Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH Geriatrischer Schwerpunkt Freudenstadt Geriatrische Rehabilitation Horb Leben mit Herzschwäche Herzschwäche Ursachen Typische Beschwerden Behandlungsmöglichkeiten Worauf sollte ich achten „Herzinsuffizienz“ Herzinsuffizienz“ bedeutet eine Funktionseinschränkung des Herzens in Ruhe oder bei Belastung, die zu einer Minderdurchblutung der Organe und zu einer Flüssigkeitsansammlung im Körper führen kann. In Deutschland sind etwa 1,6 Millionen Menschen von der Herzinsuffizienz betroffen, die Hälfte ohne nennenswerte Beschwerden. Mit zunehmendem Lebensalter leiden immer mehr Menschen unter den typischen Symptomen einer Herzschwäche wie Luftnot, Schwellung der Beine oder eingeschränkte körperliche Belastbarkeit. Wie funktioniert das Herz? Das Herz ist faustgroß und liegt hinter dem Brustbein. Der Herzmuskel erfüllt die Funktion einer Pumpe, die den gesamten Körper durch ein Rohrsystem (Arterien und Venen) mit Blut und darin enthaltenem Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Während die linke Herzhälfte das Blut in den großen Körperkreislauf pumpt, befördert die rechte Herzhälfte das Blut in die Lungen, wo es mit Sauerstoff angereichert wird und von dort in die linke Herzhälfte fließt. In Ruhe schlägt das Herz etwa 60-80 mal pro Minute, bei Aufregung oder körperlicher Anstrengung kann sich die Herzfrequenz bis auf 180 und noch höher steigern. Die Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel mit Blut und Sauerstoff. Ursachen der Herzschwäche Die mit Abstand häufigsten Ursachen für Herzschwäche sind jahrelanger Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) und koronare Herzkrankheit. Beim Bluthochdruck muss das Herz ständig gegen einen erhöhten Widerstand pumpen. Dadurch wird der Herzmuskel, ähnlich wie der „Bizeps“ beim Muskeltraining, zunehmend dicker, die Durchblutung wird schlechter und es tritt eine Schädigung des Herzmuskels ein. Selbst bei leichtgradigem Bluthochdruck kann sich nach vielen Jahren eine Herzschwäche entwickeln. Bei der koronaren Herzkrankheit (Angina pectoris, Herzinfarkt) wird durch die Verengung der Herzkranzgefäße der Herzmuskel schlechter mit Blut und Sauerstoff versorgt. Dadurch entwickeln sich Schädigungen des Herzmuskels mit resultierender Herzschwäche. Nach einem Herzinfarkt ist ein Teil des Herzmuskels „abgestorben“ und dadurch die Pumpleistung gemindert. Bei vielen Arten von Herzrhythmusstörungen schlägt das Herz unregelmäßig, häufig auch zu langsam oder zu schnell, was wiederum auf Dauer zu einer Schwächung des Herzmuskels führt. Weitere Ursachen der Herzinsuffizienz sind Schädigungen der Herzklappen und Herzmuskelentzündungen. Zudem können auch chronischer Alkoholmissbrauch oder schwere Lungenerkrankungen zu einer Herzschwäche führen. Die Herzmuskelschwäche kann „akut“ auftreten, wie dies zum Beispiel bei einem schweren Herzinfarkt der Fall ist. Viel häufiger ist aber die „chronische“ Form, die sich langsam über Monate bis Jahre entwickelt und oftmals sehr spät entdeckt und behandelt wird. Woran merke ich, dass mein Herz geschwächt ist? Durch die Schwächung des Herzmuskels geschehen zwei Dinge: einerseits wird das Blut nicht mehr kräftig genug durch den Körper in die verschiedenen Organe gepumpt, so dass Leistungsminderung und allgemeine Schwäche die Folge sind. Ältere Menschen beschreiben in diesem Zusammenhang häufig Müdigkeit, Merk- und Konzentrationsschwäche, ferner kann die Verwirrtheit eines älteren Menschen Hinweis auf Herzinsuffizienz sein. Andererseits wird das Blut vom Herzen nicht schnell genug weitergepumpt, so dass es zu einem Rückstau des Blutes von der linken Herzhälfte in die Lunge und vom rechten Herzen in Bauchraum und Beine kommt. Luftnot kann die Folge sein. Es fällt schwer, flach zu liegen, so dass oftmals der Kopfteil des Bettes hochgestellt oder mehrere Kissen unter den Oberkörper gelegt werden müssen. Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödeme) zeigen sich durch Schnürfurchen der Strümpfe oder dadurch, dass die Schuhe zu eng werden. Das Körpergewicht nimmt zu, und die Betroffenen müssen nachts häufiger zum Wasserlassen aufstehen. Symptome wie Luftnot oder Leistungsminderung zeigen sich anfänglich vor allem bei körperlicher Belastung wie Wandern, Schwimmen, Treppensteigen oder schwerer Haus- und Gartenarbeit. Wenn Sie ähnliche Beschwerden bei sich bemerken, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Hausarzt darüber. Bei Verdacht auf Herzschwäche sollten Blutdruckmessung, EKG, Röntgen des Brustkorbs und Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echo) durchgeführt werden. Ergänzend können auch Langzeit-EKG, Belastungs-EKG und bei Zeichen einer Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße eine Herzkatheteruntersuchung erforderlich sein. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Bei der Herzinsuffizienz sollte die ursächliche Erkrankung behandelt werden, sofern diese bekannt ist: also Blutdrucksenkung, eventuell Herzkatheter mit Aufdehnung der verengten Herzkranzgefäße, Medikamente bei bedeutsamen Herzrhythmusstörungen. Vielleicht ist die Implantation eines Herzschrittmachers notwendig, ferner kann bei schweren Schädigungen der Herzklappen ein operativer Herzklappen-Ersatz erforderlich sein. Es existieren viele Medikamente, die das Herz entlasten und damit die Beschwerden bei Herzschwäche verringern. Das Fortschreiten der Erkrankung soll gestoppt oder zumindest verzögert werden. Neben den so genannten „Beta-Blockern“ erhalten die meisten Betroffenen „Wassertabletten“ (Diuretika), die durch vermehrte Wasserausscheidung zur Entlastung beitragen. Weitere Medikamente richten sich nach den Begleiterkrankungen. Gerade bei älteren Menschen können durch die benötigten Medikamente Schwindel, Kollapsneigung bei Blutdruckabfall, Stürze, Verwirrtheit oder Nierenversagen auftreten, so dass regelmäßige Besuche beim Hausarzt wichtig sind. Schildern Sie Ihre Beschwerden, damit Ihr Hausarzt reagieren und gegebenenfalls die Medikamente ändern kann. Worauf sollte ich ich selbst achten? Da es sich bei der Herzinsuffizienz in aller Regel um eine chronische Erkrankung handelt, müssen die meisten Behandlungsmaßnahmen lebenslang beachtet werden. Sie können mit Ihrem Verhalten den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen. Nehmen Sie die verordneten Medikamente regelmäßig ein, auch wenn Sie keine Symptome der Erkrankung unmittelbar spüren. Wiegen Sie sich täglich, möglichst zur selben Tageszeit, denn eine Gewichtszunahme von mehr als 1-2 kg innerhalb von wenigen Tagen ist meistens durch Wassereinlagerung bedingt und gibt Hinweis auf eine Verschlechterung der Herzleistung. Übergewicht stellt eine Belastung für Ihr Herz dar und sollte reduziert werden. Kochsalzarme Ernährung und kontrollierte Trinkmenge (mit Hausarzt absprechen) führen zur Entlastung des Herzens. Rauchen sollte vermieden werden, Alkoholgenuss in geringen Mengen ist erlaubt. Körperliche Bewegung und Training wurden bis zu den 80er Jahren bei Herzinsuffizienz verboten, Schonung war angesagt. Mittlerweile weiß man aus großen Untersuchungen, dass vernünftig dosierte körperliche Aktivität das geschwächte Herz stärkt und das Fortschreiten der Erkrankung verzögert. Sehr wichtig ist dabei, eine Überlastung des geschädigten Herzens zu vermeiden. Jeder einzelne muss gemeinsam mit dem behandelnden Hausarzt herausfinden, welche Anstrengungen vertretbar und welche schädlich sind. Generell sind Ausdauerbelastungen (Wandern, Radfahren) sinnvoller, kurze heftige Anstrengungen eher zu vermeiden. Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz sollte auf Schwimmen verzichtet werden. Bei akuter Verschlechterung einer Herzinsuffizienz, zum Beispiel mit plötzlicher Luftnot, ist eine Notfall-Behandlung im Krankenhaus erforderlich. Dabei wird oftmals die Überwachung und Therapie auf unserer IntensivStation durchgeführt, um bei Bedarf vorübergehend die Atmung des Betroffenen unterstützen oder lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen rechtzeitig erkennen zu können. Abschließend bleibt festzuhalten, dass mit zunehmendem Alter die Häufigkeit einer Herzinsuffizienz zunimmt. Durch moderne Untersuchungsmethoden und Medikamente werden die frühzeitige Erkennung sowie die gezielte Behandlung der Herzschwäche ermöglicht. Ziel ist es dabei, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten, die typischen Beschwerden zu reduzieren und damit Ihre Leistungsfähigkeit und Lebensqualität zu sichern. Dr. Klaus Rademacher August 2009