Die häufigsten Erkrankungen von Fohlen in der Neugeborenenphase, analysiert am Patientengut der Ambulatorischen und Geburtshilflichen Tierklinik der vergangenen drei Jahre Veterinärmedizinische Fakultät Ruth Hagemann und Jessica Barth, 5. SJ, 2010 Projektarbeit im klinisch-praktischen Jahr an der Ambulatorischen u. Geburtshilflichen Tierklinik, Universitätstierklinikum der VMF, Universität Leipzig Betreuerin: TÄ Sophie Stoebe, Projektleiter: Prof. Dr. Axel Sobiraj Einleitung und Zielstellung Jahresvergleich Fohlen 2007 - 2009 35 30 Anzahl Fohlen Im Rahmen einer Projektarbeit im klinisch-praktischen Jahr wurde das Patientenaufkommen von stationär zur Einweisung und Aufnahme gekommener neugeborener Fohlen über drei Abfohlperioden ( 2007 bis 2009) anhand der Krankenakten retrospektiv ausgewertet. Die Ziele des Projektes beinhalteten, herauszufinden, wie die Verteilung der häufigsten Erkrankungen war, wie viele der Fohlen trotz intensiver Behandlung verstarben oder euthanasiert werden mussten und ob es eine quantitative und von der jeweiligen Erkrankung abhängige Häufung bei Hengstfohlen gab. Anzahl Fohlen 25 Todesfälle gesamt 20 Todesfälle ♂ 15 Todesfälle ♀ 10 Todesfälle unbekannt 5 0 Tiere, Material und Methoden 2007 2008 2009 Abbildung 4 Die häufigsten Komplikationen Anzahl der Fohlen Für das Projekt wurden die folgende Daten aus den Patientenakten der Jahre 2007, 2008 und 2009 in ein Tabellenkalkulationsprogramm (Excel 2003 Microsoft®) eingegeben und ausgewertet: Aufgetretene Erkrankungen, das Geschlecht, Komplikationen durch Begleiterkrankungen im Laufe des stationären Aufenthaltes und Ausgang der Erkrankungen (geheilt entlassen / gestorben bzw. euthansiert). 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 2007 2008 Urachusfistel Abbildung 5 2009 Diarrhoe beides Verteilung der Erkrankungen 25% Abbildung 1: Intensivpatient unter der “Warmluftdecke“ A-/ Hypogammaglobulinämie 28% Abbildung 2: Fohlen nach seiner Genesung und Entlassung Mekoniumobstipation Prämaturität Ergebniss e Diarrhoe 15% Sonstige Erkrankungen 9% 11% Abbildung 6 Erhobene Parameter bei Einlieferung gerötet Schleimhaut blassrosa Schleimhaut blass Schleimhaut Hyperthermie Hypothermie Leukopenie phys. Normothermie Abbildung 7 Leukozyten 70 60 50 40 30 20 10 0 Leukozytose Anzahl Tiere Im ausgewerteten Zeitraum wurden 77 Fohlen in der Tierklinik stationär aufgenommen. Davon waren 42 Tiere männlich, 30 weiblich und bei 5 Tieren war das Geschlecht nicht aus der Akte ersichtlich. Die Erkrankungen zeigten in allen drei Jahren eine sehr ähnliche Verteilung (Abb. 6). Am häufigsten lagen Fälle mit einer A- bzw. Hypogammaglobulinämie und daraus resultierender Sepsisgefahr vor. Von 25 Tieren, die eine Hypo-γ-Globulinämie aufwiesen, wurden 18 erfolgreich behandelt, zwei Fohlen wurden auf ausdrücklichen Halterwunsch vorzeitig entlassen, fünf verstarben in der Klinik. Des Weiteren traten zu etwa gleichen Teilen Fälle mit Prämaturität, Erkrankungen des Urogenitaltraktes, Diarrhöen sowie Mekoniumobstipationen auf. Von Letzteren waren mit 13 : 2 signifikant mehr Hengstfohlen betroffen. Von 14 prämaturen Fohlen verstarben vier. Erkrankung des Urogenitaltraktes 12% Gammaglobulinwerte bei Einlieferung 25 Abbildung 3: Vollblutgewinnung für die anschließende Plasma-Herstellung zur Therapie der A- bzw. Hypo-γ-Globulinämie Als weitere, wesentlich seltener auftretende Erkrankungen konnten septische Polyarthritiden, Aspirationspneumonien, Schlundverstopfungen, Fehlstellungen der Gliedmaßen, Peritonitiden, die Weißmuskelkrankheit und Koliken aufgrund eines Volvolus beobachtet werden. Es zeigte sich (Abb. 4), dass die Zahl der eingestellten Tiere in den drei Jahren nur unerhebliche Abweichungen bezüglich der Heilung aufwies. Insgesamt verstarben mit 11 von 16 Fohlen deutlich mehr männliche als weibliche Fohlen. In den Jahren 2008 und 2009 waren signifikant mehr männliche Fohlen betroffen. Von den insgesamt 77 Fohlen wiesen 27 bereits am Tag der Aufnahme mehr als eine Erkrankung auf. 31 Fohlen entwickelten Komplikationen im Verlauf ihres Klinikaufenthaltes. Den größten Anteil machten dabei Urachusfisteln und Durchfallerkrankungen aus (Abb. 5). Auffallend war, dass im Jahr 2009 doppelt so viele Fohlen als in den Vorjahren zu ihren Primärerkrankungen weitere Komplikationen entwickelt hatten. Anzahl Tiere 20 IgG 0 15 IgG < 400 IgG 400- 800 10 IgG > 800 5 0 Abbildung 8 Schlussfolgerungen Es ist festzuhalten, dass die häufigste Erkrankung der zur Einweisung gekommenen Fohlen die A- bzw. Hypo-Gammaglobulinämie war und als häufigste ZusatzKomplikationen Urachusfisteln und Durchfallerkrankungen auftraten. Die in der Literatur angegebene Häufung der Mekoniumobstipationen bei Hengstfohlen fand Bestätigung. Literatur KNOTTENBELT D., HOLDSTOCK N., MADIGAN J. Neonatologie der Pferde. München: Elsevier GmbH; 2007 DIETZ O., HUSKAMP B. Handbuch Pferdepraxis. Stuttgart: Enke Verlag; 2006