DAK-Gesundheitsprogramm Koronare Herzkrankheit Eine besondere Form der Gruppendynamik mit heilender Wirkung. DAK MAGAZIN fit!- spezial Kontraindikationen für Sport bei Koronarer Herzkrankheit Sport oder körperliche Aktivitäten nicht durchführen ohne fachärztliche Untersuchung sowie bei schwerer Erkrankung des Herzens wie zum Beispiel: n akutem Herzinfarkt, n akuter Herzmuskelentzündung oder Zeichen einer nicht ausreichend behandelten Herzmuskelschwäche, n schwerem Herzfehler, n nicht ausreichend behandeltem Bluthochdruck, n gefährlichen nicht ausreichend behandelten Herzrhythmusstörungen. Daneben können Medikamente, die bei einer KHK häufig verordnet werden, wie zum Beispiel Betarezeptorenblocker oder gerinnungshemmende Medikamente die Durchführung des Sports beeinflussen. Ein erstklassiges Angebot. Das DAK-Bewegungsprogramm. In Kooperation mit dem Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) e. V. hat die DAK als erste gesetzliche Krankenkasse ein biopsychosoziales Bewegungsprogramm für Herzpatienten implementiert – ein besonderes Angebot an die Teilnehmer des DAK-Gesundheitsprogramms Koronare Herzkrankheit (KHK). Ein kontrolliertes, standardisiertes Bewegungsprogramm wie das der DAK kann teilnehmende Patienten nachhaltig für Bewegung und Sport begeistern und ihnen dadurch zu mehr Gesundheitskompetenz verhelfen. Zudem sind die Patienten in der Gruppe aktiver und stärken sich gegenseitig. Das ist eine besondere Form der Gruppendynamik mit heilender Wirkung. Spezielle Kursinhalte Das DAK-Bewegungsprogramm besteht aus zehn Trainingseinheiten à 60 Minuten – jeweils einmal wöchentlich. Zum Einsatz kommen neben dosierter Ausdauerbelastung verschiedene Formen von Gymnastik sowie spielerische Elemente. Dabei wird primär die Ökonomisierung der Herz-KreislaufTätigkeit und eine positive Beeinflussung der Risikofaktoren erreicht. Zusätzlich werden Kenntnisse zum Thema KHK und Sport inklusive Ernährungsempfehlungen vermittelt. Das Programm ist nicht auf Leistung ausgelegt. Kursinhalte sind unter anderem Verbesserung der Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Koordination und Körperwahrnehmung sowie die Förderung der sozialen Kontakte. Kooperationspartner: Herausgeber: DAK Nagelsweg 27 – 31, 20097 Hamburg Internet: www.dak.de Die DAK-Arzthotline ist für Sie unter 0180 1 888488 zu erreichen. Montag bis Freitag von 08:00 Uhr bis 20:00 Uhr – 3,9 Cent/Minute aus dem Festnetz der Dt. Telekom. Max. 42 Cent/Minute bei Anrufen aus Mobilfunknetzen. Deutscher Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e.V. W980-0462 / Unsere Broschüre wurde 10/10 gedruckt. Nachträglich kann es z. B. durch Gesetzesänderungen zu abweichenden Regelungen kommen. Aktuelle Auskünfte erhalten Sie in Ihrem DAK-Servicezentrum. Länger besser leben ohne Herzinfarkt. Speziell für Patienten mit Koronarer Herzkrankheit haben die DAK und der DVGS e. V. ein neues Bewegungsprogramm entwickelt, das die Gesundheit der Teilnehmer nachweislich verbessert. Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen in den Industrienationen. Obwohl die positiven Effekte regelmäßiger Bewegung seit vielen Jahren belegt sind, bewegen sich die meisten Menschen viel zu wenig. Dabei reichen bereits 30 Minuten moderate Bewegung an drei Tagen der Woche aus, um das Risiko eine koronare Herzkrankheit zu erleiden stark zu vermindern. Herz und Gefäße aus, steigert die Immunabwehr und hilft dabei Muskulatur aufzubauen. Die körperliche Betätigung trägt auch dazu bei, Übergewicht und damit das Infarktrisiko zu verringern. Ein trainiertes Herz schlägt langsamer und kräftiger und bewegt so mehr Blut bei geringerem Sauerstoffbedarf. Ein Effekt, den auch die meisten Herzmedikamente hervorrufen – ganz ohne Nebenwirkungen. Viele glauben noch immer, sich bei Herzbeschwerden schonen zu müssen. Dabei verbessert regelmäßige körperliche Aktivität gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Allgemeinbefinden. Sie wirkt sich positiv auf Studien belegen eindrucksvoll, dass die Gefahr eines erneuten Herzinfarktes beziehungsweise eines Schlaganfalls sowie das Risiko gefährlicher Herzrhythmusstörungen bis hin zum Sterblichkeitsrisiko durch regel- mäßige Teilnahme an einer Sportgruppe gesenkt werden können. Daneben gibt es eine Reihe psychosozialer Effekte, die zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität und auch des weiteren Krankheitsverlaufs beitragen können. Durch die Erfahrung einer verbesserten Belastbarkeit gewinnen die Patienten neues Vertrauen in ihre körperliche Leistungsfähigkeit. In der Gruppe lassen sich krankheitsbedingte psychische Probleme und Ängste besser verarbeiten. Dies wirkt nicht zuletzt auch Vereinsamung und krankheitsbedingter Berufsunfähigkeit entgegen. DAK-Gesundheitsprogramm Koronare Herzkrankheit Die Interviewpartner: Ein Interview mit Prof. Dr. Gerhard Huber und Dr. Dieter Lagerstrøm über das Bewegungsprogramm der DAK in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) e. V. Was beinhaltet das Bewegungsprogramm für Herzpatienten? Dr. Dieter Lagerstrøm Deutsche Sporthochschule Köln Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin Am Sportpark Müngersdorf 6 50933 Köln Telefon: 0221 4982-5810 oder -5270 Fax: 0221 4912-906 E-Mail: [email protected] Dr. Lagerstrøm: Das Bewegungsprogramm umfasst insgesamt zehn Einheiten à 60 Minuten, die primär auf Sport und Bewegung ausgerichtet sind. Zusätzlich werden Kenntnisse zum Thema Koronare Herzkrankheit und Sport sowie Ernährungsempfehlungen vermittelt. Alle Programminhalte sind auf die speziellen Bedürfnisse von Herzpatienten und ihre Therapie abgestimmt. Im Mittelpunkt der körperlichen Aktivitäten stehen abwechslungsreiche Übungen und Spiele zur Förderung der Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination. Dazu gehören auch Geh- und Laufvariationen in der Natur wie Walken oder Nordic Walking. Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Bewegungsprogramm speziell für Herzpatienten zu entwickeln? Prof. Dr. Gerhard Huber ISSW der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 700 69120 Heidelberg Telefon: 06221 544211 Fax: 06221 544387 E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Huber: Früher galt körperliche Inaktivität nicht als eigenständiger Risikofaktor und man ging davon aus, dass nach einem Herzinfarkt kein Sport mehr möglich sei. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken umso höher, je weniger gut das Herz trainiert wird. Sport und Bewegung sind daher ein fester Bestandteil jeder Herz-Kreislauf-Behandlung. Regelmäßige Aktivität steigert selbst bei Patienten, die vor ihrem Herzinfarkt, einer Katheterdilatation oder einer Bypassoperation noch nie sportlich aktiv waren, die Leistungsfähigkeit. Das gilt sogar für Patienten mit Herzinsuffizienz. Worin unterscheidet sich das DAK-Bewegungsprogramm eigentlich vom allgemeinen Rehasport in sogenannten Herzsportgruppen? Dr. Lagerstrøm: Das DAK-Bewegungsprogramm wurde speziell für Patienten entwickelt, die bisher noch keinen Sport betrieben haben. Die Trainingsmodule sind so aufgebaut, dass die Aspekte Wissen, Handeln, Emotion berücksichtigt werden und neben dem Üben und Trainieren vor allem auch kognitive Aspekte im Vordergrund stehen. Das biopsychosoziale DAK-Bewegungsprogramm berücksichtigt den ganzen Menschen in seinem sozialen Umfeld und bietet als Hilfe zur Selbsthilfe den optimalen Einstieg in einen neuen aktiven Lebensstil. Wer nach der Teilnahme an einem 10-Wochenkurs weiter trainieren möchte, kann sich einer Herzsportgruppe anschließen oder mit dem neu gewonnen Wissen selbst aktiv bleiben. Wie können die medizinischen Werte, sprich die physischen Aspekte, durch das Bewegungsprogramm beeinflusst werden? Prof. Dr. Huber: Regelmäßiges Training verbessert die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit des Körpers durch Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz. Gleichzeitig wird die Belastungsgrenze ab der Herzbeschwerden eintreten angehoben, so dass die Häufigkeit von Beschwerden wie Brustenge (Angina pectoris) und Atemnot abnimmt. Sport verbessert aber auch die Sauerstoffaufnahme in der Muskulatur, was das Herz nachhaltig entlastet. Zahlreiche Studien belegen, dass regelmäßige Bewegung das Voranschreiten der koronaren Herzkrankheit vermindert und sogar eine Rückbildung atherosklerotischer Veränderungen der Herzkranzarterien möglich ist. Es ist davon auszugehen, dass sich die Zweitinfarktrate und die Herzkreislaufsterblichkeit reduzieren, die Lebenserwartung erhöht und die Lebensqualität verbessert. Physische Aspekte auf einen Blick Psychische Aspekte auf einen Blick Soziale Aspekte auf einen Blick n Blutdruckregulation und allgemeine Stimulierung des Herz-Kreislaufsystems n günstiger Einfluss auf das Körpergewicht n Verminderung des Risikos einen Herzinfarkt zu erleiden oder eine Herzschwäche zu entwickeln nSenkung der Blutzucker- und Blutfettwerte nErhalt oder (Wieder-)Gewinn von Kraft, Ausdauer und Koordination n Verbesserung der Körperwahrnehmung n Förderung der Motivation der Patienten nStressabbau nMinderung von Ängsten n Abbau von Depressionen n Nutzen der eigenen Stärken n Ablenkung vom „Problem“ n Förderung des Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls n Appell an die persönliche Verantwortung n Förderung der sozialen Unabhängigkeit n soziales Miteinander in einer Gruppe als Ergänzung oder Alternative zur Selbsthilfegruppe n positives, gemeinschaftliches Erleben von Bewegung und Sport n Teilnahme am gesellschaftlichen Leben Welchen Einfluss hat die beschriebene Lebensstilveränderung auf einen Herzpatienten auf psychischer Ebene? Prof. Dr. Huber: Regelmäßige Bewegung und Sport führen zu einer seelischen Stabilisierung, weil das Selbstwertgefühl gesteigert wird und Ängste abgebaut werden. Bewegung hilft Übergewicht abzubauen, weniger zu rauchen und beeinflusst die Blutfettwerte positiv. Sie bieten ganz bewusst Gruppenkurse und kein Einzeltraining an. Welche sozialen Komponenten bietet das Bewegungsprogramm? Prof. Dr. Huber: Patienten neigen häufig dazu, sich aus ihrem sozialen Umfeld zurückzuziehen. Sport und Bewegung können das Gegenteil bewirken. Betroffene suchen wieder die Gemeinschaft – und finden sie in einem Bewegungsprogramm. Hier unter Gleichgesinnten finden Sie oft zu mentaler Stärke zurück. Aus dieser Stärke heraus suchen die Patienten dann auch wieder den Freundes- und Bekanntenkreis. Dieser Kreis kann sich dauerhaft erweitern und die Motivation steigern, nach dem absolvierten Bewegungsprogramm mit Sport und Bewegung weiterzumachen – möglichst in einer Gruppe oder im Verein. Worauf müssen KHK-Patienten achten, bevor sie mit dem Training beginnen können? Dr. Lagerstrøm: Wie jeder Mensch mit einer gesundheitlichen Einschränkung sollte auch jeder Herzpatient vor Aufnahme eines Bewegungsprogramms einen ausgiebigen Check-up bei seinem Arzt durchführen lassen und abklären, ob und welche sportliche Betätigung für ihn gesundheitlich unbedenklich ist. Auch in Bezug auf mögliche Kontraindikationen sollte der behandelnde Arzt mit in die Entscheidung für ein Bewegungsprogramm einbezogen werden.