Patientenleitfaden Nierenkrebs Inhaltsverzeichnis Zu dieser Patienteninformation 4 Was ist Krebs? 5 Was ist Nierenkrebs? 6 Was sind die Risikofaktoren für Nierenkrebs? 6 Zahlen zum Nierenkrebs 7 Wie ist die Prognose nach Diagnose eines Nierenzellkarzinoms? 9 Stadieneinteilung des Nierenzellkarzinoms 9 Prognose des Nierenzellkarzinoms 11 Weitere Prognosefaktoren 12 Individuelle Prognose 13 Diagnostik 13 Wie werden Patienten aufmerksam auf einen Nierentumor? 13 Welche Untersuchungen werden bei einem Tumorverdacht eingeleitet? 14 Wertigkeit weiterer radiologischer Untersuchungen vor der Operation 18 Therapie - Welche Möglichkeiten gibt es? 19 Übersicht 19 Die Operation als heilender Therapieansatz 20 Fragen vor der Operation 20 Die organerhaltende operative Therapie 22 Die endoskopische Nierenentfernung 23 Was macht man bei einer „minimal-invasiven“ Behandlung eines Nierentumors? 24 Die Operation als lindernder Therapieansatz 25 Die Operation von Fernabsiedlungen(Fernmetastasen) 26 Was leistet eine Strahlenbehandlung? 26 Medikamentengabe als lebensverlängernde Therapie 26 Chemotherapie 26 Immuntherapie 26 Fragen vor der Medikamentengabe 27 Welche Vokabeln muss ich kennen, um Ergebnisse aus klinischen Medikamentenstudien richtig einordnen zu können? 28 Trends in aktuellen Studien - Neue Wege? 30 Selbstheilung ohne Therapie – Gibt es das? 31 Nach der Therapie 32 |2 Warum muss eine Tumornachsorge erfolgen? 32 Rehabilitation 33 Krankheitsbewältigung 33 Selbsthilfe 33 Ärzte und Patienten als Partner von Anfang an 34 Die Patientenverfügung 35 Interview mit einem Betroffenen 36 Hat mich dieser Ratgeber gut informiert? 39 Checkliste zur Beurteilung von Angeboten zur Patienteninformation 40 Erklärung von Fachausdrücken 43 Literatur 48 Weiterführende Informationen im Internet (Links) 50 Lebensläufe der Autoren 51 |3 Zu dieser Patienteninformation In unserem Medienzeitalter gibt es mittlerweile relativ viele Informationsangebote, deren Qualität der medizinische Laie nur begrenzt beurteilen kann. Ratgeber, sei es als Buch oder in elektronischer Form, können und dürfen aus unserer Sicht keinesfalls den Aufbau eines vertrauensvollen Verhältnisses zwischen Patient und Arzt ersetzen. Sie können aber Gespräche zu unterschiedlichen Phasen einer Behandlung vorbereiten, indem man sich in Ruhe mit dem jeweiligen Sachverhalt auseinander setzen und dann gezielt bei seinem Arzt/seiner Ärztin auf seine Bedürfnisse zugeschnitten nachfragen kann. Von dieser Absicht ausgehend haben wir auch die Form des Ratgebers gewählt. Jedem Kapitel sind Fragen vorangestellt, wie sie auch im klinischen Alltag von den Patienten in der Praxis oder Klinik meistens gestellt werden. Bei den Antworten haben wir versucht, möglichst wenige Fachausdrücke zu benutzen, ganz vermeiden lassen sie sich aber nicht. Im Anhang („Erklärung von Fachausdrücken“) werden aber alle Fachausdrücke umschrieben. In der Darstellung der medizinischen Inhalte ist uns bewusst, dass es in der Bewertung von Vorgehen und in der Umsetzung von Konzepten (gerade auch moderner) zum Teil unterschiedliche Standpunkte gibt. An solchen Stellen haben wir Links zu weiteren Informationsquellen angegeben oder Werkzeug (u.a. Definitionen von Begriffen zur Beurteilung von Studienergebnissen) angefügt, damit jeder auch beim Lesen weiterführender Literatur die Möglichkeit bekommt, selbst die wissenschaftlichen Fakten nachzuvollziehen. Die angegebenen Literaturhinweise machen die Herkunft der dargestellten Information transparent, erheben aber nicht den Anspruch vollständig zu sein. Wir haben bewusst das Hauptaugenmerk auf die medizinischen Aspekte gelegt. Hilfestellungen in der finanziellen oder sozialen Versorgung sind Probleme vieler Menschen mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern, so dass wir uns entschlossen haben, diese in einem Ratgeber zum Nierenkrebs nicht abzuhandeln. Wir möchten, dass Sie mit unserem Werk zurecht kommen und es auch im gedachten Sinne für sich nutzen können. Deshalb stellen wir uns Ihrer Kritik. Als Produkt vieler Arbeitsgruppen im Gesundheitswesen ist vor Kurzem eine Checkliste vom Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (www.patienten-information.de) veröffentlicht worden, mit der man angebotene Informationen bewerten kann. Diese haben wir unserem Ratgeber angehängt. Wir wünschen uns, basierend auf ihren Vorschlägen, in der Zukunft diesen Ratgeber verbessern zu können. Eine Überarbeitung und Aktualisierung dieses Ratgebers ist für Ende 2008 vorgesehen. Volker Rohde Alexander Katalinic |4 Was ist Krebs? Unser Körper hat sich ursprünglich aus einer einzigen Zelle durch die kontinuierliche Teilung und damit Vermehrung der Körperzellen entwickelt. Ein erwachsener Mensch besteht schließlich aus vielen, vielen Millionen Zellen. Aber auch die Zellen von Erwachsenen teilen sich, wenn auch wesentlich langsamer, das ganze Leben lang. So werden beispielsweise verbrauchte oder defekte Zellen kontinuierlich ersetzt. Die Zellteilung und das Absterben von einzelnen Zellen verlaufen dabei in einer streng geordneten Art und Weise. Krebs entwickelt sich, wenn Zellen des menschlichen Körpers nicht mehr nach Plan, sondern unkontrolliert zu wachsen beginnen. Solche sogenannte „Entartete“ Zellen teilen und vermehren sich und produzieren somit immer neue Krebszellen. Die Krebszellen bilden meistens einen Tumor („Geschwulst“). Dabei wächst der Tumor in umliegendes Gewebe hinein und zerstört oder verdrängt dieses. Es gibt aber auch andere Krebserkrankungen wie Leukämien, wo die Krebszellen keinen Tumor ausbilden, sondern sich frei im Blut- oder Lymphsystem bewegen, sich dort vermehren und die ursprünglichen Zellen verdrängen. Dieses zerstörerische und verdrängende Wachstum der Krebszellen stellt für unseren Körper die größte Gefahr dar. (Gerade Radio- und Chemotherapie zielen darauf ab, das beschriebene Wachstum der Krebszellen zu unterbinden und diese abzutöten.) Oft spalten sich einzelne Krebszellen vom Haupttumor ab und wandern durch den Körper, wo sie Absiedlungen, die so genannten Metastasen, bilden können. Obwohl alle Krebserkrankungen die Eigenschaft des unkontrollierten Wachstums gemeinsam haben, so ist unter Krebs nicht nur eine einzige Krankheit, sondern eine ganze Gruppe von unterschiedlichen Erkrankungen mit vielen unterschiedlichen Ursachen zu verstehen. Das Wort „Krebs“ wurde übrigens von Hippokrates, dem Urvater der Medizin (460-370 v. Chr.) geprägt. Die fingerartigen Ausläufer eines Tumors erinnerten an eine Krabbe oder einen Krebs, die im Griechischen mit „karcinos“ oder „karcinoma“ bezeichnet wurde. |5 Abbildung 1: Links: Darstellung einer Niere. Am Oberpol sitzt anatomisch die Nebenniere direkt auf. In der Mitte sind die zentrale Nierenvene und Nierenarterie erkennbar. Rechts: Darstellung einer im Längsschnitt eröffnete Niere. Zentral ist das Nierenbecken mit dem abgehenden Harnleiter zu sehen. Die Blutgefäße sind nicht dargestellt. Mit freindlicher Genehmigung von Knut Wurbs, Celle Was ist Nierenkrebs? Unter Nierenkrebs versteht man Krebserkrankungen, die vom Nierengewebe selbst (=Nierenzellkarzinom) oder vom Nierenbecken bzw. Harnleiter ausgehen. Dieser Ratgeber handelt im Wesentlichen vom Nierenzellkarzinom, welches etwa 90% des Nierenkrebses ausmacht. Nierenkrebs stellt eine heterogene Gruppe von Tumoren dar, die von den verschiedenen Zellen der Niere ausgehen können. Mikroskopisch lassen sich fünf Untergruppen definieren, darunter das klarzellige Nierenkarzinom (75-80%), das chromophile (10%) und das chromophobe Nierenzellkarzinom (5%). Was sind die Risikofaktoren für Nierenkrebs? Die Ursachen des Nierenkrebses sind in weiten Bereichen nicht völlig klar. Physikalische, chemische, virale (= durch Viren bedingt) und hormonelle Faktoren werden diskutiert. Umwelteinflüsse dürften ebenfalls eine Rolle spielen. Ein kleiner Anteil (1%) des Nierenkrebses ist familiär bedingt bzw. auf eine chromosomale Veränderung zurückzuführen (Chromosom 3). Folgende Risikofaktoren gelten als weitgehend sicher belegt: • Rauchen: Rauchen wird für 30-40% aller Nierenkrebsfälle verantwortlich gemacht. • Übergewicht: Personen mit Übergewicht haben ein deutlich erhöhtes Risiko (Faktor 2-4) für Nierenkrebs. • chronische Nierenerkrankung • von Hippel-Lindau-Erkrankung (selten) • Missbrauch von Schmerzmitteln Daneben ist, wie bei den meisten Krebserkrankungen, das Alter einen Risikofaktor; mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko für Nierenkrebs deutlich an. |6 Zahlen zum Nierenkrebs In Deutschland erkranken jährlich etwa 17.000 Menschen (10.300 Männer, 6.400 Frauen) an Nierenkrebs. Das Nierenzellkarzinom macht davon etwa 90% aus, die restlichen 10% verteilen sich auf die Tumoren der ableitenden Harnwege (Nierenbecken, Harnleiter). Bei Männern macht Nierenkrebs etwa 4,7%, bei Frauen 3,1% aller Krebserkrankungen aus und steht damit an sechster bzw. elfter Stelle der häufigsten Krebserkrankungen. Von 100.000 Männern erkranken pro Jahr etwa 25 neu an Nierenkrebs, bei Frauen treten etwa 15 Fälle pro 100.000 Frauen auf. Für über 75-Jährige liegen die Erkrankungsraten mit 97 Fällen bei Männern und 54 Fällen bei Frauen (jeweils pro 100.000 Personen) deutlich höher. Männer erkranken im Mittel mit etwa 66 Jahren, Frauen mit etwa 70 Jahren (Abb. 2). Abbildung 2: Neuerkrankungen pro 100.000 Personen in Altersgruppen (mit freundlicher Genehmigung der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V., Krebs in Deutschland, 5. Auflage, 2006) Schätzungen der alterspezifischen Inzidenz in Deutschland 2002 Neuerkrankungen pro 100.000 in Altersgruppen 120 100 80 60 40 20 0 0–14 15–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 Nierenkrebs ist jedes Jahr für etwa 6.400 Todesfälle verantwortlich (3.800 Männer und 2.600 Frauen), was eine Sterblichkeitsrate von 9,5 bzw. 6,1 Todesfällen pro 100.000 Männer bzw. Frauen bedeutet. Das mittlere Sterbealter beträgt für Männer mit Nierenkrebs etwa 71 Jahre und für Frauen 76 Jahre. |7 70–74 75–79 80–84 80+ Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Neuerkrankungen (Inzidenz) und der Sterblichkeit (Mortalität) an Nierenkrebs. Für Männer zeigt sich dabei eine deutliche Zunahme der Neuerkrankungen innerhalb der letzten 30 Jahre. Auch für Frauen ist hier ein Anstieg, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt, festzustellen. Erfreulicherweise ist die Sterblichkeit für Nierenkrebs innerhalb der letzten Jahre weiter zurückgegangen. Abbildung 3: Entwicklung der Neuerkrankungen und der Sterblichkeit in Deutschland von 1970 bis 2002 (mit freundlicher Genehmigung der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V., Krebs in Deutschland, 5. Auflage, 2006) Altersstandardisierte Inzidenz und Mortalität in Deutschland 1970–2002 Fälle pro 100.000 Männer 24 20 16 12 8 4 0 1970 1975 Geschätzte Inzidenz Deutschland 1980 1985 Inzidenz Saarland 1990 1995 Inzidenz DDR 2000 Mortalität Deutschland Frauen 12 8 4 0 1970 1975 Geschätzte Inzidenz Deutschland 1980 1985 Inzidenz Saarland 1990 1995 Inzidenz DDR 2000 Mortalität Deutschland Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland, Krebs in Deutschland, 5. Auflage, 2006 |8 Wie ist die Prognose nach Diagnose eines Nierenzellkarzinoms? Die zentrale Frage „Wie geht es weiter mit mir?“, also nach der Prognose einer Krebserkrankung, ist wohl eine der zentralen Fragen, die Patienten mit der Diagnose Krebs beschäftigt. Die Beantwortung dieser Frage, also die Prognose einer Krebserkrankung, hängt ganz wesentlich vom Tumorstadium zum Zeitpunkt der Diagnose ab. Je kleiner ein Tumor ist und je weniger regionale oder ferne Metastasen vorhanden sind, desto günstiger ist auch die Prognose (s.u.). Zusätzlich sind eine ganze Reihe von anderen Faktoren für die Prognose bedeutsam (Grading (s. S. 44), genetische Eigenschaften usw., s.u.). Um die Prognose einer Tumorerkrankung abschätzen zu können, wird eine Stadieneinteilung verwendet, die die Tumorerkrankung anhand prognostischer Merkmale beschreibt. An dieser Stelle ist zu ergänzen, dass die Stadieneinteilung eines Tumors nicht nur für die Prognose selbst, sondern auch für die Wahl der „passenden“ Therapie von entscheidender Bedeutung ist. Im Allgemeinen wird eine Therapie umso vielschichtiger gewählt werden müssen, je ungünstiger das vorliegende Tumorstadium ist. Stadieneinteilung des Nierenzellkarzinoms Die International Union Against Cancer (UICC, www.uicc.org), ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen aus über 80 Ländern, die sich alle dem Kampf gegen Krebs verschrieben haben, hat bereits um 1940 herum eine Klassifikation zur prognostischen Beschreibung von Tumoren entwickelt. Seit dieser Zeit wurde diese Klassifikation – die „TNMKlassifikation“ – immer weiter entwickelt und kontinuierlich in großen Studien überprüft. Die TNM-Klassifikation beschreibt eine Tumorerkrankung anhand der folgenden drei Kategorien: T N M beschreibt die Größe und Ausdehnung des Tumors im zuerst befallenen Organ; beschreibt die Anzahl, Größe und Lokalisation befallener Lymphknoten; beschreibt Fernmetastasen, also Fernabsiedlungen von Tumorzellen in weiteren Organen. |9 Wird die Stadieneinteilung auf Basis einer feingeweblichen, mikroskopischen Untersuchung festgelegt, ist den Kategorien der Buchstabe „p“ vorangestellt (z.B.: pT). Die einzelnen Kategorien sind wiederum in einzelne Stadiengruppen unterteilt, wobei ein niedrigeres Stadium jeweils mit einer günstigeren Prognose verbunden ist. Aus Tabelle 1 sind die jeweiligen Stadiengruppen für die T-, N- und MKategorie für das Nierenzellkarzinom zu entnehmen. Die T-Kategorie (Tumorgröße und –ausdehnung) berücksichtigt dabei im Wesentlichen die Größe und die Ausdehnung des Tumors über bestimmte anatomische Grenzen hinweg. Tabelle 1 : TNM-Stadieneinteilung des Nierenzellkarzinoms (TNM, 6. Auflage, UICC, 2002) T-Kategorie: T1 T1a T1b T2 T3a T3b T3c T4 TX Tumorgröße und –ausdehnung Tumor bis 7 cm, begrenzt auf die Niere Tumor bis zu 4 cm Tumoren von 4 bis zu 7 cm Tumor größer als 7 cm, begrenzt auf die Niere Tumor infiltriert Nebenniere oder das die Niere umgebende (perirenales) Gewebe, nicht aber über die Gerota Faszie* hinaus Tumor mit makroskopischer Ausdehnung in Nierenvene oder Vena cava (große Hohlvene) unterhalb des Zwerchfells Tumor mit makroskopischer Ausdehnung in die V. cava oberhalb des Zwerchfells Tumor infiltriert über die Gerota Faszie* hinaus Tumorausdehnung kann nicht beurteilt werden * eine die Niere abgrenzende anatomische Struktur N-Kategorie: regionäre Lymphknoten N0 keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Metastase in einem regionären Lymphknoten N2 Metastase in mehr als einem regionären Lymphknoten NX Lymphknotenmetastasen können nicht beurteilt werden M-Kategorie:Fernmetastasen M0 keine Fernmetastasen vorhanden M1 Fernmetastasen vorhanden MX Fernmetastasen können nicht beurteilt werden Die drei TNM-Kategorien haben also jeweils eine wichtige prognostische Bedeutung (je niedriger das Stadium, desto günstiger die Prognose). Um die unterschiedlichen Ausprägungen aller drei Kategorien gleichzeitig berücksichtigen zu können, wird aus ihnen das UICC-Stadium gebildet, welches sich aus den Kombinationen der T-, N- und M-Kategorie ergibt (Tabelle 2). Auch für die UICC-Stadiengruppen gilt: je niedriger das Stadium, desto günstiger ist die Prognose. |10 Tabelle 2: UICC-Stadiengruppierung des Nierenzellkarzinoms nach der International Union Against Cancer (UICC) UICC-Stadium Stadium 1 Stadium 2 Stadium 3 T2 T3 Stadium 4 Jedes T Jedes T T-Kategorie T1 T2 T1 N1 N0, N1 T4 N2 Jedes N N-Kategorie N0 N0 N1 M0 M0 N0, N1 M0 M1 M-Kategorie M0 M0 M0 M0 Prognose des Nierenzellkarzinoms Die Prognose von vielen Krankheiten, so auch von Krebserkrankungen, wird häufig mit statistischen Überlebensraten, z. B. der 5-Jahres-Überlebensrate angegeben. Die Überlebensrate gibt an, welcher prozentuale Anteil der neu erkrankten Personen nach einer gewissen Zeit (z.B. nach 5 Jahren) lebt. Eine 5-Jahres-Überlebensrate von 80% bedeutet also, dass 5 Jahre nach Erkrankungsbeginn noch 80% der erkrankten Personen leben. Für das Nierenzellkarzinom insgesamt liegt die absolute 5-Jahres-Überlebensrate für Männer und Frauen bei etwa 55-60%. Für die einzelnen Stadiengruppen nach UICC ergeben sich die 5-JahresÜberlebensraten für das Nierenzellkarziom: • Stadium 1: 96-86% • Stadium 2: 67-60% • Stadium 3: 59-36% • Stadium 4: 14-9% |11 Weitere Prognosefaktoren Neben dem Tumorstadium spielt zusätzlich eine ganze Reihe von Faktoren wie die mikroskopische Differenzierung der Tumorzellen, genetische Eigenschaften des Tumors oder die Infiltration des Tumors in Blutgefässe eine wichtige Rolle für die Prognose. Tabelle 3: Prognosefaktoren bei Nierenkrebs Tumorstadium Grading UICC/TNM s.o. …beschreibt die mikroskopische Differenzierung des Tumors. Je ähnlicher der Tumor dem ursprünglichen Körpergewebe ist, desto günstiger ist auch die Prognose. Auch die Zellteilungsrate geht in das Grading mit ein. G1: gut differenzierte Zellen (= geringe Anaplasie) G2: mäßig differenzierte Zellen G3: wenig differenzierte Zellen (= deutliche zelluläre Anaplasie) Histologischer Typ: Residualtumor: Invasion des Tumors in Blutgefässe: Klarzellige Tumoren weisen eine günstigere Prognose auf. Wenn der Tumor durch eine Operation restlos entfernt werden konnte, ist die Prognose günstiger als bei verbleibendem Tumorrest. Ein Einbruch des Tumors in Blutgefässe ist mit einer ungünstigeren Prognose verbunden. Abbildung 4: Feingewebliche Architektur eines klarzelligen Nierentumors in zwei unterschiedlichen Vergrößerungen. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. J. Woenckhaus, Institut für Pathologie Universitätsklinikum Gießen |12 Individuelle Prognose Überlebensraten sind aber für die Einschätzung der eigenen, individuellen Prognose nur äußerst eingeschränkt zu verwenden, da es sich bei der Überlebensrate nur um die statistische Prognose für eine Gruppe von Patienten (z.B. mit einem bestimmten Stadium) handelt und nicht um die Prognose für ein einzelnes Individuum. Eine 5-Jahres-Überlebensrate von 80% bedeutet zunächst nur, dass nach 5 Jahren von 5 Patienten statistisch wahrscheinlich noch 4 Patienten leben werden. Welche vier Patienten es genau sind und welcher nicht überleben wird, ist nicht vorhersehbar! Was bedeutet aber dann eine 5-Jahres-Überlebensrate von z.B. 80% für mich als Patient? Für sich selbst kann man nur schließen, dass die Wahrscheinlichkeit, zu den 4 Überlebenden zu gehören, gut ist (80% in unserem Beispiel). Die Möglichkeit, selbst zu den Verstorbenen zu gehören, ist damit aber nicht ausgeschlossen (in unserem Beispiel beträgt diese Wahrscheinlichkeit immerhin 20%). Daraus ist auch zu folgern, dass es selbst beim Vorliegen einer ungünstigen Prognose (z.B. 5-Jahres-Überlebensrate von 10%) völlig unvorhersehbar ist, ob man selbst zu den Lebenden oder den Verstorbenen gehören wird. Welcher Mensch welches Schicksal in der Zukunft tatsächlich erleiden wird, liegt nicht in unserem Kenntnis- oder Einflussbereich. Diagnostik Wie werden Patienten aufmerksam auf einen Nierentumor? Die Mehrzahl der Patienten sucht ihren Hausarzt häufig wegen ganz anderer körperlicher Beschwerden auf, der Verdacht auf einen Nierentumor ergibt sich zumeist zufällig durch eine Ultraschalluntersuchung der Nieren. Kleine Nierentumore bleiben häufig ohne jegliche Beschwerden, so dass bei fehlenden Warnsignalen des Körpers auch keine symptomorientierte Untersuchung begonnen wird. Wenn Symptome auftreten, die auf einen Nierentumor hinweisen, hat dieser häufig eine gewisse Größe überschritten und womöglich auch schon andere Anteile der Niere (Nierenbecken, Fettkapsel) oder benachbarte Organe erreicht (z.B. Lymphknoten). |13 Mögliche Symptome eines Nierentumors: • Flankenschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit • Tastbarer Tumor in der Nierenregion • Gewichtsverlust, wiederholtes Fieber, hoher Blutdruck • Abfall oder Anstieg des Blutfarbstoffes • Blutnachweis im Urin (mikroskopisch oder mit bloßem Auge erkennbar) Welche Untersuchungen werden bei einem Tumorverdacht eingeleitet? Neben der körperlichen Untersuchung werden eine Blutentnahme sowie bildgebende Verfahren veranlasst. So trägt man viele Informationen über den Krankheitszustand der Niere selbst, aber auch über möglicherweise mitbetroffene andere Organe zusammen. Laboruntersuchung: Die ausgewählten Laborwerte sollen dem Patienten und Arzt Informationen über den roten Blutfarbstoff, die Blutgerinnung, die Nierenfunktion und über mögliche Entzündungsprozesse im Körper geben. Diese sind für eine nachfolgende Therapieplanung wesentlich. Tumormarker sind körpereigene Eiweiße, die man entweder im Blut oder im erkrankten Gewebe nachweisen kann. Typischerweise steigt die Konzentration bei bestimmten Tumorerkrankungen an und sinkt nach einer erfolgreichen Behandlung wieder. Tumormarker werden für bestimmte Krebserkrankungen entweder zur Entdeckung der Erkrankung oder aber zu einer Verlaufskontrolle bestimmt. Für Prostata- und Hodenkrebs existieren solche Tumormarker beispielsweise. Leider stehen derzeit weder zur Diagnose des Nierenzellkarzionoms noch zur Überwachung des Krankheitsverlaufes solche Tumormarker zur Verfügung. Welche bildgebenden Untersuchungen sollten zur Diagnostik durchgeführt werden ? Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) hat in der Beurteilung der Nieren eine ganz zentrale Bedeutung. Bei dieser Untersuchung wird ein Schallkopf auf die Körperoberfläche gelegt. Diese Untersuchung ist völlig schmerzfrei, belastet ihren Körper nicht und kann beliebig häufig ohne Folgeerscheinungen wiederholt werden. Sie ist die Untersuchung der ersten Wahl. Was leistet eine Ultraschalluntersuchung ? Nierenzelltumoren ab einer Größe von 2,5 cm können durch eine Ultraschalluntersuchung mit hoher Sicherheit entdeckt werden. Vergleichende Untersuchungen zeigen, dass die Ultraschalluntersuchung hier die gleiche Treffsicherheit wie eine computertomographische Untersuchung hat. Bei |14 kleineren Tumoren ist die Erkennungsrate mit Ultraschall etwas niedriger, eine Abschätzung der Gut- oder Bösartigkeit insbesondere kleinerer Prozesse ist mit dieser Untersuchungsmethode nicht abschließend möglich. In dieser Situation sind weitere Untersuchungen notwendig. Wann wird eine Computertomographie (CT) veranlasst ? Eine Computertomographie wird veranlasst, wenn in einer Ultraschalluntersuchung ein Tumorverdacht besteht. Das CT ist ein Röntgenverfahren, bei dem Bilder einer Körperregion als Querschnitte durch den Körper gemacht werden. Diese Untersuchung ist ebenfalls schmerzfrei, aber mit einer Strahlenbelastung behaftet. Was leistet eine Computertomographie ? In der Regel werden Bilderfolgen mit und ohne Kontrastmittel angefertigt. Hierbei ist das Aufnahmeverhalten des Tumors an Kontrastmittel (bösartige Tumore nehmen Kontrastmittel auf, gutartige Tumoren in der Regel nicht) ein wichtiger Anhalt dafür, ob es sich um einen bösartigen Prozess in der Niere handelt. Durch die Vielzahl der in unterschiedlichen Körperregionen gemachten CT-Bilder sind auch Aussagen über mögliche Fernabsiedlungen des Tumors in Lymphknoten oder in anderen Organen möglich. Für die Vorbereitung einer Operation liefert das CT auch wichtige Informationen darüber, ob die versorgenden Blutgefäße der erkrankten Niere eine Tumorbesiedlung zeigen. |15 Abbildung 5: Zwei mit Computer-Tomographie (CT) aufgenommene Bilder eines rechtsseitigen Nierentumors. Das obere Bild zeigt in der Nierenkontur auf der rechten Seite erhebliche Dichteunterschiede als Zeichen möglicher Einblutungen oder Gewebenekrosen. Das untere Bild demonstriert rechts das organüberschreitende Wachstum dieses Nierentumors mit einer möglichen Invasion in die oberhalb liegende Leber. Bei der Betrachtung und Beschreibung der Seitenangaben wird immer von der Patientenperspektive ausgegangen. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. D. Lommel, Abteilung diagnostische Radiologie, Universitätsklinikum Gießen. |16 Wann wird eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt ? Die MRT ist ebenfalls ein Schichtaufnahmeverfahren, in dem aber keine Röntgenstrahlen, sondern das Prinzip der Magnetresonanz genutzt wird. Hierbei tritt keine Strahlenbelastung auf, da nur starke Magnetfelder benutzt wurden. Vorteil der Untersuchung mittels MRT ist, dass keine Kontrastmittel verwendet werden müssen. Vom Auflösungsverhalten her und damit zur Sicherung der Diagnose eines Nierentumors hat die MRT gegenüber der CT keine Vorteile. Da diese Untersuchung gegenwärtig noch sehr teuer ist, bleibt der Einsatz dieser Technologie im Wesentlichen auf Patienten mit schwerer Kontrastmittelallergie oder chronischer Niereninsuffizienz beschränkt. Warum und wann werden andere Körperregionen mit untersucht ? Vor Beginn einer Behandlung ist es wichtig abzuschätzen, in welchem klinischen Stadium sich die Erkrankung befindet. Da sich ein bösartiges Tumorgeschehen in der Niere grundsätzlich auch in andere Organe absiedeln kann (s. Kapitel: „Was ist Krebs“), werden im Rahmen der Tumordiagnostik die am häufigsten betroffenen Organe ebenfalls mit untersucht. Routinemäßig wird in diesem Zusammenhang die Lunge mit einer normalen Röntgenaufnahme oder aber auch mit einer Computertomographie dargestellt. Dies geschieht meist bereits vor einer Operation. Andere Untersuchungstechniken werden nur in Abhängigkeit eines konkreten Beschwerdebildes (Knochenschmerzen u.a.) oder zur besseren Planung der Operation veranlasst. Welche weiteren Untersuchungstechniken werden eingesetzt ? Erweiterte Blutgefäßdarstellungen: Blutgefäße können mit speziellen Ultraschalltechniken (Doppler-/Duplexsonographie) und durch CT bzw. MRT beurteilt werden. Diese Techniken werden nur dann eingesetzt, wenn sich im CT der Verdacht ergibt, dass in die Nierengefäße (Nierenvene) oder aber in die untere Hohlvene (Vena cava) Tumorzellformationen hineingewachsen sind. Die präoperative Kenntnis und das Ausmaß solcher Gefäßeinbrüche sind für den Operateur zur Planung der Vorgehensweise von elementarer Bedeutung Knochendarstellungen: Knochendarstellungen (Knochenszintigraphie) werden nur bei Patienten mit Knochenschmerzen, mit erhöhten Blutwerten (alkalische Phosphathase), die eine erhöhte Knochenstoffwechselaktivität anzeigen oder bei ungünstigem Tumorstadium veranlasst. Bei dem Verfahren der Knochenszintigraphie werden radioaktiv markierte Substanzen in die Blutbahn gespritzt. Diese Stoffe lagern sich bevorzugt in stoffwechselaktiven Regionen des Knochens ein. Die Strahlung dieser Substanz wird durch spezielle Kameras wieder aufgenommen und in der Computerbearbeitung zu einem Bild zusammengefügt. Aus diesem können Informationen über metastasenverdächtige, stoffwechselaktive Regionen im gesamten Knochenskelett entnommen werden. Feinnadelpunktionen: Im Rahmen der Diagnostik bleibt eine Feinnadelbiopsie (Gewinnung einer Gewebeprobe mittels einer Hohlnadel) die absolute Ausnahme. Bei einem durch die Bildgebung als potentiell |17 bösartig eingestuften Nierentumor gibt es therapeutisch keine Alternative zur operativen Freilegung. Eine vorherige Biopsie bringt dazu keinen weiteren Erkenntnisgewinn, sondern birgt eher noch das Risiko, Tumorzellen im Punktionskanal auszusäen. Feinnadelpunktionen werden ausnahmsweise dann durchgeführt, wenn der Verdacht besteht, dass der Nierentumor durch eine andere Erkrankung (z.B. eine Lymphomerkrankung) ausgelöst wurde. Eine operative Therapie wäre dann im Allgemeinen nicht angezeigt. Wertigkeit weiterer radiologischer Untersuchungen vor der Operation Eine direkte Kontrastmitteldarstellung (Angiographie) kommt heute nur noch sehr selten im Rahmen der Diagnostik von Nierentumoren zum Einsatz, und wenn, dann selten vor einer geplanten Nierenteilentfernung oder zur Abgrenzung gutartiger Nierentumore (benigner Angiomyolipome). Eine Kontrastmitteldarstellung der oberen Harnwege (Urographie) stellt heute in der Regel keine Indikation mehr nach den europäischen (EAU), den amerikanischen (AUA) und den deutschen (DGU) Leitlinien der Urologen dar. Funktionsaussagen zur verbleibenden Niere vor einer Nierenentfernung (Tumornephrektomie) sind durch das CT ausreichend gut vorzunehmen. |18 Therapie - Welche Möglichkeiten gibt es? Übersicht Tabelle 5: Therapieübersicht in Abhängigkeit vom Tumorstadium Stadium nach UICC (International Union Against Cancer) Stadium I/II „radikale“ operative Entfernung der Niere (Radikale Nephrektomie), bei kleinen Tumoren peripher gelegen auch nur Teilentfernung Stadium III-IV wenn Operation möglich: • „radikale“ operative Entfernung der Niere (Radikale Nephrektomie) • mit oder ohne operative Entfernung der Lymphknoten wenn Operation nicht möglich: • radiologischer Verschluss der Nierengefäße (Embolisation) oder/und • Systemische Immuntherapie • Schmerztherapie Stadium IV mit einzelner Metastase • „radikale“ Entfernung der Niere (Radikale Nephrektomie) • und operative Entfernung der Metastase mit mehrfachen Metastasen (nicht operabel) • lindernde medikamentöse Systemtherapie • lokale Schmerztherapie • bei Bedarf angepasste Schmerztherapie • evtl. zusätzliche operative Nierenentfernung (bei gutem Allgemeinbefinden) |19 Die Operation als heilender Therapieansatz Als heilende Behandlung des bösartigen Nierentumors gibt es zur Operation gegenwärtig keine wissenschaftlich überprüfte Alternative. Der operative Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt; der Narkosearzt klärt Sie in einem gesonderten Gespräch über Risiken und Komplikationen auf. Welche Operationstechniken gibt es ? Grundsätzlich stehen mit der radikalen Nierenentfernung (Tumornephrektomie), der Nierenteilresektion und der endoskopischen (laparoskopischen) Nierenentfernung drei unterschiedliche operative Verfahren zur Verfügung. Welche Operationstechnik letztendlich im Gespräch mit Ihnen gewählt wird, ist von mehreren Faktoren abhängig. Solche Faktoren sind die vor der Operation von Ihren behandelnden Ärzten vorgenommene Stadieneinteilung (z.B. Tumorgröße), bestehende Begleit- oder Grunderkrankungen und die Erfahrung der Operateure in der Anwendung der o.g. Operationstechniken. Welche operativen Zugangswege zur Nierenentfernung gibt es ? Bei der Wahl des operativen Zugangsweges entscheidet wesentlich die Größe des Tumors. Bei kleinen, organbegrenzten Tumoren wird ein Flankenschnitt von der Seite (extraperitoneal) in Höhe der 10., 11. oder 12. Rippe bevorzugt. Bei größeren Tumoren mit dem Verdacht des Befalls von Nachbarorganen, wie z.B. der Nebenniere, wird zuweilen ein Zugang von vorne mit einem Längs- oder Querschnitt durch die Bauchdecke gewählt (transabdominell). Bei der endoskopischen (laparoskopischen) Technik werden drei kleine Schnitte an der Bauchdecke vorgenommen, um über Arbeitskanäle die Kamera und die Instrumente in den Körper einbringen zu können. Fragen vor der Operation Wird eine Bluttransfusion notwendig sein? Ob eine Bluttransfusion im Einzelfall notwendig werden könnte, sollte im Vorfeld der Operation mit ihrem behandelnden Arzt besprochen werden. Grundsätzlich steigt das Risiko eines erhöhten Blutverlustes mit der Größe des Tumors, einem das Organ überschreitenden Wachstum oder gar bei einem Einwachsen des Tumors in Blutgefäße. Somit werden vor der Operation die notwendigen Bluttests als Voraussetzung von Transfusionen routinemäßig angefertigt. Macht eine Eigenblutspende Sinn? Über eine Eigenblutspende nachzudenken macht erst Sinn, wenn von einer Wahrscheinlichkeit für eine Bluttransfusion von mehr als 10% auszugehen ist. Bei Tumorpatienten wird die Eigenblutspende sehr zurückhaltend gehandhabt und meist nicht empfohlen. Hauptgrund ist eine fortbestehende Unsicherheit einer möglichen Tumorzellaussaat. |20 Über welche Komplikationen wird vor der Operation gesprochen ? „Kein ärztlicher Eingriff ist völlig frei von Risiken“. Mit diesen Worten beginnt meist das wichtige Aufklärungsgespräch vor der Operation. Ohne dieses Gespräch werden Sie nicht operiert, da es die rechtliche Voraussetzung für Ihre operative Behandlung ist. Wir empfehlen dieses Gespräch nicht am letzten Tag vor der Operation, sondern idealerweise schon mehrere (!) Tage zuvor zu führen. Die Fülle der Informationen aus diesem Gespräch, insbesondere zu den möglichen Komplikationen, und die Verunsicherung kurz vor der Operation, die völlig normal ist, können so besser verarbeitet werden. Kein Arzt möchte seinen Patienten vor der Operation unnötig verängstigen. Trotzdem darf er aus rechtlichen Gründen keine wichtigen, aber einschneidenden und prinzipiell möglichen Komplikationen weglassen bzw. Ihnen diese vorenthalten. Welche Folgen hat die Operation für Nierenfunktion ? Nach der Entfernung der vom Tumor befallenen Niere übernimmt die gesunde Niere der Gegenseite problemlos die Gesamtfunktion. Neben dem Laborwert Kreatinin kann der Röntgenfacharzt in der Computertomographie ablesen, ob die Niere der Gegenseite ordnungsgemäß arbeitet. Würden sich durch die CT-Untersuchung Unsicherheiten über die Nierenfunktion ergeben, wären weitere Funktionsuntersuchungen notwendig. Dies ist in der Regel bei ansonsten gesunden Patienten aber nicht notwendig. Bleibt die Nebenniere bei dieser Operation erhalten? Da die Nebenniere am Oberpol der Niere direkt aufsitzt, ist sie je nach Lage des Tumors möglicherweise mit betroffen. In der Fachliteratur werden Nebennierenmetastasen in 1,4-5% der Fälle angegeben. Findet sich in der Diagnostik ein Tumor am oberen Nierenpol oder besteht ein Metastasenverdacht oder ist der Tumor sehr groß (größer als 7 cm), wird in den meisten Fällen die Nebenniere ebenfalls mit entfernt. Bei unauffälliger bildgebender Diagnostik oder einer Tumorlage im mittleren oder unteren Drittel kann auf eine Nebennierenentfernung verzichtet werden. Habe ich etwas zu beachten, wenn eine Nebenniere entfernt werden muss ? Die Nebennieren sind hormonproduzierende Organe, die jeweils an beiden Nieren vorhanden sind. Bei der Entfernung einer Nebenniere und einer intakten Nebenniere der Gegenseite ist in der Regel keine Hormongabe notwendig. Für den Zeitraum nach der Operation sind nach der Entfernung der Nebenniere auch in der Lebensführung keine Besonderheiten zu beachten. Werden während der Operation auch Lymphknoten entfernt ? Als gesichert gilt bisher, dass die Entfernung der Lymphknoten für die Beurteilung des weiteren Krankheitsverlaufes sinnvoll ist. Ob sich hieraus auch ein therapeutischer Vorteil entwickelt, ist wissenschaftlich bisher nicht |21 bewiesen. In der neuesten, methodisch gut aufgebauten Studie (randomisierte kontrollierte Studie) hat die European Organization for Research and Treatment of Cancer (EORTC, Protokoll 30881) nach 7 Jahren keinen Unterschied im krankheitsfreien Intervall und der Überlebenszeit von Patienten mit einem Nierenzellkarzinom gefunden, denen die Lymphknoten entfernt bzw. nicht entfernt worden sind. Eine Langzeituntersuchung (länger als 10 Jahre) liegt bisher noch nicht vor. Daher ist eine Lymphknotenentfernung nicht zwingend vorgesehen. Sie wird von den Operateuren je nach vorangegangener Diagnostik und vorgefundenem Befund während der Operation fallweise vorgenommen. Die organerhaltende operative Therapie Welche Patienten kommen für eine Teilentfernung in Frage ? Die Empfehlung zur Nierenteilresektion kann bei Tumoren bis 4 cm Größe in Abhängigkeit ihrer Lokalisation gegeben werden. Grundsätzlich wird die Indikation umso strenger gestellt, je näher der Tumor an größeren, zentral in der Niere verlaufenden Gefäßen liegt. Ein ausreichend großer Abstand von Tumor und großem Blutgefäß muss vorhanden sein. Das heißt, bei einem direkt an einem großen Blutgefäß der Niere liegenden kleinen Tumor (kleiner als 4 cm) wird die Niere in der Regel komplett entfernt werden müssen. Wie erfährt man, ob der Tumor auch vollständig entfernt worden ist ? Bei der organerhaltenden Nierenteilresektion ist ein Sicherheitsabstand vom gesunden Nierengewebe von wenigen Millimetern ausreichend. Diese ganz wichtige Information bekommt der Operateur während der Operation durch den Pathologen als Schnellschnittdiagnose übermittelt. Schon während der Operation wird das entfernte Gewebe mikroskopisch untersucht. Werden an den Rändern des entfernten Gewebes Tumorzellen nachgewiesen, muss in diesem Bereich weiteres Gewebe aus der Niere entfernt und erneut mikroskopisch untersucht werden. Eventuell ist der Tumor auf mikroskopischer Ebene schon soweit vorgedrungen, dass die Niere ganz entfernt werden muss. Dieses Vorgehen wird im Aufklärungsgespräch genau besprochen; das Ergebnis der Schnellschnitte erfahren Sie selbst auf der ersten Visite nach der Operation. Warum werden bevorzugt kleinere Tumore organerhaltend entfernt ? Studien, die das Überleben und bzw. das Neuauftreten der Krankheit (die Rezidive) von Patienten mit einer Nierenteilresektion untersucht haben, haben übereinstimmend gezeigt, dass Patienten mit einem Tumor von kleiner als 4 cm bessere 5- und 10-Jahres-Überlebensraten haben als Patienten mit Tumoren, die größer als 4 cm waren. Auch der Anteil von lokalen Rezidiven war bei Patienten mit Tumoren kleiner als 4 cm deutlich geringer. Diese Ergebnisse haben dazu geführt, diese Grenze von 4 cm in die letzte Überarbeitung der internationalen Stadieneinteilung mit einzubeziehen. |22 Wann werden größere Tumore organerhaltend operiert ? Von der Regel, möglichst nur Tumore, die kleiner als 4 cm sind, organerhaltend zu operieren, gibt es Ausnahmen. Sie gelten insbesondere für 1) Patienten mit bereits vorgeschädigten Nieren (eingeschränkte Nierenfunktion), 2) für Patienten, die nur noch eine Niere haben (Einzelniere) und 3) für Patienten, bei denen auf beiden Nieren Nierentumore festgestellt worden sind (bilateraler Organbefall). Bei dieser Patientengruppe droht bei der sofortigen Entfernung der tumortragenden Niere eine so starke Funktionseinschränkung der Niere, dass eine Dialyse wahrscheinlich nötig wird. Andererseits muss der Tumor auch im gesunden Gewebe entfernt werden können, damit ein wirksamer therapeutischer Effekt erzielt wird. In solchen Fällen sind vielschichtige Gespräche im Vorfeld auch unter Einbeziehung von Familienangehörigen und weiterer Fachgruppen (durchführender Dialysearzt) notwendig, um die möglichen Vorgehensweisen und damit verbundenen Risiken gegeneinander abzuwägen. Ist eine Teilresektion gefährlicher als eine Totalentfernung der Niere ? Die operative Sterblichkeit liegt bei Nierenteilresektionen mit 1,5% nicht höher als bei der kompletten Tumorentfernung. Nachblutungen werden in 3% angegeben, während das Austreten von Urin aus dem Nierenbecken (Urinfistel) durch ein unbemerktes Öffnen des Nierenbeckenhohlsystems in 7-20% der Fälle die häufigste Komplikation darstellt. Die endoskopische Nierenentfernung Die endoskopische Nierenentfernung ist die jüngste Technik in der operativen Behandlung des Nierenkrebses. Dabei wird die Bauchdecke nicht geöffnet, sondern über kleine Schnitte Arbeitskanäle für eine Kamera und die Operationsinstrumente in die Nierenregion geschaffen. Die Anwendung bleibt gegenwärtig noch auf kleinere Tumore beschränkt. Vor der Operation wird man darüber aufgeklärt, dass man möglicherweise während des Eingriffes zur offenen Operationstechnik wechseln muss. Dieser Wechsel dient Ihrer Sicherheit. Nach bisher veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten scheint diese Technik zur Krebsentfernung den klassischen operativen Behandlungsmöglichkeiten gleichgestellt zu sein. Lokalrezidive, Gesamt- und tumorspezifisches Überleben sind vergleichbar. Als Vorteile der endoskopischen Nierenentfernung sind die geringeren postoperativen Schmerzen, eine schnellere Erholung des Patienten sowie eine verbesserte Narbenkosmetik zu nennen. Vermutet wird auch ein Vorteil für die Abwehrlage des Körpers (Immunsystem), belegt ist dies durch Studien bisher aber noch nicht. Die endoskopische Nierenentfernung ist bisher nur auf spezialisierte Kliniken beschränkt. Fragen Sie Ihren Arzt, ob Sie für diese Technik in Frage kommen. |23 Was macht man bei einer „minimalinvasiven“ Behandlung eines Nierentumors? Gänzlich ohne direktes Eindringen in den Körper gibt es bis dato kein klinisch wirksames Verfahren zur lokalen Behandlung eines Nierentumors. Es gibt aber so genannte minimal-invasive Methoden. Dies sind Ansätze, bei denen man mit kleineren operativen Zugängen und geringerer Verletzung benachbarter Organe oder Gewebe den gleichen Behandlungserfolg wie bei einer konventionellen Operation erzielen will; es werden dabei Nierentumore entweder mit extremer Wärme (100º C) (Radiofrequenzablation) oder mit extremer Kälte (Kryoablation) lokal behandelt. Dies wird entweder durch die Haut (perkutan, CT-gesteuert), endoskopisch oder offen operativ durchgeführt, die behandelten Tumore werden in der Niere belassen, auch wird die Niere nicht entfernt. Abschließende Aussagen zur Effektivität, ob also alle Tumorzellen durch diese Therapie abgetötet worden sind, können erst in Nachuntersuchungen getroffen werden. Gegenwärtig werden meist nur Patienten mit einem erhöhten operativen Risiko (schwere Begleiterkrankungen, z.B. starke Einschränkung der Nierenfunktion) mit diesen Methoden behandelt. Die bisher behandelten Tumore sind meist nur bis zu 4 cm groß. Da es sich um noch sehr neue Methoden handelt, werden sie gegenwärtig im klinischen Alltag nur unter Studienbedingungen wissenschaftlich bewertet. Eine auf wissenschaftliche Daten gestützte Beurteilung wird erst in einigen Jahren im Langzeitverlauf möglich sein. Bitte fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, ob in Ihrer konkreten Situation (Größe und Lage des Tumors und Begleiterkrankungen) diese Alternative sinnvoll sein könnte. Die Operation als lindernder Therapieansatz Wo können Fernabsiedlungen (Fermetastasen) vorkommen ? Wesentlichen Einfluss auf die Prognose und damit auf die Indikationsstellung einer operativen Entfernung von Fernabsiedlungen (Fernmetastasen) haben die Anzahl der Metastasen, deren Lokalisation sowie der Zeitpunkt ihres Auftretens. Metastasen des Nierenzellkarzinoms finden sich häufig in der Lunge (31%), im Knochen (15%), in den Lymphknoten (14%), im Gehirn (8%) sowie in der Leber (5%). Grundsätzlich können Metastasen aber in allen Organen auftreten. Wie können Fernabsiedlungen behandelt werden ? Die Ziele in der Behandlung von Fernmetastasen orientieren sich an der Lokalisation, dem einhergehenden Beschwerdebild und dem Ausmaß der Ausbreitung. Eine Heilung der Erkrankung ist beim Vorliegen von Fernmetastasen zumeist nicht mehr möglich. Somit steht die Linderung der Symptomatik im Vordergrund. Je nachdem, welche Organe (z.B. Lunge) betroffen sind, sind auch Verbesserungen der Überlebenszeit möglich. |24 Lindernde Effekte können grundsätzlich durch eine Operation, eine Bestrahlung oder eine medikamentöse Therapie erreicht werden. Warum wird beim Nierentumor mit Fernabsiedlungen die betroffene Niere häufig entfernt ? Bei fortgeschrittenem Nierenkrebs kann es in der Nierenregion zu andauernden Schmerzen oder zu wiederkehrenden oder sogar zu unstillbaren Blutungen des Nierentumors kommen. In diesen Fällen ist eine operative Behandlung notwendig. Im fortgeschrittenen Stadium können durch die Nierenentfernung die Beschwerden spürbar gelindert werden, psychologisch wirkt dieser Eingriff ebenfalls vielfach entlastend. Die Prognose für das Überleben verändert sich für diese Patienten durch den Eingriff jedoch nicht. Sollte bei Patienten in diesem Erkrankungsstadium eine medikamentöse Therapie erwogen werden, haben Studien gezeigt, dass eine Tumorentfernung vor einer Immunchemotherapie (s.u.) die Überlebensraten verbessern kann. Die Operation von Fernabsiedlungen (Fernmetastasen) Lungenabsiedlungen Die Möglichkeit, Fernabsiedlungen operativ zu entfernen, besteht grundsätzlich, ist aber sowohl von der Lage der Fernabsiedlungen in der Lunge als auch von ihrer Anzahl abhängig. Weiterhin entscheidend für die Prognose ist auch der Zeitpunkt des Auftretens der Metastasen. Treten innerhalb der ersten 21/2 Jahre nach einer Nierenentfernung beispielsweise Lungenabsiedlungen auf, ist die Prognose trotz operativer Resektion deutlich schlechter, als wenn sie nach dieser Zeit nachgewiesen werden. Somit profitieren insbesondere Patienten mit einzelnen Absiedlungen (und lokaler Entfernbarkeit) mit einem Auftreten nach mehr als 2 Jahren von einem operativen Vorgehen. Knochenabsiedlungen Patienten mit vielen, operativ nicht zugänglichen Fernabsiedlungen wird einer medikamentösen Therapie (s. Kap. Systemische Immunchemotherapie) empfohlen. Bei Knochenabsiedlungen erscheint eine Operation dann notwendig, wenn Knochenbrüche, neurologische Ausfallerscheinungen (z.B. Taubheit, Kribbeln) oder sogar eine Querschnittslähmung drohen. Grundsätzlich muss bei jeder Form der Metastasenchirurgie das operative Risiko in einem vertretbaren Verhältnis zum erreichbaren Erfolg stehen. Was das genau bedeuten kann, ist im Einzelfall sehr unterschiedlich und bedarf einer sorgfältigen, abwägenden Beratung mit den behandelnden Ärzten, ggf. auch der Einbeziehung der Angehörigen. Grundsätzlich können betroffene Knochenregionen auch bestrahlt werden. Die Bestrahlungstherapie hat sowohl einen schmerzlindernden als auch einen knochenstabilisierenden Effekt. |25 Hirnabsiedlungen Bei Hirnabsiedlungen steht die Linderung der Beschwerden im Vordergrund. Durch eine operative Entlastung werden neurologische Symptome verhindert oder abgeschwächt. Im Einzelfall können verschiedene lindernde Therapieansätze auch miteinander kombiniert werden. Was leistet eine Strahlenbehandlung? Eine Anwendung der Strahlentherapie in rein heilender Absicht wird nicht durchgeführt. Der Einfluss einer Bestrahlung auf das Wachstumsverhalten eines Nierentumors selbst ist äußerst gering. Allgemein akzeptiert ist sie jedoch bei frakturgefährdeten Knochenabsiedlungen sowie bei symptomatischen Absiedlungen im Gehirn- dort wird sie lindernd eingesetzt. Medikamentengabe als lebensverlängernde Therapie Chemotherapie Im Kampf gegen den Nierenkrebs haben sich reine Chemotherapeutika oder Formen der Bestrahlung als nicht wirksam herausgestellt. Für reine Chemotherapeutika fanden Wissenschaftler bei der Zusammenstellung von 73 Studien mit 3.502 Patienten heraus, dass unterschiedliche Therapien eines oder mehrerer Chemotherapeutika die Prognose nicht verbessern konnten. Somit wird der Nierenkrebs übereinstimmend als chemotherapieresistent eingestuft. Einen anderen medikamentösen Therapieansatz stellt aber die Immuntherapie dar. Immuntherapie Was sind die Grundideen in der Immuntherapie beim fortgeschrittenen Nierenkrebs ? Gemeinsamer Nenner aller Immuntherapien ist es, durch die Stimulation der körpereigenen Abwehr (Immunsystem) das biologische Verhalten der Tumorzellen so zu verändern, dass die Tumorzellen absterben, die gesunden Zellen aber überleben. |26 Spezifische Immuntherapie Die spezifische Stimulation der körpereigenen Abwehr wird unter der Annahme durchgeführt, dass sich körpereigene Abwehrzellen durch inaktivierte Tumorzellen auf die Tumorzelle „abrichten“ lassen. Diese sollen sich dann gegen die eigentlichen Tumorzellen richten. Mit den bisher eingesetzten Konzepten als lindernder Therapieansatz konnten nur geringe Ansprechraten (1-2%) und kein Überlebensvorteil erreicht werden. Diese „Tumorimmunisierungen“, die noch an der Laborbank große Hoffnungen geweckt hatten, verliefen bisher in klinischen Studien leider enttäuschend. Systemische unspezifische Immunchemotherapie Diese Form der Immunchemotherapie wird mit so genannten Zytokinen durchgeführt. Zytokine werden auch natürlicherweise im menschlichen Körper von einer Vielzahl unterschiedlicher Zellen gebildet und haben eine hormonähnliche Wirkung. Insbesondere aktivieren sie auch Immunzellen. In der Behandlung des Nierenkrebses werden seit mehr als 15 Jahren hauptsächlich Interferone, Interleukine als Zytokine einzeln, in Kombination miteinander oder in Kombination mit einem Chemotherapeutikum eingesetzt. Es gibt inzwischen eine große Zahl unterschiedlicher Behandlungsprotokolle. Die Zytokine werden mittlerweile überwiegend nach einem festgeschriebenen Zeitplan unter die Haut gespritzt. In Teilen kann dies von den Patienten nach einer Einweisung selbst zu Hause bewerkstelligt werden. Ein längerer stationärer Aufenthalt ist in der Regel nicht Voraussetzung. Alle Formen der Behandlung mit Zytokinen, in welcher Kombination auch immer, haben nur eine behördliche Zulassung als lindernde Therapie beim fortgeschrittenen Nierenkrebs mit Fernabsiedlungen. Eine Immunchemotherapie bei einem lokal fortgeschrittenen, aber nicht metastasierten Nierentumor (Stadium T3, T4) sowie bei einem rein auf die Niere begrenzten Tumor (Stadium T1, T2) wird nicht durchgeführt. Hintergrund dieser Beschränkung sind Ergebnisse aus klinischen Studien, die keine ausreichenden Effekte zu diesem Zeitpunkt der Erkrankung durch Zytokine nachweisen konnten. Fragen vor der Medikamentengabe Welche Wirkung hat eine Immuntherapie auf den Krankheitsverlauf im Krankheitsstadium mit Fernabsiedlungen ? In der Bevölkerung ist die Meinung weit verbreitet, dass Chemotherapien viele Nebenwirkungen haben und meist nur begrenzt helfen- also mehr schaden als nutzen. Es sollte daher vor einer solchen geplanten Therapie jedem Therapeuten die Frage gestellt werden, was man bezogen auf sein Krankheitsstadium von der Behandlung erwarten darf und kann. Hierbei geht es natürlich um die Frage, wie lebensverlängernd, aber auch wie verträglich die Therapie ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Therapie nicht bei allen Patienten gleich gut wirksam ist. In der Tendenz greift sie bei Patienten mit Lungenabsiedlungen besser als bei Patienten mit Knochenabsiedlungen. |27 Wie bekommt man bei den vielen veröffentlichten Therapieergebnissen einen Überblick? Wer bietet Hilfen ? Dass es auch für Profis fast nicht mehr möglich ist, bei der Unmenge von Studien einen Überblick zu behalten, ist nicht nur ein Phänomen der Medizin, sondern ein allgemeines. Selbst der aktuell informierte, motivierte Arzt hat zuweilen Schwierigkeiten, neue Ergebnisse richtig einzuordnen, insbesondere dann, wenn sie bestehendes Wissen in Frage stellen oder dem gar widersprechen. Aus dieser unbefriedigenden Situation heraus entstand 1993 die Cochrane Collaboration (CC), eine gemeinnützige internationale Organisation, mit dem Ziel, aktuelle Informationen und die wissenschaftliche Wertigkeit allgemein verfügbar zu machen. Ziel ist es, Medizinern Entscheidungen zu erleichtern und Patienten aufzuklären. Hierzu werden zu Themen Übersichtsarbeiten erstellt, die regelmäßig aktualisiert werden. Zum Thema „Immuntherapie beim fortgeschrittenen Nierenkrebs“ ist zuletzt 2005 eine Aktualisierung von der Datenbank der Cochrane Collaboration veröffentlicht worden. Welche Vokabeln muss ich kennen, um Ergebnisse aus klinischen Medikamentenstudien richtig einordnen zu können? Wenn man sich mit Behandlungsergebnissen klinischer Studien auseinander setzen möchte, insbesondere der Studien, die die Wirksamkeit von Medikamenten untersuchen, ist es hilfreich, wenn man weiß, was die benutzten Begriffen bedeuten. Es ist auch leichter, die beschriebenen Erfolge für sich bewerten zu können. Sie sollten aber in jedem Fall die Meinung und Erfahrung der Therapeuten zur Meinungsbildung heranziehen. Ansprechrate Bei dem Begriff Ansprechrate geht es darum, bei wie vielen Patienten sich eine Erkrankung aufgrund einer Bandlung zurückbildet. Die Ansprechrate wird üblicherweise in Prozent ausgedrückt. Bildet sich der Tumor zum Beispiel bei 50 von 100 Krebskranken nach einer Chemotherapie zurück, würde man von einer Ansprechrate von 50% sprechen. Remission Unter Remission versteht man zunächst die Rückbildung von Krankheitssymptomen. Dabei werden zwei Formen unterschieden, und zwar die Teilremission und die Komplett- bzw. Vollremission. Von Teilremission spricht man, wenn der Rückgang von Krankheitszeichen nur vorübergehend oder nur teilweise (z.B. Verkleinerung des Tumors) ist. Bei der Vollremission sind die Krankheitssymptome vollständig verschwunden (z.B. Tumor nicht mehr nachweisbar). |28 Stable disease Direkt aus dem Englischen übersetzt bedeutet dieser Begriff „Stabile Krankheit“. Bei einer Krebserkrankung wird von einer „stable disease“ gesprochen, wenn sich der Tumor bzw. die Tumorerkrankung über einen längeren Zeitraum hinweg nicht ändert, d.h. keine Größenzunahme, keine Änderung (Zunahme) der Beschwerden. Heilung In der Medizin kann bei Tumorerkrankungen von Heilung erst gesprochen werden, wenn auch die letzte Tumorzelle im Körper beseitigt worden ist. Da man diesen Beweis so gut wie nie antreten kann, hat man sich darauf geeinigt, lieber von Remission zu sprechen. Dies ist der Fall, wenn alle Tumorherde nach einer Behandlung nicht mehr nachgewiesen werden können (Vollremission). Dies kann je nach Tumorart viele Jahre anhalten. Mortalitätsrate Sterberate – Anteil der Personen, die innerhalb einer definierten Zeit in einer definierten Anzahl Menschen an einer bestimmten Erkrankung versterben. Für Nierenkrebs lag die Mortalitätsrate in Deutschland im Jahr 2002 beispielsweise bei 9,5 Todesfällen auf 100.000 Männer. Überlebensrate Die (absolute) Überlebensrate beschreibt den Anteil von Patienten, die nach einer bestimmten Zeit noch leben. Eine 5-Jahres-Überlebensrate von 80% heißt, dass von 100 Patienten nach 5 Jahren noch 80 Patienten leben. Neben der absoluten Überlebensrate, die im Prinzip nur auf das Überleben selbst abzielt, wurden für die Beurteilung eines Behandlungserfolgs weitere Parameter definiert: Beim rezidivfreien Überleben wird die Zeitspanne ohne ein Wiederauftreten der Krebserkrankung betrachtet. Ähnlich ist das progressionsfreie Überleben definiert, bei dem die Zeit bis zum ersten Auftreten bzw. Weiterwachsen der Krebserkrankung berücksichtigt wird. Grundlegendes zur Literaturbewertung Eine Arbeitsgruppe der Cochrane Collaboration suchte in gängigen medizinischen Literaturdatenbanken nach (randomisierten) Studien zur Immuntherapie mit Ergebnissen zum Überleben bzw. zu den Ansprechraten. Hierbei beschränkte man sich auf Arbeiten, die methodisch entweder Behandlungsprotokolle gegeneinander oder gegen Nicht-Immuntherapeutika verglich. Es sind dies die „handwerklich“ am aufwendigsten erstellten Studien, die die höchste Aussagekraft haben und die geringsten Fehlerquellen beinhalten. Systemische unspezifische Immunchemotherapie Die Cochrane Collaboration fand 53 Studien mit insgesamt 6.117 Patienten vor. 32 dieser Studien berichteten über die 1-Jahres-Überlebensraten. Die miteinander kombinierten Daten verschiedener Immuntherapien zeigte in 12,9% Teil- oder Vollremissionen, in den Kontrollgruppen (also keine Immuntherapie) betrug diese Quote 2,5% und bei den Placebogruppen 4,3%. |29 Insbesondere das Interferon alfa Therapie bewirkte gegenüber den Kontrollgruppen (keine Immuntherapie) eine um 2,6 Monate längere mittlere Überlebensrate, eine um 27% reduzierte 1-Jahres-Sterblichkeitsrate sowie eine Minderung des Risikos um 22%, innerhalb der ersten 2 Jahre am Nierenkrebs zu sterben. Eine optimale Dosierung ist aber nicht identifiziert worden. Systemische unspezifische Immunchemotherapie plus Nierenentfernung Zwei Studien untersuchten die Bedeutung der Nierenentfernung vor einer Interferon alfa-Gabe bei Patienten mit Fernabsiedlungen und nur geringen Symptomen. Beide Studien zeigten übereinstimmend, dass operierte Patienten, die anschließend Interferon alfa erhalten haben, einen Überlebensvorteil von statistisch 4,8 Monaten gegenüber den Patienten haben, die nur Interferon alfa bekommen haben (also nicht operiert worden sind). Trends in aktuellen Studien – Neue Wege? Spezifische Immuntherapie Weltweit bearbeiten einige Arbeitsgruppen die Frage, wie man das Risiko eines Weiterwachsens der Nierenkrebserkrankung senken könnte. Es geht dabei um Patienten, bei denen entweder ein großer, lokal begrenzter oder ein organüberschreitender Tumor bereits operiert worden ist, der aber bis dato keine Fernabsiedlungen gezeigt hat. Da man weiß, dass insbesondere diese Nierentumore zu einem hohen Prozentsatz zur Weiterentwicklung neigen, wäre ein Senken dieses Risikos von großer Bedeutung. In einer (randomisierten) Studie wurde den Patienten zuerst die tumortragende Niere entfernt und anschließend aus diesen Tumorzellen ein Impfstoff produziert und dem Patienten anschließend wieder verabreicht. Im Vergleich zu den operierten, aber nicht geimpften Patienten der gleichen Risikogruppe zeigten die geimpften Patienten erstmalig ein geringeres Risiko eines Weiterwachsens der Nierenkrebserkrankung. Diese Studie hat viel Aufsehen erregt und wird auch kritisch diskutiert. Ergebnisse weiterer Studien stehen noch aus. Medikamente zur Hemmung der Blutgefäßneubildung im Tumor Ein neuer biologischer Ansatz wird gegenwärtig im Rahmen klinischer Studien über den metastasierten Nierenkrebs untersucht. Durch den Einsatz eines spezifischen Antikörpers (gegen VEGF: vascular endothelial growth factor) wird in den Tumoren eine Gefäßneubildung (Angiogenese) vermindert, durch die eine Weiterentwicklung verlangsamt werden soll. Erstmalig wurde mit einem solchen Ansatz im Vergleich zu einer PlaceboGruppe eine Verlängerung des progressionsfreien Überlebens um 2,5 Monate bei Patienten mit einem metastasierten Nierenkrebs nachgewiesen. Remissionsraten oder das Gesamtüberleben blieben aber gleich. |30 Selbstheilung ohne Therapie – Gibt es das? Was bedeutet eine Spontanremission? Die Spontanremission wird nach Everson und Cole (1966) definiert als teilweise oder vollständige Rückbildung eines bösartigen Tumors ohne jede therapeutische Maßnahme oder unter einer Behandlung, die als nicht angemessen angesehen wird. Spontanremissionen von Metastasen werden in bis zu 0,8% aller Nierenzellkarzinome beschrieben, wobei bei fast allen in der Literatur beschriebenen Fällen zuvor eine Nierenentfernung durchgeführt worden ist. Bei diesen aufgeführten Fällen handelt es sich vorwiegend um Fernabsiedlungen in der Lunge. Aber: Kein Urologe wird bei einem metastasierten Nierentumor nur deshalb die Entfernung der Niere anstreben, um eine Spontanremission anzuregen. Hierzu ist die operative Sterblichkeit viel zu hoch. Eine wissenschaftliche Erklärung für dieses reale, aber seltene Phänomen gibt es nicht, u.a. werden Faktoren des Abwehrhaushaltes (Immunologie) diskutiert. Auch die Aufarbeitung von Krankengeschichten von Patienten, die eine Spontanremission durchlebt haben, haben bisher keinen einheitlichen Erklärungsansatz (Krankheitsverhalten, Krankheitsbewältigung, Lebensgewohnheiten, psychosoziale Faktoren) zeigen können. |31 Nach der Therapie Warum muss eine Tumornachsorge erfolgen? Eine Tumornachsorge hat den Sinn, nach einer abgeschlossenen Tumorbehandlung den weiteren Verlauf der Tumorerkrankung zu beobachten, um im Falle eines Wiederaufflammens oder eines Fortschreitens rechtzeitig weitere Therapieansätze anbieten zu können. Denn je weiter der Tumor zum Zeitpunkt der Erstbehandlung schon gewachsen ist, desto höher ist die Gefahr, dass die Erkrankung doch fortschreitet. Tabelle 6: Nachsorgeschema: Leitlinien der DGU und der Deutschen Krebsgesellschaft (AWMF, 2000) nach operativer Tumorentfernung bei Nierenzellkarzinom Nachsorgeschema Untersuchung Anamnese, klinischer Befund, Röntgen des Thorax, Sonographie des Abdomen (Bauchhöhle) bei unklaren Befunden: CT-Abdomen (ggf. MRT) Labor: Alkalische Phosphatase, Hämoglobingehalt (Hb), Blutsenkung (BSG) Untersuchungszeitpunkte Alle 3 Monate im 1. u. 2. Jahr Alle 6 Monate im 3. u. 4. Jahr 1x jährlich ab dem 5.Jahr Dauer der Nachsorge 10 Jahre Es gibt viele unterschiedliche Meinungen, ob man zu jedem Untersuchungszeitpunkt eine Computertomographie durchführen sollte. Nach den Leitlinien der europäischen Urologenvereinigung (EAU) wird ein CT nur bei einem erhöhten Risiko durchgeführt. Dazu zählen a) ein Zweittumor in der zweiten Niere, b) eine erfolgte Nierenteilresektionen und c) lokal fortgeschrittene Tumoren im Stadium T3 oder T4. Eine Nierenfunktionsprüfung findet nicht routinemäßig statt. Wird ein Fortschreiten der Tumorerkrankung während der Nachsorge nachgewiesen, muss je nach Lokalisation und Ausmaß individuell entschieden werden, welche weiteren Maßnahmen getroffen werden sollten- in einer individuellen Beratung und in einem vertrauensvollen Teamwork von Patienten, Angehörigen und behandelnden Ärzten. |32 Rehabilitation Nach einer onkologischen Therapie hat jeder Patient ein Recht auf eine 3-wöchige stationäre Rehabilitationsmaßnahme, bei der eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit erreicht werden soll. Sie muss beim Kostenträger beantragt werden. Neben einer Verbesserung der körperlichen Funktionen liegt ein Schwerpunkt in der Betreuung seelischer Probleme. Ängste, verminderte Leistungsfähigkeit oder Unsicherheiten im Umgang mit Therapiefolgen können in psychoonkologischen Einzel- oder Gruppentherapien behandelt werden. Weitere Möglichkeiten einer Krankheitsverarbeitung sind durch Gespräche mit Mitpatienten, durch das Erlernen von Entspannungstechniken und die Einbeziehung der Angehörigen bei Aufklärungen und Informationsseminaren im Rahmen einer Rehabilitation möglich. Ziel ist es, dass Sie wieder möglichst schnell ihre gewohnten Tätigkeiten im Alltag aufnehmen können. Krankheitsbewältigung Viele Patienten berichten, dass Sie nach abgelaufener stationärer Behandlung und Rehabilitation zu Hause erst richtig zu Ruhe kämen und sich vergegenwärtigten, was mit ihnen eigentlich passiert sei. Die Art und Weise, sich mit der eigenen Krebserkrankung auseinander zu setzen ist sehr unterschiedlich, so dass man einheitliche Empfehlungen nur sehr bedingt aussprechen kann. Erfahrungen aus dem Alltag der Patientenversorgung zeigen, dass vielfach insbesondere die Sorgen und Ängste der Krebspatienten in der Arztpraxis in kurzen Gesprächen nicht umfassend bearbeitet werden können. Somit schließen diese Lücke spezielle Krebsberatungsstellen oder psychosoziale Beratungsstellen. Hier kann man, zugeschnitten auf individuelle Notwendigkeiten, u.a. Entspannungstechniken erlernen, um die Ängste zu verringern und sich somit seelisch zu stabilisieren. Aber auch familientherapeutische Gespräche können begonnen werden, wenn es durch die Erkrankung zu Krisen in der Familie oder Partnerschaft gekommen sein sollte. Ziel aller Ansätze ist es, durch sinnvolle körperliche Aktivität, Arbeit mit Gefühlen, Entspannungsanleitungen und unter Umständen mit der Suche nach neuen Lebenszielen das Wohlbefinden wieder zu steigern. Scheuen Sie sich nicht, sich mit diesen Angeboten auseinander zu setzen und sie zumindest auszuprobieren! Selbsthilfe Durch die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe kann eine Verbesserung persönlicher Lebensumstände (Hilfestellung unterschiedlichster Art) durch Gespräche und Erfahrungsaustausch mit gleichartig Betroffenen erreicht werden. Geleitet werden Selbsthilfegruppen zumeist durch nicht professionelle Helfer. Nach Schätzungen geht man davon aus, dass es in Deutschland zwischen 70.000 bis 100.000 Selbsthilfegruppen gibt, in denen ca. 3 Millionen Menschen krankheitsübergreifend organisiert sind. Im Bereich der Nierenkrebserkrankungen existiert auf Bundesebene bei |33 Redaktionsschluss noch keine Selbsthilfegruppe. Viele Selbsthilfegruppen nehmen aber auch Menschen mit anderen Erkrankungen auf und bieten Hilfestellungen an. Informationen zu Neugründungen bietet auch die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen NAKOS (www.nakos.de.). Ärzte und Patienten als Partner von Anfang an Wenn man mit der Diagnose Nierenkrebs konfrontiert wird, reagiert man zunächst erschrocken, panisch, ängstlich und sucht vertrauensvolle Ansprechpartner. Diese hofft man unter Angehörigen und unter den Ärzten, später auch beim Pflegepersonal, dem Sozialdienst und ggf. bei Psychologen (Psychoonkologen) zu finden, mit denen man die nächsten schweren Schritte gehen möchte. Aus vielen Gesprächen mit Patienten wissen wir aber, dass das wahre Leben oft ganz anders und schwieriger aussieht. Die Mediziner z.B. drücken sich für medizinische Laien meist unverständlich aus, Gespräche finden nicht in angemessener Form statt (Räumlichkeiten, zeitlicher Rahmen, Gesprächsatmosphäre usw.). Dabei ist diese Notlage vieler Patienten seit langem bekannt, Verbesserungen zeigen sich aber nur langsam. Mittlerweile sind die Patientenrechte international in der Deklaration von Lissabon (1995) sowie speziell für Deutschland festgelegt und veröffentlicht (www.bundesärztekammer.de). Zu den Patientenrechten gehören u .a. das Recht auf Beratung und Aufklärung und das Recht auf eine zweite ärztliche Meinung; die auch in der „Patientencharta 2003“ aufgenommen sind und von allen Beteiligten im Gesundheitswesen unterstützt werden (www. bmj.de). Ziel ist es, den Kranken vom Betroffenen zum Beteiligten werden zu lassen. Wie soll man als Patient aber individuell diesen Wunsch in seinem Alltag umsetzen, wie kann Partnerschaft entstehen? Hier gibt es keine goldene Regel, nach der man sich richten kann, hierzu sind die einzelnen Voraussetzungen zu verschieden. Aber: Versuchen Sie sich klar zu machen, welche Form des Verhältnisses Sie sich mit ihrem Therapeuten wünschen. Was können Sie von sich aus dafür tun? Vielleicht hilft Ihnen für ein erstes Gespräch, wenn Sie die ärztliche Information als Dienstleistung – wie jede andere auch – sehen, die Sie benötigen, um eine wichtige Entscheidung treffen zu können. Weitere Anregungen zum Patientenverhalten finden sie auch im blauen Ratgeber Teamwork „Krebspatienten und Ärzte als Partner“ (www.krebshilfe.de). Zu einem gewachsenen Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient kann es auch gehören, sich mit Formen eines krebsbedingten Todes auseinander zu setzen. |34 Die Patientenverfügung Die Patientenverfügung ist eine Willensäußerung eines Patienten, auf sterbens- und leidensverlängernde Maßnahmen zu verzichten. Dieser Verzicht (z. B. auf Beatmung, Bluttransfusion oder künstliche Ernährung) bezieht sich auf einen Zustand der Bewusstlosigkeit mit unumkehrbaren Gehirnschädigungen oder die Situation, in der der Sterbeprozess bereits begonnen hat und die betroffene Person nicht mehr in der Lage ist, eigene Entscheidungen über die Therapiemaßnahmen zu treffen. Falls Sie in eine Situation geraten, in der Sie nicht mehr in der Lage sind, selbst über medizinische Maßnahmen zu entscheiden, ist die von Ihnen verfasste Patientenverfügung von dem Arzt oder der Ärztin als wichtige Entscheidungshilfe zu berücksichtigen. Ihre Patientenverfügung kommt nur zur Anwendung, wenn Sie in der speziellen Situation nicht mehr einwilligungsfähig sind und Sie an einer Erkrankung leiden, die zum Tode führen wird. Ihre Patientenverfügung gibt Ihrem Arzt in dieser Situation einen wichtigen Hinweis auf Ihren mutmaßlichen Willen. Wie gehe ich konkret vor ? Eine Patientenverfügung sollte schriftlich vorliegen, vorzugsweise kombiniert mit der Vorsorgevollmacht. Sie kann handschriftlich verfasst werden, dies ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Entsprechende, auch juristisch geprüfte Vordrucke sind bei den weiter unten angegebenen Adressen erhältlich. Legen Sie das Formular der Patientenverfügung zu Ihren persönlichen Unterlagen. Notieren Sie, wo Sie Ihr Formular hinterlegt haben: bei Ihren persönlichen Unterlagen, eventuell das Zweitexemplar bei Ihrer bevollmächtigten Person, weitere Kopien eventuell bei Angehörigen (Name und Adresse), beim Arzt oder bei der Ärztin Ihres Vertrauens oder beim Amtsgericht (Vormundschaftsgericht). Wir empfehlen, die Patientenverfügung (Erstschrift und Zweitexemplar) etwa alle ein bis zwei Jahre durch Ihre Unterschrift erneut zu bestätigen. Auf der Verfügung sollten zwei Personen den Willen des Verfassers mit ihrer Unterschrift bezeugen. Die Beurkundung oder Beglaubigung durch einen Notar ist möglich, jedoch nicht erforderlich. Zudem wird empfohlen, den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens unterschreiben zu lassen. Dies ist aus juristischen Gründen nicht notwendig, könnte aber die Akzeptanz im Ernstfall erhöhen. Eine Patientenverfügung kann jederzeit formlos widerrufen werden. Weiterführende Informationen zur Patientenverführung: www.krebshilfe.de Deutsche Krebshilfe e.V. www.bundesärztekammer.de Bundesärztekammer www.bmj.de Bundesministerium der Justiz www.bmj.bund.de/media/archive/694.pdf www.medizinethik.de Portal für Medizinethik www.ruhr-uni-bochum.de/zme/ Zentrum für medizinische Ethik e.V. |35 Interview mit einem Betroffenen Bei der Vielzahl der dargestellten Informationen in diesem Ratgeber war es uns Autoren ein Bedürfnis, auch einen Patienten (Klaus K., 67 Jahre) mit seiner Krankengeschichte zu Wort kommen zu lassen. Fragen zum Zeitraum vor der Diagnostik Welche Beschwerden veranlassten Sie damals einen Arzt aufzusuchen? Ich hatte keine Beschwerden. Nach einer Röntgenreihenuntersuchung durch die Berufsgenossenschaft habe ich einen Arzt aufgesucht. Wie wurde Ihnen die Diagnose übermittelt? (Tumorgröße, Krankheitsstadium, …) Nachdem eine Verschattung auf der Lunge gesehen worden ist, fand man 1 Jahr später an der linken Niere einen Nierentumor durch eine Computertomographie (CT). Was ist Ihnen nach der Diagnoseübermittlung alles durch den Kopf gegangen? Im dem Moment brach die Welt für mich zusammen! Wie sind Sie mit der Diagnose umgegangen? (Zeit vor der Operation) Ich habe geweint, habe gebetet und habe gedacht, warum gerade ich. Mit wem haben Sie alles gesprochen? Mit meiner Frau, den Kindern und Verwandten und dem Hausarzt. Zeitraum nach der Operation: Welches Krankheitsstadium wurde Ihnen übermittelt? Wurde über die Prognose gesprochen? Man sagte mir, ich habe einen bösartigen Tumor in der linken Niere, die Niere sei entfernt worden. Wegen der Metastasen hat man mir zu einer Immunchemotherapie geraten Wie haben Sie das Gespräch über den Schweregrad Ihrer Erkrankung empfunden? Das Gespräch habe ich fürchterlich in Erinnerung. Man sagte, ich habe eine 40% Überlebenschance. Wie lang ist die Operation jetzt her? Ich bin im August 1997 operiert worden. |36 Was wurde seitdem an Untersuchungen oder Therapie unternommen? Ich habe viele ambulante Untersuchungstermine in der Klinik gehabt, hatte 8 Immunchemotherapien und insgesamt 5 Lungenoperationen. Ist Ihnen das Vorgehen jeweils verständlich und ausführlich erklärt worden? Einigermassen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Krankheitsbewältigung Wie fühlen Sie sich jetzt aktuell? Ich bin vor einer Woche erneut an der Lunge operiert worden. Ich habe natürlich Angst vor der Zukunft. Ansonsten fühle ich mich ganz gut. Haben Sie körperliche Einschränkungen? Haben Sie durch die Erkrankung einen seelischen Schmerz? Ich verspüre eine keine großen körperlichen Schmerzen, seelisch habe ich schon große seelische Schmerzen. Welche Rolle spielt die Erkrankung momentan in Ihrem Leben? Eine sehr große. Haben Sie sich einer Selbsthilfe Gruppe angeschlossen? Nein. Wenn nein, weshalb haben Sie davon Abstand genommen? Ich möchte nicht mit jedem über meine Erkrankung sprechen. Was würden Sie heute einem Betroffenen für einen Tipp geben wollen? Immer optimistisch sein und beten. Was sollte man aus Ihrer Sicht vermeiden? Sich hängen zu lassen. Wichtige eigene Gedanken: Nach jeder Operation wünsche ich mir, dass es die Letzte gewesen sein soll und ich ganz geheilt bin. Zusätzliche Behandlungen Ist nach der ersten Operation (Nierenentfernung) im weiteren Verlauf eine zusätzliche Behandlung notwendig gewesen? Ich bekam inzwischen 8 Immunchemotherapien und 5 Lungenoperationen Wie haben Sie die Immunchemotherapie vertragen? Ich hatte unter der Gabe Schüttelfrost bis 41ºC Fieber, Haarausfall, Hautausschlag, die Haut löste sich an Händen und Füßen ab. Ich war lustlos, hatte keinen Appetit, keinen Lebensmut mehr. |37 Über welchen Zeitraum ist Sie durchgeführt worden? In 6 Jahren sind 8 Therapien über je 8 Wochen durchgeführt worden. Sind Sie nochmals operiert worden? Ich bin wie gesagt insgesamt 5mal an der Lunge nach der Nierenentfernung operiert worden. Welchen Effekt hatten diese Eingriffe auf Ihren Krankheitsverlauf? Ich war immer längere Zeit metastasenfrei. |38 Hat mich dieser Ratgeber gut informiert? Ob als Buch, Broschüre oder als Internet-Angebot, es gibt eine sehr große Zahl unterschiedlichster Patienteninformationen. Viele dieser Informationsangebote bieten den Patienten umfassende und wertvolle Informationen in gut verständlicher Art und Weise. Leider gibt es aber auch viele unzureichende Patienteninformationen, die beispielsweise wenig verständlich sind oder nur bruchstückhafte Informationen bieten. Für Patienten und Laien ist es äußerst schwer, die Qualität der angebotenen Informationen zu überprüfen und zu beurteilen, ob diese richtig und zutreffend sind. Deshalb wurden in der Vergangenheit Instrumente entwickelt, die eine einfache und schnelle Beurteilung einer Patienteninformation ermöglichen sollen. Vorreiter ist hier das DISCERN-Projekt (www.discern.de). Auf Basis dieses Projektes findet sich im Internet ein Angebot des „Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin“ (www.patienten-information.de) zur „Qualitätsgeprüften Behandlungsinformation für Patienten und Laien“- eine kurze Checkliste, mit der Patienteninformationen bewertet werden können. Bei der Zusammenstellung der vorliegenden Patienteninformation zum Nierenzellkarzinom haben wir versucht, die Anforderungen an Patienteninformationen so gut wie möglich zu berücksichtigen. Sie haben als Leser die Möglichkeit diese Broschüre eigenständig zu bewerten; dazu findet sich im Folgenden die Checkliste von „PatientenInformation.de“. |39 Checkliste zur Beurteilung von Angeboten zur Patienteninformation (für Bücher, Broschüren oder Internetangebote) Quelle: Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, www.patienten-information.de, November 2005 Fragen zur Qualität Wie sie das herausfinden können… Ist klar, wer die Information geschrieben hat? • Suchen Sie am Ende des Informationstextes oder im Impressum des Webangebotes nach einem Autor. • Die Qualifikation des Autors/der Autoren sollte dabei erkennbar sein. • In die Erstellung guter Gesundheitsinformationen sollten Autoren verschiedener Fachgebiete und möglichst auch Patienten einbezogen sein. • Achten Sie darauf, bei Internetinformationen den Webmaster (derjenige, der die Seiten erstellt hat) oder den Besitzer der Webseite nicht mit dem Autor zu verwechseln. • Es kann jedoch vorkommen, dass Autoren gleichzeitig auch ihre eigenen Webmaster sind. Sind die Ziele der Information /Webseite klar? • In einer guten Information/auf einer guten Webseite wird erklärt, an wen sich diese richtet und mit welcher Absicht. • In Broschüren können Sie sich am Inhaltsverzeichnis orientieren. • Im Internet finden Sie diese Angaben hierzu oft unter Menupunkten wie „Wer wir sind“, „Was wir wollen“, „Über unsere Organisation“, „Impressum“ etc. • Suchen Sie nach Angaben zu Inhalten der Informationen, wie zum Beispiel einer Kurzbeschreibung. Sie haben ja recherchiert, um eine Antwort auf Ihre Fragen zu finden. Auf welche Quellen stützt sich die Information /Webseite? • Diese Frage hat eine besondere Bedeutung, wenn es sich um Informationen handelt, , in denen Diagnose und/oder Therapieverfahren erklärt werden. Hier sollten Sie unbedingt nach der Angabe von Quellen (Klinische Studien, Leitlinien, Literaturstellen) suchen, auf die sich der Inhalt der Publikation stützt. Diese sind meist in einem Literaturverzeichnis am Ende der Publikation angegeben. • Hinweis zu Quellenangaben: Am sichersten sind in der Regel die Informationen, die sich auf die Ergebnisse großer klinischer Studien stützen, in denen die Wirksamkeit eines Untersuchungs- oder Behandlungsverfahrens nachgewiesen wurde. Am wenigsten sicher sind Informationen, die auf bloßen Expertenmeinungen beruhen (was natürlich nicht bedeutet, dass Meinungen von Experten falsch seien). |40 Fragen zur Qualität Wie sie das herausfinden können… Enthält die Information/ Webseite weitere Hilfsangebote? • Es reicht meist nicht, nur eine Information zu lesen. In den meisten Fällen werden damit Ihre Fragen nicht beantwortet. Gute Informationen enthalten deshalb Adressensammlungen von Stellen, an die Sie sich außerdem wenden können und Literaturangaben bzw. (funktionierende!) Links zu anderen Internetseiten, die sich mit der gleichen Thematik befassen. Wie aktuell ist die Information/ Webseite? • Auch Informationen haben ein „Verfallsdatum“. In der Literatur wird hierfür ein Zeitraum von 2 Jahren angegeben. • Es ist daher wichtig dass Sie wissen, wann eine Information erstellt oder überarbeitet wurde. • Auch Informationen, deren Erstellungsdatum weiter zurückliegt als 2 Jahre können noch richtig sein. In diesem Fall sollten sie aber unbedingt einen Gültigkeitsvermerk haben. • Informationen im Internet sind oft auf mehrere Internetseiten aufgeteilt. Jede einzelne dieser Seiten wird vielleicht nicht regelmäßig gepflegt. Hier ist es besonders wichtig, nach einem Gültigkeitsvermerk zu suchen. Woraus Sie im Internet besonders achten sollten: Manche Webseiten zeigen das jeweils aktuelle Datum an, dies hat nichts mit der Information selbst zu tun, wird aber oft mit der Aktualitätsangabe zu der betreffenden Information verwechselt. • Wenn ein Datum angegeben ist, muss erkennbar sein, ob es einen direkten Bezug zur inhaltlichen Aktualität einer Information hat. • Die Angabe zur Überarbeitung einer Website muss nicht identisch sein mit der Aktualitätsangabe der auf diesen Seiten angebotenen Informationen! Ist die Information/Webseite ausgewogen und unabhängig? • Achten Sie darauf, wer der Betreiber oder Sponsor der Information/Seite ist und welche Interessen er hat. • Sachverhalte sollten neutral und ohne Wertung formuliert sein (Beispiel: „halbvolles oder halbleeres Glas“ oder 50% Füllstand), damit Sie mit Ihren Entscheidungen nicht unbemerkt in eine bestimmte Richtung gedrängt werden. • Wenn eine Information Sie verunsichert oder erschreckt, berücksichtigen Sie diese nicht bei Ihren Entscheidungen. • Vorsicht ist geboten auch bei Sensationsberichten und Berichten über Wunderheilungen. In den meisten Fällen vor allem dann, wenn damit Werbung gemacht wird- ist das nicht seriös! |41 Fragen zur Qualität Wie sie das herausfinden können… Werden Unsicherheiten beschrieben? • Es gibt bei weitem nicht für alle Untersuchungs- oder Behandlungsmethoden Beweise ihrer Wirksamkeit. • Manche Behandlungen wirken bei einigen Patienten, bei anderen aber nicht. • Manche Untersuchungen/ Behandlungen sind noch in einem „experimentellem Stadium“. Das sollte ausdrücklich vermerkt sein! Werden mögliche Untersuchungen/ Behandlungen/Maßnahmen genau beschrieben? • Es sollte vermerkt sein, ob bzw. welche anderen anderen Möglichkeiten einer Untersuchung oder Behandlung außer der/den beschriebenen bestehen. • Jede Untersuchung/Behandlung/Maßnahme sollte für Sie ausreichend und verständlich erklärt sein. • Der Nutzen, die Risiken und Nebenwirkungen der einzelnen Untersuchungen/Behandlungen/Maßnahmen sollten beschrieben sein. • Sie müssen auch wissen, wie sich die Untersuchungen /Behandlungen auf Ihre Lebensweisen auswirken, das heißt, ob sie unter Umständen der Behandlung willen Einbußen an Lebensqualität in Kauf nehmen müssen und vor allem, welche das im einzelnen sind. • Es sollte darauf hingewiesen werden, was passiert, wenn die Erkrankung unbehandelt bleibt, bzw. entsprechende Maßnahmen nicht ergriffen werden. Wie steht es mit der Sicherheit im Internet? • Gesundheitsinformationen im Internet, die speziell für Patienten gedacht sind, sollten kostenfrei und ohne Passwortschutz angeboten werden. • Wenn jemand (zum Beispiel auf einem Kontaktformular) Ihre persönlichen Daten erfragt, achten Sie auf eine Erklärung, wie der Betreiber der Seite mit Ihren Daten umgeht. • Bedenken Sie, dass eine Email wie eine Postkarte ist, die auch diejenigen lesen können, für die sie nicht gedacht ist. Schicken Sie deshalb nicht einfach Ihre Krankengeschichte an die Email Adresse eines Anbieters von Gesundheitsinformationen. |42 Erklärung von Fachausdrücken Anamnese Erhebung der Krankengeschichte; der Arzt befragt Sie ausführlich zu Ihren Beschwerden, zum Beginn und zum Verlauf der Erkrankung Angiographie Röntgenuntersuchung bei der Arterien oder Lymphgefäßen mittels Gabe von Kontrastmittel dargestellt werden Angiomyolipom gutartiger Tumor der sich aus Gefäßen, Muskeln und Fett zusammensetzt Ansprechrate … beschreibt bei wie vielen Patienten sich eine Erkrankung auf eine Bandlung hin zurückbildet AWMF Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland benigne gutartig Chemotherapie Gabe von speziellen Medikamenten mit dem Ziel, das Wachstum der Tumorzellen zu hemmen. Zumeist wird der Begriff für die Chemotherapie mit Zytostatika verwendet. Hier werden die Tumorzellen durch Verwendung von Medikamenten zur Hemmung der Zellteilung bekämpft (Zytostatika). Chromosomen … sind die Träger der Erbinformation und befinden sich innerhalb jeder Zelle im Zellkern Computertomographie (CT) Es handelt sich um eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen. Dabei werden, nicht wie im Röntgenbild nur eine Aufnahme, sondern viele einzelne Schnittbilder erstellt. Am Computer können nun die einzelnen Aufnahmen zu Schnittbildern durch den Körpern (längs oder quer) zusammengesetzt werden. Das Verfahren ermöglicht sogar einen dreidimensionalen Einblick in den Körper, der zur Therapieplanung genutzt werden kann (Operationsoder Bestrahlungsplanung). DGU Diagnostik Feststellung einer bestimmten Krankheit aufgrund bestimmter Untersuchungen |43 Differenzierungsgrad Mit einer mikroskopischen Untersuchung wird untersucht, wie stark die Krebszellen von normalen, gesunden Zellen abweichen (= Differenzierung). Je ähnlicher die Tumorzellen dem gesunden Gewebe sind, desto günstiger werden die Krebserkrankung und ihre Prognose eingestuft. Dialyse „Blutwäsche“, wenn die Niere(n) ihre natürliche Funktion nicht mehr ausüben können, dann muss die Reinigung des Blutes durch eine Maschine („künstliche Niere“) erfolgen Embolisation Eingriff, bei dem ein oder mehrere Blutgefäße künstlich verschlossen werden Endoskop/endoskopisch Körperhohlräume und Hohlorgane lassen sich mit Hilfe eines beweglichen Schlauches ausleuchten und betrachten („spiegeln“). In dem Schlauch ist ein optisches System eingebaut. Während einer Endoskopie kann der Arzt auch eine Gewebeprobe entnehmen oder sogar eine Operation durchführen. Fernmetastase Siehe Metastase Grading Durch eine mikroskopische (histologische) Untersuchung des Tumors kann der Grad der Bösartigkeit nach bestimmten Kriterien abgeschätzt werden. Dabei spielt der Differenzierungsgrad des Tumors oder die Zellteilungsrate eine Rolle. Meistens wird das Grading in drei Gruppe eingeteilt (I-III), wobei „I“ die prognostisch günstigste Gruppe darstellt. Hämaturie Blut im Urin Hormone Botenstoffe des Körpers, die durch das Blut- oder Lymphsystem im Körper verteilt werden Immunsystem Körpereigenes Abwehrsystem, welches Krankheitserreger (z.B. Vieren, Bakterien) oder fremde Substanzen erkennt und Gegenmaßnahmen gegen diese aktiviert und im Idealfall diese unschädlich macht. Immuntherapie Eine Behandlungsmethode, die das Immunsystem aktiviert und nutzt. Bei Krebserkrankungen soll die körpereigene Abwehr mit geeigneten Medikamenten gegen die Krebszellen eingesetzt werden. |44 Interferone Botenstoffe, mit denen die körpereigenen Abwehrzellen des Immunsystems kommunizieren. Interferone, die künstlich hergestellt werden können, werden zur Behandlung verschiedener Krebsarten eingesetzt. Interleukine … sind besondere Gewebehormone, durch welche das Wachstum und die Ausdifferenzierung der Zellen des blutbildenden Systems reguliert werden. Sie werden ebenfalls zur Krebstherapie eingesetzt, sind aber häufig mit starken Nebenwirkungen gekoppelt. Kernspintomographie/Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) Auch dieses bildgebende Verfahren liefert wie die Computertomographie Schnittbilder. Dabei werden aber keine Röntgenstrahlen, sondern Magnetfelder benutzt. Kreatinin Dient zur Einschätzung der Nierenfunktion. Da diese Substanz, die in der Muskulatur gebildet wird, normalerweise fast völlig durch die Niere ausgeschieden wird, zeigt ein Anstieg des Kreatinins im Blutserum eine Einschränkung der Nierenfunktion an. Kurativ Behandlung mit dem Ziel der Heilung Lokal Örtlich Lokalrezidiv Widerauftreten einer Tumorerkrankung am Ort des ersten, ursprünglichen Auftretens Metastase Absiedlung der ursprünglichen Tumorerkrankung. Durch „Abschwemmung“ von Tumorzellen des ursprünglichen Tumors durch das Blut- (hämatogene Metastasierung) oder das Lymphsystem (lymphogene M.) entsteht an neuer Stelle ein weiterer Krankheitsherd. Mortalitätsrate Sterberate Onkologie Lehre von den Krebserkrankungen Onkozytom Tumor der Niere, der heutzutage als gutartig angesehen wird. |45 Palliativ Lindern. Wenn eine Krebserkrankung so weit fortgeschritten ist, dass keine Heilung mehr erfolgen kann, liegt der Schwerpunkt der Therapie in der Linderung der Beschwerden, insbesondere der Schmerzen und der Kontrolle der krankheitsbedingte Symptome. Prognose Zukünftiger Verlauf der Erkrankung; aufgrund verschiedener Faktoren (z.B. Tumorstadium, Grading usw.) kann eine grobe Abschätzung des weiteren Krankheitsverlaufs vorgenommen werden. Psychisch Seelisch Radiotherapie Strahlenbehandlung Randomisierung Zufällige, nicht beeinflussbare Aufteilung der Teilnehmer einer Studie auf die Behandlungs- oder Kontrollgruppe. Sie gewährleistet die Vergleichbarkeit von Behandlungs- oder Kontrollgruppe. Remission Rückbildung von Krankheitssymptomen. Man unterscheidet die Teilremission (teilweisen/zeitweise Rückbildung) und Komplett- oder Vollremission. Resektion Operative Entfernung von erkrankten Teilen eines Organs Rezidiv Begriff für „Rückfall“ bzw. Wiederauftreten der Krankheit nach einem krankheitsfreien Zeitraum Stable disease „Stabile Erkrankung“. Tumorerkrankung ist stabil und ändert sich nicht. Stadieneinteilung (Staging) Einteilung der Tumorerkrankung in verschiedene, prognostisch wesentliche Gruppen. Verwendet werden Tumorausdehnung, Lymphknotenbefall und Metastasenstatus (siehe Kapitel Prognose) Strahlenbehandlung (Radiotherapie) Strahlung (radioaktive / ionisierende) kann zum Zweck der Heilung oder der Linderung einer Krebserkrankung eingesetzt werden. Tumorzellen sollen durch die Strahlentherapie zerstört werden. Die Strahlendosis ist dabei um ein Vielfaches höher als bei einer Röntgenuntersuchung. |46 Subkutan Verabreichung eines Medikamentes unter die Haut Symptom Zeichen einer Krankheit Systemische Therapie Behandlung, die auf den gesamten Körper wirkt und nicht nur auf eine bestimmte Stelle. Ein Beispiel für die systemische Therapie ist die Chemotherapie. Therapie Behandlung einer Erkrankung TNM / UICC - Klassifikation Beschreibt einer Tumorerkrankung anhand Tumorausdehnung (T), regionär befallener Lymphknoten (N) und Fernmetastasen (M) bzw. deren Kombinationen (UICC). Tumor unkontrollierte Wucherung von Körperzellen Tumorvakzinierung Vakzinierung bedeutet Impfung. Bei der neuen Methode der Tumorvakzinierung werden speziell aufbereitete Zellen in den Körper eingebracht, die die Immunabwehr aktivieren sollen. Die so aktivierten körpereigene „Killerzellen“ sollen dann die Tumorzellen zerstören. Überlebensrate Anteil der Patienten, die nach einer gewissen Zeit noch leben. UICC International Union Against Cancer. Internationale Vereinigung gegen den Krebs, die u.a. auch für die Pflege und Herausgabe der Tumorstadieneinteilungen (TNM / UICC) verantwortlich ist. Zytokine … sind Botenstoffe, die zur Kommunikation innerhalb des Immunsystems dienen und zur Krebstherapie eingesetzt werden können. Zu ihnen gehören beispielsweise Interleukine und Interferone. |47 Literatur Grundlagen, Krankheitsstadien, Prognose • Adami H.O., Hunter D., Trichopoulos D. Textbook of Cancer Epidemiology, Oxford University Press, 2002 • Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland. Krebs in Deutschland, 5. Auflage, Saarbrücken, 2005 • Katz DL, Zheng T, Holford TR, Flannery J Time trends in the incidence of renal carcinoma: analysis of Connecticut Tumor Registry data, 1935-1989. Int J Cancer. 1994 Jul 1;58(1):57-63. • Schlehofer B, Pommer W, Mellemgaard A, Stewart JH, McCredie M, Niwa S, Lindblad P, Mandel JS, McLaughlin JK, Wahrendorf J. 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Volker Rohde ist zur Zeit Oberarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg mit uroonkologischem Schwerpunkt, langjährige Tätigkeit in der universitären und außeruniversitären Lehre. Studium der Medizin in Hannover und Bonn, Promotion in Köln, ärztliche Tätigkeiten in der Chirurgie, Pathologie und Urologie in Bergisch Gladbach, Frankfurt, Homburg/Saar, Kiel und Gießen. Leiter klinischer, multizentrischer Studien zur Lebensqualität beim Prostatakarzinom, Gutachtertätigkeit bei der Bewertung medizinischer Technologien und Methoden (Health Technology Assessment, HTA). Email: [email protected] Priv. Doz. Dr. med. Alexander Katalinic Jahrgang 1965, ist Direktor des Instituts für Krebsepidemiologie e.V. an der Universität zu Lübeck und assoziierter wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Sozialmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck 1986-1992 Studium der Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg. 1993-1997 wissenschaftlicher Assistent am Institut für medizinische Statistik und Dokumentation der Friedrich-Alexander-Universität. 1994 Dissertation. 1995 Approbation. 1997 Leiter der Registerstelle des Krebsregisters Schleswig-Holstein am Institut für Krebsepidemiologie e.V. in Lübeck mit wissenschaftlicher Anbindung an das Institut für Sozialmedizin, UKSH, Campus Lübeck. 1999 Zertifikat „Biometrie“ der GMDS (Gesellschaft für Informatik, Biometrie und Epidemiologie). 2003 Mitglied der Ethikkommission der Ärztekammer Schleswig-Holstein. 2004 Habilitation und venia legendi für Sozialmedizin, Epidemiologie und Versorgungsforschung. 2005 Direktor des Instituts für Krebsepidemiologie e.V., Universität zu Lübeck. Priv. Doz. Dr. med. Alexander Katalinic Institut für Krebsepidemiologie e.V. Beckergrube 43-47 D-23552 Lübeck Telefon: +49.451.7992550 Email: [email protected] Internet: www.krebsregister-sh.de |51 0609/19113190(RFA-BRO-Niere) Roche Pharma AG 79630 Grenzach-Wyhlen