Johann K. Brunner SS 2003 Das Modell eines Marktes für ein Gut bei vollkommenem Wettbewerb Die Ökonomen versuchen seit langem, anhand von Modellen zu untersuchen, wie eine Marktwirtschaft funktioniert. Modelle sind vereinfachte, auf die wesentlichen Aspekte reduzierte Abbilder der Wirklichkeit, meist in mathematischer Sprache, in Form von Diagrammen, Funktionen oder Gleichungen. Das wichtigste und am meisten verwendete Modell ist jenes, das das Funktionieren eines Marktes für ein einzelnes (homogenes) Gut beschreibt (Modell des Partialmarktes). Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass man auf jedem Markt zwei Seiten, nämlich Anbieter und Nachfrager, unterscheiden kann und dass das Marktergebnis aus der Interaktion dieser beiden Gruppen von Marktteilnehmern resultiert. Daher ist es wichtig, zunächst das Verhalten jeder der beiden Gruppen zu betrachten. 1. Die Angebotsseite Als ersten Schritt betrachten wir die Situation eines Unternehmens, das ein bestimmtes Gut (oder eine Dienstleistung) anbietet und dabei im Wettbewerb mit anderen Anbietern steht.1 Wir gehen nicht auf Details der Unternehmensentscheidung ein, sondern beginnen mit der plausiblen Überlegung, dass das Unternehmen Informationen über die Produktionskosten haben muss. Im besonderen nehmen wir an, dass diese Informationen in Form der sogenannten Grenzkostenkurve (marginal cost curve) dargestellt werden können, wie sie in Abb. 1 skizziert ist. Sie beschreibt für eine beliebige Produktionsmenge x (Einheiten des Gutes), welche Kosten die jeweils letzte Einheit (manchmal sagt man auch: eine weitere Einheit) verursacht.2 Wenn wir uns vorstellen, es handelt sich um Schuhe, so beschreibt etwa MC(1000) die Grenzkosten bei 1000 Paar Schuhen, d. h. was genau das tausendste (oder das 1 Dabei unterstellen wir, dass es sich um ein homogenes Gut handelt, das von allen Anbietern in etwa der gleichen Beschaffenheit hergestellt werden kann. 2 Obwohl wir bei der Interpretation immer von einzelnen ganzen Einheiten sprechen, zeichnen wir die Kurve im Diagramm immer als durchgezogene Linien. D. h. wir tun so, als ob die Einheiten beliebig teilbar wären. Dies erleichtert die geometrische Darstellung. 1 tausenderste) Paar Schuhe an (Zusatz-)Kosten verursacht.3 Wir nehmen normalerweise an, dass die Grenzkostenkurve steigend verläuft, wobei der genaue Verlauf für jedes Unternehmen spezifisch ist.4 Euro MC-Kurve MC(1000) x Menge des Gutes 1000 Abbildung 1 Der nächste Schritt besteht darin, uns zu überlegen, wie sich dieses Unternehmen nun verhalten wird. In unserem Referenzmodell des vollkommenen Wettbewerbs gehen wir davon aus, dass sich das Unternehmen an einem erwarteten Verkaufs- oder Marktpreis des homogenen Gutes orientiert, d. h. dass es eine Information oder Erwartung hat, wie hoch der Preis ist oder sein wird, zu dem es das Gut verkaufen kann.5 Eine plausible Überlegung für die Festlegung der Produktionsmenge (des Güterangebots) ist, dass das Unternehmen genau dann eine weitere Einheit produzieren wird, wenn die (Grenz-)Kosten dieser Einheit durch den Verkaufspreis hereingebracht werden. M. a. W., der Gewinn (genauer: der Deckungsbeitrag) wird 3 Dabei unterstellen wir, dass das die geringst möglichen Kosten (also die unbedingt nötigen Kosten bei effizienter Produktion) sind. 4 Sie kann auch waagrecht verlaufen, was besagt, dass jede weitere Einheit gleich viel (Zusatz-)Kosten verursacht. Allerdings hat dies zur Folge, dass kein vollkommener Wettbewerb herrschen kann. Die folgenden Überlegungen treffen daher nur für den Fall einer steigenden Grenzkostenkurve zu. 5 Man sagt auch, das Unternehmen agiert als Preisnehmer. 2 maximiert, wenn die Produktionsmenge so weit ausgedehnt wird, bis die Bedingung: (erwarteter) Preis = Grenzkosten (Kosten der letzten produzierten Einheit) erfüllt ist. Graphisch können wir dies illustrieren, indem wir die obige Abb. 1 erweitern. In Abb. 2 ist wieder die MC -Kurve gezeichnet, zusätzlich denken wir uns auf der vertikalen Achse den Preis aufgetragen. Gemäß den obigen Überlegungen gilt nun: Wenn das Unternehmen irgend einen Preis, etwa p , erwartet, maximiert es seinen Gewinn, wenn es die sich aus der Bedingung: Preis = Grenzkosten ergebende Menge x produziert und anbietet. Dies gilt, wie erwähnt für jeden erwarteten Preis und wir können als Konsequenz nun die Grenzkostenkurve neu betrachten bzw. interpretieren: von der Preisachse (der vertikalen Achse) her gesehen gibt sie an, welche Menge das gewinnmaximierende Unternehmen zu jedem (erwarteten) Preis produziert und anbietet. Sie heißt daher auch die Angebotskurve6 (supply curve) des Unternehmens, häufig mit S oder A bezeichnet. p Preis in Euro MC-Kurve = Angebotskurve S p- x x Menge des Gutes Abbildung 2 Nachdem wir nun die Angebotsentscheidung eines einzelnen Unternehmens betrachtet haben, wenden wir uns in einem letzten Schritt dem Marktangebot zu. Die Vorgehensweise ist einfach: wir addieren (oder aggregieren) die einzelnen Angebotskurven horizontal, d. h. wir bilden zu jedem beliebigen Preis p die Summe der 6 Es sei noch einmal betont, dass diese Überlegung für den Fall des vollkommenen Wettbewerbs Gültigkeit hat. Traditionelles Beispiel dafür ist die landwirtschaftliche Produktion (z. B. viele kleine Anbieter von Getreide), aber auch für gewerbliche oder industrielle Produktion eines homogenen Gutes (etwa Standardtextilien) trifft sie (näherungsweise) zu. Bei einem geringeren Grad von Wettbewerb (Extremfall: Monopol) dagegen haben Anbieter die Möglichkeit, selbst den Preis - innerhalb gewisser Grenzen - zu bestimmen. 3 dabei von allen Unternehmen zusammen angebotenen Mengen. Dies ist in Abb. 3 für zwei Unternehmen dargestellt, in Diagramm c) ist die Marktangebotskurve gezeichnet. Von der horizontalen Achse (der Mengenachse) her betrachtet heißt diese Kurve auch inverse Angebotskurve; sie gibt für jede Produktionsmenge an, zu welchen (Grenz-)Kosten die jeweils letzte Einheit von einem der Anbieter hergestellt werden kann. p p U1 p U2 a) x b) Aggregation x c) x Abbildung 3 2. Die Nachfrageseite Die ökonomische Theorie der rationalen Konsumentenentscheidung hat im vorigen Jahrhundert eine eindrucksvolle Entwicklung durchlaufen. Die übliche Formulierung, wie sie in den mikroökonomischen Lehrbüchern dargestellt wird, beruht auf der Idee, dass Haushalte sogenannte Güterbündel gegeneinander abwägen (reihen), und schließlich das beste gemäß dieser Reihung (gemäß ihren Präferenzen) auswählen, unter Beachtung ihrer Budgetbeschränkung. Geometrisch wird dies durch Indifferenzkurven und Budgetgerade dargestellt. Im Folgenden gehen wir nicht explizit auf dieses Grundmodell ein, sondern betrachten gleich die daraus hergeleitete Nachfrage nach einem bestimmten Gut. Unser Ausgangspunkt ist der Gedanke, dass ein Haushalt seine Nachfrageentscheidung aufgrund seiner subjektiven Bewertung einzelner Einheiten des Gutes fällt. Wenn es sich etwa um Schuhe für einen bestimmten Verwendungszweck handelt, so gehen wir davon aus, dass sich der Haushalt eine Vorstellung davon macht, was ihm das erste 4 Paar Schuhe wert ist (wie viel er höchstens dafür zu zahlen bereit wäre), was ihm das zweite wert ist usw. Wir können dies wieder graphisch darstellen (Abbildung 4). Es erscheint plausibel anzunehmen, dass dem Haushalt jede weitere Einheit (etwas) weniger wert ist als die vorherige. Daher ist die Kurve, die wir Kurve der marginalen Zahlungsbereitschaft (marginal willingness to pay curve) nennen, mit negativem Anstieg gezeichnet. Sie gibt für jede beliebige Menge x an, wieviel die jeweils letzte Einheit (oder eine weitere) dem Haushalt wert ist.7 Euro MWP(4) MWP x Menge 4 Abbildung 4 So beschreibt MWP(4) die (marginale) Zahlungsbereitschaft für das vierte Paar Schuhe. Man könnte MWP(x) auch als den in Geld ausgedrückten (Grenz-)Nutzen, den die x-te Einheit für den Haushalt stiftet, bezeichnen. Der nächste Schritt ist nun, aus dieser subjektiven Bewertung die Nachfrageentscheidung herzuleiten. Dies tun wir in naheliegender Weise: wenn der Haushalt mit einem bestimmten Preis des Gutes konfrontiert ist, so wird er so viele Einheiten des Gutes kaufen, wie es der Vergleich zwischen seiner marginalen Zahlungsbereitschaft und dem Preis als vorteilhaft erscheinen lässt: er kauft eine weitere Einheit, wenn seine (marginale) Zahlungsbereitschaft dafür mindestens so hoch ist wie der Preis. M. a. W., er maximiert seinen Vorteil, wenn er sich für genau 7 Es sei noch einmal betont, dass diese Kurve bei einer genaueren Analyse aus einem umfassenden Entscheidungsmodell (Indifferenzkurven, Budgetbeschränkung) hergeleitet wird. 5 jene Menge entscheidet, bei der für die letzte Einheit gilt, dass der Preis gleich der (marginalen) Zahlungsbereitschaft ist. Illustrieren lässt sich dies anhand der Abb. 5, die Abb. 4 entspricht, wobei nun die vertikale Achse den Preis des Gutes beschreibt. Die Interpretation lautet: Wenn irgendein Preis p dieses Gutes gegeben ist, wird der Haushalt genau die Menge x nachfragen, sodass gilt: MWP ( x ) = p . p Preis in Euro p MWP-Kurve = Nachfragekurve D x Menge x Abbildung 5 Wenn etwa p = 70 und x = 4, so besagt dies: der Haushalt kauft vier Einheiten zum Preis von je 70. Die letzte Einheit ist ihm genau 70 wert, für die ersten drei Einheiten wäre er sogar bereit gewesen, mehr zu bezahlen. Somit können wir nun der MWP-Kurve eine andere Bedeutung geben: von der Preisachse her gesehen beschreibt sie die Nachfragemenge eines Haushalts für ein bestimmtes Gut, in Abhängigkeit vom Preis des Gutes (demand curve, häufig mit N oder D bezeichnet). Sie ist im Normalfall negativ geneigt: bei niedrigerem Preis kauft der Haushalt mehr als bei höherem. Die Marktnachfragekurve können wir uns nun wieder als die horizontale Addition (Aggregation) individueller Nachfragekurven vorstellen, wie dies in Abb. 6 veranschaulicht ist: 6 p p p H2 H1 Aggregation D 1+D2 D2 D1 a) x b) x c) x Abbildung 6 Die Marktnachfragekurve (in Diagramm c)) gibt an, welche Menge von allen Nachfragern zusammen gekauft wird, je nach der Höhe des Preises des Gutes. Von der Mengenachse her betrachtet heißt sie inverse Nachfragekurve, sie gibt für eine beliebige Menge an, mit welcher (marginalen) Zahlungsbereitschaft einer der Haushalte die jeweils letzte Einheit bewertet. 3. Marktgleichgewicht Nachdem wir nun plausible, einfache Hypothesen für das Verhalten der beiden Gruppen von Marktteilnehmern formuliert haben, bleibt noch darzustellen, wie sich damit das Funktionieren eines Partialmarktes beschreiben lässt. Wir zeichnen dazu die Marktangebots- und die Marktnachfragekurve in einem gemeinsamen Diagramm (Abb. 7). Darin ersehen wir für jeden beliebigen Preis, wie hoch dabei Angebot und Nachfrage sind. Bei einem Preis p etwa ist das Angebot x S größer als die Nachfrage x D. Für die Formulierung einer Aussage darüber, welches Ergebnis auf diesem Markt zustande kommt, brauchen wir noch den Begriff des Marktgleichgewichts. Darunter verstehen die Ökonomen einen Zustand, bei dem jeder Marktteilnehmer "zufrieden" ist, d. h. keinen Anlass hat, seine Entscheidung zu revidieren. Eine zentrale Überlegung ist, dass nur ein Gleichgewichtszustand auf Dauer Bestand haben kann, nicht aber ein Ungleichgewicht, weil ein solches stets zu Änderungen der Entscheidungen einer oder beider Marktseiten führt. 7 Daher ist es plausibel, das Marktgleichgewicht als jenes Ergebnis anzusehen, das sich auf einen Markt (tendenziell) einstellen wird. In Abb. 7 liegt dies beim Preis p0 vor, bei dem eine Menge x0 angeboten und nachgefragt wird. Die Pläne beider Marktseiten sind miteinander vereinbar (das ist beim Preis p nicht der Fall). Man sieht unmittelbar, dass die Höhe des Gleichgewichtspreises p0 und der Gleichgewichtsmenge x0 vom Verhalten aller Anbieter und Nachfrager, also von der Lage der Marktangebots- und der Marktnachfragekurven abhängt. p Preis in Euro D S p p0 x0 xD x S x Menge Abbildung 7 Zusammengefasst gilt, dass sich im geschilderten Partialmarktmodell der Marktpreis (der Gleichgewichtspreis) aus der Abstimmung von Angebots- und Nachfrageseite ergibt, ebenso die gehandelte (Gleichgewichts-)menge. Das Verhalten der Anbieter wiederum beruht auf (Grenz-)Kostenüberlegungen bezüglich der Produktion des Gutes, das Verhalten der Nachfrager auf ihrer subjektiven (marginalen) Wertschätzung für das Gut. 4. Bemerkungen Dieses Modell des Partialmarktes bei vollkommener Konkurrenz ist das Standardmodell zur Beschreibung des Funktionierens eines Marktes. Es beruht auf den Hypothesen, dass sich die Angebots- und Nachfrageentscheidungen der beiden Marktseiten in Abhängigkeit vom Preis durch die jeweiligen Kurven darstellen lassen und dass sich tendenziell ein Gleichgewichtszustand einstellen wird. 8 Es ist ein Modell, also eine stark vereinfachte, auf die wesentlichen Aspekte reduzierte Darstellung komplexer realer Zusammenhänge, in graphischer Form aufbereitet. Wie bei allen Modellen bleiben dabei Zusammenhänge, die möglicherweise für das untersuchte Phänomen (das Funktionieren des Partialmarktes) ebenfalls von Bedeutung sind, außer Acht (etwa die Rolle der Information über die Qualität eines Gutes). Trotzdem stellt es ein äußerst wichtiges Analyseinstrument dar, das in vielen verschiedenen Bereichen (und in erweiterten Formen) interessante Einsichten liefert. 5. Aufgaben a) Überlegen Sie, wie sich die (Lage der) Angebotskurve eines Unternehmens ändert, wenn die Kosten pro eingesetzter Arbeitsstunde steigen. b) Wie ändert sich vermutlich die (Lage der) Marktnachfragekurve, wenn das Einkommen aller Haushalte steigt? c) Gegeben seien zwei individuelle Angebotskurven. x S1 = 2p, x S2 = 3p. Berechnen Sie die aggregierte Angebotsfunktion (Hinweis: bilden Sie x S1 + x S2 = ... und schreiben Sie xS statt x S1 + x S2 ) und die inverse Marktangebotskurve (Hinweis: lösen Sie die Gleichung für die Marktangebotskurve nach p auf). Illustrieren Sie die Vorgehensweise anhand einer Grafik. d) Gegeben seien xD 2 = 16 − 2p . zwei individuelle Marktnachfragekurven xD 1 = 8 − p, Berechnen Sie die Marktnachfragekurve und die inverse Marktnachfragekurve. (Hinweis: gehen Sie wie in c) vor.) Illustrieren Sie die Vorgehensweise anhand einer Grafik. (Zusatzüberlegung: Betrachten Sie den Fall, dass die zweite individuelle Nachfragekurve durch x D2 = 18 − 2p gegeben ist. Die aggregierte Nachfragekurve weist dann einen Knick bei p = 8 auf, weil für p > 8 die Nachfrage von Haushalt 1 null ist. Stellen Sie das Aggregationsproblem grafisch dar.) e) Die Marktangebotskurve für ein Gut lautet xS = 5p, die Marktnachfragekurve lautet xD = 24-3p. Bei welchen Werten von p und x herrscht Marktgleichgewicht? (Hinweis: setzen Sie x = xD = xS). Veranschaulichen Sie den Markt anhand einer Grafik. 9 6. Ergänzung: Produzenten- und Konsumentenrente (1) Wir kehren zurück zu den Abbildungen 1 und 2, mit deren Hilfe wir die Angebotsentscheidung eines Unternehmens beschrieben haben. Die Idee war, dass ein Unternehmen bei einem gegebenem (erwarteten) Marktpreis p überlegt, ob die Produktion und der Verkauf einer weiteren Einheit mindestens so viel erbringt, wie sie kostet. Für die tausendste Einheit entspricht dies der Frage ob MC (1000) größer (oder jedenfalls nicht kleiner) als p ist. Gewinnmaximierung erfordert Ausdehnung der Produktion bis zu jener Menge x , für die p = MC( x ) gilt. Wir können nun die Differenz zwischen p (Preis, zu dem eine Einheit verkauft wird) und den Grenzkosten MC(x), die eine beliebigen Einheit x ≤ x verursacht, als Beitrag dieser Einheit zur Produzentenrente (d. h. zum Gewinn bzw. zum Deckungsbeitrag) des Unternehmens bezeichnen. (Wenn etwa der Preis p = 800 beträgt, die tausendste Einheit (Grenz-)Kosten von 650 verursacht, so ist 150 der Beitrag der tausendsten Einheit zur Produzentenrente - zur Abdeckung der fixen Kosten bzw. zum Gewinn). Die gesamte Produzentenrente (gesamter Deckungsbeitrag) ergibt sich dann als Summe der Beiträge aller einzelnen Einheiten, die produziert werden. Die Abbildung 8 illustriert, wie sich die Produzentenrente erhöht, wenn der (Verkaufs-)preis von p auf p̂ steigt; nämlich um die Vierecksfläche pst p̂ . Wenn wir von der Betrachtung eines Unternehmens zum Marktangebot übergehen (Abbildung 3), so gilt genau das Gleiche: Statt der MC -Kurve in Abb. 8 denken wir uns nun die Marktangebotskurve, die analoge Fläche pst p̂ gibt den Zuwachs an aggregierter Produzentenrente bei einer Preiserhöhung von p zu p̂ an. 10 p Preis in Euro MC-Kurve = Angebotskurve S p^ p t s x Abbildung 8 = x x (2) Eine ähnliche Überlegung können wir auch für die Nachfrageseite (siehe Abb. 4 und Abb. 5) anstellen. Bei irgendeinem gegebenem Güterpreis p bezeichnen wir die Differenz zwischen MWP(x) und p , für x ≤ x , als Beitrag der Einheit x zur Konsumentenrente des Haushalts. (Um wieviel also z. B. die vierte Einheit dem Haushalt mehr wert ist, als er dafür bezahlen muss.) Die Summe der Beiträge aller Einheiten, die gekauft werden, ergibt dann die gesamte Konsumentenrente. Abb 9. illustriert, wie sich die Konsumentenrente erhöht, wenn der (Kauf-)Preis von p auf ~ p sinkt, nämlich um die Fläche ~ p mn p . Wie zuvor ergibt sich der Zuwachs der aggregierten Konsumentenrente aller Nachfrager, in dem wir in Abb. 9 statt der individuellen Nachfragekurve die Marktnachfragekurve betrachten. 11 p Preis in Euro p ~ p n m MWP-Kurve = Nachfragekurve D x Abbildung 9 (3) Schließlich, wenn wir Marktangebots- und Marktnachfrageseite zusammenfügen, können wir für jede verkaufte (und gekaufte) Einheit die Differenz zwischen der (marginalen) Zahlungsbereitschaft für diese Einheit und den (Grenz-)Kosten für diese Einheit als Beitrag dieser Einheit zum sozialen Überschuss (zur "Wohlfahrt") bezeichnen. Der gesamte soziale Überschuss für alle Nachfrager und Anbieter ergibt sich dann als die Summe der Beiträge aller einzelnen gehandelten Einheiten. Im Marktgleichgewicht ohne "Störung" (die etwa durch eine Steuer verursacht sein könnte) ist der soziale Überschuss gleich der Summe von Produzenten- und Konsumentenrente (Abb. 10).8 p Preis in Euro p0 x0 x Menge Abbildung 10 8 Offensichtlich gilt diese Aussage, wenn der Preis, den die Nachfrager zahlen (Konsumentenpreis) gleich dem ist, den die Anbieter erhalten (Produzentenpreis). Wenn eine Steuer zum letzteren dazukommt, trifft dies eben nicht zu. 12 Aufgabe: (i) Verwenden Sie die Aufgabe c) aus Abschnitt 5. Wie ändert sich die Produzentenrente des Anbieters 1 (Angebotskurve xS1 = 2p ), wenn der Preis von p = 10 auf p̂ = 12 steigt? (ii) Verwenden Sie die Aufgabe d) aus Abschnitt 5. Wie ändert sich die Konsumentenrente des Nachfragers 1 (Nachfragekurve xD1 = 8 − p ), wenn der Preis von p = 4 auf ~ p = 2 sinkt? (iii) Verwenden Sie die Aufgabe e) aus Abschnitt 5. Wie hoch ist der gesamte soziale Überschuss im Marktgleichgewicht? 13