Seminararbeit zum Thema: „Das Lemons-Problem: Zur Theorie des Marktversagens durch uninformierte Verbraucher“ Im Rahmen des Seminars „Verbraucherpolitik: Informationsökonomische Grundlagen und neue Herausforderungen auf IuK-Märkten“ Im WS 2005 / 06 bei Prof. Dr. Christian Wey Fakultät VIII Wirtschaft und Management Institut für Volkswirtschaftslehre Lehrgebiet Netzwerke und IuK-Ökonomie vorgelegt von: Katja Lindner I Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS..................................................................................... I EINLEITUNG...................................................................................................... 1 1 DAS LEMONS-PROBLEM ............................................................................. 1 1.1 BEISPIEL AUTOMARKT .................................................................................. 1 1.1.1 Asymmetrische Informationen ............................................................ 2 1.1.2 Symmetrische Informationen.............................................................. 4 1.2 BEISPIEL VERSICHERUNGSMARKT ................................................................. 5 1.3 BEISPIEL ARBEITSMARKT.............................................................................. 6 1.3.1 Pareto-Ineffizienz ............................................................................... 7 1.3.2 Adverse Selektion .............................................................................. 8 1.3.3 Multiple Gleichgewichte.................................................................... 11 2 VERSCHIEDENE GÜTERARTEN ................................................................ 12 2.1 GÜTER OHNE LEMONS-PROBLEME .............................................................. 13 2.1.1 Erfahrungsgüter................................................................................ 13 2.1.2 Markengüter ..................................................................................... 13 2.2 GÜTER MIT LEMONS-PROBLEMEN ............................................................... 13 2.2.1 Güter, deren Konsum potentielle Gefahren mit sich bringt............... 13 2.2.2 Güter, die man selten kauft und deren Qualität erst nach Kauf beobachtbar ist.......................................................................................... 14 3 SELBSTHILFEMECHANISMEN DES MARKTES........................................ 14 3.1 SIGNALLING(INFORMATIONSÜBERTRAGUNG) ................................................ 14 3.1.1 Garantien ......................................................................................... 14 3.1.2 Werbung........................................................................................... 15 3.1.3 Reputation........................................................................................ 15 3.2 SCREENING(INFORMATIONSNACHFRAGE)..................................................... 16 3.2.1 Experten........................................................................................... 16 4 STAATLICHE REGULIERUNG .................................................................... 16 4.1 PRODUKTPOLITIK ....................................................................................... 17 II 4.1.1 Normen und Standards .................................................................... 17 4.2 INFORMATIONSPOLITIK .............................................................................. 17 4.2.1 Das Verbraucherinformationsgesetz ................................................ 18 4.2.2 Bildung von Qualitätskategorien....................................................... 18 ZUSAMMENFASSUNG ................................................................................... 19 LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................. 20 1 Einleitung Liegen in einem Markt Informationsasymmetrien vor, so kann dies weit reichende Folgen haben, wobei die adverse Selektion eine Form des Marktversagens darstellt. Diese Form des Marktversagens wird bei Betrachtung des LemonsProblems unterstellt. Im Folgenden werden drei Marktmodelle vorgestellt, die die Theorie des Marktversagens durch uninformierte Verbraucher darstellen. Betrachtet werden hierbei der Automarkt, der Versicherungsmarkt und der Arbeitsmarkt. Anschließend werden die Güterarten danach klassifiziert, ob sie frei von Lemons-Problemen sind oder nicht. Abschließend werden noch einige Lösungsansätze vorgestellt, die das Lemons-Problem beheben können. Hierbei ist zwischen den Selbsthilfemechanismen des Marktes und der staatlichen Regulierung zu unterscheiden. 1 Das Lemons-Problem Das Lemons-Problem basiert auf einer Informationsasymmetrie. Eine solche Informationsasymmetrie bezeichnet die ungleiche Verteilung von Informationen zwischen mehreren Marktakteuren. Liegt eine asymmetrische Informationsverteilung vor, so muss es folglich bei mindestens einem Marktakteur Informationsmängel geben, d.h. mindestens ein Marktakteur verfügt nicht über vollkommene Informationen. Eine adverse Selektion ist die Folge. Sie tritt auf, wenn eine Handelsentscheidung eines informierten Individuums von seinen unbeobachtbaren Eigenschaften abhängt und die uninformierten Marktteilnehmer dadurch benachteiligt werden(vgl. Mas-Collel, Whinston,Green 1995, 436). 1.1 Beispiel Automarkt Angenommen an einem Automarkt existieren nur vier verschiedene Arten von Autos: neue und gebrauchte Autos, die entweder gut oder schlecht(„lemons“) sind. Die Individuen in diesem Markt kaufen sich neue Autos ohne zu wissen, ob es sich um ein gutes oder schlechtes Auto handelt. Sie wissen nur, dass es sich mit einer Wahrscheinlichkeit von q um ein gutes Auto handelt und mit einer 2 Wahrscheinlichkeit von (1 - q) um ein schlechtes. q ist demnach der Anteil der guten produzierten Autos, (1 - q) der Anteil der produzierten lemons. Über die Zeit hinweg können die Neuwagenbesitzer einschätzen, ob es sich bei ihrem Wagen um ein lemon handelt oder nicht. Diese Einschätzung ist um einiges präziser als ihre ursprüngliche Schätzung q, weil die Besitzer während des Gebrauchs des Fahrzeugs die Qualität zum Beispiel an der Häufigkeit der benötigten Reparaturen ausmachen können. Dadurch entwickelt sich eine Informationsasymmetrie: Die Verkäufer haben mehr Wissen über die Qualität eines Autos als die Käufer, so dass die Käufer nicht zwischen guten und schlechten Autos unterscheiden können. Die guten und schlechten Autos werden demnach zum gleichen Preis verkauft werden müssen. Dieser Marktpreis spiegelt nur die niedrige durchschnittliche Qualität der am Markt gehandelten Autos wider und es gelingt nicht, für bessere Qualität einen höheren Preis durchzusetzen. Die asymmetrische Information führt deshalb dazu, dass Märkte für gut erhaltene gebrauchte Autos nicht existieren, und dass nur Lemons-Märkte übrig bleiben. Es kommt zu einer Verdrängung der guten Autos durch die schlechten Autos(adverse Selektion). Obwohl es Marktakteure gibt, die ihre noch gut erhaltenen Gebrauchtwagen verkaufen wollen und genügend potentielle Käufer vorhanden sind, die bereit wären dafür den geforderten Preis zu zahlen, kommt der Markt für gute Qualitäten nicht zustande. Ein möglicher Tauschgewinn aus gegenseitig vorteilhaften Tauschgeschäften kann nicht realisiert werden(vgl. Akerlof 1970, 489). 1.1.1 Asymmetrische Informationen Existieren nun mehr als zwei Qualitätsarten, kann es aufgrund der asymmetrischen Informationsverteilung vorkommen, dass überhaupt kein Markt existiert. Die schlechten Autos verdrängen die weniger schlechten, diese wiederum die mittleren Qualitäten und diese wiederum die guten. Diese Abfolge ist für beliebig viele Qualitätsarten vorstellbar(vgl. Akerlof 1970, 490). Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen hängt maßgeblich von zwei Faktoren ab: dem Preis p des Gebrauchtwagens und der durchschnittlichen Qualität der gehandelten Fahrzeuge µ. Es gilt: Q d = D(p, µ ) . 3 Sowohl das Angebot als auch die durchschnittliche Qualität µ sind abhängig vom Preis, so dass gilt: µ = µ(p) und S = S(p) . Niedrige Preise sprechen hierbei auch für eine niedrige Qualität. Im Gleichgewicht muss gelten, dass das Angebot gleich der Nachfrage ist: S(p) = D(p, µ(p)) Gegeben seien zwei Händlergruppen, Gruppe 1 und Gruppe 2, mit den folgenden Nutzenfunktionen: n n 3 U1 = M + ∑ x i und U2 = M + ∑ x i i=1 i=1 2 M: Konsum anderer Güter(keine Autos) xi: Qualität des i-ten Autos n: Anzahl aller Automobile Weiterhin ist anzunehmen, dass Gruppe 1 N Autos mit gleichmäßig verteilter Qualität x ( 0 ≤ x ≤ 2 ) besitzt, Gruppe 2 über kein Auto verfügt und dass M einheitlich ist. Y1 und Y2 bezeichnen das Einkommen der Händler der jeweiligen Gruppe, wobei diese das Einkommen aus den Automobilverkäufen beinhalten. Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen ist die Summe der Nachfragen beider Gruppen. Die Nachfrage der Händler der Gruppe 1 sieht folgendermaßen aus: D1 = Y1 p für µ > p für µ < p D1 = 0 Die Angebotsfunktion von Händlern der Gruppe 1 wird abgebildet durch S1 = p N 2 mit einer durchschnittlichen Qualität µ = für p ≤ 2 p . 2 Die Nachfrage der Händler der Gruppe 2 ist D2 = Y2 p D2 = 0 für 3 µ>p 2 für 3 µ<p 2 4 Für die Angebotsfunktion von Händlern der Gruppe 2 gilt: S2 = 0 Dadurch ergibt sich die Gesamtnachfrage D(p, µ ) = D(p, µ ) = Y1 + Y2 p Y2 p für µ < p < D(p, µ ) = 0 Da die durchschnittliche Qualität µ = für p < µ für p > 3 µ 2 3 µ. 2 p beträgt, kann man anhand der Gesamt2 nachfrage erkennen, dass bei keinem Preis ein Geschäft zustande kommt, da p> 3 µ ist. Es existiert kein Markt für Gebrauchtwagen, obwohl es für einen 2 beliebigen Preis zwischen 0 und 3 Händler der Gruppe 1 gibt, die ihr Fahrzeug verkaufen möchten und diese auch von Händlern der Gruppe 2 gekauft werden würden(vgl. Akerlof 1970, 491). 1.1.2 Symmetrische Informationen Im Falle symmetrischer Informationen ergeben sich einige Änderungen für die Angebots- und Nachfragefunktionen: S(p) = N für p > 1 S(p) = 0 für p < 1 und D(p ) = D(p ) = Y1 + Y2 p Y2 p für p < 1 für 1 < p < D(p) = 0 für p > 3 2 3 2 Im Gleichgewicht ergeben sich die folgenden Preise: für Y2 < N p =1 p= Y2 N für 2 Y2 < N < Y2 3 5 p= 3 2 für N < 2 Y2 . 3 Wenn eine symmetrische Informationsverteilung vorliegt, existiert demnach ein Markt für Gebrauchtwagen. Haben die Händler der Gruppe 1 und der Gruppe 2 die gleiche Wahrscheinlichkeitsschätzung über die Qualität der einzelnen Fahrzeuge, so ändert sich das Gleichgewicht nicht. Der Preis p würde in diesem Fall den erwarteten Preis einer Qualitätseinheit darstellen(vgl. Akerlof 1970, 492). 1.2 Beispiel Versicherungsmarkt Betrachtet man den Markt für Krankenversicherungen, so liegt auch hier eine asymmetrische Informationsverteilung vor. Ein Antragsteller kann viel besser einschätzen, wie oft er von einer Krankenversicherung Gebrauch machen würde. Seitens des Versicherungsunternehmens liegen jedoch Informationsmängel vor, da sie vor Vertragsschluss nicht beurteilen können, wie anfällig der potentielle Versicherte für Krankheiten ist. Aufgrund dieser Informationsmängel ist es der Versicherung nicht möglich, die Prämie der Versicherungspolice an der tatsächlichen Qualität(d.h. hohe Prämien für Versicherte, die die Leistungen oft in Anspruch nehmen) des Versicherten auszurichten. Die Versicherung erwartet stattdessen eine durchschnittliche Qualität des Versicherten und bietet dafür durchschnittliche Prämien an. Diese Prämien sind für die Versicherten guter Qualität zu hoch, da sie von den Leistungen der Krankenversicherung selten Gebrauch machen und sich die Zahlung der Prämie für sie nicht lohnt. Dies führt dazu, dass die Versicherten guter Qualität die für sie zu teure Versicherungspolicen nicht nachfragen und somit die durchschnittliche Qualität der Versicherten eines Versicherungsunternehmens sinkt. Dadurch müssen die Versicherungen ihre Prämien weiter erhöhen, um weiterhin kostendeckend versichern zu können. Es kommt zu einem Verdrängungsprozess der Versicherten guter Qualitäten durch die Versicherten schlechter Qualitäten(adverse Selektion). Obwohl seitens der Versicherten guter Qualität eine Nachfrage nach Versicherungsleistungen zu niedrigen Prämien besteht, können Versicherungsunternehmen ihnen dies nicht anbieten. Der Grund hierfür ist die asymmetrische Informationsverteilung. Die Versicherungsunternehmen können die Versicherten guter und schlechter Qualität vor Vertragsschluss nicht unterscheiden und kön- 6 nen somit auch keine Versicherungsleistung zu niedrigen Prämien anbieten, weil diese auch von den Versicherten schlechter Qualität nachgefragt werden würde(vgl. Akerlof 1970, 493). 1.3 Beispiel Arbeitsmarkt Auch auf dem Arbeitsmarkt liegen Informationsasymmetrien vor. Ein Bewerber weiß mehr über seine eigenen Fähigkeiten als das potentiell einstellende Unternehmen. Es liegen demnach Informationsmängel seitens der Unternehmen vor, weil diese die Fähigkeiten und die damit verbundene Produktivität von Bewerbern nicht einschätzen bzw. beobachten können. Es soll das folgende Arbeitsmarktmodell betrachtet werden: Es existieren viele identische Unternehmen, die Arbeitskräfte einstellen können. Jedes Unternehmen produziert die gleichen Outputs, wobei die Arbeitskraft der einzige Input ist. Der Preis für den Output eines Unternehmens ist 1. Die Arbeiter eines Unternehmens unterscheiden sich in ihrer Produktivität. In diesem Zusammenhang stellt θ die Anzahl der Outputeinheiten dar, die ein Arbeiter für das Unternehmen produziert bei dem er eingestellt wird. Es wird zwischen zwei Typen von Arbeitern unterschieden: Arbeiter mit einer Produktivität θ oder einer Produktivität θ , wobei gilt: 0 ≤ θ < θ < ∞ . Die Gesamtanzahl der Arbeiter beträgt N. Die Arbeiter haben die Wahl zwischen der Arbeit in einem Unternehmen oder Zuhause, wobei angenommen wird, dass die Arbeiter des Typs θ Verdienste in Höhe von r (θ) erlangen, wenn sie Zuhause arbeiten. Diese Verdienste stellen die Opportunitätskosten eines Arbeiters dar. Deshalb werden sie nur bei einem Unternehmen arbeiten, wenn dafür einen Lohn erhalten, der größer oder gleich den Verdiensten der Heimarbeit ist. Angenommen die Produktivität der Arbeiter ist öffentlich beobachtbar, dann ergibt sich ein pareto-optimales Wettbewerbsgleichgewicht w * (θ ) = θ für jedes θ . Die Menge der eingestellten Arbeiter ist somit Whinston,Green 1995, 438). {θ : r (θ) ≤ θ} (vgl. Mas-Collel, 7 Ist jedoch die Produktivität nicht beobachtbar, so kann von den Unternehmen nicht für die einzelnen Produktivitäten ein entsprechender Lohnsatz gebildet werden. Der Lohnsatz muss also unabhängig von der Produktivität eines Arbeiters sein und somit kann auch nur ein Lohnsatz w für alle Arbeiter existieren. Die Menge der Arbeiter, die sich entscheiden bei einem Unternehmen tätig zu werden ist somit Θ(w ) = {θ : r (θ) ≤ w}. Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften richtet sich nach der durchschnittlichen Qualität µ der eingestellten Arbeiter: ⎧0 ⎪ z(w ) = ⎨ [0, ∞] ⎪∞ ⎩ für µ < w für µ = w für µ > w. Wenn die Menge der eingestellten Arbeiter in einem Wettbewerbsgleichgewicht Θ * ist und die Einschätzung der Unternehmen bezüglich der durchschnittlichen Produktivität den wirklichen Wert µ widerspiegelt, so muss gelten: µ = E[θ | θ ∈ Θ *] Daraus folgt, dass in einem Gleichgewicht die Nachfrage nach Arbeitskraft nur gleich dem Angebot ist, wenn gilt: w = E[θ | θ ∈ Θ *] Dies führt zu dem folgenden Lohnsatz und der Menge der eingestellten Arbeiter in einem Wettbewerbsgleichgewicht bei asymmetrischer Information(vgl. MasCollel, Whinston,Green 1995, 439): Θ* = {θ : r (θ) ≤ w *} w * = E[θ | θ ∈ Θ *] 1.3.1 Pareto-Ineffizienz Typischerweise ist dieses Gleichgewicht nicht pareto-optimal. Um dies zu zeigen, wird angenommen, dass jeder Arbeiter Zuhause gleich produktiv ist, d.h. r (θ) = r für alle θ . Am Markt existieren Arbeiter mit Produktivitäten r < θ oder r > θ . Eine pareto-optimale Allokation wäre gegeben, wenn die Arbeiter mit einer Produktivität θ ≥ r in einem Unternehmen arbeiten und die Arbeiter mit einer Produktivität θ < r eine Einstellung ablehnen. Aufgrund der asymmetrischen Informationsverteilung wird diese Allokation im Gleichgewicht nicht erreicht. 8 Vielmehr gibt es im Gleichgewicht zwei mögliche Werte für die Menge der eingestellten Arbeiter Θ * : Bei gegebenem Lohnsatz w * = E[θ | θ ∈ Θ(w )] = E[θ] werden alle Arbeiter eine Einstellung in einer Firma annehmen, wenn E[θ] > r ist. Gilt allerdings E[θ] < r , dann werden alle Arbeiter Zuhause arbeiten, d.h. Θ* = ∅ . Welches der beiden Gleichgewichte auftreten wird, hängt von der Verteilung der Arbeiter guter und schlechter Qualität ab. Ist der Anteil der weniger Produktiven hoch, so ist die durchschnittliche Produktivität der Arbeiter gering. Den Arbeitern wird somit von den Unternehmen kein Lohnsatz angeboten, zu dem sie bereit wären in einem Unternehmen zu arbeiten. Im Vergleich zur pareto-optimalen Allokation werden in diesem Fall zu wenig Arbeiter angestellt. Wenn die durchschnittliche Produktivität der Arbeiter allerdings hoch ist, d.h. es existieren viele Arbeiter hoher Produktivität am Markt, dann werden die angebotenen Löhne so hoch sein, dass die Arbeiter sie akzeptieren. In diesem Fall werden im Vergleich zur pareto-optimalen Allokation zu viele Arbeiter eingestellt. Der Grund dieses Marktversagens liegt darin, dass die Unternehmen nicht zwischen den Arbeitern verschiedener Produktivitäten unterscheiden können. Deshalb ist der Markt nicht in der Lage die Arbeiter effizient auf Unternehmen und Heimarbeit zu verteilen(vgl. Mas-Collel, Whinston,Green 1995, 440). Marktversagen kann allerdings auch auftreten, wenn die pareto-optimale Allokation nicht vorsieht, dass die Arbeiter auf Unternehmen und Heimarbeit zu verteilen sind, sondern dass alle Arbeiter für ein Unternehmen arbeiten sollten. Dieser Fall wird im nächsten Abschnitt betrachtet. 1.3.2 Adverse Selektion Variiert der Verdienst der Heimarbeit r (θ) mit der Produktivität θ , so hängt die durchschnittliche Produktivität der eingestellten Arbeiter von dem Lohn ab. Eine adverse Selektion kann in diesem Fall auftreten, d.h. dass nur weniger produktive Arbeiter bereit sind das Beschäftigungsangebot in einem Unternehmen zu einem bestimmten Lohn anzunehmen. [ ] Angenommen es gilt r (θ) < θ für alle θ ∈ θ, θ und r (⋅) ist eine streng monoton steigende Funktion. Die erste Annahme impliziert, dass bei einer pareto- 9 optimalen Allokation alle Arbeiter in einem Unternehmen eingestellt sind. Die zweite Annahme sagt aus, dass Arbeiter, die im Unternehmen produktiver sind, auch Zuhause produktiver arbeiten. Aufgrund dieser Annahme entsteht eine adverse Selektion: Weil die Verdienste bei Heimarbeit für produktivere Arbeiter größer sind, werden bei gegebenem Lohnsatz w nur die weniger produktiven Arbeiter in einem Unternehmen arbeiten, deren Verdienst Zuhause geringer ist als im Unternehmen( r (θ) < w ). Der Erwartungswert der Produktivität der Arbeiter E hängt nun von dem Lohnsatz ab. Steigt dieser, so werden mehr produktive Arbeiter bereit sein in einem Unternehmen zu arbeiten. Dadurch steigt die durchschnittliche Produktivität der eingestellten Arbeiter. Im Gleichgewicht existiert demnach ein Lohnsatz in Höhe von w * = E[θ | r (θ) ≤ w *]. Die folgende Abbildung dient der Ermittlung des Lohnsatzes im Gleichgewicht w*. 45° θ E[θ] • • w* θ E[θ | r (θ) ≤ w ] • r (θ) θ w* () rθ θ w _______________________________________________________________ Abb. 1: Ein Wettbewerbsgleichgewicht mit adverser Selektion Der Graph der Funktion stellt die Werte von E[θ | r (θ) ≤ w *] in Anhängigkeit des Lohnsatzes w dar. Diese Funktion gibt den Erwartungswert der Produktivität θ der eingestellten Arbeiter bei gegebenem Lohn w an. Bei steigenden Lohnsät- () zen zwischen r (θ) und r θ ist auch die Funktion ansteigend. Des Weiteren hat 10 sie einen minimalen Wert von θ , wenn w = r (θ) ist und erreicht seinen maxima- () len Wert E[θ] , wenn w ≥ r θ ist. Die Lohnrate im Wettbewerbsgleichgewicht kann nun ermittelt werden, wobei nur die Punkte in Frage kommen, in denen die Funktion des Erwartungswertes die 45°-Linie schneidet. Nur in diesem Punkt ist die schon erwähnte Gleichgewichtsbedingung w * = E[θ | r (θ) ≤ w *] erfüllt. Die sich daraus ergebende Menge der angestellten Arbeiter ist Θ* = {θ : r (θ) ≤ w *} und ihre durchschnittliche Produktivität entspricht genau w*. Hieraus lässt sich erkennen, dass das Marktgleichgewicht nicht gezwungenermaßen effizient ist. Das Problem liegt darin, dass die produktivsten Arbeiter nur dann bereit sind in einem Unternehmen zu arbeiten, wenn sie mindestens einen () Lohn in Höhe von r θ erhalten. Weil die Unternehmen aber nicht in der Lage sind zwischen den verschiedenen Arbeitertypen zu unterscheiden, erwarten () diese von jedem Bewerber eine Produktivität E[θ] < r θ . Das Vorhandensein von genügend Arbeitern niedriger Produktivität erzwingt somit einen Lohnsatz, () der geringer ist als r θ . Dadurch werden die produktiven Arbeiter vom Markt verdrängt. Als Folge daraus sinkt die durchschnittliche Produktivität der Arbeitskräfte und die Unternehmen werden den angebotenen Lohnsatz verringern. Durch diesen Prozess werden wiederum Arbeiter vom Markt verdrängt. Dieser Prozess der Verdrängung kann sehr weit gehen. Wie in dem Modell des Automarktes kann es sogar soweit kommen, dass kein Arbeiter angestellt wird, obwohl das soziale Optimum eine Einstellung aller Arbeiter erfordert. Dieser Fall ist in der folgenden Abbildung dargestellt. 11 45° θ E[θ] • E[θ | r (θ) ≤ w ] • w* = θ r (θ) = θ () rθ θ w _______________________________________________________________ Abb. 2: Komplettes Marktversagen Im dargestellten Fall gilt r (θ) = θ und r (θ) < θ für alle anderen Produktivitäten θ . Der Lohnsatz im Gleichgewicht ist w * = θ und nur Arbeiter mit einer Produktivität θ sind bereit in einem Unternehmen zu arbeiten. Die adverse Selektion führt dazu, dass im Wesentlichen kein Arbeiter eingestellt wird(vgl. Mas-Collel, Whinston,Green 1995, 442). 1.3.3 Multiple Gleichgewichte Unser zuvor definiertes Gleichgewicht muss nicht gezwungenermaßen eindeutig sein. Die Abbildung 3 zeigt den Fall multipler Gleichgewichte im Arbeitsmarktmodell. In der Abbildung ist der Fall von drei Gleichgewichten mit strikt positiven Einstellungsniveaus dargestellt. Multiple Gleichgewichte können auftreten, weil es praktisch keine Restriktionen für den Anstieg der Funktion E[θ | r (θ) ≤ w ] gibt. Bei jedem Lohnsatz w hängt dieser Anstieg von der Dichte der Arbeiter ab, die bezüglich der Arbeit in einem Unternehmen indifferent sind. Der Anstieg der Funktion kann demnach stark variieren, wenn die Dichte variiert. 12 45° θ E[θ] • • E[θ | r (θ) ≤ w ] • θ • • r (θ) w' w 3 * θ w w1 * w 2 * _______________________________________________________________ Abb. 3: Multiple Wettbewerbsgleichgewichte Die Gleichgewichte in Abbildung 3 können pareto-ranked sein. Die Unternehmen erhalten in jedem Gleichgewicht einen Erlös in Höhe von null, aber die eingestellten Arbeiter sind besser gestellt, wenn die Lohnrate höher ist. Daraus ergibt sich, dass das Gleichgewicht mit dem höchsten Lohnsatz alle anderen Gleichgewichte pareto-dominiert. Das Auftreten eines dominierten Gleichgewichts mit niedrigem Lohnsatz wird durch Koordinationsversagen verursacht. Der Lohn ist zu gering, weil die Unternehmen erwarten, dass die Produktivität der Arbeiter gering ist. Gleichzeitig sind nur die weniger produktiven Arbeiter bereit im Unternehmen tätig zu werden, weil die Lohnrate so gering ist(vgl. MasCollel, Whinston,Green 1995, 443). 2 Verschiedene Güterarten Das Lemons-Problem ist kein allgemeines Problem der Marktwirtschaft, weil das Problem der asymmetrischen Informationsverteilung bei der weitaus überwiegenden Zahl der Güter nicht existiert. Nachfolgend werden die Güter danach klassifiziert, ob sie zu Lemons-Problemen führen oder nicht. 13 2.1 Güter ohne Lemons-Probleme Zwei Güterarten, bei denen keine Lemons-Probleme auftreten sind die Erfahrungs- und die Markengüter, die im Folgenden dargestellt werden. 2.1.1 Erfahrungsgüter Erfahrungsgüter sind Güter, die wiederholt gekauft werden. Durch den wiederholten Kauf wird den Konsumenten ermöglicht, die Produktqualität beim Konsum des Gutes zu erfahren und diese Erfahrung beim nächsten Kauf zu berücksichtigen. Ein Beispiel für Geschäfte mit Erfahrungsgütern sind Geschäfte mit Stammkundschaft. Erfahrungsgüter sind frei von Lemons-Problemen(vgl. Sinn 2003, 284). 2.1.2 Markengüter Wenn Güter beispielsweise eine lange Nutzungsdauer haben und beim nächsten Kauf bereits neue Modelle angeboten werden, sind Wiederholungskäufe nicht möglich. Der Konsum von Markengütern kann hierbei Abhilfe schaffen. Hierbei steht die Marke für ein bestimmtes Qualitätssegment. Kauft man ein anderes Modell oder andere Güter eine Marke, so kommt es zu Wiederholungen, die einem die Informationsgewinnung erleichtern und somit helfen, das Informationsproblem zu vermeiden(vgl. Sinn 2003, 285). 2.2 Güter mit Lemons-Problemen Im Folgenden werden zwei Güterarten vorgestellt, die zu Lemons-Problemen führen. 2.2.1 Güter, deren Konsum potentielle Gefahren mit sich bringt Bei dieser Art von Gütern helfen auch wiederholte Käufe in aller Regel nicht, um Erfahrungen zu sammeln, weil mögliche Schäden nur sehr selten auftreten. Der Qualitätsmangel der Güter kann schwerwiegende Folgen haben, aber trotzdem 14 ist es nicht möglich, durch eigenes Probieren den Umfang der Gefahr herauszufinden. Als Beispiel ist hier das BSE-Problem zu nennen(vgl. Sinn 2003, 286). 2.2.2 Güter, die man selten kauft und deren Qualität erst nach Kauf beobachtbar ist Wenn diese Art von Gütern einen zu geringen Wertumfang haben, so dass es sich nicht lohnt externe Informationen über die Qualität einzuholen, handelt es sich oft um Lemon-Produkte. Als Beispiele sind hier Schnürsenkel oder Pinsel zu nennen(vgl. Sinn 2003, 286). 3 Selbsthilfemechanismen des Marktes Der Markt hat eine große Zahl von Selbsthilfemechanismen entwickelt, die das Lemons-Problem beheben können. Hierbei ist zwischen dem Signalling und dem Screening zu unterscheiden. 3.1 Signalling(Informationsübertragung) Signalling bedeutet, dass die besser informierte Marktseite Informationen bereitstellt, um die asymmetrische Informationsverteilung zu beheben. Dies kann mit Hilfe von Garantien, Werbung oder Reputation erfolgen. Auch im Arbeitsmarktmodell haben die Bewerber die Möglichkeit des Signallings. Als Beispiel ist hier die Ausbildung zu nennen. Durch die Ausbildung versuchen die Bewerber ihre hohe Produktivität zu signalisieren. Die Ausbildung führt allerdings auch zu Kosten(z.B. Geld, Zeit), den so genannten signalling costs. Diese Kosten müssen allerdings negativ korreliert mit der Produktivität der Bewerber sein. Andernfalls würde jeder Bewerber in gleicher Weise in seine Ausbildung investieren, so dass eine Unterscheidung der Bewerber nach ihren Produktivitäten wiederum nicht möglich ist(vgl. Spence 1973, 358). 3.1.1 Garantien Die Garantie ermöglicht einen funktionierenden Qualitätswettbewerb, indem sie glaubhaft macht, dass man eine hohe Produktqualität anzubieten hat. Die Un- 15 ternehmen, die Garantien anbieten sind somit in der Lage höhere Preise für ihre Güter zu fordern, weil durch eine Garantie eine höhere Qualität des Gutes glaubhaft gemacht werden kann. Eine Garantie ist allerdings nur nützlich, wenn der Verbraucher glaubt, dass der Verkäufer gefunden werden kann und von der Garantie in der Zukunft auch Gebrauch gemacht werden kann. Typischerweise werden Garantien nur für Güter angeboten, deren Lebensdauer nicht davon abhängt wie ein Verbraucher das Gut benutzt. Aufgrund der Garantien haben die Verbraucher einen Anreiz zu einem nachlässigen Umgang mit den durch die Garantie geschützten Gütern. Dies stellt ein Problem der Garantien dar1(vgl. Carlton, Perloff 2000, 427). 3.1.2 Werbung Zu den Selbsthilfemechanismen des Marktes gehört zweifellos auch die Werbung. Eine informative, die Produkteigenschaften zutreffend beschreibende Werbung hilft, das Lemons-Problem in Schach zu halten und Märkte für bessere Qualitäten zu etablieren. Vor allem die vergleichende Werbung ist sinnvoll, weil sie gezwungen ist objektiv und informativ zu sein, weil die Konkurrenten dies gegenseitig überwachen. Dadurch wird der Produktvergleich durch den Verbraucher wirksam gestützt(vgl. Sinn 2003, 286). 3.1.3 Reputation Ein Unternehmen kann sich auf seinen guten Ruf(Reputation) stützen, um zu signalisieren, dass seine Güter von hoher Qualität sind. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass eine Reputation leicht zu etablieren ist, wenn ein Markt besteht, an dem dieselben Verbraucher und Unternehmen regelmäßig Geschäfte tätigen. Sind diese Geschäfte jedoch unregelmäßig, dann sind Reputationen schwerer zu etablieren(vgl. Carlton, Perloff 2000, 427). 1 Das Problem ist unter der Bezeichnung moral hazard bekannt. 16 3.2 Screening(Informationsnachfrage) Screening bedeutet, dass die schlechter informierte Marktseite seinen Informationsstand verbessert und somit die Informationsasymmetrie behebt. Die Informationen können beispielsweise bei Experten2 eingeholt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Selbst-Information. Hierbei informiert sich die Marktseite selbständig über die andere Marktseite. Dies geschieht jedoch nur bis die Grenzkosten der Informationsbeschaffung gleich dem Grenznutzen sind. Auch im Arbeitsmarktmodell gibt es die Möglichkeit des Screenings für die Unternehmen. Hierbei werden den Bewerbern unterschiedliche Arbeitsverträge angeboten, die nicht nur einen bestimmten Lohn festlegen, sondern auch einen bestimmten Aufgaben-Level, dass die Arbeiter erfüllen müssen. Dieser Aufgaben-Level kann z.B. mit der Anzahl der Arbeitsstunden variieren oder könnte die Geschwindigkeit einer Produktionslinie eines Unternehmens repräsentieren. Mit Hilfe der unterschiedlichen Verträge können nun die produktiven von den weniger produktiven Bewerbern unterschieden werden. Diese asymmetrische Informationsverteilung ist somit behoben(vgl. Mas-Collel, Whinston,Green 1995, 466). 3.2.1 Experten Ein unvoreingenommener Dritter(Experte) kann den Konsumenten verlässliche Informationen bereitstellen und somit die Informationsasymmetrie beseitigen. Diese objektiven Informationen sind allerdings selten, weil es sich bei der Information um ein öffentliches Gut handelt. Ein öffentliches Gut wird dadurch charakterisiert, dass es anderen ohne zusätzliche Kosten bereitgestellt werden kann, nachdem ein Einzelner es konsumiert hat(vgl. Carlton, Perloff 2000, 427). 4 Staatliche Regulierung Der Staat hat auch Möglichkeiten mit Hilfe seiner Politik das Lemons-Problem einzudämmen. Zu unterscheiden sind hierbei die Produkt- und die Informationspolitik. Die Produktpolitik umfasst die direkte Regulierung von Produkteigenschaften wie z.B. der Produktsicherheit. Die Informationspolitik hingegen um2 Siehe Abschnitt 3.2.1 17 fasst die Förderung der Bereitstellung korrekter Informationen bezüglich des Produkts, z.B. der Treibstoffverbrauch von Autos. 4.1 Produktpolitik Die Produktpolitik umfasst die Festlegung von Normen und Standards. Sie hat zwei Effekte: Zum einen wird die Produktvielfalt geringer werden3, wodurch diejenigen eingeschränkt werden, die das verbotene Gut gerne konsumiert hätten. Zum anderen werden die Verbraucher davor geschützt, dass sie unwissend ein Gut konsumieren, das sie nicht gewählt hätten, wenn sie informiert gewesen wären. Es muss eine Abwägung zwischen der Heterogenität der Vorlieben und Einkommen der Konsumenten und ihrem Mangel an Informationen erfolgen (vgl. Shapiro 1983, 539). 4.1.1 Normen und Standards Durch eine direkte Kontrolle und die Festlegung von Qualitätsuntergrenzen versucht der Staat das Lemons-Problem in den Griff zu bekommen. Obwohl Normen die Konsumentensouveränität erheblich einschränken, kann man allerdings nicht behaupten, dass sie grundsätzlich die Konsumentensouveränität verletzen. Ein Nachteil dieser Lösung ist, dass die Fachleute, die die Normen und Standards festlegen, die Präferenzen der Konsumenten nicht kennen und außerdem alle Konsumenten über einen Kamm scheren müssen. Der Vorteil liegt darin, dass die Fachleute objektiv die Gefahren besser einschätzen können und eine rationale Entscheidung über das Ausmaß der Gefährdung treffen können(vgl. Sinn 2003, 287). 4.2 Informationspolitik Die Informationspolitik stellt eine Alternative zur Produktpolitik und der damit verbundenen Bevormundung der Verbraucher4 dar. Die Produktion und Aufnahme von Informationen ist zwar kostspielig, jedoch wird dadurch der Markt 3 Die Güter schlechter Qualitäten werden typischerweise eliminiert. In diesem Zusammenhang ist die Bevormundung der Verbraucher durch Normen und Standards gemeint. 4 18 unmittelbar durch die Präferenzen der Verbraucher gesteuert. Echte Information liegt allerdings erst vor, wenn eine Informationsaufbereitung und -verarbeitung erfolgte. Werden die benötigten Informationen zur Verfügung gestellt, so wird die asymmetrische Informationsverteilung beseitigt und das Lemons-Problem gelöst. 4.2.1 Das Verbraucherinformationsgesetz Das Verbraucherinformationsgesetz verpflichtet die öffentlichen oder öffentlich finanzierten Behörden, die mit Verbraucherschutzaufgaben betraut sind, zur angefragten Übermittlung der ihnen vorliegenden Produktinformationen. Des Weiteren sind die Behörden dazu verpflichtet, bei Verstößen gegen verbraucherschützende Normen die Öffentlichkeit zu informieren. Es ist allerdings unklar, wie die Behörden an die Informationen gelangen sollen. Außerdem greift das Gesetz zu kurz. Das Informationsrecht der Verbraucher gegenüber den Behörden nützt nicht viel, weil die Behörden dieses Recht gegenüber den Unternehmen nicht haben. Die Behörden werden auch nicht dazu verpflichtet, Informationen überhaupt einzuholen(vgl. Sinn 2003, 290). 4.2.2 Bildung von Qualitätskategorien Mit Hilfe von Qualitätskategorien zwischen denen der Verbraucher wählen kann, werden die Verbraucher besser informiert. Dabei ist zu beachten, dass bei der Bildung mehrere Qualitätsstufen geschaffen werden, woraus eine echte Informationsfunktion resultiert. Es würden sich am Markt unterschiedliche Preise für alle Stufen herausbilden und die Verbraucher könnten frei zwischen den Qualitätsstufen wählen. Die Qualitätssiegel müssen allerdings nach einheitlichen Regeln vergeben werden, weil sie ansonsten keine glaubhaften Informationsträger sind. Diese Siegel können eine hohe Produktqualität glaubhaft machen. Dadurch wird das Lemons-Problem einer Reduktion der Qualität unter das präferierte Niveau vermieden(vgl. Sinn 2003, 291). 19 Zusammenfassung Das Lemons-Problem ist durchaus ein gravierendes Problem der Marktwirtschaft, allerdings vorausgesetzt es tritt auf. Die Folgen der adversen Selektion können sogar so weit reichen, dass gar kein Markt existiert. Dies wurde anhand der Modelle gezeigt. Allerdings wurde in Abschnitt 2 gezeigt, dass nicht alle Güterarten dem Lemons-Problem unterliegen. Des Weiteren hat der Markt auch Selbsthilfemechanismen entwickelt, die das Lemons-Problem beheben. Kann dieses trotzdem nicht behoben werden, so gibt es immer noch die Möglichkeit staatlicher Eingriffe, wobei unter dem Aspekt der Konsumentensouveränität die Informationspolitik der Produktpolitik grundsätzlich vorzuziehen ist. 20 Literaturverzeichnis AKERLOF, G. (1970), The Market for Lemons: Quality Uncertainty and the Market Mechanism, Quarterly Journal of Economics 84, 488-500. CARLTON, D.W./PERLOFF, J.M. (2000), Modern Industrial Organization, New York, Paris. MAS-COLLEL, A./WHINSTON, M.D./GREEN, J.R. (1995), Microeconomic Theory, New York. SHAPIRO, C. (1983), Consumer Protection Policy in the United States, Journal of Institutional and Theoretical Economics 139, 527 – 544. SINN, H.-W. (2003), Verbraucherschutz als Staatsaufgabe, Perspektiven der Wirtschaftspolitik 4, 281-294. SPENCE, M. (1973), Job Market Signalling, Quarterly Journal of Economic 87, 355-374.