FACHINFORMATION 1. BEZEICHNUNG DES

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FACHINFORMATION
1.
BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Clinda Lich® TS
75 mg/5 ml, Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen
2.
QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Wirkstoff: Clindamycin-2-palmitat-hydrochlorid
5 ml (2 g Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen) der gebrauchsfertigen Lösung
enthalten 134,6 mg Clindamycin-2-palmitat-hydrochlorid (entsprechend 75 mg Clindamycin).
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: Enthält 0,6 mg Ethyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.)
(siehe Abschnitt 4.3 und 4.8) und Sucrose (siehe Abschnitt 4.4).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3.
DARREICHUNGSFORM
Weißes Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen.
4.
KLINISCHE ANGABEN
4.1
Anwendungsgebiete
Akute und chronische bakterielle Infektionen durch Clindamycin-empfindliche Erreger, wie

Infektionen der Knochen und Gelenke,

Infektionen des HNO-Bereichs,

Infektionen des Zahn- und Kieferbereichs,

Infektionen der tiefen Atemwege,

Infektionen des Becken- und Bauchraumes,

Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane,

Infektionen der Haut und Weichteile,

Scharlach.
Bei schweren Krankheitsbildern ist die intravenöse der oralen Therapie vorzuziehen.
4.2
Dosierung und Art der Anwendung
Herstellung der Lösung zum Einnehmen
Clinda Lich TS muss zur Einnahme mit Leitungswasser aufgelöst werden. Die Flasche wird dazu unter
häufigem Schütteln mit Wasser in mehreren Schritten bis zur Markierung auf der Flasche aufgefüllt.
Die nach kurzer Zeit entstehende klare Lösung entspricht pro 5 ml 75 mg Clindamycin. In Gebieten
mit bekanntermaßen hoher Wasserhärte sollte zur Auflösung des Granulats zur Herstellung einer
Lösung zum Einnehmen weiches (demineralisiertes oder destilliertes) Wasser verwendet werden.
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Der Packung Clinda Lich TS liegt zur Dosierung ein Messlöffel bei, der die Abmessung von 2,5 ml
(kleiner Messlöffel) und 5 ml (großer Messlöffel) gestattet.
5 ml Lösung enthalten 134,6 mg Clindamycin-2-palmitat-hydrochlorid, entsprechend 75 mg
Clindamycin.
Dosierung
In Abhängigkeit von Ort und Schweregrad der Infektion erhalten Kinder im Alter über 4 Wochen bis
14 Jahre täglich 8 bis 25 mg Clindamycin pro Kilogramm Körpergewicht.
Die tägliche Einnahmemenge wird auf 3 bis 4 Einzeleinnahmen verteilt. In der Regel sind 4 Gaben zu
bevorzugen.
Dies entspricht beispielhaft den folgenden Einnahmemengen:
Körpergewicht
6–8 kg
8–10 kg
10 kg
15 kg
20 kg
30 kg
Milliliter
3- bis 4-mal 2,5 ml
3-mal 2,5–5 ml
3-mal 5 ml
3- bis 4-mal 5 ml
4-mal 5–7,5 ml
4-mal 5–12,5 ml
Milligramm Clindamycin
112,5–150 mg
112,5–225 mg
225 mg
225–300 mg
300–450 mg
300–750 mg
Für die höheren Einnahmemengen sowie für Erwachsene und Jugendliche über 14 Jahre stehen
Arzneimittel mit einem höheren Wirkstoffgehalt bzw. geeigneteren Darreichungsformen zur
Verfügung.
Hinweis für Diabetiker
5 ml der zubereiteten Lösung enthalten 1,84 g Sucrose (Zucker) entsprechend ca. 0,15 Broteinheiten
(BE). Wenn Sie eine Diabetes-Diät einhalten müssen, sollten Sie dies berücksichtigen.
Dosierung bei Lebererkrankungen
Bei Patienten mit mittelschweren bis schweren Lebererkrankungen verlängert sich die
Eliminationshalbwertszeit von Clindamycin. Eine Dosisreduktion ist in der Regel nicht erforderlich,
wenn Clinda Lich TS alle acht Stunden gegeben wird. Es sollte aber bei Patienten mit schwerer
Leberinsuffizienz eine Überwachung der Plasmaspiegel von Clindamycin erfolgen. Entsprechend den
Ergebnissen dieser Maßnahme kann eine Dosisverminderung oder eine Verlängerung des
Dosierungsintervalls notwendig werden.
Dosierung bei Nierenerkrankungen
Bei Nierenerkrankungen ist die Eliminationshalbwertszeit verlängert; eine Dosisreduktion ist aber bei
leichter bis mäßig schwerer Einschränkung der Nierenfunktion nicht erforderlich. Es sollte jedoch bei
Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder Anurie eine Überwachung der Plasmaspiegel erfolgen.
Entsprechend den Ergebnissen dieser Maßnahme kann eine Dosisverminderung oder alternativ ein
verlängertes Dosierungsintervall von 8 oder sogar von 12 Stunden erforderlich sein.
Dosierung bei Hämodialyse
Clindamycin ist nicht hämodialysierbar. Es ist daher vor oder nach einer Dialyse keine zusätzliche
Dosis erforderlich.
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Art und Dauer der Anwendung
Die Dauer der Behandlung ist abhängig von der Grunderkrankung und dem Krankheitsverlauf.
4.3
Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen Clindamycin, Lincomycin (es besteht eine Parallelallergie), Ethyl-4hydroxybenzoat (Ph. Eur.) oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile des
Arzneimittels.
4.4
Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Clostridium-difficile-assoziierte Erkrankungen
Eine Therapie mit Antibiotika verändert die normale Darmflora, was zu einer Überwucherung mit
C. difficile führen kann. Von C. difficile produzierte Toxine A und B können zur Darmschädigung
führen und zur Entwicklung von Clostridium-difficile-assoziierten Erkrankungen beitragen. Bei
Anwendung nahezu aller Antibiotika, einschließlich Clindamycin, wurde über das Auftreten von
Clostridium-difficile-assoziierten Erkrankungen berichtet. Von der Ausprägung her reichten diese von
leichtem Clostridium-difficile-assoziiertem Durchfall (CDAD) bis hin zu einer schwerwiegenden,
lebensbedrohlichen pseudomembranösen Enterokolitis, einschließlich Verläufen mit letalem Ausgang.
Vermehrt toxinproduzierende Stämme von C. difficile sind mit einer erhöhten Morbidität und
Mortalität assoziiert, da derartige Infektionen therapieresistent gegenüber einer antibiotischen
Therapie sein können und eventuell eine Kolektomie notwendig machen.
Beim Auftreten schwerer Durchfälle muss das Arzneimittel sofort abgesetzt werden. Mit schweren
Verlaufsformen dieser Erkrankungen ist besonders bei älteren oder geschwächten Patienten zu
rechnen. Die Diagnose der pseudomembranösen Kolitis wird meist durch Beobachtung der klinischen
Symptome gestellt, sie kann durch Endoskopie bestätigt werden. Stuhluntersuchungen auf C. difficile
und/oder der Nachweis des Toxins von C. difficile können bei der Diagnose helfen.
Eine CDAD/pseudomembranöse Kolitis kann sich während oder nach einer Behandlung mit
Clindamycin entwickeln und muss daher bei allen Patienten in Erwägung gezogen werden, bei denen
unter oder nach einer Antibiotikaanwendung eine Diarrhö auftritt. Eine sorgfältige medikamentöse
Anamnese ist hierbei durchzuführen, da eine Clostridium-difficile-assoziierte Erkrankung bis zu zwei
Monate nach einer Antibiotikatherapie auftreten kann.
Therapie der pseudomembranösen Enterokolitis
Hier ist eine Beendigung der Therapie in Abhängigkeit von der Indikation zu erwägen und ggf. sofort
eine angemessene Behandlung einzuleiten (z. B. Einnahme von speziellen Antibiotika/Chemotherapeutika, deren Wirksamkeit klinisch erwiesen ist). Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sind
kontraindiziert.
Penicillin-Allergie
Eine Clindamycin-Behandlung ist unter Umständen eine mögliche Behandlungsalternative bei
Penicillin-Allergie (Penicillin-Überempfindlichkeit). Eine Kreuzallergie zwischen Clindamycin und
Penicillin ist nicht bekannt und aufgrund der Strukturunterschiede der Substanzen auch nicht zu
erwarten. Es gibt jedoch in Einzelfällen Informationen über Anaphylaxie (Überempfindlichkeit) auch
gegen Clindamycin bei Personen mit bereits bestehender Penicillin-Allergie. Dies sollte bei einer
Clindamycin-Behandlung von Patienten mit Penicillin-Allergie beachtet werden.
Anaphylaktische Reaktionen
Unter der Therapie mit Clindamycin wurde über anaphylaktische Reaktionen einschließlich eines
Angioödems berichtet. Diese können sich zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock
entwickeln, der auch bei Erstanwendung des Arzneimittels auftreten kann. Bei Auftreten
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anaphylaktischer Reaktionen muss die Behandlung mit Clinda Lich TS sofort abgebrochen werden
und die üblichen entsprechenden Notfallmaßnahmen (z. B. Antihistaminika, Kortikosteroide,
Sympathomimetika und ggf. Beatmung) müssen eingeleitet werden.
Es ist Vorsicht geboten bei

eingeschränkter Leber- und/oder Nierenfunktion,

Störungen der neuromuskulären Übertragung (Myasthenia gravis, Parkinson-Krankheit),

Magen-Darm-Erkrankungen in der Vorgeschichte (z. B. frühere Entzündungen des Dickdarms),

Atopikern sowie

Allergien oder Asthma in der Anamnese.
Clinda Lich TS eignet sich nicht zur Meningitistherapie, da die im Liquor cerebrospinalis erreichbaren
Antibiotikakonzentrationen zu gering sind.
Clinda Lich TS sollte nicht bei akuten Infektionen der Atemwege angewendet werden, wenn diese
durch Viren verursacht sind.
Langfristige und wiederholte Anwendung von Clinda Lich TS kann zu einer Superinfektion bzw.
Kolonisation mit resistenten Keimen oder Sprosspilzen der Haut und Schleimhäute führen.
Wenn die Behandlungsdauer 10 Tage überschreitet, müssen das Blutbild sowie die Leber- und
Nierenfunktion kontrolliert werden.
Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder
Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten Clinda Lich TS nicht einnehmen.
5 ml der zubereiteten Lösung enthalten 1,84 g Sucrose (Zucker) entsprechend ca. 0,15 Broteinheiten
(BE). Dies ist bei Patienten mit Diabetes mellitus zu berücksichtigen.
Clinda Lich TS kann schädlich für die Zähne sein (Karies).
4.5
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen
Clinda Lich TS sollte möglichst nicht mit Erythromycin kombiniert werden, da hinsichtlich der
antibakteriellen Wirkung in vitro ein antagonistischer Effekt beobachtet wurde.
Es besteht eine Kreuzresistenz der Erreger gegenüber Clindamycin und Lincomycin.
Clinda Lich TS kann aufgrund seiner neuromuskulär blockierenden Eigenschaften die Wirkung
anderer neuromuskulär blockierender Substanzen (z. B. Muskelrelaxanzien wie Ether, Tubocurarin,
Pancuroniumhalogenid) verstärken. Hierdurch können bei Operationen unerwartete, lebensbedrohliche
Zwischenfälle auftreten.
Die Sicherheit der empfängnisverhütenden Wirkung von oralen Kontrazeptiva („Anti-Baby-Pille“) ist
bei gleichzeitiger Anwendung von Clinda Lich TS infrage gestellt. Daher sollten während der
Behandlung mit Clinda Lich TS andere empfängnisverhütende Maßnahmen zusätzlich angewendet
werden.
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4.6
Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Clindamycin passiert die Plazentaschranke. Die Sicherheit der Anwendung während der
Schwangerschaft ist nicht erwiesen. Bei einer Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit müssen
Nutzen und Risiko sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.
Eine größere Studie an Schwangeren, bei der ca. 650 im ersten Trimester exponierte Neugeborene
untersucht wurden, zeigte keine erhöhte Fehlbildungsrate.
Die Clindamycin-Spiegel im Nabelschnurblut betrugen etwa 50 % der maternalen
Serumkonzentration. Es ist davon auszugehen, dass im Fötus therapeutische Konzentrationen erreicht
werden können.
Stillzeit
Bei einer Anwendung von Clindamycin während der Stillzeit müssen Nutzen und Risiko sorgfältig
gegeneinander abgewogen werden.
Clindamycin geht in die Muttermilch über.
Beim gestillten Säugling können Durchfälle und Sprosspilzbesiedlung der Schleimhäute und andere
schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten, sodass möglicherweise abgestillt werden muss. Auch die
Möglichkeit einer Sensibilisierung muss in Betracht gezogen werden.
Bis auf einen einzigen Fallbericht sind bei der Anwendung von Clindamycin in der Stillzeit bisher
keine unerwünschten Wirkungen berichtet worden.
4.7
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von
Maschinen
Clindamycin hat einen geringen bis mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit,
Maschinen zu bedienen. Manche Nebenwirkungen (z. B. Schwindel/Benommenheit, Somnolenz, siehe
Abschnitt 4.8) können die Konzentrationsfähigkeit und die Reaktionszeit beeinflussen, wodurch die
Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, beeinträchtigt werden können.
4.8
Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
sehr häufig
häufig
gelegentlich
selten
sehr selten
nicht bekannt
(≥ 1/10)
(≥ 1/100 bis < 1/10)
(≥ 1/1.000 bis < 1/100)
(≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
(< 1/10.000)
(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
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Systemorganklasse
Sehr häufig
Erkrankungen
des Blutes und
des Lymphsystems
Gelegentlich
Vorübergehende Neutropenie
(Leukopenie),
Eosinophilie,
Granulozytopenie und
Agranulozytose
, Thrombozytopenie1
Masernähnlicher Ausschlag, makulopapulöses
Exanthem,
Urtikaria
Erkrankungen
des Immunsystems
Erkrankungen
des Nervensystems
Erkrankungen
des Gastrointestinaltrakts
Häufig
Neuromuskulär
blockierende
Wirkung
Oberbauchschmerzen,
Übelkeit,
Erbrechen,
weiche Stühle
und Diarrhö2
(siehe
Abschnitt
4.4),
Ösophagusreizungen,
Ösophagitis
und Mundschleimhautentzündung
bei oraler
Anwendung
Selten
Sehr
selten
Exfoliative
Dermatitis,
Erythema
multiforme,
Stevens-JohnsonSyndrom und LyellSyndrom (toxische
epidermale
Nekrolyse), die
einen lebensbedrohlichen Verlauf
nehmen können,
Schwellungen
(Quincke-Ödem,
Gelenkschwellungen),
Arzneimittelfieber
Anaphylaktische
Reaktionen und
Schock,
teilweise
schon
nach
Erstanwendung
Dysgeusie
Pseudomembranöse
Enterokolitis
Häufigkeit nicht
bekannt
Benommenheit/
Schwindel,
Somnolenz,
Kopfschmerzen
Ösophagusulkus
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Leber- und
Gallenerkrankungen
Leichte, vorübergehende
Erhöhung der
Serumtransaminasen
Erkrankungen
der Haut und
des Unterhautzellgewebes
Skelettmuskulatur-,
Bindegewebsund Knochenerkrankungen
Erkrankungen
der
Geschlechtsorgane und der
Brustdrüse
desquamative und
vesiculobullöse
Hautentzündungen
(siehe auch
„Erkrankungen des
Immunsystems“),
Pruritus
Vorübergehende
Hepatitis
mit cholestatischer
Gelbsucht
Ausschlag
und Pemphigus
(Überempfindlichkeitsreaktionen)
Polyarthritis
Ikterus
Juckreiz der
Scheide, Vaginitis
und
Scheidenkatarrh
1
Es treten reversible Auswirkungen auf das Blutbild auf, die toxischer und allergischer Art sein
können.
2
Gastrointestinale Beschwerden wie Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, weiche Stühle und
Diarrhö sind meist leichter Natur und klingen oft während der Behandlung, ansonsten nach Absetzen
der Therapie ab.
Ethyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.) kann Überempfindlichkeitsreaktionen, auch Spätreaktionen,
hervorrufen.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie
ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels.
Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Abt. Pharmakovigilanz
Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3
D-53175 Bonn
Website: www.bfarm.de
anzuzeigen.
4.9
Überdosierung
Überdosierungserscheinungen wurden bisher nicht beobachtet. Gegebenenfalls sind eine
Magenspülung sowie eine symptomatische Behandlung angezeigt. Hämodialyse und Peritonealdialyse
sind nicht wirksam. Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.
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5.
PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe
Clindamycin ist ein halbsynthetisches Pyranosid. Pyranoside zeigen keine Verwandtschaft mit anderen
bekannten Antibiotika.
ATC-Code
J01FF01.
Wirkungsweise
Der Wirkungsmechanismus von Clindamycin beruht auf der Hemmung der Proteinbiosynthese durch
Bindung an die 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms. Hieraus resultiert zumeist eine
bakteriostatische Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel
oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Clindamycin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
Die Resistenz bei Staphylokokken und Streptokokken beruht zumeist auf einem vermehrten Einbau
von Methylgruppen in die 23S-rRNS (sog. konstitutive MLSB-Resistenz), wodurch die
Bindungsaffinität von Clindamycin zum Ribosom stark vermindert ist.
Die Mehrzahl der Methicillin-resistenten S. aureus (MRSA) zeigen den konstitutiven MLSB-Phänotyp
und sind daher Clindamycin-resistent. Infektionen durch Makrolid-resistente Staphylokokken sollten
auch bei nachgewiesener In-vitro-Empfindlichkeit nicht mit Clindamycin behandelt werden, da die
Gefahr besteht, dass unter der Therapie Mutanten mit konstitutiver MLSB-Resistenz selektiert werden.
Bei Stämmen mit konstitutiver MLSB-Resistenz besteht eine vollständige Kreuzresistenz von
Clindamycin mit Lincomycin, Makroliden (z. B. Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin,
Roxithromycin, Spiramycin) sowie Streptogramin B.
Grenzwerte
Die Testung von Clindamycin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende
minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST-(European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing-)Grenzwerte
Erreger
Staphylococcus spp.
Streptococcus spp.
(Gruppen A, B, C, G)
Streptococcus pneumoniae
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe
Gram-negative Anaerobier
Gram-positive Anaerobier
Sensibel
 0,25 mg/l
 0,5 mg/l
Resistent
> 0,5 mg/l
> 0,5 mg/l
 0,5 mg/l
 0,5 mg/l
 4 mg/l
 4 mg/l
> 0,5 mg/l
> 0,5 mg/l
> 4 mg/l
> 4 mg/l
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit
variieren. Deshalb sind – insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen – lokale
Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls aufgrund der lokalen Resistenzsituation
die Wirksamkeit von Clindamycin infrage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten
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angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine
mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber
Clindamycin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus
nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und -studien (Stand: Dezember 2012):
Üblicherweise empfindliche Spezies
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Actinomyces israelii°
Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel)
Streptococcus pyogenes
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe° ^
Anaerobe Mikroorganismen
Bacteroides spp.° (außer B. fragilis)
Clostridium perfringens°
Fusobacterium spp.°
Peptoniphilus spp.°
Peptostreptococcus spp.°
Prevotella spp.°
Propionibacterium spp.°
Veillonella spp.°
Andere Mikroorganismen
Chlamydia trachomatis°
Chlamydophila pneumoniae°
Gardnerella vaginalis°
Mycoplasma hominis°
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Staphylococcus aureus
Staphylococcus aureus (Methicillin-resistent)+
Staphylococcus epidermidis+
Staphylococcus haemolyticus
Staphylococcus hominis
Streptococcus agalactiae
Streptococcus pneumoniae
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen
Moraxella catarrhalis$
Anaerobe Mikroorganismen
Bacteroides fragilis
Von Natur aus resistente Spezies
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Enterococcus spp.
Listeria monocytogenes
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen
Escherichia coli
Haemophilus influenzae
Klebsiella spp.
Pseudomonas aeruginosa
Anaerobe Mikroorganismen
Clostridium difficile
Andere Mikroorganismen
Mycoplasma pneumoniae
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Ureaplasma urealyticum
° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur,
Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
$
Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.
+
In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50 %.
^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in
Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren.
5.2
Pharmakokinetische Eigenschaften
Es muss zwischen den verwendeten Clindamycin-Derivaten nur bis zum Zeitpunkt der Resorption und
Spaltung der Ester unterschieden werden. Danach ist im Organismus Clindamycin als freie Base
(Wirkform) vorhanden. Die Ester sind als Prodrugs anzusehen.
Clindamycinhydrochlorid und Clindamycin-2-palmitat-hydrochlorid werden nach oraler Gabe rasch
und nahezu vollständig aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Durch gleichzeitige
Nahrungsaufnahme wird die Resorption geringfügig verzögert. Maximale Serumkonzentrationen
werden bei Nüchterngabe nach ca. 45 bis 60 Minuten, bei Einnahme nach einer Mahlzeit nach ca.
2 Stunden erreicht. Sie liegen nach einer einmaligen oralen Gabe von 150 mg bzw. 300 mg bei 1,9 bis
3,9 µg / ml bzw. 2,8 bis 3,4 µg / ml (nüchtern).
Die Bindung des Clindamycins an Plasmaproteine ist konzentrationsabhängig und liegt im
therapeutischen Bereich zwischen 60 und 94 %.
Clindamycin ist gut gewebegängig, passiert die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über.
Die Diffusion in den Liquorraum ist auch bei entzündeten Meningen unzureichend. Hohe
Konzentrationen werden im Knochengewebe erreicht.
Clindamycin wird überwiegend in der Leber abgebaut. Einige Metaboliten sind mikrobiologisch
wirksam. Arzneimittel, die als Enzyminduktoren in der Leber wirken, verkürzen die mittlere
Verweildauer des Clindamycins im Körper.
Die Elimination von Clindamycin erfolgt zu etwa 2 / 3 mit den Fäzes und zu 1 / 3 mit dem Urin.
Die Serumhalbwertszeit von Clindamycin beträgt ca. 3 Stunden bei Erwachsenen und ca.
2 Stunden bei Kindern. Bei eingeschränkter Nierenfunktion und mittlerer bis schwerer
Leberinsuffizienz ist die Halbwertszeit verlängert.
Clindamycin ist nicht dialysierbar.
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Bioverfügbarkeit
Eine im Jahr 2001 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 20 Probanden ergab im Vergleich
zur Referenz (wässrige Lösung von Clindamycin-2-palmitat-hydrochlorid):
Applikationsbedingungen: Einzeldosis, oral
maximale Plasmakonzentration
Cmax (g/ml)
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration
tmax (h)
Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve
AUC0- (g x h x ml-1)
Testpräparat
Referenz
1,063 ± 0,419
0,879 ± 0,260
0,62 ± 0,16
0,73 ± 0,37
4,375  3,633
3,479  1,532
(Angabe der Werte als arithmetischer Mittelwert und Streubreite)
Statistische Bewertung
AUC0- [µghml -1]
(geometrisches Mittel)
Cmax [µg/ml]
(geometrisches Mittel)
AUC0- : CVANOVA
Cmax : CVANOVA
Testpräparat
3,684 ± 1,970
Referenz
3,185 ± 1,378
1,001 ± 0,347
0,844 ± 0,246
29,9 %
24,9 %
Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zur Referenz in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:
Testpräparat
Referenz
Konzentration [g/ml]
Arithmetische Mittelwerte
Zeit
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5.3
Präklinische Daten zur Sicherheit
a) Akute Toxizität
Untersuchungen zur akuten Toxizität von Clindamycin und dessen Salzen an verschiedenen
Tierspezies haben LD50-Werte im Bereich von 1.800 bis 2.620 mg / kg nach oraler Gabe und zwischen
245 und 820 mg / kg nach intravenöser Gabe ergeben. Das Vergiftungsbild zeigte eine stark
verminderte Aktivität der Tiere sowie Konvulsionen.
b) Chronische Toxizität
Die wiederholte Gabe von Clindamycinphosphat über 6 Tage an Ratten (subkutane Applikation) und
an Hunde (intravenöse und intramuskuläre Applikation) verursachte keine systemischen toxischen
Effekte. Nach Applikation von Clindamycinphosphat über 1 Monat an Ratten (s. c.) und Hunden (i. m.
und i. v.) konnten ebenfalls keine substanzbedingten Einflüsse auf die Körpergewichtsentwicklung,
auf klinisch-chemische und hämatologische Parameter sowie auf die Organhistopathologie festgestellt
werden. Bei Hunden wurden nach intramuskulärer Gabe von 30 bis 90 mg / kg täglich Erhöhungen der
SGOT und SGPT sowie ein leichter dosisabhängiger Anstieg des relativen Lebergewichts ohne
Hinweis auf morphologische Veränderungen festgestellt.
Lokale Reaktionen um die Injektionsstelle (Entzündungen, Hämorrhagien und Gewebeschäden)
wurden bei intramuskulärer und subkutaner Applikation beobachtet, wobei die Konzentration der
applizierten Lösung die maximal therapeutisch zulässige Konzentration weit überstieg.
c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial
In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen zur Mutagenität von Clindamycin ergaben keine Hinweise auf
ein mutagenes Potenzial. Langzeituntersuchungen am Tier auf ein tumorerzeugendes Potenzial von
Clindamycin wurden nicht durchgeführt.
d) Reproduktionstoxizität
Untersuchungen mit Clindamycin an Ratten und Mäusen ergaben keine Hinweise auf
Fertilitätsstörungen oder embryofetotoxische Eigenschaften. Eine größere Studie an Schwangeren, bei
der auch ca. 650 im ersten Trimester der Schwangerschaft exponierte Neugeborene untersucht wurden,
zeigte keine erhöhten Fehlbildungsraten.
Clindamycin wurde im Nabelschnurblut mit ca. 50 % der maternalen Serumkonzentration gemessen.
Es ist davon auszugehen, dass im Fetus therapeutische Konzentrationen erreicht werden können. Der
Übergang in die Muttermilch ist nachgewiesen; die Konzentrationen betrugen bis zu 4 µg / ml nach
maternalen Dosen von 600 mg und bis zu 2 µg / ml nach Dosen von 300 mg. Bis auf einen einzelnen
Fallbericht sind bisher keine Anzeichen für unerwünschte Wirkungen auf gestillte Säuglinge bekannt
geworden.
6.
PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1
Liste der sonstigen Bestandteile
Ethyl-4-hydroxybenzoat (Ph. Eur.), Sucrose, Simeticon, Poloxamer F68, Kirscharoma.
6.2
Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
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6.3
Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre.
6.4
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
Die gebrauchsfertige Lösung ist bei 20 °C bis 25 °C aufzubewahren und ist 14 Tage lang verwendbar.
Vor Gebrauch schütteln.
Die zubereitete Lösung nicht im Kühlschrank aufbewahren!
6.5
Art und Inhalt des Behältnisses
Braunglasflasche (Typ III, Ph. Eur.) mit Füllungsmarkierung (80 ml) an der Außenseite.
Kindergesicherte Druck-Dreh-Verschlusskappe.
Originalpackungen zu:
32 g Granulat zur Herstellung von 80 ml Lösung zum Einnehmen und
2 x 32 g Granulat zur Herstellung von 2 x 80 ml Lösung zum Einnehmen
6.6
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7.
INHABER DER ZULASSUNG
Winthrop Arzneimittel GmbH
65927 Frankfurt am Main
Telefon: (01 80) 2 02 00 10*
Telefax: (01 80) 2 02 00 11*
Mitvertrieb
Zentiva Pharma GmbH
65927 Frankfurt am Main
8.
ZULASSUNGSNUMMER
21379.00.01
9.
DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 09.10.1989
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung: 21.04.2008
10.
STAND DER INFORMATION
August 2013
13/14
Mat.-Nr.: 328925
11.
VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig.
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Jede Packung enthält als Zubehör:
1 Messlöffel mit 2,5 ml und 5 ml Messmarke.
Hersteller: Hugo Meding GmbH, Kruppstraße 8, 58553 Halver-Oeckinghausen.
CE 0044.
*0,06 €/Anruf (dt. Festnetz); max. 0,42 €/min (Mobilfunk).
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Mat.-Nr.: 328925
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