Merkblatt «Ernährung und Diabetes mellitus Typ 2

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Herbst 2008
Inhalt:
Ernährung und Diabetes mellitus Typ 2
S. 2
Was ist Diabetes mellitus?
S. 3
Entstehung / Ursachen
S. 3
Folgen
S. 3
Die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2
S. 8
Diabetes mellitus Typ 2 - das merke ich mir
S. 9
Ernährungsempfehlungen bei Diabetes mellitus Typ 2
S. 11 Quellen
S. 12 Impressum
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Was ist Diabetes mellitus?
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, die durch eine Erhöhung des Zuckergehaltes im Blut
charakterisiert ist. Diabetes mellitus wird deshalb volkstümlich auch „Zuckerkrankheit“ genannt.
Diabetes mellitus kann in vier Hauptkategorien eingeteilt werden:
1. Diabetes mellitus Typ 1 – auch jugendlicher Diabetes genannt. Bei Diabetes mellitus Typ 1 wird
zu wenig oder gar kein Insulin – ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert – produziert
(Insulinmangel).
2. Diabetes mellitus Typ 2 – auch „Altersdiabetes“ genannt, weil er bis vor einigen Jahren im Gegensatz zu Diabetes mellitus Typ 1 meist nach dem 40. Lebensjahr auftrat. Heute findet man
ihn aber immer häufiger auch schon bei jüngeren, vorwiegend übergewichtigen Personen und
sogar bei Kindern. Bei Diabetes mellitus Typ 2 kann das produzierte Insulin nicht mehr genügend wirken (Insulinresistenz); es existiert ein relativer Insulinmangel.
3. Gestationsdiabetes – auch Schwangerschaftsdiabetes genannt. So wird die Form des Diabetes
genannt, die ausschliesslich während der Schwangerschaft auftreten kann.
4. Sekundärer Diabetes – kann infolge anderer Erkrankungen (z.B. Erkrankung der Bauchspeicheldrüse) oder aufgrund medikamentöser Behandlungen anderer Krankheiten auftreten (z.B.
Prednisonbehandlung bei Rheumatischen Leiden).
Diabetes mellitus Typ 2 ist mit rund 90% der Häufigste, weshalb sich die nachfolgenden Ausführungen
ausschliesslich den Typ-2-Diabetikern widmen.
Betroffene in der Schweiz
In der Schweiz erkranken rund 5% der Bevölkerung oder schätzungsweise 219'000 Personen im Laufe
ihres Lebens an Diabetes mellitus Typ 2 (Stand: Jahr 2000). Viele Betroffene leben mit dieser Stoffwechselerkrankung, ohne es zu wissen, weil die Symptome wie stärkeres Durstgefühl, grössere Urinmengen und Müdigkeit oft erst spät erkannt werden. Aufgrund unseres momentan weit verbreiteten
inaktiven Lebensstils und üppiger Ernährung sowie der aktuellen Altersstruktur der Bevölkerung ist in
den nächsten 20-30 Jahren mit einer mindestens fünfzigprozentigen Zunahme an Typ-2-Diabetikern zu
rechnen – die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet für die Schweiz mit schätzungsweise 336'000
Typ-2-Diabetikern im Jahr 2030.
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Entstehung / Ursachen
Nach einer Mahlzeit erhöht sich die Zuckermenge im Blut. Diese Erhöhung veranlasst die Bauchspeicheldrüse, ein Hormon abzugeben – das Insulin, welches dafür sorgt, dass der Zucker aus dem Blut in
das Gewebe einströmt, wo er der Energiegewinnung dient. Fehlt nun Insulin (Diabetes mellitus Typ 1)
oder wirkt es nicht in ausreichendem Masse (Diabetes mellitus Typ 2), kommt es zu einer unerwünschten Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Diese Erhöhung ist in der Regel nicht spürbar, weshalb Diabetes
mellitus Typ 2 langsam und unauffällig entsteht.
Zu einer Störung des Zuckerstoffwechsels, einer Abnahme der Insulinwirksamkeit und somit zu Diabetes mellitus Typ 2 kann es aus mehreren Gründen kommen. Neben einer genetischen Veranlagung
spielt der Lebensstil eine zentrale Rolle: Körperliche Inaktivität, Überernährung und Rauchen fördern
die Entwicklung von Diabetes mellitus Typ 2. Erkennbar ist dieser ungeeignete Lebensstil an der Entwicklung von Übergewicht.
Die Insulinproduktion ist bei Diabetes mellitus Typ 2 zu Beginn der Erkrankung noch normal und bei
übergewichtigen Diabetikern häufig sogar erhöht. Das produzierte Insulin kann jedoch nicht genügend
wirken. Dies wird Insulinresistenz genannt. Der Zucker aus dem Blut kann somit nicht von den Körperzellen aufgenommen werden, was einen erhöhten Blutzuckerspiegel zur Folge hat.
Folgen
Eine über Jahre andauernde Erhöhung des Blutzuckerspiegels kann zu Langzeitschäden an den Gefässen (Angiopathie) führen, wobei Augen und Nieren besonders betroffen sind, aber auch zur Erkrankung des Nervensystems (Neuropathie) oder zu Herz-Kreislaufbeschwerden (Atherosklerose, Herzinfarkt).
Die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2
Eine moderne Therapie und ein Erfolg versprechendes Management des Diabetes mellitus Typ 2 umfassen vier Hauptaspekte:
1. ausgewogene Ernährung; Beratung, am besten durch eine Fachperson (dipl. Ernährungsberater/in HF/FH);
2. regelmässige Bewegung;
3. bei Bedarf medikamentöse Behandlung mit blutzuckersenkenden Tabletten und/oder Insulin;
4. kontinuierliche Betreuung und umfassendes Behandlungsprogramm, inkl. Überwachung durch
Blutzucker-Selbstmessung.
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Das Ziel jeder Diabetesbehandlung ist die selbstverständliche Alltagsbewältigung, die Steigerung der
Lebensqualität und Verhinderung oder Verminderung von Spätfolgen der Krankheit. Durch die verschiedenen therapeutischen Massnahmen sollen der Blutzuckerspiegel in den Normbereich gebracht
und Spätfolgen vorgebeugt werden.
Ausgewogene Ernährung
Grundlage der Diabetesbehandlung bei Diabetes mellitus Typ 2 ist eine ausgewogene Ernährung und
ausreichende körperliche Bewegung. Dabei sollten folgende Ernährungsprinzipien beachtet werden:
Angepasste Energiezufuhr
Bei übergewichtigen Diabetikern kann eine Gewichtsreduktion von wenigen Kilos bereits eine Senkung
des Blutzuckergehaltes zur Folge haben und die Wirksamkeit des Insulins erhöhen. Die Ernährungsempfehlungen auf Seite 9-10 dieses Merkblattes können als Ausgangslage zur Gewichtsreduktion dienen. Es ist jedoch wichtig, zusammen mit einer Fachperson einen individuellen Ernährungsplan aufzustellen, da der Energiebedarf von verschiedenen Faktoren wie Grösse, Gewicht, Alter, Geschlecht und
körperlicher Aktivität abhängt.
Das Körpergewicht kann mit Hilfe des Body Mass Index BMI (Körpermassindex) beurteilt werden. Der
BMI setzt das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergrösse und wird wie folgt berechnet: Körpergewicht in kg geteilt durch Körpergrösse in m².
Ein Beispiel: eine 70 kg schwere, 1.70 m grosse Frau. In Ihrem Fall bedeutet das:
BMI = 70kg : (1.70m x 1.70m) = 24.2 kg/m²
Gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt ein Body Mass Index zwischen 18.5 und 25 im
Normalbereich. Bei einem BMI-Wert über 25 spricht man von Übergewicht, bei einem BMI über 30 von
Adipositas (Fettleibigkeit).
Das Körpergewicht alleine entscheidet nicht darüber, ob sich ein Diabetes mellitus Typ 2 entwickelt.
Ebenfalls wichtig ist die Fettverteilung im Körper: Fett im Bauchbereich („Apfeltyp“) ist stoffwechselaktiv, fördert die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2 und erhöht das Risiko, an Herz-KreislaufStörungen zu erkranken. Fett, das sich überwiegend in der Hüft- und Oberschenkelgegend befindet, ist
mit einem kleineren Risiko verbunden (eher typisch für Frauen; „Birnenform“; das ändert sich allerdings
meistens in den Wechseljahren!). Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, ist ab einem Bauchumfang
von 102 cm bei Männern und 88 cm bei Frauen erhöht, auf der Höhe des Bauchnabels gemessen.
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Verteilung der Mahlzeiten
Der Mahlzeitenrhythmus soll den individuellen Bedürfnissen und dem Blutzuckerspiegel angepasst
werden. Grundsätzlich sollte die Kohlenhydratzufuhr auf mindestens drei Mahlzeiten verteilt werden.
Angepasste Kohlenhydratzufuhr
Kohlenhydrate dienen dem Körper als Hauptenergielieferanten. Zu den Kohlenhydrat-Quellen gehören
stärkehaltige Nahrungsmittel (Kartoffen, Reis, Teigwaren, Brot, Hülsenfrüchte), aber auch Süssigkeiten,
Früchte, Milch und Milchprodukte wie z.B. Jogurt. Kohlenhydrate werden im Darm zu Einfachzucker
(z.B. Traubenzucker = Glukose) abgebaut und von dort ins Blut aufgenommen. Sie lassen den Blutzuckerspiegel ansteigen. Damit Kohlenhydrate aber zur Energiegewinnung genutzt werden können,
braucht unser Körper das Hormon Insulin. Für Diabetiker ist es wichtig, die «richtigen» Kohlenhydrate
auszuwählen und auf die Zufuhrmengen zu achten. Vollkornprodukte lassen den Blutzuckerspiegel
beispielsweise langsamer ansteigen als raffinierte Produkte. Vollkornbrot, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind somit den raffinierten Produkten wie z.B. Weissbrot oder Ruchbrot vorzuziehen. Wie
schnell ein kohlenhydrathaltiges Nahrungsmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt, hängt nicht nur
von der Art des Kohlenhydrats ab, sondern auch von den anderen Nahrungsbestandteilen der Mahlzeit.
Der Blutzuckerverlauf ist günstiger, wenn die Kohlenhydratquelle mit Nahrungsfasern, Eiweiss oder Fett
kombiniert verzehrt wird und eine feste Konsistenz aufweist, weil der Blutzuckerspiegel dadurch weniger schnell und weniger stark ansteigt. Die optimale Zusammenstellung und die passenden Zufuhrmengen können in der Ernährungsberatung besprochen werden.
Fettmenge beachten
Fett ist der energiereichste Nährstoff: 1 Gramm Fett enthält 9 kcal. Für eine Gewichtsreduktion lohnt es
sich deshalb, die Zufuhr auf 60 – 80 g Fett pro Tag zu reduzieren. Dabei sollte einerseits auf die sichtbaren Fette wie Butter, Öle, Brotaufstriche geachtet werden und andererseits auf die versteckten Fette
in Rahm, Käse, Fleisch, Wurst, Chips, Süssigkeiten etc. Schon kleine Einsparungen bewirken eine
verminderte Energiezufuhr und damit langfristig eine Gewichtsreduktion, die wiederum die Wirkung des
Insulins verbessert und zu einem normalen Blutzuckerspiegel beiträgt.
Pflanzliche Öle bevorzugen
Da wegen der Diabeteserkrankung ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Atherosklerose besteht,
sollten Fette tierischer Herkunft (z.B. aus fettreichen Fleischsorten, Wurstwaren, Käse, Butter) nur in
kleinen Mengen konsumiert werden. Diese Fette enthalten gesättigte Fettsäuren, welche das Risiko für
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Atherosklerose und somit Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern. Pflanzliche Öle wie z.B. Olivenöl oder
Rapsöl enthalten einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren und sollten deshalb bevorzugt werden
(Ausnahmen: Palm- und Kokosöl/-fett). Ausserdem nützlich für die Gesundheit sind Omega-3Fettsäuren, die in fettreichen Meerfischen wie Lachs, Makrele oder Thunfisch sowie in Rapsöl, und
Nüssen enthalten sind.
Getränke
Pro Tag sollte 1–2 Liter Flüssigkeit getrunken werden, bevorzugt in Form von ungezuckerten Getränken, z.B. Trink-/Mineralwasser oder Früchte-/Kräutertee. Auch Light-Getränke mit weniger als 1,5 g
Kohlenhydraten pro dl sind in massvollen Mengen geeignet (max. 5 dl/Tag), sollten allerdings nicht
täglich konsumiert werden.
Der Konsum von Alkohol ist aus gesundheitlichen Gründen nicht notwendig, aber für die meisten Diabetiker auch nicht verboten. Wichtig ist ein massvoller Umgang mit alkoholischen Getränken (1-2 dl
Rotwein pro Tag).
Einerseits ist Vorsicht geboten bei Bier, Dessertweinen, Likören und Alcopops, weil sie Zucker enthalten und daher einen schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels verursachen. Andererseits können alkoholische Getränke (nicht die eben genannten süssen Varianten) zu einer Unterzuckerung führen; sie
sollten daher immer im Rahmen von Mahlzeiten genossen werden.
Süssigkeiten
Zuckerhaltige Nahrungsmittel können massvoll konsumiert werden, sofern sie anstelle von anderen
kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln im Rahmen einer Mahlzeit konsumiert werden.
Light-Produkte / Diabetikerprodukte
In Light-Produkten wird der Energiegehalt über eine Fett- oder Kohlenhydrateinsparung reduziert im
Vergleich zum Normalprodukt. Light-Produkte – sofern massvoll konsumiert – können für Diabetiker
sinnvoll sein und erweitern die Lebensmittelpalette im Alltag. Light-Getränke mit weniger als 1,5 g Kohlenhydraten pro dl sind in massvollen Mengen geeignet (max. 5 dl/Tag), sollten aber nicht täglich konsumiert werden. Diabetiker benötigen hingegen keine speziellen Diabetikerprodukte wie DiabetesGebäck oder Diabetes-Schokolade. Diabetikerprodukte können fettreich sein und enthalten anstelle
von Haushaltszucker andere Kohlenhydratarten, die den Blutzuckergehalt ebenfalls erhöhen. Deshalb
werden sie nicht empfohlen.
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Regelmässige Bewegung
Regelmässige körperliche Aktivität senkt den Blutzuckerspiegel, verbessert die Wirksamkeit des körpereigenen Insulins und hilft, bestehendes Übergewicht zu reduzieren. Wichtig ist, dass die körperliche
Aktivität vor allem bei Untrainierten vorsichtig eingeführt, regelmässig ausgeübt und kontinuierlich gesteigert wird. Die Intensität soll sich dabei an der individuellen körperlichen und psychischen Verfassung orientieren. Körperliche Aktivität von mindestens 30 Minuten pro Tag ist optimal. Diese kann auch
in 3 Etappen zu 10 Minuten absolviert werden und alltägliche Verrichtungen einbeziehen, z.B. 10 Minuten zügiges Gehen zum Einkaufen, 10 Minuten intensives Fensterputzen, 10 Minuten Fahrrad fahren
zu Bekannten.
Medikamentöse Behandlung mit Tabletten und/oder Insulin
Kann der Blutzuckerspiegel durch eine Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und regelmässige
körperliche Aktivität nicht in den gewünschten Bereich gebracht werden oder ist der Blutzuckerspiegel
massiv erhöht, müssen orale Antidiabetika (blutzuckersenkende Tabletten) eingesetzt werden. Auch
Medikamente können die Krankheit nicht heilen, und in vielen Fällen steigt mit den Jahren die Blutzuckerkonzentration an, so dass die Behandlung intensiviert werden muss. Wenn die Wirkung der Tabletten nicht ausreicht, hilft die Insulinbehandlung.
Unter einer Hypoglykämie – auch «Hypo» oder «Unterzuckerung» genannt – versteht man eine akute
Komplikation, welche nur bei medikamentös behandelten Diabetikern auftreten kann (nach Einnahme
von Insulin oder bestimmten Tabletten). Durch gezielte Massnahmen können Unterzuckerungen vermieden oder schnell und einfach behandelt werden. Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten und
schulen. Zu beachten ist, dass Medikamente eine ausgewogene Ernährung keinesfalls ersetzen, sondern lediglich ergänzen.
Umfassende Betreuung
Diabetiker sollten sich in jedem Fall umfassend beraten bzw. betreuen lassen. Eine umfassende
Betreuung beinhaltet Ernährungsberatung, eine Anleitung zu Blutzuckerselbstkontrollen, regelmässige
ärztliche Kontrollen bei einem mit Diabetes vertrauten Arzt (Bestimmung des Langzeitblutzuckers
HbA1c, regelmässige Blutdruckmessungen, Überprüfung der Blutfettwerte, Prävention von Spätkomplikationen), Fusspflege-Instruktion und eine regelmässige Schulung.
Die nachhaltige Umstellung der Lebensgewohnheiten (Ernährung, Bewegung) wird durch eine fachkompetente Begleitung begünstigt, bei der eine erfolgreiche, alltagstaugliche Verhaltensänderung in
kleinen Schritten über längere Zeit angestrebt wird.
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Herbst 2008 – Seite 8 / 12
Blutzucker-Zielwerte für Typ-2-Diabetiker
Blutzucker nüchtern (kapillar)*
Einstellung
Einstellung
Einstellung
ideal
akzeptabel
ungenügend
5 – 7 mmol/l
< 8 mmol/l
> 8 mmol/l
5–7%
7–8%
>8%
HbA1c**
Quelle: Schweizerische Diabetesgesellschaft SDG / Schweizerische Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie
SGED
*im Plasma sind die Werte um 15% höher
**Referenzbereich 4.0 – 6.1%
Diabetes mellitus Typ 2 - das merke ich mir
• Bestehendes Übergewicht abbauen.
• Kohlenhydrate über den Tag verteilt konsumieren.
• Qualität der Kohlenhydrate beachten.
• Fettkonsum auf 60-80g pro Tag beschränken.
• Alkohol massvoll trinken.
• Regelmässige Bewegung in den Alltag einbauen.
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Herbst 2008 – Seite 9 / 12
Ernährungsempfehlungen bei Diabetes mellitus Typ 2
Viele Faktoren beeinflussen unser Ess- und Trinkverhalten: individuelle Bedürfnisse und Gelüste, das
tägliche Befinden, das soziale Umfeld, das aktuelle Nahrungsmittelangebot, die Werbung usw. Die
Empfehlungen der Lebensmittelpyramide gewährleisten (im Sinne einer ausgewogenen Mischkost)
eine ausreichende Zufuhr von Energie, Nähr- und Schutzstoffen und damit eine gesunde Ernährungsweise für gesunde Erwachsene. Die unten angegebenen Mengen und Portionen sind Durchschnittswerte, sie müssen nicht jeden Tag, sondern sollen langfristig eingehalten werden, z.B. über eine Woche. Eine Ausnahme bilden die Empfehlungen zur Flüssigkeitszufuhr, die täglich berücksichtigt werden
sollen.
Die Ernährungsempfehlungen bei Diabetes mellitus Typ 2 basieren auf der Lebensmittelpyramide. Die
nachfolgenden Empfehlungen sind als erste Hilfestellung gedacht. Was aber die Energiemenge
und die Verteilung und Menge an Kohlenhydraten betrifft, ist Diabetikern zu empfehlen, einen
individuellen Tagesplan mit einer Fachperson zusammenzustellen. Kursiv und fett gedruckte
Textstellen richten sich speziell an Typ-2-Diabetiker.
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Herbst 2008 – Seite 10 / 12
Getränke – Reichlich über den Tag verteilt
Pro Tag 1–2 Liter energiefreie Flüssigkeit trinken, in Form von ungezuckerten Getränken, z.B. Trink/Mineralwasser oder Früchte-/Kräutertee. Light-Getränke mit weniger als 1,5 g Kohlenhydraten pro
dl sind in massvollen Mengen geeignet (max. 5 dl/Tag), sollten aber nicht täglich konsumiert
werden. Koffeinhaltige Getränke (Kaffee, schwarzer/grüner Tee) massvoll geniessen.
Gemüse und Früchte – 5 am Tag in verschiedenen Farben
Pro Tag 3 Portionen Gemüse essen, davon mindestens einmal roh (1 Portion = mind. 120 g Gemüse
als Beilage, Salat oder Suppe). Gemüse liefern eine unbedeutende Menge an Kohlenhydraten und
helfen der Sättigung und dem regelmässigen Stuhlgang.
Pro Tag 2 Portionen Früchte verzehren (1 Portion = ca. 120 g = 1 «Handvoll»). Früchte je nach Therapieform und Ernährungsplan als Zwischenmahlzeit oder Dessert einplanen. Fruchtsäfte sind
nicht geeignet (ausser bei Unterzuckerung), weil sie den Blutzuckerspiegel sehr schnell ansteigen lassen.
Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte, andere Getreideprodukte und Kartoffeln – Zu jeder
Hauptmahlzeit
Zu jeder Hauptmahlzeit 1 Stärkebeilage essen 1 Portion = 75 –125 g Brot oder 60 –100 g Hülsenfrüchte [Rohgewicht] wie z.B. Linsen/Kichererbsen oder 180 – 300 g Kartoffeln oder 45 – 75 g
Flocken/Teigwaren/Mais/Reis/andere Getreidekörner [Rohgewicht]), möglichst in Form von Vollkornprodukten. Die Portionengrösse kann je nach Therapie und Ernährungsplan variieren. Bei
Übergewicht auf eine fettarme Zubereitung achten.
Milch, Milchprodukte, Fleisch, Fisch und Eier – Täglich genügend
Pro Tag abwechslungsweise 1 Portion Fleisch, Fisch, Eier, Käse oder andere Eiweissquellen wie z.B.
Tofu oder Quorn essen (1 Portion = 100 –120 g Fleisch/Fisch [Frischgewicht] oder 2–3 Eier oder 200 g
Quark/Hüttenkäse oder 60 g Hartkäse oder 100 –120 g Tofu/Quorn). Pro Tag zusätzlich 3 Portionen
Milch oder Milchprodukte verzehren, fettreduzierte Varianten bevorzugen (1 Portion = 2 dl Milch oder
150 –180 g Jogurt oder 200 g Quark/Hüttenkäse oder 30 – 60 g Käse). Produkte ohne Zuckerzusatz
bevorzugen und/oder in den Ernährungsplan einberechnen.
Öle, Fette und Nüsse – Täglich mit Mass
Pro Tag 2–3 Kaffeelöffel (10–15 g) hochwertiges Pflanzenöl wie Raps- oder Olivenöl für die kalte Küche verwenden (z.B. für Salatsaucen). Pro Tag 2–3 Kaffeelöffel (10–15 g) Pflanzenöle für das Erhitzen
von Speisen verwenden (Dünsten, Braten): empfehlenswert ist z.B. Olivenöl. Bei Bedarf pro Tag 2 Kaffeelöffel (10 g) Streichfett (Butter oder Margarine aus hochwertigen Ölen) als Brotaufstrich verwenden.
Der tägliche Verzehr von 1 Portion Nüssen ist zu empfehlen (1 Portion = 20 –30 g Mandeln oder
Baumnüsse oder Haselnüsse usw.).
Süssigkeiten, salzige Knabbereien und energiereiche Getränke – Massvoll mit Genuss
Süssigkeiten und salzige Knabbereien mit Mass geniessen. Süssigkeiten bewusst einplanen und
einberechnen, z.B. 1 kleine Portion pro Tag nach einer Hauptmahlzeit essen (z.B. 1 Kugel
Rahmglace, 1 Reihe Schokolade, 1 kleines Stück Kuchen). Bei Gewichtsreduktion höchstens
dreimal etwas Süsses pro Woche. Wenn alkoholhaltige Getränke konsumiert werden, massvoll und
im Rahmen von Mahlzeiten geniessen. Nicht mehr als 1-2 dl Rotwein pro Tag trinken. Bier, Dessertweine, Alcopops und Likörgetränke sind ungeeignet. Jodiertes und fluoridiertes Speisesalz
verwenden und Speisen zurückhaltend salzen.
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Ernährungs- und Diabetesberatung und Unterstützung durch Diabetesgesellschaft
Für eine individuelle Ernährungsberatung empfehlen wir Ihnen, sich von Ihrem Arzt einer/m dipl. Ernährungsberater/in HF/FH in zuweisen zu lassen. Unter folgendem Link finden Sie Fachpersonen in Ihrer
Umgebung: www.svde.ch. Im Spital in Ihrer Nähe können Sie ebenfalls Fachpersonen finden.
Weitere Informationen über Diabetes erhalten Sie bei der Schweizerischen Diabetesgesellschaft
(www.diabetesgesellschaft.ch). Diese Gesellschaft unterhält regionale Beratungsstellen in den meisten
grösseren Städten der Schweiz.
Ein/e Diabetesfachberater/in kann sie bei der Blutzuckerselbstmessung, Fusspflege usw. instruieren.
Quellen
1.
2.
3.
4.
5.
Marion J. Franz et al.: ‘Evidence-Based Nutrition Principles and Recommendations for the Treatment and Prevention of Diabetes and Related Complications’, Diabetes Care 25:148-198, 2002, ©
2002 by the American Diabetes Association, Inc.
American Diabetes Association: Nutrition Recommendations and Interventions for Diabetes–2006,
A position statement of the American Diabetes Association, Diabetes Care 29:2140-2157, 2006
DOI: 10.2337/dc06-9914 © 2006 by the American Diabetes Association
Toeller et al.: ’Evidenz-basierte Ernährungsempfehlungen zur Behandlung und Prävention des
Diabetes mellitus’, Diabetes und Stoffwechsel 14 / 2005
Klein S. et al.: ’Weight management through lifestyle modification for the prevention and management of type 2 diabetes: rationale and strategies. A statement of the American Diabetes Association, the North American Association for the Study of Obesity, and the American Society for Clinical
Nutrition1–3’, American Journal of Clinical Nutrition 2004;80:257– 63
Mann J.I.: ’Evidence-based nutrition recommendations for the treatment and prevention of type 2
diabetes and the metabolic syndrome’, Food and Nutrition Bulletin, vol. 27, no. 2
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Impressum
© 2008 Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE
Alle in diesem Merkblatt publizierten Informationen können bei Angabe des obigen Quellenvermerkes
frei verwendet werden.
Herausgeber
Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE
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Postfach 8333
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Tel. 031 385 00 00
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Überarbeitung
Bernet Caroline, dipl. Ernährungsberaterin HF - SGE-Geschäftsstelle
Fachliche Beratung und Mitarbeit
Prof. Keller Ulrich, Facharzt FMH Endokrinologie-Diabetologie/Innere Medizin – Universitätsspital Basel
Prof. Langhans Wolfgang, Dept. Agrar- und Lebensmittelwissenschaften, ETH Zürich – Präsident SGE
Dr. Matzke Annette, Diplom-Oecotrophologin – BAG
Mühlemann Pascale, dipl. Lebensmittelingenieurin NDS Humanernährung – SGE-Geschäftsstelle
Welter Angelika, Diplom-Oecotrophologin – SGE-Geschäftsstelle
Zumbrunn-Loosli Natalie, dipl. Ernährungsberaterin HF, Beraterin SGGT nach C. Rogers – Winterthur
Dank
Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung bedankt sich für die finanzielle Unterstützung durch das
Bundesamt für Gesundheit zur Erstellung des vorliegenden Merkblattes (Vertrag 07.005832 / 414.0000
/ -1) sowie für die fachliche Beratung und Mitarbeit der oben erwähnten Experten.
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