Pharmakologisches Neuroenhancement: Zwischen planbarem Wissenstransfer und nicht intendierten Rückwirkungen Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb Kick-Off-Meeting ELSA Wissenstransfer 12./13. Mai 2014, Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie „Pharmakologisches (Neuro-) Enhancement“ Definition: Pharmakologisches (Neuro-) Enhancement beschreibt den Ge-/ Missbrauch psychoaktiver Substanzen durch Gesunde mit dem Ziel der Verbesserung der eigenen kognitiven Leistungsfähigkeit (z.B. Vigilanz, Konzentration, Gedächtnis, Stimmung). Lieb K (2010), Artemis & Winkler Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie „Hirndoping“ Definition: „Hirndoping” bezeichnet den Missbrauch einer Subkategorie von Substanzen zur geistigen Leistungssteigerung. Dazu zählen: verschreibungspflichtige Medikamente illegale Drogen Lieb K (2010), Artemis & Winkler Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Prävalenzen Deutschland Mainzer Survey: Einnahme verschreibungspflichtiger Stimulantien unter deutschen Schülern und Studenten: ca. 1,3 % Einnahme leistungssteigernder Substanzen (Koffeintabletten, verschreibungspflichtige und/oder illegale Substanzen) innerhalb des letzten Jahres bei Anwendung von RRT: ca. 20% Hisbus-Befragung: ca. 5% der Studenten haben schon einmal „Hirndoping“ betrieben DAK Report: ca. 5% der Arbeitnehmer haben schon einmal pharmakologisches Neuroenhancement betrieben („Einnahme von Medikamenten“) Franke et al., 2011, Pharmacopsychiatry Dietz et al., 2013, Pharmacotherapy Middendorf et al., 2012, HIS: Forum Hochschule DAK Gesundheitsreport 2009 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Konsum von (Psycho-) Stimulantien bei Studierenden in den USA + Kanada Meta-Analyse von 21 Studien in USA (+ Kanada) Prävalenzrate des generellen Missbrauchs von Stimulantien (nicht gezielt/ ausschließlich zum pharmakologischen Neuroenhancement): 5 – 9% an High Schools 5 – 35% an Colleges 16 – 26% an Universitäten Wilens et al., 2008, JAACAP Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfer zu Pharmakologischem Neuroenhancement Pharmakologisches Neuroenhancement ist ein relevantes Phänomen mit - Potentialen - Risiken - Offenen ethischen Fragen Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse beeinflusst individuelle und kollektive Meinungsbildungsprozesse Notwendigkeit der Analyse der Wissenstransferprozesse Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Konzeption Verbundprojekt: „Pharmakologisches Neuroenhancement: Zwischen planbarem Wissenstransfer und nicht intendierten Rückwirkungen“ Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Zentrale Forschungsfragen: Wie sieht der Wissenstransferprozess beim Thema Neuroenhancement aus? Welche Akteure sind am Wissenstransfer beteiligt und welche Rolle spielen sie? Wie sind die Prozesse ethisch zu bewerten? Inwieweit sind im Wissenstransferprozess Probleme auszumachen und wie können diese gegebenenfalls gelöst werden? Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Forschungsverbund Teilprojekt 1 Teilprojektleitung Fokus Univ.-Prof. Dr. Klaus Lieb, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz Med./ psychosozialer Hintergrund Dr. Dr. Andreas G. Franke, Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung, Hochschule Neubrandenburg 2 3 • • • Ärzte Apotheker Wissenschaftler PD Dr. Elisabeth Hildt, Philosophisches Seminar, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Ethischer Hintergrund Univ.-Prof. Dr. Oliver Quiring, Institut für Publizistik, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Kommunikationswiss. Hintergrund • • • • • Konsumenten und Nicht-Konsumenten Journalisten Medienberichterstattung Online-Foren Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Thesen Wissenstransfer ist ein rekursiver Prozess Die Rolle der am Wissenstransfer beteiligten Akteure ist weitgehend unklar Interessenkonflikte beeinflussen den Wissenstransfer An den Schnittstellen des Wissenstransfer entstehen ethisch relevante Fragestellungen, die differenzierten Lösungen zugeführt werden müssen Die Entwicklung eines allgemeinen theoretischen Modells rekursiver Transferprozesse wird die Einordnung ähnlich gelagerter Prozesse in Zukunft erleichtern Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Produktion Ziele • Rolle der Wissenschaftler als „Wissensproduzenten“ beleuchten • Einstellungen zu pharmakologischen NE klären • Rekursive Prozesse aufdecken Methode • Standardisierte Online-Befragung von Wissenschaftlern, die zum Thema pharmakologisches NE publizieren Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Vermittlung Ziele Methoden • Rolle von Ärzten, Apothekern und Journalisten im Wissenstransferprozess beleuchten • Teilstrukturierte Befragung von 20 niedergelassenen Hausärzten und 20 Apothekern • Informationskanäle und Zugangswege zu Substanzen identifizieren • Quantitative Inhaltsanalyse der Presseberichterstattung zum pharmakologischen NE • Interessenkonflikte erkennen • Analyse thematischer OnlineForen • Teilstrukturierte Befragung von 30 Journalisten Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Rezeption Ziele • Wissensquellen, Kommunikationsprozesse, Einstellungen und ethische Reflexion zu pharmakologischem NE in der Bevölkerung identifizieren • Prävalenzen, Konsummuster und Einnahmemotive aufdecken • Langfristig: Konsumverhalten im Lebenslauf beobachten Methoden • Bevölkerungsrepräsentative, standardisierte Befragung (Faceto-Face, n = 1200) • Teilstrukturierte Befragung von (Nicht-) Konsumenten verschreibungspflichtiger und/oder illegaler Substanzen (n=100, in Kooperation mit der Gutenberg Brain Study) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Wissenstransfermodell Produktion Vermittlung Rezeption Ethik Ethik Ethik Forscher Medien/ Journalisten Ärzte Konsumenten Wissenstransfer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Ziele Den Wissenstransferprozess darstellen und gesellschaftliche Auswirkungen analysieren Prozesse ethisch bewerten Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Neuroenhancement und seiner Kommunikation in der Gesellschaft erarbeiten Durch die Formulierung eines allgemeinen theoretischen Modells rekursiver Transferprozesse die Einordnung ähnlich gelagerter Fälle in Zukunft erleichtern Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Klaus Lieb Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz E-Mail: [email protected]