Gesunde Chips

Werbung
27
DNA-Marker
Gesunde
Chips
Praktische Labormedizin plus
Forschung: Das synlab-MVZ in
Heidelberg nimmt teil an der
weltweiten Suche nach genetischen
Risikofaktoren des Herzinfarkts.
„Herzinfarkt-Gene“ werden zunehmend als Risikofaktor
für Herzinfarkte oder koronare Herzerkrankungen diskutiert. Bisher unbekannte genetische Determinanten
könnten nahezu die Hälfte des individuellen Herzinfarktrisikos ausmachen, vermuten Wissenschaftler.
Das Fachblatt Nature Genetics veröffentlichte in der Februar-Ausgabe neue Erkenntnisse zu diesem Thema. In
einer groß angelegten Studie identifizierten die Autoren
– Prof. Jeanette Erdmann und Prof. Heribert Schunkert
von der Universität Lübeck – unter anderem auf den
Chromosomen 3 und 12 Gene, deren Varianten mit dem
Herzinfarkt korreliert werden.
Viele neue Fragen zur Pathogenese
Die Forscher untersuchten das gesamte menschliche Genom bei 1200 Patienten mit Herzinfarkt und einer gleich
großen Anzahl von gesunden Probanden mit einer Million genetischer Marker. Jeder DNA-Marker steht für einen winzigen Chromsomenabschnitt und kann bei jedem
Menschen in Varianten vorkommen. Erdmann, Schunkert und Kollegen errechneten dann, welche Varianten
bei Herzinfarktpatienten gehäuft vorkommen. Um dies
statistisch abzusichern, wurden Kontrolluntersuchungen
an weiteren 25 000 Patienten und gesunden Personen
durchgeführt, die das Ergebnis signifikant bestätigten.
Für ihre Arbeit griffen Erdmann et al. auch auf Daten der
LURIC-Studie zurück (Ludwigshafen Risk
and Cardiovascular Health Study), die von
Prof. Winfried März, Ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des synlab-MVZ für Labordiagnostik Heidelberg, und Kollegen durchgeführt wird. Die Studie
sammelt zahlreiche klinische und biochemische
Informationen von zirka 3 500 Probanden, darunter
Entzündungsmarker, Lipoproteine oder Gerinnungsparameter. „Wir sehen immer klarer, wie wenig wir die
Entstehungsmechanismen des Herzinfarktes bisher verstanden haben“, kommentiert LURIC-Studienleiter Prof.
Winfried März die aktuellen Ergebnisse. Kaum eines der
neu identifizierten Herzinfarkt-Gene passe in die etablierten Vorstellungen hinein. Die Frage, warum jährlich
rund 750 000 Menschen in Europa an einem Herzinfarkt
sterben, müsse neu gestellt werden. „Wahrscheinlich tun
sich dabei völlig neue Wege auf.“
Ansätze für Prophylaxe und Therapie
Neue Erkenntnisse zu den Mechanismen der Entstehung
des Herzinfarkts bedingen indes auch neue Ansätze für
Prophylaxe und Therapie. Die Details herauszuarbeiten,
sei nun eine Herausforderung für Hunderte von Forschern
weltweit. Das synlab-MVZ in Heidelberg führt dazu genomweite Assoziationsanalysen mit der Chiptechnologie
durch. Mit diesen Studien zu genetischen Risikofaktoren
des Herzinfarkts sollen allgemein gültige Erfahrungen in
der Erforschung der Pathogenese multifaktorieller Erkrankungen gesammelt werden, erklärt die Labormedizinerin Dr. Martina Edoga. Ziel sei die schnelle Umsetzung
wissenschaftlicher Erkenntnisse in die tägliche Praxis. Davon profitieren könnten auch andere medizinische Fachbereiche wie etwa die Onkologie, Rheumatologie oder
Hämatologie.
Die Gen-Chips stellt das amerikanische Biotech-Unternehmen Affymetrix Inc. im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Konsortiums „AtheroRemo“
zur Verfügung. Bernd Harder
3_2009
Herunterladen