei identischen Spinwellenwellenleitern (Breite 1,5 mm, Dicke 6 µm) verwendet. Der anfängliche Phasenunterschied zwischen den beiden Spinwellen kann mit Hilfe eines Mikrowellen–Phasenschiebers eingestellt werden. Die Mikrowellensignale, die am Ende der Wellenleiter registriert werden, werden in einem weiteren Leistungsteiler miteinander überlagert; das resultierende Interferenzsignal kann mit einem Oszilloskop dargestellt werden. Das Oersted–Feld eines Stromes, der durch eine Drahtschleife (Durchmesser des Drahtes 500 µm) beziehungsweise durch einen dünnen Draht (Durchmesser 100 µm) in direktem Kontakt mit dem Wellenleiter fließt, ermöglicht eine kontrollierte, lokale Änderung des magnetischen Feldes in jedem der beiden Wellenleiter. Im ersten Fall erhält man eine ausgedehnte, schwache Änderung von H0 , die zu einer Phasenverschiebung der jeweiligen Spinwelle führt (siehe Kapitel 6.1.1). Im Gegensatz dazu liefert der dünne Draht eine starke, wenig ausgedehnte Änderung des Felds, die die Amplitude der Spinwelle beeinflusst (siehe Kapitel 6.1.2). Beide Effekte führen zu einer sichtbaren Änderung des gemessenen Interferenzbilds. Um auszuschließen, dass es sich dabei um thermische Effekte handelt, wurden in allen hier vorgestellten Experimenten gepulste Ströme und Spinwellen mit geringer Wiederholrate (TR = 10 ms bei Mikrowellenmessungen, TR = 25 µs bei BLS– Messungen) verwendet. Die Verwendung von YIG–Wellenleitern in den Interferometerarmen erlaubt aufgrund der bereits erwähnten geringen Dämpfung dieses Materials den Aufbau eines makroskopischen Prototyps. Da sich die verwendeten physikalischen Prinzipien beim Übergang zu geringeren Größen nicht ändern, können die im Folgenden vorgestellten Logikgatter auch mit Mikrometerstrukturen, zum Beispiel auf Basis von Permalloy, realisiert werden. Diese Verkleinerung kann auch durch den Übergang 1 In [A1] wurden bereits vorläufige Ergebnisse der Gatter vorgestellt. Diese konnten hier deutlich verbessert werden. 6.1 Prinzip des Spinwelleninterferometers 79 I2 H0 ∆ϕ I1 Abbildung 6.1: Aufbau eines Spinwellen–Mach–Zehnder–Interferometers. zu austauschdominierten Spinwellen (siehe Kapitel 2.5) erreicht werden wie in [10] theoretisch gezeigt wurde. Da in diesem Fall allerdings eine andere Dispersionsrelation zugrundeliegt, sind die in den nächsten Kapiteln beschriebenen Ergebnisse nicht ohne weiteres übertragbar. Ein alternativer Aufbau für ein Spinwelleninterferometer wurde kürzlich in [11] vorgeschlagen. Auch bei dieser Struktur kann das externe Feld durch das Fließen eines Stroms geändert werden. Im Gegensatz zu dem hier verwendeten Interferometer fließt der Strom allerdings zwischen den beiden Armen des Interferometers senkrecht zur Struktur. Dadurch wird das Feld in einem der beiden Arme vergrößert und in dem anderen reduziert. Die Autoren konnten zeigen, dass die Reihen- beziehungsweise Parallelschaltung von zwei Interferometern dieser Art als Not–OR– beziehungsweise Not–AND–Gatter verwendet werden kann. 6.1.1 Kontrolle der Phase von Spinwellen durch Ströme Wie in Kapitel 2.6.4 gezeigt wurde, führt eine Änderung des magnetischen Felds, zum Beispiel durch das Oersted–Feld eines Stroms, zu einer Verschiebung der Dispersionskurve entlang der Frequenzachse. Da die Frequenz der Spinwelle nicht geändert wird, folgt daraus eine lokale Änderung des Wellenvektors k(z), für die im Fall einer nicht zu starken Verschiebung ∆ k(z) = (k(z) − k0) ∼ ∆ H(z) ∼ I (6.1) 80 Spinwellenlogikgatter l ∆ϕ ∼ ∆z Arm 1 Arm 2 ∆ ϕ [π] Amplitude [a.u.] 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 0 200 z [a.u.] 400 600 800 1000 I [mA] (a) Ursache (b) Messung Abbildung 6.2: (a) Ursache der Phasenverschiebung. Propagiert eine Spinwelle (durchgezogene Linie) durch einen Bereich mit geändertem Feld (grau hinterlegt, ∆ H(z) < 0 zur Vereinfachung als stufenförmig angenommen), ändert sich in diesem Bereich ihr Wellenvektor und damit die Wellenlänge (λ (z) > λ0 ). Dies führt zu einer Phasenverschiebung ∆ ϕ gegenüber der Welle, die nicht durch das geänderte Feld beeinflusst wird (gepunktete Linie) [132]. (b) Messung der Phasenverschiebung in beiden Armen des hier verwendeten Interferometers als Funktion des Stromes durch die Drahtschleife. (H0 = 1850 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz) gilt [A2].2 Dabei ist ∆ H(z) das Feldprofil entlang der Propagationsachse z, das durch den Strom I erzeugt wird, und k0 der Wellenvektor außerhalb der Feldänderung. Ist ∆ H(z) im Bereich 0 ≤ z ≤ l lokalisiert, ergibt sich daraus für die Phasenverschiebung ∆ ϕ gegenüber einer Welle mit unverändertem Wellenvektor ∆ϕ = Zl ∆ k(z)dz . (6.2) 0 Damit gilt näherungsweise ∆ ϕ ∼ Il. Abbildung 6.2(a) veranschaulicht die Ursache dieser Phasenverschiebung. Für die Anwendung dieses Effekts in einem Spinwellenphasenschieber ist es notwendig, dass die Amplitude der Spinwelle durch ∆ H(z) nicht (oder nur wenig) beeinflusst wird. Da eine starke Änderung des Felds zu einer ausgeprägten Reflexion der Spinwelle führt (siehe zum Beispiel [A6, 106]), darf ∆ H(z) nicht zu groß sein. Um trotzdem eine nennenswerte Phasenverschiebung zu erreichen, kann die Ausdehnung l von ∆ H(z) vergrößert werden. Wie bereits erwähnt, erfüllt das Oersted–Feld einer stromdurchflossenen Drahtschleife diese Voraussetzungen. 2 Dabei ist zu beachten, dass bei den hier verwendeten Backward–Volume–Wellen der Wellenvek- tor negativ ist. Ist ∆ H(z) < 0, folgt daraus zwar |k(z)| < |k0 | aber trotzdem ∆ k(z) > 0. Amplitude [a.u.] 6.1 Prinzip des Spinwelleninterferometers 350 81 I = 1200 mA I = 0 mA 400 450 Zeit [ns] 500 350 400 450 500 450 500 Zeit [ns] Amplitude [a.u.] (a) Arm 1 350 I = 0 mA 400 I = 1200 mA 450 Zeit [ns] 500 350 400 Zeit [ns] (b) Arm 2 Abbildung 6.3: Kontrolle der Spinwellenamplitude durch Spinwellentunneln. Abhängig vom Strom durch den dünnen Draht kann der Spinwellenpuls fast vollständig unterdrückt werden. (H0 = 1850 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz) Abbildung 6.2(b) zeigt die gemessene Phasenverschiebung für beide Arme des verwendeten Spinwelleninterferometers als Funktion des Stromes durch die Drahtschleife. Die aus Gl. (6.2) folgende lineare Beziehung zwischen I und ∆ ϕ ist deutlich zu erkennen. Weiter zeigen die Messungen, dass eine Phasenverschiebung von π leicht zu erreichen ist und der dazu notwendige Strom Iπ für beide Arme praktisch gleich ist. 6.1.2 Kontrolle der Amplitude von Spinwellen durch Ströme Zur Kontrolle der Spinwellenamplitude mit Hilfe von Strömen kann der in [106] beschriebene Effekt des Spinwellentunnelns verwendet werden. Dabei wird durch eine starke lokale Änderung des magnetischen Felds (zum Beispiel durch einen dünnen Draht in direktem Kontakt mit dem Wellenleiter) die Dispersionskurve soweit zu kleineren Frequenzen verschoben, dass die Frequenz der Spinwelle außerhalb des für Backward–Volume–Wellen erlaubten Frequenzbereichs liegt. Dadurch entsteht ein “verbotener Bereich”, den die Spinwelle durchtunneln muss. 82 Spinwellenlogikgatter Eine Erhöhung der Stromstärke führt zu einer Verbreiterung dieses Bereichs und damit zu einer reduzierten Transmission. Ist die lokale Feldänderung (das heißt der Strom) stark genug, wird die Propagation der Spinwelle fast vollständig verhindert. Der beschriebene Aufbau kann damit als Spinwellenschalter verwendet werden. Abbildung 6.3 demonstriert dies für beide Arme des hier verwendeten Interferometers. Alternativ kann auch, wie in [A6, 133] gezeigt, eine lokale Vergrößerung des Felds verwendet werden, um die Spinwellenamplitude zu kontrollieren. In diesem Fall ist allerdings die Abhängigkeit der Transmission von ∆ H nichtmonoton, so dass leichte Unterschiede zwischen den beiden Armen, wie zum Beispiel geringfügig verschiedene Abstände zwischen YIG–Film und Draht, zu deutlich unterschiedlichen Spinwellenamplituden führen können. Insbesondere in Hinblick auf eine potentielle Anwendung erscheint daher die lokale Verminderung des Felds zur Kontrolle der Amplitude sinnvoller. 6.2 Realisierung von XNOR–, NAND– und NOT– Spinwellenlogikgattern Nachdem die einzelnen Elemente des Spinwelleninterferometers (Abb. 6.1) vorgestellt wurden, wird im Folgenden gezeigt, wie damit XNOR–, NAND– und NOT– Logikgatter realisiert werden können. Tabelle 6.1 zeigt das Verhalten dieser logischen Operationen. Dem NAND–Gatter kommt dabei besondere Bedeutung zu, da durch die geeignete Kombination mehrerer NANDs alle weiteren logischen Operationen konstruiert werden können. 6.2.1 XNOR–Gatter Zum Aufbau eines XNOR–Gatters werden die beiden Drahtschleifen (Phasenschieber) des Interferometers verwendet. Ein zusätzlicher (Mikrowellen–)Phasenschieber in einem der beiden Arme dient zum Ausgleichen unterschiedlich langer Kabel in den Zu- und Ableitungen des Interferometers. Er muss so eingestellt werden, dass ohne einen anliegenden Strom die Spinwellensignale beider Arme konstruktiv interferieren. Die Ströme I1 und I2 dienen als logische Eingänge, wobei I = 0 A der logischen Null und ein Strom von I = Iπ der logischen Eins entspricht. Das Ausgangsignal des Gatters wird durch das Interferenzsignal repräsentiert. Dabei entspricht konstruktive Interferenz (= hohe Intensität) der logischen Eins und destruktive Interferenz (= niedrige Intensität) der logischen Null. Die Mikrowellenpulse am Eingang des Interferometers entsprechen den Taktpulsen. 6.2 Realisierung von XNOR–, NAND– und NOT–Spinwellenlogikgattern Eingänge Ausgang Eingänge Ausgang A (I1 ) B (I2 ) A&B A (I1 ) B (I2 ) A=B 0 (0) 0 (0) 1 0 (0) 0 (0) 1 0 (0) 1 (Iπ ) 0 0 (0) 1 (Is ) 1 1 (Iπ ) 0 (0) 0 1 (Is ) 0 (0) 1 1 (Iπ ) 1 (Iπ ) 1 1 (Is ) 1 (Is ) 0 (a) XNOR (b) NAND Eingang Ausgang A (I1 ) A 0 (0) 1 1 (Is , Iπ ) 0 (c) NOT Tabelle 6.1: Wahrheitstabellen der realisierten Logik–Gatter. Liegt an beiden Eingängen dasselbe logische Signal (I1 = I2 ) an, sind die Spinwellen in beiden Armen in Phase. Man erhält konstruktive Interferenz und damit eine logische Eins am Ausgang. Unterscheiden sich die logischen Signale, ergibt sich ein Phasenunterschied von π zwischen beiden Armen. Dies führt zu destruktiver Interferenz (logische Null). Dieses Verhalten ist in Tabelle 6.1(a) zusammengefasst; es entspricht einem eXclusive–Not–OR– oder XNOR–Gatter, auch Äquivalenz genannt. Zur experimentellen Realisierung dieses Gatters wurde, wie bereits beschrieben, ein Spinwelleninterferometer aus YIG–Wellenleitern verwendet. Die logischen Eingangssignale wurden durch Strompulse der Länge 990 ns erzeugt. Die Länge dieser Pulse kann, falls gewünscht, bis auf die Länge der Spinwellenpulse reduziert werden, in diesem Fall wird allerdings ein höherer Strom benötigt, um die Phasenverschiebung von π zu erreichen. In Abb. 6.4 sind die gemessenen Ausgangssignale für die vier möglichen Kombinationen der Eingangssignale des XNOR–Gatters gezeigt. Die Unterschiede zwischen konstruktiver und destruktiver Interferenz (dass heißt logische Null und Eins) sind deutlich sichtbar; der vorgeschlagene Aufbau kann damit als Logikgatter verwendet werden. 83 84 Spinwellenlogikgatter = 1 1 0 = 0 1 0 = 0 1 1 = 1 Amplitude [a.u.] 0 0 400 500 400 500 400 500 400 500 Zeit [ns] Abbildung 6.4: Ausgangssignale eines Spinwellen XNOR–Gatters für die im jeweiligen Diagramm angegebenen Eingangssignale. (H0 = 1850 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz, Pulslänge τ = 20 ns) 6.2.2 NAND–Gatter Der prinzipielle Aufbau eines NAND–Gatters entspricht dem des XNOR–Gatters, mit dem Unterschied, dass hier der Strom durch die dünnen Drähte (Spinwellenschalter) als logisches Eingangssignal verwendet wird und damit die Amplitude der Spinwelle beeinflusst wird. Kein Strom entspricht dabei wieder der logischen Null. Als logische Eins wird der Strom Is verwendet, der notwendig ist, um die Spinwelle vollständig zu unterdrücken. Im Gegensatz zum XNOR–Gatter, bei dem die Signale beider Arme ohne anliegenden Strom in Phase sind, ist hier ein voreingestellter Phasenunterschied von 2π/3 zwischen den beiden Armen nötig. Bei diesem Phasenunterschied ist die Intensität des Interferenzsignals gleich der Intensität der beiden einzelnen Signale. Liegt an nur einem oder keinem Eingang eine logische Eins an, ändert sich aufgrund der eingestellten Phasenverschiebung das Ausgangssignal nicht, daher erhält man in diesen Fällen eine logische Eins am Ausgang. Sind beide logischen Eingänge Eins (das heißt durch beide Drähte fließt der Strom Is ) wird das Ausgangssignal vollständig unterdrückt; es ergibt sich eine logische Null (siehe Tabelle 6.1(b)). Man erhält also ein Not–AND– oder NAND–Gatter. Abbildung 6.5 zeigt die gemessenen Ausgangssignale des NAND–Gatters. Auch hier ist das beschriebene Verhalten klar zu erkennen. 6.2 Realisierung von XNOR–, NAND– und NOT–Spinwellenlogikgattern & 1 1 0 & 0 1 1 & 1 1 1 & 0 Amplitude [a.u.] 0 0 85 400 500 400 500 400 500 400 500 Zeit [ns] Abbildung 6.5: Ausgangssignale eines Spinwellen NAND–Gatters für die im jeweiligen Diagramm angegebenen Eingangssignale. (H0 = 1850 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz, Pulslänge τ = 20 ns) 6.2.3 NOT–Gatter Zur Konstruktion eines NOT–Gatters kann sowohl die Beeinflussung der Phase wie auch der Amplitude verwendet werden. Basierend auf dem XNOR–Gatter erhält man ein NOT, indem man an einen der beiden Eingänge dauerhaft eine logische Null anlegt. Alternativ kann auch einer der Wellenleiter durch ein einfaches Mikrowellenkabel mit einer geeigneten zusätzlichen Phasenverschiebung ersetzt werden. Wenn am Eingang eine logische Null anliegt sind beide Signale in Phase; man erhält konstruktive Interferenz und damit eine logische Eins am Ausgang. Fließt ein Strom von Iπ durch die Drahtschleife (logische Eins am Eingang) erhält man destruktive Interferenz und damit eine logische Null am Ausgang. Verwendet man die Spinwellenschalter anstelle der Phasenschieber (das heißt also den NAND–Aufbau), kann man ebenfalls ein NOT–Gatter konstruieren. Dazu muss an einem der beiden NAND–Eingänge dauerhaft eine logische Eins anliegen oder alternative einer der beiden Wellenleiter ersatzlos entfernt werden. Liegt am Eingang eine logische Null, kann das verbleibende Spinwellensignal propagieren, man erhält eine logische Eins am Ausgang. Liegt eine logische Eins an, kann keine Welle propagieren; es ergibt sich eine logische Null. Das beschriebene Verhalten in beiden Fällen entspricht einem NOT–Gatter (siehe Tabelle 6.1(c)). 86 Spinwellenlogikgatter Da beide Realisierungen als Spezialfälle des XNOR– und NAND–Gatters betrachtet werden können, entsprechen die Ausgangssignale des NOT–Gatters den in den Abb. 6.4 und 6.5 gezeigten. 6.3 Spinwellenlogik mit einem Wellenleiter3 Bei den bisher vorgestellten Logikgattern wurden die Ein- und Ausgang des Interferometers durch Mikrowellenkomponenten realisiert. Insbesondere wurden Mikrowellensignale und nicht Spinwellen interferiert. Hier soll nun das Prinzip eines reinen Spinwelleninterferometer mit nur einem YIG–Wellenleiter vorgestellt werden. Dieses vereinfacht den Aufbau von Logikgattern, da auf die Verwendung von zusätzlichen Mikrowellenleistungsteilern verzichtet werden kann. Gleichzeitig ist ein reines Spinwelleninterferometer kompatibel mit dem in [8] vorgeschlagenen Spinwellenbus. 6.3.1 Interferometer auf einem Wellenleiter Abbildung 6.6 zeigt den Aufbau des verwendeten Interferometers auf einem Wellenleiter. Zur Vereinfachung wurde nur in einem der beiden Arme ein Phasenschieber (wie in den bisherigen Experimenten realisiert als Drahtschleife) eingebaut. Dieses Interferometer kann damit nur als NOT–Gatter verwendet werden. Eine Erweiterung zu einem der anderen bisher beschriebenen Gatter ist allerdings leicht möglich. Das Interferometer ist als “gabelförmige” Struktur aufgebaut und besteht aus zwei Interferometer–Armen (den “Gabelzinken”) und einem Interferenzbereich, in dem beide Signale überlappen können (dem “Gabelgriff”). Die gesamte Struktur ist 2,5 mm breit, zwischen den Armen ist eine Lücke von etwa 250 µm. Wie in den bisherigen Experimenten wurde die Struktur aus einem YIG–Film (Dicke 8 µm) aufgebaut. Die Spinwellen in den beiden Armen werden durch dieselbe Mikrowellenantenne angeregt und sind daher näherungsweise in Phase.4 Innerhalb der Arme können 3 Die hier vorgestellten Struktur wurde in Zusammenarbeit mit Alexander A. Serga entwickelt und untersucht. 4 Da die Propagation der Spinwellen in den beiden Armen aufgrund geringfügiger Unterschiede in den Materialparametern und der Anregung der Spinwellen in den beiden Armen nicht exakt identisch ist, kommt es in dem hier verwendeten Aufbau zu einem geringen Phasenunterschied zwischen beiden Armen. Dieser beeinflusst allerdings nicht die Funktionsweise des Interferometers als Spinwellenlogikgatter. 6.3 Spinwellenlogik mit einem Wellenleiter H0 87 I1 Abbildung 6.6: Aufbau eines Spinwellen Mach–Zehnder–Interferometer (Spinwellen NOT Gate) mit einem Wellenleiter. 45,1 ns 45,1 ns 132,0 ns 132,0 ns 175,4 ns 175,4 ns (a) In Phase (b) Außer Phase Abbildung 6.7: Orts- und zeitaufgelöste BLS–Messung des Spinwelleninterferometers. Die Spinwellen werden in den Armen angeregt und propagieren in den Interferenzbereich, wo sie überlagern. (a) Es fließt kein Strom durch die Drahtschleife, die beiden Spinwellenpulse sind in Phase. Das Interferenzmuster zeigt ein klares Maximum in der Mitte der Struktur. (b) Durch den Strom in der Drahtschleife ist die Spinwelle im unteren Arm um π phasenverschoben. Das Intereferenzmuster zeigt ein Minimum in der Mitte und jeweils ein Maximum an beiden Seiten. (H0 = 1885 Oe, ω = 2π · 7,132 GHz, Pulslänge τ = 40 ns) 88 Spinwellenlogikgatter Amplitude [dB] 0 -5 -10 -15 0 500 1000 1500 2000 Strom [mA] Abbildung 6.8: Mikrowellensignal an der Ausgangsantenne des Intereferometers als Funktion des durch die Drahtschleife fließenden Stroms. beide Pulse ungestört voneinander propagieren, um dann in der anschließenden Fläche zu interferieren. Das resultierende Muster kann mit Hilfe der ortsaufgelöste BLS gemessen werden. Abbildung 6.7(a) zeigt eine orts- und zeitaufgelöste BLS Messungen der Struktur ohne einen an der Drahtschleife anliegenden Strom. Da beide Spinwellen in diesem Fall näherungsweise in Phase sind, zeigt das Interferenzmuster ein klares Maximum in der Mitte und kann als die erste (symmetrische) Breitenmode der Spinwelle verstanden werden. Wichtig für eine Anwendung dieses Konzepts ist dabei insbesonders, dass am Übergang von den Armen in die Interferenzfläche keine Rückreflexion zu erkennen ist. Fließt ein Strom durch die Drahtschleife, werden die beiden Signale gegeneinander phasenverschoben und das Interferenzmuster ändert sich. Abbildung 6.7(b) zeigt dies für einen Strom, der einer Phasenverschiebung von π entspricht. In der Mitte der Struktur findet sich nun ein Minimum, auf beiden Seiten der Struktur kann eine Maximum beobachtet werden. Da die beide Maxima außer Phase sind, handelt es sich dabei um die zweite (unsymmetrische) Breitenmode. Durch das Anlegen eines Stroms kann das Ausgangssignal also von einer symmetrischen auf eine antisymmetrische Mode umgeschaltet werden. Definiert man 6.3 Spinwellenlogik mit einem Wellenleiter 89 45,1 ns 100,7 ns 121,6 ns 175,4 ns Abbildung 6.9: Orts- und zeitaufgelöste BLS–Messung des Spinwellenleistungsteilers. die logischen Eingangssignale wie in Kapitel 6.2.1, das heißt kein Strom entspricht der logischen Null und Iπ entspricht der logischen Eins, so entspricht das Ausgangssignal dem eines logischen NOT–Gatters (siehe Tabelle 6.1(c)), wobei die symmetrische Mode als logische Eins und die antisymmetrische Mode als logische Null interpretiert wird. Die Ausgangsmode kann dabei optisch durch das BLS–Signal in der Mitte des Wellenleiters ausgelesen werden. Alternativ kann auch eine zusätzliche Mikrowellenantenne verwendet werden (siehe Abb. 6.6). Da die beiden Maxima der unsymmetrische Mode außer Phase sind, beobachtet man in diesem Fall ein Minimum des Mikrowellensignals. Abbildung. 6.8 zeigt das gemessene Mikrowellensignal als Funktion des fließenden Stroms. Der deutliche Unterschied von fast 10 dB zwischen dem Minimum und dem Ausgangssignal ohne fließenden Strom verdeutlicht noch einmal die Verwendbarkeit des Interferometers als NOT–Gatter. 6.3.2 Leistungsteiler auf einem Wellenleiter Zum Aufbau einer reinen Spinwellenlogik wird neben dem bereits vorgestellten Interferometer noch ein Spinwellenleistungsteiler benötigt. Dieser soll ein ankommendes Spinwellensignal möglichst gleichmäßig auf zwei getrennte Arme verteilen. Dieser Leistungsteiler kann sehr einfach durch Vertauschen von Ein- und Ausgangsantenne des vorgestellten Interferometers realisiert werden. Spinwellen werden dann im “Gabelgriff” angeregt und anschließend auf die “Zinken” aufgeteilt. Abbildung 6.9 zeigt eine orts- und zeitaufgelöste BLS Messung dieses Prozesses. Da die hier verwendete Mikrowellenantenne nicht perfekt symmetrisch konstruiert ist, wird auch der ursprüngliche Spinwellenpuls nicht im Zentrum des Wellenleiters angeregt. Trotzdem wird die Spinwelle in zwei vergleichbare Pulse geteilt. Weiter beobachtet man auch hier keine sichtbare Rückreflexe am Übergang in die Arme. Kapitel 7 Zusammenfassung und Ausblick In der vorliegenden Arbeit wurden verschiedene Fragestellungen im Zusammenhang mit der Propagation und Anregung von mikrowellenangeregten Spinwellen in Yttrium–Eisen–Granat untersucht. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Phaseneigenschaften der Spinwellen und der Beobachtung der freien Propagation von Spinwellenpulsen. Bei der Untersuchung von Spinwellen in Spinwellenwellenleitern konnten durch die Messung der Phasenänderung der Spinwelle mit der Propagationsdistanz, der sogennanten Phasenakkumulation, neue Erkenntnisse im Bereich der Propagation und Anregung von Spinwellen gewonnen werden. Anhand von Messungen an einer linearen Spinwelle und dem Vergleich der aus dieser Messung gewonnen Wellenlänge mit Messungen der Phasenfronten, konnte die Anwendbarkeit dieses Verfahrens zur Untersuchung von Spinwellen demonstriert werden. Durch die Messungen der Phasenakkumulation von zwei gegenläufig propagierenden Spinwellen, die von demselben Mikrowellensignal angeregt wurden, konnte gezeigt werden, dass nicht nur die Symmetrie der Amplitude sondern auch die der Phase dieser Spinwellen, von der verwendeten Geometrie abhängt. Backward– Volume–Wellen, die parallel zum Magnetfeld propagieren, werden symmetrisch in der Amplitude aber unsymmetrisch in der Phase, dass heißt mit einem Phasenunterschied von π, angeregt. Im Gegensatz dazu haben Surface–Wellen, die senkrecht zum Feld propagieren und mit deutlich unterschiedlichen Amplituden angeregt werden, keinen Phasenunterschied. Theoretische Rechnungen konnten dieses Verhalten bestätigen. Bei der Propagation von nichtlinearen Spinwellen konnte ein direkter Einfluss der Spinwellenamplitude auf die Spinwellenphase nachgewiesen werden. Diese wird durch die Verkleinerung der statischen Magnetisierung durch einen intensiven Spinwellenpuls und der daraus folgenden Änderung des Wellenvektors verursacht. Durch die Dämpfung der Spinwellenintensität wird der Phasenunterschied zwischen 92 Zusammenfassung und Ausblick dem linearen und dem nichtlinearen Anteil eines langen Spinwellenpulses nach einer Propagationsdistanz von einigen Millimetern konstant. Eine Messung dieses Phasenunterschieds als Funktion der Propagationsdistanz erlaubte die Bestimmung der Dämpfungszeit und des anfängliche Präzessionswinkels der Spinwelle. Durch die Untersuchung der freien, zweidimensionalen Propagation eines Spinwellenpulses konnten die Auswirkungen der durch das externe Magnetfeld induzierten Anisotropie demonstriert werden. Diese Anisotropie erzeugt einen Bereich von Wellenvektorwinkeln, in dem die Richtung der Spinwellenpropagation nicht von der Richtung des Wellenvektors abhängig ist. Die Anregung von Spinwellen mit einem ausreichend weiten Wellenvektorspektrum führt daher zur selbstständigen Ausbildung von lateral begrenzten Spinwellenstrahlen, den sogenannten Kaustikstrahlen. Es konnte gezeigt werden, dass mit Hilfe einer Wellenleiterantenne eine kontrollierte Anregung dieser Kaustikstrahlen möglich ist. Der Einfluss der Stärke des externen Felds und der Breite der verwendeten Wellenleiterantenne auf die Kaustikstrahlen wurde untersucht. Anhand dieser Messungen wurde gezeigt, dass Kaustikstrahlen nur dann angeregt werden können, wenn das Magnetfeld hinreichen klein und der Eingangswellenleiter hinreichend schmal sind, da nur dann das Wellenvektorspektrum der angeregten Spinwelle weit genug ausgedehnt ist. Wie anhand der Messungen und theoretischer Rechnungen gezeigt werden konnte, propagieren die Kaustikstrahlen über makroskopische Distanzen ohne nennenswerte Verbreiterung, auch wenn ihre Breite vergleichbar oder sogar kleiner als ihre Wellenlänge ist. Im Experiment konnte ein stabiler Kaustikstrahl über mehr als 10 mm beobachtet werden; die Rechnungen lassen vermuten, dass eine Verbreiterung erst nach mehr als 10 cm eintreten würde. Phasenaufgelöste Messungen haben gezeigt, dass wie zu erwarten war, Wellenvektor und Gruppengeschwindigkeit der Kaustikstrahlen nicht parallel sind. Alle durchgeführten Messungen weisen eine gute qualitative Übereinstimmung mit den numerischen und analytischen Rechnungen auf. Die anisotrope Propagation von Spinwellen beeinflusst auch die Reflexion und die Streuung von Kaustikstrahlen. Da die Richtung der Propagation ausschließlich von der Richtung des externen Felds bestimmt wird, kann nicht–geometrische Reflexion beobachtet werden. Die Streuung eines Kaustikstrahls an einem mechanischen Defekt ist aus diesem Grund ebenfalls stark anisotrop. Wie gezeigt wurde, werden in diesem Fall neue Kaustikstrahlen entlang aller vier möglichen Richtungen angeregt. Die Richtung der Kaustikstrahlen in Bezug auf die Geometrie der Probe kann dabei, ebenso wie bei der direkten Anregung, durch die Richtung des angelegten Felds kontrolliert werden. Prototypen von Spinwellenlogikgattern basierend auf einen Spinwelleninterferometer aus zwei YIG–Wellenleitern wurden getestet. Die Funktionsweise der grundlegenden Bauteile, einem Spinwellenphasenschieber und einem Spinwellenschalter, Zusammenfassung und Ausblick wurde demonstriert; die Funktion von XNOR–, NAND–, und NOT–Gattern konnte realisiert werden. Eine Konzept für Spinwellenlogik bestehend aus nur einem Wellenleiter wurde entwickelt. Die Funktion der aufgebauten Struktur als Spinwelleninterferometer und als Spinwellenleistungsteiler wurde anhand von BLS Messungen demonstriert. Ein einfaches NOT–Gatter basierend auf diesem Interferometer konnte konstruiert werden. Da die zum Aufbau der Gatter verwendeten Konzepte nicht vom verwendeten Material abhängen, sollte eine Realisierung der Gatter auf der Basis von mikrometergroßen Permalloy Strukturen möglich sein. Aufbauend auf der Beobachtung der (linearen) Spinwellen–Kaustikstrahlen kann in Zukunft die Möglichkeit einer neuen zweidimensionalen, nichtlinearen Anregung untersucht werden. Bei diesem sogenannten Kaustik–Soliton soll die Ausdehnung des Spinwellenpulses entlang der Ausbreitungsrichtung durch den bereits bekannten nichtlinearen Effekt der Solitonenbildung stabilisiert werden. Die Stabilisierung senkrecht dazu soll durch den hier beschriebenen Effekt der Kaustikanregung erreicht werden. In diesem Zusammenhangen können die Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Kaustik–Solitons mit einer anderen zweidimensionalen nichtlinearen Anregung, dem Spinwellen–Bullet [36, 39], dass in beiden Raumrichtungen durch die Nichtlinearität stabilisiert wird, untersucht werden. Es muss allerdings erwähnt werden, dass die Anregung eines Kaustik–Solitons mit Hilfe der hier verwendeten Technik wahrscheinlich nicht möglich sein wird. Damit die Intensität eines Kaustikstrahls hoch genug ist, um nichtlineare Effekte zu beobachten, muss die ursprüngliche Spinwelle im Wellenleiter ebenfalls mit hoher Intensität angeregt werden. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass es bereits während der Propagation im Wellenleiter zur Ausbildung eines Solitons kommt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Energie der Spinwelle im Wellenleiter auf zwei Kaustikstrahlen aufgeteilt wird. Die Lösung dieses Problems könnte in der direkten Anregung der Kaustikstrahlen durch eine Mikrostreifenantenne und ohne einen Eingangswellenleiter liegen. Außerdem kann das externe Feld gegenüber der Normalen des Mikrostreifens gedreht werden, da, wie hier anhand der Anregung mit der Wellenleiternantenne gezeigt wurde, damit erreicht werden kann, dass einer der beiden Kaustikstrahlen mit erhöhter Intensität angeregt wird. Da allerdings wie in dieser Arbeit gezeigt wurde eine sehr kurze Antenne benötigt wird, muss diese sehr wahrscheinlich in einem mehrlagigen Aufbau realisiert werden. Außerdem ist bisher unklar, ob der Kaustikstrahl durch das Vorhandensein des magnetischen Wechselfelds der Antenne beeinflusst wird. Sollten diese experimentellen Probleme gelöst werden können, muss weiter geklärt werden, inwieweit ein Soliton, das nicht parallel oder senkrecht zum Feld propagiert, stabil ist. Insbesondere muss untersucht werden, ob das Vorhandensein von 93 94 Zusammenfassung und Ausblick Wellen mit verschieden gerichteten Wellenvektoren den Prozess der Solitonenbildung beeinflusst. Bis zur ersten Beobachtung eines Kaustik–Solitons werden daher noch einige Probleme sowohl theoretischer wie auch experimenteller Natur zu lösen sein. Die möglichen Realisierung eines stabilen zweidimensionalen Spinwellenpulses, der durch zwei prinzipiell verschiedene Mechanismen stabilisiert wird, erscheint allerdings lohnenswert genug, diese Arbeit zu rechtfertigen. Anhang A Elektro–optischer Effekt Zum Aufbau der phasenaufgelösten Brillouin–Lichtstreuspektroskopie (vgl. Kapitel 3.5) ist es nötig, dass ein Teil des eingestrahlten Lichts frequenzverschoben wird. Dazu wird hier ein elektrooptischer Modulator verwendet, dessen Funktion auf dem sogenannten elektrooptischen Effekt basiert. Dieser beschreibt die Änderung des Brechungsindex einiger Kristalle (wie zum Beispiel dem hier verwendeten Lithiumniobat LiNbO3 ) durch ein angelegtes elektrisches Feld. Für Licht, das parallel zu einer der optischen Achsen des Kristalls polarisiert ist, wird diese Änderung durch ∆n = n30 rE 2 (A.1) beschrieben. Dabei ist E das angelegte elektrische Feld, n0 der Brechungsindex des Kristalls ohne elektrisches Feld und r das wirksame Element des elektro–optischen Tensors (siehe zum Beispiel [134, Kapitel 9]). Abbildung A.1 veranschaulicht das Koordinatensystem für die folgende Rechnung. Licht der Frequenz ωL mit dem Wellenvektor k0 propagiert entlang der y– Achse durch einen Kristall der Länge l. Die elektrische Feldkomponente Ein (t) = Aei(ωLt−k0 y) (A.2) des einfallenden Lichtes und das angelegte elektrische Feld E(t) = Em sin (ωmt) (A.3) sind entlang der x–Achse orientiert1. 1 Bei dem im Rahmen dieser Arbeit verwendeten Modulator liegt ω m im Bereich von einigen GHz, daher ist der LiNbO3 –Kristall in einem Hohlraumresonator eingebaut, der mit einem entsprechenden Mikrowellensignal betrieben wird. 96 Elektro–optischer Effekt ωL y=l E = Em sin (ωmt) ωL − ωm LiNbO3 ωL + ωm y=0 ωL y z x Abbildung A.1: Prinzip der Elektro–optische Modulation. Für den Wellenvektor kn des Lichts innerhalb des Kristalls gilt dann mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit c und unter Verwendung von Gl. (A.1) n30 ωL ωL kn = (n0 + ∆ n) = n0 + rE(t) . (A.4) c c 2 Für die elektrische Feldkomponente Eout nach der Propagation ergibt sich damit Eout (t) = A exp [i (ωLt − kn l − k0 (y − l))] n30 ω = A exp i ωLt − n0 + rEm sin (ωmt) l − k0 (y − l) c 2 (A.5) . (A.6) Der konstante Phasenterm −n0 l ωL /c + k0 l ist für die weitere Betrachtung ohne Bedeutung und kann als Teil der (komplexen) Amplitude A′ betrachtet werden, so dass sich Gl. (A.6) zu Eout (t) = A′ ei(ωLt−k0 y) eiδ sin(ωmt) (A.7) mit ωL n30 rEm l (A.8) 2c vereinfacht. Unter Verwendung der Bessel–Funktionen Jn [114] und der Relation δ =− eiδ sin (ωmt) = ∞ ∑ n=−∞ Jn (δ )einωmt (A.9) Elektro–optischer Effekt 97 (aus [135, S. 108]) kann man Gl. (A.7) zu Eout (t) = A′ e−ik0 y ∞ ∑ Jn (δ )ei(ωL +nωm )t (A.10) n=−∞ umformen. Durch die Modulation erhält das eingestrahlte monochromatische Licht also Komponenten bei den Frequenzen ωL ± nωm . Anhang B Messung der Spinwellen–Phasenprofile Im Folgenden soll die hier verwendete Technik zur Bestimmung der Phasenprofile einer Spinwelle erläutert werden. Dazu wird zunächst der zugrundeliegende Algorithmus hergeleitet, um dann anschließend die darauf aufbauende Messtechnik vorzustellen. B.1 Berechnung Die zu untersuchende Spinwelle s(t) kann in der Form mit s(t,x) = p(t,x)eiω t (B.1) p(t,x) = P(t,x)eiϕ (t,x) (B.2) dargestellt werden. Auf die Darstellung der Ortskoordinaten wird im folgenden zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet. P(t) ist die (reelle) Einhüllende des Spinwellenpakets (d.h. das Amplitudenprofil), ϕ (t) ist das Phasenprofil. Ein zeitaufgelöste BLS Messung dieser Welle liefert die Größe |p(t)|2 = P(t)2 und damit nur Informationen über die Amplitude und nicht über die Phase. Zur Messung des Phasenprofils benötigt man daher noch zwei Referenzsignale r1 (t) und r2 (t). Diese werden so gewählt, dass der Phasenunterschied zwischen r1 (t) und r2 (t) π/2 beträgt und die Amplituden gleich groß sind. Ist R(t) diese Amplitude (der Einfachheit halber üblicherweise ein Rechteckspuls), so erhält man r1 (t) = R(t)ei0eiω t = R(t)eiω t (B.3) 100 Messung der Spinwellen–Phasenprofile sowie r2 (t) = R(t)eiπ/2eiω t = iR(t)eiω t . (B.4) Eine direkte zeitaufgelöste Messung von r1 (t) und r2 (t) liefert in beiden Fällen die Größe R(t)2. Überlagert man r1,2 (t) mit s(t), erhält man die Interferenzbilder I1 (t)2 = |s(t) + r1(t)|2 und I2 (t)2 = |s(t) + r2(t)|2 . Umformung dieser Ausdrücke unter Berücksichtigung von P(t)2 = |p(t)|2 = Re (p(t))2 + Im (p(t))2 liefert für I1 (t) I1 (t)2 = |s(t) + r1(t)|2 2 iω t iω t = p(t)e + R(t)e = |p(t) + R(t)|2 = |Re(p(t)) + i Im(p(t)) + R(t)|2 = [Re (p(t)) + R(t)]2 + Im (p(t))2 = Re (p(t))2 + 2 Re (p(t))R(t) + R(t)2 + Im (p(t))2 = P(t)2 + 2 Re (p(t)) R(t) + R(t)2 (B.5) und analog für I2 (t) I2 (t)2 = |s(t) + r2(t)|2 2 iω t iω t = p(t)e + iR(t)e = |p(t) + iR(t)|2 = |Re(p(t)) + i Im(p(t)) + iR(t)|2 = Re (p(t))2 + [Im (p(t)) + R(t)]2 = Re (p(t))2 + Im (p(t))2 + 2 Im (p(t))R(t) + R(t)2 = P(t)2 + 2 Im (p(t)) R(t) + R(t)2 . (B.6) Aus Gl. (B.5) und (B.6) erhält man Ausdrücke für den Real- und Imaginärteil von p(t) I12 (t) − P(t)2 − R(t)2 p 2 R(t)2 I 2 (t) − P(t)2 − R(t)2 p Im (p(t)) = 2 2 R(t)2 Re (p(t)) = (B.7) . (B.8) Da alle in diesen beiden Gleichung vorkommenden Größen (I1,2 (t)2, P(t)2 und R(t)2) aus zeitaufgelösten BLS Messungen gewonnen werden können, erhält man Messung der Spinwellen–Phasenprofile 101 daraus das gesuchte Phasenprofil ϕ (t) ϕ (t) = arctan Im (p(t)) + nπ Re (p(t)) (B.9) Im mit −1 n = +1 0 wenn Re (p(t)) < 0 und Im (p(t)) < 0, wenn Re (p(t)) < 0 und Im (p(t)) ≥ 0, wenn Re (p(t)) ≥ 0 +π ±0 −π ±0 Re Bei den so gewonnen Phasenprofilen ist zu beachten, dass die Phase nur bis auf Vielfache von 2π definiert ist und daher bei der Auswertung (insbesondere bei der Messung der Phasenakkumulation (siehe Kapitel 4) geeignete Vielfache von 2π addiert beziehungsweise subtrahiert werden müssen. B.2 Messung Prinzipiell können alle zur Berechnung von ϕ (t) benötigten Größen (P(t)2, I1 (t)2, I2 (t)2 und R(t)2) durch vier einzelne zeitaufgelöste BLS–Messungen gewonnen werden. Das im Rahmen dieser Arbeit verwendete Verfahren hat demgegenüber zum einen den Vorteil einer höheren Genauigkeit, da eventuelle Änderungen der BLS– Zählraten aufgrund von Änderungen der Interferometerstabilität oder der Laserleistung kompensiert werden, und zum anderen den eines reduzierten Zeitbedarfs, da nur drei Messungen nötig sind. Die Grundidee besteht darin, das Referenzsignal R(t) aus zwei (zeitlich getrennten) Rechteckspulsen zusammenzusetzen. Der erste Puls (im Folgenden R1 (t)) liegt dabei in demselben Zeitraum an, in dem p(t) 6= 0 sein kann, während der zweite Puls (im Folgenden R2 (t)) etwas später eingeschaltet wird und keinerlei zeitlichen Überlapp mit p(t) haben darf. Weiter ist wichtig, dass beide Pulse dieselbe Amplitude haben und getrennt voneinander ein- und ausgeschaltet werden können (das heißt Messungen, bei denen nur der zweite Puls anliegt, müssen realisierbar sein). Die Messung besteht dann aus folgenden drei Einzelmessungen: 1. Messung von P(t)2: R1 (t) wird aus-, R2 (t) eingeschaltet, das heißt, es wird nur die Spinwelle P(t)2 und der zweite Referenzpuls R2 (t)2 gemessen (Siehe Abb. B.1(a)). 2. Messung von I1 (t)2: R1 (t) und R2 (t) werden eingeschaltet, das heißt, es wird die Interferenz I1 (t)2 und der zweite Referenzpuls R2 (t)2 gemessen (Siehe Abb. B.1(b)). Messung der Spinwellen–Phasenprofile Intensität [a.u.] 102 R2 (t)2 P(t)2 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1400 1600 1400 1600 Zeit [ns] Intensität [a.u.] (a) 1. Messung I1 (t)2 0 200 400 R2 (t)2 600 800 1000 1200 Zeit [ns] Intensität [a.u.] (b) 2. Messung I2 (t)2 0 200 400 R2 (t)2 600 800 1000 1200 Zeit [ns] (c) 3. Messung Abbildung B.1: Beispiel für die zur Berechnung des Phasenprofils notwendigen Messungen 3. Messung von I2 (t)2: R1 (t) und R2 (t) werden eingeschaltet, allerdings wird im Vergleich zur 2. Messung eine zusätzliche Phasenverschiebung von π/2 installiert, das heißt es wird die Interferenz I2 (t)2 und der zweite Referenzpuls R2 (t)2 gemessen (Siehe Abb. B.1(c)). Da bei allen drei Messungen R2 (t) die gleiche Intensität hat, werden die Messungen auf den leicht zu bestimmenden Wert von R2 (t)2 normiert. Dadurch ergibt sich für die weitere Rechnung R(t) = 1. Außerdem werden eventuelle Intensitätsschwankungen kompensiert, da diese R2 (t) genauso wie alle anderen Signale (P(t)2, I1 (t)2 und I2 (t)2) beeinflussen. Die weitere Rechnung erfolgt wie in B.1 skizziert. Um die Messung weiter zu vereinfachen, werden die drei Einzelmessungen üblicherweise nicht nur in einem Punkt durchgeführt, sondern jeweils ein vollständiger orts- und zeitaufgelöster Scan der Probe durchgeführt. Die Auswertung (d.h. Ein- Messung der Spinwellen–Phasenprofile 103 lesen, Normalisieren und Aufteilen der Rohdaten sowie das Berechnen der Phasenprofile und Phasenakkumulation) wird anschließend von einem im Rahmen dieser Arbeit entwickelten LabView–Programm vorgenommen. Eigene Veröffentlichungen [A1] T. Schneider, Bestimmung und Beeinflussung der Phaseneigenschaften von Spinwellenn in Yttrium-Eisen-Granat-Wellenleiterstrukturen, Diplomarbeit, Fachbereich Physik, TU Kaiserslautern (2005). [A2] M. P. Kostylev, A. A. Serga, T. Schneider, B. Leven, B. Hillebrands, Spin-wave logical gates, Appl. Phys. Lett. 87, 153501 (2005). [A3] A. A. Serga, T. Schneider, B. Hillebrands, S. O. Demokritov, M. P. Kostylev, Phase-sensitive Brillouin light scattering spectroscopy from spin-wave packets, Appl. Phys. Lett. 89, 063506 (2006). [A4] A. A. Serga, T. Schneider, B. Hillebrands, M. P. Kostylev, A. N. Slavin, Shaping of microwave pulses using phase-sensitive spin-wave amplifier, Appl. Phys. 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Lebenslauf Thomas Schneider Persönliche Daten: Geburtsdatum: Geburtsort: Staatsangehörigkeit: Familienstand: 03.06.1980 Koblenz deutsch ledig Schulbildung: 1986 - 1990 1990 - 1999 21.06.1999 Grundschule Arzheim Bischöfliches Cusanus Gymnasium Koblenz Abschluss allgemeine Hochschulreife Zivildienst: 1999 - 2000 Brüderkrankenhaus St. Josef, Koblenz Hochschulausbildung: 2000 - 2005 07.11.2002 21.10.2005 Seit 2005 2005 - 2008 Physik-Studium, Technische Universität Kaiserslautern Vordiplom in Physik mit Nebenfach Informatik Diplom in Physik mit Nebenfach Informatik , Diplomarbeitsthema: Bestimmung und Beeinflussung der Phaseneigenschaften von Spinwellen in Yttrium–Eisen–Granat–Wellenleiterstrukturen Promotion an der Technische Universität Kaiserslautern in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. B. Hillebrands Stipendiat des Graduiertenkollegs Nichtlineare Optik und Ultrakurzzeitphysik“ ” Danksagung An dieser Stelle sei all denen mein persönlicher Dank ausgesprochen, die auf verschiedenste Weise zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben: Prof. Dr. Burkard Hillebrands für die interessante Aufgabenstellung, dass in mich gesetzte Vertrauen und die vielen Freiheiten bei der Bearbeitung des Themas. Prof. Dr. Michael Fleischhauer für die Übernahme des Zweitgutachtens. Dr. Oleksandr A. Serha für die hervorragende Betreuung, die vielen hilfreichen und interessanten (wenn auch nicht immer fachbezogenen) Diskussionen und für drei außergewöhnlich unterhaltsame Jahre im selben Büro. Dr. Mikhail P. Kostylev für die Hilfe bei allen theoretischen Problemen, die stetige Diskussionsbereitschaft und viele gute Ideen. Prof. Dr. Andrei N. Slavin und Dr. Vasil S. Tyberkevich für die theoretische Beschreibung der Kaustikstrahlen. Dr. Matthieu Bailleul für die ausgesprochen hilfreiche Diskussion über die Anregung von Surface Wellen. Dr. Britta Leven für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung. Dr. Andrii Chumak, Christian Sandweg, Dr. Sandra Wolff und dem gesamten Nano+Bio Center für ihre unendlichen und schließlich erfolgreichen Mühen ein Strukturierungsverfahren für YIG zu entwickeln. Timo Neumann für die Hilfe mit Matlab und dem alltäglichen Kleinkram im Labor. Volker Kegel, Sebastian Schäfer und Dr. Vitaliy Vasyuchka für die gute Zusammenarbeit im Labor. Sebastian Hermsdörfer für die Hilfe mit dem alltäglichen Kleinkram außerhalb des Labors. Dr. Andreas Beck für die Hilfe bei allen Problemen mit LATEX. Sibylle Müller, Alexander Paul, Bernd Pfaff und Dieter Weller für die Hilfe bei allen technischen und organisatorischen Problemen. Allen aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der AG Hillebrands für die gute Zusammenarbeit und das angenehme Arbeitsklima. Dem Graduiertenkolleg 792 “Nichtlineare Optik und Ultrakurzzeitphysik” für die finanzielle Unterstützung. Eva-Maria Graefe, Christian Ringl und Thorsten Wagner, die dafür gesorgt haben, dass meine Zeit an der Uni nicht nur aus Physik bestand. Die letzten Jahre wären ohne euch wahrscheinlich um einiges produktiver gewesen, allerdings auch deutlich langweiliger. . . Meinen “Lektoren” Sebastian Hermsdörfer, Timo Neumann und Thorsten Wagner denen ich zwar schon an anderer Stelle gedankt habe, die aber für die Sisyphus– Aufgabe meine Rechtschreibung zu korrigieren eine zweite Erwähnung verdient haben. Meinen Eltern für ihre Unterstützung und Hilfe wann immer ich sie gebraucht habe.