IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte LVA-Leiterin: Ana-Maria Vasilache Einheit 6/I: Märkte und Wohlfahrt (Kapitel 9) Märkte und Wohlfahrt • Fragestellung: Ist die zum Gleichgewichtspreis produzierte und konsumierte Menge zu klein, zu groß oder gerade richtig (=sozial optimal)? Liegt eine effiziente Ressourcenallokation vor? • Instrument: Mir der Wohlfahrtsökonomik kann bestimmt werden, wie die Allokation (=Verteilung) von Ressourcen die Wohlfahrt einer Gesellschaft beeinflusst. • Ergebnis: Generell maximiert die Ressourcenallokation des freien Marktgleichgewichts den Gesamtnutzen (=soziale Wohlfahrt) der Gesellschaft und ist als effizient zu betrachten. Warum? Vorteil der KonsumentInnen (=Konsumentenrente) und der ProduzentInnen (=Produzentenrente) ist maximal! IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 2 Die Konsumentenrente • Definition: Die Konsumentenrente (KR) ist die Differenz zwischen dem Betrag, den der jeweilige Konsument für ein Gut zu zahlen bereit ist (=marginale Zahlungsbereitschaft) und dem tatsächlich bezahlten Preis, aufsummiert über alle KonsumentInnen. • Interpretation: Die Konsumentenrente ist der gesamte Nettovorteil, den die KonsumentInnen über den von ihnen für ein Gut bezahlten Betrag hinaus erzielen. – Aggregierter Nettovorteil der KonsumentInnen! • Graphisch: Entspricht der Fläche unterhalb der inversen Nachfragekurve PD(Q) und oberhalb des Marktpreises P, begrenzt durch die Gleichgewichtsmenge. IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 3 Die Zahlungsbereitschaft (graphisch) Abbildung 1: Die Konsumentenrente ist die Differenz zwischen der Zahlungsbereitschaft und dem zu bezahlenden Preis. IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 4 Die Zahlungsbereitschaft des Individuums Die Nachfragekurve Q(P) … • Gibt an, wie viele Einheiten eines Gutes zum jeweiligen Preis nachgefragt werden. Die inverse Nachfragekurve P(Q) … • Gibt an, wie viel eine Konsumentin maximal bereit ist, für die jeweilige Menge eines Gutes zu bezahlen. • Kann als Kurve der marginalen Zahlungsbereitschaft interpretiert werden. IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 5 Die Konsumenterente (graphisch) Abbildung 2: Die Konsumentenrente entspricht der Fläche unterhalb der inversen Nachfragekurve und oberhalb des Preises (begrenzt durch die Menge). IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 6 Die Berechnung der Konsumentenrente • 1. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels graphischer Darstellung: Fläche des Dreiecks nur bei linearer Nachfragekurve möglich! [ PD (0) − P′] ⋅ Q′ KR (Q′, P′) = 2 • 2. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels Integralrechnung: Q′ KR (Q′, P′) = ∫ PD (Q)dQ − P′Q′ 0 IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 7 Die Produzentenrente • Definition: Summe der Differenz zwischen dem Marktpreis eines Gutes und den Grenzkosten der Produktion über alle von einem Unternehmen (bzw. Markt) produzierten Einheiten. – Produzentenrente ≠ Gewinn! • Interpretation: Die Produzentenrente (PR) ist der gesamte Nettovorteil, den die ProduzentInnen aus der Produktion und dem Verkauf von Einheiten eines Gutes, mit Produktionskosten geringer als der Marktpreis erzielen können. – Aggregierter Nettovorteil der ProduzentInnen! • Graphisch: Entspricht der Fläche oberhalb der inversen Angebotskurve PS(Q) und unterhalb des Marktpreises P, begrenzt durch die Gleichgewichtsmenge. IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 8 Die Produzentenrente (graphisch) Abbildung 3: Die Produzentenrente entspricht der Fläche oberhalb der inversen Angebotskurve und unterhalb des Preises (begrenzt durch die Menge). IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 9 Die Kosten eines Unternehmens Die Angebotskurve Q(P) … • Gibt an, wie viele Einheiten eines Gutes zum jeweiligen Preis angeboten werden (entspricht den Grenzkosten). Die inverse Angebotskurve P(Q) bzw. GC(Q) … • Gibt an, wie viel einem Unternehmen die jeweilige Menge eines Gutes kostet. • Kann als Kurve der Grenzkosten interpretiert werden. Am vollkommenen Wettbewerbsmarkt sprechen wir von der kurzfristigen Angebotskurve (die langfristige ist horizontal)! IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 10 Die Berechnung der Produzentenrente • 1. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels graphischer Darstellung: Fläche des Dreiecks nur bei linearer Angebotskurve möglich! PR(Q′, P′) = • 2. Möglichkeit: [ P′ − PS (0)] ⋅ Q′ 2 PR(Q´,P´) = R(Q) – VC(Q) – Die Fläche unterhalb der GC-Kurve entspricht dem VC. • 3. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels Integralrechnung: Q′ PR(Q′, P′) = P′Q′ − ∫ PS (Q)dQ 0 IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 11 Die Nettowohlfahrt • Definition: Summe der Differenz zwischen dem Betrag den die jeweilige Konsumentin für ein Gut zu zahlen bereit ist und den Grenzkosten der Produktion dieses Gutes über alle KonsumentInnen bzw. Unternehmen. • Interpretation: Die Nettowohlfahrt (NW) ist der gesamte Nettovorteil bzw. Nutzen den die ProduzentInnen und die KonsumentInnen aus ihrer Marktteilnahmen erzielen. – Aggregierter Nettovorteil der Gesellschaft! • Graphisch: Entspricht der gesamten Fläche zwischen der inversen Nachfragekurve und der inversen Angebotskurve begrenzt durch die Gleichgewichtsmenge. IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 12 Die Nettowohlfahrt (graphisch) Abbildung 4: Die Nettowohlfahrt entspricht der gesamten Fläche zwischen der inversen Nachfragekurve und der inversen Angebotskurve. IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 13 Die Berechnung der Nettowohlfahrt • 1. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels graphischer Darstellung: NW (Q′, P′) = KR(Q′, P′) + PR(Q′, P′) – Nur bei linearer Angebotskurve und linearer Nachfragekurve möglich! – Nur wenn der Preis, den die KonsumentInnen bezahlen, dem Preis den die Produzenten erhalten, entspricht keine Verzerrung durch Steuern! • 2. Möglichkeit: Flächenberechnung mittels Integralrechnung: Q′ NW (Q′, P′) = ∫ [ PD (Q ) − PS (Q )]dQ 0 IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 14 Übung 1: Berechnung der Konsumentenrente, Produzentenrente und Nettowohlfahrt 4 QD ( P ) = 8 − P 3 QS ( P) = −2 + 2 P KR, PR, NW = ? IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 15 Die Effizienz des Marktgleichgewichts Werden in einem freien Marktgleichgewicht die Ressourcen effizient verteilt? • Freie Märkte teilen das Güterangebot jenen KonsumentInnen zu, die es – gemessen an ihrer Zahlungsbereitschaft – am höchsten bewerten. • Freie Märkte teilen die Güternachfrage jenen ProduzentInnen zu, die mit den niedrigsten Kosten produzieren. Die produzierte und konsumierte Menge im Marktgleichgewicht führt zur maximalen Nettowohlfahrt. Umverteilung kann die Nettowohlfahrt nicht erhöhen. Das Ergebnis ist effizient! IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 16 Die Effizienz des Marktgleichgewichts I (graphisch) Abbildung 5: Die Summe aus KR und PR entspricht der NW und ist maximal. IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 17 Die Effizienz des Marktgleichgewichts II (graphisch) Abbildung 6: Die Zahlungsbereitschaft des marginalen Konsumenten PD liegt über den Grenzkosten des marginalen Anbieters PS ; daher entsteht ein Nettowohlfahrtsverlust! IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 18 Die Effizienz des Marktgleichgewichts III (graphisch) Abbildung 7: Die Zahlungsbereitschaft des marginalen Konsumenten PD liegt unter den Grenzkosten des marginalen Anbieters PS ; daher entsteht ein Nettowohlfahrtsverlust! IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 19 Anwendungen … • Vergleich von Marktformen (vollkommener Wettbewerb, Monopol,…) • Wohlfahrtseffekte von Höchst- und Mindestpreisen • Wohlfahrtseffekte von Steuern • Wohlfahrtseffekte von Handelsliberalisierung, Zöllen, Subventionen • Umverteilungseffekte von wirtschaftspolitischen Maßnahmen (Gewinner, Verlierer) IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 20 Bewertung von Markteingriffen • Ohne (staatliche) Markteingriffe kaufen und verkaufen Konsumenten und Produzenten zum herrschenden Marktpreis (NW ist maximal). • Wirtschaftspolitische Maßnahmen ändern die freien Marktergebnisse und somit auch die Wohlfahrt. • Diese Marktinterventionen bringen zumeist sowohl Gewinner als auch Verlierer. • Die Bewertung der Interventionen erfolgt durch die Messung der Veränderung der KR, der PR bzw. der NW im Vergleich zum nichtregulierten Wettbewerbsmarkt. IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 21 Beispiel I: Wohlfahrtswirkung eines Höchstpreises Abbildung 8: Wohlfahrtswirkung eines Höchstpreises IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 22 Erläuterung … • Veränderung der KR: Teil der KonsumentInnen ist besser gestellt, da Pmax < P* (+A). Andere KonsumentInnen sind schlechter gestellt, da sie das Gut nicht mehr kaufen können (– B). • Veränderung der PR: Alle ProduzentInnen verlieren: Diejenigen, die im Markt bleiben verlieren (– A) und jene, die aus dem Markt austreten verlieren (– C). • Veränderung der NW: Ist der Gewinn der KonsumentInnen größer als ∆KR + ∆PR = ( A − B) + (− A − C ) = − B − C der Verlust der ProduzentInnen? Der Höchstpreis führt zu einem Nettowohlfahrtsverlust! IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 23 Übung 2: Wohlfahrtswirkung eines Höchstpreises 4 QD ( P ) = 8 − P 3 QS ( P) = −2 + 2 P Q* = 4 P* = 3 KR = 6 PR = 4 Einführung eines Höchstpreises von P MAX = 2 KR, PR, NW ? IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 24 Beispiel II: Wohlfahrtswirkung eines Mindestpreises Abbildung 9: Wohlfahrtswirkung eines Mindestpreises IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 25 Erläuterung … • Veränderung der KR: Alle KonsumentInnen verlieren: Diejenigen, die im Markt bleiben verlieren (– A) und jene, die aus dem Markt austreten verlieren (– B). • Veränderung der PR: Teil der ProduzentInnen ist besser gestellt, da Pmin > P* (+A). Andere ProduzentInnen sind schlechter gestellt, da sie das Gut nicht mehr produzieren können (– C). • Veränderung der NW: Ist der Gewinn der ProduzentInnen größer als der Verlust der KonsumentInnen? ∆KR + ∆PR = (− A − B ) + (− A − C ) = − B − C Der Mindestpreis führt zu einem Nettowohlfahrtsverlust! IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 26 Ausnahmen bestätigen die Regel • Da die Summe aus KR und PR im Gleichgewicht des Wettbewerbsmarktes maximal ist, ist dieser effizient und keine (staatliche) Intervention notwendig. • Liegen jedoch Marktversagen vor (d.h. die Preise senden „falsche“ Signale an die Konsumenten und Produzenten), so ist das Gleichgewicht des Wettbewerbsmarktes ineffizient! Staatliche Markteingriffe können bei Vorliegen von Marktversagen notwendig und gerechtfertigt sein! IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 27 Gründe für Marktversagen • Externe Effekte: Kosten oder Nutzen, die durch die Produktion oder durch den Konsum entstehen und nicht über den Marktpreis abgegolten werden (z. B.: Umweltverschmutzung, Lärmbelästigung). • Informationsasymmetrie: KonsumentInnen sind nicht vollständig über die Eigenschaften eines Gutes informiert und können folglich keine nutzenmaximierende Konsumentscheidung treffen (z. B.: gentechnisch veränderte Inhalte in Lebensmitteln). • Öffentliche Güter: Güter, die durch die Eigenschaften Nicht-Ausschließbarkeit und Nicht-Rivalität gekennzeichnet sind, wodurch das Problem des „FreeRiding“ (=Trittbrettfahrer-Verhalten) entsteht (z. B.: Straßenbeleuchtung). IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 28 Fragen??? IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte 29