Volltext - Krause und Pachernegg

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Aktuelles: ONTARGET(R)-Ergebnisse:
Weniger Nebenwirkungen für
kardiovaskuläre Hochrisikopatienten
Homepage:
Rohrmoser L
www.kup.at/
hypertonie
Journal für Hypertonie - Austrian
Journal of Hypertension 2008; 12
(2), 36-40
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Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie
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Rubrik: Aktuelles
ONTARGET®-Ergebnisse: Weniger Nebenwirkungen
für kardiovaskuläre Hochrisikopatienten
L. Rohrmoser
„ Einleitung
Die Bedeutung des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) für die
Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen wurde nicht
zuletzt durch die HOPE-Studie in beeindruckender Weise gezeigt. Seither ist belegt, dass die Wirkung von Medikamenten,
die das RAS positiv beeinflussen, weit über jene der Senkung
des Blutdrucks hinaus geht. In der Folge wurden die Angiotensin1-Rezeptorblocker (AT1-Blocker, ARB) entwickelt, die
spezifisch an den Subtyp 1 der zwei bekannten AngiotensinRezeptoren binden und damit gezielter wirken. Genauer gesagt bleibt der protektive Effekt des Angiotensin II erhalten,
ebenso wie die vasodilatatorische Wirkung des Bradykinins,
das wesentlich für die bei ACE-Hemmern häufigen Nebenwirkungen des trockenen Reizhustens und der Angioödeme
verantwortlich ist [1, 2].
Dieser Effekt wurde nun erstmals in einer weltweit durchgeführten Studie belegt: An der randomisierten, doppelblinden,
multizentrischen ONTARGET®-Studie nahmen insgesamt
25.600 kardiovaskuläre Hochrisikopatienten an 733 Zentren
in 40 Ländern teil. Patienten mit ACE-Hemmer-Unverträglichkeit wurden in die TRANSCEND-Studie eingeschlossen,
deren Ergebnisse im Herbst veröffentlicht werden (siehe
unten).
Die Ergebnisse von ONTARGET® wurden Ende März bei der
jährlichen Tagung des American College of Cardiology (ACC)
in Chicago präsentiert. Das Patientenkollektiv entsprach
dabei jenem von HOPE [3]: Personen mit bestehender kardiovaskulärer Erkrankung oder Diabetes mit Spätfolgen, aber
ohne Herzinsuffizienz. Aufgrund dieser Vorgeschichte waren
die meisten bereits mit einem oder mehreren Kardiologika
therapiert worden. In der Studie erhielten sie entweder 10 mg
Ramipril, 80 mg Telmisartan oder eine Kombinationstherapie
aus den beiden Arzneimitteln und wurden rund 5 Jahre lang
verfolgt. Primäre Endpunkte waren kardiovaskulär bedingter
Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall und Hospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz, sekundäre Endpunkte das neue
Auftreten von Herzinsuffizienz, Diabetes oder Vorhofflimmern, Demenz oder kognitiver Abbau, Nephropathie oder
Revaskularisation.
„ Gleich wirksam, aber besser verträglich
HOPE wies für Ramipril eine relative Risikoreduktion bezüglich der kombinierten Endpunkte Herzinfarkt, Schlaganfall
oder kardiovaskulärer Tod von 22 % nach. Das relative Risiko
von Myokardinfarkt sank um 20 %, jenes für Insult um 32 %.
Die Ergebnisse von ONTARGET® zeigen, dass Ramipril und
Telmisartan in Hinblick auf diese primären, aber auch auf die
sekundären Endpunkte der Studie gleichwertig waren [4].
36
Doch ein signifikanter Unterschied zwischen den Medikamenten ließ sich finden: Die Nebenwirkungen waren bei
Telmisartan geringer und die Therapietreue entsprechend höher. Insgesamt brachen 2029 Teilnehmer (23,7 %) der Ramipril-Gruppe und 1796 (21 %) der Telmisartan-Gruppe die Behandlung vorzeitig ab. Besonders ausgeprägt waren die Unterschiede bei Reizhusten und Angioödemen. 4,2 % der Patienten der Ramipril-Gruppe beendeten die Therapie vorzeitig
aufgrund von Husten, gegenüber 1,1 % der Telmisartan-Gruppe (p < 0,001) (Abb. 1). Die entsprechenden Werte bei Angioödemen waren 0,3 vs. 0,1 % (p = 0,01). Jedoch brachen mehr Patienten der Telmisartan-Gruppe die Studie aufgrund hypotensiver Symptome ab (149 vs. 229, p > 0,001).
Zum Zeitpunkt des Einschlusses in die Studie war der Wert
bei 141/82, zum Zeitpunkt der Randomisierung in die 3 Arme
bei 134/77. Danach blieben die Werte über 5,5 Jahre annähernd konstant, wobei die Patienten der Telmisartan- und der
Kombinationsgruppe im gesamten Verlauf der Studie durchwegs etwas niedrigere Blutdruckwerte aufwiesen als jene der
Ramipril-Gruppe.
Die Kombinationstherapie brachte keine weiteren Vorteile
bezüglich der primären Endpunkte – und das obwohl laut
Studienautoren die zusätzliche Senkung der systolischen
Blutdruckwerte von 2–3 mmHg theoretisch eine relative
Risikoreduktion von 4–5 % hätte erbringen sollen –, jedoch
eine deutlich höhere Anzahl an Abbrüchen aufgrund schlechter renaler Werte und von Problemen im Darmbereich (Durchfall) im Vergleich zu beiden Monotherapien, die diesbezüglich untereinander keine signifikanten Unterschiede aufwiesen. 1929 Patienten, die die Kombinationstherapie erhielten
(22,7 % dieser Gruppe), stoppten die Einnahme beider Medikamente vor Studienende, zusätzliche 566 Teilnehmer (6,7 %)
beendeten die Einnahme eines der beiden Arzneimittel. Die
doppelte RAS-Blockade brachte also nicht die von manchen
erhoffte Wirkung.
„ Compliancevorteile bei langfristiger
Behandlung
Die Gleichwertigkeit der beiden Medikamente in der ONTARGET®-Studie bedeutet für die Praxis, dass Telmisartan das
einzige Sartan ist, für das eine Risikoreduktion bei Hochrisikopatienten über die Blutdrucksenkung hinaus nachgewiesen werden konnte.
Gerade für diese Patienten ist nun die Compliance besonders
wichtig. Leider ist das aber nicht allen Betroffenen bewusst.
Schließlich verursachen Hypertonie, Diabetes und hohe Cholesterinwerte keine unmittelbaren Schmerzen und ihre lang-
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Rubrik: Aktuelles
Frühpensionierungen. In Österreich starben 2006 32.500
Menschen an den Folgen einer kardiovaskulären Erkrankung
[5]. Zirka 15.000 erleiden jährlich einen Herzinfarkt und etwa
20.000 einen Schlaganfall. Die Todesrate beträgt etwa 11.600
bei diesen beiden Erkrankungen. Noch gravierender sind die
Kosten der lebenslangen Behinderung, die nach einem solchen kardiovaskulären Ereignis entstehen kann. Derzeit leiden etwa 60.000 Menschen in Österreich an den Folgen eines
Schlaganfalls [6].
Abbildung 1: Auftreten von Reizhusten und Angioödemen unter Telmisartan und
Ramipril. © Merck Serono.
fristige Bedeutung wird daher von manchen Patienten unterschätzt. Zudem handelt es sich bei jeder Hypertonie-Behandlung um eine langfristige, in der genannten Zielgruppe sogar
um eine lebensbegleitende Therapie.
Neben den spürbaren Nebenwirkungen wie Reizhusten oder
Angioödemen weist Telmisartan auch noch Vorteile in Bereichen auf, die die Betroffenen zwar nicht direkt fühlen, die aber
für den behandelnden Arzt von Bedeutung sind. Dazu gehört
die hohe Lipophilie von Telmisartan. Durch die dadurch bedingte gute Gewebegängigkeit wird das lokale RAS in Endorganen wie Herz oder Niere besonders gut gehemmt. Auch
die Halbwertszeit von 24 Stunden – die längste unter allen
ARB – und die damit verbundene Einnahme einmal täglich ist
ein weiterer Pluspunkt hinsichtlich der Compliance. Für Personen mit Nierenschäden ist Telmisartan der günstigste ARB,
da es die geringste renale Elimination aufweist. Bis zu
mittelgradiger Niereninsuffizienz ist daher keine Dosisanpassung notwendig.
Ältere Patienten, die aufgrund ihrer Multimorbidität oft mit
einer Vielzahl an Medikamenten konfrontiert sind, profitieren
nicht nur von den geringen Nebenwirkungen Telmisartans,
sondern schätzen auch jede Pille weniger, die sie einzunehmen haben. Bei jüngeren sind eine geringe Nebenwirkungsrate und eine hohe Compliance erforderlich, da hier die Einnahme besonders langfristig erfolgt.
Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber, Wilhelminenspital Wien,
erklärte bei der Pressekonferenz zur Präsentation der Studienergebnisse im April in Wien: „Aufgrund der Datenlage
sollte Telmisartan in der Indikation Sekundärprävention bei
Hochrisikopatienten als erster Angiotensin-Rezeptorblocker
(ARB) bei ACE-Hemmer-Unverträglichkeit Verwendung finden.“
„ Die wirtschaftliche Bedeutung der
antihypertensiven Therapie
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Österreich immer noch
die Todesursache Nummer 1, aber auch eine der Hauptursachen für Behinderungen, chronische Erkrankungen und
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Die Prävention dieser Erkrankungen bzw. ihrer Folgewirkungen ist daher auch für die Volkswirtschaften sowie für die
Gesundheitskosten jedes einzelnen Staates von enormer Bedeutung. Und das gilt ganz abgesehen vom menschlichen Leid,
das jeder Herzinfarkt oder Schlaganfall bei den Betroffenen,
aber auch deren Familien auslöst, sowie den persönlichen Folgen etwa durch den Wegfall des Einkommens eines Familienmitglieds, den zeitlichen und nervlichen Aufwand für die
Pflege eines Behinderten und die Kosten für eine bedarfsgerechte Unterbringung, ob im Heim oder zu Hause.
„ Weitere Studien zu Telmisartan
Die Bestätigung der guten Wirkung von Telmisartan im Vergleich mit Placebo folgt übrigens im Herbst, wenn die Ergebnisse der TRANSCEND-Studie vorgestellt werden [7, 8]. Die
Studienpopulation von TRANSCEND – etwa 6000 Studienteilnehmer – unterscheidet sich von jener in ONTARGET®
dadurch, dass hier nur Patienten mit ACE-Hemmer-Unverträglichkeit aufgenommen wurden.
Weitere Studien zum Thema Telmisartan sind das PROTECTION-Studienprogramm mit 10 Studien mit über 6500 Patienten, deren Schwerpunkt auf einer möglichen protektiven
Wirksamkeit von Telmisartan auf Niere und Herz bei Patienten mit Diabetes und renaler Dysfunktion unterschiedlicher
Schweregrade liegt, sowie PRoFESS, das die Rolle von
Telmisartan zusätzlich zur Standardtherapie mit Thrombozytenaggregationshemmern bei der Sekundärprävention von
Schlaganfall untersucht und mit über 20.000 Patienten die
größte Studie in dieser Indikation ist, die jemals durchgeführt
wurde.
Telmisartan wurde von Boehringer Ingelheim erforscht und
wird in Österreich unter dem Handelsnamen Micardis® oder
in Kombination mit Hydrochlorothiazid unter dem Namen
MicardisPlus® von Merck Serono vertrieben.
„ Fazit
Der vorteilhafte Effekt auf kardiovaskuläre Hochrisikopatienten, der in der HOPE-Studie für Ramipril ermittelt wurde, ist nach der ONTARGET®-Studie auch
bei Telmisartan zu finden. Die geringere Rate an Nebenwirkungen führte allerdings zu einer höheren Compliance
und längerer Therapietreue der Patienten unter Telmisartantherapie.
Rubrik: Aktuelles
Literatur:
1. Ball SG, White WB. Debate: angiotensinconverting enzyme inhibitors versus angiotensin II receptor blockers – a gap in evidence-based medicine. Am J Cardiol 2003;
91: 15G–21G.
converting-enzyme inhibitor, ramipril, on
cardiovascular events in high-risk patients.
N Engl J Med 2000; 342: 146–53.
4. The ONTARGET Investigators. Telmisartan, ramipril, or both in patients at high risk
for vascular events. N Eng J Med 2008; 358:
1547–59.
2. Ferrario CM. Role of angiotensin II in cardiovascular disease: therapeutic implications of more than a century of research.
J Renin Angiotensin Aldosterone Syst 2006;
7: 3–14.
5. Statistik Austria. 2008.
http: //www.statistik.at/web_de/
statistiken/gesundheit/todesursachen/
todesursachen_ausgewaehlte/
index.html#index1 [Gesehen 24. 5. 2008].
3. The Heart Outcome Prevention Evaluation
Study Investigators. Effect of an angiotensin
6. Dachverband der
Schlaganfallselbsthilfegruppen Österreichs:
40
J HYPERTON 2008; 12 (2)
http: //www.schlaganfall-info.at/info/
was.html [Gesehen 24. 5. 2008].
7. Unger T. The ongoing telmisartan alone
and in combination with ramipril global
endpoint trial program. Am J Cardiol 2003;
91: 28G–34G.
8. Yusuf S. From the HOPE to the ONTARGET
and the TRANSCEND studies: challenges in
improving prognosis. Am J Cardiol 2002; 89:
18A–26A.
Korrespondenzadresse:
Livia Rohrmoser
A-3830 Waidhofen/Thaya, Puch 15
E-Mail: [email protected]
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akutem Koronarsyndrom (ACS)
J Kardiol 2015; 22 (9–10): 232–5.
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