M E D I Z I N DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT geforderten psychologischen Studien hinausgehen und unter anderem klinische sowie toxikologische Ansätze beinhalten. Gerne sind wir zu einer Mitwirkung an einer derartigen Multizenter-Studie bereit! Literatur 1. Apfel B, Csef H: Angst vor Umweltgiften – berechtigte Realangst oder psychische Störung? Psychother Psychosom med Psychol 1996; 45: 90–96 2. IPCS: Report of multiple chemical sensitivity (MCS) Workshop Berlin, 21–23 February 1996 3. Kraus T, Anders M, Weber A, Hermer P, Zschiesche W: Zur Häufigkeit umweltbezogener Somatisierungsstörungen. Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 1995; 30: 152–156 4. Tretter F: Umweltmedizin: Beschreibungen sind derzeit wichtiger als Erklärungen. Dt Ärztebl 1996; 93: A-2136–2139 [Heft 3435] Bluttransfusionen in der Chirurgie Ziel einer Blutübertragung ist es, die Risiken der Anämie zu reduzieren. Die Transfusion von Erythrozytenkonzentraten ist eine kostenintensive medizinische Maßnahme. In den USA werden jährlich für 11 Millionen Blutkonserven eine bis zwei Milliarden Dollar ausgegeben. Viele Patienten erhalten vor einer geplanten Operation eine Bluttransfusion, obwohl die Indikation nicht eindeutig gesichert ist. Es bestehen mehrere Empfehlungen zur Bluttransfusion in der Chirurgie, welche jedoch nicht von allen Autoren akzeptiert werden. Bislang ist keine randomisierte klinische Studie über Blutransfusionen in der Chirurgie durchgeführt worden. Daten über den eindeutigen Zusammenhang zwischen der verminderten Hämoglobinkonzentration und einem erhöhten Mortalitätsrisiko oder einem ernsthaften Morbiditätsrisiko fehlen. Somit bleibt die Indikation zur Blutübertragung in der Chirurgie unklar. Eine amerikanische Arbeitsgruppe untersuchte diese Fragestellung. Hierzu wurde eine retrospektive Studie mit 1 958 Patienten durchgeführt. Die mindestens 18 Jahre alten Patienten hatten vor einer geplanten Operation die Bluttransfusion aus religiösen Gründen abgelehnt. Es wurden die Mortalität und Morbidität über einen Zeitraum von 30 Tagen nach der Operation ermittelt. Zusätzlich sollte der Einfluß einer kardiovaskulären Erkrankung auf die Mortalität und Morbidität untersucht werden. Innerhalb von 30 Tagen nach der Operation betrug die durchschnittliche Sterblichkeit 3,2 Pro- zent. Die Mortalität betrug 1,3 Prozent bei Patienten mit einer präoperativen Hämoglobinkonzentration von mehr als 12 g/dl und 33,3 Prozent bei einer Konzentration von weniger als 6 g/dl. Eine gleichzeitig bestehende kardiovaskuläre Erkrankung erhöhte zusätzlich das Mortalitätsrisiko. Ferner war der Einfluß eines intraoperativen Blutverlustes auf die Sterblichkeit bei Patienten mit geringer präoperativer Hämoglobinkonzentration deutlicher als bei höherer präoperativer Hämoglobinkonzentration. Eine geringe Hämo- Für die Verfasser: Dr. med. Renate Wrbitzky Fachärztin für Arbeitsmedizin Umweltmedizin Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg Schillerstraße 25 und 29 91054 Erlangen globinkonzentration führte auch zum Anstieg der postoperativen Morbidität. Die Autoren folgern, daß bei der Indikationsstellung zur Blutübertragung neben der Hämoglobinkonzentration auch kardiovaskuläre Erkrankungen und ein möglicher operativer Blutverlust beachtet werden müssen. ml Carson JL et al.: Effect of anaemia and cardiovascular disease on surgical mortality and morbidity. Lancet 1996; 348: 1055–1060 Dr. Carson, Robert Wood Johnson Medical School, Clinical Academic Building, 125 Paterson St, New Brunswick, New York 08903-0019, USA Schlüsselprotein bei Malariainfektionen Die Entwicklung eines effektiven Antimalariamittels ist das Ziel vieler Forschungsaktivitäten. Neue Ergebnisse könnten zur Entwicklung eines entsprechenden Medikamentes führen. Die Autoren verhinderten durch gentechnische Manipulation die Exprimierung des Cirumsporozoit-Proteins (CS) von Plasmodium berghei. Anschließend wurden Ratten mit den so veränderten Merozoiten infiziert. In den Erythrozyten war der Entwicklungszyklus zwischen Schizonten und Merozoiten der gentechnisch veränderten Plasmodien unverändert. Allerdings zeigten sich dramatische Unterschiede beim Wirtswechsel. Nachdem die Plasmodien durch Insektenstich auf die Anopheles-Mücken übertragen wurden, reiften die Oozysten bis zum zehnten Tag nach der Übertragung normal im Darm heran. Nach dieser Periode war die Entwicklung massiv gestört, und es gelangten keine der wenigen überlebenden Erreger in die Speicheldrüsen der Mücke, von wo sie normalerweise erneut den Wirtswechsel antreten. Die Plasmodien, welche im Darm überlebt hatten, waren außerdem auch nicht nach künstlicher Infektion in der Lage, sich in Ratten zu vermehren. Es wird vermutet, daß das extrazellulär lokalisierte CS-Protein für die Anlagerung der Plasmodien an die Hepatozyten eine entscheidende Rolle spielt. Dies könnte erklären, warum der in der Leber stattfindende Vermehrungszyklus nicht stattfinden konnte. Substanzen, die das CSProtein blockieren, könnten somit zur Bekämpfung der Plasmodien in der Mücke wie im Säuger beziehungsweise Menschen eingesetzt werden. me Menard R, Sultan AA, Cortez C et al.: Circumsporozoite protein is required for development of malaria sporozoites in mosquitos. Nature 1997; 385: 336340 Robert Menard, Michael Heidelberger Division of Immunology, Department of Pathology, New York University Medical Center, New York 10016, USA Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 6, 7. Februar 1997 (49) A-313