4. Angebot und Nachfrage: Effizienz Literatur: Mankiw, Kap. 7 bis 9

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Einführung in die Volkswirtschaftslehre
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4. Angebot und Nachfrage: Effizienz
Literatur: Mankiw, Kap. 7 bis 9, Bofinger, Kap. 5.6
Wohlfahrtsökonomik:
Welche Allokation der Ressourcen soll angestrebt werden?
Wie beeinflusst eine Allokation der Ressourcen den Nutzen der Konsumenten und
Produzenten?
Der Nutzen der Konsumenten und die Konsumentenrente:
(a) zunächst: Jeder Konsument möchte höchstens eine Einheit des Gutes.
(Maximale) Zahlungsbereitschaft, z
Beispiel: Mieten einer Wohnung
Nutzen der Wohnung/Monat
>
Nutzen von 400€
Nutzen der Wohnung/Monat
<
Nutzen von 420€
Nutzen der Wohnung/Monat
=
Nutzen von 410€
⇒ Zahlungsbereitschaft z = 410€
Zahlungsbereitschaft ist Indikator für den Nutzen der Wohnung.
Vermieter verlangt p = 350€ ⇒ Wohnung mieten steigert Nutzen. Der
"Nutzenüberschuss" ist die
Konsumentenrente z - p = 410 – 350 = 60
Eine Einheit eines Gutes, für die der Konsument die Zahlungsbereitschaft z hat und
für die er p bezahlen muss, erzeugt eine Konsumentenrente von z - p .
(b) nun kann Konsument mehr als eine Einheit konsumieren. Was bedeutet
Konsumentenrente dann?
Beispiel: Sammlung von CD's einer bestimmten Musikrichtung
Prof. Norbert Schulz, Ph.D., Lehrstuhl für Strategie und Wettbewerb
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typischerweise fällt die Zahlungsbereitschaft für eine zusätzliche CD mit der Anzahl
der CD's, die man schon besitzt ("Gesetz vom fallenden Grenznutzen").
Konsumentenrente durch die Käufe der ersten 6 CD's zum Preis p entspricht der
Zahlungsbereitschaft
p
1 2 3
4
5
6 7
8
Anzahl
schattierten Fläche ( = Fläche zwischen der Nachfragekurve und dem Preis)
Allgemein
Zahlungsbereitschaft, Preis
p
Menge
Die Konsumentenrente für mehrere Konsumenten
•
ergibt sich als Summe der Konsumentenrenten der einzelnen Konsumenten und
•
entspricht graphisch der Fläche zwischen der Marktnachfragekurve und dem
Preis.
Die Konsumentenrente ist ein Maß für den Nutzen, der bei den Nachfragern durch
den Kauf des Gutes entsteht.
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Entsprechend ist die Produzentenrente ein Maß für den Nutzen, der bei den
Anbietern durch den Verkauf des Gutes entsteht.
Beispiel: Vermietung einer Wohnung (Reservationspreis)
Nutzen der Wohnung/Monat in anderer Verwendung
>
Nutzen von 290€
Nutzen der Wohnung/Monat in anderer Verwendung
<
Nutzen von 310€
Nutzen der Wohnung/Monat in anderer Verwendung
=
Nutzen von 300€
⇒Reservationspreis r = 300€ = Opportunitätskosten der Wohnung
Wenn Vermieter den Preis p = 350€ erhält, entsteht die Produzentenrente p - r = 50€.
Reservationspreis, Preis
350
p = 300
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Menge
Eine Einheit eines Gutes, für die ein Anbieter den Reservationspreis r hat und für die
er den Preis p erhält, erzeugt die Produzentenrente p - r .
Übertragung auf mehrere Einheiten eines Gutes und mehrere Anbieter ist analog zur
Konsumentenrente.
Ziel eines fiktiven "sozialen Planers": Maximierung der Gesamtrente
Gesamtrente = Konsumentenrente + Produzentenrente = sozialer Überschuss
Beachte:
Konsumentenrente = Güterwert der Käufer – Bezahlung durch Käufer
Produzentenrente = Bezahlung durch Käufer – Opportunitätskosten der Verkäufer
⇒ sozialer Überschuss = Güterwert der Käufer – Opportunitätskosten der Verkäufer
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= "Nutzen" – "Kosten"
Daraus folgt: der soziale Überschuss ist unabhängig vom Preis. Es kommt nur auf
die Menge an. Welche Menge sollte der soziale Planer wählen?
Zahlungsbereitschaft, Reservationspreis
Menge
q
Sozialer Überschuss (Gesamtrente) bei der Menge q entspricht der schattierten
Fläche. Der soziale Überschuss ist am größten, wenn die Gleichgewichtsmenge
bereitgestellt wird.
Zahlungsbereitschaft, Reservationspreis
q*
Menge
⇒ wir brauchen keinen sozialen Planer. Das Wechselspiel von Angebot und
Nachfrage erzeugt einen Preis, bei dem insgesamt die Menge bereitgestellt wird, die
gleichzeitig den sozialen Überschuss maximiert.
Eigenschaften dieser Allokation:
•
Die Nachfrager mit den höchsten Zahlungsbereitschaften bekommen das Gut.
•
Die Anbieter mit den niedrigsten Opportunitätskosten stellen das Gut bereit.
•
Für jede angebotene Einheit des Gutes gilt, dass die Zahlungsbereitschaft eines
Nachfragers die Opportunitätskosten eines Anbieters übersteigt.
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Was ist nun Effizienz? Eine Allokation eines Gutes ist (Pareto) effizient, wenn
•
eine andere Verteilung der gesamten produzierten Gütermenge auf die
Konsumenten nicht den Nutzen eines Konsumenten erhöhen kann ohne
den Nutzen eines anderen Konsumenten zu senken,
•
eine andere Verteilung der gesamten produzierten Gütermenge auf die
Anbieter die Opportunitätskosten nicht senken kann und
•
eine höhere gesamte produzierte Gütermenge höhere Nutzeneinbußen
durch zusätzliche Opportunitätskosten erzeugt, als den Nutzenzuwächsen
durch die zusätzliche Gütermenge entspricht.
Die Allokation im Gleichgewicht erfüllt diese Bedingungen! ⇒ Das Marktergebnis ist
effizient!
Dieser Effizienzbegriff nimmt keinen Bezug auf monetäre Größen!
In unserem einfachen Fall ist das Ziel, eine effiziente Allokation zu finden, und das
Ziel, eine Allokation zu finden, die den sozialen Überschuss maximiert, äquivalent.
Dies ist jedoch nicht allgemeingültig (→Mikroökonomik). In dieser Veranstaltung
werden die Begriffe als äquivalent benutzt.
Anwendung 1: Kosten einer Steuer
Zahlungsbereitschaft, Reservationspreis, Preis
t
Menge
Verlust an sozialem Überschuss = "Wohlfahrtsverlust" = dead weight loss
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Anwendung 2: wer gewinnt und wer verliert bei internationalem Handel?
Autarkie:
Zahlungsbereitschaft, Reservationspreis
p*
q*
Menge
Internationaler Handel, Weltmarktpreis p
Fall p > p*
Zahlungsbereitschaft, Reservationspreis
A
p
B
p*
F
D
C
Export
Menge
Unternehmen gewinnen Produzentenrente B + D + F
Konsumenten verlieren Konsumentenrente B + D
⇒ Nettogewinn an sozialem Überschuss F
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Fall p < p*
Zahlungsbereitschaft, Reservationspreis
A
p*
B
C
p
Import
Menge
Inländische Unternehmen verlieren Produzentenrente B
Konsumenten gewinnen Konsumentenrente B + C
⇒ Nettogewinn an sozialem Überschuss C
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