Kapitel 2 - BFO-net

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Antworten zu den Repetitionsfragen
Kapitel 2
1
a) Nennen Sie die zwei wichtigsten Merkmale, welche die Marktwirtschaft von der Planwirtschaft unterscheiden.
Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zwischen Markt- und Planwirtschaft sind
die folgenden:
– Eigentum an den Produktionsmitteln: Die Produktionsmittel (Boden, Fabriken etc.)
gehören in der Planwirtschaft alle dem Staat. Das Privateigentum ist stark eingeschränkt. In der Marktwirtschaft fällt hingegen der überwiegende Teil der Produktionsmittel ins Privateigentum.
– Einsatz der Ressourcen: In der Planwirtschaft entscheidet eine zentrale Planungsbehörde über den Einsatz der Ressourcen für die Produktion. In der Marktwirtschaft sorgt
der Preismechanismus des freien Markts für die effiziente Allokation der Ressourcen.
b) Führen Sie drei unüberwindbare Probleme auf, die bewirken, dass die Planwirtschaft der
Marktwirtschaft unterlegen ist.
Drei unüberwindbare Probleme der Planwirtschaft:
– Informationsproblem: Eine Planungsbehörde ist nicht in der Lage, alle nötigen Informationen für den effizienten Einsatz der Ressourcen zu sammeln.
– Die Planungsbehörde unterliegt selbst eigenen Interessen und ist aufgrund ihrer zentralen Stellung für Korruption und Machtmissbrauch anfällig.
– Die Leistungsanreize für die einzelnen Bürgerinnen und Bürger sind in der Planwirtschaft klein, weil sich aufgrund des eingeschränkten Privateigentums Leistung
finanziell nicht auszahlt.
2
Da der Preis für Brot massiv gestiegen ist, hat die Regierung entschieden, einen Höchstpreis für dieses wichtige Nahrungsmittel zu setzen.
a) Übertragen Sie die beschriebene Situation in ein Angebots-Nachfrage-Diagramm und
zeichnen Sie den Wohlfahrtsverlust ein.
Wohlfahrtseffekte eines Höchstpreises:
Preis
Wohlfahrtsverlust
A
KR
ph
Höchstpreis
PR
N
qa
q*
qn
Nachfrageüberhang
118
Menge
R
Lösungen
b) Warum verhindert ein solcher Höchstpreis Transaktionen, die zum beidseitigen Vorteil
von Konsumenten und Produzenten wären? Argumentieren Sie.
Bei einem Höchstpreis, der unterhalb des Gleichgewichtspreises liegt, übersteigt die
nachgefragte die angebotene Menge; es bilden sich «Warteschlangen» für das Gut.
Diese Massnahme verhindert beidseitig vorteilhafte Transaktionen, weil das Angebot
damit künstlich verknappt wird. Denn es gibt Nachfragerinnen und Nachfrager, deren Zahlungsbereitschaft grösser ist als der Höchstpreis. Deshalb könnte zum höheren
Gleichgewichtspreis eine grössere Menge des Gutes produziert und auch tatsächlich
auf dem Markt abgesetzt werden; die Zahl der Transaktionen – die rein logisch für
beide Marktseiten vorteilhaft sein müssen (sonst fänden sie gar nicht statt) – würde
damit steigen.
c) Das Ziel des Höchstpreises wäre es eigentlich, die Konsumenten vor den Auswirkungen
des hohen Brotpreises zu schützen. Nimmt durch den Höchstpreis die Konsumentenrente
tatsächlich zu oder kann ein Höchstpreis die Konsumentinnen und Konsumenten gar
schädigen?
Grundsätzlich begünstigt ein Höchstpreis die Konsumentinnen und Konsumenten auf
Kosten der Produzenten (die Konsumentenrente steigt, die Produzentenrente sinkt).
Unterschreitet der Höchstpreis allerdings eine gewisse Höhe, dann reduziert sich die
angebotene Menge soweit, dass die Konsumentenrente zu sinken beginnt. Die wenigen glücklichen Nachfrager, welche das Gut zum tiefen Höchstpreis ergattern können,
erzielen zwar eine sehr grosse Rente, alle anderen Nachfrager gehen allerdings leer
aus und können so auch keine Konsumentenrente erzielen. Ist der zweite Effekt (Verhinderung von Transaktionen) stärker als der erste (steigende Renten für Käuferinnen
und Käufer), dann wirkt sich ein Höchstpreis sogar für die Konsumentinnen und Konsumenten negativ aus.
3
a) Zählen Sie die drei klar definierten Fälle von Marktversagen auf.
Die drei klar definierten Fälle von Marktversagen sind:
– Monopolmacht,
– externe Effekte,
– öffentliche Güter.
b) Die internationale Öffnung des Landwirtschaftsmarkts sorgt in einem Land für ein
massives «Bauernsterben», da die Betriebe preislich zu wenig wettbewerbsfähig sind.
Handelt es sich bei diesem Beispiel um ein Marktversagen? Falls ja, um welche Art von
Marktversagen? Begründen Sie.
Oft werden Fälle, in denen der freie Markt und das Preissystem zu politisch und gesellschaftlich nicht erwünschten Ergebnissen führen, zu Unrecht als Marktversagen
betitelt. Marktversagen liegt nur dann vor, wenn die Preise nicht mehr die tatsächlichen
Knappheiten signalisieren oder wenn die Akteure an einer Reaktion auf an sich korrekte Preissignale gehindert werden.
Das «Bauernsterben» in der Fragestellung ist auf eine Veränderung der relativen Preise
zurückzuführen. Diese Preise widerspiegeln – nach der Marktöffnung – die tatsächlichen Knappheiten auf dem Weltmarkt. Auf diese neuen Preise reagieren die Produzenten ungehindert, indem viele von ihnen ihren Betrieb aufgeben.
Aus diesen Gründen handelt es sich dabei nicht um ein Marktversagen, sondern höch119
Antworten zu den Repetitionsfragen
stens um ein Marktergebnis, das gesellschaftlich nicht erwünscht ist. Ob dieses Marktergebnis hingenommen oder bekämpft werden soll, ist deshalb keine ökonomische,
sondern eine rein politische Frage.
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Nennen Sie die vier grundlegenden, allgemein anerkannten Zielgrössen der Wirtschaftspolitik.
Die vier allgemein anerkannten Zielgrössen der Wirtschaftspolitik sind:
– hoher Wohlstand,
– tiefe Arbeitslosigkeit,
– stabile Preise,
– nachhaltige Staatsfinanzierung.
5
a) Definieren Sie die beiden volkswirtschaftlichen Begriffe «Marktversagen» und «Staatsversagen». Worin liegen genau die Unterschiede?
Definition Marktversagen: Situation, in welcher der Markt keine effiziente Allokation
der Ressourcen hervorbringt.
Definition Staatsversagen: Versagen des Staates, ineffiziente Allokationen in einer
Marktwirtschaft zu korrigieren.
Der Hauptunterschied sind die Gründe für die jeweiligen «Versagen»: Bei einem Marktversagen sind die Preise verzerrt und widerspiegeln nicht die tatsächlichen Knappheiten; aus diesem Grund kommt es zu einer ineffizienten Allokation der Ressourcen.
Bei einem Staatsversagen hingegen führen falsche Anreize für die staatlichen Entscheidungsträger dazu, dass das Marktversagen überhaupt nicht oder zu wenig wirkungsvoll bekämpft wird oder sich die Situation gar verschlechtert. Marktversagen kann
man also nur mit einem Staatseingriff korrigieren, während für die Bekämpfung von
Staatsversagen institutionelle Reformen in Politik und Verwaltung nötig sind.
b) Aus welchen politisch-ökonomischen Gründen kann es zu Staatsversagen kommen?
Staatsversagen entsteht, wenn die politischen Akteure nicht das gesamtwirtschaftliche
Interesse ins Auge fassen, indem sie Marktversagen effizient bekämpfen, sondern eigene Interessen verfolgen. Dieses Problem untersucht die politische Ökonomie, ein
Zweig der Volkswirtschaftslehre, der die Gründe für Staatsversagen vor allem in folgenden beiden Punkten ortet:
– Die Politikerinnen und Politiker sowie die Angestellten der Verwaltung verfolgen
nicht zwingend nur gesamtgesellschaftliche Interessen, sondern teilweise auch ihre
eigenen.
– Interessengruppen verfolgen per Definition eigene Interessen und versuchen, ungeachtet des Gemeinwohls über den politischen Prozess Vorteile für die eigene Gruppe
zu erlangen.
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«Je mehr Leute von einer politischen Massnahme betroffen sind, desto besser lassen
sich die Interessen dieser Leute in einer Interessengruppe organisieren. Dies zeigt zum
Beispiel der TCS, welcher die zahlreichen Autofahrerinnen und Autofahrer vertritt.» Nehmen Sie zu dieser Aussage Stellung.
Die Organisierbarkeit von Interessen hängt wesentlich davon ab, wie stark eine einzelne Person von einer politischen Massnahme betroffen ist. Deshalb lassen sich die
R
Lösungen
Interessen von kleinen, homogenen und von politischen Massnahmen stark betroffenen Gruppen einfacher organisieren. In diesem Sinne ist die Aussage in der Aufgabenstellung falsch. Grosse und heterogene Interessengruppen, bei denen die einzelnen
Mitglieder weniger stark von politischen Massnahmen betroffen sind, benötigen oft gewisse Anreize, um sich zu organisieren. So bietet zum Beispiel der TCS mit der GratisPannenhilfe für Mitglieder einen wesentlichen Anreiz für eine Mitgliedschaft.
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Welche volkswirtschaftlichen Kosten verursachen Monopole?
Die wichtigsten volkswirtschaftlichen Kosten von Monopolen sind:
– zu geringes Angebot der entsprechenden Güter, und damit zu hohe Preise;
– X-Ineffizienz, d. h. eine ineffiziente Organisation innerhalb von Firmen wegen des
fehlenden Wettbewerbsdrucks;
– Rent-Seeking;
– Reduktion der Innovationsanreize.
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a) Erklären Sie anhand eines Angebot-Nachfrage-Schemas, weshalb bei negativen externen
Effekten aus Sicht der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt zuviel des entsprechenden Gutes produziert und konsumiert wird.
Negative Externalität:
Preis
As
Ap
p*
pm
N
q* qm
Menge
Bei negativen externen Effekten liegt die Angebotskurve Ap, welche nur die privaten
Kosten der Unternehmen beinhaltet, rechts der eigentlich effizienten Angebotskurve
As, welche die externen Kosten für die Gesellschaft berücksichtigt. Deshalb wird beim
Vorliegen von externen Effekten ohne korrigierenden Staatseingriff zu viel des entsprechenden Gutes produziert und konsumiert, nämlich die Menge qm statt q*.
b) Mit welchen marktwirtschaftlichen Instrumenten lassen sich die Externalitäten im Umweltbereich internalisieren?
Die zwei wichtigsten marktwirtschaftlichen Instrumente für die Internalisierung der
externen Effekte sind:
– Lenkungsabgaben,
– Umweltzertifikate.
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