Der christlich-islamische Dialog angesichts des IS-Terrors (Bericht) Das Frauenfrühstück der Kirchengemeinde Hohenhorn lud alle Gemeindemitglieder, Konfirmanden und Interessierte zum Vortrag in die St. Michaelskapelle nach Kröppelshagen ein. Frau Edit Breig begrüßte Pastor Axel Matyba, den für den Christlich-Islamischen Dialog Beauftragten der Nordkirche, der evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland. Pastor Matyba lebte sechs Jahre in Kairo und erlebte die erste ägyptische Revolution 2011 hautnah mit. Er unterrichtete Christen und Muslime an der Deutschen Evangelischen Oberschule (DEO). In einem 60-minütigem Vortrag, der von einigen Zuhörern auch durch Fragen unterbrochen wurde, informierte Pastor Matyba über die facettenreiche Religion des Islam. Einige Gedanken sind hier stichwortartig hervorgehoben. • Die Globalisierung des Islams gefährdet die Rücksichtnahme auf Individualität. Die arabische Region befindet sich in einer großen Krise, sie fühlt sich im Hintertreffen gegenüber der westlichen Welt. • Der Islamische Staat IS ist das neue Gesicht des Terrors, der aus dem Ableger ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien)und der Al-Quaida in Afghanistan entstanden ist. • Situation in Syrien: Der IS bekämpft nicht Assad, sondern die Rebellen. Die Flüchtlingssituation überfordert die an Syrien angrenzenden Länder über ihre Möglichkeiten hinaus. • Der IS plant und inszeniert seine Auftritte bis ins Kleinste. Bei jeder Eroberung wird sofort eine Pressestelle eingerichtet, Überfälle und Selbstmordattentate werden per Video ins Internet gestellt, ganz bewusst wird die Brutalität hervorgehoben. Bei Hinrichtungen tragen die Opfer orangefarbene Kleidung – wie in Guantanamo auf Kuba, dem amerikanischen Gefängnis für deren Terroristen. • Der IS finanziert sich über Banküberfälle, Öl, Erpressung und Kunstraub. Es wird eine feste Staatsstruktur errichtet. • Der IS beruft sich zwar auf den Islam, er hat aber wenig mit der Sichtweise des Islam gemein. • Muslime in Deutschland beziehen klar Stellungnahme gegen den IS. • Es besteht ein enormes Friedenspotenzial in den Weltreligionen, da unterscheiden sich der Islam, das Judentum und die Christen nicht. Aber überall liest man von Gewalt, die von diesen Religionen ausgeübt werden. Auch im Christentum sind Beispiele aus der neueren Zeit zu finden: Ruanda, Uganda, Zentralafrika, Serbien und Irland. Im Grunde geht es um Macht und Machterhalt eines Staates oder einer Organisation unter dem Mantel der Religion. Wichtig ist, dass sich Religion nicht instrumentalisieren lässt. • Im islamischen Fundamentalismus gibt es drei Richtungen: Puristisch, politisch und dschihadistisch. • Puristisch, die größte Gruppe im Islam: Es existiert kein politischer Geltungsanspruch, die Anhänger leben wie Mohammed und seine Nachfolger, sie begehren keinen Einfluss auf den Staat. • Politisch: Beteiligung am Leben im Staat, wobei Toleranz angemahnt werden soll. Beispiel sind die Muslimbrüder in Ägypten. • Dschihadistisch: Sie propagieren die gewaltsame Durchsetzung ihrer Ziele, wie Al-Quaida unter Osama bin Laden in Afghanistan und weltweit. • Aus Deutschland werden ca. 550 Menschen in Syrien und im Irak vermutet. Junge Menschen empören sich über Unrecht und Ungerechtigkeit, womit sie eine leichte Beute für Rattenfänger sind. Diese haben angebliches „Wissen“ in ihrer Religion, damit erheben sie einen Wahrheitsanspruch des Islams, deren Ziel das Paradies ist. Daher glauben diese jungen Menschen, neue richtige Werte zu erfahren. Es gibt ein klares Richtig / Falsch (ohne Kompromisse), Gehorsam, man ist nicht mehr verunsichert, die Eltern haben keinen Einfluss mehr. Das neue Selbstwertgefühl finden sie im Gebet, in Sozialarbeit, in strengen Regeln. In der Gemeinschaft finden sie Identität, Gerechtigkeit und das Gefühl: Ich bin / wir sind etwas. • Unter dem „Islamischen Halbmond“ versteht man die islamische Religion der Schiiten im Iran, Irak, um Assad in Syrien, die Hisbollah im Libanon und die Hamas in Palästina. Geführt werden die Schiiten aus Nachfolgern der Familie des Mohammed. Die Propheten und Imame sind unfehlbar. • Pastor Matyba fasst zusammen: Demut im Glauben, Zusammenleben der Religionen, die Geschichte der Flüchtlinge wahrnehmen, einen Dialog zum gemeinsamen Gedankenaustausch und Handeln aufnehmen (gemeinsame Feiern, gegenseitige Einladungen). Es muss ein Dialog des Herzens gefunden werden, nicht allein auf wissenschaftlicher Ebene, die Religion soll nicht instrumentalisiert werden. Pastor Matyba plädiert für einen gemeinsamen Feiertag aller Religionen in Deutschland.